Um soviel besser ist das Wetter hier aber auch nicht. Nix mit Baden, denn die Sonne ist irgendwo. So hauen wir uns in die Stiefel und schauen mal was der Wald hergibt. Stundenlang stapfen wir durchs Unterholz, treffen dabei aber mehr Tschechen als Pilze. Macht nix, werden die Portionen eben kleiner ;-))
Nach einem wunderbaren Essen gehen wir noch die obligatorische Runde auf dem Campingplatz. Mal schauen, was der Nachbar so alles hat, was gekocht wird und zählen, wer wieviel Bier trinkt.
Eigentlich wollen wir weiter, aber es wird ein wunderbarer sonniger Tag, so dauerte das Frühstück länger ..... Mit Baden ist nichts, denn der See kippte und alles ist voll mit einer grünlichen Masse, die den See bedeckt. Am nächsten Tag ist es aber dann soweit, auf nach Krummau. Wir sind voller Erwartungen und Vorfreude.
Enttäuscht werden wir nicht, im Gegenteil, es ist ein traumhaftes Städtchen. Hinter dem Schloß haben wir einen Parkplatz für die ganze Nacht ausgehandelt, um abends, wenn der grosse Touristenstrom versiegt, durch die Strassen und Gassen zu schlendern. Auch wollen wir in ein empfohlenes Restaurant zum Abendessen, richtig deftige Kost soll es sein. Unsere Favoriten sind aber schon ausverkauft, so ordern wir Ente, aber auch davon geht die letzte Portion vor unserer Nase weg. Wir bekommen trotzdem genug Kalorien.
Übers Land fahren wir nach Budweis, biegen unterwegs links ab und kommen nach Holasovice, einem Dorf, welches seit Jahren auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbe steht. Hier sehen wir südböhmischen Dorfbarock. Von Budweis merken wir uns nur den schönen Hauptplatz und weiter gehts nordwärts. Das Schloß Hluboka wurde nach englischen Vorbildern umgebaut und ist eine Augenweide. Es folgen noch die Schlösser Orlik und Zvikov, die auch einen Umweg wert sind.
In Doberschisch wohnt Ricci, der mit Wolfi in Obergurgl gearbeitet hat. Den wollen wir überaschen. Nix da, unser ehemaliger Brötchengeber hat schon ausgeplaudert, daß wir im Anmarsch sind. Ricci ist nicht im Geschäft und so rufen wir ihn an, wo er denn sei. Er fährt gerade zurück aus dem Riesengebirge und in 2 Stunden sei er hier. Wir fragen noch wo wir unser Auto parken sollen und freuen uns schon auf ein Wiedersehen nach 11 Jahren. "Meine Liebe, bist du deppert" waren Riccis erste Worte, als er uns sah. Er hat die letzte Stunde überlegt, welchen Sportwagen wir doch haben könnten, wenn wir ausgerechnet nach einem Parkplatz fragen. Als er dann genau hinter uns ins Dorf einfährt und das österreichische Kennzeichen sieht, fällt er fast aus seinem Auto. Einen LKW hat er sich nicht erwartet. Ricci hat sich nicht verändert, die Jahre sind fast spurlos an ihm vorbeigegangen. Verheiratet mit einer hübschen Frau ist er und eine Tochter hat er auch noch.
Vom parteigetreuen Kom..... , Absolventen einer staatlichen Tourismusfachhochschule zum kapitalistischen Unternehmer. Weit hat er es gebracht, Lenin würde sich im Grabe drehn. Auch ein schmuckes Häuschen mit Wohnfläche für mehrere Familien wird gerade gebaut. In Ihrer Pizzeria "Olivio" haben wir sehr gut gegessen und bis in die Früh gequatscht. Wir hoffen doch, daß es bis zum nächsten Treffen nicht wieder solange dauert. Während eines Spaziergangs durch den Ort und im Schloßpark erzählt uns Ricci wie es früher einmal war und was die Wende mit sich brachte.
Es ist schwer vorstellbar für uns, da wir doch immer "alles" hatten. Für einen Camping in Prag bekommen wir noch Wegbeschreibung und eine Karte mit auf den Weg. So verlassen wir Doberschisch und entlang der Moldau geht´s nach Prag.
Camping Kotva liegt ca. 6 km vom Zentrum entfernt und direkt an der Moldau. Praktisch nicht zu verfehlen. Der Platz ist fast leer, aber doch voll. Ganz einfach, ein Bus von Roteltours steht am Gelände, mit 40 Pax ist er ausgebucht. Der Fahrer, ein netter Österreicher, ist alleine, denn die Gäste stürmen gerade Prag. Wir auch, ab in die Sandalen und der Promenade entlang, sprich wir latschen einen Radlweg der voll von Bikern und Skatern ist Richtung Zentrum. Das Land ist voll von Sportlern denken wir uns, denn es sind einige Millionen, die uns entgegenkommen oder überholen. Schöne Stadt, da kann man nichts sagen, daß das alles mal Österreich war - ein Wahnsinn. Aber Österreich kommt wieder, die Sparkasse, die Raiffeisenbank und Spar sind schon da. ;-)
Die wird begangen und wir sind froh, daß wir Apollo mit uns haben, denn so ist ab und zu ein wenig Platz zum Atmen. Wo all die Leute herkommen, daß wollt Ihr gar nicht wissen. Sogar Tschechen laufen noch über die Brücke, als Fremdenführer. Die Brücke wird gerade renoviert, wir glauben, daß sie verbreitert wird damit für alle Platz ist. Danach, ab in die Karlsgasse, auch zu eng und weiter zum Altstädter Ring. Hier ist endlich Platz. Ein schönes Haus reiht sich ans Nächste. Man hat sich wirklich Mühe gegeben beim Renoviern der Häuser, fast alle erstrahlen im neuen Glanze. Zur vollen Stunde wackelt ein Skelett am Rathausturm und die 12 Apostel lassen sich sehen. Dafür kostet die Kugel Eis, das 3fache und Bier bis zum 5fachen des normalen Preises.
Am nächsten Tag besuchen wir die Burg und aus diesem Grund bleibt Apollo im Hannibal, der gut im Schatten geparkt ist. Mit den Öffis ist man gut unterwegs, denn vorm Camping ist gleich eine Haltestelle. Eine Tageskarte haben wir uns gekauft und es hat sich rentiert. Der Eintritt zur Burg ist gestaffelt und um das goldene Gässchen zu sehen muß man schon eine große Karte lösen.
Die alte Burg ist nicht so der Renner und zum "Prager Fenstersturz" kommt man nur, wenn man "mit Blitz" fotografiert, denn ehem. Spitzel eines bekannten Geheimdienstes überwachen die Touris und sind nicht zimperlich. Aber der Dom zu St.Veit, der kanns. Über 500 Jahre haben sie gebraucht um die riesige Kirche fertigzustellen. Wir stehen nur eine Stunde an - um reinzukommen. Wunderschöne, riesige Buntglasfenster (der Wolfgang sogar öfters) machen eine tolle Atmosphäre. Das goldene Gässchen ist sehr klein, es wohnten aber große Leute drinnen ( Franz Kafka). So nun ist genug, wir müssen nach Hause, Apollo und die Schmutzwäsche warten.
Aber vorher müssen wir noch quer durch Prag und das ist manchmal nicht einfach!
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nur noch 24 Stunden in Prag
es spielen
Schmied Willi und Mörfie Eduard
Regie: Wolfgang. G.
Prag - 13.05 Uhr. Auf geht´s, ab in die Tram und schon geht es richtig los. 2 Verdächtige stürmen auf uns zu, sie bewegen sich flink und ihre geschulten Blicke huschen über die Fahrgäste im Waggon. Keiner weiß, wo die Beiden ihre Top-Ausbildung gemacht haben. Da sie schon im fortgeschrittenen Alter sind, war es sicher noch zu Zeiten als der grosse Bruder in Moskau die Zügel in der Hand hatte. Als Mütterchen UdSSR über das Schicksal der Tschechen entschied, so wie Sie es schon 68 im Frühling machte. Die Art wie sie sich bewegen erinnert uns an "Gorky Park" - alte KGB-Schule. Beide tragen braune Schuhe mit Grip-Sohlen, weiße Tennissocken, Blue-Jeans - leicht verwaschen, ehemalige - karierte Flanellhemden einer braun und der andere blau, darüber noch trendige ärmellose Jacken mit vielen Taschen - sandfärbig. Die Haare tragen beide kurz, sehr kurz sogar, es hat was militantes. Ein Dreitagebart soll sie unauffällig erscheinen lassen, aber sie sind eben zu unauffällig. Einer von ihnen trägt eine Brille mit dünnem Rand.
Die beiden Fremden scheinen alles unter Kontrolle zu haben, als Sie uns erreichen. Es glitzert ein triumphierendes, leicht süffisantes Grinsen auf ihren Gesichtern. Sie fauchen nur ein knappes "Ticket please!"
HAAAAAHAAAAAHHH!! Schurken!! Nicht mit uns !!
Denn wir sind ehrliche Bahnfahrer und auch der tschechischen Bahn (Zweigstelle Prager Linien) verweigern wir unsere Schuld nicht. Wir besitzen 2 der gültigsten Fahrkarten, die es überhaupt gibt. Sogenannte 24 Stunden Tickets. Wenn DIE sich ein ehrlicher tschechischer Abeiter jeden Tag kaufen muß, dann geht er schon fast das halbe Monat für die Tram arbeiten. 3mal lesen beide den Stempeldruck mit der Uhrzeit 20.15 Uhr, den man ganz deutlich auf der Karte entziffern kann. Wie konnte ihnen so etwas passieren! Sie waren sich doch ganz sicher, daß die Touristen verdächtig aussehen, ja sogar schon fast schuldig sind. Lange Haare, ausgewaschene Jeans, einen Rucksack auf dem Rücken und dann noch die Blicke der beiden Touristen, nach links und rechts beim Einsteigen.
Schnell fordern wir unsere Fahrkarten zurück, man weiß ja nie...
Niedergeschlagen trotten die 2 vondannen, aber nur kurz, den ganz vorne sitzt eine Japanerin. Im Sturzflug hechten beide nach vorne, nachdem der Größere schneller ist, als der andere, "muß" der Langsamere eine einheimische Frau kontrollieren, die auch prompt mit ihm zu schimpfen beginnt. Da wir beide nicht sooooo gut tschechisch können vermuten wir, daß sie sich beschwert, warum er gerade SIE kontrolliert, wenn doch soviele andere Gäste von der Prager Burg herunter fahren..... Kurzum, beide Frauen sind so schuldig, wie man nur SCHULDIG sein kann. Die Japanerin ist schon einige Tage in der Stadt und hat noch ihre alten Tickets einstecken. Es war doch immer gutgegangen (wein, plärr und die leere Brieftasche vorzeigend) und nie hätte Sie auch nur einmal daran gedacht, daß man Touristen kontrollieren würde, da man doch Devisen (augenklimpern) ins Land bringe (im Reiseführer auf S. 85! Aufpassen beim Schwarzfahren, Touris werden bevorzugt). Genau drum geht´s doch! 700,- Cash an der übernächsten Haltestelle ist eine Wechselstube. An der besagten Haltestelle hat man schon so eine Wechselstube fast direkt an das Gleis gebaut, damit man nicht weit laufen muß, um seine Schuld zu begleichen. Wie es der armen Tschechin ergangen ist, wissen wir leider nicht, weil der Fahrer der Tram unbedingt sofort und auf der Stelle weiterfahren wollte, bevor die nächsten Kontrolleure in die Waggons springen. Es waren heute schon die Dritten!!
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Nachdem Apollo "bewegt" und die Wäsche gewaschen wird, wollen wir wieder in die Stadt. Die erste Bim erreicht nur Wolfi, Verena wartet vor der sich schließenden Türe und somit nochmal von vorne. Zurückfahren zur ersten Bahnstation, Verena mitnehmen und noch einen Versuch. Prompt kommen wir auch gleichzeitig in die City. Wenzelsplatz und den Graben wollen wir besuchen, alles gefunden und für sehr schön befunden - kann man ruhigen Gewissens weiterempfehlen. Die Rückreise dauert ein wenig, denn wir haben Hunger und wollen noch was knuspern, vor dem langen Heimweg. Wir wissen nicht wie es heißt, aber es ist ein Hamburger mit Senf, Ketchup und Sauerkraut und weil ich soviel gelacht habe, hat er mir noch mehr Sauerkraut in die Semmel gedrückt. Die Fenster sind nachts immer offen! Dann kommt die Tram nicht (wir inzwischen schon wieder mit neuen 24 Stunden Tickets ausgestattet), so müssen wir eine andere Tram nehmen, um zu "unserer"Tram zu gelangen. Klingt vielleicht kompliziert ist es auch! Es fahren nämlich mehrere Linien zu uns....... Egal, als wir zuhause ankommen, erschlägt Apollo schon fast die Einrichtung mit seiner Rute. Der Arme mußte 4 Stunden Wache halten, daß ja niemand ins versperrte Haus kam. Als dann doch niemand kommen wollte, wurde ihm langweilig und er kaute so nebenbei auf einem der Fensterrahmen herum. Das Fenster ist noch dicht und bei Apollo werden wir es nie genau wissen.
Der letzte Tag in Prag.
Die nachfolgende Konversation wird in Tschechisch geführt.
Mit Apollo geht es in den Königlichen Garten, wo uns schon die erste Tante anpflaumt: Nix mit Hunditsch in Gartisch !! ???? Gesternitsch sage ich zu Ihr, ich fragtisch bei Ticketitschverkaufstellitsch, ob Hunditsch in Gartisch oder nicht?? Kein Problemitsch sagte Angestelltisch.
Pflaume: Ich weiß nix genauitsch. Ich: Aber ichitsch weißitsch genauitsch, Hunditsch an Leinitsch !!
Der Park ist nicht so schön wie in Doberschisch!
Durch die Burghöfe hindurch geht es nun hinunter zur Kleinseite. Sehr schöne Häuser flankieren die Strassen und ein Gasthaus reiht sich an das andere. Dazwischen immer wieder Kirchen. Über die Karluv Most (Karlsbrücke) schreiten wir in die inzwischen schon alte Neustadt und staunen nur so über die Porschedichte in dieser Stadt. Auch fällt auf, daß extrem viele Halbgeländeautos in der Stadt rumfahren und meißstens eine hübsche Frau am Steuer ist. Schönes Land!! Wir 3 sind dafür glücklich und per pedes unterwegs zu dem alten Friedhof der Juden. Auweia! Eintritt zahlen, und nicht zu knapp. Wir schütten kein Wasser ins Meer.
Apollo fährt heute mit der Tram und mit der U-Bahn. Dann läuft er noch den ganzen Wenzelsplatz hinauf und weiter bis zum Bahnhof, von dort mit der Tram zum Platz der Republik. Dort sieht er noch, wie ein Penner seine Kollegen bei der Polizei verpfeifft. Wie der wohl heute Nacht schlafen wird? Nachdem wir noch gemütlich ein Eis essen sagen wir Ciao Prag, setzen uns in die Tram und fahren zum Camping. Die Fahrkarte ist noch 5 Stunden gültig, der Tramfahrer kann uns aber nicht herausgeben.
Was wir noch so alles erleben, sieht man auf Seite 3