Tansania
11.11. - 10.12.2024
Währung: 1€ = 2.700,- Tansania
Shilling
Dieselpreis: 1l = 2.800,-
Einreiseort: Kasamulu Border
Das Visum kostet für uns Österreicher
50,- US Dollar pro Person und wir dürfen 90 Tage bleiben. Da unser Carnet
in 3 Wochen abläuft und wir uns die Prozedur vom Aus- und Einstempeln
ersparen wollen, (denn wir würden unser altes Carnet mehr als 1 Monat
überziehen), fragen wir nach dem TIP. Unsere Freunde Bini & Peter
haben unser Anschlusscarnet aus Österreich mitgebracht, jedoch liegt
dieses gut in Arusha, im Norden von Tansania. Bis wir in diese Gegend kommen,
dauert es noch ein Weilchen.
Als wir endlich das TIP in der Hand halten, geht es noch ans Bezahlen. 25,-US
Dollar Straßengebühr pro Monat sind fällig und der Beamte
am Schalter will natürlich Tansania Shillinge haben, die haben wir aber
noch nicht. Also raus aus dem Grenzareal, ohne Einreisestempel irren wir im
Dorf auf der Suche nach einem ATM umher. Dieser will 6,-€ Gebühren,
die Wechselstuben haben geschlossen, denn es ist Sonntag. Als wir wieder vor
dem Zollgebäude stehen, kommt uns ein Junge entgegen, der Dollar wechselt
und für uns das Prozedere mit der Einzahlung erledigt. 3 Minuten später
haben wir das Formular. Der Beamte meint plötzlich, dass das TIP für
ein kleines Auto ausgestellt sei und der Amigo ja ein Lkw ist, also müsste
er uns neu einstufen und kilometerabhängige Maut verrechnen. Wolfi kann
ihn dann doch noch vom Gegenteil überzeugen und wir verlassen 3 Stunden
später die Grenze. Achja, noch zum Gesundheitscheck, was sie checken
wissen wir nicht, allerdings sollten wir 5,- US Dollar Gebühren bezahlen
für nichts. Wortlos drehen wir um und gehen.
Diese Grenze zählt definitiv nicht zu den symphatischsten, aber dennoch
verlieben wir uns sofort in das Land. Es ist üppig grün, hügelig,
viele Felder sind bebaut mit Kaffee, Tee, Bananen, Mais, Avocados und Kartoffeln.
Es ist Bananenernte, es gibt kleine süße Bananen und welche mit
orangebraunen Schalen, die innen orange sind, die gewöhnlichen gelben,
die wir kennen und natürlich die Kochbananen, die gegrillt wie Kartoffel
schmecken. Wir kosten uns durch.
In Tukuyu sind wir mit Willy verabredet,
ein Freund von Eckhard. Im Vorfeld haben wir schon Kontakt mit Eckhard aus
Daressalam über Whats App gehabt. Er ist vor vielen Jahren aus Deutschland
ausgewandert und hatte jahrelang eine Werkstatt, die er nun nur noch hobbymässig
betreibt. Da wir ohnehin in ein paar Wochen bei ihm vorbeifahren, fragen wir
ihn, ob er denn was aus der Gegend bräuchte. Ja natürlich, Avocadoöl.
Willy hat Kontakt zu jemanden, der kaltgepresstes Avocadoöl herstellt.
Eigentlich wird alles ins Ausland exportiert und die paar wenigen Flaschen,
die dann im Supermarkt angeboten werden, sind sofort ausverkauft.
Der Weg von Tukuyu zu Willys Dorf ist ewas holprig. Stolz sitzt Willy, den
wir in der Stadt getroffen haben, auf dem Beifahrersitz und winkt seinen Nachbarn
zu. "Besuch aus dem Ausland, da werden die Dorfbewohner Wochen später
noch darüber reden", witzelt Willy auf Deutsch, denn er hat in der
ehemaligen DDR 5 Jahre eine Ausbildung zum KFZ-Mechaniker gemacht und auch
dort gearbeitet. Sein Deutsch ist noch immer gut.
Er führt uns auf seinem Besitz herum, zeigt uns das Elternhaus, welches
seit dem Tod seines Vaters leer steht, daneben befindet sich das Haus seiner
Stiefmutter und davor seines. Er erzählt uns, dass sein Vater 3 Frauen
gehabt hat, obwohl er dem christlichen Glauben angehört hat. "Aber
dafür durfte er nicht mehr in die Kirche" und schmunzelt dabei.
Wir spazieren über seine Felder, auf seine "Hass Avocados"
ist er besonders stolz. Es regnet hier sehr viel und die Gegend ist äußerst
fruchtbar. Beim Dorfwirt gibt es dann noch eine kalte Cola, denn die Sonne
heizt gnadenlos vom strahlend blauen Himmel.
Wir sind unterwegs zum Ngozi Kratersee.
Dichter Dschungel mit moos- und flechtenbehangenen Ästen, wilden Bananen
mit riesengroßen Blüten, frischer junger Bambus und leuchtend rote
Blumen. Wir graben frische Bambussprossen aus, essen sie dann später
aber doch nicht, weil wir googeln und erfahren, dass doch nicht alle Bambusarten
zum Verzehr geeignet sind.
Der Pfad wird immer schmäler und steiler, das letzte Stück müssen
wir uns an einem Seil hochziehen. Dick eingemummt sind wir schon sehr früh
gestartet, wo es noch angenehm kühl ist, denn wir haben im Vorfeld gelesen,
dass die Tsetse Fliegen ganz schön lästig werden können. Und
tatsächlich werden wir von Schwärmen verfolgt und trotz T-Shirt
und Jacke hat Verena dann 5 juckende Stiche. Die Colobus Affen (Stummelaffen)
sehen wir nur aus der Ferne. Sie leben in den Ästen und sind sehr scheu.
Ihre Ausdauer ist bedeutend länger als unsere, denn wir stehen und warten,
dass sie weiterziehen, um einen besseren Blick auf sie werfen zu können,
doch den Gefallen tun sie uns nicht. Der Kratersee liegt auf 2.200m, umgeben
vom steilabfallenden Kraterrand. Ein herrlicher Anblick.
Als wir auf die große Straße T1 treffen, die von Dar es Salaam bis nach Lusaka in Sambia führt, trifft uns fast der Schlag. Nach den 2 Monaten im beschaulichem Malawi, sind hier nun nur noch Hektik, Staub, Stau, Lärm, Geschäfte und viele Lastwagen zu sehen. Die Busse und Tuktuks haben eine ziemlich aggressive Fahrweise, sie schlängeln sich ohne Hemmungen wild durch die Fahrspuren. Wolfi stört es nicht im Geringsten und passt sich der Fahrweise sofort an, Verena ist da nicht so begeistert, aber der Beifahrer hat selten Lenkrad und Pedale...
Weit ist es nicht mehr bis zur Kaffeefarm Lungi. Mehrmals empfohlen, freuen
wir uns schon darauf. Die letzte Holzbrücke hält und beim Schranken
werden wir schon von Clemens willkommen geheißen. Neben der Pergola
im großen toll blühenden Garten parkt er uns ein. Vor uns liegt
das schöne Farmhaus und hinter uns blickt der Mount Mbeya herab.
Clemens ist 1991 als Entwicklungshelfer
nach Tansania gekommen und hängengeblieben. Bis vor kurzem hat er das
große Haus mit seiner tansanischen Frau, seinen Kindern und Schwiegerkindern
bewohnt. Doch inzwischen ist er leider unfreiwilligerweise alleine angekommen.
Das Grundstück mit den vielen Kaffeefeldern drumherum ist ein Traum.
Bananenstauden wurden zwischen den Kaffeesträuchern gesetzt, um etwas
Schatten zu spenden. Es hat nun ein paar mal geregnet und wenn die gut richenden
Kaffeeblüten Wasser bekommen, fangen sie an zu blühen. Unsere Morgenspaziergänge
in den Kaffeeplantagen machen richtig Spaß.
Jeden Morgen werden die Arbeiter neu
eingeteilt, die meiste Arbeit ist die Verlegung der Wasserleitung, damit alle
Pflanzen der Plantage genug Wasser abbekommen. So müssen die langen Aluminiumrohre
alle paar Tage an andere Orte getragen und zusammengesteckt werden, damit
überall bewässert werden kann.
Clemens verkauft Rohkaffee. Sein Sohn Paul hat sich auch der Veredelung gewidmet,
mit einer alten massiven Röstmaschine "Made in Germany" hat
er eigenen Kaffee produziert, für den man natürlich einen besseren
Preis bekommt.
Die Papayas werden reif, wir bedienen uns an den Cocktailtomaten, die zwischen
den Rosenbüschen aufgehen. Alle 15 min macht es "bumm", zuerst
wissen wir nicht, wo das Geräusch herkommt. Wolfi macht sich auf die
Suche und kommt mit 5 Avocados zurück. Die Bäume wissen genau, wann
sie die Frucht abwerfen müssen, sie muss noch etwas härter sein,
ansonsten wäre es nur noch Brei nach der Landung. Die Nachreifung für
Guacamole dauert nur noch einenTag. Wir haben noch nie so gute Avocados gegessen,
wahrscheinlich liegt es daran, dass sie bis zur Reife am Baum geblieben sind.
Zu Fuß und mit Fahrrad erkunden
wir die Gegend, treffen auch die indischen Jungs wieder, die wir in den Bergen
kennengelernt haben. Mit ihnen gehen wir indisch Essen, den Kaffee gibt es
nebenan. Wir erfreuen uns an der großen Auswahl an Obst und Gemüse.
Supermärkte gibt es nur in Form von Greislerläden, aber das Produktangebot
ist wie für uns zugeschnitten. Datteln, Haferflocken, Attar-Mehl usw.
Die europäischen Importprodukte sind ziemlich teuer, aber die brauchen
wir eh nicht. Lokal ist lecker!
Wolfi widmet sich dem Amigo, diverse Schalter, die Vorderachssperre ziert
sich und an den Sitzen mit ihren Luftleitungen und Kabeln muss nachgebessert
werden.
Nach einer guten Woche machen wir uns
wieder auf den Weg. Richtung Osten rollen wir dem Meer entgegen. Abgeerntete
Reisfelder, der Hochlandreis aus Mbeya sollte ein besonders guter sein, vorsorglich
haben wir etwas von dem Reis eingekauft. Die Felder sind umgepflügt und
alle warten auf den Regen, damit der Mais in die Erde kann.
Der Verkehr ist enorm, viele chinesische Lkws, aber auch sehr viele Scanias.
Sofort halten wir Ausschau nach kleinen Läden, wo Ersatzteile für
Scania verkauft werden. Beim 2. Shop haben wir Erfolg und bekommen den Tankdeckel,
den wir in Malawi vergebens gesucht haben.
Unendlich viele Speedbreaker, 50iger Beschränkungen und Sperrlinien.
Die Polizei ist dick vertreten und wartet nur darauf, dass man ein Vergehen
begeht. Uns wurde gesagt, dass man unbedingt auf die Weight Bridges fahren
muss, ansonsten wären saftige Strafen fällig, doch die Angestellten
wissen mit uns nichts anzufangen, da wir keine Ladepapiere haben. Also ersparen
wir uns in Zukunft das lange Anstellen an diesen Wiegestationen und fahren
daran vorbei.
Tansania ist 945.000 km² groß, also wieder genug Platz zum Wildcampen,
sollte man meinen. Es ist nicht alles bebaut und bewohnt, die Menschen sind
freundlich, nicht aufdringlich und lassen uns eigentlich in Ruhe. Wir stehen
am Ufer eines kleinen Sees. Der Fischer sitzt im Einbaum und wirft sein Netz
aus. Umgeben von Kiefernbäumen befinden wir uns noch immer auf 1.600m
mit herrlich kühlen Nächten. Von den Kiefern wird Harz gewonnen,
welches für die Terpentinherstellung notwendig ist. Der Traktor mit 4
Platten hat sicherlich auch eine Geschichte zu erzählen.
Von 1885-1919 war Tansania mit Ruanda
und Burundi eine deutsche Kolonie mit dem Namen Deutsch-Ostafrika. Sie war
die profitabelste ihrer 4 Kolonien. Wir befinden uns in Iringa, wo die Deutschen
eine Militärstation hatten, in dem Fort ist heute die Polizei untergebracht.
Es gibt noch einige der alten Kolonialbauten mit ihren verrosteten, über
100 Jahre alten Blechdächern und prächtigen Alleen. Wir parken uns
neben das Hospital auf eine unbebaute Grünfläche, bummeln durch
die Stadt und durch die Markthalle, in der gerade Fußball geguckt wird.
Die umliegenden Bauern bringen ihre Ernte hierher. Dafür müssen
sie den steilen Weg rauf. Die Krautköpfe im Korb am Gepäcksträger
sind schwer. Junge Burschen bieten sich für kleines Geld an, das Fahrrad
schieben zu helfen. Ein Großteil der Bevölkerung sind Muslime.
Der Muezzin ruft das erste Mal schon vor dem Sonnenaufgang, und das ist bereits
um 5.00 Uhr. Willy hat noch erzählt, dass es bei ihnen in Tukuyu keine
Muslime gibt, nur an der Küste seien sie heimisch. In Iringa bauen sie
gerade eine riesige Moschee, sodass die Kirchen daneben verblassen. Iringa
ist nicht allzu weit von Tukuyu entfernt...
Am späten Abend kommt die Polizei, hier im öffentlichen Park dürfen
wir nicht nächtigen. Ob wir denn eine Genehmigung hätten? Nur auf
ausgewiesenen Parkplätzen, die in der Stadt rar und eng sind oder auf
Tankstellen sei es erlaubt. Wir diskutieren nicht lange mit ihnen und geben
auf, fahren aus der Stadt raus, den Berg runter und bleiben bei dem schmutzigen
und lauten Trucker Stop über Nacht.
Die Passstraße über den Mount
Kitonga ist eng und kurvig. Die gut geladenen Lkws mit 8t pro Achse (oft haben
sie 6 oder 7 Achsen), dafür mit schwacher Motorisierung, quälen
sich bergauf. Die langen Anhänger kommen bei Gegenverkehr kaum um die
engen Kurven. So staut es sich und wir brauchen Stunden für die wenigen
Kilometer. Dann befinden wir uns in der schönen Ruaha Schlucht mit den
vielen Baobabs, die gerade blühen und grüne Blätter haben.
Neben dem Fluss reiht sich ein Zwiebel- und Tomatenfeld ans nächste.
Das Wasser muss nicht weit getragen werden.
Es ist Stau, ein Unfall schon vor Stunden, nun ist der Kran an Ort und Stelle,
um den Lkw zu bergen. Wir haben aber keine Lust auf Warten und verziehen uns
in die Ausweiche hinter dem Hügel. Heute Nacht bleiben wir hier. Erst
am nächsten Morgen entdeckt uns die Polizei, denn sie eröffnen genau
gegenüber von uns einen Checkpoint. Was wir denn hier machen? Na nach
was sieht es aus? Sie fühlen sich etwas unwohl, wenn wir sie bei ihrer
Arbeit beobachten, so haben wir zumindest das Gefühl. Erleichtert winken
sie uns hinterher, als wir nach dem Frühstück den Platz verlassen.
Nun können sie endlich voller Elan mit dem großen Abkassieren beginnen...
Die Fahrt durch den Mikumi National Park ist sehr wildreich. Obwohl ständig Lkws durchdonnern, stört es die Tiere gar nicht. Noch nie haben wir soviele Giraffen gesehen, mehrere große Büffelherden, auch noch Warzenschweine, jede Menge Impalas und Zebras. Wir erfreuen uns am Anblick. Fotos machen ist strengstens verboten, wenn man ein Tier niederfährt wird es auch richtig teuer und überhaupt Stehenbleiben sollte man auch nicht.
Augen zu und durch! Verena blickt starr auf die Straße und weist Wolfi an, wie er zu fahren hat. Seine Augen sind für knappe 60km geschlossen, denn so muss nur einer von uns die Strafe fürs unerlaubte Hinschauen bezahlen, wenn sie uns erwischen ;-)
Der große, neue Parkplatz der Notaufnahme
beim Krankenhaus in Morogoro kommt uns gerade recht. Der Gynäkologe und
Direktor des Spitals verneint unsere Anfrage bzg. Parken, weil die Präsidentin
von Tansania für eine Untersuchung erwartet wird und wir als "verdächtig"
eingestuft werden könnten. Aber er hätte da einen anderen Parkplatz
für uns, am Ende vom Gelände, hinten beim Fuhrpark. Super, Dankeschön!
Denn so ist es für uns der ideale Ausgangspunkt für die morgige
Wanderung in die Uluhuru Mountains.
Wir sehen uns etwas in der Stadt um, die bekannt für Sisal ist. Etliche
Farmer bringen ihre Ernte zu den Sammelstellen in die Stadt, wo sie aufgekauft
und ausnahmslos alles per Lkw zum Hafen in Dar es Salaam gebracht wird. Es
gibt einen quirligen Markt, eine lange Allee mit roten Flammenbäumen
führt zum Bahnhof, ein Überbleibsel der Deutschen. Der Zug fährt
noch, aber ob es noch immer Tickets für 3 verschiedene Klassen gibt,
wissen wir nicht. Gleich daneben hängt die Kleiderordnung für die
Zugfahrt, auf der sieht man, wie die Frauen in Europa und USA rumlaufen...
Will deshalb ein Großteil der Menschen in Afrika weg? ;-)
Große Jackfrüchte hängen am Baum, auf die freuen wir uns ganz
besonders. Da es im Land einige Inder gibt und Inder dafür bekannt sind,
dass sie ihrer Küche treu sind, gibt es auch echt gute indische Lokale.
Wieder werden wir nicht enttäuscht und genießen wunderbare Currys.
Der Wecker läutet um 6.00 Uhr. Die Mopedtaxis bringen uns an den Rand des Berges. Von dort aus geht es die ruppige Straße entlang hoch. Nette Gehöfte mit Maniok- und Maisfelder drumherum. Die Hühner queren gackernd die Straße, die Bananenbäurinnen bringen ihre Ernte auf den Markt. Die Straße wird erst zum Weg, dann zum Pfad. Es ist angenehm warm, nicht zu heiß, denn die Sonne ist noch nicht über den Hügel hinter uns hochgekommen. Wolfi erfreut sich an den schwarzen Himbeeren und dann sehen wir auch schon das weiße Gebäude am Hügel. Das Edelweiß, eine ehemalige deutsche Gaststätte. Brotzeit und Most gibt es keinen, zum Glück haben wir unser Frühstück mit, welches wir nun mit einer tollen Aussicht genießen. Ein paar Menschen leben im etwas heruntergekommenen Gebäude. Ob das wirklich Studenten sind? Denn das ehemalige Edelweiß soll zur Uni gehören. Nun geht es nur noch die 600 Höhenmeter bergab, das Bier haben wir uns anschließend echt verdient.
Beim Wegfahren ist die gesamte Hauptstraße
Richtung Osten gesperrt, wahrscheinlich ist die Frau Präsident nun auf
dem Weg ins Krankenhaus. Also müssen wir im Norden raus aus der Stadt.
Vorbei an Sisalfeldern rollen wir Dar es Salaam (kurz: Dar) entgegen. Die
Straße wird schließlich 3spurig, in der Mitte ist für den
Bus reserviert. Ganz modern mit Stationen, wo man nur mit gültiger Fahrkarte
Zutritt hat. Wir nehmen die Ring road und stehen gleich mal im Stau.
Die Stadt ist die Wirtschaftsmetropole, die vielen voll beladenen Lkws rollen
zum Hafen. Uns wird gesagt, egal welche Tageszeit, es herrscht immer Verkehrschaos
in Dar. Die Rikschas, die hier Bajaj genannt werden, quetschen sich zwischen
durch, die fliegenden Verkäufer finden einen Weg und Kleindiebe, die
Teile von den Lkws stehlen, haben leichte Beute bei dem andauernden Stop and
Gos. Für die ca. 25km brauchen wir 3 Stunden, dann überqueren wir
die Nyerere Brücke. Sie kostet 10.000,-TS, nun sind wir an der South
Coast. Die 1. Nacht wollen wir im Mikadi Camp verbringen. Das ist das nächste
Camp zur Fähre nach Dar, denn die monatliche Straßengebühr,
die wir an der Grenze nur für 1 Monat bezahlen konnten, will rechtzeitig
entrichtet werden.
Das Mikadi Camp ist bei den Städtern sehr beliebt, dementsprechend viel ist, speziell am Wochenende, los. Eine nette Bar, die Bungalows stehen in einem Palmenhain, der Strand ist für die Stadtnähe gar nicht schlecht mit schön türkis schimmernden, sauberen Wasser davor. Aber leider nur bis zum Vollmond, denn dann ist der Tidenhub am größten. Zusätzlich geht anständig Wind und es wird viel Müll mit den Wellen angeschwemmt. Beim Aufräumen sind sie nicht die schnellsten ;-)
Zurechtgemacht mit langer Hose und Hemd werden wir gerade noch rechtzeitig
zurückgewunken. Ein aufmerksamer Angestellter vom Camp meint, dass heute
Kommunalwahlen sind und die öffentlichen Ämter geschlossen hätten.
Also versuchen wir unser Glück am nöchsten Tag und legen uns heute
an den Strand.
Großstadt ist immer Abenteuer. Mit dem Bus zur Fähre, am Ticketschalter
gibt es für uns kein Weiterkommen, denn wir besitzen diese Scheckkarte
nicht, auf der die Fahrten hochgeladen werden. Also marschieren wir zu den
Entwertungsmaschinen, wir haben mitbekommen, dass die einzelne Fahrt 200,-
kostet - die Scheckkarte 3.000,-. So drücken wir einen beliebigen Passagier
1.000,-TS in die Hand und er entwertet seine Scheckkarte für uns mit.
Nun stehen wir mit hunderten, nein besser tausenden anderen Passagieren, in
einer stickigen Halle. Der Schweiß perlt von der Stirn, die Luft ist
schlecht und das Gatter, das wie ein Gefängnistor aussieht, noch gut
geschlossen. So oder ähnlich, nein sicherlich sehr viel schlimmer müssen
sich einst die Sklaven gefühlt haben, die von Tansania aus verschifft
wurden.
Als die Passagiere und Autos von der Fähre sind, wird das Gatter geöffnet
und die Menschen strömen los. Fotografieren verboten! Kein Wunder, denn
diese Fähre ist alt und hoffnungslos überfüllt. Zwischen den
Menschen hat kaum mehr ein Stock Platz. So mittlerweile ist die Fähre
voll und wir müssen auf die nächste warten! Das meinen aber nur
wir, denn bevor das Gatter wieder geschlossen wird, pusht von hinten der Militärpolizist
noch ein paar hundert aufs Boot, na geht doch. Wir schalten unser Gehirn auf
Nixdenkermodus und sind irgendwie froh, als wir die andere Uferseite erreichen
- Downtown!
Der Küstenstraße entlang, welche die ehemalige Kaiserstraße
war, mit dem Postamt, kaiserliche Bezirksamt und Kathedralen, vorbei an der
Fährstelle, wo die Schnellboote nach Sansibar ablegen, erreichen wir
den richtigen Turm. Im 7. Stock ist die Road Authority untergebracht. Freundlicherweise
dürfen wir gleich für die nächsten 2 Monate bezahlen, sodass
wir nicht nochmals solch ein Amt suchen müssen. Die Klimaanlage hat das
Gebäude derart heruntergekühlt, dass wir in unseren nassgeschwitzten
Hemden frieren. Der Aufzug ruckelt ein wenig, wir hoffen, dass nicht genau
in diesem Moment ein Stromausfall stattfindet, der hier ja mehrmals täglich
ausfällt. Drei Minuten später stehen wir zum Glück wieder wohlbehalten
auf der Straße. Warum kommen einem eigentlich so blöde Gedanken
unter? Hollywood lässt grüßen!
Da wir nun schon in der Stadt sind, machen wir eine Stadtbesichtigung, bummeln durch die belebten Einkaufsstraßen, durch das indisch/arabische Viertel, weiter an die Küste zum Präsidentenpalast. Der ist dann weiträumig abgesperrt, Soldaten nehmen ihren Job ernst und man muss einen Umweg über Müllberge an den Strand klettern. Von dort über einen extrem verdreckten Strandabschnitt bis zum Fischmarkt, um dort dann wieder auf die Hauptstraße retour zu kommen. Okay, wir sind zwar neugierig, ab sooo neugierig dann doch nicht. Wir drehen um und gehen zurück. Das Wasser ist schmutzigbraun, ein großes Rohr ragt mitten ins Meer hinaus bis zur Fahrrinne der Schiffe, es riecht gewaltig nach Kloake. Und das alles vor den Fenstern des Präsidentenpalastes... Mittlerweile hat es 36°C und 85% Luftfeuchtigkeit - das macht zwischen den Betonbauten keinen Spaß, aber allemal besser als über diesen Strandabschnitt zu laufen.
Wieder im Camp - ein Sprung ins Meer, das allerdings auch keine Abkühlung
bringt, denn es hat bestimmt deutlich über 30°C, aber irgendwie musste
das nach dem Stadtbesuch sein.
Der Morgenspaziergang am festen glattem Saum ist herrlich, wir passieren halb verfallene Gebäuderuinen, leere Grundstücke, die mit einem fetten Zaun umrundet sind, wahrscheinlich Grundstücksspekulanten und einigen Beach Clubs. Heute sind die Mangroven ziemlich hoch heraußen, es ist bald Ebbe. An der Werft wird fleißig gearbeitet. Der Rost muss weg und ein neuer Anstrich darüber, diverse Reparaturen werden erledigt und ganze Seitenwände neu eingeschweißt.
Der 1. Advent zieht ins Haus, Verena
bäckt Lebkuchenkuchen. Der 1. Regenguß überrascht uns. In
den letzten Tagen haben sich die dunklen Wolken immer wieder verzogen. Wir
sind mitten auf einem Spaziergang, als es zum Schütten beginnt. Schnellstmöglich
eilen wir an die Hauptstraße, wo wir das erste Mopedtaxi aufhalten.
Der Fahrer ohne Visier, halb im Blindflug durch die bereits hohen Wasserpfützen.
Bei einem tropischen Regenguß schüttet es voll runter, binnen ein
paar Minuten kann der Boden nichts mehr aufnehmen, es bilden sich Pfützen
, die verschmutzten Abwasserrinnen gehen über - alles schwimmt. Tuk,tuk,tuk....das
Moped wird immer langsamer, dann ist es aus. Hat er einen Wasserschlag bekommen?
Nein, viel banaler - es hat keinen Benzin im Tank. Wir sind mittlerweile komplett
nass, was nicht schlimm ist bei diesen Temperaturen, aber unsere Fenster beim
Amgio sind alle offen... Schnell drücken wir ihm einen Geldschein in
die Hand und springen ins nächste Bajaj. Der Lauf über die Campingwiese
wird 3x von hängenbleibenden Flipflops im Schlamm und verlorengegangenen
Schuhen in der Pfütze unterbrochen. Als wir dann endlich beim Amigo ankommen,
ist derTeppich fast wie frisch gewaschen, die Matratze tropft und seitlich
hat es natürlich auch reingeregnet. Die Ventilatoren laufen den ganzen
restlichen Tag, um das Innere wieder trocken zu bekommen. Von heute an regnet
es fast jeden Tag. Nachts bedeutet das: Aufstehen, Dachfenster zukurbeln.
Wenn der Regen vorbei ist: die Dachfenster wieder aufkurbeln, denn es ist
sofort stickig und die Luftfeuchtigkeit steigt auf 95%. Eine tolle Beschäftigung
in der Nacht, wo man eigentlich schlafen will.
Wir kramen unseren Standventilator aus dem Keller, mit der Zeitschaltuhr wollen
wir ihn Nachts betreiben. Nach einer halben Stunde ist der Strom weg. Oje,
was ist da passiert? Der große Wechselrichter will nicht mehr, auch
der kleine lässt sich nicht mehr schalten. Wolfi widmet sich am nächsten
Tag dem Problem. Er findet eine gefallene Sicherung, lötet diese, baut
ihn wieder ein. Wumm, Strom ist wieder weg. Auf die Mail an die Firma, wo
wir den Wechselrichter gekauft haben, erhalten wir die Antwort, dass wahrscheinlich
ein elektronisches Teil im 220V Bereich kaputt ist und wir ihn einschicken
sollen. Super, wie denn von hier? Zum Glück haben wir noch einen kleinen
Wechselrichter im Fahrerhaus, den Wolfi nun nach hinten verlagert. Allerdings
ist der zu schwach für den Pürierstab, Föhn und die Warmwasseraufbereitung,
jedoch der Ventilator, das Notebook, den Mixer und die Kaffeemühle schafft
er. Es ist schwierig in Tansania Ersatz zu bekommen. Vielleicht finden wir
einen in Kenia, was ja unsere nächste Destination ist. So widmen wir
unsere Aufmerksamkeit den Früchten, Haben wir schon erzählt, dass
Ananas und Jackfruit gerade Hochsaison haben? Achja,Mangos sind auch noch
immer aktuell.
Es gefällt uns in Mikadi. So werden aus zunächst nur einem Tag schließlich 10 Tage. Die Sonnenliegen sind zwar etwas abgeranzt, bieten aber eine schöne Aussicht aufs Meer, die Wochenenden sind sehr laut, Partymusik vom Nachbarresort die ganze Nacht hindurch. Jedoch unter der Woche ist es herrlich ruhig, nur Spätnachmittags kommen die Einheimischen zum Flanieren. Die meisten können nicht schwimmen, also werden Autoreifenschläuche als Schwimmhilfen verliehen. Samosa- , Chips- und Erdnussverkäufer bieten ihre Waren an. Wenn die Sonne untergeht ist es angenehm, hin und wieder geht noch etwas Wind, dann wird es richtig kühl am Strand.
Die Infrastruktur passt. Es gibt einen
lokalen Markt in der Nähe. Wir erfreuen uns an den megasüßen
Früchten und kosten uns durch die lokale Küche. Kochbananen in pikanter
Sauce mit Ugali (Maisbrei) und Birjanis und Pilaus. Der frisch gepresste Zuckerrohrsaft
gemischt mit Ingwer und Limette ist ein Hit.
Wir sehen den Eislieferanten zu, wie sie die großen Eisblöcke an
den Strand liefern und in die Fischerboote hieven. Bei diesen Temperaturen
muss der frische Fang sofort gekühlt werden. Morgens sitzen die "Frühstücksfrauen"
an ihren Kochtöpfen, welche mit Fritieröl gefüllt sind. Hefebällchen,
Maniokkugeln, Chapatis mit reichlich Öl werden raus gebacken. Es riecht
sehr verlockend, dementsprechend gut besucht sind sie auch! Das Marktgelände
schwimmt nach dem allmorgendlichen Regenguss und wir hüpfen wie all die
Lokalen auch, von einem trockenen Fleck zum anderen. Irgendwie will niemand
in diese Pfützen steigen...
Das Leitungswasser ist leicht salzig und es ist gar nicht einfach an gutes frisches Wasser zu kommen. Die Einheimischen können kaum Englisch, Suaheli ist ihre Sprache. Da auch in den umliegenden Ländern Suaheli gesprochen wird, geben wir uns Mühe und lernen ein paar Brocken. Maji safi - sauberes Wasser. Der Wasserlieferant, der seinen Wagen mit 25l Kanistern in die Stadt zieht und es an die Haushalte liefert, die sonst keinen Zugang zu frischen Wasser haben, schaut uns mit mit großen Augen an. Ok, der kann uns wohl nicht weiterhelfen. Wir probieren unser Glück beim nächsten Wasserlieferanten und der lässt nicht lange auf sich warten. Er muss nicht mehr mit Körperkraft seinen Wagen ziehen, sondern hat 2 Esel davorgespannt, er hat aber nun auch viel mehr Ladung auf seinem Wagen. Für 25l will er 1.000,- TS. Er erklärt uns zwar den Weg zum Wasserhahn, es klingt aber sehr kompliziert und ob der Zufahrtsweg für uns passend ist, kann er auch nicht beantworten. Also kaufen wir ihm 8 Kanister ab. Das Wasser tanken dauert eine Weile und Verena hat Zeit die vielen Kanister zu zählen, sie kommt auf 1,5t Zuglast für die Esel. Das ist aber jede Menge!
Da wieder ein Wochenende mit nächtlichem Lärm vor der Türe steht, ziehen wir weiter in den Süden, zum Bamba beach. Das Resort sieht nicht mehr schön aus, etwas verfallen und vermüllt, aber das Einfahrtstor wird neu gemacht. Die Picknickplätze unter den Kasuarien sind Magnet für die einheimischen Tagesgäste, die 5.000,-TS Eintritt bezahlen müssen. Unseren Amigo parken wir unter den Bäumen. In das Wasser rein ist feinster Sandstrand, kein Stein stört. Beate und Michael kommen angefahren. Die beiden haben wir in Malawi zufällig getroffen und nun vor ein paar Tagen ihren Camper parken sehen. Nachdem wir sie kontaktiert haben, bekamen wir die Antwort, dass sie morgen wieder von Sansibar retour kommen und wir uns dann treffen können.
Wir grillen gemeinsam Fisch, trinken viele Gläser Wein und ratschen die
halbe Nacht. Abends, wenn die Tagesgäste abreisen, wird es ruhig. Neben
uns hat sich ein Mercedes eingeparkt. Leider vergisst Jonas seinen Autoschlüssel
in der Badehose, als er ins Wasser geht. Zum Glück hat er ihn nicht verloren,
jedoch die Elektronik ist beleidigt und er kann seinen Sportwagen nicht mehr
starten. Bis spät in die Nacht probieren die angeforderten Mechaniker
mit Hilfe von Wolfi und Michaels Werkzeug den Schlüssel wieder zu reparieren.
Fazit: Jonas lässt sein Auto stehen und kommt ihn am nächsten Tag
abholen, wenn der Schlüssel hoffentlich wieder funktioniert.
Beate und Michael schwärmen uns von ihrer Lieblingsinsel Sansibar vor,
sodass wir richtig Lust darauf bekommen. Eigentlich wollten wir weiter in
den Süden, die nächsten Strandabschnitte erkunden. Aber wir ändern
unseren Plan, es geht wieder retour zum Mikadi Camp, wo wir den Amigo parken
wollen. Wir buchen die Hotels und die Fähre, morgen fahren wir nach Sansibar.