Malawi 2
12.10. - 11.11.2024
1€ = 1.900,- Malawi Kwatcha offiziell/
2.600,- MK auf der Straße
1l Diesel = 2.734,- MK
Ausreise: Songwe Border
In Mulanje gibt es viel Auswahl an Gemüse und Obst. Wir erfreuen uns an Zimtäpfeln, Ananas, kleinen süßen Bananen, frischen grünen Salat und Auberginen. Wahrscheinlich wird einiges aus Mosambik importiert, die Grenze ist nur wenige Kilometer entfernt. Die Fahrradtaxis sind sehr cool und zum Teil liebevoll gerichtet. Der Gepäcksträger wird stabiler gemacht, mit dicken Kunststoffpolstern bestückt, um gemütlich sitzen zu können. Zusätzlich sind Fußraster seitlich angebracht, damit man die Fahrt genießen kann, während der Fahrradtaxler kräftig in die Pedale tritt.
Der Weg führt uns nach Blantyre,
aber zuvor wollen wir noch nach Thyolo zu den Teeplantagen. Beim Sports Club
können wir uns einparken. Ein schönes Gelände mit Swimmingpool,
Tennis-, Squash- und Cricketplatz. Hier traf sich die weiße Elite am
Wochenende zum Sporteln, Abhängen und Feiern. Zumindest war es mal so,
der bemühte Rezeptionist erzählt uns, dass es nur noch 15 weiße
Mitglieder gibt, die meisten verlassen das wirtschaftlich ruinierte Land.
Der Teepreis ist momentan im Keller, zumindest hören wir es so. Dafür
gibt es nun umso mehr schwarze Mitglieder und "Tages-Mitgliedschaften".
Es ist Wochenende und viele Inder aus Blantyre finden sich heute zum Cricketspiel
INDIEN gegen SRI LANKA ein. Als echte Österreicher haben wir mehr Interesse
an der Umgebung, als an Cricket. Eine sanfte Hügellandschaft mit Teepflanzen,
die nun kurz vor der Ernte stehen. Die Jacarandabäume sind noch am Blühen
und ergeben einen tollen blauen Kontrast in der grünen Landschaft. Ein
Augenschmaus!
Die Arbeiter der Teeplantagen wohnen in ihren Hütten am Rande der Teefelder.
Schon von weitem erkennen sie uns als "Mazungu" (Weißer) und
die Kinder schreien lauthals im Chor. Das Feuer brennt vor der Hütte,
auf dem der Maisbrei kocht, die Mutter stillt ihr Baby auf der Matte am Boden
und der Vater schwingt dahinter seine Hüften zum Beat. Es ist Wochenende
und der große Lautsprecher steht vor dem Eingang. Lautstark überschlägt
sich der afrikanische Song aus den kaputten Boxen. Ein Lärmpegel, der
uns gleich einen Schritt schneller gehen lässt.
Vor der Kirche werden wir schon erwartet, der Pfarrer verwickelt uns in ein
Gespräch, woher, wohin und wieso. Natürlich müssen wir uns
ins Gästebuch eintragen und eine Spende für die Kirche wäre
auch nett.
Blantyre ist die zweitgrößte
Stadt im Land und das eigentliche Wirtschaftszentrum. Wir sind auf der Suche
nach einem Verschluss für unseren 200l Tank. Nach dem 8. Shop vergeblichens
Fragens geben wir auf. Wolfi hat vor ein paar Tagen entdeckt, dass der Tankdeckel
aufgebrochen wurde. Der Tank ist leer, ca. 40-50 Liter Diesel sind weg. Gestohlen,
rausgesaugt und abtransportiert. Wo ist uns das passiert? War es in Zomba
oder schon vorher, als wir den Amigo für ein paar Stunden neben der Straße
geparkt haben, um unsere tägliche Runde zu Walken? Egal, wir werden es
nie wissen und der Diesel ist ohnehin weg.
Bevor wir in Malawi eingereist sind, haben wir die ungefähr zu fahrenden
Kilometer ausgerechnet und die Menge Treibstoff getankt. Der Treibstoff im
Land ist teurer, als in den Nachbarländern, das wurde uns von anderen
Reisenden mitgeteilt und es gibt manchmal Engpässe. Eine lange Schlange
Autos an den Tankstellen... oh nein, uns ahnt schlimmes! Und wirklich, es
ist wieder einmal soweit, der Teibstoff im Land ist fast verbraucht und jeder
versucht noch ein paar Liter zu
ergattern.
Das wirkt sich natürlich negativ auf die ohnehin schon marode Wirtschaft
im Land aus. Kein oder eingeschränkter Güterverkehr, die Fischer
können mit den großen Booten nicht auf den See rausfahren, die
Notstromgeneratoren laufen nicht... Außer man kauft den verwässerten
Treibstoff überteuert am Schwarzmarkt oder man hat ein paar gute Connections.
Wir hoffen, dass wir mit unserer Dieselmenge nach Tansania kommen, noch sind
wir im Süden und es sind einige Kilometer bis zur Grenze hoch im Norden.
Unser Augenmerk liegt nun auf unserem zweiten Dieseltank. Die Nächtigungsplätze
nehmen wir genau unter die Lupe. Ist der Platz sicher genug? Nicht dass uns
des Nachts der restliche Diesel geklaut wird, denn der ist nun wertvoll wie
nie.
Der Grund, wieso es einen Treibstoffengpass im Land gibt, ist ganz einfach
erklärt: Devisenmangel. Die wertvollen US-Dollars werden am Schwarzmarkt
zu einem viel besseren Kurs getauscht als offiziell auf der Bank. Viele Menschen
wollen ihr Geld aus dem Land bringen oder in einer stabilen Währung parken,
dafür brauchen sie Dollar, denn die Kwatcha akzeptiert außerhalb
von Malawi niemand. Das Geld wird derzeit jeden Tag weniger wert. So gibt
es einfach zuwenig Devisen im Land, denn der Treibstoff muss in Dollar bezahlt
werden.
Am Markt schlendern wir entlang der Verkaufsstände, wollen in der Viktoria
Road Dollar wechseln und Mittagessen gehen. Die mobile Küche mit den
vielen Töpfen im Pkw-Anhänger sieht nicht so einladend aus, wir
bevorzugen das Masala Dosa beim Inder um die Ecke. Den fliegenden Verkäufern
nehmen wir ein paar prächtige Mangos ab und schlagen bei den gerösteten
Macadamianüssen zu. In den Städten muss man sich mit Lebensmittel
eindecken, denn am Land gibt es nicht viel, außer Tomaten, Zwiebeln,
kleine getrocknete Fische namens Usipa und wenn man Glück hat, irgendwelche
grünen Blätter.
Nach dem Trubel in der Stadt freuen wir uns auf einen köstlichen Illy
Cappuchino bei Giorgio. Ein toller großer Garten, wo wir auch übernächtigen
können. Giorgio aus Italien ist schon seit einigen Jahrzehnten hier,
seine Eltern hatten eine große Teeplantage, die sie aber an die Regierung
verkaufen mussten. Sein Cafe im geschichtsträchtigen Mandala Haus ist
nunTreffpunkt für die weißen Expats, daneben hat er einen Shop
mit Kunsthandwerk und landestypischen Souvenirs. An der Außenfasade
hängen gemalte Bilder von einem lokalen Künstler.
Ab in den Norden, wir wollen die Westseite des Malawisees erkunden, Strandhopping sozusagen. Wir haben uns ein paar Resorts ausgesucht, die wir nun anfahren wollen.
Die Hauptstraße teilen wir uns heute wieder mit den Fahrradfahrern, diesmal transportieren sie dicke Grasbündel, Ziegen und sogar dicke Schweine werden festgezurrt am Gepäcksträger ins nächste Dorf gefahren. Es ist sehr ländlich, die Felder werden für den ersten Regen vorbereitet, denn dann können sie ihr Hauptnahrungsmittel, die Maiskörner in die Erde setzen. Die Uferstraße in den Norden ist, höflich ausgdrückt, in keinem guten Zustand. Die Chinesen sind damit beschäftigt eine neue Straße zu bauen, daneben wurde eine provisorische Piste geschoben, auf der wir nun "fahren". Es staubt und geht nur langsam voran, was die lokalen Kindern sehr freut.
Als Mazungo erkannt werden wir lauthals
schreiend willkommen geheißen, laufen neben dem Amigo her. Mazungo,
money, money, mazungo - im Chor, was ganz schön nervig sein kann. Bei
unseren Morgenspaziergängen, wo wir der Dorfbevölkerung direkt ausgesetzt
sind, ist es noch um ein Vielfaches schlimmer, denn dann werden wir kilometerweit
verfolgt. Noch kein Kaffee intus und auch noch nicht so richtig munter, fällt
es manchesmal schwer, nicht unfreundlich zu der Kinderschar zu sein. Verena:
good morning! die junge Dame: Money? You give me money!
Meist der einzige Satz, den die Kinder auf Englisch können. Und das 20x
an einem Morgenspaziergang;-)
Es ist nicht nur die Bettlerei, sondern allgemein die Grundfreundlichkeit,
wie zumindest Grüßen oder ein Zurücklächeln, welches
man in vielen afrikanischen Staaten findet, diese Grundfreundlichkeit fehlt
etwas - so empfinden wir es. Im Reiseführer wird von "the warm heart
of Africa" gesprochen und auch die Einheimischen wissen von diesem Begriff,
denn wir werden des öftern gefragt, welches afrikanische Land am Schönsten
ist und wie es uns in dem "warm heart of Africa" gefällt. Hmmm...
da würden wir andere Länder nennen und Malawi nicht dazu zählen,
obwohl es natürlich auch sehr viele nette Menschen gibt und landschaftlich
schon seinen Reiz hat.
Es ist die Nacht des großen Mondes und Wolfi versucht den Supervollmond aufs Foto zu bringen.
Große Holzstämme werden herbei getragen, denn Ziegelbrennen braucht ein gutes Feuer. Die Nachfrage nach den Ziegeln muss enorm sein, denn Ziegelbrennereien sehen wir genügend.
Puderzuckersand, dunkelblaues Wasser,
die Sonne lacht vom Himmel, es hat 35°C - der perfekte Badetag. Würde
man meinen, aber das Krokodil, welches täglich am Ufer entlang patroulliert
und direkt im Schilf nebenan seinen Schlafplatz hat, hält uns davon ab.
Am Strand lesen und abhängen ist auch schön.
Wir sind in der Ngala Lodge, stehen auf einer herrlichen Wiese unter großen
Bäumen. "Das hört sich nach einem Lkw an", meint Wolfi
und schon kommt ein 3Achser heruntergerollt. Die französische Familie,
die wir vor ein paar Wochen im Liwonde Nationalpark angetroffen haben, trudelt
ein. Morgen haben sie Tickets gebucht für das Schnellboot nach Lekomo
Island. Eine kleine Insel im Malawisee, näher zu Mosambik als zu Malawi,
3 Stunden Fahrt. Das Baumhaus, welches sie gebucht haben, sieht sehr nett
aus und so auch der Strand. 15 Leute haben auf den Schnellboot Platz und es
ist ausgebucht.
Lange sind wir tags drauf nicht alleine. Yussuf, der marokkanische Radfahrer,
den wir vor 2 Jahren in Mosambik getroffen haben, kommt angerollt. Mit dabei
ist Nadine aus Deutschland. Gemeinsam wollen sie nun bis Ende nächsten
Jahres nach Marokko radeln, die Westseite Afrikas hoch.
Abends fahren die Fischer raus, mit "Moskitonetzen" fischen sie
die Usipas raus, die überall auf den Trockengestellen ihren Duft verbreiten.
Wir kaufen sardinengroße Usipas, dazu noch etwas Grillkohle, Tomaten
und Zwiebel für eine Salsa - der sexy Koch kann sich nun ans Werk machen.
Dafür hat dann Verena am nächsten Tag Küchendienst und bereitet
frische, selbstgemachte Bandnudeln mit Tomatensauce zu.
Der Waran hat es nicht eilig. Aus dem Busch trottet er Richtung Sandstrand, dreht wieder um und kehrt in die nebenanliegenden Sümpfe zurück. Allerdings hat es Verena dann eilig, als sie die ca. 10cm große Spinne entdeckt. Genüßlich verspeist diese etwas Undefinierbares vor unseren Augen.
Nach einer Woche wollen wir weiter -
Sunga Moyo - ist unser nächstes Ziel. Eine typische malawische Resortzufahrt,
zugemüllt, holprig, eng, tief hängende Äste geht es vom Dorf
zur Anlage am Strand hinunter. Und nun kommen noch die Mangos dazu. Die Bäume
sind prall gefüllt und reifen nun heran. Die Äste hängen dementsprechend
tief, weil sie so schwer sind. Mit unserer abgestreiften Ernte am Dach, kochen
wir dann gleich erstmal ein paar Gläser Mangomarmelade ein.
Das Resort hat verschiedene Badebuchten mit Felsen dazwischen, an denen bemerken
wir, dass das Wasser jeden Tag weniger wird. Vielleicht haben sie im Süden
die Schleusen mehr geöffnet? Um Platz für den Regen zu machen, der
in ein paar Wochen einsetzten soll. Oder ist es die tägliche Verdunstung?
Einst liebevoll gestaltet, mit netten Bemalungen im Duschbereich, der "donkey" (Boiler) wird tagsüber mit Holz eingeheizt, um Warmwasser zu machen, die Bar und das Restaurant sind leider verwaist. Seit Corona herrscht kein Betrieb mehr. Martin, der Manager, langweilt sich etwas, er würde lieber mehr Gäste begrüßen wollen, doch die Besitzer des Anwesens sind weit weg in der Hauptstadt und kümmern sich zuwenig um die Vermarktung.
Wir sind umgeben von Mangobäumen,
die wir uns mit den Affen und dem Personal teilen. Wer ist schneller? Meist
sind es doch die Vierbeiner, aber wenn die Mangos nicht die richtige Süße
haben, beißen sie nur einmal rein und lassen die angebissene Frucht
dann einfach fallen. Solche Banditen!
Die ganze Woche sind wir alleine im Resort, lesen viel, sitzen auf der Terrasse
und lauschen den Rufen der Schrei-Seeadler, machen Mangopulp, welchen wir
einfrieren, backen Pizza im Potjie. Spazieren den langen Strand lang. Hinüber
zum Chintheche Strip mit seinen Resorts, dazwischen verwaiste Resortruinen
und kleine Fischerdörfer. Die Männer sind morgens am Netze flicken.
Heute haben wir mal die Möglichkeit und können einen größeren
Fisch erstehen - einen Catfisch.
Auf der anderen Seite liegt das Makuzi Resort, wahrscheinlich die netteste
Unterkunft mit dem schönsten Strandabschnitt. Weil jedoch die Zufahrt
für unseren Amigo nicht groß genug ist, fahren wir mit dem Fahrrad
dorthin. Der lokale Kaffee schmeckt hervorragend und wir genießen den
Blick auf den See, plaudern mit anderen Campern, sehen uns im Shop um, bevor
es wieder retour geht.
Im Dorf wird Cassava geschält und geschnitten, um dann getrocknet zu
werden. Cassava-Nshima ist neben dem Mais-Nshima ihre tägliche Mahlzeit.
Die Frauen haben eine Mordsgaudi mit uns, wir sind eine Abwechslung bei ihrer
täglichen Arbeit. Die Touristen sind aber heute wieder neugierig...;-)
Wenn die Usipas trocken genug sind, werden die Fischchen in große Säcke
verpackt und von Händlern abgeholt, um im ganzen Land verkauft zu werden.
Kurz im Wasser eingeweicht, werden sie dann in eine Art Suppe gelegt oder
eben mit Tomaten und Zwiebeln zu einer Sauce verkocht, welche nun zum Nshima
gereicht wird.
Die Hühnerställe sehen aus wie größere Vogelhäuser.
Am Abend wird das Federvieh durchs Loch geschoben und gut verschlossen, um
die Eier- und Geflügeldiebe wie Mungos oder Greifvögel fernzuhalten.
Zum Glück haben wir ein größeres Gefrierfach, welches vollgestopft mit Fleisch und Käse aus Namibia war, aber langsam geht der Inhalt zu Neige. Das Schwein, welches neben der Straße verkauft wird, ist nicht ganz so unseres. Keine Ahnung, wie lange es schon in der prallen Sonne hängt. Auch bei den frittierten "Fleischstücken", bleibt Verena lieber hungrig. Es werden wohl eher irgendwelche Gedärm- und Innereienstücke sein...
Muzuzu - die drittgrößte und
einzige Stadt im Norden. Unsere Gastankflasche will gefüllt werden. Nachdem
David seine Mittagspause beendet hat, pumpt er händisch unsere Flasche
voll. Daneben gibt es eine Apotheke, bei der wir Billharziosetabletten kaufen,
12 Wochen dauert die Inkubationszeit, danach sollen wir die Entwurmungstabletten,
die übrigens auch die Hunde und Katzen bekommen, schlucken.
Vorbei an den vielen Tischlereien, die Tische, Stühle, Betten und Schränke
direkt neben der Straße fertigen und verkaufen.
Die Nacht wollen wir beim Mocondo Camp verbringen. Ein italienisches Pärchen hat hier eine Oase geschaffen. Sobald man das Tor passiert, glaubt man in einer anderen Welt zu sein. Liebevoll eingerichtet, bepflanzt und stylisch dekoriert - der Wohlfühlfaktor ist groß. Das Essen ist sehr gut, das Ambiente top und die Starlinkverbingung hervorragend. Der Abschied fällt schwer... denn es warten viele Löcher im Asphalt, aufgewirbelter Staub in der Luft und Müll am Straßenrand auf uns. Das normale Leben halt.
Wir biegen links ab ins Landesinnere, wir wollen hoch nach Livingstonia. Die Bergwelt im Norden ist ansprechend. Die Kleinbauern wären bei uns in Österreich Bergbauern. Steile Felder an den Hängen, alles wird händisch bearbeitet. Es erscheint uns, als ob in dieser Gegend weniger Menschen wohnen, als im Süden und der Mitte von Malawi. Viel gibt es nicht, sie leben von dem was sie anbauen und oft reicht auch das nicht.
Es ist Sonntag, als wir uns in Livingstonia einparken. Aus der Kirche schallt lauter Gesang, niemanden hält es auf den Bänken, jeder schwingt mit der Hüfte und singt mit Inbrunst. Jeden Sonntag ist Messe. Die ca. 150 Jahre alte Kirche gehört zur Mission und wurde von einem Schotten errichtet. Sein ehemaliges Wohnhaus, das "Stone House", ist heute ein Museum, es gibt einen bescheidenen Clocktower und ein großes Hospital, einst das größte Spital des zentralen Afrikas. Umgeben von Pinien auf einem Plateau mit schönem Blick auf den See, wirkt Livingstonia etwas verschlafen. Allerdings gibt es da ja noch eine Universität, die von vielen Jugendlichen besucht wird.
Wir wollen weiter zur Mushroom Lodge. 3 Campingplätze, Bungalows und
ein nettes Restaurant hoch oben am Abhang gebaut mit Blick runter auf den
Malawisee. Eine coole Location! Obwohl wir auf ca. 1.000m sind, ist es tagsüber
nicht viel kühler als im Tiefland, welches auf 500m liegt. Also läutet
der Wecker um 5.30 Uhr, kurz nach Sonnenaufgang. 16km Wanderweg liegen vor
uns, wir wollen zum Chombe Viewpoint. Das Frühstücksmüsli schmeckt
nach dem Aufstieg und mit dieser tollen Aussicht doppelt so gut. Die Sonne
knallt bereits vom Himmel, als wir um 11.30 wieder zu Hause ankommen.
Diese Eco Lodge ist besonders bei Radfahrern
beliebt. Jeden Tag kommen sie angerollt aus Australien, Deutschland, Kanada,
die meisten wollen in den Norden. Viele haben ihre Fahrräder nach Südafrika
fliegen lassen und radeln nun den afrikanischen Kontinent hoch. Wenn die kräftige
Messingglocke um 18.45Uhr geläutet wird, ist das Abendessen fertig, vegetarisch,
vom eigenen Garten. Der Strom kommt vom nahegelegenen Wasserfall, dort wurde
ein kleines Kraftwerk gebaut. Die Duschen sind Outdoor mit Blick auf den See
hinunter, ebenso die Komposttoiletten.
"Schau, sind das nicht Tanklaster" sagt Wolfi und deutet
auf die Uferstraße. Gibt es endlich wieder Treibstoff? Bei uns wird
es nämlich eng, besonders wenn wir die große Umfahrung nehmen müssen.
Es gibt eine alte Serpentinenstraße runter an den See, ca. 10km lang.
Das Camp, wo wir hin wollen, sehen wir bereits von hier. Wir sind den Weg
bis zur Hälfte hinunter marschiert und Verena hat dann beschlossen, dass
sie diese enge, unterspülte, felsige Piste mit vielen Haarnadelkurven
nicht fahren will. Das bedeutet nun die 50km retour zur Abzweigung und dann
noch 50km übelste Schlaglochpiste amSee hoch, aber dafür breit genug.
Da könnte es mit dem Diesel eng werden...
Aber bevor die Fahrt los geht, wollen
wir den höchsten Wasserfall des Landes besichtigen. Ein schöner
Anblick, in der Regenzeit muss er besonders beeindruckend sein. Eigentlich
kann man sich den Eintritt sparen, denn man steht vor dem Felsen, wo das Wasser
herabfällt, also viel zu nahe. Stattdessen sollt man dem Lovers Nest
Restaurant einen Besuch abstatten. Der Besitzer freut sich über Umsatz
und auf seiner Terrasse hat man den besten Blick auf den Wasserfall. Von dort
fotografiert.
Der letzte Abend: Blick auf das Tiefland, die untergehende Sonne lässt
das Wasser am See glitzern, die Vögel suchen ihre Schlafplätze in
den Astgabeln auf, die Grillen beginnen zu zirpen - herrlich.
Im Chitimba Camp bei Ed & Carmen verbringen wir die letzten Tage in Malawi. Wir parken im großen Garten unter dem Leberwurstbaum, teilen uns den Platz mit 2 Overlander trucks aus Südafrika. Nomad tours and Acacia tours sind bekannt für ihre geführten Touren von Kapstadt nach Nairobi oder umgekehrt. Man kann die gesamte Reise mitmachen, oder einfach nur Teilstrecken. Chongi aus Amerika ist in Livingstone in Sambia zugestiegen und fliegt von Dar es Salam in Tansania wieder nach Hause. Entweder wird im Zelt oder in einem Bungalow genächtigt. Susi, die kenianische Köchin bereitet 3 Mahlzeiten zu, abwaschen muss jeder sein Geschirr selber, auch das Zelt ab- und aufbauen. Die Sitze im Truck werden durchgemischt, sodass jeder mal den besten Platz ganz vorne bekommt, denn die meiste Zeit der Reise verbringt man eben dort. Durch die Scheibe zieht die afrikanische Landschaft an ihnen vorbei. Morgen früh starten sie um 6.00 Uhr, denn die nächste Nacht verbringen sie bereits in Irinda in Tansania. Poah... denken wir, bis dahin brauchen wir bestimmt 2 Wochen. Dem buntgemischten Publikum gefällt es und das ist das wichtigste!
Auch hier am Ufer war im Frühling
und Sommer alles überschwemmt. Carmen erzählt, dass sie die großen
Bäume, die sie in einer Allee zum Seeufer gepflanzt hatten, umschneiden
mussten, weil sie abgestorben sind. Nun gibt es nur noch einen erhöhten
Pfad ans Ufer. Links und rechts davon sind Reisfelder, die sie während
Corona angelegt haben, wo die Einnahmen ausgeblieben sind. Bei 3 Ernten pro
Jahr ist das ein nettes Einkommen, nun haben sie die Felder ihren Angestellten
überlassen.
Kein Licht in der Dusche - entweder Türe offen lassen oder das Handy
mitnehmen und damit Licht machen. Afrika erfordert oft Improvisation. Seit
gestern gibt es in der ganzen Region keinen Strom, denn dieser wird durch
Generatoren erzeugt, die aber nun keinen Diesel mehr haben. Die Mail dazu,
dass der Strom abgeschaltet wird, kommt 1 Tag verspätet und keiner weiß,
wann die Dieselversorgung der Generatoren wieder gewährleistet sein wird
.
Als ein Mitfahrer vom Overland truck
Ed auf die schwarze Wolke aufmerksam macht und fragt, ob es denn dort brennt,
meint dieser lachend, dass das die "lakeflies" seien. Die winzigen
Fliegen kommen mehrmals im Jahr, schlüpfen unter der Wasseroberfläche,
steigen auf und bilden riesige Schwärme am Himmel, sie werden vom Wind
weitergetrieben. Für uns eine Plage, doch von den Einheimischen ungeduldig
erwartet, denn sie ziehen mit dem Kescher durch die Gegend und versuchen soviel
wie möglich zu fangen. Im Bananenblatt eingepackt und über offenem
Feuer gebraten, ist es für sie ein zusätzlicher Proteinschub.
So hat es auch wieder einen Vorteil, dass es heute keinen Strom gibt, sprich
auch kein Licht, auf das die Fliegen gehen würden.
Ein junges britisch/kenianisches Pärchen kommt angefahren. Alle Zelte in England abgebrochen, wollen sie sich nun in Kenia sesshaft machen. Das Auto wurde nach Südafrika verschifft, dort ein Wohnwagenanhänger gekauft und mit diesem Geschoss sind sie nun auf dem Weg nach Kenia, wo Eltern und Geschwister leben. Jonny möchte, dass sein Sohn in Kenia aufwächst. Wir tauschen Telefonnummern aus und versprechen uns zu melden, wenn wir dort sind.
Ab Übermorgen läuft unsere
tansanische Autoversicherung, die wir vorab schon in Sambia abgeschlossen
haben. Also machen wir uns auf den Weg zur Grenze.
Wir rollen durch das Reisanbaugebiet, die Menschen sind beschäftigt ihre
Häuserdächer mit neuen Gras einzudecken, bevor der Regen kommt.
Die Straße ist mit jeder Menge Schlaglöchern übersät,
viele Tanklastwagen kommen uns entgegen, alle auf den Weg in den Süden,
denn dieser wird zuerst versorgt. Sämtliche Tankstellen hier im Norden
sind leer. Wenn wir schön gemütlich fahren, wird es sich wohl bis
zur Grenze mit unserem Diesel ausgehen, so hoffen wir es halt. Gleich dahinter
gibt es Tankstellen.
Unser letztes Geld wollen wir für Lebensmittel ausgeben, aber außer
Tomaten und wenigen Zwiebeln gibt es nichts. Doch... Mangos und zwar in Unmengen.
Sie werden von den Einheimischen noch unreif vom Baum geholt, in großen
Säcken verpackt und abtransportiert. Auch auf den Weg zur Grenze wird
es nicht besser. Sobald man mit dem Fahrzeug etwas langsamer wird, stürmen
die fliegenden Verkäufer herbei. Am Kopf ein schwerer Kübel, vollgeschlichtet
mit Mangos, die großen rotgrünen, die Wolfi so gerne mag und die
kleinen gelben mit dem süßen, fasrigen Fruchtfleisch, welche Verenas
Lieblinge sind.
Vor uns eine Polizeikontrolle. Stop! Führerschein und Versicherung! Wir reichen die Papiere bereitwillig rüber. Als der Beamte dann meint, dass heute schon der 10. 11. ist und unsere Autoversicherung gestern abgelaufen ist, denken wir nur noch Sch.... - vollkommen vergessen. Also was tun? Wir suchen die internationale Versicherungskarte raus und erklären ihm, dass diese weltweit gültig ist. "Ja, schön und gut, aber nicht in Malawi!" meint er und freut sich schon über ein Zusatzeinkommen, dass er uns nun abknöpfen kann. Dann fällt uns die Comesa Tansania Versicherung ein, die wir ja schon haben, vielleicht gibt er sich mit der zufrieden und tatsächlich funktioniert es, er schaut nur auf die Gültigkeitsdauer und nicht auf das Land. Somit lässt er uns weiterfahren, zu unserer Freude und und zu seinem Ärger, denn nun wird er sich wohl sein Feierabendbier selber zahlen müssen.
An der Lkw Kolonne fahren wir vorbei und stehen dann kurz vor dem Grenztor. Eine totale Baustelle, bis auf ein paar Meter ist alles abgesperrt, die Grenzabfertigung wird komplett neu gemacht. Zwischen den Einfuhrautos und den parkenden Aufliegern finden wir noch ein kleines Platzerl. Verena bleibt im Amigo und Wolfi klappert die Ausreisebehörde und den Zoll zu Fuß ab. Durch den beengten Platz und den vielen, nach Malawi einreisenden Lkws, gibt es kein Durchkommen. Wir müssen noch etwas warten, bis sich ein Loch in der Kolonne auftut, dann geht´s los zum letzten Schranken, wo noch jemand einen letzten Blick auf das Carnet werfen will, dann sind wir durch.
Goodbye Malawi!
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