Malawi
11.09. - 12.10. 2024
1€ = 1.900,- Malawi Kwatcha offiziell/ 2.500,-
MK auf der Straße
1l Diesel = 2.734,- MK
Einreise: Mchinji Border
Vor uns befindet sich ein großes, modernes Grenzgebäude. Dieser Terminal könnte auch auf einem europäischen Flughafen sein. Eine All-In-One border ( beide Länder teilen sich ein Gebäude), zuerst an den sambischen Ausreiseschalter, dann zum Zoll und gleich nebenan befinden sich die Schalter für die malawische Einreise, sowie deren Zoll.
Wir reichen unsere Pässe rüber.
Eigentlich hätten wir im Vorfeld ein Onlinevisum beantragen müssen.
Der Wille war da, doch das Einladungsschreiben und die Unterkunftsbestätigung
mit Schreiben vom Host haben es uns aufgeben lassen. Im Vorfeld etwas buchen,
wenn man das Land nicht kennt und auch nicht weiß, wo man hin möchte,
ist nicht so einfach.
Heuer im Frühling wurden die Visumgebühren für viele europäische
Staaten abgeschafft, doch das kleine Österreich befindet sich nicht darunter.
50,- USD/Person sollte es kosten. Nun stehen wir vor dem Schalter und die
Grenzbeamtin weiß nicht genau, welchem Land wir angehören, sie
wendet und dreht den Pass, bis sie Austria entdeckt. Denn auf dem Umschlag
steht nur ÖSTERREICH, mit dem hat außerhalb Europas noch nie jemand
etwas anfangen können. Sie verschwindet im Hinterraum, wir beobachten
sie durch das Glasfenster. Wahrscheinlich wird sie die Liste der Länder
mit den dazugehörigen Visumgebühren studieren. Nach einem Telefongespräch
kommt sie nach einigen Minuten retour und meint: "You are not supposed
to pay." Unser Grinsen verstecken wir gut, denn wir haben schon vermutet,
dass sie uns für Australier hält, die auch ohne Visumgebühren
nach Malawi einreisen dürfen.
Wir haben es schon lange aufgegeben, die Leute zu berichtigen, aus welchen
Land wir sind. AUSTRIA aha AUSTRALIA. Ja genau, wir kennen zwar keine wichtigen
Cricketspieler aber dafür viele Städte... Heute freut uns die Verwechslung
sogar ;-)
Der Zollschalter macht auch keine Probleme und so sind wir nach weniger als
einer Stunde fertig und befinden uns in Malawi.
Uns fallen sofort die vielen Menschen auf, vor allem die vielen Kinder und Jugendlichen. Autos fahren kaum, jedoch viele Fahrräder und Mopeds und sie toppen die sambischen Fahrradfahrer mit der Menge der aufgeladenen Gütern, die sie transportieren. Es ist eines der ärmsten Länder der Welt und Not macht ja bekanntlich erfinderisch.
Die Republik Malawi ist 119.000km² groß und hat ca. 20 Millionen
Einwohner, aber ganz genau weiß das keiner. Bush- oder Wildcamping ist
fast nicht möglich, kleine Häuser und Hütten wechseln sich
mit den Feldern ab. Im Dorf, wo etwas Platz wäre, ist man von vielen
bettelnden Kindern umringt. Also wo bleiben wir heute Nacht? Da kommt uns
das kleine Gesundheitszentrum wie gelegen. Der leitende Manager gibt uns sein
Okay und so verbringen wir die erste Nacht unter blühenden Flammenbäumen.
Bevor die ersten Patienten auftauchen, sind wir am nächsten Morgen schon
unterwegs.
Weit ist es nicht bis in die Hautpstadt
Lilongwe. Bei einem Shoppingkomplex mit bewachten Parkplatz stellen wir unseren
Amigo ab und spazieren in die Stadt. Wir werden ihr bald überdrüssig,
denn außer einem lauten, vollgestopften Markt, einer fetten staubigen
Baustelle und viel Müll gibt es nicht viel zu sehen.
Am "Schuhberg"müssen sich die Kunden das Paar Schuhe selber
zusammensuchen, bei der Menge ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass
links und rechts eine unterschiedliche Größe haben. Der Polizist
bessert sein mickriges Einkommen mit Näharbeiten auf ;-) Den Anzug für
die Hochzeit findet man am Straßenstand und die Hühner werden lebendig
überreicht.
Das Ziegencurry und das Hühnchenmasala beim Inder entschädigen.
Neben der Straße kaufen wir noch Gemüse und Obst, wechseln Geld
und verlassen die unsympathische Stadt Richtung Süden.
Die Maisernte ist zu Ende, am Straßenrand werden die weißen Maiskörner verkauft, das Hauptnahrungsmittel. Es wird zu feinem Mehl gemahlen und in Wasser zu Nshima gekocht. Ein dicker Brei, der mit den Händen zu Bällchen geformt und in Tomatensauce oder Fleisch/Fisch/Gemüsecurry getaucht wird, je nach Geldbeutel. Heuer gibt es einen Ernteausfall von bis zu 45%, zuerst Hochwasser im Frühling, wo in fast jeder Provinz der Notstand ausgerufen wurde und schließlich eine schlechte Regensaison, wahrscheinlich wird die Welthungerhilfe, wie so oft, aushelfen müssen. Zumindest verlässt sich die Regierung darauf, denn ein Teil des geernteten Mais wird trotz Hunger in die Nachbarländer verkauft. Ein paar Millionen in den Taschen sind ihnen anscheinend lieber, als satte Einwohner. So bekommen wir es erzählt. Uns bleiben die Worte weg, bei so viel Dreistigkeit.
Die Strecke wird hügeliger und bergiger,
verläuft an der Grenze zu Mosambik entlang, In Dedza besuchen wir die
Pottery. Dort werden junge Leute zu Töpfern ausgebildet, die netten Keramiksachen
kann man nebenan im Shop erwerben.
Über den Golomoti Pass geht es steil in Serpentinen runter auf 500m -
wir wollen zum Malawisee.
Am Ende des Dorfes Chembe befindet sich das ehemalige Fischereiministerium. Das mit der Fischzucht hat nicht funktioniert, also wurde es umbenannt ins Umweltministerium, was aber keinen gekümmert hat, nun stehen auf dem Gelände einige Bungalows. Momentan alle leer, weil seit ein paar Tagen die Wasserpumpe nicht funktionsfähig ist. Für uns sehr gut, denn so haben wir den Platz fast alleine. Am Wochenende kommen ein paar Badegäste an den schönen Strandabschnitt. Mittlerweile hat es 36°C und wir sind uns noch etwas uneinig, ob wir in das Wasser gehen sollen. Klar und türkisblau wirkt es sehr einladend, doch die Billharziose treibt ihr Unwesen. Eine Schneckenlarve die durch die Haut eindringt und sich im Körper dann breit macht. Die Vorstellung daran lässt uns entscheiden, NICHT ins Wasser zu gehen.
Ein schöner Platz, es fühlt sich an wie Urlaub. Im Strandsessel
unter den Palmen mit Blick auf den 3. größten See Afrikas und den
9. größten der Welt. Jeden Nachmittag fahren die Fischer vorbei.
Die Einbäume liegen quer am Motorboot, mit dem geht es raus, aber auch
nicht zu weit, denn die Fischer haben vor den eventuell aufkommenden großen
Wellen Angst, die meisten können nicht schwimmen. Dann geht es mit dem
Einbaum weiter. Nur wenige sind mit Segel unterwegs, was ja das mühevolle
Rudern erleichtern würde. Das Segel ist aus zusammengenähten Maissäcken.
Leider ist der See ziemlich überfischt und die vielen großen Welse,
die es noch vor ein paar Jahren zur Genüge gegeben hat, gibt es nur noch
vereinzelt. 2022 wurde der See auf die Liste der gefährdeten Gewässer
gesetzt. Der meiste Fang ist klein und noch kleiner, zwar sind bestimmte Maschengrößen
an den Netzen vorgeschrieben, doch das schert anscheinend keinen, denn wir
sehen Netze die aussehen wie Moskitonetze, da gibt´s auch für die
winzigen Jungfische kein Entkommen.
Wir kaufen einen "Bombe" und grillen ihn. Ansonsten besuchen wir
zum Fischessen das Zatho Lokal im Dorf, dass sich Mühe gibt. Es werden
diverse Blätter von den Gemüsesorten verkocht und gegessen. So kommen
wir in den Genuss von Kürbisblätter- und Moringablättergemüse.
Frittierte Süßkartoffel und die Chips a la McDonalds serviert Frederic.
Der Kleinstfang liegt zum Trocknen aufgebreitet. In den kleinen Läden
bekommt man das Alltägliche. Man steht vor vergitterten Fenster, während
man Eier, Brötchen und etwa 50ml Öl im Plastiksackerl kauft. Es
gibt auch Reis, Zucker und Maniokmehl in Kleinstmengen abgefüllt in winzigen
Plastiksäckchen zu kaufen, denn die Leute haben gerade so viel Geld,
um für das nächste Essen zu sorgen.
Einige der Fische werden geräuchert, das dauert dann aber nicht Stunden,
nein mit einem anständigen Feuerchen, geht es wesentlich schneller.
Die Sonnenuntergänge sind sehr schön. Cape Maclear ist die einzige Bucht am See, wo man die Sonne im Wasser untergehen sieht.
Bei uns gehen die Wasservoräte zu
Neige, also ziehen wir weiter.
Beim Kingfisher Inn im Süden parken wir uns ein. Auf Nachfragen beim
Rezeptionisten, ob denn das Wasser behandelt ist, meint er ja. Wir glauben
ihm und machen uns keine weiteren Gedanken. Verena ist am Wäsche waschen,
Wolfi sprüht die Holme vom Fahrerhaus mit einem Rostschutzöl aus.
Einige Wolken sind am Himmel, es hat abgekühlt. Paul, der südafrikanische
Besitzer, erzählt uns, dass der See so viel Wasser führt wie fast
nie, nur 30cm niedriger als der jemals gemessene Höchststand. Ca. 20m
Strand fehlen ihm, viele Bäume stehen unter Wasser und die gesamte Campingwiese
wurde geflutet. Das Nachbarresort hat es noch schlimmer getroffen. Seit Monaten
geschlossen, sind die Angestellten noch immer mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
Das Wasser ist so schnell gekommen, dass sie nur noch an wenigen Bungalows
die Haustüren zumauern konnten.
Vor 3 Monaten ist die reichlich mit Wasser gesegnete Regensaison in Tansania
zu Ende gegangen, 12 Flüsse fließen in den Malawisee - die Wassermassen
waren zuviel für den einzigen Entwässerungsfluss, den Shire. Dort
werden in solchen Fällen die Schleusen aufgemacht, doch wurden sie nur
minimal geöffnet, ansonsten wäre das ganze südliche Tiefland
mit ihren Zuckerrohrplantagen überschwemmt worden. Unweit gibt es die
einzigen Wasserkraftwerke Malawis,die den Strom für das gesamte Land
produzieren und dafür braucht es Wasser und je mehr davon im See bleibt,
desto länger hat man was davon. Pest oder Cholera?
Solche Naturkatastrophen trifft arme Länder doppelt so schwer, auch ist
der Kwatcha mittlerweile nichts wert und es wird jeden Tag schlimmer. Im November
2023 führte die Regierung eine Geldentwertung gegenüber dem USD
von 44% durch, im Mai 2024 nochmals um 25%. Für die Leute sind die wenigen
Lebensmittel nur schwer leistbar.
Auf unseren allmorgendlichen Spaziergängen sind wir in den Dörfern
nie alleine. Von vielen Kindern umringt und verfolgt, die meist permanent
betteln. "Money, money....give me my money", oft der einzige Satz,
den sie auf Englisch können. Es kann ganz schön nervig werden.
Am letzten Tag stellt sich dann raus, dass ungereinigtes Seewasser durch die Wasserleitungen kommt, ob in der Dusche, in der Küche, oder unserem Wasserhahn am Stellplatz. Nur ein Tropfen reicht schon aus, um eine mögliche Billharzioseinfektion zu bekommen. Seeuferspaziergänge, wo der nasse Sand an die Waden spritzt... man kann es eigentlich kaum umgehen. Das beste ist, wenn wir 12 Wochen nach dem Verlassen des Landes eine Einmaldosis an Billharziosetabletten nehmen, welche man in jeder Apotheke bekommt, so meint es zumindest Paul. Na super, jetzt haben wir umsonst auf das Baden und Schnorcheln in Chembe verzichtet.
Der Nationalpark Liwonde liegt auf dem
Weg und so machen wir einen Abstecher ins gleichnamige Safaricamp. Positiv
überrascht von dem coolen Platz machen wir es uns gleich ein paar Tage
gemütlich. Vor uns grasen die Kudus und Ellipsenböcke, die Elefanten
kommen täglich zum Wasser saufen an den beiden kleinen Wasserstellen,
wo tolle Aussichtsplattformen errichtet wurden. Büffel verirren sich
ins Camp und wir sehen die ersten Wildschweine in Afrika.
Das Camp ist mit Liebe zum Detail gemacht, die Outdoor-Duschen groß
und sauber, der Aufenthaltsbereich schattig und gemütlich, eine Selbstbedienungsbar
gibt´s auch. Eine 4köpfige französische Familie mit ihrem
3Achs Mercedes Actros steht auch hier. Sie sind gerade mit home schooling
beschäftigt, während bei uns wieder mal ein "Brotbacktag"
ansteht.
Auf die Safaris verzichten wir, das Geld sparen wir lieber, denn die meisten
kommen eher enttäuscht zurück. Den letzten Abend verbringen wir
am Aussichtsdeck, eine Genetkatze saust vor uns vorbei und verschwindet hinter
den Büschen, ein Nilpferd stapft vorüber, wir lauschen der Geräuschkulisse.
Diesmal gibt es 2 streitende Hippos eine Stunde lang als Unterhaltung. Ein
Glas Wein und der traumhafte Sternenhimmel - das Leben meint es gut mit uns!
Kartoffeln und verschiedene Süßkartoffel (Verenas Lieblingssorte ist innen orange) gibt es fast immer am Straßenrand, Tomaten und Zwiebel sowieso und nun auch grüne Mangos. Als Frucht noch fast zu sauer zum Verzehr, doch für einen Thailändischen Mangosalat perfekt, hmm köstlich.
Es ist Wochenende und einen Platz für den Amigo am Zomba Plateau zu finden, ist gar nicht einfach. Abgesehen, dass der einzige Campingplatz mit einer privaten Geburtstagsfeier ausgebucht ist, wäre Verena sowieso nicht über die morsche Brücke gefahren. Auf dem Picknickplatz am Staudamm findet eine Hochzeit statt. Also brauchen wir eine Alternative, die dann rasch gefunden ist. Nach zähen Preisverhandlungen werden wir uns einig und wir dürfen oberhalb des Damms bei dem Gebäude, welches ehemals ein Gästehaus war, stehen. Nun ist es komplett verwildert und in den Garagen wohnt die Security. Platz ist für uns genug und die Aussicht ist hervorragend, was will man mehr?
Wir wollen wandern. Über die "Holzstrecke" geht es hoch zum
Viewpoint. Männer mit ca. 50kg Holz am Kopf oder auf ihren Schultern,
Frauen mit dünneren Ästen, aber wahrscheinlich auch 20-30kg schwer
und sogar Kinder mit Holzbündeln kommen uns barfuß den steilen
Weg bergab entgegen. Einige der Frauen tragen sogar noch ihre Babys im Wickeltuch
am Rücken mit herum. Es wird nach Kilo bezahlt und so laden sich viele
fast zu viel auf, denn die ganze Last muss etwa 6 Kilometer bis nach Zomba
hinunter geschleppt werden.
Es gibt nur noch ein kleines Stück ursprünglichen Urwalds, die meisten
Hügelkämme sind abgeholzt. Im Norden des Landes wird das Holz zum
Holzkohle machen verwendet und im Süden zum Ziegel brennen. Und dann
muss das Holz auch noch zum Kochen reichen, denn Gas können sich nur
die wenigsten leisten, subventioniert wird nichts. Und die Bevölkerung
wächst und wächst....
Die Aussicht ist eher trüb, im Tiefland werden Felder niedergebrannt,
wie überall im südlichen Afrika, und es ist brüllend heiß.
So ist es viel zu dunstig, um eine schöne Fernsicht zu haben.
Auf der Rückseite des Hügels wird ein Aufforstungsprogramm betrieben.
Tausende Kieferbaumsetzlinge warten, um in die Erde gesteckt zu werden.
Wir naschen von den orangen Himbeeren, die auf dicken, dornigen Geäst
wachsen. Die Jungs pflücken morgens Maulbeeren, Himbeeren und rote samtige
himbeerähnliche Früchte und verkaufen sie dann in Schüsseln
neben der Straße. Die Erdbeeren kommen vom Nachbartal. Das Müsli
schmeckt derzeit doppelt so gut.
Immer wieder treffen wir auf hart arbeitende Männer, die frühmorgens mit dem Holzschneiden beginnen, anschließend die Fracht auf ihre Fahrräder schlichten, um die Fuhre am späten Nachmittag ins Tal zu schieben oder eher zurückhalten müssen, denn die meisten Fahrräder haben keine funktionierenden Bremsen. Kunstvoll geschlichtet, jeder noch so kleine Platz ausgenutzt, als Bremse fungiert ein Holzklotz, die Reifen sind fast platt, die Lieferung wiegt bestimmt 150-200kg. Vor uns hat Aron eine Panne, einen Platten am Hinterrad. Ob er Hilfe braucht? Nein danke, er hat das Loch schon geklebt, direkt auf der Felge mit der schweren Ladung. Er grinst uns an und bedankt sich noch ein paar mal.
Es gibt ein tolles Hotel am Berg, wo die Asphaltstraße endet. Ein schöner Pool mit Blick auf die Stadt Zomba und ihr Umland. 5.000,-/Person am Tag wollen sie für die Benützung des Pools. Morgen machen wir einen Pooltag - nehmen wir uns vor. Doch daraus wir leider nichts, denn es kommt eine Kaltwetterfront aus dem Süden. Während Südafrika in Schnee versinkt, fallen die Temperaturen über Nacht um 20 Grad. Bei frischen 16°C ist der Pool nicht mehr einladend und wir machen stattdessen wieder eine Wanderung.
Zurück in der Stadt suchen wir die Immigration, wir müssen unser
30 Tage Visum verlängern. Der Beamte sitzt im leeren Büro und nimmt
sich unserer Sache gleich an. Auf Anfrage bekommen wir 60 Tage in den Pass
gestempelt, kostenlos und ruck zuck erledigt.
Am Markt in Zomba gibt es die bisher größte Gemüseauswahl
mit Zucchinis, Auberginen und frischen Kräutern. Tauben gibt es im Angebot,
direkt vom Fahrrad runter. Vielleicht sollten wir uns einen Wischmob aus Secondhandkleidern
aus Europa zulegen?
Den Stoff für unsere neuen
Kopfpolster kaufen wir beim 7. Shop in der 8. Reihe am ziemlich wuseligen
Markt. Umgerechnet 5€ für Stoff und Arbeit und in weniger als 2
Stunden bekommen wir die beiden Überzüge überreicht. Als Vorlage
haben wir einen alten Kopfpolsterüberzug mitgebracht, John hat die Sache
wirklich sehr gut geschneidert.
"Geld stinkt nicht" - das können wir so nicht ganz bestätigen, denn die abgegriffenen, zerknuddelten und millionenfach angeschwitzten Geldscheine stinken sehr wohl. Außerdem gibt es keine Münzen, sondern nur Scheine. Der kleinste ist ein 20er (umgerechnet 0,008€) mit diesem bekommt man nichts und der größte ist ein 5.000er Schein (ca.2,-€).
Wild campen ist in Malawi wirklich schwierig,
Es gibt einfach zu wenig Platz und Ruhe. Das überbevölkerte Land
quillt über von Kindern. Hin und wieder fragen wir bei Kirchen, die es
zur genüge gibt, ob wir dort übernachten können. Ob das die
prespyterianische, katholische, reformierte oder eine andere ist, uns ist
es egal. Die Bevölkerung fühlt sich von der Regierung im Stich gelassen
und suchen Schutz und Hilfe im Glauben. Oft haben die Kirchengemeinden ihr
eigenes Radio, Schulen und Krankenhäuser. Von den Massen der Kinder bleiben
wir dort etwas verschont, da die Erwachsenen sie nach einer gewissen Zeit
wegschicken, was aber auch nicht immer hilft.
Überall gibt es Maismühlen, wo die Menschen ihr Hauptnahrungsmittel
zu Mehl mahlen lassen können. Die läuft dann ab 5 Uhr morgens, wenn
die Sonne aufgeht, bis spät in die Nacht. Das kostbare Mehl in ihren
Schüsseln am Kopf marschieren die Frauen dann wieder nach Hause. Neben
einer Mühle nächtigen wir nicht mehr - viel zu laut - haben wir
gerade beschlossen.
Der Mt. Mulanje ist nicht weit entfernt.
1 Stunde Autofahrt und wir biegen in die prespyterianische Missionsgemeinde
in Likuhubule ein. Dort kann man campen und sich für den Berg vorbereiten.
Schon beim Eingangstor zum Gelände werden wir von vielen jungen Burschen
umringt, jeder will sich als Bergführer verkaufen. Sie hätten auch
noch selbsgeschnitzte Wanderstöcke im Angebot und als Porter würden
sie auch arbeiten. Zwar könnte mah ohne Guide gehen, jedoch zum Gipfel
des Sapitwa wird die Navigation schwierig und außerdem verschaffen wir
so einer Familie ein Einkommen. Doch wer ist ein guter Guide?
Wir haben gestern Hassan, einen 25jährigen Burschen über WhatsApp
kontaktiert, der auf der IOverländerApp gute Rezessionen bekommen hat.
Keine halbe Stunde später steht er vor uns und wir besprechen die Tour.
Es sollte eine Mehrtages Hüttentour werden. Die Sonne versteckt sich
hinter den grauen Wolken, vielleicht sollte es sogar Regen geben. Also vereinbaren
wir: Start in 2 Tagen um 8.00 Uhr morgens
Das Mt. Mulanje Massiv erstreckt sich über 30km Länge, 20km Breite
und 1000 Höhenmeter müssen erstmal umwunden werden, um am Chambe
Plateau oben am Kraterbecken anzukommen. Einige Holzarbeiter kommen uns mit
schweren Lasten am Kopf entgegen. Der Miombowald leuchtet in frischen Grün
und Rot, da die Blätter gerade neu austreiben. Am Plateau selber ist
kein Baumbestand mehr vorhanden, alles abgeholzt. Am frühen Nachmittag
erreichen wir die Chambe Hütte. Steve, der Hauswart, zeigt uns die dünnen
Matratzen und sogar ein Bettgestell, die Hütte haben wir heute Nacht
für uns alleine. Unsere 7kg schweren Rucksäcke können wir nun
schon um ein paar Gramm erleichtern, vorgekochten Milchreis und eine Nudelsuppe,
die nur mit Wasser aufgegossen werden muss. Die Packerlsuppen werden nun unser
tägliches Abendessen. Bevor wir in den Schlafsack hüpfen, macht
Steve noch Feuer im Kamin, damit es etwas überschlagen ist. Gut gemeint,
jedoch fehlt die Isolierung...
Die Vögel zwitschern, Hassan und
Steve sitzen schon am Feuer als wir munter werden. Heute wird ein anstrengender
Tag. Es ist kein Plateau, wo es nur eben dahingeht, sondern wir müssen
den nächsten Bergrücken hoch, auf der anderen Seite wieder runter,
dem Grat entlang und auf steinigem Pfad wieder hoch zum nächsten Pass.
Der Blick runter in die Ebene ist leider nebelverhangen. Große Flächen
am Berg sind schwarz und verbrannt. Hassan erzählt uns, dass die Wilderer
vor der Jagd die Landstriche in Brand setzen, damit Mensch und Hund das Wild
leichter aufspühren können.
700 Höhenmeter später erreichen wir die Chisepo Hütte. Direkt
am Fuße des höchsten Berges Malawis, den Sapitwa mit 3.000m, Ausgangspunkt
für den Gipfel. Eine kurze Jause, damit wir kräftig genug für
den Aufstieg sind. Steile 800m Felsenkraxlerei bis zum Gipfel. Der Nebel zieht
auf, Verena wird es immer mulmiger, denn wir müssen die glatten Felsen
auch wieder retour, auch Wolfi fühlt sich nicht so wohl, also beenden
wir den Aufstieg nach 400 Höhenmeter und drehen um. Wenn jemand den Gipfel
machen möchte, wäre es vielleicht besser, am Vortag schon die Chisepo
Hütte zu erreichen und frühmorgens, wenn der Himmel meist noch klar
ist, hochzusteigen und falls man am Nachmittags dann noch fit genug ist, zu
einer anderen Hütte weiter zu wandern, oder noch eine weitere Nacht in
der Chisepo Hütte zu verbringen.
Es ist eine gemütliche, kleine Hütte mit einem Kamin in der Mitte.
Am Nachmittag bekommen wir Besuch, ein nettes deutsches Pärchen gesellt
sich zu uns. Simon der Hauswart versorgt uns wieder mit Feuerholz und Glut,
sodass wir kochen und uns mit Tee wärmen können, so ausgerüstet
unterhalten wir uns am Kamin noch bis in die Nacht hinein.
Am 3. Tag wandern wir an Strohblumen,
Proteas und Lilien vorbei. Eigentlich hatten wir uns heute einen gemütlichen
Wandertag vorgestellt, doch abermals geht es ständig auf und ab zum nächsten
Hügel und genauso geht´s weiter bis zur Hütte. Hassan erzählt
uns vom Zyklon Freddy, der letztes Jahr in dieser Gegend besonders schlimm
gewütet hat. Er und viele seine Nachbarn haben ihre Häuser verloren.
Seine Eltern sind alt, er der älteste Sohn, so muss er sich um seine
Eltern, Geschwister und um seine Frau und Sohn kümmern. Schulgeld, Miete
für die Hütte und Maismehl, Ziegelsteine und Zement für ein
neues Haus - das alles lastet auf seinen Schultern und wir haben das Gefühl
er gibt sein Bestes. Es fehlt den Menschen in Malawi an allen Ecken und Enden,
besonders in der Regenzeit, wo keine Arbeit ist, legen sie sich oft hungrig
zum Schlafen.
Nach 6 Stunden gehen wir auf einen kleinen Wald zu, in der Mitte auf einer
Lichtung steht die Lichenya Hütte, ein sehr hübscher Anblick. Die
letzten Zederbäume vom Mulanje Massiv befinden sich hier in diesem Wald.
Der Nationalbaum ist fast ausgerottet, illegal gefällt. Wenn sie ihre
Zedern abholzen, geht das gut riechende Holz schnurstracks ins Tal zu den
"Künstlern", welche es in Schatullen und allerhand anderes
Zeug verarbeiten und anschließend an die Touristen verkaufen. Zwar gibt
es Wiederaufforstungsprogramme, welche unzählige Setzlinge am Berg verpflanzen,
doch dann kommen abermals die Wilderer und setzen große Flächen
in Brand, um einen Hasen zu erlegen... Also war all die jahrelange Arbeit
umsonst.
Kein Empfang, fast kein Strom mehr in
unseren Handys - wir liegen in der Wiese und beobachten die Wolken, welche
über uns hinwegziehen. Die streitenden Krähen jagen sich gegenseitig
vom rutschigen Blechdach der Hütte und zerstören die Idylle, oder
ist das ein Teil davon?
Der 4. und letzte Tag bricht an. Eigentlich sollte es Runtergehen ins Tal,
doch bevor wir den Abstieg starten, müssen wir erst noch 500 Höhenmeter
aufsteigen. Das Lichenya Plateau sieht einer österreichischen Alm nicht
ganz unähnlich, saftiges Gras aber dazwischen sind große Feuerschneisen,
die wirklich Sinn machen.
Den Abstieg nehmen wir teilweise auf dem alten Missionsweg, der in Serpentinen
mit Trockensteinmauerwerk errichtet wurde, welches jedoch wegen mangelnder
Pflege großteils zerstört ist nun auf "afrikanischen Wanderwegen"
in Angriff. Diese Wege führen steil runter übers Felsgestein. Es
geht gut voran, doch auch hier hat Zyklon Freddy gewütet, metertief ausgewaschene
Löcher, wir marschieren quasi in einem trockenen Flussbett dahin.
Wir freuen uns auf den Amigo und ein gutes Essen, sind aber auch etwas traurig,
dass die Wanderung nun zu Ende ist. Wie schnell man doch in diesen Wanderalltag
eintaucht. Morgen Vormittag werden wir wahrscheinlich gar nicht wissen, wohin
mit unserer vielen Zeit! Keinen Rucksack packen und kein Weitermarschieren...
Schon von weitem hören wir eine gröhlende Menschengruppe. Oh, den
schönen Wasserfall müssen wir uns teilen. Ein Bus voll mit Studenten
sind aus Thyolo angekommen, ganz nette, aufgedrehte, junge Leute. Es ist schön,
die Füße in das kalte Wasser zu tauchen und auf den warmen Steinen
zu hocken. Eine Stunde später sind wir dann zu Hause.
Fazit: 4 Tage, 3 verschiedene Berghütten, 38,3km Wegstrecke und 3.150 Höhenmeter - eine alles andere, als einfache Wanderung!
Wir bleiben noch 2 Tage beim Missionsgelände. Wie befürchtet haben wir nicht zuviel Zeit, denn wir waschen unsere Wäsche, die Rucksäcke und die Schuhe, backen Brot und genießen danach den Sonnenuntergang an den Likuhubula Pools.
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