Namibia 12.Teil

25.12.2023 - 27.01.2024

Währung: 1,-€ = 20,35 Nam$
Dieselpreis: 1l = 21,48 Nam$

Karte von unserer Reiseroute gibt es diemal keine, denn wir sind nur im Ortsgebiet Windhoek unterwegs gewesen.

Wolfi erholt sich gut und so siedeln wir zum Urban Camp in die Stadt um. Hier trifft man sich und tatsächlich tummeln sich sehr viele bekannte Gesichter. Leute die wir bereits mehrmals im südlichen Afrika getroffen haben, aber auch liebe Menschen, die wir aus Österreich kennen.
"Schwester Verena" verordnet dem Patienten Wolfi noch etwas Ruhe. Sitzende Arbeit fällt nach Wolfis Auffassung unter "nix tun", denn er widmet sich unserem TV. Auf botswanischen Sandpisten mit vielen versteckten, gefährlichen Hupferln sind wir ein paar mal gesprungen und so hat es das Gehäuse des Fernsehers anständig zerlegt. Dieses wird nun geöffnet und der Bildschirm ausgebaut, das Gehäuse dann mit einem Spezialkleber geklebt und die Löt- sowie Steckverbindungen überprüft, bevor alles wieder zusammengebaut wird. Juchu, welch Genie - das TV funktioniert wieder.

Stefan, ein Freund aus Österreich trifft mit seiner 1,5 Jahre alten Tochter Lilani ein. Eigentlich waren wir schon im Kalaghadi Transfrontier Park zu Weihnachten verabredet. Daraus ist nichts geworden und so treffen wir uns eben jetzt in Windhoek. Es ist Silvesterabend und wir holen den Hl. Abend nach. Lilani ist es auch total egal, welcher Tag es ist, fasziniert blickt sie auf den bunten Christbaum mit den Geschenken darunter. Nach dem fünften mehrstimmig gesungenen Weihnachtslied, reißt ihr aber der Geduldsfaden und sie will ihre Päckchen öffnen.
Der Strauß blubbert im Potjie, der Rotwein wird ohne Wolfi getrunken (Antibiotika) und den Jahreswechsel verbringen wir bereits schlafend. Es ist der erste Silvester, den wir nicht ins neue Jahr reintanzen und -feiern.

Es ist heiß, der Regen wird von den Einheimischen schon sehnsuchtsvoll erwartet. Zum Glück stehen wir unter einem großen, schattenspendenden Eukalyptusbaum. Am Abend ist es herrlich angenehm zum heraußen Sitzen.
Noch nie haben wir "Joes Beerhouse" besucht. Eine Mischung aus Apres Ski Lokal und alter, unaufgeräumter Scheune. Neben uns hören wir österreichischen Dialekt. Es sind Weihnachtsferien und das deutschsprachige Publikum fliegt nach Namibia zum Urlaubmachen, um den Winter zu verkürzen. Auf der Speisekarte stehen Kudu-, Zebra-, Oryx-und Springbocksteak, dazu ein frisch gezapftes Bier und den Jägermeister gibt es danach.

Nach 10 Tagen müssen Langzeitgäste das Urban Camp verlassen. Das Managment bevorzugt zukünftig die Pauschaltouristen, die ihre erste Nacht zum Abholen des Geländewagens mit Dachzelt hier verbringen, Essen und Trinken im hauseigenen Restaurant und den letzten Tag vor Abreise nochmals am Camp ausklingen lassen. Diese Touristen lassen mehr Geld liegen, als wir Langzeittouristen. Wir sind etwas enttäuscht darüber, denn die Plätze werden auch immer kleiner und die Preise immer höher. Außderdem hat sich für heute ein Rotel Tours Fahrzeug angemeldet. Ein Lkw zieht einen Anhänger mit vielen Schlafkojen (so groß wie Särge;-) hinter sich her, die vielen Reisenden brauchen Platz.

Im Süden der Stadt gibt es den Arebbusch Camping, bis jetzt war er uns unbekannt. Eine kleine Feriensiedlung hinter Zaun neben der Hauptstraße. Die wenigen Plätze zum Campen sind leider alle belegt, aber es gibt noch einen Platz ohne Nummer hinter den Bungalows, mit derzeit vielen Ameisen. Die wusseln wild herum, aber komischerweise lassen sie uns und den Amigo in Ruhe. Der Pool ist toll und eine herrliche Erfrischung. Dunkle Wolken ziehen nun jeden Tag auf und entladen sich über der Hauptstadt, doch wo genau, bleibt uns bis zur Abreise verborgen. Die Dämme sind nur noch zu 12% gefüllt und Wasserrestriktionen kündigen sich an. Außer es kommt noch der kostbare Regen...


Unweit des Campingplatzes gibt es die Groove Mall, ein modernes Einkaufszentrum mit Baumärkten und Co. Unsere Liste ist lang, wir brauchen Tapete, Winkel und Schrauben, Glasfasermatten und Kleber, Pinsel und Reininger - denn wir wollen den Amigo wieder auf Vordermann bringen. Aber das Arbeiten sollte erst in ein paar Tagen, wenn wir uns im Elisenheim eingeparkt haben, losgehen. Bis dahin besorgen wir die Teile, die wir brauchen.

Ein Überraschungsbesuch steht vor der Türe. Silvie und Werner - die beiden haben zur gleichen Zeit den gleichen Lkw, wie wir aufgebaut. Haben in Frankreich alles verkauft, wollten auch um die Welt reisen, doch hat sie diese Art von "vivre la vie" nicht glücklich gemacht. Ihre Leidenschaft ist Home- and Dogsitting. Gerade eben haben sie 5 Wochen lang in Botswana auf 2 Vierbeiner aufgepasst und sind nun gestern über die Grenze nach Namibia gekommen. Auf den Weg in den Norden müssen sie ohnehin durch die Hauptstadt und so kreuzen sich unsere Wege nach so vielen Jahren wieder, diesmal am afrikanischen Kontinent.

Über Weihnachten haben viele Geschäfte, Werkstätten und Restaurants geschlossen, die Stadt ist wie ausgestorben. Jeder der es sich leisten kann entflieht der Hitze und fährt nach Swakopmund an die Küste.
Obwohl der Campingplatz Elisenheim im Norden von Windhoek noch geschlossen hat, übersiedeln wir dorthin. Das Restaurant macht erst in einer Woche auf. Wir Camper sind unabhängig, brauchen ja nix, außer Wasser und Sanitärhäuschen.
Mit Arbeiten wird erstmal nichts, denn Stefan und Lilani kommen vorbei. In 2 Tagen geht ihr Flug retour nach Österreich und Stefan will sein Auto in funktionstüchtigem Zustand den Mädls übergeben, denn nur 1 Tag später landen Steffi und Ice und werden damit eine Runde in Namibia drehen. Während Stefan mit Kupplung, Wechselrichter und Co beschäftigt ist, kümmert sich Verena um die süße Lilani.

Auch in den nächsten Tagen kommen wir nicht zu sehr viel... aber dann geht es endlich los. Unsere Kühlbox, die nun seit einigen Wochen auf dem Schuhschrank mitten im Durchgang steht, will verbaut werden. Zuerst werden die Fronten des Schuhschranks demontiert und die große Platte zurechtgeschnitten. In diese Öffnung sollte nun die Box ihren Platz finden. Die eine Hälfte der Platte wird als Boden des neuen Schuhschranks oben, wo früher das Gefrierfach war, eingesetzt. Danach wird der Unterbau von der Kühlbox in die ehemalige Wanne der Aufbaubatterien gebaut. Dann noch die Winkel anschrauben, die Box verzurren und verblanken. Klingt recht einfach, doch waren davor noch ettliche Kabel neu zu verlegen, sowie das BMS unserer Lithium Batterien. In der hauseigenen Werkstätte vom Elisenheim dürfen wir uns Handkreissäge, Stichsäge, Feilen und allerlei anderes Werkzeug ausborgen.

Weiter geht es mit dem Rost, der leider immer wieder kommt, wenn wir lange am Meer stehen. Außerdem haben wir letztes Jahr den Amigo einige Wochen in Kapstsdt Umgebung geparkt, ein etwas ungünstiger Parkplatz mit viel frischer Salzluft und Feuchtigkeit.
Die Dachluke wird mit Rostumwandler behandelt und später mit Farbe bepinselt und wieder eingebaut. Die Regenrinne, in der der Dachträger festgemacht ist, hat auch gelitten und muss instandgesetzt werden. Nur kleine Roststellen rund um die Windschutzscheibe entpuppen sich als richtige Löcher, als wir den Gummi etwas runterbiegen. Sollen wir vielleicht gleich die Scheibe rausnehmen und die Roststellen professionell von einem Spengler schließen lassen? Wir sind nicht die einzigen, die am Platz arbeiten. Darunter ist Carlo, ein Mechaniker aus Deutschland. Er meint, dass wir hierfür einen richtig guten Spengler brauchen, denn ein Pfusch würde den Rost in wenigen Jahren wieder zurück an die Oberfläche bringen. Einen guten Karosseriespengler finden? Nach einem Telefonat mit einem vermeintlich guten Spengler, meint dieser, wir sollen die Löcher mit Glasfaser zumachen und verspachteln, denn das würde er auch machen. Achso, das können wir auch selbst machen!
Aber es ist definitiv eine Entscheidung gefallen, wir wollen die Scheibe nicht rausnehmen und wir wollen es nicht hier in Namibia schweißen lassen. Polyestern können wir selber auch - gesagt, getan. Bei 34°C und mehr in praller Sonne ist die Arbeit am Dach nicht wirklich lustig, die Sonne knallt bereits um 9.00 Uhr herab und das Blech kann man ohne Handschuhe nicht mehr anfassen. Der Rost wird entfernt und das Blech gut mit Brunox behandelt, anschließend kleben wir mehrere Lagen Glasfasermatte über die betroffenen Stellen und verspachteln das ganze. So gut es geht wird es niedergeschliffen, sodass der Scheibengummi überall schön sauber anliegen kann und nun noch lackieren. Das selbe haben wir dann noch an zwei weiteren Stellen hinter dem Dachträger gefunden... Hoffen wir, dass es nun doch ein Zeiterl halten wird.

Auf der Vorderseite unseres Kofferaufbaus haben wir zwei Risse im Lack entdeckt. Genau an dieser Stelle war früher das Kühlaggregat drinnen, welches wir entfernt haben. Könnte sein, dass wir zu viel von der Glasfaser abgeschliffen haben und nun der Rest über die Jahre gerissen ist? Ist es auch, beim Aufschleifen entdeckt Wolfi die Misere... Wir legen zwei Lagen GFK Matten darüber und verspachteln es. Nach dem Trocknen sollte die Farbe kommen , die wir zwar noch haben, aber keinen Härter dazu. Diese Arbeit muss warten....

In der Zwischenzeit versüßen uns Chris & Detlef die Zeit, die wir in den letzten Jahren immer wieder getroffen haben. Auch mit Bigi & Sigi verbringen wir eine nette Zeit. Die beiden haben den gleichen Lkw wie wir, nur etwas jünger und mit den besten Sachen ausgestattet, die man nur kaufen kann.
Andrea & Hans haben wir zum asiatischen Abend eingeladen. Die beiden wohnen in Windhoek, haben einen Iveco Daily 4x4, und sind uns schon mehrmals über den Weg gerollt. Von Hans bekommen wir einen tollen Tipp, denn die Gelenke unserer Campingsessel sind nun schon zum x-ten Mal gerissen. Alle Teile des Sessels sind aus Aluminium, nur dieses wichtige Gelenk, welches die Sitzfläche mit der Lehne und den Beinen verbindet, ist aus Plastik. In seiner ehemaligen Firma werden fast passende Rohre gefunden, aufs Maß abgedreht und nachdem Wolfi die Teile vorbereitet hat, auch noch verschweißt. Sehr gute Arbeit! Nun muss Wolfi sie nur noch lackieren und austauschen.

Jeden Morgen wecken uns diese Schreivögel. Sobald die Sonne aufgeht, schreien sie lauthals los. Lärmen sich gegenseitig an und natürlich auch uns. Wenn die Pavianhorde in der Nähe ist, sind sie sogar noch lauter. Das Restaurant "Farmers Kitchen" auf Elisenheim hat nach den Weihnachtsferien wieder eröffnet und jeden Tag weht der Geruch von paniertem Schnitzel durch die Luft direkt in unsere Nase. Auf der Speisekarte finden sich Gordon Bleu, Spätzle, Bratwurst und Apfelstrudel. Der Juniorchef hat einige Jahre in Österreich gearbeitet und dort auch seine Frau kennengelernt.

Am Sonntag fahren wir mit dem Fahrrad in die Stadt auf Kaffee und Kuchen. Kaum Verkehr auf der Ringstraße, die sandige Wellblechpiste haben wir hinter uns gelassen. Als wir am Nachmittag zurückkehren und die langgezogene, hügelige Zufahrtsstraße zum Elisenheim nehmen, ist Wolfi viel schneller unterwegs und Verena sieht aus der Ferne einen regen Wildwechsel. Sind die Kudus nun vor oder hinter dem Wolfi über die Piste gesprungen? Hoffentlich sind sie nicht in das Rad gelaufen! 15 prächtige Kudus stehen hinter den Büschen und Verena ist froh, als sie Wolfi sieht, nichts passiert. Denn nachdem sich Wolfi die Fingerkuppe mit dem Winkelschleifer abrasiert hat und seinen Knöchel beim Walken verstaucht hat, hätte es leicht noch zu einem Wildwechselunfall kommen können. NEIN, das wird ein gutes Jahr und es ist mit den Unfällen für das Jahr 2024 bereits jetzt vorbei!

So, Mitte Jänner, die Werkstätten sind wieder alle offen und so wechseln wir ins Industriegebiet. Amigos Bremsen wurden vor 18 Jahren neu belegt und das sind nun knappe 200.000km her, also sollten wir die vielleicht erneuern. In Namibia gibt es noch überall Teile für unser Fahrzeug, in Ostafrika wahrscheinlich eher weniger.
In Masts Garage werden die Reifen abmontiert und mit positiver Überraschung festgestellt, dass sie noch immer gut sind. Die halten noch einige Jahre, eigentlich sollten sie es bis Europa machen.
Jedoch fällt uns wieder mal ein Riss auf (alle Art von Risse verfolgen uns momentan hartnäckig). Diesmal in der Alufelge. Nun schon die zweite, voriges Jahr in Simbabwe haben wir eine Felge aussortiert und nun schon wieder eine. Beim Wechsel, war sie sicherlich noch nicht gerissen. "Eine Materialermüdung", hören wir von verschiedenen Seiten. Kann das sein? Baujahr 1974 2 Stück und die anderen aus dem Jahr 1983. Wir fahren die Felgen seit 2009 permanent, also gut möglich. Aber was nun tun? Alufelgen bekommen wir definitiv nicht, selbst die Stahlfelgen sind schwer zu bekommen. Wir haben noch 4 Stück gute Alufelgen, ohne Risse, aber alt - mit denen nach Ostafrika hochfahren? Nein, das ist auch keine richtig gute Lösung. Wenn eine weitere reißt, stehen wir und es gibt kein Weiterkommen mehr....
Mit einer Flüssigkeit kann man die Tiefe des Risses feststellen. Wir schätzen ihn auf etwa 6-8mm tief ins Material.

Andrea und Hans haben uns angeboten vor ihrem Privathaus zu parken, wenn wir in der Stadt sind. Das Angebot nehmen wir gerne an, denn mit dem Fahrrad lässt es sich leichter die Reifengeschäfte abklappern, als mit dem Laster.
Jeden Tag walken wir mit Andrea frühmorgens durch Klein Windhoek, um ein paar Kilometer zu machen, solange es noch einigermaßen kühl ist. Nach dem Frühstück gehts auf unsere Fahrräder und ab in die Stadt.
Endlich, nach Tagen, finden wir Felgen in unserer Größe, sie liegen beim Mercedes Händler am Hof. Neuware, aber nicht für den Verkauf bestimmt, die staatliche Elektrizitätsfirma Nampower ist der Besitzer und braucht diese Felgen auf ihren Lkws. Das Angebot, welche von Deutschland nach Namibia verschiffen zu lassen, kostet mehr als €6.000,-.
Bei den vielen Reifenfirmen hören wir immer die gleiche Antwort: "Ich muss telefonieren, vielleicht finden wir was." Tagelang warten wir auf Antwort und warten teilweise noch immer.
Ziemlich ratlos und genervt werden wir endlich beim Namibian Tyre fündig. Ja, Ken kann uns 4 Stück schlauchlos Stahlfelgen aus Südafrika bestellen, wird aber etwas dauern. Noch dazu zu einem angemessenen Preis. Das freut uns wirklich!! Jetzt brauchen wir noch 2 Stück neue Reifen. Die chinesischen und indischen 14.00 R20 sind teuer geworden, zum Teil teurer, als westliche Marken. So fällt uns die Entscheidung nicht schwer und wir bestellen bei Sakkie von Trentyre, 2 Good Year Reifen für unseren Amigo.

Zum Abschied bekommt Wolfi noch eine etwas gewöhnungsbedürftige Halskette umgehängt. Sie riecht etwas streng, doch der Peilsender funktioniert noch. Kein zu spätes Heimkommen mehr;-) Wolfi ist ein würdiger Nachfolger für die alte Elefantendame, die damit geschmückt war. Als Dekoobjekt wird sie zukünftig die Wohnzimmerwand in Andreas & Hans tollem Haus zieren.

Auf unsere Bestellung wollen wir nicht in der Hauptstadt warten, es zieht uns nach Swakopmund an die Küste. Wolfi meint, dem Riss in der Felge macht die 700km lange Ausfahrt nichts aus, na dann wollen wir mal hoffen, dass er recht behält. Weg von der Schwüle, rein in die kühle Meeresbrise. Doch noch Küste.....huchu!

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