Südafrika 17. Teil

28.07. - 26.09.2023

Währung: 1,-€ = 20,35R
Dieselpreis: 1l = 19,89R


Nach dem gestrigen Sturm und Regen, zeigt sich das Wetter wieder von seiner besten Seite. Es ist einfach herrlich, die Seele am Strand baumeln zu lassen, dem Rauschen der Wellen zu lauschen, das kalte Wasser auf unseren nackten Füßen zu spüren.


Morgen ist Samstag und somit Marktag in Sedgefield. Wir haben nicht mal die Hälfte des Marktes gesehen, zieht ein Sturm auf, die Wolken öffnen sich für einen kräftigen Regenguss und die Temperaturen purzeln auf einstellig. Schnell eilen wir zurück zum Auto und parken uns an den Strandparkplatz, die Heizung anmachen und ein Lesenachmittag ist angesagt. Der Amigo wird den ganzen Tag und auch die Nacht über kräftig durchgeschaukelt, die Böen sind nicht ohne.
Bei unserer morgendlichen Runde gehen wir heute nicht am Strand, denn die Flut ist da und der Wind peitscht das Wasser noch zusätzlich an, sodass vom Strand nicht viel zu sehen ist. Dafür geht es für uns durch das Wohngebiet an der Strandstraße entlang. Zum Teil sind es schon gewaltige Prachtbauten, die auf sandigem Untergrund errichtet werden. Alleine die Fundamente müssen ein Vermögen kosten. Auch wir haben einige Ladungen Sand vom Amigo zu kehren ;-)

In Knysna parken wir in Thesen Island. Leider hat die österreichische Bäckerei wegen Umbau geschlossen, also gibt es statt Apfelstrudel und Kaffee eine Radtour. Es sollte nach Brenton on Sea gehen und dafür bietet sich die alte Eisenbahnlinie als Abkürzung an, denn sie führt mitten über die Lagune. Allerdings ist das Lochgitter neben den Gleisen schon etwas ramponiert, der Handlauf ist teilweise durchgerostet und abgebrochen, der Blick runter ins Wasser fühlt sich auch nicht gut an. Also Augen zu (aber nur sprichwörtlich) und so schnell wie möglich auf die andere Seite der Brücke. Ob die Eisenträger noch halten? Der letzte Zug, der hier gefahren ist, ist wahrscheinlich schon eine halbe Ewigkeit her. Wohlbehalten erreichen wir nach 3km die andere Seite der Lagune und es geht nur noch schiebend zwischen den Eisenbahnschienen weiter, denn der Bahndamm ist stark beschädigt. Zurück geht es dann auf der viel befahrenen Hauptstraße, und wenn es 20km mehr sind, Hauptsache nicht mehr über diese Brücke.

Zur Belohnung gibt es Sushi im Hafen und einen Cappucchino bei "Grain Mill", einem Bioladen einer deutschen Familie, die gutes Essen kochen, Biogemüse und allerlei Getreideprodukte verkaufen.

Die Sonnenuntergänge über der Lagune mit all den vielen Segelbooten sind atemberaubend, auch noch eine Stunde später leuchtet der Himmel in den verschiedensten Rottönen.

Einen Ausflug zu den Heads dürfen wir auf keinen Fall versäumen. Der Blick auf die Lagune verrät uns, dass Ebbe ist. Am Parkplatz steht ein aufgepacktes Triumph Motorrad, nur vom Fahrer fehlt jede Spur. Der Parkplatzwächter verrät uns, dass es sich um 2 Fahrerinnen handelt und die beiden sich am Viewpoint aufhalten. Im dicken Lederoutfit sind sie sofort zu erkennen. Die beiden Engländerinnen Fiona und Sandra sind den ganzen Weg durch Afrika gefahren, entlang der Westküste runter und sie wollen nun die Ostküste hoch, so wie wir. Wir verabreden uns mit ihnen im überübernächsten Land, denn unsere Reisegeschwindigkeit dürfte so ziemlich die gleiche sein.

Plettenberg Bay ist unsere nächste Destination. Hier gibt es ein "Forever Resort", von denen es mehrere in ganz Südafrika gibt. Sie sind bekannt für Sauberkeit, gepflegte Gartenanlagen und Rentner-Langzeitrabatte. Ein Monat Camping für 2 Personen sollte ca. 170,- Euro kosten. Es gibt ganz viele Südafrikaner, die in ihrer Rente Haus gegen Wohnmobil eintauschen und das gesamte Jahr über nur noch mobil leben. Das geht in Südafrika hervorragend, denn es ist immer irgendwo trocken und warm. Also reisen sie wie die Schwalben dem Wetter hinterher und bevorzugen vielfach diese Forever Resorts. Mit einem leistbaren Monatspreis werden auch noch wöchentliche Spiele, Grillabende und anderes angeboten.
Wolfi überzeugt die Damen an der Rezeption mit umwerfenden Rentnercharme und 1 Stunde später parken wir schon am Ufer des Flusses Keurbooms. Nilgänse watscheln mit ihren Jungen am Ufer entlang, Ibise spazieren am gepflegten Rasen zwischen den Bäumen umher. Einer hinkt und ist sehr frech, denn er kommt angewatschelt und bettelt vom Tisch, sobald wir in unserem Vorgarten Platz genommen haben. Wahrscheinlich wird er wohl von den vielen Campern aus Mitleid gefüttert.

Der Platz liegt in einem schmalen Flusstal, der Hügel links von uns, wo die Sonne am Morgen aufgeht, ist recht hoch, wir liegen bis 9.00 Uhr im Schatten, Erst dann leuchten die ersten Sonnenstrahlen in unseren Vorgarten, sodass wir draußen Frühstücken können. Der Tag ist warm aber kurz, denn rechts von uns ist abermals ein Hügel, wo die Sonne bereits um 16.00 Uhr dahinter verschwindet. Dann wird es ganz schnell frisch, sodass die Abende im Inneren des Amigos recht früh beginnen.
Unter der Woche sind nur vereinzelt Campingäste hier, am Wochenende tut sich etwas mehr. In zwei Monaten bekommt man nur noch mit Reservierung einen Platz. Aber richtig viel los ist dann das Monat über Weihnachten, denn dann ziehen viele Plettenberger, welche einen Campinganhänger oder Wohnwagen besitzen auf den Campingplatz und vermieten ihre Immobilie für teures Geld. Zu Weihnachten ist die Nachfrage nach Unterkünften enorm und die geschäftstüchtigen Südafrikaner lassen sich diese Gelegenheit nicht entgehen.
Bei uns kommt heute ein Steak auf den Grill, dafür muss noch etwas Holz klein gemacht werden.

Wir werden die Zeit nutzen, um uns Gedanken über die Weiterfahrt zu machen.
Sollen wir im südlichen Afrika verweilen oder langsam nach Tansania hochfahren?
Im März 2024 wollen wir nach Österreich fliegen. Im November/Dezember beginnt nun allmählich die Regenzeit in Ostafrika. Das Auto könnten wir in Tansania oder Kenia unterstellen. Doch während der Regenzeit mit hoher Luftfeuchtigkeit und den unliebsamen Termiten, ist die Gefahr groß, dass diese ins Gefährt einziehen, vor allem wenn es unbewohnt ist. Wir wären nicht die ersten mit solch Untermietern. Außerdem sind die Grenzen in Äthiopien geschlossen und der Sudan hat im Frühling mit einem Bürgerkrieg begonnen. Keine Ahnung wann die Grenzen aufgehen und man wieder durchreisen kann. Eine Umfahrung der beiden Länder ist quasi unmöglich, außer man quert den Südsudan oder noch schlimmer, Somalia. Unser Ziel ist weiterhin, hoch durch Afrika und über die arabische Halbinsel nach Europa zu fahren.
Oder sollen wir noch im südlichen Afrika bleiben, wo es uns ja sehr gut gefällt!? Stellen den Amigo im nächsten Jahr in Namibia unter. Dort gibt es Farmen, die sich extra aufs Einstellen spezialisiert haben. Trocken ist es und sicher steht der Amigo dort auch. Wir würden den Äthiopiern und Sudanesen ein Jahr Zeit geben, um ihre Probleme zu lösen... Wir werden uns in den nächsten Wochen gründlich darüber Gedanken machen.

Plett, wie die Stadt liebevoll von den Einheimischen genannt wird, ist eine hauptsächliche "Weißenstadt". Sehr strukturiert und sauber mit vielen Geschäften und Lokalen. Wir sind ca. 6km davon entfernt und mit dem Fahrrad ist es ein Katzensprung.


Am Mittwoch ist Markttag. Leider gibt es nur einen Gemüsestand unter den vielen anderen Verkaufsständen und der ist meist ziemlich ausverkauft, wenn wir um 10.00 Uhr ankommen. Doch früher losfahren wollen wir auch nicht, denn es ist grimmig kalt am Rad. Eingemummt mit Haube, Schal und dicker Jacke, müssten wir beim Zurückradeln die überschüssigen Klamotten dann alle in den Rucksack stecken, denn am späten Vormittag ist es bereits so warm, dass man mit T-Shirt laufen kann. Und wo sollen wir dann das Gemüse unterbringen? Jedenfalls werden köstliche, toll verzierte Schokoköstlichkeiten angeboten, dazu einen Cappucchino - das macht den Ausflug auf jeden Fall wert.

Biegt man links der Hauptstraße ab den Hügel hoch, steht man mitten im Wald. Die Holzfäller sind am Werk, es riecht nach frischem Harz, die Vögel zwitschern von den Kiefern und am Boden sehen wir sogar Leopardenspuren. Wo ist er? Zeig dich doch!! Aber außer seinen Hinterlassenschaften ist von der scheuen Katze keine Spur. Dass er hier ist, haben wir auf dem Handy unserer Campingnachbarn gesehen. Sie hatten das unglaubliche Glück, ihn über den Fluss schwimmen zu sehen.
Beim "Moss and Maple" Farmstall kehren wir ein, zum Draußensitzen ist es heute zu kalt. Drinnen knistert das Holz im Ofen, herrlich warm ist es! Wir bestellen einen Cappucchino, bevor es den Berg wieder runter zum Strand geht. Es ist schon toll auf einer Radtour Wald und Strand kombinieren zu können. Am Strand scheint dann die Sonne und die Temperaturen sind sommerlich. Die Einheimischen sagen: "Alle 4 Jahreszeiten an einem Tag zu erleben, sei nichts außergewöhnliches."

Fast jeden Tag sind wir am Strand unterwegs, denn die Walbeobachtungen gehen weiter. Nein, es ist uns noch nicht langweilig, im Gegenteil. Es werden Tag für Tag mehr Wale, zum Teil sind sie sehr nahe am Ufer. Man kann sie gut beobachten und es bereitet uns so viel Freude, ihnen zuzusehen. Ob sie sich nun paaren, oder nur vorbeischwimmen, untertauchen und uns mit der Heckflosse "zuwinken" oder sogar mal einen Hüpfer machen und mit einem Bauchfleck zurück ins Wasser klatschen. Ein Bankerl in den Dünen ist dafür der optimale Platz, denn so sitzen wir etwas erhöht und haben gute Sicht auf das Wasser und die sanften Riesen.

Heute ist Arbeitstag: "Pimp the kitchen." Verena hat in Österreich Fliesensticker gekauft, die nun die Wand der Küche verschönern sollen. Der Rahmen der Moskito- und Verdunklungsrollo, die Magnetleiste, das Gewürzregal und vieles andere wird abgeschraubt. Es lohnt sich, denn das Ergebnis sieht toll aus - das finden zumindest wir.
Am Fahrerhaus werden die Türscharniere und Schlösser neu gefettet, auch die Fensterheber bekommen ihr Fett ab, dazu müssen die Türen nahezu komplett zerlegt werden. Dafür haben wir dann hoffentlich wieder viele Jahre Ruhe. Auch einige O-Ringe werden getauscht, damit Amigo besser die Luft anhalten kann.

Auch tags darauf wird gearbeitet, die Toilette bekommt nach 12 Jahren ein neues Innenleben, denn die Halbkugel zeigt Verschleißerscheinungen. Dazu muss die Porzellanschüssel demontiert, das technische Innenleben entfernt und durch Neuteile ersetzt werden. Diese Arbeit hat Wolfi nun schon monatelang vor sich hergeschoben, denn wie man es sich vorstellen kann, ist es nicht die schönste Art den Tag zu verbringen... Wir wollen euch nichts vorenthalten ;-) Zuerst ist es von Vorteil wenn man genügend Wasser zur Verfügung hat, denn der Fäkaltank sollte ordentlich gespült werden, um den Geruch zu optimieren... Der hartnäckige Urinstein ist des Übels Ursache, der wird mit einem Schraubenzieher entfernt, die neue Halbkugel eingesetzt. Kurz und bündig, es funktioniert wieder einwandfrei!
Unsere Toilette stammt aus dem Yachtbau, Ersatzteile sind inzwischen leider nicht mehr einfach zu bekommen. Zum Glück haben wir unseren lieben Freund Ruud in den USA, dem wir die Teile von dortigen Firmen zusenden konnten. Er hat sie weitergeleitet an Freunde von Freunden, welche die Ersatzteile mit nach Namibia brachten und uns dort per Kurier zugestellt wurden. VIELEN DANK euch allen für eure Hilfe!!

Es werden 34°C gemeldet, also auf gehts zum Strand. In Keurbooms gibt es eine herrliche Bucht. Wir liegen in der Sonne, während die Wale sich ein Stelldichein im kalten Wasser geben. Den herrlichen Tag beenden wir im bekanntesten Lokal weit und breit - Enrico. Hinter uns lauschen wir der Livemusic, vor uns tummeln sich die Wale, dazu Pizza und Bier. Ja, das Leben ist schön.

Fast zu spät entdecken wir das Lokal "Emily Moon", denn übermorgen ist das Monat bereits um und wir reisen ab. Was für eine Kulisse! Leider öffnet das Restaurant und die Bar erst um 17.00, die Sonne geht um 18.15 Uhr unter und 15 Minuten brauchen wir mit dem Fahrrad nach Hause. Taxi gibt es leider keines. So haben wir nicht viel Zeit die tolle Location zu genießen, wenn wir noch vor dem Finsterwerden zuhause sein wollen. Aber es lohnt sich und das Flascherl Sauvignon blanc schmeckt herrlich.

Mit einer Entscheidung in der Tasche fahren wir ins Inland. Wir bleiben im südlichen Afrika, fliegen nächstes Jahr von Namibia aus nach Österreich und werden dann, wenn wir wieder zurückkommen, weiter nach Sambia, Malawi, Tansania, Uganda, bis nach Kenia hochfahren. Es fühlt sich gut an, endlich wieder einen groben Plan zu haben.

Über den Prince Alfred Pass geht es Richtung Uniondale. Der Frühling lässt die unzähligen Büsche in weiß, rot und gelb leuchten. Machen wir der Tessa eine Freude und bringen ihr einen Blumenstrauß mit? Sicherlich!
Im Wald liegen die Bäume wie Mikadostangen. Vor 5 Wochen, als wir in Sedgefield waren und die vielen, starken Windböen unseren Amigo mit Sand angehäuft haben, sind hier die Bäume umgefallen. Was für ein Schaden! Die Piste wurde notdürftig von den vielen umgeknickten Stämmen freigeschnitten. Weiter hoch ist die Piste ausgewaschen mit tiefen Rinnen und losem Gestein. Nach dem Pass geht es nur noch eben dahin, wir haben gut an Höhe gewonnen, fast das ganze Innere Südafrikas ist über 1.000m hoch.


Tessa und Friedl, die wir letztes Jahr schon in Toorwater besucht haben, sind unser heutiges Tagesziel. Ein kleines Häuschen neben der aufgelassenen Bahnstation Toorwater in der Karoo. Die Freude über das Wiedersehen ist beiderseits groß. Es gibt viel zu Quatschen, Wolfi und Friedl (der auch aus Kärnten stammt) singen alte Heimatlieder ;-) und der große Braai wird fast jeden Tag eingeheizt. Es gibt einen Hühnerstall mit einigen Hennen darin, doch Nando, die Lieblingshenne, hat eine Sonderstellung. Ihre Schlafstätte ist im Eck des Grills. Egal, ob wir gerade Glut für Pizza machen oder Lamm grillen, sie lässt sich nicht abhalten und genießt sichtlich ihr warmes Platzerl. Nicht dass sie einmal als Grillhendl endet....
Außerdem betreiben Tessa und Friedl ein liebevoll hergerichtetes Guesthouse mit self catering. Also wenn jemand Lust hat, die Einsamkeit und Schönheit der Karoo kennenzulernen, geben wir gerne die Kontaktdaten weiter.


Mit Friedl, dem ehemaligen Großwildjäger, gehen wir auf die Pirsch. Auf Nachbars Farm gibt es Rappenantilopen, Kudus, Springböcke und Elande. Vom Felsgipfel aus haben wir eine schöne Rundumsicht und können die Herden gut beobachten.


Frühling ist eine gute Reisezeit für die Karoo. Meistens zeigt sie sich ja in "50 shades of grey", aber nun blüht alles in herrlichen Farben. Was für ein Fest für die Augen.


Kein Umgebungslicht stört, Millionen von Sternen leuchten vom Himmel, doch fürs Fotografieren ist es Wolfi dann doch viel zu kalt. Es hat -1°C. Wahrscheinlich wird das Erdferkel 100m neben uns am Bau graben, denn erst heute haben wir ein tiefes Loch entdeckt. Am Rand der Schotterpiste im steinharten Boden kratzt dieses nachtaktive Tier metertiefe Löcher. Wir statten ihm einen Besuch ab, die Sterne und die Smartphones leuchten uns den Weg, doch vom scheuen Erdferkel ist leider nichts zu sehen.

Tschüß ihr Lieben, wir müssen weiter Richtung Grenze, denn unser Visa läuft bald ab. Schön war es wieder bei euch!

 

Am Weg zurück auf die Asphaltstraße queren wir ein Tal voll mit Aloeen. Leider haben wir die Hauptblütezeit knapp verpasst, der rotblühende Wald muss traumhaft ausgesehen haben. Immer dem schwarzen Asphaltband entlang, geht´s in den Norden.

Graaff-Reinet wird als Juwel der Karoo bezeichnet und auch zu Recht, denn es ist wirklich schön. Die ruhigen Wohnstraßen mit der landestypischen Architektur der Häuser, die aus Stein gebaute Kirche inmitten der Stadt oder der Damm etwas außerhalb, überall lassen sich tolle Fotomotive finden.

New Bethesda, das verschlafene Dörfchen, hat uns letztes Mal schon sehr gefallen, deswegen besuchen wir es nochmals. Am Kirchenparklatz finden wir ein Plätzchen für den Amigo. Es ist Donnerstag und irgendwie scheint alles im Dornröschenschlaf zu liegen. Das Dorf sieht sehr aufgeräumt aus. Ein Einheimischer erzählt uns, dass es im Dezember vorigen Jahres eine schlimme Überschwemmung gegeben hat. Das Wasser hat seine Steinmauer einstürzen lassen, die Wassermengen, die vom Hügel gekommen sind, sind vorne bei der Türe rein und hinten wieder raus. Deswegen ist auch die Brücke ins Dorf noch immer gesperrt, man muss eine Umfahrung außenrum und über die Furt nehmen.
Seit Corona hat sich einiges geändert, meint er. Viele sind hierhergezogen und betreiben ihr Geschäft von zuhause aus. Dafür sollte das Dörfchen nun sauber sein und hübsch aussehen, falls neue Kunden auftauchen. Den langjährigen Bewohnern aber gefällt die neue Devise nicht, denn der Charme des Dörfchens, das Ruhige und Beschauliche solle so verloren gehen. Man kann es eben nicht allen recht machen.

Heute ist Klauenschneidetag bei den Schafen. Einmal im Jahr gehören sie zurückgeschnitten. Obwohl sich die Schafe wehren, sind die beiden Arbeiter schneller. Mit geübten Handgriffen liegt das Tier am Boden. Einer schneidet schon, während der andere beruhigend auf den Bock einredet. Er erzählt ihm, dass er schon seiner Mutters und Großmutters Klauen geschnitten hat - und tatsächlich liegt der Bock recht entspannt am Rücken und lässt die Prozedur über sich ergehen.
Es gibt definitiv mehr Schafe als Einwohner. Die Lämmer sind noch keine 2-3 Wochen alt. Mit festen ruckartigen Stößen fordern sie die Milch bei der Mama ein. Zwillingsgeburten sind bei Lämmern gar nicht unüblich.

Die Karoo ist bekannt für ihre Schafe. Das Karoo Schaf - so darf es erst genannt werden, wenn es in der Karoo lebt, wo es die 5 typischen Karoo-Kräuter zu fressen hat. In großen eingezäunten Feldern mähen die Tiere alles Grün ab. Die Lämmer sind ca. 8 Monate alt, wenn sie auf der Auktion verkauft werden. Der Bauer bekommt pro Kilo ca. 30-40 Rand. Mittelsmänner kaufen ganze Herden auf, um sie geschlachtet an die Supermärkte weiterzuverkaufen.

Wie jeden Tag sind wir nach dem Frühstück am Walken und als wir beim Padstal vorbeikommen, hören wir komische Geräusche. Der Strauß plustert seinen Hals auf, geht in die Knie und schlägt mit seinem Kopf mal links, mal rechts auf seine Flügel, plötzlich hält er inne und hüpft auf das Weibchen. Der Akt dauert nicht lange und wir stehen ganz verdutzt da. Sowas haben wir nun wirklich nicht erwartet.
Im ganzen Dorf blühen die Birnenbäume, der Frühling ist schon eine schöne Jahreszeit. Allerdings können die Einheimischen nicht viele Früchte ernten, denn die Vögel und die Paviane sind schneller und hauen mit der süßen Ernte ab.

Wir bleiben ein paar Tage, denn es lässt sich herrlich die Umgebung erkunden. Pappelwälder und ein altes Bewässerungssystem, welches jedem Dorfteil 1x pro Woche mit Wasser versorgt. Gänse, Esel, Pferde und sogar Schafe laufen frei auf den staubigen Pisten zwischen den Häusern umher.

Am Sonntag gibt es frische Roesterkok vom Grill, das Grillbrot der Einheimischen.
Als wir beim 150 Jahre alten Pastorenhaus vorbeischlendern, lädt uns der nette Besitzer herein. Er hat es vor Jahren gekauft und in ein Ferienhaus umgewandelt. Mit Investmöbeln (wir hören dieses Wort das erste Mal) bestückt, dekoriert mit alten, kostbaren Gemälden, museumsreifen Küchenartikeln und vielem mehr, meint man 150 Jahre zurückversetzt zu sein. In der Garderobe steht eine alte Kirchenbank, darüber auf den Messinghacken sind verschiedene Pastorenhüte.
3 Schlafzimmer, die oft von unterschiedlichen Familien gebucht werden, welche dann den Rest des Hauses, wie Küche und Wohnzimmer teilen. Eine sonderbare. aber attraktive Geschäftsidee, die schon viele Freundschaften ins Rollen brachte.
Stunden später geistern die Bilder von diesem Halbmuseumsferiendomizil immer noch in Verenas Kopf herum. So überladen und vollgestellt, nicht mal ein langes Wochenende würde ausreichen, um jeden Gegenstand des Hauses zu entdecken und aufrichtig zu würdigen.

Der Gariep Damm liegt auf dem Weg nach Lesotho, denn da wollen wir hin. Voriges Jahr haben wir zufällig einen einflußreichen Mann im Grenzstädtchen zum Königreich kennengelernt und er hat uns dazumal spontan angeboten, uns bei der Grenzabwicklung zu helfen. "Wir würden so viele Tage in Lesotho bekommen, wir wir nur wollten", meinte er, denn er kenne die richtigen Leute. Es hat tatsächlich bestens funktioniert.
Nun haben wir mal angefragt, ob er uns denn auch umgekehrt helfen könnte, er vielleicht jemanden in Südafrika kennt, denn wir hätten gerne nochmals 90 Tage Aufenthalt. Er meinte, das solle kein Problem sein. Wir sind gespannt.

Die erste Nacht verbringen wir auf der Staumauer des größten Dammes des Landes, der Damm ist proppevoll. Es wird gut Strom erzeugt und ins marode südafrikanische Netz eingespeist, jedoch bräuchte das Land noch 20 weitere solcher Staudämme, um den gewaltigen Strombedarf zu decken.
Stockfinster ist die Nacht, nur ein Stern erscheint heller, als alle anderen. Der Jupiter sollte es sein mit all seinen Monden herum, wir versuchen das auf ein Foto zu bekommen.


Der frühe Vogel fängt den Wurm, und wir fangen gerade noch den Sonnenaufgang über dem Damm ein.


Zum Forever Camping ist es nicht weit. Direkt in einer geschützten Bucht gelegen, jedoch ist das Wasser viel zu kalt zum Schwimmen. Dafür ist eh keine Zeit, denn wir haben Koteletts vom Karoo Lamm am Grill und dazu muss erstmal anständig Feuer gemacht werden, um genug Glut zum Braaien zu haben.
Der Blauregen ist gerade am Abblühen. Das Areal ist riesig, mit vielen Wanderwegen entlang der Buchten und zu Aussichtspunkten. Die scheuen Kudus wittern uns schon von weitem und verschwinden ins Dickicht.
Abends gibt es Birjani (indisches Reisgericht), dazu ein Glas Rotwein. Rund um uns wird gerade Party gemacht. Der Suzuki Club will einen Weltrekord aufstellen und soviele Jimmys wie möglich in der Stadt Clarens vereinen. Dorthin geht es morgen für die bestimmt 100 Autos.

Für uns geht es nach Bloemfontein. Eine Planänderung, denn eigentlich wollten wir noch einige Tage hier bleiben und dann direkt in die Grenzstadt nach Lesotho fahren, doch Amigo hat mit uns in den letzten paar Tagen immer wieder gesprochen. Jedesmal beim Bremsen, ertönte ein Warnsignal. Wasser fehlt. Beim Nachfüllen entdecken wir einen grauen Film am Kühlwasser und an der Innenseite vom Schraubverschluss. Am Camping checkt Wolfi nun, woher der Rauch kommt. Von der linken Zylinderbank. Krümmer abschrauben und beim Starten qualmt es vom 8. Zylinder. Wolfi vermutet eine undichte Zylinderkopfdichtung. Das ist der Grund, weshalb wir nun in die Provinzhauptstadt von Free State unterwegs sind.
Wir haben eine Werkstätte empfohlen bekommen und nach einem Anruf, wissen wir nun auch, dass wir die Zylinderkopfdichtungen in der Stadt bekommen, ohne sie in Johannesburg bestellen zu müssen.
200km und 3 Stunden später stehen wir vor dem Bosch Auto Repair, drinnen in der Halle haben wir keinen Platz, der ist voll mit Autos, die noch vor dem Wochenende fertig werden sollten. Es ist Freitag und die Aussicht, am Gehsteig den Zylinderkopf zu tauschen, ist nicht prickelnd. Denn wenn es fuchst oder etwas dazwischen kommt, müssen wir über das Wochenende in dieser "dubiosen" Gasse übernachten. Bloemfontein ist schon eher afrikanisch und nicht mehr so sauber und ordentlich, wie die meisten Städte im Westkap. Der Seniorchef macht einen kompetenten Eindruck auf uns. Viele Fragen über die Dichtungen, Motor und Vermutungen des Problems. Schließlich wird das Wasser überprüft und ......kein Ruß mehr, es fehlt auch kein Wasser, auch raucht er nicht weiß. Nach langem hin und her meint der Boss, er würde uns gerne Geld aus der Tasche ziehen, aber wenn es sein Truck wäre, würde er vorerst nichts dabei machen, es so belassen und beobachten. Aber wir sollten eine Kopfdichtung kaufen, um sie als Ersatz dabeizuhaben, falls es doch noch zu einem Tausch kommen sollte. Gesagt, getan!

Also haben wir Zeit, die Stadt zu besichtigen. Die ganze Stadt ist sehr schmutzig, überall liegt Müll, die Häuser wirken zum Teil ziemlich heruntergekommen, viele Obdachlose lungern herum, durchstöbern die Mülleimer. Wir parken vor dem ehemaligen Zoo, welcher schon seit geraumer Zeit wegen Geldmangels geschlossen hat. Die Pfaue sind noch hier und pecken die letzten Krümmel aus der Chipspackung, die am Parkplatz liegt. Die Einheimischen erzählen uns, dass es auch noch Büffel hinter den Zäunen gibt. Die sollten eine sonderbare Krankheit haben und keiner will sie so kaufen und umsiedeln in irgendwelche Parks, wegen der Ansteckungsgefahr. Verständlich. Nun kommt alle paar Tage jemand und füttert die Tiere.
Die grüne Kloake aus dem Kanal, der rund um den Shoppingtempel führt, riecht etwas streng, man würde so etwas in Südafrikas dritter Hauptstadt nicht vermuten. Vor den Terrassen der bekannten Fast Food Ketten wurde das Wasser im Becken wenigstens etwas gereinigt. Jedoch der Mix der verschiedenen Ethnien ist cool, sehr bunt und interessant.


Am Naval Hill, dem Aussichtsberg mit der Nelson Mandela Statue gibt Blicke auf die Burenhauptstadt frei. Nebenan im Restaurant wird eine Geburtstagsfeier ausgerichtet. Overdressed, mit viel Blink, Blink, goldenen Blättchen, die im Wind wehen und bunten Kristalllustern, gibt sich die schwarze bessere Mittelschicht ein Stelldichein. Wir sind nicht eingeladen, wären auch nicht angemessen angezogen, so wandern wir den Höhenweg entlang und pirschen uns an die Blessböcke heran, auch die Giraffenfamilie ist nicht scheu, die Schildkröte, deren Spur deutlich auf der Schotterpiste ersichtlich ist, können wir im Gebüsch nicht mehr finden.
Eine weitere Nacht wollen wir nicht mehr in der Stadt verweilen, so fahren wir durch das Downtown in den Süden, wo wir neben dem Truck Stop die Nacht verbringen.

Heute haben wir die Verabredung mit jenen Freunden, die uns mit der lästigen Visageschichte helfen wollen. Es ist Heritage Day in Südafrika und wir sind auf einen Burenlunch eingeladen. Ihre Maid ist schon den ganzen Vormittag in der Küche beschäftigt, um das Festessen zuzubereiten. Lamm, Huhn, verschiedene Beilagen, Salate und Saucen, als Dessert wird Malvapudding mit Eis und Vanillesauce serviert. Köstlich! Achja, die sehr gute Melktart dürfen wir nicht unerwähnt lassen.

Tags darauf fahren wir gemeinsam zur Grenze, unser Freund will uns helfen, das Unmögliche möglich zu machen, weitere 90 Tage Visa. Ob das klappen wird? Haltet uns die Daumen!

 

 

Vielen Dank für das Anklicken der Werbung im Reisebericht!

Thanks for clicking the advertisement in our report!

 

Südafrika 18

 

REISEN

 Besucherzaehler