Südafrika 16. Teil
28.06. - 28.07.2023
Währung: 1,-€ = 20,35R
Dieselpreis: 1l = 19,89R
Wir stehen beim Einchecken am Flughafen
in Zürich, als die Bodenstewardess uns fragt, wo denn das Rückflugticket
sei. Wie, was - DAS ist doch das Rückflugticket! Die Südafrikaner
könnten uns die Einreise verweigern, weil wir kein Rückflugticket
in die Heimat besitzen. Und da dann Qatar Airways für unseren Rücktransport
zuständig wäre, prüfen sie genauestens. Wir erklären ihr,
dass wir mit dem Wohnmobil nach Südafrika gereist sind und auch wieder
nach Europa zurückfahren wollen und wir nur auf einem Heimaturlaub in Österreich
waren. Sie lässt uns einchecken und wir atmen erleichtert auf.
Mit dem Weltenbummler Pascal aus der Schweiz haben wir eine Verabredung am Flughafen.
Ihn haben wir in Mozambique kennengelernt und in Swasiland nochmals getroffen.
Er hat das ganze Prozedere mitangehört und meint dann, dass das schon seine
Richtigkeit hat, er muss es ja wissen, denn er arbeitet in einem bekannten Züricher
Reisebüro. Im schlimmsten Fall können sie uns den Flug verweigern
und wir müssten einen neuen buchen.
Viel Zeit zum Quatschen haben wir leider nicht, denn unser Flieger hebt in einer
Stunde Richtung Süden ab. Knapp 6 Stunden später landen wir zwischen
in Doha. Es ist Mitternacht und es hat noch immer schwüle 38°C, im
Flughafengebäude ist es um gefühlte 20 Grad kühler. Nach 3 Stunden
geht es weiter und wir landen um 11.00 Uhr bei 12°C und strömenden
Regen in Kapstadt - im südafrikanischen Winter!
Mehr als 2 Stunden stehen wir bei der Einreisebehörde in der Schlange.
2 Beamte versehen ihren Dienst für 1000 Passagiere, denn wir sind nicht
der einzige Flieger, der gelandet ist. Willkommen in Afrika! Als wir jedoch
wieder 3 Monate Visum in den Pass gestempelt bekommen, vergessen wir die lange
Wartezeit sogleich.
Der Taxifahrer hat keine Freude mit uns, als er rechts in die gatschige und
mit Wasser gefüllte Schlaglochpiste abbiegen muss. Ein gutes Trinkgeld
lässt ihm seine Bedenken vergessen. Verena hat Mitleid mit ihm, er ist
aus Uganda und hat sein Taxi nur gemietet. Natürlich will er keinen Schaden
am Auto verursachen, welchen er mit Sicherheit aus seiner eigenen Tasche bezahlen
müsste. Sein Einkommen wird ohnehin hinten und vorne nicht reichen, denn
das meiste Geld schickt er seiner Familie, die er schon seit 2 Jahren nicht
mehr gesehen hat, nach Uganda.
Beim Eingangstor wuchten wir unsere Koffer schnell in den Aufenthaltsraum. Hier
kann der Taxifahrer gut umdrehen und wir tragen unser Gepäck später,
wenn der Regen etwas nachlässt, in den Amigo, der ziemlich eingeparkt,
aber zum Glück noch immer an der selben Stelle, auf uns wartet.
Der Strom funktioniert, also wird sofort mal die Heizung eingeschaltet, damit
es gemütlich warm wird. Als Wolfi die Batterien zusammenschließt,
springt er sofort an. Es ist auch nichts feucht im Innenraum, obwohl es die
letzten 3 Wochen fast durchgehend geregnet hat und wir die Arbeit an den Dichtungsfugen
nicht komplett fertigstellen konnten, da wir ja überraschenderweise nach
Österreich fliegen mussten.
Riecht es hier nicht komisch nach Farbe? Ach herje, Verena hat den Sack mit den Farbbehältern in die braune Überdecke eingewickelt und ins Bett unter die Wolldecken gelegt, falls es frieren sollte. Leider waren sie nicht aufrecht hingestellt, ein Deckel nicht dicht und die Farbe ist ausgeronnen. Aber wir haben noch Glück im Unglück, dass die Farbe nur den Weg bis zur Überdecke gefunden hat, unsere Wolldecken sind verschont geblieben. Nur ein kleiner Tropfen hat sich aufs Leintuch verirrt. Zwei Tage später ist der penetrante Geruch zum Glück weg.
Am nächsten Vormittag sind wir in Kapstadt im Hafen. wir suchen das Zollgebäude. In wenigen Tagen läuft das TIP (Zolldokument) aus. Wir treffen auf einen sehr hilfsbereiten Beamten. Er wundert sich zwar, dass wir ihm keinen Computerausdruck, sondern ein altes handgeschriebenes Formular und noch dazu ohne Stempel überreichen. In Alexanderbay, wo wir vor 6 Monaten eingereist sind, war gerade Load Shedding (geregelte Stromabschaltung) und deswegen haben wir nur dieses Formular erhalten. Wieso wir keinen Stempel haben, wissen wir nicht, vielleicht war das Stempelkissen ausgetrocknet oder der Stempel zu weit vom Schreibtisch entfernt. Er reagiert aber total souverän, drückt uns einen neuen Stempel und Unterschrift darauf inklusive Verlängerung bis zum Jänner 2024. Nun darf auch unser Fahrzeug offiziell im Land bleiben.
Wir genießen das Wochenende in Kapstadt. Ganz frech fragen wir bei unserer altbekannten Polizeistation an, ob wir denn wieder bei ihnen parken dürften. Kein Problem stellt euch ruhig an die Seite vom Parkplatz - sehr gut, das freut uns! Unser unmittelbarer Nachbar kommt aus seiner Pappkartonburg hervor. In einem Eimer wäscht er sich, bevor er sich in die Uniform wirft. Wir vermuten, dass er der Hausmeister bei der Polizei ist. Er wohnt gleich direkt unterm Balkon der Wache und hat sich mit Hilfe von Pilonen und einem Karton von einem 85" Fernseher seine Unterkunft gebaut.
Abends an der Waterfront gibt es einen Musikwettbewerb von den umliegenden High Schools, wo wir lauschen, Eis vom Marcels schlecken und die Atmosphäre genießen. Tags darauf spazieren wir der Promenade entlang bis nach Camden Bay hinunter, von wo uns dann der Bus retour bringt. Es ist Winter, zwar hat es zu Regnen aufgehört und die Sonne zeigt sich, doch es ist frisch. Keine 20 Grad, aber den Einheimischen ist das egal. Die Hartgesottenen unter ihnen werfen sich sogar in den Tidal Pool, uns ist schon beim Zusehen kalt. Natürlich darf der "Oranjezicht Market" nicht fehlen, es sind fast genau so viele Menschen unterwegs wie im Sommer, nur das wir diesmal ganz wenig Deutsch hören. Eh klar, die Pensionisten sind wieder in Mitteleuropa, dort wo jetzt Sommer ist, für die meisten Pauschaltouristen ist noch keine Ferienzeit.
Was machen wir? Wo fahren wir hin?
Bis jetzt haben wir uns noch absolut keine Gedanken darüber gemacht. Wolfi
geht es gut, Verena hat sich eine ungemütliche Verkühlung eingefangen,
welche sie einige Tage ans Bett fesselt. Wahrscheinlich eine Virusinfektion
vom Flieger, welcher bis zum letzten Sitz belegt war. Zum jetzigen Zeitpunkt
wissen wir noch nicht, dass es fast 4 Wochen dauert, bis Verena wieder fit ist.
Erstmal raus aus Kapstadt, zum nächsten Supermarkt, denn unser Kühlschrank
ist leer.
In Gordons Bay stehen wir gut am Strandparkplatz und erleben irrsinnig schöne
Sonnenuntergänge. Wolfi marschiert am Strand entlang und ein paar Tage
später ist auch Verena wieder mit dabei, zumindest wenn es zum nachmittäglichen
Cappuccino trinken geht. Das einzige Cafe im Ort, geführt von einer Deutschen,
dort trifft man sich. Als Beilage gibt es einen Karottenmuffin.
Fürs Wochenende soll das Wetter
wieder schlechter werden, Regen und Starkwind sind im Anmarsch. Dafür ist
der Parkplatz hier am Meer der falsche, wer braucht das viele Salz an seiner
Haut? Unser Amigo nicht!
Auf ins Landesinnere, der "Elgin Railway Market" findet in einem großen
Gebäude am ehemaligen Bahnhof statt. Viele kleine Shops, verschiedene Street
food Stände und gute Live Musik. Der mächtige Eisenofen in der Mitte
verschlingt einiges an Holz und wärmt mit Hilfe von mehreren riesengroßen,
an der Decke hängenden Ventilatoren, welche seelenruhig ihre Runden drehen
und die nach oben steigende warme Luft wieder zurück nach unten drücken.
Es ist viel los und wir genießen Craft Beer, eine wirklich sehr gute Pizza
und beobachten das bunte Treiben.
Die Wale sollten vereinzelt im Juli
ankommen, die Hauptsaison ist September/Oktober. Wir wollen unser Glück
probieren und entscheiden uns ein letztes Mal für die Garden Route - immer
dem Meer entlang. Doch zuerst wollen wir nach Hermanus, dem Wal Hotspot schlechthin.
Am Camping sind wir fast die einzigen, wer will auch schon bei solchen Temperaturen
campen? Das Duschwasser ist zwar heiß, aber auch nur so lange kein Load
Shedding ist. Also ist es ratsam, dass man sich die eigens entworfene App aufs
Handy lädt, damit man weiß, wann und wie lange es in diesem Bezirk
kein warmes Wasser gibt. Beheizt sind die Duschkabinen natürlich nicht.
Man will sich nicht wirklich in der kalten Dusche ausziehen, das Wasser aufdrehen,
um dann feststellen zu müssen - es kommt ja nur KALT raus... brrrr.
Morgens, bevor wir das Bett verlassen, wird der Knopf der Heizung gedrückt.
Es fängt leise zu surren an und 10min später ist es angenehm warm.
Zeit für Wolfi den Kaffee zu brühen, Frühstück zuzubereiten,
um damit seine Verena zu verwöhnen. Draußen ist alles nass. Obwohl
es bereits 8.30 Uhr ist, ist die Sonne noch nicht richtig da. Sie kämpft
sich den Weg hinter dem Hügel hoch. Ach ist das schön nicht vom Landstrom
abhängig zu sein, denn es ist schon wieder Load Shedding. Nachts hatte
es 4°C. Sobald die Sonne da ist, ist es schlagartig warm.
Gleich beim ersten Morgenspaziergang auf unserer Lieblingsrunde durch Onrus und am Meer entlang, werden wir mit der ersten Walsichtung belohnt, zwar weit draußen, aber immerhin, können wird die Fontänen spritzen sehen. Nachmittags sitzen wir nun oft auf einem der vielen Bankerl und sehen aufs Meer raus. Aber die gesamte Woche gehen wir leer aus, erst am letzten Tag werden wir mit mehreren Walen, doch wieder weit weg, beglückt. Die schönen Callas blühen entlang vom Klippenweg wie Unkraut.
Bevor wir Hermanus verlassen, wollen wir zumindest einmal diese Abalon Muschel
probiert haben. "Früher gab es soviele, dass jeder sie sammeln konnte."
erzählen uns Freunde. Heutzutage kommen sie nicht mehr so häufig vor.
Man braucht eine Lizenz und darf auch nur eine gewisse Menge von ihnen sammeln.
Die Wilderei boomt und die Polizei ist immer zu spät vor Ort... Wir hoffen
nun mal, dass unsere nicht von den Wilderern kommen, sondern von einer der Zuchtfarmen,
welche es mittlerweile gibt. Stolze 120.- Rand für eine einzelne Muschel.
Kommt nun auf die Liste - probiert und abgehackt. Der Sauvignon Blanc aus der
Umgebung haut uns auch nicht um, doch die nette Terrasse mit Blick auf das Meer
ist schön. Obwohl es kalt ist, sitzen die Leute mit dicken Jacken zum Essen
oder Kaffee trinken lieber im Freien. Wenn die Sonne scheint, ist es wärmer
als drinnen, denn Heizungen gibt es fast nirgends, die Häuser sind völlig
unisoliert.
Manchmal stehen Gasöfen in den Cafes, die wunderbar funktionieren, aber
leider nur im Umkreis von einem Meter. Der Rest des Raumes ist ungemütlich
kalt.
Die Felder sind grün und Äcker
gelb, die Aloen blühen in rot, orange oder gelb, der Raps steht fast in
voller Blüte. Auch diese Zeit hat etwas. Entlang der N2 wechseln sich die
riesigen Rapsfelder mit (wir vermuten) Weizenfeldern ab. Ein Augenschmaus. "Schau,
die Felder werden aus dem Motorflieger bespritzt!" Von der Straße
aus, sehen wir eine zeitlang zu, wie der Pilot gekonnt seine Bahnen zieht. Er
muss von der Fliegerei schon was verstehen, denn so tief wie er fliegt, ist
er von den Stromleitungen nur ganz knapp entfernt.
Zwischendurch sind viele Schafe auf den Weiden - das bekannte Karoo Schaf. Irgendwie
erinnert uns die Landschaft an unser Lieblingsspiel "Die Siedler von Catan".
Verena hat für Morgen eine Massage
gebucht. Auf die Frage, ob es dann um 10.30 Uhr eh kein Load Shedding gibt,
antwortet die Rezeptionistin mit NEIN. Dies wäre erst von 12.00 - 16.00
Uhr.
Eine wohlige Wärme verströmt der Elektroofen, als Verena den Raum
betritt, doch nur für wenige Minuten. Sie hat noch nicht mal ihre Kleidung
ausgezogen, als es plötzlich finster wird und die Heizung ausgeht. Oh nein
- was tun? Gleich wieder anziehen und einen neuen Termin ausmachen, oder sich
einfach auf eine winterliche Massage einlassen? Sie entscheidet sich für
die 2. Variante. Während die Masseurin namens Samy gleich mit einer Lampe
auftaucht und entschuldigend erklärt, dass die Stufe des Load Sheddings
über Nacht angehoben wurde, legt sich Verena auf die Massageliege. Zugedeckt
mit einem Handtuch und 2 Decken kann es nun los gehen. Nur der zu massierende
Körperteil wird aus den warmen Decken freigelegt, das Massageöl ist
kalt und ihre Hände frostig. Doch nach einigen Minuten hat sich Verena
auf das Wechselspiel zwischen Kalt und Warm und leichten und härteren Massagedruck
gewöhnt und genießt.
Auf die Frage, wie denn die Leute hier in ihren großen Häusern den
Winter verbringen, bekommen wir die Antwort: Mit dicken Socken, Jacke und einer
Heizdecke fürs Bett. Wie die Leute in den Townships frieren, möchten
wir uns gar nicht vorstellen.
Am Parkplatz tummeln sich die Dassies (ähnlich den Murmeltieren), sie sind
gar nicht scheu, wahrscheinlich werden sie gut gefüttert.
In Wilderness haben wir großes
Glück. Genau in dem Moment, als wir den Amigo starten und wegfahren wollen,
sehen wir eine Frau mit Fernglas auf der Klippe herumfuchteln. Was ist da los?
Walmütter mit ihren Kälbern, gleich mehrere. Die Fontänen spritzen,
eine Flosse ragt heraus, ein grauer Buckel, sie dreht sich und man kann den
wuchtigen Bauch sehen. Ist das der Kopf, übersät mit weißen
Flecken und Muscheln? Ein Riesenmonster, 18m soll der Südkaper lang sein
und bis zu 80t wiegen.
Den ganzen Nachmittag schauen wir fasziniert aufs Meer. Sie lassen sich von
den Wellen tragen, tauchen unter und kommen hin und wieder hoch. Man weiß
nie, wo und wie lange. Also Respekt vor jedem Tierfotografen, denn man braucht
eine Engelsgeduld, um zu einem guten Foto zu kommen. Leider ist den ganze Nachmittag
keiner der Wale gesprungen.
Später erzählt uns ein Einheimischer, dass sie heuer etwas früher
dran sind und es könnte sich auch um einen Paarungsakt handeln, wenn sie
sich mit den Körper im Wasser drehen. Die Südkaper, die zur Familie
der Glattwale gehören, leben in der Antarktis, wo sie ihre Futtergründe
haben. Einmal im Jahr kommen sie nach Südafrika hoch, um sich vor der Küste
zu paaren und zu gebähren. Die Waldame trägt ungefähr ein Jahr
und ihr Baby ist dann ca. 1.500kg schwer. Wikipedia erzählt uns auch, dass
Herr Wal die größten Hoden derWelt hat mit je 500kg und einem Samenerguß
von 20l.
Wir sind begeistert vom Spektakel und gehen erst, als die Sonne untergeht, es
kalt und zu dunkel wird. Nachdem unser Brot fertiggebacken ist, statten wir
einem deutschen Rentnerehepaar einen Besuch ab. Am Nachmittag bei einem Plauscherl,
haben sie uns eingeladen. Mit einem Stück Sauerteigbrot als Gastgeschenk
stapfen wir in der Dunkelheit zu ihrem schönen Haus und haben einen netten
Abend mit Monika und Udo.
Jede Bucht klappern wir ab, die Strandparkplätze
eignen sich meist gut als Übernachtungsplätze. Heute werden wir sogar
mit einer Schar Delfinen belohnt. Die wahren Surfkünstler. Mitten in der
Welle surfen sie auf das Ufer zu oder springen darüber weg, leider haben
wir die Kamera nicht mit dabei... Ob wir auch noch Orkas und Haie sichten werden?
In Mosselbay hat uns eine Frau, die Bootstouren verkauft, erzählt, dass
sie keine Freude mit den Orkas hat. Die Killerwale sind hinter den Haien her,
töten sie und reißen ihnen die Leber raus. Den Rest vom Körper
verschmähen sie. Noch viele Tage später sind die Haie verschwunden
und verstecken sich irgendwo, in der Hoffnung, dass die Orkas abgezogen sind.
Vorerst bleiben wir noch eine zeitlang in Südafrika. Wolfi würde am Liebsten sofort hoch in den Norden starten, Botswana und Sambia rufen, doch Verena bremst noch. Für sie ist die Zeit noch nicht reif. Abwarten und lekker Cappuccino trinken ist angesagt...
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