Südafrika 15. Teil

03.04. - 28.06.2023

Um es einfach zu machen: Wir sind nicht auf das AfrikaBurn Festival gefahren, wir sind auch nicht zur botswanischen Grenze hochgefahren und weiter an die Ostküste, um so langsam die Heimfahrt nach Europa anzutreten. Genausowenig haben wir das Land am 9.04. verlassen, weil unsere Visa ausgelaufen wären. Stattdessen sind wir unerwarteterweise nach Österreich geflogen. Am 22. April sind wir um 11.00 Uhr am Züricher Flughafen gelandet und 2 Tage später war Wolfi schon im Krankenhaus. Die Ereignisse überschlagen sich.
So nun aber alles schön der Reihe nach.


Wir verlassen Kapstadt ohne eine Entscheidung getroffen zu haben, wie es bei uns weiter gehen sollte. Ganz haben wir die Hoffnung ja noch nicht aufgegeben, dass wir doch noch eine positive Nachricht vom DHA (Department of Home Affairs) bezüglich unserer Visumsverlängerung erhalten.
In Stellenbosch bleiben wir ein paar Tage, Verena muss ihre Verkühlung, die sie sich bei der "Samstagsnacht-fever" dance party zugezogen hatte, auskurieren. Außerdem haben wir das schönste Weingut (laut unserem Freund Peter) noch nicht besucht. Das wird natürlich schnellstens nachgeholt. Mitten auf einer Insel am großen Teich werden uns excellente Rotweine kredenzt. Die Sonne scheint, der Tag ist perfekt.

Ein paar Arbeiten sind am Amigo fällig. Bei einer hervorragenden Werkstätte darf Wolfi das Werkzeug verwenden, das er braucht, um den neuen Flansch für die Kardanwelle zu montieren. Außerdem bekommt unsere Vorderbremse einen neuen Bremszylinder.

Ostern ist große Ferienzeit in Südafrika, die bekannten Campingplätze sind ausgebucht und so ziehen wir uns auf einen kleinen Farmcamping am Fuße des Paarl Rocks zurück. Es regnet immer wieder, recht frisch ist es. Lesen im warmen Amigo ist sehr gemütlich. Außerdem muss Verena einen Reindling backen, Eier kochen und färben, denn die Ostertage stehen vor der Türe. Die Selchwürstl haben wir schon in Swakopmund besorgt und den Schinken hier in Paarl. Am Ostersonntag lacht die Sonne wieder vom Himmel, sodass wir unsere traditionelle Osterjause im Freien einnehmen können.

Es klingelt eine Nachricht am Handy rein. VFS Global gibt eine Blankoverlängerung bekannt. Beim DHA liegen 10.000e von Anträgen, welche auf Bearbeitung warten. Die Angestellten kommen mit dieser immensen Antragsflut nicht voran, sodass eine Blankoverlängerung von einem Monat ausgegeben wird. Das heißt für uns, Visum bis zum 29. April und wir können das AfrikaBurn Festival besuchen. Juchuuu... die Freude ist groß. Die Tickets warten schon bei unseren Bekannten, Lichterketten werden gekauft, um unsere Drahtesel in der finsteren Wüste zu erleuchten. Auch den Amigo wollen wir damit verzieren und schließlich auch noch uns selbst. Kostüme werden geschneidert und gebastelt, Accessoires erstanden. Unser erstes Festival steht vor der Tür und dann gleich das AfrikaBurn.

Wir siedeln um zum Berg and River Camping südlich von Paarl. Es gefällt uns hier und er liegt zentral. Gleich nach dem Festival wollen wir in den Norden zur Grenze zischen, zuerst den Kgalagadi Nationalpark durch Botswana, dann weiter nach Sambia und Malawi. Amigo muss dafür fit sein, so werden noch liegengebliebene kleine und größere Arbeiten verrichtet. Der Keller wird geräumt und gewischt, schließlich werden wir in den nächsten Tagen Proviant einkaufen. Diverse Schmankerl wie Hartkäse, Trockenwürste, Steaks und Konserven, welche es weiter im Norden und Osten nicht mehr geben wird. Am Abend jammert Wolfi über Kreuzschmerzen. Ja, es hat der Wind anständig geweht und ist beim Kellerräumen durch den Amigo gezogen. Eine Massage und eine Wärmebehandlung sollte Linderung verschaffen.

In ein paar Tagen ist Wolfis Geburtstag. Gäste aus Deutschland haben sich angekündigt. Tina & Thomas kommen vorbei. Nein, sie kommen nicht extra wegen Wolfis Geburtstag, sondern wegen dem AfrikaBurn. Beim Weingut Vrede en Lust treffen wir uns auf ein Winetasting auf deren Terrasse. Das Weinlaub verfärbt sich schön langsam, es hat auch der Spätsommer so seinen Reiz.

Wolfi wünscht sich einen Ochsenschwanz Potije. Beim Supermarkt in der Stadt werden wir fündig. Seit einigen Tagen bekommt Wolfi beim bergauf Radeln ein unangenehmes Brustbrennen, welches aber sofort wieder nachlässt, wenn er auf dem Flachen dahin strampelt.
Verena backt einen Joghurtfrüchtekuchen. Wolfi hat noch Arbeiten am Dach zu erledigen. Die Fugenmasse ist durch Äste teilweise ausgerissen und auch spröde geworden, sie kommt nun runter und das Dach wird neu verfugt. Der Aufbau hat sich an einer Kante etwas abgesetzt, da die Bodenplatte im Koffer nachgegeben hat. Am Camping gibt es eine Werkstatt mit einem anständigen Schweißgerät und es wird ein Blech zur Unterstützung an den Hilfsrahmen geschweißt.
Abends wird Wolfis Rücken wieder verarztet, die Verkühlung hält sich hartnäckig und strahlt bei Anstrengung bis in die Brust vor. Kein Wunder, beim Arbeiten wird ihm warm und es weht auch immer ein kalter Wind übers feuchte T-Shirt.

Am Vormittag setzen wir den Potjie aufs Lagerfeuer, schließlich muss der Ochsenschwanz ca. 6 Stunden langsam vor sich hinköcheln. Tina & Thomas kommen mit einem wunderschönen Proteablumenstrauß und einer guten Flasche Wein. Der Nachmittag vergeht viel zu schnell, zum Essen können sie nicht bleiben, denn sie haben noch eine Verabredung in Kapstadt. Also dann bis zur nächsten Woche am Festival!

So weit kommt es aber nicht, denn dieses Brustbrennen geht uns nicht aus dem Kopf. Die Ergebnisse der Symptome weisen bei "Dr. Google" ausnahmslos alle auf eine Herzgeschichte hin. Mit dem Taxi geht es ins nächste Krankenhaus. Das erste EKG ist in Ordnung, später jedoch zeigt das zweite EKG Unregelmäßigkeiten an, das Belastungs EKG ist dann katastrophal. Wolfi wird sofort in das nächste Krankenhaus nach Somerset West überwiesen, wo es einen Kardiologen gibt. "Die Ambulanz ist gleich da", so die Ärztin. Es geht dann doch nicht so schnell, also können wir die Ärztin überreden, doch selber zu fahren, schließlich seien wir ja viel schneller. Mit dem Uber Taxi geht´s zurück zum Camping, dort packen wir alles zusammen und machen uns mit dem Amigo auf den Weg zum ca. 50km entfernten Spital.
Der Kardiologe erwartet uns schon und macht noch ein Ultraschall. Diagnose: Angina Pectoris, eine konorare Herzkranzgefäßverengung. Stents müssten gesetzt werden. Er hat heute Nachmittag einen Termin frei, sie können gleich loslegen. Ansonsten morgen Vormittag. Wolfi geht das nun doch ein wenig zu schnell. Handeln ist notwendig, aber das ist dann doch zu rasant.
Zurück im Amigo rufen wir Wolfis Bruder an, der kennt 2 Ärzte und erkundigt sich für uns, welche Möglichkeiten wir haben, und wie riskant ein Flug nach Österreich sei. Die geben beide ihre Zustimmung. Es bleibt keine Zeit zum großen Nachdenken, Handeln ist gefragt. Flug buchen, einen sicheren Platz für den Amigo finden, Medikamente besorgen, packen und und und. Wolfi will für den Eingriff nach Österreich. Mehr Vertrauen, die eigene Sprache und das medizinisches Know how. Obwohl eigentlich die erste Herz Transplantation in Südafrika erfolgt ist, wollen wir dennoch zurück in die alte Heimat.

Bei Duncan am African Overlanders lassen wir den Amigo auf der Wiese im Freien stehen. Der Winter steht vor der Tür und mit ihm viel Regen... Aber eine Halle gibt es leider nicht, es wird schon gut gehen. Unser Gefrier-und Kühlschrank ist voll mit Leckereien, die wir nun an die anderen Campinggäste verschenken, genauso wie all unsere bereits für Ostafrika eingefrorenen Steaks. Kühlschrank putzen, Rucksäcke aus dem Keller holen, Wäsche waschen... übermorgen geht unser Flug. Wolfi darf nichts schweres heben, also bleibt die Arbeit an Verena hängen. Es ist kaum Zeit zum Nachdenken für sie, was da passiert und das ist auch gut so.

Den Amigo noch mit einem Diesel/Öl Gemisch unten herum einsprühen, die Batterien abhängen, unsere Fahrräder im Inneren verstauen und ab gehts. Das Taxi bringt uns zum Flughafen und nach einer Zwischenlandung in Doha kommen wir am 22. April gut in Zürich an.

 

ÖSTERREICH

 

Montag Abend ist Wolfi im Krankenhaus und hat Glück, dass der diensthabende Arzt auch am nächsten Tag OP Dienst hat und Wolfi eine halbe Stunde vor Dienstende noch einschiebt. Weil der Stent mit der passenden Größe nicht vorrätig ist, werden 2 Stents ins rechte Herzkranzgefäß gelegt. Zu 99% war es bereits zu und es war allerhöchste Eisenbahn. Zum Glück hat es keinen Infarkt gegeben und das Herz ist topfit. So ist Wolfi schnell wieder hergestellt, 4 Tage schonen und danach ist wieder alles wie zuvor, als ob nie etwas passiert wäre. Nur Verena sieht das alles nicht so locker!! Nun endlich hat sie Zeit zum Nachdenken, es kommen viele Sorgen und Ängste hoch.
Aber auch große Dankbarkeit! Das wir in Südafrika rechtzeitig ins Krankenhaus sind, Wolfi wohlbehalten in Österreich gelandet ist, so schnell einen Termin im Krankenhaus bekommen hat und schließlich alles gut verlaufen ist. Von uns beide hier nochmals ein riesiges Dankeschön an die behandelnden Ärzte und an die Mitarbeiter im LKH. Achja, einer der Pfleger im OP baut sich gerade einen Mercedes 508 als Wohnmobil aus, dementsprechend locker war die Atmosphäre! Ein großes Dankeschön an die Eltern (beides Ärzte) von einem langjährigen Freund, welche uns sehr weitergeholfen haben! Und vor allem ein dickes Danke an Wolfis Bruder, der immer für uns da ist!

Warum ist das überhaupt passiert? Was haben wir falsch gemacht? Haben wir uns zu wenig bewegt? Zu viel Wein getrunken? Zuviel Fleisch gegesen? Kann es jederzeit wieder auftreten? Wie schaut unsere Zukunft aus? Ist das Reisen in afrikanischen Ländern, wo es viele schlecht ausgebildetet Ärzte gibt, überhaupt tragbar? Fragen über Fragen und wenige Antworten zermürben Verena etwas.
Die Zeit in Österreich ist nicht nur schön, sondern auch sehr anstrengend.
Wir freuen uns über Familie und Freunde, über viele wunderschöne Aktivitäten, Ausflüge und vieles mehr.


Dazwischen gibt es immer wieder Arzttermine. Beim Herz passt was nicht, plötzlich zuviele Extraschläge. Hat Wolfi zu schnell mit dem Radfahren begonnen? Nein, es stellt sich heraus, dass es von einem Medikament kommt und es sich nach dem Absetzen der Pille sofort wieder normalisiert.
2 Monate bleiben wir im schönen Österreich, wir verbringen unseren fürs nächste Jahr geplanten Heimaturlaub, eben schon heuer. Viel Regen, kalte Temperaturen. Ein unglaubliches Wetter, sogar den Eierschwammerln oder Pfifferlingen ist es zu kalt!
Endlich kommt der Sommer - und mit ihm unser Rückflug nach Südafrika. Während sich Wolfi auf die Rückkehr in unseren Amigo ungemein freut, ist Verena zwiegespalten. Will sie die Komfortzone wirklich verlassen? Wo es ein so einfaches ist, nur die 144 wählen und die Rettung steht vor der Haustüre. Im südlichen Afrika sind wir wieder auf uns allein gestellt. Die Angst fährt definitiv mit und Verena weiß noch nicht, wie es ihr damit ergehen wird. Ob sie die Weiterreise genießen kann?

Wir sind auf der Suche nach einem Koffer, wir brauchen ihn nur "one way", denn im Amigo ist kein Platz dafür. Wolfi ist auf dem Weg zum Fuhrhof, wo man einmal die Woche den Sperrmüll abgeben kann, um dort zu fragen, ob ein Koffer abgegeben worden ist. Doch so weit kommt er gar nicht. Im Hof stehen die Nachbarn auf einen Ratscher zusammen und bieten uns sogleich einen Koffer an. "Nein, wir brauchen ihn sicher nimmer! Nimm ihn bitte mit, dannn brauchen wir ihn nicht zum Fuhrhof bringen!" Wolfi ist jetzt stolzer Besitzer von einem Barbie-rosa Schalenkoffer. Stolz zieht er ihn über die verschiedenen Bahnsteige und überall wird Wolfi darum beneidet! Der Barbie-Koffer ist ein echter Hingucker!

Amigos Zollpapier läuft in 10 Tagen aus, also fliegen wir mal runter nach Kapstadt und schauen, wie es uns dort ergeht.

 

 

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Südafrika 16

 

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