Simbabwe
29.06. - 30.07.2022
Währung: 1€ = 1,03 US$
Diesel: 1l = 1,86 US$
Einreise: Plumtree
Wir queren die Brücke, wie in vielen Ländern
bildet der Fluss den Grenzverlauf, noch einige Meter im Niemandsland und dann
stehen wir vor dem Grenzgebäude. Es ist kalt und die meisten der Angestellten
laufen in dicken Mänteln und mit warmen Stiefeln rum. Fiebermessen und
noch schnell ein Gesundheitsprotokoll ausfüllen, dann dürfen wir
in die Ankunftshalle, um das Visa zu beantragen. Diese Arbeit dauert ca. 30
min, denn das Abschreiben unserer Daten, das Übertragen auf den Visumssticker,
das Kassieren und schließlich das 30 Tage Visum in den Pass zu kleben,
dauert. Die kalten Finger der Beamtin werden zwischendurch an deren Wärmeflasche
gewärmt.
Endlich geht es weiter zum Zoll. Nein ein TIP (temporary import permit) für
den Amigo können sie uns nicht ausstellen, da wir schwerer als 3.5t sind.
Wir müssen zum Lkw Schalter gehen. Dort angekommen schickt man uns weg,
weil wir keine Lkw Papiere besitzen, keine Güter transportieren und das
Fahrzeug privat ist. Wieder beim ersten Schalter angekommen, ist der Beamte
schon etwas genervt und will uns abermals wegschicken. Uns reicht das Herumgeschicke
schon langsam. In keinem der vorangegangen Länder hatten wir nicht mal
das kleinste Anzeichen eines Problems mit dem TIP und außerdem hatten
andere Overlander mit deren Lkw-Wohnmobil auch keine Probleme in Simbabwe.
Wir verlangen nach der Zollchefin, erklären ihr unsere Situation, sie
überzeugt sich durch einen Blick ins Innere vom Amigo und schließlich
bekommen wir das OK für das TIP. Doch der junge Beamte weigert sich noch
immer vehement das Zollpapier auszustellen, sodass die Chefin gezwungen ist,
ihm das Gesetzbuch unter die Nase zu halten. Oje, nun hat er endgültig
sein Gesicht verloren und es geht gar nix mehr, er wird ausgetauscht und unser
Fall wird nun von seinem Nachfolger behandelt. Auch dieser redet nur das Notwendigste
mit uns, dafür schreibt er schnell und wir bekommen das TIP ausgehändigt.
Niemand hat uns darauf hingewiesen, dass es günstiger ist, wenn wir gleich
für 3 Monate die Versicherung und Straßenbenützungsgebühr
bezahlen, anstatt nur einem Monat. Da wir ohnehin vor haben, ganze 3 Monate
im Land zu verbringen, wollen wir das umändern. Nur leider geht in diesem
Moment der Strom aus und weder die Computer noch der Drucker funktionieren,
einzig die Kreditkartenabrechnung geht durch und da es bereits bezahlt ist,
ist Warten angesagt - niemand weiß, wann der Strom wieder retour kommt.
Der Hunger plagt uns und so gehen wir in der Zwischenzeit mal Kochen. Essen
gemütlich und wärmen unsere kalten Knochen wieder an. Es ist später
Nachmittag, als endlich der Strom wieder retour kommt. Wir bekommen sofort
die neuen Papiere ausgedruckt, 10 min später verlassen wir den Grenzposten.
Bini & Peter sind schon ein Weilchen fertig
und warten auf uns. Im ersten Dorf besorgen wir uns eine SIM und Datenguthaben,
10 US$ für 10 Gb für ein Monat. Im Container läuft die Klimaanlage
als Heizung und so fällt uns das Warten nicht schwer, bis alles registriert,
eingestellt und funktionstüchtig ist.
Im Reiseführer lesen wir von einer Safarilodge mit Camping und einem privaten Wildpark drum herum - das klingt doch sehr gut, da fahren wir hin! Eine gute Erdpiste bringt uns entlang einfacher Bauernhöfe zum ehemals herrschaftlichen Farmhaus. Diese alten Bauten kann man gut als ehemalige Farmen der weißen Bevölkerung erkennen. Oje, der Campingbereich ist aber heruntergekommen, Wildtiere gibt es schon lange keine mehr und die Preise sind etwas übertrieben. Also verlassen wir das Gelände und stoppen beim liegengebliebenen Traktor im Dorf. Dieser will nicht mehr anspringen und steht mitten auf der Fahrbahn. Wolfi & Peter sind sofort zur Stelle und reparieren die undichten Einspritzleitungen, Starterkabel angeschlossen und mit einem anständigen Strahl Bremsenreiniger als erweiterte Starthilfe schnurrt der Ferguson bald wieder. Die Jungs sind begeistert und strahlen um die Wette.
Verena & Bini werden derweil in das nett geschmückte Lehmhaus eingeladen.
Ein gemauerter Schrank, eine kleine Kommode und die Matratzen, die zum Schlafen
auf den Boden gelegt werden, lehnen untertags an der Wand. Etwas finster ist
es, denn Fenster gibt es keine. Sara, die Bäuerin, ist gerade mit den
Ausbesserungsarbeiten an der Außenfasade beschäftigt. Die Küchenhütte
ist schräg gegenüber und die Hütte für den Bruder steht
nebenan. Dahinter ist ein Maisacker, ein paar Kühe und Ziegen gehören
auch zum Hof. Kleine Bauern, wie es sie in Simbabwe zur Genüge gibt,
Subsistenzwirtschaft und falls etwas Überschuss vorhanden ist, wird er
am Markt verkauft.
Auf der Cyrene
Mission befindet sich ein hübsches Kirchlein, ein Lehmbau mit Schilf
gedecktem Dach, die Mauern sind bemalt mit afrikanischen Heiligen und Szenen
aus dem afrikanischen Alltag. In diesem ehemaligen Ausbildungszentrum wurden
Einheimische ab den 1930er Jahren in landwirtschaftlichen, handwerklichen
und künstlerischen Fertigkeiten ausgebildet. Die Arbeiten der "Künstler
von Cyrene" schafften es bis nach London.
Von Künstlern ist weit und breit keine Spur mehr und leider ist das gesamte
Gelände dem Verfall preis gegeben. Die Terrassen der Häuser, wo
einst die weißen Lehrer gelebt haben, sind zu Hühnerställen
umfunktioniert worden. Heute befindet sich hier die "Cyrene High School"
mehrere Schulgebäude, sowie Gebäude bestückt mit Schlafsälen
(Internat) finden wir auf dem Gelände. Der bestimmt 1000l große
schwarze Topf zieht unsere Neugierde auf sich, darunter halten dicke Äste
das kleine Feuer am Lodern. Was ist das? Ein afrikanischer Warmwasserboiler
für die Schüler.
Die Stadt Bulawayo gefällt uns auf Anhieb.
Breite Avenues mit Alleen und Grünstreifen, auf denen bunte Blumen und
Sträucher blühen. Beim ersten Spar Supermarkt machen wir Halt. Butter
kostet 10.000,- Zim$, 1 l Milch 1.400,-Zim$, 2,5kg Mehl = 2.600,- Zim$. Wau,
das sind Preise - wer kann sich das denn leisten?
Wir haben im Vorfeld schon von anderen Reisenden gehört, dass das mit
dem Geld im Land nicht so einfach ist. Die lokale Währung - der Zim$
- den will niemand, weil er jeden Tag weniger Wert wird. Die Inflation liegt
momentan bei 192%. Am Schwarzmarkt bekommt man heute für 1 US$ 600 Zim$,
im Supermarkt nur ca. 400 Zim$. Eigentlich will jeder US$, sogar der Bankomat
gibt US$ aus. An der Supermarktkassa muss man sich vorher entscheiden, ob
man mit US$, Zim$ oder südafrikanische Rand bezahlen möchte. Gemüse
und Obst kaufen wir von nun ab nur noch an den Straßenständen,
wo es günstiger ist und so die lokalen Händler etwas Umsatz machen.
Am Parkplatz quatscht uns Vicky an, sie besitzt einen Camping gleich ums Eck.
Wir folgen ihr und landen im Burkes Paradies, einer Bungalowanlage mit riesengroßem
Garten, wo man campieren kann. Es gibt warmes Wasser, saubere Toiletten und
eine Feuerstelle, an der wir Abends verweilen. Das Holz kommt aus dem Garten,
der eher einem Dschungel gleicht, da gibt es für die beiden holzverliebten
Männer genug zum Schneiden und Sägen.
Die Fahrräder werden gewartet, sodass wir
nun die Stadt damit unsicher machen können und das machen wir jeden 2.
Tag. Es hat mal ein gut ausgebautes Fahrrad Wegenetz gegeben und teilweise
kann man diese noch gut erkennen und befahren. Die Stadt ist quirlig, uns
gefällt es. Wir erkunden die Wohngegenden der gut situierten Stadtbevölkerung,
Ehemals edle Kolonialbauten mit eigenem Tennisplatz und Schwimmbad hinter
hohen Zäunen neben Pferdefarmen mit großen Koppeln. Im Zentrum
befinden sich noch gut erhaltene Gebäude, in dem nun die Art Gallery
untergebracht ist, das Rathaus ist umringt von Straßenständen,
wo allerlei Waren angeboten werden und einem quirligen Lebensmittelmarkt nebenan.
Am Klamottenmarkt werden elegante Schuhe verkauft, während man gegenüber
in der Fleischerei sich zwischen Ziegenkopf und Rinderhufe entscheiden kann.
Im Park mit dem alten Baumbestand kann man noch die einstmalige Schönheit
der Wasserbecken, der Springbrunnen, des Theaters erahnen. Der Erlebnis-Kinderspielplatz
mit eigener Eisenbahn und den Bowling Club kann man auch noch erkennen. Das
muss mal wunderschön gewesen sein!
Kaffee und Karottenkuchen gibt es im hippen Earth Cafe. Heute ist Sonntag
und die reichen Simbabwer sitzen im Garten. Goldene Highheels zu knallengen
Leggings für die Dame und der Mann trägt supertrendy sportliches
Outfit mit Goldketten um den Hals, der Hummer H3 steht am Parkplatz. Der Reichtum
wird stolz präsentiert. Understatement? Wen kümmert das!
Entlang der Straße blühen Weihnachtsbäume, Hibiskus, Flammenbäume
und vieles mehr. Nach der braunen Buschlandschaft erfreuen sich unsere Augen
an der bunten Pracht.
Im Erholungsgebiet am Hillside Damm besuchen wir den Aloe-Garten, die nun im Winter blühen und wandern, vorbei an verschiedenen Picknickplätzen rund um den Staudamm. Das Naherholungsgebiet wird am Wochenende gerne von gut situierten Städtern besucht.
Das Eisenbahnmusem mit seinen vielen Dampfloks zieht Wolfi & Peter an
wie ein Magnet. Gleich nach dem Eingang warten schon die Fotomodells auf ihr
Shooting. Das Set ist gut ausgeleuchtet und die Mädels geben ihr Bestes,
um den Fotografen zufriedenzustellen, das sind in dem Fall nicht wir, sondern
John aus Harare.
Weiter am Gelände finden wir viele alte Dampfloks mit Tendern und Wasserwaggons,
bestaunen die unzähligen Nietverbindungen und generell die Handwerkskunst,
der in Großbritannien gefertigten Züge. Wer nun meint, dass in
Afrika nur grindige Eisenbahnen durch die Gegend fuhren, irrt sich gewaltig.
Hochwertigste Verarbeitung in den Waggons der Ersten und Zweiten Klasse, gezogen
von den zur damaligen Zeit fortschrittlichsten Dampfloks.
Leider funktioniert am Gelände keine einzige Lok mehr. Es gibt aber noch
einige fahrbereite Dampfloks in Bulawayo, um diese zu sehen braucht man eine
Genehmigung und diese müssten wir uns irgendwo in der Stadt besorgen.
Heute geht sich das nicht mehr aus und so radeln wir zurück zum Burkes
Paradiese
Auch zum Arbeiten finden wir Zeit. Das Scharnier vom Backofen ist locker und nun hält die schwere Glasfront nicht mehr richtig. Der Ofen wird ausgebaut, die Türe mit neuen Stahlnieten aus Peters Fundus versehen und wieder eingebaut. Bei einer der beiden Edelstahlstauboxen ist eine Schweißnaht aufgegangen, zum Glück hat Peter ein Schweißgerät dabei und auch Edelstahl-Elektroden. So kann der Schaden Vorort behoben werden und bald sitzt die Box wieder fest am Hilfsrahmen vom Amigo. So nebenbei entdecken wir, dass eine von den beiden Starterbatterien fast leer ist. Ein Ladegerät wird von den Lodge Betreibern ausgeborgt und die Batterie wieder mit Strom befüllt.
Schön langsam werden wir Vier ein eingeschweißtes
Feuerkochteam. Während sich der Chapati Wallah alias Peter um die dünnen
Brote kümmert, bruzelt der Fleisch Wallah alias Wolfi die geröstete
Leber, nebenan kocht der Kartoffelschmarrn. Die beiden Damen sehen mit einem
Glaserl Wein den fleißigen Köchen zu und freuen sich aufs gute
Essen. Eine kulinarisch äußerst hochwertige Woche verbringen wir
mit Rindsgulasch, Tafelspitz, Pizza und Fladenbrote - uns geht es sehr gut!
Das Wochenende naht und es gibt wieder was Süßes! Die Orangen sind
reif und Wolfi probiert sich an einem Orangenkuchen. Nüsse mahlen, Orangenzisten
schälen, Eier schlagen und schon bald riecht es köstlich aus dem
Backofen. Rummikub spielen und anschließend Kaffee und Kuchen mit netten
Freunden am Sonntagnachmittag - wir wollen doch die Bräuche im Ausland
weiterleben lassen.
Heute nächtigen zwei Chauffeure von einem
Schulbus in den Bungalows auf Burkes Paradies. Gut betuchte Familien schicken
ihre Kinder in Privatschulen, die verstreut im ganzen Land liegen. Alle 3
Wochen dürfen die Schüler fürs Wochenende nach Hause. Die Busfahrer
erzählen uns, dass eine Schuluniform 10 US$ kostet, das Semester 10.000,-
US$, was sehr viel Geld ist.
Ihr Gehalt bekommen sie zur Hälfte in US$ und die andere Hälfte
in Zim$, welche, wenn überhaupt dann nur zum Teil, auf der Bank umgetauscht
werden. Der Kurs ist schlecht und weil zu wenig US$ im Lande sind, wird die
Summe auf das Handy gebucht. Eco Cash heißt die App mit der man dann
bezahlen kann, allerdings sind dafür Gebühren zu berappen. Das Leben
hier im Land ist nicht einfach. Viele Menschen verdienen sehr gut mit der
ganzen Geldwechslerei und so bald wird sich daran auch nichts ändern.
Nach 10 Tagen verabschieden wir uns, wir wollen weiter in den Osten des Landes. Bini & Peter bleiben noch ein Weilchen, wir wollen uns später wieder treffen.
Die Erde neben der Hauptstraße ist umgegraben.
Große Löcher, Abraumhalden und halbabgetragene Hügel. Große
und kleine Mienengesellschaften suchen nach Gold. Unweit unseres heutigen
Nächtigungsplatzes graben ein paar Jungs mit primitivsten Mitteln nach
dem Edelmetal. Einen Meter im Durchmesser misst der 10m tiefe Schacht. Eine
Handseilwinde dient den Burschen zum Runterklettern, um den Eimer hochzuziehen.
Wenn sie an die goldhaltige Schicht kommen, wird das Material auf einem seperaten
Haufen gekippt und nach Bulawayo gebracht, wo das Gold aus dem Gestein gelöst
wird.
Heute sind die Jungs mit dem Erneuern ihres Schürfwerkzeuges beschäftigt,
2 Meißel und ein Krampen werden zum Glühen gebracht, um eine neue
Spitze drauf zu hämmern. Ein Plastiksack an einem Eisenrohr dient als
Blasebalg, Zange gibt es keine, ein Rest von einer Hose muss herhalten...
Reich werden die Jungs nicht, denn das Land und die Mine gehören der
ehemaligen Gouverneurin.
Nachts dringt Musik vom Bottle store in unsere
Ohren. Obwohl wir genau aufpassen, wo wir des Nachts parken, sind diese Lokale
oft so unscheinbar, dass wir sie nicht als solche erkennen. Erst dann, wenn
die laute Musik aus den Fenstern schallt. Zum Glück ist um 23 Uhr Schluss
und Ruhe kehrt ein.
Wir sind wieder mal auf Nächtigungsplatzsuche. Da schau, rechts zweigt
eine Piste ab. Fahren wir doch rein und schauen wir nach. Wieder rechts weist
ein rostiges Schild auf einen Golfplatz hin. Wir folgen dem engen Weg hoch
auf den Hügel. Durch ein schön verziertes Tor fahren wir auf den
Parkplatz. Golf spielen tut hier schon lange keiner mehr. Der ehemalige Rasen
wird nun von Kühen bespielt oder entgrast und das Restaurant ist in eine
Bar umgewandelt worden. Es ist 14.00 Uhr und es warten schon mehr als 20 Minenarbeiter
auf Einlass. Der Durst ist groß, obwohl die Bar erst in einer Stunde
aufsperrt. Nein, hier wollen wir nicht bleiben...
Weit ist es nicht mehr nach Great Zimbabwe. Die
Ruinen von Great Zimbabwe sind das bedeutendste kulturelle Erbe des Landes.
Das ehemalige Süd-Rhodesien, so genannt von den britischen Kolonialherren,
wurde nach der Unabhängigkeit im Jahre 1980 auf Simbabwe umbenannt.
Am zentralen Hügel sind noch diverse Steinmauern aus dem 12. Jh. zu bestaunen.
Von hier aus haben die Herrscher ihr Imperium ausgebaut. Durch Handel mit
Chinesen, Arabern und anderen Stämmen sind die Menschen zu Wohlstand
gekommen. Im 14. Jh. wurde dann ein riesiger Ringbau angelegt, die Great Enclosure.
Die einzelnen Steinblöcke wurden ohne Mörtel aufeinandergeschichtet,
und zum Teil mit schönen Mustern abgeschlossen. Tausende von Arbeitern
waren nötig, um so ein imposantes Bauwerk zu jener Zeit zu errichten.
Es wird vermutet, dass hinter diesen Mauern die Königsfamilie gelebt
hat. Der 10m hohe konische Turm war das letzte Gebäude, welches gebaut
wurde, ehe das Reich nur ca. 100 Jahre später zerfiel. Ob die natürlichen
Ressourcen aufgebraucht waren, das Weideland ausgelaugt oder das Wasser knapp
geworden ist, weiß keiner. Es ist ohnehin nicht viel Wissen über
diese Großkultur vorhanden, so kann man seine Phantasie umsomehr spielen
lassen.
Auch im Museum bleiben viele Fragen unbeantwortet, nicht nur wegen des Stromausfalls.
Seit Tagen ist es in den Räumen dunkel und auch das Licht von den Smartphones
hilft nur bedingt. Das Land ist arm und es wird wohl noch eine Weile dauern,
bis die Leitungen wieder repariert sind.
Zum Sonnenuntergang wandern wir mit einem Flascherl Wein zum Hill Enclosure
hoch. Dort gibt es einen Platz, der Terrasse genannt wurde, und der sich heute
noch hervorragend für einen Sundowner eignet.
Am dazugehörigen Campingbereich geht es rund.
Ein Bus mit Schulkindern ist da und diese erfreuen sich am Tanz und Gesang
in der Wiese, denn es gibt selten einen schönen Rasenplatz, meist ist
der Erdboden mit stacheligen Bodendeckern und dornigen Gebüsch überzogen.
Unter den hohen Bäumen betet die Gehörlosengruppe und ziehen uns
zum Hallelujasingen in ihre Mitte. Es gibt noch eine Jause für alle,
bevor sich die Kinder den Ruinen der Weltkulturstätte hingeben.
Der liegengebliebene Biomüll lockt die Velvetaffen
an, kurz darauf werden diese von der herannahenden Paviangruppe verscheucht,
die wiederum von den streunenden Hunden und Kühen. Die Wiesenfläche
ist nach der tierischen Invasion recht aufgeräumt. Leider kommen wir
den Eulen einen Schritt zu nahe und stören sie bei ihrem Tagesnickerchen.
Internetempfang gibt es nur am denebenliegenden Hotelkomplex. Nette Bungalows inmitten einer grünen Oase mit Kunsthandwerk verziert und einer einladenden Terrasse vom Kaffeehaus. Nur leider lassen die Temperaturen es nicht zu, gemütlich einen Kaffee im Freien zu trinken. Irgendwie sieht es nach nur wenigen Gästen aus. Schade, denn die bräuchte das krisengeschüttelte Land mehr als genug.
Wir brechen auf und fahren den Mutirikwi Stausee
am Südufer entlang, doch weit kommen wir nicht. Ein Platz direkt am Ufer
lässt uns anhalten, denn nicht weit von hier, sollte es Felsmalereien
geben. Hinter dem letzten Felsen werden wir dann auch fündig.
Wir sind nicht lange alleine, ein BMW mit jungen Leuten darin, trifft ein.
Die Mädels werfen sich in Pose und auch ein Foto mit uns darf nicht fehlen.
Schließlich ist man stolz, "Freunde im Ausland" zu haben.
Am Nachmittag kommt ein Lkw Wohnmobil angefahren. Das gibt es doch nicht,
das sind doch die Australier Linda & John, die wir vor knapp 3 Jahren
in Togo getroffen haben. Wir freuen uns, die beiden wieder zu sehen und verbringen
einen netten Abend am Lagerfeuer.
Nur eine kleine Staumauer ist für den riesigen
Stausee zuständig, gebaut in den 1960er Jahren. Nun sind viele Arbeiter
damit beschäftigt, eine Zufahrtsstraße zum Fuße der Staumauer
zu errichten, wo dann ein Kraftwerk gebaut werden soll. Auch heute kommen
wir nicht weit, denn ein Aussichtsplatz am Felsen lädt ein.
Kinder kommen in zerlumpten Klamotten und bieten ihre Waren feil. Selbstgebastelte
Ketten aus Hülsenfrüchten, Zitronen und Orangen aus dem Garten,
Zuckkerrohr vom eigenen Feld. Jeder erhofft sich ein paar Dollar von den ausländischen
Touristen. Princess, Treasure und Blessed (die Mädels heißen wirklich
so) sitzen einige Stunden vor unserem Lkw, bevor es finster wird und sie den
Nachhauseweg einschlagen, lässt Princess die übrigen Zitronen vor
unserem Eingang liegen. Ein Geschenk, obwohl wir ihr schon welche abgekauft
haben. Am nächsten Tag schenkt Verena ihr ein T-Shirt und einen Schal
aus Indien, nun läuft Princess mit einem T-Shirt mit der Aufschrift "Offroad
Trucks Austria" herum.
Die Menschen sind stolz, überaus freundlich, mit viel Anstand und Respekt.
Meistens blicken wir in lachende Gesichter, obwohl sie eigentlich nicht viel
zu lachen haben. Das Land ist pleite und die Wirtschaft am Boden. Krieg, Dürre,
Auslandsschulden, Korruption, Gier und Macht, politisches Eigeninteresse -
all das und viel mehr sind Auslöser für die jetzige Situation. Eine
hohe Arbeitslosenrate, eine hohe Inflation, kaum Wirtschaftsleistung - wie
kommt man aus so einer Misere wieder raus?
Einst, vor ca. 50 Jahren, war Simbabwe das Vorzeigeland punkto Bildung, Gesundheit
und es exportierte Lebensmittel in die umliegenden Länder. Von all dem
ist nichts mehr zu sehen. Robert Mugabe, der Jahrzehntelang bis 2017 Präsident
war, hatte eine sehr umstrittende Landreform eingeführt, indem er fast
alle weißen Farmer enteignete (60% der kommerziell nutzbaren Landfläche
war im Besitz von Weißen, die eine Überschußproduktion betrieben
und viele Arbeiter angestellt hatten). Die Farmen wurden zerschlagen, das
Land in kleine Ländereien aufgestückelt und der armen Bevölkerung
überlassen, die natürlich nicht das Geld und die Mittel für
eine große Produktion haben. Die Filetstücke wurden unter Mugabes
"Freunden und Verwandten" verteilt, von denen manche über Nacht
Besitzer von mehreren Farmen wurden. Viele von den neuen Farmern waren quasi
Quereinsteiger und hatten von der Landwirtschaft keinen Schimmer...
Kolonialisierung - ein komplexes Thema, auf das
man in Afrika immer wieder trifft.
Haben die ehemaligen Kolonialherren das
Land und die Menschen ausgebeutet?
Haben sie den Einheimischen ihren Glauben, ihre Denkweise, ihre Wertevorstellung
und Moral aufgedrückt?
Haben sie das Leben der Schwarzen somit geprägt und verändert?
Haben sie Schulen, Krankenversorgung, Infrastruktur und Wirtschaftsleistung
ins Land gebracht?
Wären die Länder ohne der weißen Vorherrschaft nun besser
gestellt?
Fragen über Fragen - auf die wir bis heute noch keine Antworten gefunden
haben. Wir sind überzeugt, dass vieles schlecht war, aber nicht alles
und es hat auch positive Entwicklungen gegeben.
Einige Menschen in Simbabwe wünschen sich die Weißen wieder zurück,
weil sie glauben, dass es ihnen dann im Alltag wieder besser ergeht, Aber
wir treffen auch Menschen, die froh darüber sind, dass nun alles in schwarzer
Hand ist. Ob Schwarz oder Weiß - wir hoffen, dass sich das sympathische
Volk aus seiner Misere befreien kann.
Endlich wird das Wetter besser und die Sonne lacht wieder vom Himmel. Wir sitzen in der Sonne und sehen in der Ferne einen blauen Lkw anrollen. Nein, das ist doch der August - welch eine Freude. Mit lokalem Hirsebier in netter Gesellschaft lassen wir den Abend ausklingen.
Niemand erfreut sich am Weiterfahren, also bleiben wir noch einen weiteren
Tag. Während wir frühstücken, kommt die Fischverkäuferin
angelaufen. Frische Brassen hat sie im Angebot. Ja, kaufen wir, jetzt brauchen
wir nur noch Holz für das Feuer. Nicht weit hinter der Felsplatte ist
der geeignete Baum bald gefunden und die Männer mühen sich mit dem
harten Holz ab.
Nach einem spektakulären Sonnenuntergang kommen plötzlich hunderte
Autos von Masvingo her angefahren. Ein großer Lautsprecher wird am Felsplateau
platziert und nur wenige Minuten später dringt das Halleluja zu uns herüber.
Es kommen immer mehr Autos angefahren. Nur Männer in braunen Klamotten
hüpfen aus den Fahrzeugen. Eine spezielle Atmosphäre macht sich
breit. Die Kinder, die sich bei uns am Feuer wärmen, erzählen uns:
"Das ist eine spezielle religiöse Vereinigung, die sich hier regelmässig
treffen!" So schnell die Gemeinschaft angerollt ist, sind sie nach nur
1 Stunde wieder verschwunden.
Wir sind im Groove mood, also richtet Peter seine Musikbox ans Feuer und wir
tanzen und singen zum bekannten Song von Rose Laurens aus den 80er Jahren
"Africa"! Die Kinder freut es und sie machen mit. Der hohle Baumstumpf
erzeugt ein traumhaftes Lagerfeuer und dazupassend zum Abend brennt er sogar
noch den afrikanischen Kontinent in die Rinde.
In 2 Tagen muss unser Visum erneuert werden, wir
sind bereits ein Monat im Land. Also fahren wir zurück nach Masvingo,
wo es eine Einreisebehörde gibt. Diese ist nicht leicht zu finden, im
alten Postgebäude, links am Gang ist das Büro. Im Moment gibt es
keinen Strom und das Ausfüllen im dunklen Zimmer ist etwas schwierig.
Wie haben wir früher bloß ohne Handy überleben können?
Wolfi leuchtet, während Verena das Formular ausfüllt. 30 Tage Verlängerung
kostenlos.
Nun geht es noch zum Markt. Tomaten, Kartoffel, Okraschoten, Zwiebel, grüne
Bohnen, Eier und Mehl werden gekauft. Beim lokalen Restaurant wird Sadza (Maisbrei)
gekocht. Verena merkt gleich, dass man einige Mukies braucht, um den Quirler
im Brei bewegen zu können. 10 min muss man anständig Rühren,
um den Gaumen der Simbabwer zu befriedigen.
Wir verlassen die Stadt Richtung Osten und wollen in die Berge - in die Eastern Highlands. Es trennen uns noch einige 100km davon. Die Landschaft ändert sich. Anstatt Büsche wachsen hier die tollen Baobabs, Leberwurstbäume und Agaven. Sogar ganze Felsrücken sind mit den Affenbrotbäumen überzogen. Die Mangobäume sind am Blühen, leider erst im Dezember sollen die Früchte reif sein. Große Runde, wie aufgeschichtet oder einfach nur hingeworfene Steine aller Größen liegen verstreut in der Landschaft. Dazwischen haben sich die Menschen angesiedelt. Bauernhöfe mit Maisfeldern, einem kleinen Garten, Kühen und Ziegen. Es sieht toll aus und die Berge tauchen nun langsam vor uns auf.
Wir queren die Birchenough Bridge. Entworfen von Sir Ralph Freeman überspannt die knapp 400m lange Stahlbogenbrücke den Save Fluss. Er hat es nach seinem berühmtem Vorbild, der berühmten Sydney Harbour Bridge, an der er auch maßgeblich beteiligt war, gebaut. Am Ufer parken wir uns ein, sehen den Frauen beim Wäsche waschen, Wasser holen und Geschirr abwaschen zu.
Zu Fuß queren wir am nächsten Tag die Brücke und besuchen den kleinen Markt. Tomaten, Zwiebel, Bananen und Avocados haben gerade Hochsaison. Weiße Maiskörner werden im Ganzen verkauft. Die Frau kauft 20kg für 10 US$. Zu Hause wird sie sie zu Mehl stampfen und im Wasser zu Sadza verkochen. 2 Wochen lang reicht diese Menge für ihre Familie. Getrocknete Fische zum Aufpeppen der Sauce werden gerne gekauft, die Hülsenfrüchte werden aus den Schoten gepuhlt und der dazupassende Potijetopf wird gegenüber angeboten.
So, lange genug eingekauft! Nun geht´s aber ab in die Berge...
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Simbabwe 2