Südafrika 2.Teil
30.11. - 31.12.2020
Währung: 1 € = 18,4 R
Dieselpreis: 1l = 12,80,-R
Wir befinden uns in einer der bekanntesten Weinregion weltweit. Stellenbosch ist bei Weinkennern ein Begriff. Die nette Universitätsstadt hat einiges zu bieten. Wir flanieren durch die alten Eichenalleen, vorbei an Häuser in kapholländischer Architektur errichtet. Die Jacarandabäume blühen gerade und leuchten in schönstem Blau. Tolle Geschäfte, nette Cafes und viele Vinotheken. Gibt es doch in der unmittelbaren Umgebung genügend Weingüter, die zum Teil hervorragenden Wein produzieren, welche am internationalen Bankett glänzen.
Die grüne Landschaft mit den vielen Weinbergen,
dahinter eine tolle Bergkulisse. Franschhoek ist nicht mehr fern. Wau, schau
dir nur die saftigen Grünflächen an. Riesige Pferdekoppeln, alteingesessene
Weingüter mit prächtigen Einfahrtstoren. Am Ende des nicht allzu
breiten idyllischen Tals liegt die kleine Ortschaft Franschhoek.
Wein wächst hier schon seit Jahrhunderten. Der rote Saft wurde für
die Besatzung der Welterkundungsschiffe gebraucht, um dem Skorbut Herr zu
werden. Das saure Zeug wurde in seiner Qualität viel besser, als die
Hugenotten Einzug gehalten haben. In Frankreich wegen ihrer Religion vertrieben,
fanden sie im südlichen Afrika eine neue Heimat.
Verena ist ganz begeistert von diesem, leicht französisch angehauchtem,
mit ausreichend Charme angereichterten Städtchen. Die
Mittagskarte des Bistros klingt vielversprechend und der Wein sowieso. Verena
bestellt Bobotie (überbackenes Faschiertes nach Malai Art) und Wolfi
entscheidet sich für Pasta mit Artischocken und Oliven. Nach dem hervorragenden
Lunch biegen wir links in die Weingärten ein und schlendern etwas herum.
Neben Wein finden wir Aprikosen- und Pflaumenplantagen.
Wolfi hat im Ort einen Fahrradladen entdeckt, wo er nun mit seinem Zweirad
hin unterwegs ist. Der Achter im Hinterrad ist schlimmer geworden. Der nette
Angestellte meint, er würde es versuchen zu richten. Normalerweise ist
er als Diamantentaucher im Norden Südafrikas beschäftigt, doch sein
Dienstgeber hat Probleme mit der Lizenz. Ziemlich sicher wird es für
ihn sich heuer nicht mehr ausgehen, denn pro Jahr erlaubt der stürmische
Atlantik nur ungefähr 3 Monate das Tauchen. Es ist ein gefährlicher
Job. Er erzählt uns, dass am Meeresboden viele Schluchten sind und dort
unten wird nach den Diamanten gesucht. Beim Absaugen des Schotters fallen
des öfteren Felsen von oben herunter
und jedes Jahr gibt es einige Todesfälle. Er bekommt den Achter gut hin,
aber ein kleiner Hochschlag bleibt.
Die Aussicht vom Franschhoek Pass ist traumhaft schön. Ja, hier kann man es aushalten - ein schönes Fleckchen Erde.
Der Berg ruft! Und der Aufstieg zum Perdekop ist anstrengend. Zwischen den Fynbosgewächsen geht es über einen steinigen Pfad immer höher. Die Antilopen wittern uns sofort als wir über einen Kamm kommen und springen davon. Wie schnell sie am nächsten Hügel sind ist unglaublich, wir brauchen mindestens eine halbe Stunde für die gleiche Strecke. Vom Perdekop ist die Aussicht wunderbar. Vor uns ein großer Stausee, rundherum einige Berge und hinter uns ein enges Tal, in das eine Schotterpiste führt. Die Weinhänge reichen bis zum Fuße der Berge.
Es ist Freitag und im Weingut Boschendal ist night
market. Wir sind etwas zu früh dran und so sehen wir uns am großen
Gut um. Das Herrenhaus ist 1810 errichtet worden, heute ist ein Restaurant
darin untergebracht. Dahinter befindet sich ein gut sortierter Gemüsegarten.
In einer Allee von Eichen sind allerlei Stände aufgebaut, an denen man
verschiedenste Köstlichkeiten zum Essen kaufen kann. Daneben werden die
Weine vom Gut angeboten. Wir erstehen einen Sauvignon Blanc und suchen uns
ein Sitzkissen, in dem wir es uns gemütlich machen. Im Schatten unter
dem Baum lauschen wir nun den Klängen der Weihnachtslieder. Die Band
ist gut und spielt die unterschiedlichsten Songs. Langsam gehen die Lichterketten,
die um den Baumstämmen geschlungen sind an und die Sonne geht hinter
den Hügeln unter. Was für eine Atmosphäre. Wir genießen
den lauen Abend und bleiben, bis das Trio ihre letzte Zugabe gibt.
Von verschiedenen Seiten bekommen wir immer wieder den Jonkershoek National Park empfohlen. Also los geht es, ab in den Park. Kurz bevor wir ins Tal abbiegen, sehen wir eine gelbliche Wolke. Wenn wir nun in der Wüste wären, würden wir auf einen heftigen Sandsturm tippen. Nein, das wird doch kein Feuer sein?! In dem Moment werden wir auch schon von einem Pickup mit einem großen Wassercontainer auf der Ladefläche, überholt. Also wir es wahrscheinlich wirklich brennen. Ob das in der Nähe des Nationalparks ist? Tatsächlich, genau davor am Hügel brennt es lichterloh. Einige Löschhubschrauber sind auch im Einsatz, es sieht schlimm aus. Es ist später Nachmittag und wir parken uns auf den Parkplatz vor dem Eingang zum Park. Der Wind kommt von hinten, also stellt das Feuer für uns keine Bedrohung dar, wenn wir hier über Nacht bleiben. Morgen wird es sich schon wieder beruhigt haben.
Am nächsten Morgen der Blick aus dem Fenster sieht vielversprechend aus. Es qualmt noch etwas, doch Feuerbrunst sehen wir keine mehr. Jedoch an der NP Rezeption hören wir: "Der Park ist geschlossen. Der Wind hat sich am Morgen gedreht, das Feuer und der Rauch ziehen in den Nationalpark!" Enttäuscht fahren wir retour. Auf dem Weg talauswärts sehen wir das Ausmaß der Verwüstung, welches das Feuer angerichtet hat. Am ganzen Hang hoch stehen nur noch verkohlte Baumstämme. Zum Glück sind keine Häuser und deren Bewohner betroffen.
Wie so oft in unserem Reiseleben ändern wir
spontan unsere Pläne. Anstatt Berge gibt es nun Küste. Nach Gordons
Bay beginnt der Marine Drive. Die Straße windet sich entlang der Küste
die Halbinsel der False Bay hinab. Auf vielen Parkbuchten bieten sich tolle
Ausblicke auf die Steilküste. False Bay heißt Falsche Bucht und
sie sieht wie ein Hufeisen aus. Ihren Namen hat sie, weil die Seefahrer früher
oft in die falsche Bucht eingefahren sind. Der Tafelberg war und ist oft wolkenverhangen
und der Berg Hangklip war oder ist oft frei von Wolken und wurde so irrtümlicherweise
für den Tafelberg gehalten. Zwischendurch immer wieder Sandbuchten, wo
die Wellenreiter ihr Glück probieren.
Auf einem Braai Platz machen wir Mittagspause. Viele der Grillplätze
sind besetzt, die Großfamilien sitzen zwischen den Autos und laute Musik
schallt aus dem Autoradio. Wir finden noch einen leeren Braaiplatz und backen
unser Sauerteigbrot. Am späten Nachmittag verlassen uns alle und eigentlich
könnten wir hier doch gleich übernachten, den ganzen Strandabschnitt
für uns alleine. Am nächsten Morgen werden wir von Regentropfen,
die aufs Dach prasseln, geweckt. Als wir die Haustüre öffnen, spannt
sich direkt vor uns ein herrlicher Regenbogen über das Wasser.
In Pringle Bay gefällt es uns so gut, dass Verena den Wolfi regelrecht von den Schaufenstern der Immobilienmakler wegziehen muss. Ein beschauliches Dorf mit einer netten Badebucht. Wir kommen mit einigen Einheimischen ins Gespräch. Sie erzählen uns, Geld verdienen muss man in Johannesburg oder Pretoria, aber den Lebensabend wollen die Menschen an der Küste verbringen. Ganz viele von ihnen erwerben noch während ihres Beruflebens ein Haus am Meer und nutzen es als Ferienimmobilie über Weihnachten und Neujahr. Sind sie dann in Rente, ziehen sie ganzjährig ins Feriendomizil. Wir können es absolut verstehen! Doch noch ist die Zeit für uns nicht reif vom Tiny house on wheels auf eine Immobilie zu wechseln ;-)
Im Kogelberg Nature Reserve wandern wir einen Rundweg dem Palmiet Fluß entlang. Viele Blumen sind am Blühen. "Die rosarote Blume gehört zur Familie der Orchideen und wachsen nur zu dieser Jahreszeit", bekommen wir von der hochschwangeren Wanderin erzählt, die gerade zwischen den Büschen Rast macht, als wir vorbeikommen. Die Ferienhäuser passen sich der Umgebung ganz toll an, mit Grasbewuchs am Dach und eine große Glasfront vom Schlafzimmer aus, damit man mit einem letzen Blick auf die Berge einschläft und auch wieder munter wird.
In Kleinmond sind wir mit Marie-Lena und Andre
verabredet. Die beiden haben wir in Senegal und zuletzt in Guinea getroffen.
Sie haben ihren VW-Bus von Ghana nach Namibia verschifft, haben den Lockdown
in Mosambik verbracht und sind nun auf dem Weg nach Kapstadt. Hier in der
kleinen Ortschaft feiern wir unser Wiedersehen.
Oft werden wir von den Passanten angesprochen. Woher, wohin und wirklich auf
dem Landweg hierher? So lernen wir auch Ralph kennen, ein Deutsch/Namibianer,
der hier schon seit Jahren lebt. Bevor wir aufbrechen, kommt er nach dem Frühstück
noch schnell vorbei, in der Hand hat er einen Fynboschblumenstrauß als
Abschiedsgeschenk. Die Menschen sind unglaublich nett!
Im Hafen kommen gerade die Boote zurück. Sie fahren mit Vollgas auf die Anhänger, die am wartenden Pickup angekoppelt sind. Ist das Boot darauf, wird schnell ein Sicherungsseil am Anhänger eingehängt und das Auto fährt die Rampe hoch. Zirka 150kg Langusten sind pro Boot in den Körben, die nun gewogen und abgholt werden. Die nächste Fabrik ist nicht weit, wo sie verpackt und auf dem schnellsten Wege zum Flughafen gebracht werden, um schon am nächsten Tag in Hongkong im Kochtopf zu landen. Da kommen einige Tonnen zusammen. Auf die Frage, ob wir ihnen doch etwas abkaufen können, bekommen wir die Antwort: NEIN absolut unmöglich! Alles geht nach China. Stattdessen gibt es tolle Calamari, Fisch und Chips im Hafenrestaurant. Zu guter Letzt kommmen wir doch noch in den Genuß von frischem Crayfish, wie die Langusten hier genannt werden, denn der Wirt hat ein paar Stück ergattert und verteilt diese an seine Gäste - ein netter Kerl!
Wir parken in Hermanus an einem der vielen Klippenwegparkplätzen am Meer. Die Sonne geht unter und wir sitzen wie viele andere auf den verstreuten Bänken. Das Wasser hier wird "angry water" genannt, wie passend, denn es spritzt über die Felsen fast bis zu uns hoch. Die Familie nebenan packt alles ins Auto, da kommt der Vater nochmals zurück mit einer Flasche Wein in der Hand."Der Sonne beim Untergehen zuzusehen, ohne ein Glas Wein in der Hand geht gar nicht!" und schenkt uns eine Flasche Rose. Da passen wir uns den Gepflogenheiten des Landes doch gerne an. Letztendlich leeren wir die Flasche dann gemeinsam. Morgen gibt es den Country Markt in der Stadt, der ist sehr sehenswert, bekommen wir noch als Tipp.
14km lang ist der Klippenweg, auf dem wir Richtung
Innenstadt unterwegs sind. Hermanus ist bekannt, als DER Wal-Beobachtungsplatz
schlechthin. Jedes Jahr von Mai bis Dezember kommen die Wale zum Gebären.
Es gibt eigene "Walbeobachter", die den ganzen Tag auf´s Meer
hinaus schauen und bei einer Walsichtung in ein Rohr aus getrocknetem Seetang
blasen. Wenn man dieses laute Tönen hört, weiß man, das Wale
hier sind. Leider sind sie dieses Jahr schon abgewandert, weil anscheinend
ihre Lieblingsmahlzeit, eine bestimmte Fischsorte, abgezogen ist. Wir sind
zu spät dran!
Auf geht`s zum Markt. Engeln aus Perlen auf Draht gewickelt passend zur Weihnachtszeit,
Störche aus Gasflaschen geschnitten, Springbockfelle und -kissen, Schmuck
aus Papier und vieles mehr. Daneben gibt es Quiches und Pies, Enchiladas mit
Guacamole, Biltongburger oder einfache Currywurst. Gemüse aus dem Biogarten
für morgen, selbstgemachten Relish und Chutney als Weihnachtsgeschenk
und noch schnell ein Stück von der selbstgemachten Schokolade für
den Weg. Kaffeschlürfend sitzen wir und schauen den Leuten zu. Eine herrliche
Atmosphäre.
Um 13.00 Uhr schließt der Markt und wir ziehen weiter in die Innenstadt. Man merkt, dass die Urlaubszeit beginnt, in den Restaurants auf der Strandpromenade ist einiges los.
Das Wetter ist perfekt für einen Wandertag.
Von hier sehen wir zum Hausberg hoch, den Mosselberg. Aber zuerst müssen
wir mit dem Auto zum Fernkloof Nature Reserve, dann weiter mit den Wanderschuhen
den Weg entlang am Innsbrug Estate und weiter hoch zum Aussichtsberg.
Die Strohblumen leuchten in rosa und gelb, die flauschigen weißen Blümchen
wehen im Wind. Die Aussicht von oben ist atemberaubend. Man sieht den ganzen
Küstenstreifen bis zur Innenstadt von Hermanus, auf der anderen Seite
die Lagune und dahinter einen weiteren Nationalpark. In Südafrika gibt
es ganz viele Nationalparks. Fast jede Gebirgskette steht unter Naturschutz,
was wir sehr gut finden, da die Fauna und Flora dadurch geschützt wird.
Als 2 Jungs Selfies auf dem Gipfel machen wollen, reißen wir uns vom
tollen Panorama los und wandern wieder runter vom Berg. Beim Eingang ist ein
großer Picknickplatz, wo gerade eine Hochzeitsgesellschaft am Anstossen
mit Sekt ist.
Der große Strandparkplatz ist für uns als Schlafplatz bestens geeignet. Als wir nach dem Frühstück mit gepacktem Rucksack zum Strand wollen, werden wir schon erwartet. Die Gemeindepolizistin wedelt mit ihrem Abstrafblock. Welches Vergehen? Wir parken falsch, wir nehmen 2 Parkplätze in Anspruch, außerdem seien hier Lkws verboten und obendrein haben wir keinen südafrikanischen TÜV Bericht. Was will sie von uns? Hat sie einen schlechten Tag? Bald darauf überreicht sie uns ganz schnippisch 2 Strafzettel. Mit diesen sollen wir nun zum Polizeiposten fahren und bezahlen. Zum Glück kommt gerade ein Schweizer auf seinem Fahrrad angeradelt und ist auf die Situation aufmerksam geworden. "Ich lebe hier schon seit 45 Jahren, diese Strafzettel könnt ihr ruhig in den nächsten Mülleimer werfen. Hier bezahlt keiner meiner ausländischen Freunde Strafen!" meint er. Ok cool, dann machen wir das auch so.
Kleinbaai ist bekannt für Shark diving (Tauchen mit Haien). Am Hafen stehen die Boote mit den Käfigen bereit. Sobald man gebucht hat, fährt man damit aufs Meer raus, klettert in den Käfig, der wird dann runtergelassen und man wartet bis die Haie vorbeischwimmen. Ob man auch einen blutigen Köder in die Hand bekommt, damit die Haie schneller kommen, wissen wir nicht. Wir buchen keine Tour, heute ist der falsche Tag dafür ;-)
Sobald man die Küste verlässt, ziehen wir an kilometerlangen Getreidefeldern vorbei. Die Bauern haben riesige Ackerflächen. Das Getreide wurde gedroschen, zu Strohballen gepresst, die auf den Abtransport warten. Auf den leeren Äckern tummeln sich nun viele Paradieskraniche und kleine Antilopen, die noch genug zum Fressen finden. Die Schafe haben die gleiche Farbe und sind nur schwer zu erkennen. Die Kühe sehen wohlgenährt aus. Vor uns eine Puffotter am Wege. Diesmal ist sie schon tot, aber noch nicht lange. Der Habicht sitzt am Zaunbalken und wartet bis wir uns vom Acker machen. Wahrscheinlich wird das sein Abendbrot werden.
Cape Agulhas - der südlichste Punkt des afrikanischen Kontinents. Der älteste Leuchtturm Südafrikas steht hier und sein Licht erstrahlt hell in rotierender Bewegung, die ganze Nacht über. Genau hier sollte sich der kalte Atlantik und der warme indische Ozean vermischen. Von nun an kann es mit den Badetemperaturen nur noch bergauf gehen.
Und tatsächlich, bereits am nächsten
Tag schwimmen wir im Meer - das erste Mal seit Angola und das ist fast ein
Jahr her. Struisbaai hat eine herrlich lange Sandbucht, die einfach zum Baden
einlädt. Es ist Feiertag und dementsprechend viel los ist am Strand.
Schon sehr eigenartig, wir sind vielleicht Luftlinie 2km vom Cape Agulhas
entfernt, wir baden im indischen Ozean und es fühlt sich bei Weitem nicht
mehr so kalt an. Es sind wahrscheinlich 10°C Unterschied. Da kommt Vorfreude
auf die östliche Küste Südafrikas auf. Doch die muss erstmal
warten.
Am Abend spricht der Präsident und der schließt alle Strände
im Eastern Cape und an der Garden Route. Von 15.12 bis ca. zum 15.01. sind
die langen Sommerferien. Jene, die im Landesinneren wohnen, wollen ans Meer
zum Urlaub machen. Leider aber steigen die Coronazahlen wieder an und um einen
weiteren Lockdown zu verhindern, greift er zu dieser Maßnahme. Ob die
Urlauber trotzdem an die Garden Route kommen? Unser Plan für die nächsten
Wochen: Wir verziehen uns während der Urlaubszeit in das Landesinnere
und wollen dann Mitte Jänner wieder an die Küste zurückkommen,
wenn der ganze Trubel vorbei ist.
Ein letzter Tag am Meer. Arniston ist ein nettes
Fischerdörfchen. Manche der kalkgweißten, mit Reed gedeckten Häuser
wurden liebevoll restauriert und zu Ferienimmobilien umgewandelt, andere verfallen
langsam vor sich hin. Nur in einigen der Häuser wohnen permanent Menschen.
Es gibt eine Höhle am Strand, die nur bei Ebbe begangen werden kann.
Über die glitschigen Steine kämpfen wir uns bis zum Felsvorsprung
vor. Ganz hinten in der ersten Höhle ist ein kleiner Durchgang, wo man
sich durchzwängen kann, dann steht man in einer weiteren Höhle,
die normalerweise mit Wasser gefüllt ist. Bevor die Flut kommt, ist es
also besser, wieder draußen zu sein.
In Swellendam parken wir beim Damm mit Blick auf den 12Uhr Berg, rund um uns ist Föhrenwald. Irgendwie sieht es aus wie in Österreich. Leider hat es vor ein paar Tagen geregnet und das normalerweise klare Wasser hat sich in eine braune Brühe verwandelt. Die passende Kulisse zum Kekse backen, schließlich ist morgen der 4. Advent. Die Vanillekipferl duften herrlich aus den geöffneten Fenstern, sodass uns die Badegäste bereits fragen, was wir denn da köstliches backen.
Zum Sonnenuntergang bekommen wir Besuch von C.J. Er besitzt einen Unimog mit Wohnkabine hintendrauf und ist mächtig stolz auf sein Unikat. Gemeinsam mit seinem Vater haben sie das Fahrzeug über Jahre aufgebaut.
Tagsdrauf wandern wir im Marloth Nature Reserve
zum Wasserfall hoch und erkunden die kleinen Wege rund um den Damm. Dabei
entdeckt Wolfi einen Steinpilz und ist ganz aus dem Häuschen, bald darauf
den zweiten und auch noch einen dritten. "Zuhause braten wir die mit
Eier an", verkündet er voller Vorfreude. Doch Verena dämpft
sie sofort, denn ganz so wie unsere heimischen Steinpilze sehen sie ja nicht
aus... Wir einigen uns darauf, dass wir vor dem Verzehr noch Erkundigungen
einziehen. Köstlich sehen sie aus, auch riechen sie herrlich. Jeder einzelne
wassersportbegeisterte Ankömmling wird nun gefragt, ob er denn die Pilze
kennt. Immer die gleiche Antwort: "Nein, wissen wir nicht, viel zu gefährlich.
Wir essen nichts aus dem Wald". Jetzt wissen wir, wieso es so viele Pilze
im Wald gibt.
Am späten Abend kommen 3 Leute vorbei, wir unterhalten uns bestens. Als
sie mit dem Auto wegfahren, ruft noch einer nach: "We are going to collect
mushrooms!" Wolfi zuckt bei dem Satz zusammen und schaut ihnen ungläubig
nach. Sind diese 3 tatsächlich die einzigen gewesen, die er nicht nach
Pilzen gefragt hat. Laut pfeift er ihnen noch nach, doch sie sind schon um
die Kurve verschwunden. Keine Stunde später kommen sie mit einem großen
Plastiksack voll mit Pilzen zurück und schenken uns einen "Porcini",
wie sie die Steinpilze hier nennen. Nun haben wir die Bestätigung, dass
die Pilze essbar sind. Juchuuu, Wolfi freut sich wie ein Schneekönig,
ist es doch das schönste Weihnachtsgeschenk für ihn, am nächsten
Tag Pilze zu suchen. Eine von seinen Lieblingsbeschäftigungen, zumindest
in Österreich ;-)
Leider regnet es recht heftig am nächsten
Tag, doch dass kann den Wolfi nicht abhalten. In nur 30 min ist unsere große
Schüssel so voll, dass wir aufgeben müssen. "Den da drüben
können wir doch nicht stehen lassen, er fühlt sich doch einsam und
dieser da", jammert Wolfi. Eigentlich ist es gar kein Suchen, denn fast
unter jedem Baum gibt es mindestens einen Steinpilz. Mit 7kg kommen wir nach
Hause.
Den restlichen Tag sind wir damit beschäftigt, die Pilze zu putzen, zu
verkochen und zu panieren. Heute gibt es panierte Steinpilze - hmmm lecker.
Ein Teil wird eingefroren, der andere Teil getrocknet. Morgen gibt es Steinpilzstrudel
und den Tag darauf Penne con funghi. Nein, den Wolfi stehen die Pilze noch
nicht an, doch Verena freut sich wieder auf kulinarische Abwechslung.
In 2 Tagen ist Weihnachten. Im Bontebock National Park haben wir für 5 Nächte einen Stellplatz am Camping gebucht. Der Platz ist gut besucht im kleinsten südafrikanischen Nationalpark. 200 von 3000 der noch weltweit existierenden Bonteboks leben alleine hier im Park. Morgens streifen sie über den Camping, grasen herum und legen sich dann faul unter einem Baum oder gar neben die Wohnmobile, scheu sind sie gar nicht. Auch die Schildkröten lassen sich mindestens einmal am Tag ansehen. Salatblätter mögen sie aber nicht.
Wir haben ein "Blind date" mit Christine. Auf einer overländerbezogenen
FB-Gruppe haben wir eine Anfrage gestellt, ob denn jemand in der Gegend ist
und Lust auf ein Treffen zu Weihnachten oder Silvester hat. Christine hat
sich gemeldet. Sie kommt ursprünglich aus Malta, ist aber nun in Italiens
Norden zuhause. Seit Jahren ist sie ein großer Fan von Südafrika
und bereits seit vielen Monaten im Land unterwegs. Christine bereist alleine
mit ihrem Toyota Hilux das südliche Afrika. Vor 4 Jahren hat sie um eine
"dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung" angesucht und knapp vor Weihnachten
war es soweit, sie hat das ersehnte Dokument überreicht bekommen. Gratulation
Christine!
Im Bontebok Nationalpark ist es drückend heiß und der Fluss bietet
eine herrliche Abkühlung, obwohl das Wasser auch nicht unbedingt kalt
ist. Im Hintergrund bilden die Langberge eine schöne Kulisse.
Es ist Aprikosenzeit und die Früchte werden öfters entlang der Straße angeboten. Aus 5kg Früchten zaubern wir eine schmackhafte Marillen-Marmelade.
24. Dezember: Das Feuer brennt, im Potije liegt das gefüllte Hendl, die Kartoffelwürfel braten daneben. Unser Weihnachtsbäumchen ist etwas klein geraten und die Musik ist zu laut. Die Campingnachbarn sind auf der Suche nach dem Verursacher, ist doch im Nationalpark Musikverbot, auch Weihnachtslieder dürfen nicht gespielt werden. Dass wir gerade beim Weihnachtsessen sitzen, tut ihnen zwar leid, aber... Die Südafrikaner feiern erst am 25. zu Mittag - auch ohne Musik. Jedoch duftet es von allen Seiten. Grillen und Eintöpfe im Potjie sind hoch im Kurs. Weihnachtsschmuck sieht man keinen. Wirkt irgendwie alltäglich.
Die weißen Einheimischen sind sehr campingbegeistert. Viele sind mit
Zelten unterwegs, wobei diese richtig groß und gut ausgestattet sind.
Einige fahren mit einem geländegängigen Wohnwagen durch das Land,
jedoch sehen diese hier ganz anders aus. ALLES ist für das Leben draußen
konzipiert. Der Kühlschrank, die Küche - alles ist nach außen
ausziehbar. Tisch und Sessel sind seperat, einzig Schlafen tut man im Inneren.
Einige wenige sind mit normalen Wohnmobilen unterwegs. Es gibt auch vereinzelt
Lkws, umgebaut zu Wohnmobilen, doch das Lieblingsgefährt zum Campen ist
und bleibt ein Geländewagen mit Dachzelt.
Auf dem Weg zurück zum Camp huscht eine kleine Maus den Hang herunter und jagt einer dünnen, kleinen Schlange hinterher. Ein kurzer Biss hinter dem Kopf und die Schlange scheint verletzt zu sein. Nun erblickt die Maus uns und verschwindet den Hang hoch. Wir bleiben stehen und warten. Die Schlange kommt nicht mehr gut vorwärts, sie muss genau an der richtigen Stelle gebissen worden sein. Plötzlich taucht die Maus wieder auf, packt den Schwanz von der verletzten Schlange und zieht sie in einem Höllentempo den Hang hoch und verschwindet mit ihr in einem Loch. Ist es normalerweise nicht umgekehrt, dass Schlangen Mäuse fressen?
Die Weihnachtsfeiertage sind vorbei. Wir fahren
gemeinsam mit Christine los, wir wollen ohnehin in die gleiche Richtung. Doch
vorher geht es nochmals zum Staudamm hoch, ein paar Pilze würden wird
schon noch gerne sammeln. Ein einziges Exemplar bringen wir vom Ausflug zurück...
schade.
In den Nachrichten wird verlautbart, dass der Präsident am Abend spricht.
Uuupppsss, ob das was Gutes bedeutet? Vorsichtshalber fahren wir den nächsten
Supermarkt an, um Klopapier zu kaufen. Hahaha stimmt gar nicht, der Kofferraum
vom Amigo ist noch immer gut gefüllt vom Hamsterkauf im ersten Lockdown!!
Nein im Ernst, Toiletenpapier ist hier in Südafrika nie eine Mangelware
gewesen, da es nur von einem kleinen Teil der Bevölkerung benutzt wird.
Anders sieht es beim Alkohol aus, den haben sie im ersten Lockdown für
viele Monate verboten. Durch den übermäßigen Alkoholkonsum
werden wertvolle Krankenhausbetten belegt, die für die Behandlung Covid-19
Patienten vonnöten sind. Wir kaufen ein paar Flaschen Wein mehr, sicher
ist sicher.
Der Tadouw Pass verbindet die N2 mit der
Route 62. Die R62 ist nach dem amerikanischen Vorbild der Route 69 geschaffen.
Sie ist die längste Weinstraße Südafrikas, führt durch
die Little Karoo und hat etwas Wildwest Charme. Gleich in Barrydale beim Cafe
Diesel & Cream macht sie ihren Namen alle Ehre. Ein herrlicher Platz zum
Eis schlürfen und alten Krimskrams zu bestaunen.
Natürlich machen wir einen Stopp bei Ronnies Sex Shop und kaufen uns ein Bier. Ein einfacher Shop mit Cafe, der nicht richtig laufen wollte. Daraufhin hat jemand hinter dem Ronnies Shop "Sex" an die Wand geschrieben und plötzlich konnte er sich vor Kundschaft kaum mehr retten. Anscheinend stimmt der Spruch: Sex sells! Wenn man die Bar betritt, fühlt man sich fast erschlagen, von der Decke hängen tausende Büstenhalter, die Wände sind voll mit verschiedensten Aufklebern und Visitenkarten. Für Verena hat es eher Flohmarktcharme und sie versteht den Hype um Ronnie nicht ganz. Haben wir das auch gesehen, darum geht es doch oder ;-)
Am Abend gibt es die Ansprache vom Präsidenten Ramaphosa. Durch die Ferienzeit nimmt die Zahl der Coronainfizierten zu. Die Urlauber haben sich nicht abhalten lassen und die Hotspots liegen nun an der Küste. Deshalb schließt der Präsident die Strände, führt ein Alkoholverbot und eine Ausgangssperre von 21.00 - 06.00 Uhr ein. Das betrifft uns nicht so sehr, denn wir wollen sowieso im Landesinneren bleiben und erst an die Küste zurückkehren, wenn der große Urlauberstrom wieder zu Hause ist und am Abend sind wir ohnehin nie unterwegs.
Ladysmith - ein kleines Dörfchen auf der
Route 62. Nette Häuserarchitektur - Balkone, die Giebel vom Dach und
die Säulen sind in verspielter Weise aus Gußeisen gemacht. Es gibt
nette Cafes und Farmerläden, in denen man selbstgemachte Produkte erwerben
kann. Wir kaufen Marillen, Käse, Obst aus dem Garten und ein Zwiebelrelish.
Kein Baden, kein Winetasting - was sollte man sonst machen? Die ersten Urlauber
sind tatsächlich schon nach Hause unterwegs.
Leider wird auch für uns nichts mit dem geplanten
Portweinverkosten in Calitzdorp, denn der Alkoholbann trifft auch die Weinfarmen.
In diesem netten Ort wollen wir Silvester verbringen. Telefonisch haben wir
etwas außerhalb auf dem kleinen Camping Bosvarkie gebucht. Der Campingplatz
liegt sehr ländlich, rund um uns sind Äcker mit Karotten- und Zwiebelpflanzen.
Hoch aufgeschossen mit Blüten - das haben wir noch nie gesehen. Mac,
der Campingplatzbetreiber erklärt uns, dass sie den Samen aus den Pflanzen
gewinnen, getrocknet und in Säcke abgefüllt wird das Saatgut anschließend
exportiert. Die Karotte bei euch im Salat hat mit großer Wahrscheinlichkeit
ihren Ursprung in Südafrika.
Unsere direkten Nachbarn sind Strauße, welche für die Fleischproduktion
gezüchtet werden. Davor müssen sie aber noch einige Male Federn
lassen, denn diese sind weltweit noch sehr begeehrt. Wolfi freundet sich mit
den eigentümlichen Tieren mit den großen Augen an. Der altbekannte
Ententanz wird kurzerhand in einen Straußentanz umgewandelt und siehe
da, die Tiere machen mit. Wir biegen uns vor lachen.
Die Buschmänner haben diese Tiere vor 1000en von Jahren auf ihren Felsmalereien festgehalten. Fleisch und Eier wurden als Nahrung genutzt und das leere Straußenei dann als Wasserspeicher unter die Erde vergraben. Ein Straußenei ist vergleichbar mit 24 Hühnereiern. Wir überlegen, ob das denn nicht ein geiles Neujahrsfrühstück wäre? Verwerfen dann aber die Idee, nachdem wir nun schon ein paar Mal erzählt bekommen haben, dass es nicht unbedingt schmackhaft ist. Entscheiden uns dafür für einige Zuckermelonen, die einfach köstlich süß sind.
Mit dem Rad erkunden wir die Umgebung und so radeln
wir zwischen den Straußenfarmen entlang. Die Federn sind wunderschön
und waren lange Zeit in Mode, als Dekoration an den eleganten Damenhüten
weltweit. Heute geht der größte Anteil nach - Brasilien. In Brasilien
gibt es den weltbekannten Karneval und für die aufwendigen Kostüme
werden die schönsten Federn benötigt. Die kleinen Federn werden
zu Staubwedeln gefertigt. Das Straußenleder sieht sehr edel aus und
es werden Handtaschen, Geldbörsel und vieles anderes daraus gemacht.
Die Landschaft ist sehr trocken, seit 6 Jahren hat es schon keinen Regen mehr
gegeben. Die Luzerne, die als Tierfutter verwendet wird, ist sehr dankbar.
6 Jahre kann sie in der gleichen Erde verbleiben und wächst immer wieder
nach und durch ihre tiefe Wurzeln überdauert sie auch längere Trockenperioden.
Wir radeln durch das nette Calitzdorp, vorbei an den geschlossenen Weingütern,
herrschaftlichen Häusern mit merkwürdigen Wanddekorationen.
Braai bei Mac - ein Grillabend in Südafrika ist immer eine tolle Sache. Wenn die Gäste eintrudeln, wird mit dem Feuer entfachen begonnen. Stunden dauert es bis der aufgestapelte Holzhaufen so viel Glut abgiebt, dass man darauf kochen kann. Also sitzt man rund um das Feuer beieinander, quasselt und trinkt. Nebenbei beginnen die Gastgeber mit Kochen. In den jeweiligen Potjies wird Millipap (Maisbrei) und im anderen die Sauce gemacht, nebenan wird das Fleisch gegrillt - alles auf dem großen Feuerplatz. Unterhaltung vom Feinsten - ein Schaukochen der besonderen Art. Meistens hat man, wenn das Essen fertig ist, gar keinen Hunger mehr, denn es sind Stunden vergangen und der Alkohol füllt den Bauch. Jetzt im Lockdown ist das natürlich nicht so und wir genießen ein schmackhaftes, traditionelles Essen.
Thomas leistet uns zu Silvester auch Gesellschaft, so sind wir nun zu Viert. Mac kommt am Vormittag mit Straußenfleisch und Straußenboerwurst an. Ein Geschenk für uns, unser Potjiefleisch für den Silvesterabend. Da kann ja gar nix mehr schief gehen. Brot backen, Eintopf kochen - den ganzen Nachmittag sind wir damit beschäftigt und am Abend werden wir für unsere Mühe belohnt. Um Mitternacht tanzen wir mit einem Walzer ins neue Jahr und hoffen, dass es ein Schönes wird. Wenn nicht, dann machen wir es uns einfach schön!
In diesem Sinne, wünschen wir euch allen ein gesundes und tolles 2021!
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