Namibia 6. Teil
14.07. - 15.08.2020
Als wir den Khaudum Nationalpark
erreichen ist es bereits später
Nachmittag. Wir spekulieren damit, die erste Nacht am verlassenen Sikereti
Camp zu verbringen, doch wir haben die Rechnung ohne den Ranger gemacht. "Es
gibt kein Übernachten mehr bei diesem Camp und bis zur einzigen Lodge
im Norden, welche geöffnet hat, liegen 100km offroad Piste, das schafft
ihr auf keinen Fall", so die Aussage vom Ranger. Also dürfen wir
heute nicht mehr in den Park. Übernachten direkt bei ihnen am Gelände
ist auch nicht mäglich, wir sollen doch zum letzten Camp retour fahren
(knapp 30km). Nein sicher nicht, wir fahren durch das große Tor raus
und nächtigen neben der Piste.
Frühmorgens, als die ersten Sonnenstrahlen vom Himmel leuchten, bezahlen
wir den üblichen Eintritt von 40,-N$/Person sowie 10,- für das Fahrzeug
und schon sind wir unterwegs im abgelegensten und ursprünglichsten Nationalpark
Namibias. Im Buch am Eingang haben wir gesehen, dass wir erst das dritte Fahrzeug
in diesem Monat sind. Das Befahren des Parks war bis vor kurzem nur für
mindestens 2 echte 4x4 Fahrzeuge gestattet, mittlerweile ist man auch als
Solofahrzeug erlaubt. .
Die Oryxe, Gnus, Pferdeantilopen und Kudus sind
sehr scheu. Ängstlich laufen sie von uns davon. Bei den Wasserlöchern
sind hölzerne Aussichtsplattformen errichtet, manche davon haben schon
bessere Tage erlebt. Es ist wie fast überall in Afrika, zuerst schön
aufgebaut, aber auf die Wartung wird dann komplett vergessen.
Die langen Hälse der Giraffen überragen die Akazienbäume, am
ganzen Hang sind sie verteilt. Die Wasserlöcher im Park sind mit solarbetriebenen
Wasserpumpen ausgestattet, damit sichergestellt ist, das auch immer genügend
Wasser vorhanden ist.
Die Elefanten bevorzugen das frischeste Wasser, nämlich genau dort wo
es vom Wasserrohr ins Wasserloch läuft. Leider graben sie ständig
daran herum, sodass mittlerweile ein langer Graben entlang führt. Hoffentlich
wird das von den Rangern entdeckt, bevor die Elefanten die Wasserpumpe erreichen.
Das massige Gewicht anschließend aus dem kleinen Loch zu hieven, ist
gar nicht so einfach - Bergsteiger sind sie keine.
Die Piste wird immer sandiger und teilweise ist es zwischen den Bäumen recht eng, doch Wolfi quetscht unser Baby überall durch. Spätnachmittags erreichen wir das Leupan Wasserloch, da bleiben wir heute Nacht. Noch ist es vereinsamt, kein Tier löscht seinen Durst hier. Doch lange dauert es nicht und wir hören von Weitem ein trompetendes Geräusch, Eine Elefantenhupe! Ein paar Dickhäuter sind im Anmarsch. Immer wieder bleiben sie stehen und fressen vom strohtrockenen, hellgelben Gras. Es gibt Rangeleien unter den Bullen bis einer als Sieger hervorgeht und die hübsche Elefantendame besteigen darf. Alles direkt vor unserem Esszimmerfenster. Schließlich kommen sie näher ans Wasserloch, im Gänsemarsch, zwischendrinnen sehr viele Jungtiere und sogar ganz Kleine sind dabei. Bald wird es eng am Wasser und immer noch kommen Elefanten aus dem Wald herangetrabt, beim 120. Elefanten ist dann Schluß. Soviele Tiere auf einem Haufen haben wir auch noch nie gesehen. "Schau da drüben" ruft Verena. Aus der anderen Richtung kommt noch eine Herde. Wir zählen wieder 60 Elefanten. Voll Freude beobachten wir das Treiben am und rund ums Wasserloch.
Als es dann finster wird, leuchten wir mit unserer Taschenlampe das Wasserloch aus. Unglaublich, das hätten wir nicht erwartet! Hunderte Augenpaare leuchten uns entgegen. "Spinn ich oder hast du das auch gesehen? In Afrika gibt es doch keine Kängurus!" Die ca. 30cm großen Tiere haben spitze Ohren, einen langen Schwanz und lange kräftige Hinterbeine, mit denen sie sich springend fortbewegen. Es handelt sich um Springhasen, wie wir dann später nachlesen. Komische Tiere!
Wir wissen nicht, wieso manche Elefanten so scheu sind. Den Rüssel in die Höhe gestreckt wird wild geschnuppert, unser Geruch ist ihnen wohl nicht geheuer. Sie drehen um und machen einen großen Bogen, um schließlich am anderen Ende des Wasserlochs anzukommen. Einige kommen gleich gar nicht zum Saufen. Ob sie böse Erfahrungen mit Wilderern gemacht haben?
Im nördlichen Teil des Parks beim Khaudum Rivier grasen viele Pferdeantilopen, Gnus, Oryxe und Elefanten. Die Gäste der Luxusbungalows von der Khaudum Lodge haben einen herrlichen Ausblick auf das Rivier. Doch leider sehen wir am letzten Wasserloch im Park nicht mehr soviele Tiere, wie an den anderen zuvor. Es wird Zeit - wir verlassen den tollen Park und kämpfen uns die tiefsandige Piste zwischen den Bäumen in den Norden hoch.
Dort angekommen lernen wir eine ganz neue Seite Namibias kennen. Die Strohhütten sind hinter hohen Schilfzäunen versteckt, die Frauen tragen Wickelröcke und haben ihre Babys mit einem Wickeltuch auf den Rücken gebunden, kleine Verkaufsstände am Straßenrand - das gesamte Alltagsleben ist wieder etwas afrikanischer. Wir sind im "Caprivi Strip", der mittlerweile entkolonialisiert wurde und nun "Sambesi Region" heißt. Es ist der kleine, östlichste Landzipfel Namibias, umgeben von Botswana, Zambia und Angola, auch Zimbabwe grenzt hier in einem Vierländereck an Namibia, doch hat es keinen direkten Grenzübergang dorthin.
Der Okawango fließt hier, er bildet die
Grenze zwischen Angola und Namibia. Beim Ndurukoro Camp machen wir es uns
gemütlich. Hier gibt es neben den schönen "Tented Camps"
(luxuriöse Zelte mit Eingangstür, Glasfenstern und gemauertem Badezimmer)
4 traumhaft gelegene, grasbewachsene Stellplätze direkt am Ufer eines
Seitenarms vom Okawango. Jeder Platz hat eine überdachte Plattform übers
Wasser gebaut, sowie einen anständigen Grillplatz mit eigener Lagerfeuerstelle.
Kurz vor dem Sonnenuntergang besuchen uns die Perlhühner und der Pfau,
denn in der Wiese finden sie immer etwas Freßbares. Gegenüber am
anderen Ufer liegt das 6m lange Krokodil träge im Sand.
Der kleine Waran ist unterwegs ins Wasser, der Schreiseeadler wird seinen
Namen gerecht. Er hockt oben in den Ästen und schreit sich den Hals wund.
Bei uns lodert das Grillfeuer, die Glut ist bald soweit. Es gibt Steaks von
der Antilope, gegrillten Kürbis mit Feta, Fladenbrot und im provisorischen
Backofen Fächerkartoffeln.
Die Dorfbewohner müssen ca. 1km weit laufen,
um an Wasser zu gelangen. Schon die kleinen Kinder werden für diese schwere
Arbeit eingeteilt. Der große Junge trägt links und rechts jeweils
10l Kanister, alle paar Meter stellt er die schweren Behälter auf den
Boden, um etwas zu verschnaufen. Sein kleinerer Bruder schleppt 5l.
Andere kommen mit einem Schlitten, an dem Ochsen vorgespannt sind, an den
Fluß und füllen 200 Liter Fässer mit Wasser voll. Am Sand
gleitet der Schlitten schön dahin. Hin und wieder kommt es leider zu
tragischen Unfällen zwischen der wasserholenden Dorfbevölkerung
und den vielen Krokodilen des Okawangos.
Die Dorfbewohner haben sich hilfesuchend an Leon, dem Besitzer des Ndurukoro
Camps, gewandt. Der möchte zu gerne dem Nachbardorf eine Wasserstelle
mit Solarpumpe errichten, aber der "traditional chief" ist strikt
dagegen. Dieser Herr würde Leons Camp gerne befreundeten, sehr betuchten
Leuten verkaufen - und hat es auch schon versucht! Blöd ist nur, dass
Leon eine gültige Besitzurkunde vom Land hat. Unglaublich, was es für
Sachen gibt. Nach einer Woche verabschieden wir uns und fahren weiter Richtung
Osten.
Bevor wir den Mahango NP besuchen, müssen
wir noch kurz zum Grenzübergang zu Botswana. Wir wollen das "Cross
border charge permit" verlängern. Das ist eine zu bezahlende Genehmigung
zur Straßenbenützung. Ganz kleingedruckt steht da, dass es nur
3 Monate gültig ist.
An der Grenze werden wir schon von weitem
willkommen geheißen. Sie winken - aber nicht, um uns zu begrüßen,
sondern um uns wissen zu lassen, dass wir im Fahrzeug sitzen bleiben sollen.
Vorsichtsmaßnahme für Corona. Die Angestellten langweilen sich,
denn die Grenze ist für den privaten Verkehr geschlossen, nur hin und
wieder kommt ein Transporter durch. Also haben sie genug Personal und Zeit,
um unser Anliegen durch die geöffnete Fensterscheibe und einem Kurier
mit Handschuhen, Maske und Overall behandeln zu lassen. Er läuft vom
Amigo zum Büro und wieder retour und das einige Male. Das ist wohl etwas
übertrieben, denken wir uns, aber doch sehr praktisch für uns. 1
Stunde später verlassen wir die Grenze mit einem neuen Permit, nun sind
wir wieder legal auf den Straßen unterwegs.
Der
Mahango Nationalpark ist ein kleiner, aber
sehr tierreicher Park. Die Lechwes (Wasserantilopen) sind fast vom Aussterben
bedroht, doch hier am Ufer des Okawango haben sie noch Lebensraum. Die Tiere
stehen in den seichten Schwemmebenen und laben sich an den Sumpfgräsern.
Daneben liegt das Kroko, die Kraniche stapfen herum und die Flußpferde
liegen da, wie Felsblöcke, die unförmigen Tiere sind meist nachtaktiv.
Die Elefanten nehmen ein Moorbad und haben sichtlich Spaß daran, sich
im Gatsch zu wälzen. Die ca. 700kg schweren Büffel sind meist in
Herden unterwegs. Wir sind fasziniert vom wuchtigen, geschwungenen Gehörn.
Es ist eine wunderschöne Koexistenz der Wildtiere in diesem Schwemmland. Die Warzenschweine kommen aus dem Dickicht ans Ufer. Der Elefant zeigt uns beim Vorbeimarschieren die kalte Schulter und bestäubt sich dabei. Auch die eleganten Impalas können wir beobachten. Die mächtigen Baobabs passen super in das Landschaftsbild.
Abends beim Rausfahren, denn um 18.00 Uhr muss man den Park verlassen haben,
kommen wir fast zu spät, denn einige Giraffen stehen auf dem Weg und
wollen gar nicht ausweichen.
Nur wenige Kilometer vom Eingang entfernt ist der kleine Kifi See, dort können wir ungestört nächtigen. Perfekt für uns. So verbringen wir die kommenden Tage mit Safarifahrten im Mahango NP und kehren zum Schlafen an den See zurück.
Der Okawango wird vom heftigen Regen in Angola gespeist, dort mäandert der Fluß durch riesige Ebenen. Regenzeit ist in Angola Anfang des Jahres, ca. 6 Monate später kommt das Wasser schließlich in Botswana an, wo es dann das berühmte Okawango Delta für kurze Zeit unter Wasser setzt.
Der einzige Supermarkt in Divundu bekommt am Dienstag Lieferung, hoffentlich auch von frischem Gemüse. Das passt doch optimal, die 2 Tage verbringen wir bei den Popa Falls am NWR Camp. Eine schöne Parkanlage mit vielen Bäumen und Sträuchern, die Stellpätze sind weniger gemütlich. Am Ufer des Flusses gibt es einen kleinen Sandstrand. Schwimmen wäre jetzt schön, doch die Krokodile halten uns davon ab. Also doch nur Sonnenbaden.
So, schnell einkaufen und es kann schon weiter gehen in den nächsten Nationalpark. Wir schauen schön blöd, als alle Gemüseregale leer sind, ein paar verschrumpelte Kürbisse und ein Kraut, wo nur noch die Hälfte vorhanden ist, die äußeren welken Blätter wurden schon entfernt. Ok, dann müssen wir eben in den nächsten Wochen etwas improvisieren.
Der Bwabwata Nationalpark, Buffalo Core ist genau auf der anderen Seite des Okawango Flusses. Vorbei an vielen Häuserruinen, welche früher von der südafrikanischen Armee genutzt wurden. Jetzt sind nur noch Reste vorhanden, der Wald holt sich wieder alles zurück und zwischen den Ruinen treffen wir auf sehr viele Kudus und Impalas - schon sehr bizzar!
Plöztlich kein Weiterkommen mehr, ein abgerissener
Ast versperrt uns den Weg. Die Elefanten müssen ganz schön gewütet
haben. Elefanten sind keine geborenen Landschaftsgärtner. Wo sie langziehen
- eine Spur der Zerstörung, wo sie zu lange bleiben ist alles verwüstet.
Wolfi packt seine Machete aus und hackt uns den Weg einigermaßen frei.
Weiter geht´s!
Vorbei an Leberwurstbäumen gelangen wir zum Ufer des Flusses. Viele verschiedene
Wasservögel brüten hier - ein Paradies für sie. Der Nimmersatt
macht seinem Namen alle Ehre und wird von einem Kampfadler beobachtet.
Die Wasserbüffel laufen vor uns davon, ein mächtiges Schauspiel,
denen möchte man nicht in die Quere kommen.
Elefanten auf allen Seiten. Als wir unsere Mittagspause
beendet haben stellen wir fest, dass wir von Elefanten regelrecht umzingelt
sind. Auch gut dann bleiben wir eben noch bis zum Kaffee. Sie haben solch
einen Spaß am und im Wasser. Die halbstarken Bullen rangeln umher, das
kleine Baby ruht sich unter Mamas Bauch aus, denn da gibt es Schatten. Gluglugluglug......wieviel
Liter die wohl mit ihrem Rüssel in den Magen befördern? 100-220l
Wasser pro Tag lesen wir dann Abends.
Es gibt anscheinend nichts Schöneres,
als den nassen Körper mit Staub zu panieren. Treffen verschiedene Herden
aufeinander, wird sich mit Rüsselshake begrüßt. Es macht so
viel Spaß den geselligen Dickhäutern zuzuschauen.
Es ist bereits 17.00 Uhr, wir müssen raus aus den Park und es ist noch ganz schön weit bis zum Eingang. Plötzlich, wir glauben es kaum, direkt in Amigos Reifenspur fette Katzenspuren - das muss ein Löwe gewesen sein. Wo ist er nun? Angestrengt scannen wir die Umgebung ab - nichts. Doch da auf dem Baum jede Menge Geier. Also ein Zeichen, dass es irgendwo was zu fressen gibt. Ist der Löwe mit seiner Beute hinter die Büsche verschwunden? Wir drehen noch eine Runde, doch leider bleibt keine Zeit mehr, denn um 18.00 Uhr schließen die Tore.
Es ist ca. 22.00 Uhr als wir lauten Lärm
und Geschepper vom Dorf gegenüber hören. Schlagen auf Fässer
oder Blecheimern, lautes Rufen und Geschrei - dazwischen ein Trompeten. Hat
sich doch tatsächlich ein Elefant ins Dorf verirrt, wahrscheinlich wollte
er an den Maispflanzen oder am Spinat den Hunger stillen. Er muss die Flucht
angetreten haben, denn kurze Zeit später hören wir Jubelrufe und
lautes Lachen von den Menschen - froh, dass sie den Elefanten erfolgreich
vertreiben konnten.
Am nächsten Tag erfahren wir, dass es für die Dörfer keine
Seltenheit ist, Besuch von Elefanten zu bekommen. Das Zusammenwohnen von Tier
und Mensch ist nicht immer einfach. Große Flächen im Caprivi wurden
zu Nationalparks deklariert, um die Tierwelt zu schützen. Der Bwabwata
Park ist so ein Zwischending, wo im Nationalpark Ortschaften sind und versucht
wird, eine Koexistenz zu verwirklichen. Will man hier siedeln, muss man nächtlichen
Besuch in Kauf nehmen.
Durch den Park fahren wir gen Osten. Nur wenige
Kilometer sind wir gefahren, da sehen wir einen Geparden die Aspahltstraße
queren. Er verschwindet im hohen Gras hinter die Büsche und wir können
nur noch sein Gesicht erahnen - so gut getarnt ist er. Voller Euphorie setzen
wir den Weg fort, sehen aber keine Großkatze mehr.
Wir erreichen und überqueren den Kwando
Fluss. Die Gehöfe sind alle sehr sauber. Der Zaun, der sie vor wilden
Tieren schützen soll, ist akkurat in einer Höhe abgeschnitten. Der
Boden ist gefegt, schließlich will man die unliebsamen Schlangen und
Skorpione schon von weitem sehen, um nicht draufzutreten und gebissen zu werden.
Die meisten der Caprivianer sind Rinderhirten. Ihre Tiere haben ausladende
Hörner, die oft in verschiedenen Richtungen abstehen. Sie werden Nachts
im Kraal eingesperrt, damit sie nicht Opfer eines Löwenangriffs werden.
Der
Mudumu Nationalpark - das ist unser nächstes
Ziel. Auch hier sind wir mit den Wildtieren mutterseelenallein - Corona hat
auch was Gutes, zumindest in diesem Fall. Uns wurde gesagt, dass man im Caprivi
überall die Unterkünfte vorreservieren muss, um überhaupt einen
Platz zu bekommen. Unvorstellbar, denn wir haben alles für uns alleine
- welch Luxus!
Wir lassen den Reifendruck auf 4bar runter, den Rampenspiegel demontieren
wir und den Außenspiegel klappen wir vorsichtshalber ein - es kann los
gehen. Auch hier im Park ist der Toyota das gängige Fortbewegungsmittel
und der ist doch um einiges schmäler als der Amigo.
Durch dichten Dornbusch geht es zum Hippopool, hier schauen uns einige große
Augenpaare aus dem Wasser an. Diese 1,5t schweren Ungetüme bleiben tagsüber
gerne im Wasser. Nachts streifen sie umher, um ihre 60kg Gras und Waserpflanzen
zu suchen, die sie täglich benötigen. Sie leben in Herden von bis
zu 15 Tieren. Das Territorium wird mit Urin und Exkrementen markiert. Hier
im Mudumu sehen wir sie auch sehr oft untertags am Ufer entlangspazieren,
das sonnenbadende Krokodil lässt sich davon aber nicht stören...
Zebras stehen am Pistenrand, die Wasserböcke
beäugen uns ganz neugierig. Ihr Fell ist zottelig und am Hinterteil haben
sie einen ellipsenförmigen weißen Ring.
Die Bauten der Termiten halten sogar dem Amigo Stand. Wir übersehen beim
Anfahren einen kleinen Bau und heben seitlich mal 40cm ab - das Wunderwerk
an architektonischer Baukunst hat überlebt! Im Amigo herrscht dafür
Chaos, alles was nur irgendwie loose ist, fällt aus den Fächern
im Fahrerhaus.
Die Impalas sind fast immer in großen Herden unterwegs.
Rechts von uns 3 Elefanten zwischen den Büschen. Der große Bulle macht seine Ohren ganz groß, wackelt damit und trompetet gleichzeitig. Der wird uns doch nicht angreifen. Doch - denn er rennt los und bleibt zum Glück ca. 10 m vor dem Amigo stehen. "Das große, braune Ungetüm bewegt sich nicht und ist auch gar nicht beeindruckt von meinem Scheinangriff", muss er sich denken, denn der Elefant verweilt einige Zeit in seiner Angreiferpose. Dann zieht er sich langsam Schritt für Schritt zurück, dabei lässt er Amigo nicht aus den Augen. Wir schauen uns mit großen Augen an und fragen uns WARUM? Und dann entdecken wir auf der linken Pistenseite weitere Elefanten. Da müssen wir wohl die Herde getrennt haben, das wird der Grund für den Angriff gewesen sein. Die Dickhäuter haben wir bis jetz nur sanftmütig erlebt. Wir starten und fahren langsam weiter, so dass sich die Herde wieder vereinen kann.
Mudumu ist der erste Park, in dem man auf ausgwiesenen Plätzen mittendrinnen übernachten kann. Wir stehen direkt am Ufer des Kwando. Passend zum Sonnenuntergang fangen die Flußpferde zu brüllen an. Mit dem Maul unter Wasser geben sie grunzende Laute von sich, tatsächlich grunzen sie durch die Nase und das ganz schön laut. Ober uns im Geäst sitzt die Pavianfamilie, welche sich genau hier zum Schlafen eingefunden hat und schimpft runter, in der Ferne hören wir die Hyänen lachen oder meckern, wie man das auch nennen mag. Die Nacht kann beginnen.
Wir entzünden ein Feuer - man weiß ja nie - sicher ist sicher-
so wird der vorbeikommende Löwe wohl einen großen Bogen um uns
machen. Die Geräuschkulisse im Finstern ist ein Hammer. Platsch, platsch,
platsch - ein Elefant durchquert den Fluß. Wir hören ihn wenige
Meter hinter dem Amigo vorbeigehen. Auch der Löwe meldet sich, jedoch
sehr weit weg.
Nächster Tag: Vor uns sehen wir fliehende Zebras und dahinter... nein, wir glauben es nicht... ein Leopard! Dem haben wir die Jagd ziemlich sicher verdorben. Er fühlt sich vom Motorengeräusch gestört, wendet und verschwindet im hohen Gras. Leider ist er so schnell verschwunden, dass wir nur einen kurzen Blick auf das wunderschöne Tier werfen konnten.
Beim Weiterfahren eine Kreuzung - nehmen wir die
linke oder rechte Spur? Wir entscheiden uns für die rechte und stehen
kurze Zeit später in einer Sackgasse bei hohen Bäumen. Kleine Solartafeln
am Boden, eine Feuerstelle und daneben ein Feldbett - alles sehr versteckt.
Oje, das werden doch nicht etwa Wilderer sein? Es ist keine Person zu sehen,
so schnell es geht fahren wir retour zum Wenden und schauen, dass wir Land
gewinnen, bevor die vermeintlichen Wilderer zurückkehren.
Beim Zurückfahren (wir müssen nochmals
die gleiche Strecke nehmen) umfahren wir die Stelle in einem großen
Bogen. Doch wir sind schon entdeckt. Von weitem kommt ein Uniformierter angelaufen
und bleibt schnaufend nehmen uns stehen. "Who are you?" fragt Wolfi.
Die Antwort ist "border police" und er will nur sicher gehen, dass
wir Touristen sind. Wir sind beide erleichtert, dass es keine Wilderer sind,
denn unser Nachtlager im NP ist nur wenige Kilometer entfernt und mit Wilderen
ist nicht zu spaßen.
Wir kauern hinter einem Hügel unter dem großen Baum mit Sicht auf eine Herde Elefanten, die sich gerade am Wasserloch gemütlich machen. Das Herz klopft, der Adrenalinspiegel ist am Limit - nur 20m sind wir von der Herde entfernt. Der Wind kommt aus der richtigen Richtung, sie bemerken uns nicht. Hier sitzen wir 2 Stunden und warten bis alle Elefanten genug getrunken, gebadet und sich mit Staub hübsch gemacht haben. Was für ein Erlebnis!
Die Mopanebäume stehen zu eng beieinander, da gibt es kein Durchkommen mehr. Auch für das Rangieren ist nicht genug Platz. Ein halbabgerissener Busch ist im Weg, doch den sehen wir nicht. Wir haken mit der Tankhalterung ein und schon ist sie ordentlich verbogen. Vor, zurück, vor, zurück - endlich haben wir uns aus der misslichen Lage befreit. Die Halterung klopft der Wolfi am Abend wieder einigermaßen gerade, ein wenig Schwund muss sein.
Nkasa Rupara Nationalpark - die Einfahrt zum 85.000 ha großen Park zieht sich. Auf der 13km langen Fahrt zum Tickethouse müssen wir 2 Brücken überqueren. Max. 12t steht am Schild. Ja, das geht sich knapp aus. Eine große Tafel weist darauf hin, dass die beiden Brücken vom deutschen Staat gesponsert worden sind - also gute Qualität sollte man meinen. Doch die Sponsoren haben hier nicht selbst mit Hand angelegt...
Bei der Nkasa Lupala Lodge sind die Tore geschlossen, wir fahren außen rum und stehen bei den Mitarbeiterhäusern, alles sieht sehr verwaist aus. Während Verena das Mittagessen zubereitet, macht Wolfi sich auf die Suche nach dem Lodgebesitzer oder Manager, denn irgendwer muss ja wohl hier sein. Rogero, der Chef ein Italiener/Namibianer sitzt im Büro der Lodge, er erlaubt uns, bei seiner Safariunterkunft Jackelberry tented Camp zu übernachten. Somit können wir uns im Park schön Zeit lassen, den außergewöhnlichen Umständen sei Dank, denn ansonsten wäre es unvorstellbar beim Jackelsberry zu übernachten. Das Nächtigen im Camp kostet normalerweise 500,- Euro pro Kopf und Nacht.
Die Landschaft ist sehr ausgedörrt, so trocken. Im Park gibt es hauptsächlich Schwemmgebiete und Sumpflandschaften, denn der Fluss Kwando, der hier nun Linyanti heißt, tritt in guten Regenjahren über seine Ufer und flutet alles. Ausschlaggebend ist der Monsun an Afrikas Ostküste, welcher für die enormen Regenfälle in Sambia und Angola verantwortlich ist. Doch laut Rogero ist das seit 6 Jahren nicht mehr der Fall gewesen, der namibianische Regen alleine reicht nicht aus. So bekommen wir recht wenig Tiere zu sehen, obwohl es Löwen und Leoparden geben sollte. Hunderte von Warzenschweinen kreuzen unseren Weg Richtung Süden.
Am späten Nachmittag erreichen wir das Camp.
Das mehrstöckige Baumhaus ist der Hit. Die Terrasse mit einem großen
Feuerplatz und Pool davor, im 1. Stock eine Bar und Leseecke und vom 2. Stock
hat man natürlich den besten Ausblick.
Vor einigen Jahren hat das Schwemmwasser bis direkt vor die Lodge gereicht,
doch nun ist alles trocken und dürr. Dahinter gibt es noch einen Kanal,
der etwas Wasser führt. So beobachten wir die Letchwes, die sich genüsslich
über das Riedgras hermachen, die Elefanten trotten gerade wieder vom
Wasser in den Wald zurück, die Hippos hören wir von weitem grunzen.
Wir entzünden ein Feuer, grillen Fladenbrot
und genießen den Sonnenuntergang. Raschel, raschel, raschel - ein Stachelschwein
ist auf Futtersuche. Wolfi probiert sich näher ranzupirschen, doch wird
sofort entdeckt und es stellt seine gesamten Stacheln auf. Schon imposant.
Die Ranger haben uns erzählt, dass sie nach hinten hüpfen, wenn
sie sich bedroht fühlen. Zum Glück passiert das jetzt nicht, sonst
würde nun Wolfi wie ein Igel aussehen. Kurz darauf kommen die Hippos
anmarschiert, Sie lassen sich beim Grasen nicht stören und so können
wir ihnen die längste Zeit zusehen.
Bevor wir schlafen gehen, sehen wir Feuer am Horizont.
Ein Buschbrand? Was ist, wenn der näher kommt? Der Wind steht für
uns günstig, doch machen wir vorsichtshalber alles fahrbereit, sodass
wir im Notfall gleich starten und wegfahren können. Der Wecker klingelt
in 4 Stunden - für einen Kontrollblick aus dem Feuer. Noch ist es weit
genug entfernt, also können wir beruhigt weiterschlafen. Am Morgen steigt
nur noch dichter Rauch auf und die Angestellten der Lodge erzählen uns,
dass es ein kontrolliertes Feuer der Ranger war. Alle Aufregung war umsonst!
Auf dem Weg noch weiter südwärts zum Linyanti huscht vor uns ein Serval über die Piste. Nie im Leben hätten wir gedacht das eine Servalkatze so groß sein könnte. Einige Impalas stehen im Schatten und hunderte von Elefanten am Fluss. Gleich dahinter ist Botswana und die Elefanten kreuzen von einem Land zum anderen. Umzingelt von Elefanten genießen wir unser Mittagessen. Egal aus welchen Fenster wir gucken, wir erblicken überall Herden von Elefanten. Wahnsinnig schön! Wie schwer sich doch die Dickhäuter tun, um aus der Seitenlage im Schlamm wieder aufzustehen. Sogar das Schlafen geht im Stehen und sie brauchen nur wenige Stunden pro Tag dafür. Gerne würden wir hier noch eine Nacht verbringen, aber wir wollen das Glück nicht überstrapazieren und so machen wir uns auf den Weg zurück zum Eingang vom NP.
Wir verlassen den Park und fahren nach Katima
Mulilo, die Provinzhauptstadt der Region Sambesi. Unser Visum läuft aus
und das wollen wir hier verlängern. Beim Protea Camp am Zambesi River
unter einem Flammenbaum machen wir es uns gemütlich. Der Mangobaum im
großen Garten steht in voller Blüte, wenn da aus allen Früchte
werden, wird der Baum aufgrund des Gewichts in die Knie gehen....
Gegenüber liegt Sambia. Musik dröhnt von der anderen Uferseite rüber,
die Männer sind mit ihren Einbäumen unterwegs zum Fischen, irgendwie
schaut es noch afrikanischer aus, als der Caprivi.
Am Morgen erzählt uns der Nachtwächter, dass sie heute Hippos vom
Gelände verjagen mussten. Neben dem Amigo waren sie am Grasen. "Außerdem
sollen wir die Sessel nicht draußen stehen lassen, denn die Sambianer
kommen in der Nacht im Boot angerudert und stehlen alles." Dass die Menschen
immer von ihren Nachbarn im nächsten Land Angst haben müssen...
so oft haben wir das nun schon gehört.
Die Immigration ist nicht weit entfernt. Wir reihen
uns mit all den Antragstellenden ein. Hier werden nicht nur Visaangelegenheiten,
sondern auch Geburten, Hochzeiten und Todesfälle registriert. "Wir
hätten gerne wieder 3 Monate Verlängerung", teilen wir den
Beamten mit. Wir sollen zuerst mal bezahlen, dann wird das Gremium unseren
Fall beratschlagen und uns telefonisch verständigen. Etwas kompliziert
denken wir uns.
Am nächsten Tag noch immer kein Anruf. Wolfi macht sich auf den Weg zur
Immigration und gibt etwas Gas, denn unser Antrag wurde noch nicht bearbeitet.
Wahrscheinlich hätten sie sich erst nach dem Wochenende gemeldet. Wie
es die Schwarzen doch lieben, wenn sie ihre Macht ausspielen können,
um den Weißen zu Kreuze kriechen zu lassen. Als Wolfi schließlich
die 3monatige Verlängerung in den Händen hält, kann er sich
eine kleine Bemerkung nicht ganz verkneifen. Die neuen Visa sind gültig
bis zum 10. November. Ob dann die Grenzen wieder offen haben? Wir sind gespannt.
In den großen Supermärkten schlagen wir zu und stocken unseren Kühl- und Gefrierschrank auf. Im Keller stappeln sich ein paar Konservendosen. Wir sind wieder bereit für die Wildnis. Die etwas eintönige B8 Asphaltstraße rollen wir zurück in den Westen. Am Kwando Fluß wollen wir zu Lukas aufs Camp. Dort haben wir eine Verabredung mit einem deutschen Pärchen, die schon seit 20 Jahren in Namibia wohnen und arbeiten.
Die Einfahrt zum Camp ist eng. Lukas hat schon
vor einiger Zeit etwas ausgelichtet und links und rechts vom Weg ein paar
Bäumchen umgehackt. Den spitzen Rest, der gut hinter einem kleinen grünen
Busch versteckt ist, sehen wir nicht. Wolfi achtet, dass der Außenspiegel
auf seiner Seite nicht am Stamm anschlägt und hackt auch noch mit der
Machete seitlich Äste weg. Plötzlich ein lautes PENG und zischzischzisch
und schon steht Amigo hinten 20cm tiefer. Ist die Flanke nicht am spitzen
Wurzelstock zerstört worden. Wir haben den ersten Platten in Afrika,
so ein Sch......!
Sofort kommen die Dorfbewohner angerannt und stocken erstmal die Büsche,
damit wir ans Hinterrad kommen. Während wir am Reifen wechseln sind,
schauen uns die jungen Burschen neugierig zu. Den Reservereifen werfen wir
einfach aus der Halterung und mit afrikanischer Manpower können wir den
kaputten Reifen gut und schnell hochheben, das erspart uns den Aufbau der
kleinen Seilwinde. Keine 2 Stunden später setzten wir die wenigen Meter
bis zum Camp fort.
Am Ufer des Kwandos mit herrlichem Blick auf die
Riedflächen in denen sich jede Nacht die Hippos tummeln. Den ganzen Tag
liegen sie ruhig im Wasser. Doch kurz vor Sonnenuntergang beginnen sie ihre
Konversation, tauchen auf und zeigen uns ihr riesiges Maul, spritzen Wasserfontänen
hoch und liefern uns eine tolle Show zum Sundowner.
Bereits am nächsten Tag kommen Beate & Robert angefahren, mit ihnen
ihr Dackel Olga und die Katze Pommes. Ihre Firma und Haus in Windhoek haben
sie verkauft, einen Isuzu Allrad Lkw aufgebaut und wollen nun den afrikanischen
Kontinent erkunden Richtung Europa, so wie wir auch.
Es tut gut wieder Kontakt mit Gleichgesinnten zu
haben. Wir verstehen uns auf Anhieb, quatschen und lachen viel, kochen gemeinsam
und sitzen die halbe Nacht am Lagerfeuer. Die Zeit vergeht viel zu schnell
und eigentlich wollen wir uns noch gar nicht trennen. Leider setzen sich unsere
Wege in verschiedenen Richtungen fort.
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