Namibia
22.02. - 24.03.2020
Einreiseort: Oshikango
Währung: 1€ = 16,80 Namibian Dollar
Dieselpreis: 1l = 13,33 N$
Es ist Samstag später Nachmittag, als wir
die Grenze erreichen. Wir überlegen kurz, ob wir vor der Grenze nochmals
nächtigen und uns morgen frisch und munter den Grenzbeamten stellen sollen.
Doch wir wissen, dass Reisefreunde auf der anderen Seite auf uns warten, also
entscheiden wir uns dafür, heute noch den Grenzübergang zu nehmen.
3 Monate Touristenvisum bekommen wir sofort in unseren Pass gestempelt. Für
den Amigo erhalten wir ein Temporary Import Permit (TIP), welches allerdings
nur 2 Wochen Gültigkeit hat, so erklärt es uns die Zollbeamtin.
Jedoch hätte sie heute einen guten Tag und deswegen verlängert sie
es auf 1 Monat. Ach herje, wie nett - meinen wir etwas sarkastisch;-) Denn
wir wissen von anderen Reisenden, dass in der Regel 6 Monate gegeben werden.
In jeder größeren Stadt gibt es ein Zollbüro, wo wir den TIP
verlängern lassen könnten. Außerdem müssen wir die Straßengebühren
schon im Vorfeld entrichten. Der Preis ist abhängig von der Kategorie
des Fahrzeuges (für den Amigo sind 775,-N$ fällig) und den gefahrenen
Kilometern. Es wird der Kilometerstand mit dem heutigen Datum notiert und
bei der Ausreise des Landes nochmals, die tatsächlich gefahrenen KM müssen
dann bezahlt werden.
Als wir die Grenzabfertigung erledigt haben und das Zollgebäude verlassen,
hat der Himmel seine Schleusen vollkommen geöffnet und Wassermassen stürzen
vom Himmel. Wir warten noch einige Zeit hinter der Glastüre und schauen
dem Spektakel zu, wie die Windböen einfahren und der Regen fast waagrecht
herankommt. Aber die Zeit drängt, eigentlich wollen wir noch einkaufen,
also nichts wie raus hier und dann zu den vereinbarten Koordinaten, wo man
auf uns wartet. Wir bereiten uns für den Sprint zum Amigo vor, reißen
die Gebäudetüre auf, hechteln mit gesenkten Köpfen über
den Parkplatz, die Papiere unter dem T-Shirt verstaut, den Amigoschlüssel
schon parat zum Aufsperren und sind dann doch waschelnass, als wir am Autositz
hocken. Es tropft vom Kopf runter, bis über den Hintern rinnt das Wasser
in unsere Flipflops. Willkommen in einem der trockensten Länder unserer
Erde. Schnell umziehen und gerade noch rechtzeitig erreichen wir die Ortschaft
Oshikango.
Namibia ist anders als die Staaten davor. Hier
wird das Wochenende noch groß geschrieben. Es ist 18.00 Uhr - die Geschäfte
haben schon seit Mittag geschlossen. Nur ein kleiner unscheinbarer Krämerladen
hat noch offen, dort kaufen wir Gemüse und Grillgut. Eine SIM Karte gibt
es nicht. Am Gehsteig gegenüber verkauft ein einziger Straßenhändler
SIM Karten mit Datenguthaben inkl. Wochenend- und Touristenzuschlag. Macht
nix - es hält sich in Grenzen und das Internet geht für eine Woche.
Es blitzt und donnert, noch immer ist der Regen nicht weniger geworden. Auf
der Asphaltstraße ist Aquaplaninggefahr, rechts und links der Straße
hat sich das Wasser zu kleinen Seen gesammelt. Nach ca. 50km, es wird schon
finster, erreichen wir die Einfahrt zur Piste, wo Ruth & Jürgen ihren
Bushcamping gefunden haben. Mittlere Sperre rein und mit Vollgas fahren wir
der Schlammpiste entlang, links ist eine Öffnung im Zaun, hier müssen
wir rein.
Die beiden haben wir vor 4 Jahren an der Russisch/Kasachischen Grenze kennengelernt.
Wir verbringen ein paar nette Tage, bekommen viele nützliche Tipps, lernen
einige Dorfbewohner kennen und mit dem Versprechen, uns wieder zu treffen,
fahren wir in verschiedenen Richtungen ab. Die beiden wollen nach Botswana,
während es uns erstmal zu den Ruacana Wasserfällen zieht und dann
weiter nach Windhoek, denn dort warten Termine auf uns.
Der Norden Namibias ist das Ovamboland, die Provinzen mit der größten Bevölkerungsdichte, rund 1 Million Ovambo, was so viel wie die "Sesshaften" heißt. Ihre traditionellen Rundhütten sind von Feldern umgeben, wo die Frauen arbeiten. Früher hatten sich die Männer um das Vieh gekümmert, heute sind sie meist Kontraktarbeiter. Jeden Montag pendeln sie mit Bussen in die Hauptstadt, wo sie einer Arbeit nachgehen, am Wochenende kommen sie wieder zurück nach Hause. Es ist Regenzeit und in den Senken steht momentan überall Wasser.
Kurz bevor wir die Ruacana Fälle erreichen, gibt es einen kleinen Grenzübergang nach Angola. Kurzerhand entscheiden wir ins Zollgebäude zu gehen, um dort wegen einer eventuellen Zollverlängerung zu fragen und tatsächlich, der überaus freundliche Beamte fragt noch, welches Datum wir denn gerne hätten: "Würde es bis Ende Mai reichen?" Natürlich, so lange geht ja nicht mal unser Touristenvisum und außerdem wollen wir Mitte Mai Wolfis Bruder mit Familie in Kapstadt in die Armen schließen. Dass alles anders kommen wird, ahnen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Jedenfalls sind wir froh, den Papierkram fürs Erste erledigt zu haben.
Wir hören die Fälle schon bevor wir sie sehen können. Der Ruacana Wasserfall hat so viel Wasser, wie seit Jahren nicht mehr. Er wird gespeist vom Fluß Kunene, den wir bereits in Angola überquert haben. 120m tief stürzt er die Schlucht hinunter. Es sind kaum Felsen zu erkennen, denn die tosende Brühe übertüncht fast alles. Wir sitzen eine zeitlang am Felsen und beobachten das Wasser, wie es herunterstürzt, dabei wird einem fast schwindlig. Tags darauf lesen wir in der Zeitung, dass wir eine Woche zu spät gekommen sind, denn vor 7 Tagen hat der Kunene noch die doppelte Menge an Wasser geführt.
Auf bester Asphaltstraße fahren wir gen Süden. Die Verkehrsschilder mit dem Elefanten darauf sehen wir immer öfter, der Etosha NP ist nicht mehr weit. Am Westtor fahren wir vorbei. Den NP wollen wir uns für ein anderes Mal aufbehalten, es ist momentan nicht die richtige Zeit zur Tierbeobachtung. Jetzt während der Regenzeit sind die Wildtiere nicht auf die Wasserlöcher angewiesen und wir glauben, nun nicht die Vielfalt der Tiere zu sehen, wie in der Trockenzeit. Das Herz schmerzt, als wir vorbeifahren. Die Freude auf Wildtiere ist riesengroß. Doch gleich darauf werden wir belohnt - mit Giraffen. Seelenruhig fressen sie am Straßenrand die Blätter eines Akazienbaumes.
Der Veterinär checkpost kommt immer näher. Es ist verboten von Nord nach Süd Frischfleisch mitzunehmen. Es sollte im Norden Tierkrankheiten geben, die es im Süden noch nicht gibt. Um zu Verhindern, dass diese eingeschleppt werden, sind diese Maßnahmen notwendig. Ca. 2km vor dem Checkpoint eilt Verena zum Tiefkühler und wickelt das wenige Fleisch das wir noch haben in ein Handtuch und versteckt es gut im Keller. Nun nur noch hoffen, dass die Beamten nicht zu viel suchen. Alles läuft prima, niemand interessiert sich für unseren Amigo und keiner fragt nach frischem Fleisch.
Im Reiseführer werden die frischen Laugenbrezen in einer Bäckerei in Outjo in den Himmel gelobt. Als wir ins Dorf einrollen, sehen wir schon deutsche Schilder und Straßennamen - wie ungewohnt für uns. Gleich in der Ortsmitte befindet sich die besagte Bäckerei. Frische Brezeln haben sie leider nicht, die gibt es nur 1x die Woche und das ist erst wieder in ein paar Tagen. Den Gästen wird Kaffee und Apfel- oder Schwarzwälderkirschtorte serviert, Verena schnappt einige deutsche Sätze auf. Es wird mehrheitlich deutsch gesprochen. Jetzt sind wir so weit gefahren und verstehen doch wieder alles. Sehr eigenartig...
Bei unserem allabendlichen Spaziergang sind wir nicht alleine. Mit uns sind 1000 von diesen Langfühlerschrecken, die von einer Pistenseite zur anderen wollen, um schließlich am Ende des Grashalmes sich festzubeißen. Eine richtige Plage, denn sie fressen all das kostbare Grün weg. Oje, das wird wahrscheinlich eine laute Nacht voll mit Gezirpe, denken wir uns. Zum Glück lagen wir falsch.
In Otjewarongo treten wir auf die Bremse, als wir einen "Superspar" auf der linken Straßenseite erblicken. Die Auswahl ist enorm und so viele deutsche Markenprodukte zu leistbaren Preisen. Unser Einkaufswagerl ist recht voll und schon bald erfreuen wir uns an Schafskäse, Essiggurkerl und Schwarzwälderschinken, sogar eine deutschsprachige namibische Zeitung gibt es zu kaufen. Obwohl die deutsche Kolonialzeit nur ca. 30 Jahre gedauert hat, hat sie Namibia doch sehr geprägt, wie man merkt. Und kaum zu glauben, auch hier bereitet man sich schon mind. 8 Wochen davor, auf das Osterfest vor....
Die Zäune neben der Straße werden mehr. Ist das eine Grundstück beendet, fängt sofort die nächste Farm an. Kilometerlang sind die Zäune der Farmen, die meisten betreiben Rinderzucht, es gibt aber auch Wildfarmen mit Campingbereich oder Hunting Farmen, diese erkennt man an den doppelt so hohen Zäunen. Vertraute Namen wie Teufelsbach, Hüttenhain oder Felseneck stehen auf den kreativen selbstgebastelten Schildern der Farmeinfahrten.
Weit ist es nicht mehr nach Windhoek. Wir befinden uns auf einer 2spurigen Autobahn, das nördliche Industrieviertel lässt grüßen. Doch die Hauptstadt ist überschaubar und so erreichen wir bald die Kreuzung, die uns zum bekannten Stadtcampingplatz, dem "Urban Camp", bringt. Hinter einem hohen Sicherheitszaun befindet sich der wirklich gemütliche und nett gestaltete Campingplatz. Jeder Platz hat eine überdachte Terrasse für sich und einen eigenen Grillplatz. Das Dach ist auch notwendig, denn es regnet sehr oft.
Windhoek liegt auf 1.600m und es ist ganz schön
frisch, wenn die Sonne nicht scheint. Wir holen unsere dicken Wolldecken aus
dem Keller und sind nun auch mit Jacken und langen Hosen unterwegs, an Flipflops
ist gar nicht zu denken. Sind wir nun schon seit Monaten alleine unterwegs,
staunen wir nicht schlecht, wieviel Touristen wir hier antreffen. Die wenigsten
aber sind Langzeitreisende. Viele haben ihren privaten Geländewagen hierher
verschifft und verbringen die europäischen Wintermonate im südlichen
Afrika, lassen das Fahrzeug hier stehen und verbringen den Sommer in Europa.
Die meisten aber sind Pauschaltouristen, die für 2-3 Wochen einfliegen,
ein Leihgeländewagen mit Dachzelt mieten, um Namibia in ihrem Urlaub
zu bereisen. Diese Touristen sind immer oder meist auf der Flucht. Sie erreichen
am späten Nachmittag das Camp und sind auch die ersten, die frühmorgens
geräuschvoll wieder aufbrechen - die Zeit läuft.
Ach, haben wir es doch schön, dass wir uns Zeit lassen können, genug
Zeit zum Ratschen mit den anderen Reisenden, Zeit für Stadtrundfahrten
mit dem Fahrrad, Zeit für Spaziergänge und auch Zeit, um mit den
Fahrrädern "MB-Parts" (Mercedes Teilehändler) zu finden,
denn unser Amigo ist seit einiger Zeit etwas inkontinet. Die Vorderachse tropft,
ein Simmering muss getauscht werden und auch neue Bremsbeläge sollten
aufgenietet werden. MB-Parts hat alles im Lager, was wir benötigen. Die
überaus freundlichen und hilfsbereiten Mitarbeiter, die auch noch Deutsch
sprechen, können uns bei dem Problem helfen. Die angeforderten Teile
werden auf Lieferschein zur empfohlenen Werkstatt gebracht. Alles wie in Österreich...
Improvisierung und Pfuscharbeit ade!
Am Montag haben wir einen Termin bei Matts Garage. Dieter, der Senior Chef, schon in 3. Generation in Namibia betreibt mit seinem Sohnemann Wilko die Werkstatt. Im großen Hof haben wir Platz und am Nachmittag beginnen die schwarzen Mitarbeiter das linke Vorderrad und die Teile abzubauen, damit man zum Simmering gelangt. Die schwarzen Arbeitsstunden sind günster, als die der weißen, das liegt unter anderem auch daran, dass sie nicht so gut ausgebildet sind. Es dauert 1,5 Tage bis alles abmontiert ist und der Wilko den Simmering tauschen und alle anderen Dichtungen und Lager neu geben kann. Im Zuge dessen, wechselt Wolfi die Vorderräder von Links nach rechts, weil sie sich außen mehr abfahren. Die Bremsbeläge sind noch sehr gut, die brauchen wir nicht zu tauschen. Dafür ist der Bremsnachsteller hinten kaputt und gehört erneuert. Insgesamt verbringen wir 4 Tage in der Werkstatt, bis Amigo wieder fahrbereit ist, wir haben es ja nicht eilig und es ist hier kurzweilig mit Wilko und Dietz!
Aber nicht nur unser Fahrzeug muss repariert werden, sondern auch Wolfis Zähne brauchen einen Zahnarzt. Auf den Zahn, welcher in Kamerun rausgebrochen ist, muss eine Krone aufgebaut werden. Bei Dr. Heli Badenhorst werden wir fündig, eine moderne Praxis mit einer ausgezeichneten Zahnärztin. Ein Panorama-Röntgenbild gibt Auskunft über das unerwartete Chaos in Wolfis Mund. Zwei Kronen, ein Inlay und vier Füllungen sollten erneut, respektive gemacht werden. Das verspricht eine turbulente Woche für ihn zu werden. Zwischen Schraubenschlüssel und Mundsperre pendelt Wolfi nun zwischen Werkstatt und Zahnarzt. Nach einer Woche kann er wieder zubeißen und auch sein Lächeln verrät kein Loch mehr, doch dafür gibt es nun statt Rindsfilet nur noch normales Grillfleisch, denn die neuen Zähne sind teuer.
Das letzte Wochenende in der Hauptstadt. Karl, unser Landsmann aus Angola kommt uns besuchen. Er lässt sich hier in Namibia einen Landcruiser zum Reisen aufbauen und dieses Wochenende ist die erste Ausfahrt geplant. Wir machen es wie die Namibianer und frönen dem Braai - einer Grillerei - das ist der Volksport der Einheimischen. Danach noch eine gemütliche Wasserpfeife und eine nette Plauderei, auch die Nachbarn gesellen sich zu uns. Mitten in der Nacht wird es noch einmal lustig, als wir gemeinsam zum ersten Mal das Dachzelt von Karl seinem Toyota aufklappen. Am Sonntag verabschieden wir uns und brechen alle in unterschiedlichen Richtungen auf.
Nur wenige Kilometer außerhalb von Windhoek befindet sich der Daan Viljoen Wildpark. Der Park ist mit seinem 40km² der kleinste Park in ganz Namibia. Als Tagesgast bezahlt man 40,-N$/Person und 10,-N$ sind fürs Auto fällig. Es gibt die Möglichkeit einen Game Drive, sprich eine Safari mit eigenem Auto und eine Wanderung zu unternehmen. Wir entscheiden uns für die 9km Wanderung, die entlang eines trockenen Flußbettes auf einen Hügelkamm führt, wo man eine schöne Aussicht auf die Umgebung und bis nach Windhoek hinein hat. Zebras, Giraffen, Impalas, Gnus, Oryx, Springböcke die ganze Palette an Wildtieren wird uns auf der ersten Fußsafari geboten. Die Paviane flüchten laut schreiend vor uns und die Klippspringer schauen ganz scheu vom Felsen, als wir vorbeimaschieren. Wunderschön, an diesen Nachmittag sehen wir mehr Wildtiere, als wir die ganzen Monate zuvor in Westafrika gesehen haben.
Es gibt auch einen Camping, der uns jedoch zu teuer ist. Jeder Stellplatz
hat einen eigenen Abolutionblock dabei. Das sind Toilette, Dusche, eine moderne
Kochnische und sogar einen Essbereich, alles überdacht. Wir staunen nicht
schlecht, das ist ja moderner als jeder europäischer Campingplatz....
jedoch ehrlich gesagt, kennen wir uns bei den europäischen Campingplätzen
nicht so gut aus, da wir diese sehr selten besucht haben.
Kurz vor Sonnenuntergang verlassen wir den Park und suchen uns ein "Bush Camping", welches in Namibia nicht verboten ist. Jedoch manchesmal nicht so einfach umzusetzen ist, da wir von den Straßen nicht wegkommen, kilometerlange Zäune versperren oft den Weg. Doch wir werden fündig und haben einen grandiosen Sonnenuntergang und einen herrlichen Ausblick auf Windhoek.
Es ist die schönste Jahreszeit. Nach dem
Regen erblüht die Landschaft in Grün und Gelb, wir können uns
kaum sattsehen. Der Asphalt endet und wir befinden uns auf der Piste C28.
Es wird hügeliger und kurviger. Vor uns ein Viehgatter, die Rinder laufen
frei rum, doch über diese mit Abstand montierten Eisenbahnschienen getrauen
sie sich nicht drüber.
Nur wenige Autos kommen uns entgegen. Namibia ist doppelt so groß wie
Deutschland, hat aber nur ca. 2 Millionen Einwohner. Es geht an wenigen Farmen
vorbei Richtung Westen, unser Fernglas ist immer in Reichweite, denn es vergeht
kein Tag, wo wir nicht ein paar Zebras, Springböcke, Kudus oder Oryxe
erspähen.
Am Abend beim Einschlafen schimpft ein Vogerl ganz wild mit uns. Am nächsten
Tag wissen wir auch wieso, denn auf dem Kameldornbaum direkt vor unserem Eingang
hängt ein halb angefangenes Nest zwischen den Ästen. Wahrscheinlich
sind wir dem Vogerl zu nahe gewesen und es hat sich nicht getraut, am Nest
weiterzubauen.
Nach dem Frühstück marschieren wir eine Runde. Plötzlich frische Tatzenspuren im Sand. Ist das wirklich g`scheid, hier entlang zu marschieren ohne einer Waffe im Gepäck? Aber jetzt ist es schon zu spät, unser dünnes trockenes Ästchen, welches wir gefunden haben, wird uns nicht wirklich schützen. Ein Pfeiferl wäre auch schon eine Hilfe. Da fällt uns ein, dass wir von unseren netten Neffen ein ausgesprochen hilfreiches Notfallkitt geschenkt bekommen haben. Ein Survival braclett mit Seil, Pfeife, Feuerstein und Kompass - von nun an trägt Wolfi dieses Armband regelmäßig. Man weiß ja nie....
Mit 11% Steigung geht es in einigen Kehren den Boshua Pass runter. Berge am Horizont und weite Sandflächen. Es ist plötzlich viel trockener, wahrscheinlich wird das die Wetterscheide sein. Wir queren einige Riviere, das sind Zeitflüsse. Fast das ganze Jahr über trocken, doch wenn der Regen fällt, dann rollt eine schlammige Brühe heran, welches aber bald versickert. Oft schauen diese Riviere wie kleine Oasen aus, in denen Sträucher, Bäume und Blumen blühen. In ganz Namibia gibt es nur 2 Flüsse, die ganzjährig Wasser führen. Der Kunene, welcher der Grenzfluss zu Angola ist und der Oranje im Süden entlang der Grenze zu Südafrika.
Auf den sehr guten Pads (Pisten) geht es flott dahin und wir ziehen eine kilomterlange
Staubwolke nach. Der Ort Otjimbingwe war in der deutschen Kolonialzeit ein
wichtiger Handelsstützpunkt, kommend vom Hafen an der Küste, liegt
es auf dem Weg nach Windhoek im Landesinneren. Schon von weitem sehen wir
die röm./kath. Kirche. Rundherum stehen die einfachen Behausungen der
schwarzen Bevölkerung. Schatten gibt´s recht wenig, so parken wir
mitten in einem Rivier am Pistenrand und werfen den Griller an.
Wir sind auf dem Weg zu Inge in Wilhelmstal. Ihre
Adresse haben wir von Reisenden erhalten, weil wir uns für das namibische
Farmleben interessieren. Die Deutsche führt hier schon seit einigen Jahren
eine Farm, vor kurzem starb ihr Mann und nun sind helfende Hände immer
willkommen. So parken wir den Amigo im Halbschatten unter den großen
Eukalyptusbäumen ein. Sie betreibt eine Papageienzucht und einen kleinen
Hofladen mit Cafe. Ziegen und Kühe weiden hinter dem Haus. Aus der frisch
gemolkenen Milch wird dann verschiedenster Käse zubereitet. Hart- und
Weichkäse und sogar Camembert. Wir schauen ihr bei der Käsezubereitung
über die Schulter und helfen mit, wo wir nur können. Am späten
Nachmittag werden zwei Oryx- und Zebraschenkel geliefert, diese werden am
nächsten Vormittag zerteilt, entsehnt, gewürzt und luftgetrocknet.
Das werden einmal Biltong und Chili bites - köstlich. Man kann sie als
Snack zwischendurch kauen, oder in Wasser einweichen und wie Fleisch weiterverarbeiten.
Vor einigen Tagen wurde ein Bambi bei Inge agbegeben, welches nun mit Flaschenmilch
liebevoll aufgezogen wird. Nachdem Brigitte die Milch auf richtige Temperatur
gebracht hat, darf Verena es ihr geben und das Bambie saugt ganz fest, bis
zum letzten Tropfen. Leider kann es nicht mehr ausgewildert werden, wenn es
einmal von Menschenhand aufgezogen wird.
Am Morgen kommt ein Interlink (ein extralanger
Sattelschlepper) beladen mit Heu, 900 Ballen müssen entladen werden.
Wolfi und fünf schwarze Mitarbeiter nehmen die Sache in Angriff und verstauen
das Heu in einem Heuschober. Wenn man das Heu sieht, glaubt man es kaum, dass
es noch gefressen werden wird. So staubiges Zeug hat Wolfi in seinem Leben
bisher noch nicht gesehen. Alle sind froh, als der letze Ballen geschlichtet
ist.
Im Kräutergarten nimmt das Unkraut überhand. Nach dem Regen schießt
alles unglaublich schnell in die Höhe. Das Unkraut auf den Gehwegen wurde
von den schwarzen Mitarbeitern schon entfernt, schließlich will man
nicht von einer Schlange oder Skorpion überrascht werden. Verena hat
schon ganze Arbeit geleistet, doch es ist noch immer genug zu tun, so schneiden
wir gemeinsam den Baum zurück, entfernen den trockenen Efeu von der Hauswand
und richten die Beete entlang der Hausmauer her fürs bepflanzen.
Die Bewässerungsanlage gehört neu justiert, was ja in Wolfis Metier
fällt. Eine neue Scheune soll errichtet werden, Arbeit gibt es hier genug.
Es macht auch Spaß mitzuhelfen und am Ende des Tages einen Fortschritt
zu sehen. Eigentlich gefällt es uns sehr gut auf Inges Farm. Von anderen
Reisenden wissen wir, die unter dem Motto "work and travel" unterwegs
sind, dass Arbeitsleistung gegen Essen und Logis getauscht wird. Logis brauchen
wir nicht, denn wir haben ja den Amigo, doch über ein Essen am Abend
hätten wir uns doch sehr gefreut. Nachdem sich unsere Gastgeberin darüber
keine Gedanken macht, verlassen wir etwas enttäuscht die Farm am nächsten
Tag. Was man so alles erlebt! Später lesen wir, dass die Fluktation bei
Inges Mitarbeitern recht hoch ist... Das nächste Experiment Farmleben
wird besser werden!
Die kleinen Vögel, die da so wunderschöne Nesterl bauen, heißen Webervögel. Nur das Männchen ist ständig auf der Suche nach neuen Grashalmen, um das Nest so schön wie nur möglich zu weben. Es geht um alles, denn wenn das Heim der gnädigen Vogeldame nicht gefällt, hat er verloren und sie zieht nicht ein.
Auf dem Weg zur Spitzkoppe hält uns ein völlig
aufgelöster deutscher Tourist an. Da wir ein deutsches Kennzeichen haben,
meint er wir seien Landsleute. Ob wir denn eh wissen, dass der Flughafen in
Windhoek lahmgelegt ist und die Grenzen in Deutschland zu sind. Coronaalarm!
Wir machen uns keine großen Gedanken, uns gefällt es in Namibia
so gut und wir freuen uns auf weitere landschaftliche Höhepunkte. Wir
fahren die Spitzkoppe von der nördlichen Seite an. Coole Granitfelsen
in unterschiedlichsten Größen und Formen. In den Pools steht ein
wenig Wasser, wir kraxeln über die riesigen Felsüberhänge,
entdecken das Felsentor. Klippschiefer senden scharfe Warnlaute ihren Artgenossen
gegenüber aus, wenn wir zu nahe kommen. Und schwupp sind die ca. 30cm
großen Tiere in den Felsspalten verschwunden. Wenn die Sonne untergeht,
erscheint die ganze Spitzkoppe in einem wunderschönen Licht, der Himmel
scheint zu brennen. Wir können uns gar nicht sattsehen, doch wird es
empfindlich kalt, wenn es finster wird und so kehren wir zum Amigo zurück.
Wolfi entfacht ein kleines Lagerfeuer und wir sitzen dann noch lange draußen.
Plötzlich sieht Verena seitlich nebenan einen Schatten. Wir glauben es
kaum, eine Ginsterkatze ist vom Felsen runtergesprungen und schlendert nun
langsam im Schein der Taschenlampe neben unserem Camp herum, bevor sie wieder
in der Nacht verschwindet. Und weil wir vom Glück so gesegnet sind, sehen
wir diese Wilkatze nochmals am Rand des Lichtschein des Feuers entlanggehen.
Wahrscheinlich war es die gleiche und wir werden in ihrem Revier campen. Eine
herrlich ruhige und auch frische Nacht verbringen wir an diesem schönen
Ort.
Der westliche Gürtel entlang des Atlantiks
ist Wüste und auf einem Sandpad fahren wir nun Richtung Küste nach
Henties Bay. Unser Internetguthaben ist leer, wir müssen hier in Namibia
wochenweise aufladen, denn der Monatstarif ist unverhältnismäßig
teuer. Im ersten Shop, den wir betreten, sehen wir in ängstliche Augen.
Ganz zaghaft kommt die Frage: "Are you safe?" Wir schauen uns beide
an und wissen im ersten Moment gar nicht, was sie meint. Die Verkäuferin
erzählt uns, dass Touristen, welche vorige Woche in Namibia gelandet
sind, positiv auf Corona getestet wurden. Die Krankheit komme doch aus Europa.
Als wir ihr erklären, dass es schon mehr als ein Jahr her ist, wo wir
in Europa waren, ist sie beruhigt.
Kurze Zeit waren wir vom öffentlichen Leben abgeschnitten und es hat
sich einiges getan. In Windhoek war die Welt noch in Ordnung, doch nun keine
zwei Wochen später, tragen viele Menschen Gesichtsmasken. Vor dem Supermarkt
bekommen wir vor dem Eintreten Desinfektionslösung auf die Hände
gespritzt und der Griff des Einkaufswagens wird desinfiziert, bevor man damit
in das Geschäft rollt. Im Supermarkt ist alles ganz normal wie immer,
keine Hamsterkäufe und alles ist vorhanden.
Wir verlassen noch am gleichen Tag Henties Bay und finden einen Schlafplatz
direkt am Meer. Es gibt viele Zufahrten zum Strand, denn der Lieblingsport
der Namibianer und Südafrikaner, die hier gerne ihren Urlaub verbringen,
ist Angeln. Viele Autos haben sogar eine eigene Angelhalterung auf
der Stoßstange montiert, wo die ca. 3m langen Angeln Platz finden. Die
Angeln stecken wahrscheinlich das gesamte Jahr über in den Halterungen,
denn uns kommen sehr viele Fahrzeuge entgegen, die voll aufgerüstet sind,
unter dem Motto - "Stets bereit". Der kalte Benguelastrom sorgt
für großen Fischreichtum. Möwen schreien und landen auf einem
gestrandeten Schiffswrack, das sie in Besitz genommen haben.
Swakopmund, an der Atlantikküste, ist Namibias drittgrößte Stadt und normalerweise rammelvoll mit Touristen. Doch wir erleben ein ganz anderes "Swakop". Vor dem alten Bahnhofsgebäude (heute dient es als Luxushotel) finden wir auf dem großen bewachten Parkplatz einen tollen Stellplatz. Unter Tags fast nichts los und nachts ruhig, was will man mehr?
Swakopmund ist mehr deutsch als afrikanisch. Im Brauhaus gibt es Schweinsbraten und Haxe sowie frisch gezapftes Bier, natürlich nach deutschem Reinheitsgebot gebräut. Die Buchhandlung führt deutschsprachige Bücher und Magazine, in der Apotheke nebenan werden wir auf Deutsch bedient. Viele Cafes, Bäckereien und Eissalons laden zum Verweilen ein. Die hippen Souvenirläden sind bestens ausgestattet mit wunderschönen Mitbringsel. Wir hören mehr Deutsch als Englisch oder Afrikaans. Viele alte Kolonialbauten wurden retauriert - die ehemalige Kaserne wird nun als Jugendherberge benutzt, das Woermanhaus ist heute eine Arkade mit kleinen, netten Läden und das ehemalige Lazarett wurde zum Hotel umgebaut.
Der Park mit Grünflächen, Palmen und vielen Blumen ist eine Augenweide, erst recht wenn man bedenkt, dass rund um die Stadt nur Sand und Geröll ist. Eine Oasenstadt mitten zwischen der Wüste und dem Meer. Da schätzt man Wasser und Pflanzen noch deutlich mehr. Die Perlhühner haben Quartier im Park bezogen, haben ihren Ehrenplatz und sogar ein Verkehrschild bekommen, wonach diese Hühner Vorfahrt haben.
Die Einwanderung deutscher Siedler begann im Jahre 1885 als Südwestafrika deutsches Schutzgebiet war. Es wurde ein Anlandungshafen entlang der Küste gesucht und man entschied sich für Swakopmund. Im August 1892 wurde die Stadt geboren, als die Kaiserliche Marine andockte. 120 Soldaten und 40 Siedler aus Deutschland werden an Land gebracht, die ersten Gebäude gebaut und es entsteht eine richtige Stadt. Baumaterialen, Güter und alles, was man so zum Leben braucht wird mit Schiffen aus Deutschland gebracht. Von 1884 - 1919 war Namibia unter deutscher Kolonialmacht. Im 1. Weltkrieg mussten sie kapitulieren und Namibia wird vom Völkerbund Südafrika zur Verwaltung überlassen. Erst am 21.03.1990 wird das Land in die Unabhängigkeit entlassen.
Die meisten der 20.000 Menschen mit deutschen Wurzeln leben bereits seit mehreren Generationen im Land. Sie waren stets bemüht ihre kulturellen Wurzeln zu pflegen, deswegen gibt es heute noch deutsche Schulen, deutsche Kulturveranstaltungen und Feste wie Karneval oder das Oktoberfest.
Der Nebel, der jede Nacht Einzug hält, umhüllt die Fachwerkhäuser, lässt die Straße von Wassertropfen glitzern und unser Thermometer zeigt 70% Luftfeuchtigkeit. Jeden Tag, wenn wir beim Frühstück aus dem Fenster schauen, dasselbe Spiel. Die Einheimischen sagen: "Wenn sich der Nebel nicht bis mittags gelichtet hat, bleibt er den ganzen Tag hängen", zum Glück haben wir keine solchen Tage erwischt. Der Küstennebel ist ein meteorologisches Phänomen. Der kalte Benguelastrom, der von der Antarktis hochkommt, kühlt das Wasser und die Luftschichten über dem Meer ab. Gleichzeitig wird die Festlandsluft tagsüber erwärmt. Sie steigt nach oben und zieht die kalte Meeresluft in Form von Nebel an Land. Dadurch können viele Pflanzen und Tiere in der Wüste überleben, da der Nebel die nötige Feuchtigkeit liefert.
Die ca. 8km lange Promenade führt an neuen Appartementhäusern und prächtigen Villen vorbei. Es macht richtig Spaß, hier jeden Tag entlang zu marschieren. Wir essen fangfrischen Fisch mit Chips, erfreuen uns am Tüteneis, was wir schon lange nicht mehr hatten.
Das Leben kann so schön sein... wäre
da Covid-19 nicht. Auch in Namibia werden Maßnahmen getroffen und so
gilt ab heute der Ausnahmezustand im Land. Die Gerüchte von Provinzschließungen
werden laut und wir müssen langsam beginnen, uns Gedanken zu machen,
wie wir diese Situation meistern wollen.
Doch zuvor besuchen wir den einzigen Wohnmobilausbauer von ganz Namibia. Stefan
hat mehr als genug Arbeit, denn viele Touristen lassen ihr Wohnmobil im Land
stehen und geben Verbesserungsarbeiten in Auftrag. Und auch die Namibianer
sind ein reisefreudiges Volk - viele haben einen Geländewagen mit Dachzelt,
der am Wochenende ausgefahren wird. Es ist Freitag, morgen ist Feiertag und
Stefan will mit seiner Familie mit seinem Mercedes 613 Camper in den Norden
fahren. Wir werden gerade noch fertig, unsere Heckklappe besser zu sichern,
sprich Einbruchssicherer zu machen und vom Hof zu fahren. In
den Städten ist etwas Vorsicht geboten, besonders in der Hauptstadt,
wird uns erzählt. Obwohl wir zum Glück bis jetzt nichts am eigenen
Leib mitbekommen haben, merken wir doch auch in den Shoppingmalls, dass pfiffige
Jungs versuchen, den Einkaufenden das Geld aus der Hose zu ziehen. Zwar sind
die großen Parkplätze bei den Einkaufszentren bewacht, aber immer
wieder werden Autos aufgebrochen und Zeug geklaut.
Der Unterschied der Lebensweise zwischen Schwarz
und Weiß ist enorm. Natürlich gibt es viele sehr reiche schwarze
Bürger, jedoch die Mehrheit lebt in einfachsten Umständen. Unter
der südafrikanischen Verwaltung wurde auch hier die Apartheit ausgelebt.
Alle Schwarzen wurden in eigene Gebiete zusammengepfercht. In Swakopmund heißt
das Township Mondesa oder in Windhoek Katutura, was so viel heißt wie
"ein Ort, wo wir uns nie zu Hause fühlen". Viele Hütten
sind inzwischen gemauerten Häusern gewichen, jedoch gibt es noch genügend
Familien, die zusammengestellte Wellblechplatten ihr Zuhause nennen. Gemeinsame
Wasserstellen, gemeinsame Toiletten und manchmal ist nicht mal Strom vorhanden.
Irgendwie darf man sich da nicht wundern, wenn sie dann auf Diebestour gehen....
Allerdings wollen wir aber auch erwähnen, dass viele Schwarze nicht so
die Ambitionen haben, strebsam und erfolgreich im Leben zu sein. Obwohl es
ihm seit Jahren im Land vorgelebt wird, wie es gehen könnte, haben sie
kein Interesse daran. Sie sind zufrieden, wenn sie am Abend ihr Millipap (Maisbrei)
und dazu Sauce zu essen haben, vielleicht noch ein Bier dazu. Eine Lebensweise,
die wir Europäer nur sehr schwer verstehen können.
Wir unterhalten uns mit dem 5fachen deutschen
Vater Marko, der mit seiner Familie in einem MB Sprinter Camperbus rund um
die Welt fährt. Sie werden erstmals hier in Swakopmund bleiben und abwarten.
Wir überlegen, ob wir in den Norden oder in den Süden ausweichen
sollen? Die einzigen Coronafälle die es bis jetzt im Land gibt, wurden
alle aus Europa importiert. Keine einzige lokale Infektion. Deswegen wird
auch der Norden, das Ovamboland, nicht gesperrt, wo der größte
Teil der Bevölkerung zu Hause ist. Während man von Europa schreckliche
Nachrichten mit vielen tausenden Infizierten pro Tag hört, ist es hier
beschaulich ruhig, obwohl der Ausnahmeszustand bereits ausgerufen wurde.
Erstmals wollen wir noch Walvis Bay besuchen, das nur ca. 30km entfernt im
Süden liegt und dort weiter überlegen, wohin wir fahren sollen.
Direkt an der Promenade gibt es genug Plätze zum Parken. Sportbegeisterte Einheimische laufen an der Promenade entlang, die Flamingos stecken ihre Köpfe ins seichte Wasser, um Futter im Schlick zu finden. Jedesmal wenn die Ebbe kommt, kommen auch Heerscharen von Flamingos angeflogen. Pelikane hocken am Ufer, ihre Flügel zum Trocknen ausgebreitet. Wenn man lange genug aufs Wasser sieht, entdeckt man auch Robben und kann ihnen beim Fischen zusehen. Der eine dürfte nun satt sein, denn er dreht sich ganz vergnügt im Wasser, taucht dann unter und kommt ein paar Meter weiter wieder an die Oberfläche, wo er sich rücklings im Wasser treiben lässt.
Der schwarze Gärtner ist bei dem schicken
Ferienhaus, das hinter uns auf der anderen Straßenseite steht, am Rasenmähen
und Bäume schneiden. Das Hausmädchen trägt den Müll raus,
die Security geht am Gehsteig auf und nieder. Eine richtige Idylle - wäre
da nicht das Coronavirus.
Seit wir an der Küste sind, bekommen wir den deutschen Radiosender "Hitradio
Namibia" rein und sind nun bestens informiert. Aktuell gibt es 6 Coronafälle
im Land, alles europäische Touristen. Eigentlich fahren ziemlich alle
Touristen dieselbe Runde und Walvis Bay, wo wir nun sind, gehört auch
dazu. Also beschließen wir, uns vom öffentlichen Leben etwas zurückzuziehen,
keinen Cafe- und kein Restaurantbesuch mehr, wir walken die tolle Promenade
mittags, wo nur wenige Leute unterwegs sind. Im Radio hören wir nun immer
öfters, dass der Präsident Hare Geingop die Provinzschließungen
schon bald umsetzten möchte. Genauer gesagt kommenden Freitag werden
mit Erongo und Khomas die beiden Provinzen mit den größten Städten
gesperrt, blöd nur, das genau diese Provinzen den Norden und den Süden
des Landes teilen. Oje, da bleibt uns nicht mehr viel Zeit, die Provinz Erongo
zu verlassen.
In wenigen Tagen beginnt die anscheinend größte Rückholaktion
deutscher Bundesbürger in der Geschichte. Wenn man nach Hause will, sollte
man sich in die Hauptstadt begeben und auf weitere Informationen warten. Während
wir noch immer überlegen, ob wir in den Norden oder in den Süden
die Provinzsperrung umgehen, wollen die meisten Bekannten nach Hause fliegen.
Zweifel kommen bei uns auf, ob wir wohl richtig handeln? Hier fühlen
wir uns sicher, ein großes Land mit wenigen Einwohnern. Das ist doch
die bessere Wahl, um Corona zu entgehen! Statt ins Epizentrum der Pandemie
nach Europa zu fliegen? Nach Österreich fliegen, bedeutet für uns
Familie und Freunde zu besuchen! Doch das ist in diesen Zeiten sowieso nicht
möglich. Zuhause ist dort, wo Amigo steht und der parkt momentan in Namibia.
Was macht ihr, wenn es zu Unruhen kommt? Die medizinische Versorgung ist doch
bei weitem nicht so gut! Was macht ihr, wenn euer Visum abgelaufen ist und
erst recht das Zollpapier für das Auto? Fragen über Fragen, auf
die wir selber auch keine Antwort wissen. Ein Wechselbad der Gefühle
- hier bleiben und aussitzen oder die Reise unterbrechen und die Rückholaktion
in Anspruch nehmen? Was sollen wir machen?