Togo

29.09. - 04.11.2019

Einreiseort: Lome
Ausreiseort: Aneho
Währung: 1€ = 655,-CFA
Dieselpreis: 1 l = 567,-CFA

Bei der ghanaischen Abfertigung warten schon haufenweise Fixer (Helfer gegen Bezahlung), um uns ihre Hilfe anzubieten. So riesig wird das Gelände wohl nicht sein, dass wir uns da nicht zurechtfinden werden. Groß nicht, aber unübersichtlich. Als wir unsere Ausreisestempel haben und wir auf den Parkplatz zurückkommen, sehen wir am Nachbar Lkw eine Parkkralle an dessen Vorderfuß. Amigo stottert beim Starten, doch nach ein paar mal orgeln, springt er an und wir rollen ins nächste Land - nach Togo. Wir bekommen ein 7 Tages Visum für 10.000 CFA/Person, welches wir ganz einfach bei der Immigration in der Hauptstadt Lome verlängern können. So viele leere Seiten haben wir nicht mehr in unserem Pass, obwohl er jungfräulich war, als wir vor knapp einem Jahr losgefahren sind, und so schauen wir ganz skeptisch, als der Beamte zuerst einen Stempel, dann einen zweiten, noch einen dritten und zu guter letzt noch einen Kontrollstempel in unseren Pass drückt, eine ganze Seite braucht er dafür! Hoffentlich geht sich das mit unseren Passseiten bis in den Süden Afrikas aus?! Beim Zoll ist der Chef heute nicht anwesend, es ist Sonntag, wir sollen doch morgen nochmals kommen, um das Carnet stempeln zu lassen - ja ganz sicher... ;-)

 

Als wir die Grenze verlassen, stehen wir schon mittendrin in der Hauptstadt. Nur wenige Kilometer geht´s der 2spurigen Strandstraße entlang bis zum Togo-Toni. Zuerst will uns der Wachmann nicht auf das Gelände lassen, da heute Sonntag ist. Wir können ihn dann doch überzeugen, dass es vor dem Tor neben der geschäftigen Hauptstraße nicht so gemütlich ist. Beim Chinesen zum Mittag essen sehen wir zufällig das österreichische Wahlergebnis im TV.
Am Montag geht es los. Wir parken uns in eine der Boxen mit der Kabine nach vorne, sodass bei Regen der Motorblock geschützt ist. Mit dem Haus stehen wir in der Sonne, da wir Strom auf die Solarmodule brauchen. Das ist auch gut so, denn immer wieder regnet es vom Himmel, so dass man glaubt der letzte Tag hat begonnen. Das Führerhaus wird ausgeräumt, gekippt, Kühlerwasser ausgelassen und der Krümmer runtergebaut. Wir vermuten, dass die Dichtung beim 4. Zylinderkopf kaputt ist. Doch schauen wir recht blöd, als dies dann gar nicht der Fall ist. Die Dichtung ist in Ordnung. Lucky, der Mechaniker meint, dass die Schrauben etwas zu locker gewesen sind. Kommt das Wasser dadurch in den Zylinder oder hat der Kopf einen Riss oder ist die Büchse undicht? Die Büchse scheint in Ordnung zu sein, also wird der Kopf mit neuer Dichtung wieder montiert. Auch die Einspritzdüsen werden ausgebaut. 2 davon sehen gar nicht gut aus und der Mann für die Aufbereitung der Düsen empfiehlt uns, neue zu kaufen. Also tauschen wir alle 8 Düsen aus. Nachdem Amigo aber in den letzen Tagen nicht besonders gezogen hat, müssen wir auch noch ein anderes Problem haben. Es beginnt die große Fehlersuche und wir finden bei der Standheizung einen kaputten Dieselschlauch. Alles wird wieder zusammengebaut und wir starten, doch der Amigo läuft nicht so richtig schön... Nach dem Abstellen fällt die Dieselsäule wieder ab und der Motor will nicht richtig starten.

Togo Toni ist im Moment in Österreich, eigentlich lebt er die meiste Zeit in Österreich und ist nur wenige Tage im Monat in Lome. Darryl, der für die Werkstatt zuständig ist, ist bayrischer Togolese und so ist die Verständigung für uns recht einfach. In München aufgewachsen, hat er einen richtig bayrischen Dialekt. Im Innenhof der Werkstatt würde man gar nicht meinen, in Afrika zu sein. Das große Büro- und Ausstellungsgebäude, in denen die KTM Motorräder untergebracht sind, für welche sie eine Handelsniederlassung haben, die überdachten Boxen, ausgestattet mit Hebebühne und diverses Werkzeug, das man im Westafrika normalerweise nicht findet. Wir fühlen uns gut aufgehoben und auch die Mechaniker scheinen gut ausgebildet zu sein.

Nun sind schon einige Tage vergangen, unter dem Amigo steht eine große Diesellache, doch er läuft noch immer nicht rund. Wieder und wieder wird die Dieselleitung gecheckt und die Handförderpumpe, die nicht richtig arbeitet, ausgetauscht. Dabei kommt ein dickes Stück Isolierband zum Vorschein.... Neue Handförderpumpe rein und los geht es, wieder starten, aber nicht besser als vorhin. An der Einspritzpumpe ist ein Überdruckventil mit Rücklaufsicherung angebaut, wir finden Ersatz und plötzlich läuft der Motor wieder sauber, auch die Dieselsäule fällt nicht mehr ab.....
In der Zwischenzeit hat Wolfi alles abgeschmiert. Auch die Bolzen bei den Federböcken werden wieder einmal durchgeschmiert, das eine besonders blöde Aufgabe ist, denn dafür müssen die Stauboxen abmontiert und der Lkw am Rahmen aus den Federn gehoben werden. Das Motoröl, die Ölfilter und die beiden Flexrohre beim Auspuff werden erneuert.

Nach der Proberunde sind wir zufrieden. Der Amigo läuft zwar wieder rund, doch das Problem mit dem Wasser im Zylinder bereitet uns noch immer Sorgen. Dennoch beschließen wir nach Kpalime zu fahren. Es ist Samstag Morgen, wir wollen am Markt Gemüse kaufen.
Die Auswahl an Gemüse und Obst ist enorm. Es macht richtig Spaß durch den quirligen Markt zu bummeln. Die fliegenden Händlerinnen tragen ihre Waren ausschließlich auf dem Kopf. Manche haben ihren ganzen Verkaufsladen, der aus einem Schemmel, eine kleine Vitrine, einen Kocher und Zutaten besteht, alles in einer großen Schüssel gepackt, am Kopf. Die Ananasverkäuferinnen tragen mindestens 25kg am Kopf und ein Kleinkind am Rücken. Jedesmal, wenn sie die Schüssel runterheben muss, weil jemand eine Schnitte Ananas kaufen möchte, ist sie auf Hilfe von Anderen angewiesen. Denn Runter- und Raufheben geht nicht alleine, dafür ist das Gewicht doch zu groß. Doch das ist völlig normal, denn jede Verkäuferin ist in der gleichen Lage. Schon ein Wahnsinn, was sie schleppen!!

Zurück in der Werkstatt, wollen wir endlich los. Doch Amigo hat andere Pläne. Beim Starten steht der Motor wieder an und der Zylinder ist wieder mit Wasser überflutet. Also war "der etwas lockere Zylinderkopf" nicht das Problem. Es muss wohl der Zylinderkopf selber sein! Wir machen es uns in der Werkstatt wieder heimisch, die Mitarbeiter sind schon ins Wochenende entlassen worden, denn zu Mittag ist Arbeitsschluss.
Das Wetter ist schön, wir unternehmen einen Spaziergang an der kilometerlangen Strandstraße entlang, denn es gibt einen gut ausgebauten Gehsteig. Der Palmenhain wirft einen schönen Schatten und es weht eine frische Brise. Draußen am Meer sehen wir viele große Schiffe. Containerschiffe die warten, um in den Hafen fahren zu können, denn gleich am Stadtrand ist ein großer Cargohafen, neu erbaut von den Chinesen. Die anderen Schiffe sind Tanker, die hier vor Anker liegen, um in Nigeria Öl zu bunkern. Sie parken hier, weil es günstiger ist, als im Nachbarland Benin oder gar in Nigeria. Sie warten bis sie an die Reihe kommen, dann transportieren sie nigerianisches Erdöl rund um die Welt, wir zählen an die hundert Schiffe...
Auf den betonierten Parkbänken, sitzt man zwar recht hart, doch kann man hier gut das geschäftige Leben beobachten und immer wieder einen Blick auf das Meer werfen. Beim mobilen Kaffeehaus erstehen wir Nescafe, den wir nun genießen. So nebenbei: Wir sehen in Westafrika keinen einzigen Kaffeesieder, welcher einheimischen Kaffee zubereitet. Es wird ausschließlich NESCAFE verwendet.... SCHADE.


Zwischen den Palmen sind Ziehbrunnen, an denen das Wasser mit Eimern hochgezogen wird, um Wäsche zu waschen oder die Gemüsefelder zu bewässern. Daneben beobachten wir die Korbflechter. Aus dem ausrangierten Verpackungsmaterial entstehen ansehnliche Körbe. Manch eine müde Mama liegt im Schatten der Palme und macht ein Nickerchen, das Kleinkind, das gerade noch an der Brust nuckelt, ist auch eingeschlafen.


Es ist Sonntag, der Platz ist leer, das Wetter meint es gut mit uns, also wird daraus ein Waschtag. Wäsche waschen, Wasser auffüllen, Klotank ausleeren, damit wir uns dann wieder ganz dem Amigo widmen können.
Am Montag kommen die Jungs eingetrudelt und staunen nicht schlecht, als sie uns noch hier sehen. Wir beratschlagen schon, ob wir nicht eine Anti-Voodoo Zeremonie abhalten sollen, es ist ja wie verhext!
Eine Möglichkeit den Kopf zu prüfen "abdrücken" gibt es hier nicht, so versucht es Wolfi mit 2 Gummischeiben und Schraubzwingen, aber es will nicht so recht. Also was tun? Einen neuen Zylinderkopf gibt es auch nicht, Ersatzteile gibt es nur gebraucht. Von ausrangierten Motoren aus Europa mit welchen wir schon zufrieden wären. Oder Zylinderköpfe von bereits in Afrika gefahrenen Lkws - diese wollen wir nicht, denn sie sind schon sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Lucky fährt in die Straße, wo die Lkw Ausschlachter zu Hause sind, also die Ersatzteilhändler und kommt mit einem Kopf wieder, der angeblich aus einen Motorenblock aus Europa kürzlich angeliefert wurde... Es bleibt uns auch gar nichts anderes übrig, als Lucky zu vertrauen und es mit diesem Kopf zu probieren. Stolze CFA 45.000,- soll er noch kosten. Er wird wiederaufbereitet und schließlich eingebaut. Unseren "undichten" Zylinderkopf wickeln wir in Karton und verstauen ihn vorsichtshalber im Keller.

 

Mittwoch - der Tag des Aufbruchs. 11 Tage Werkstattaufenthalt sind genug, der Amigo wird gestartet, Wolfi gibt den Retourgang rein und plötzlich zischhhhh - der Schlauch der Hauptluftleitung zum Fahrersitz ist gerissen. Amigo will anscheinend wirklich nicht weg - was fällt ihm noch alles ein, um hier zu bleiben? Wolfi tauscht den Schlauch aus, welchen wir von Ali, dem anderen Mechaniker, bekommen. 1 Stunde später sind wir tatsächlich unterwegs.
Auf einer erst kürzlich eröffneten Straße umfahren wir Lome. Alle 20 Meter eine Straßenlaterne. Unzählige Straßenarbeiter sind beschäftigt mit Kehren und Wegschaufeln des Sandes und Mülls. Biegt man links oder rechts von der Straße ab, befindete man sich auf einer Erdstraße, mit derzeit gut gefüllten Wasserlöchern. Hier sind auch die Müllberge der Hauptstadt zu finden. Wir sind in der kleinen Regenzeit, die ca. 1,5 Monate dauern sollte.

Die Straße nach Kpalime ist gut, wir durchfahren nette Dörfer mit strohgedeckten Lehmhäusern, verschiedene Verkaufsstände säumen den Weg. Wir sehen viele Kirchen, manchmal werden rund um eine kleine Kirche bereits Mauern für eine größere Kirche hochgezogen.

Nach 70km Fahrt beginnt der Amigo plötzlich zu scheppern und rauchen. Sofort biegen wir an den Rand, doch die Straße ist recht eng und genau hier ist auch noch ein Riesenloch, das die vorbeikommenden Fahrzeuge umfahren. Fahrerhaus ausräumen, kippen und der Fehler ist auch sofort gefunden: Lucky hat beim Ventilspiel einstellen vergessen, die Kontermutter richtig anzuziehen. Obwohl Wolfi immer mitarbeitet und so gut wie möglich jeden Handgriff beobachtet, treten trotzdem Fehler auf. Ihm ist eigentlich eher mulmig zumute, wenn er sieht wie die Jungs die Schrauben festdrehen. Nach fest kommt ab! Aber es schaut so aus, als ob es eher Schauspiel ist. Die Stösselstange ist verbogen und die Einstellschraube klemmt auch, wir bekommen sie nicht mehr schön rein. Wolfi telefoniert mit Darryl und dieser schickt Lucky den ganzen Weg hoch, um uns die Ersatzteile zu bringen. 2 Stunden später fahren wir wieder, diesmal hoffentlich länger.

In Kpalime besuchen wir die Österreicherin Karoline, die das nette Hotel Royal am Stadtrand betreibt. Sobald man das Gartentor öffnet, steht man inmitten eines tropischen Paradieses mit gemütlichen Korbsesseln und Tischen. Karoline führt uns über ihr Anwesen, zeigt uns ihre liebevoll eingerichteten Zimmer und das Restaurant, in dem die Tische heute besonders festlich geschmückt sind. Der besondere Anlass ist ihre Silberhochzeit, die sie heute Abend feiern und dafür ist ihre Familie aus Österreich angereist.
Wir fühlen uns wohl inmitten unserer Landsleute, der österreichische Dialekt verwöhnt unsere Ohren, obwohl sie ja eher wienerisch reden - aber da wollen wir mal nicht so kleinkariert sein ;-)
Eine köstliche Wiener Melange und ein ausgezeichneter Kuchen made by Karoline - all zu lange wollen wir sich nicht aufhalten, trudeln doch schon in wenigen Stunden die Gäste zum großen Ereignis ein.

Wir fahren weiter in Togos Bergwelt, die mit alten knorrigen Mangobäumen gesäumte Straße windet sich zwischen den Hügeln hoch. Vorbei an einem Wasserfall, der mit einem Sichtschutz umgeben ist. Wenn man ihn von der Straße aus schon sehen kann, würde ja keiner Eintritt bezahlen. Doch wir sitzen im Amigo so hoch, dass wir locker über den Zaun darübersehen. Nach der Misa Höhe biegen wir rechts ab. Das letze Stück zum Campement de Kloto ist recht zugewachsen.

Hier stehen wir zwar neben dem Hotel, doch herrlich ruhig im Wald. Das Gebäude wurde von den Deutschen Ende des 19. Jhd. gebaut und als Krankenhaus verwendet. Noch heute kann man das gut an den alten Gängen erkennen, die ehemaligen Krankenzimmer wurden in Hotelzimmer umgewandelt. Der nette Mitarbeiter führt uns in die alte Küche, wo es noch einen Backofen von anno dazumal gibt, der sogar noch funktionstüchtig wäre. Den gesamten Raum könnte man noch sehr gut als Küche verwenden, doch die Togolesen bevorzugen es, im Freien zu sein. Zwischen den Bananenstauden haben sie ihre Feuerstelle errichtet. Daneben ist die Arbeitsplatte in Gestalt eines großen Steines, auf dem Edem gerade die Bohnen für ein Mus püriert - das ist die neue Hotelküche.

Wir machen eine Wanderung auf den Mont Kloto. Man sieht hinunter in die Ebene auf die Stadt Kpalime und gegenüber zum höchsten Berg, dem Mont Agou mit knappen 1000m Höhe, der aber von den Wolken verborgen bleibt.
Kleine Wegerl führen uns zwischen den Bohnenfeldern, Maisäckern und Maniokplantagen durch. Die Jackfrucht braucht noch etwas, bis sie reif ist. Unter den Bananenhainen machen sich die kleinen Heuschrecken auf den großen Blättern ans Werk. Oh Schreck, da bleibt ja nur noch das Blattskelett übrig.


Im Dorf kehren wir auf einen Cafe ein. Von der Holzbank vor dem Restaurant haben wir einen guten Blick auf das Geschehen rundherum. Das junge Mädchen läuft nun schon zum 3x mit einer Wasserschüssel am Kopf vorbei. Der Dorfbrunnen ist gleich ums Eck. Die Jungs, die gerade aus der Schule kommen, setzen sich auf die Wurzel der Würgefeige, die mitten am Hauptplatz steht und beobachten uns. Die Tochter der Cafebesitzerin ist gerade mit Kochen beschäftigt. Ganz konzentriert schält sie mit der Machete die Schale von der Kurkuma. Dazwischen laufen die jungen Ziegen umher, eine hat sich gerade ein kleines Stück Yamswurzel stibitzt. Gegenüber stellt sich eine Dorfbewohnerin breitbeinig an die Hauswand und lässt laufen. Anscheinend tragen die Frauen keine Unterwäsche......

Der Wasserfall ist keine Attraktion, jedoch der Weg durch den Wald ist schön. Der Kaffee verfärbt sich langsam, wahrscheinlich kann er bald geerntet werden. Bunte Schmetterlinge und Libellen sind unsere Begleiter.

Im Dorf Kpimé-Woumé parken wir den Amigo. Zu Fuß wollen wir zu den Cascaden. Der Wasserfall sieht sehr schön aus und fällt bestimmt aus einer Höhe von 100m über ein paar Stufen herab.
Es ist Vormittag und die Frauen sind mit dem Mittagessenzubereiten beschäftigt. Fufu wird in den Holzbottichen gestampft. Die gekochten Yams- und Plantainstücke müssen sich zu einem glitschigen Brei verbinden, im großen Topf blubbert die Sauce. Undefinierbare Ziegenteile schwimmen darin und kosten extra. Leider war das Essen nicht der Hit.

Wir wollen weiter in den Norden, doch der Amigo nicht. Nach der Mittagspause starten wir - und nix geht. Das gibt es doch nicht! Ungläubig schauen wir uns an und beschließen sogleich, umzudrehen und wieder in die Werkstatt nach Lome zu fahren. Auf der Fahrt überlegen wir, wie das möglich sein kann. Alle 8 Büchsen wurden erst vor 117.000km (oder 10 Jahren) getauscht...
Am Straßenrand erstehen wir geröstete Erdnüsse, auch die selbstgemachte Erdnussbutter schaut sehr lecker aus. Dicke Regenwolken am Horizont. Als wir Lome erreichen, ist es schon fast finster. Die vielen Straßenlaternen auf der neuen Umgehungsstraße brennen nicht. Wahrscheinlich gibt es dafür nicht genug Strom!?

Zum Wachmann brauchen wir kein Wort mehr sagen, fragend schaut er uns an und öffnet sofort das Tor. Das Gelände ist leer, die Mechaniker sind schon alle nach Hause gegangen, bis auf die muslimischen Angestellten, die gerade am ausgerollten Teppich im Hof zu Allah beten.
Diesmal ist auch der österr. Chef persönlich anwesend und der hätte natürlich sofort gewusst, dass es nur die Büchse sein kann... Seine Mechaniker sind erst seit ca. 15 Jahren bei ihm angestellt und wussten nicht, das sie ein Werkzeug zum "Abdrücken" des Zylinderkopfes besitzen... Die Boxen sind belegt und so warten wir auch noch den ganzen nächsten Tag, bis wir an der Reihe sind. Wieder alles runter Zylinderkopf, Ölwanne und Pleuel demontieren und dann die große Überraschung - wie sieht die Büchse aus?

 

Und wir staunen nicht schlecht, als wir die Rostlöcher sehen. Für uns ist klar, dass nun auch bei den anderen 7 Zylindern die Büchsen kontrolliert werden müssen, wenn schon alles offen ist. Alle bis auf einen haben Lochfraßkorrosion und sind nicht mehr zu gebrauchen. Also gibt es für uns heuer als "Weihnachtsgeschenk" 8 neue Zylinderlaufbuchsen. Togo-Toni meint, dass wir Glück gehabt hätten. Hätte es die Büchse während der Fahrt zerrissen, hätten wir einen kapitalen Motorschaden gehabt- also Glück im Unglück!?

Das "Warum" geistert in unseren Gehirnen. Nachdem wir 2010 eine komplette Motorüberholung getätigt haben, haben wir gedacht, locker weitere Hunderttausende von Kilometern fahren zu können. Ist die Qualität der Büchsen so schlecht gewesen? Toni meint die falsche Kühlerflüssigkeit könnte daran Schuld sein. Wolfi macht sich schlau im Internet und findet tatsächlich etwas dazu. Man sollte die Farben der Flüssigkeiten nicht tauschen, schon gar nicht mischen, denn dadurch könnte es zu chemischen Reaktionen kommen, die dann das Material angreifen. Wir glauben uns daran zu erinnern, dass wir in Thailand das Kühlwasser und den Frostschutz getauscht haben, aber welche Farbe?? Blau ist die Kühlerflüssigkeit, die für unseren Amigo gedacht ist.

Qualitätsbüchsen in Afrika zu bekommen ist nicht ganz so einfach, doch Darryl hat die nötigen Connections und besorgt sie uns. Der Preis ist deutlich günstiger als in Österreich, aber über Ebay hätten wir sie nochmals um die Hälfte günstiger bekommen. Die Zylinderkopfdichtungen kosten plötzlich das doppelte von denen, die wir bereits in der Elfenbeinküste besorgt haben. Wir haben nur 4 Stk gekauft, da wir ja nicht mit einer kompletten Motorreperatur gerechnet haben. Der Händler mit Dichtungen wird weggeschickt, bevor Wolfi die Möglichkeit hat, die Ware anzusehen. Was wird da gespielt? Bilden wir uns das ein, oder nutzt man unsere Situation wirklich aus? Inzwischen ist Samstag Mittag und die Fertigstellung wird auf den Montag verschoben. Sogar die Wasserpumpe schrauben wir runter um sie auf Rost zu kontrollieren, diese ist aber innen wie neu!!

In der Nacht drehen wir uns von einer Seite auf die andere. Aus dem Mikrofon dröhnt stundenlang eine quackende Stimme, die uns vom Schlafen abhält. Zu gerne würde Verena wissen, was der da daherlabert... Sonntagmorgen werden wir von Trommelschlägen und Rufen geweckt. Die Jugend ist am kollektiven Laufen. Die Straße rauf und runter im Gleichschritt und viel Lärm. Also sind wir schon um 7.00 Uhr munter. Wir nutzen den Tag zum Wäsche waschen, doch das Wetter ist uns nicht hold. Immer wieder aus dem Nichts schüttet es für einige Minuten runter. So wird es mit dem Wäscheständer zum Katz und Mausspiel.

Montag morgen: der Togo-Toni ist weg, ohne sich zu verabschieden ist er nach Österreich geflogen.
Wir bauen alles zusammen, danach wird der Motor mehrmals mit Wasser gespült, bevor die Kühlerflüssigkeit eingefüllt wird. Verena fragt ganz entgeistert: "Was ihr geht jetzt den Motor mit Wasser spülen, nachdem sich doch dort kein Wasser aufhalten sollte?" Wolfi beruhigt sie, indem er ihr erklärt, dass man es nicht zu wörtlich nehmen sollte. Wir wollen sicher sein, dass das gesamte alte Kühlwasser aus dem Motor, Kühler und aus den Leitungen zum Boiler draussen ist.
Ali besorgt blauen Kühlerfrostschutz für "tropische Länder", dann sind wir fertig.

Weitere
6 Tage Werkstattaufenthalt sind wirklich genug und wir hoffen ganz fest, dass wir das Problem endlich gelöst haben. Nun geht es ans Bezahlen:
Fakt ist, dass wir in Afrika nicht nur von den Schwarzen über das Ohr gehauen werden, was wir ja noch verstehen können und wir uns mittlerweile arrangiert haben, doch von einem Weißen, noch dazu von einem Landsmann, ist schon sehr enttäuschend. Der Preis für die Arbeit ist verhältnismäßig happig, wo doch Wolfi den größten Teil der Arbeit selbst erledigt hat.

 

Wir fahren in den Norden der Hauptstadt, dort müssen wir unser Visa um weitere 30 Tage verlängern lassen. Denn nun kommt die nächste Herausforderung: Das Organisieren des nigerianischen Visums. Es ist kurz vor Mittag, als wir unseren Antrag samt Fotos und Pass abgeben. Die ersten 30 Tage sind kostenlos, während die nächsten 30 Tage CFA 10.000,- kosten. Bis auf 90 Tage darf man im Land bleiben, aber wir hoffen nicht, dass wir das in Anspruch nehmen müssen. "Nein, bis heute Nachmittag geht es nicht, erst am darauffolgenden Tag ist die Verlängerung in den Pass gestempelt", meint der Beamte am Schalter. Eigentlich hätten wir uns die Verlängerung sparen können, denn "Überziehen" kostet das gleiche und wir hätten eine Passseite gespart.
Wir sind schon wieder knapp an Passfotos, also drehen wir eine Runde und landen bei Felix. Sein Fotoatelier befindet sich am Gehsteig. Zwischen 2 Bäumen ist ein weißes Laken gespannt, davor steht ein kleiner Hocker. Felix zupft am Kragen des T-Shirts, bringt unser Gesicht in die richtige Position, dann kann es mit dem Fotoshooting losgehen. Der kleine Fotodrucker wird mit 2 Mopedbatterien betrieben, die er in einer Tasche stecken hat. Nachdem Wolfis Fotos fertig sind und gar nicht schlecht aussehen (das macht wahrscheinlich der Mann am Foto) bekommt der Drucker keinen Strom mehr. Ein Kabel ist locker, wird neu abgeschnitten und verzwirbelt, 2 Minuten später hat auch Verena ihr Fotos in den Händen.

Am nächsten Tag verlassen wir die Hauptstadt, wir wollen an den Strand. Am Coco Beach bei Chez Antoine werden wir fündig. Unter Palmen und mit einem ständigen Rauschen lässt sich die Büroarbeit gleich leichter erledigen. Im Restaurant gibt es free WiFi, das uns sehr gelegen kommt, denn wir haben genug zum Recherchieren.


Das nigerianische Visa lässt mittlerweile viele Reisende umkehren oder verschiffen. Inzwischen bekommt man das gewöhnliche Touristenvisa in keinen der westafrikanischen Länder mehr, sondern es muss im Heimatland beantragt werden. War es letztes Jahr noch überhaupt kein Problem, nun ist es heuer eines. Denn wie soll man das bewerkstelligen, wenn man hier in Westafrika ist?
Wenn man geschäftlich nach Nigeria will, kann man ein "business visa on arrival" beantragen. Dieses Schlupfloch wird nun auch von Reisenden genutzt, weil es die einzige Möglichkeit ist, durch Nigeria zu kommen, ohne den Pass nach Hause schicken zu müssen. Theoretisch braucht man ein Einladungschreiben von einem Geschäftsmann, eine Kopie vom Gewerbeschein des Gastgebers, ein Vorstellungsschreiben, die online ausgefüllten Visaanträge, Rückflugticket, Passfotos, und eine Passkopie. Die Visagebühr muss online im Vorfeld bezahlt werden. Das sollte alles gar nicht so schwierig sein. Wenn man alles gescannt, kopiert und online ausgefüllt hat, schickt man den Antrag ans "Nigerian Immigration Service" und innerhalb von 2 Tagen, nachdem es kontrolliert wurde, sollte man ein Antwortschreiben zur Visaerteilung erhalten. Mit diesem Schreiben hat man dann 14 Tage Zeit bis zur Einreise. An der Grenze bekommt man einen Beamten ins Auto gesetzt, der mit zum Flughafen nach Lagos fährt. Dort am Schalter sollte man schlußendlich das "Visa on arrival" in den Pass gestempelt bekommen. Nun nur noch dem Begleiter das Taxigeld für die Retourfahrt in die Hand drücken und das Prozedere sollte beendet sein. So die Theorie!!

Chloe aus der Elfenbeinküste, hat für uns einen Kontakt in Nigeria hergestellt. Derjenige hat eine Firma und kann uns mit dem erforderlichen Einladungsschreiben und einem Gewerbeschein versorgen. Nun warten wir schon knappe 2 Wochen auf diese Unterlagen, aber dieser Herr aus Nigeria lässt sich Zeit - wie üblich in Afrika. Wenn man kein besonders gedulgiger Mensch ist, dann wird man das spätestens hier, denn einzig mit Geduld und Freundlichkeit kommt man weiter. Etwas anderes funktioniert nicht. Auch wenn man auf Hummeln sitzt und endlich weiter will - es hilft alles nix!

Der Regen wird nun weniger und immer öfters haben wir blauen Himmel und Sonnenschein. Dann ist es auch gleich richtig heiß. Direkt vor der Bungalowanlage ist es relativ sauber und man kann getrost barfuß im Sand spazieren ohne auf Trettminen zu latschen. Leider ist die Unterwasserströmung sehr stark, also wieder nichts mit Schwimmen.

In der Zwischenzeit widmen wir uns dem Haushalt, machen wieder mal richtig sauber. Dabei entdecken wir kleine Untermieter in Form von Ameisen, die sich genüsslich durch eine vermutete dichte Box durchgefressen haben und über unsere kostbaren "getrockneten Steinpilze" hergefallen sind. Leider war nix mehr zu retten... Zum Glück haben wir die Steinpilze auf zwei Boxen aufgeteilt!! :-)
Spazieren gehen, Wäsche waschen, lesen und ganz viel Erkundigungen über die nächsten Länder einziehen - das sind unsere derzeitigen Tätigkeiten. Wo können wir das nächste Visa organisieren und was brauchen wir dafür? Nun verlassen wir die "Komfortzone" und das "Abenteuer Afrika" klopft an. Durch Nigeria, Kamerun, Gabun, die beiden Kongos müssen wir fahren um nach Angola und weiter in den Süden nach Namibia und Südafrika zu gelangen. Wir durchforsten einige Reiseberichte von Overländern, welche Route sie durch Nigeria und Kamerun genommen haben. Denn der große Grenzübergang bei Ekok ist für Ausländer gesperrt, da es gewalttätige "Meinungsverschiedenheiten" gibt zwischen der englischsprachigen Bevölkerung, die in dieser Gegend lebt und der Regierung in Yaounde, die das Französische forciert. Anscheinend sollte ein Mediator zugezogen worden sein, um die Unstimmigkeiten zu belegen, doch leider wird das nocht nicht greifen, wenn wir im Land sind. Die schönste Landschaft sollten in dieser Region sein, aber momentan nicht zugänglich. Wir sind schon gespannt....

Schon seit Tagen probieren wir an frischen Fisch zu gelangen. Unglaublich, dass uns das nicht gelingt, wo wir doch direkt am Meer sind. Fischerboote sehen wir nur vereinzelt vorbeiziehen, keine Ahnung wo die an Land gehen. In den kleinen Geschäften an der Hauptstraße gibt es nur gefrorenen Fisch zu kaufen. Keine Ahnung wie lange die schon in den Truhen liegen und wie oft die Kühlkette unterbrochen wurde bei den häufigen Stromausfällen, also gibt es im Hause Gritsch halt nur vegetarisches. Wo sie die frischen Hühner verstecken, haben wir in den fast 2 Wochen auch nicht rausfinden können.
Es sind trotzdem kulinarischer Feiertage für uns, Verena macht leckeren Humus und dazu gibt es frisch gebackene Salzstangerl!! Im Supermarkt gibt es Stinkkäse im Abverkauf, anstatt € 8,- kostet er "nur" noch die Hälfte. Durch die Verpackung können wir das Käsearoma schon deutlich wahrnehmen - den gönnen wir uns nun. Auch eine luftgetrocknete Salami aus Italien erstehen wir. An der Kasse haben wir massig Platz, weil die Lokalen ihre Nasen rümpfen - wie geil ist das denn???
Wir helfen der Mami mit ihrer stumpfen Machete, die Äste vom angeschwemmten Baum runterzuhacken. Das Holz wird weiter zerkleinert, getrocknet und dann fürs Feuer der Herdstelle verwendet. Gas kostet Geld, das Schwemmholz ist gratis.

Es klingelt am Smartphone, eine Nachricht vom Herrn aus Nigeria - das gibt es doch nicht. Wir freuen uns, laufen zum Restaurant, wo besseres Internet ist, um die Nachricht zu öffnen und dann, leider nur ein Test. Ob denn das Schreiben so passt? Ja ja, alles wunderbar - bitte schicken. Keine Antwort. Wieder vergehen Tage, wo er sich nicht meldete, auf keine Frage reagiert. Ist er abgesprungen? Hat er kalte Füsse bekommen?

Lynda & John mit ihrem Isuzu Lkw-Wohnmobil aus Australien verbringen eine Nacht hier im Campement. Sie haben ihr nigerianisches Visum schon vor 2 Monaten in Australien besorgt - wir sind neidisch. Wie gerne hätten wir das Visa doch auch schon! Ein nettes Pärchen, jedoch haben sie es sehr eilig, denn zu Weihnachten wollen sie von Südafrika aus nach Hause fliegen, um das Fest mit ihren Kindern und Enkelkindern zu feiern.

Arnoud, ein netter Franzose auf Motorrad, hat sein Zelt unter den Palmen aufgeschlagen. Er ist auf der Suche nach einer möglichen Fährverbindung von Benin nach Kamerun. Wenn es möglich ist, will er Nigeria umschiffen. Erst vor wenigen Monaten haben wir gelesen, dass eine Fähre gesunken ist. Nach einiger Recherche hätte er ein kleines altes, rostiges Schiff gefunden, doch Mitfahren, so wie er sich das erträumt hätte, ist nicht möglich. Also kommt da so eine Idee auf, sich die Eskorte in Nigeria zum Flughafen zu teilen. Aber zuerst brauchen wir die Papiere vom Herrn aus Nigeria.

Nach knapp 2 Wochen erreicht uns eine Nachricht mit den erforderlichen Dokumenten und der Entschuldigung, er sei "very busy" gewesen. Noch am selben Tag erledigen wir online den Visumsantrag, fügen alle Papiere bei und bezahlen US$ 216,- für uns zwei. Es ist eine zähe Prozedur, nach insgesamt 6 Stunden haben wir es geschafft. Nun müssen wir nur noch warten. Bereits am nächsten Abend erreicht uns eine Nachricht von der Immigration. Wau, das ging aber schnell. Als wir die ersten Zeilen überfliegen, wird uns gleichzeitig kalt und warm, mit ungläubigen Augen sehen wir uns an, das gibt es doch nicht. War die ganze Mühe umsonst? Wir haben eine Ablehnung bekommen - kein Visum für Nigeria und keine Möglichkeit auf Einspruch!!! Grund: Fehlerhafte Papiere. War unser Vorstellungsschreiben denn so falsch formuliert? Oder war es das fehlende Flugticket? NEIN, es kommt viel besser!!! Der Gewerbeschein vom Gastgeber!!! Er hat uns das falsche Dokument geschickt. Was nun?

Wir sind ratlos. Ist das das Ende unserer Afrikareise? Umdrehen und langsam zurück nach Europa?

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