Benin

04.11. - 11.11.2019

Einreiseort: Grand Popo
Ausreiseort: Sème
Währung: 1€ = 655,-CFA
Dieselpreis: ca. 570 - 580,- CFA

Unsere Recherche über Nigeria läuft auf Hochtouren. Im Internet sind wir auf andere Reisende gestoßen, die einen Fixer bezahlt haben, um an das nigerianische Visum zu gelangen. Zwar lehnen wir diese Art der Beschaffung grundlegend ab, aber was bleibt uns anderes übrig? Diese Reisenden schreiben wir an und bekommen Name und Kontaktadresse. Sofort lassen wir ihm eine Nachricht zukommen, die er umgehend beantwortet. "Auch bei einer Ablehnung ist es kein Problem für mich, erneut um ein business visa on arrival für euch anzusuchen", so seine Worte. An der Grenze bei der Einreise bekommen wir die Unterlagen und sollten ihm dann erst vor Ort bezahlen. Hört sich doch gut an - also auf geht es ins Nachbarland - Benin. Es geht doch vorwärts und nicht rückwärts! Das große Abenteuer kann beginnen!!!

Direkt an der Grenze beim netten Beamten erstehen wir ein 8 Tages Touristenvisa um CFA 10.000,- pro Person. Es ist wirklich praktisch mit dieser Währungsunion. Benin ist nach Mali, Senegal, Cote d`Ivoire, Guinea Bissau und Togo bereits das 6. Land, in dem wir nun mit der gleichen Währung bezahlen können. Heute sind wir den aufdringlichen Geldwechslern nicht ausgesetzt.
Ohne den Beamten hinweisen zu müssen, quetscht er den Einreisestempel ganz oben zwischen 2 anderen Stempel, denn besonders viele leere Seiten haben wir nicht mehr in unseren Pässen.

Unglaublich der Unterschied zu Togo, jedes Fleckchen Erde entlang der Straße wird hier landwirtschaftlich genutzt. Eifrig werden Kübel für Kübel des wertvollen Nasses aus dem Brunnen gehoben, um damit die Zwiebel-, Erdnuss- und die vielen Salatfelder zu wässern. Auf bestem Asphalt geht es rasch dahin, dass ist auch gut so, denn wir müssen in die Hauptstadt Cotonou, wo wir eine Woche lang Zeit haben, um 3 Visa zu organisieren.


Das Land der Mopeds, es gibt so viele, dass es neben der 2spurigen Hauptstraße noch eine extrige Mopedstaße gibt. Die meisten sind Mototaxis, man erkennt sie an den gelben Westen mit einer fetten Nummer am Rücken. Die seperate Spur erleichtert das Fahren um einiges, da man nicht ständig mit vorbeischlengelnden Mopedfahrern rechnen muss.

14.00 Uhr - das geht sich locker zur ersten Botschaft aus, nein, doch nicht - wir müssen doch die Uhr um 1 Stunde vorstellen, eigentlich ist es schon 15.00 Uhr. Dennoch erreichen wir die Botschaft von Kamerun noch innerhalb der Öffnungszeiten und werden von der mürrischen, machtlüsternen Botschaftsangestellten aufgeklärt, welche Unterlagen wir für das Visa brauchen. Wir fragen sie, ob sie denn auch Englisch spricht, das wäre für uns leichter. Ihre Antwort: "Nein, in meinem Teil vom Land wird nur französisch gesprochen. Wenn man in ein Land reist, sollte man doch der Landessprache mächtig sein." Aha - also geht die Konversation in holprigen Französisch weiter. Sie hat schon mal so ein Campingauto, wie den Amigo gesehen, der nun direkt vor ihrem Fenster parkt, teilt sie uns mit. Aber das erspart uns nicht das Flugticket und Hotelbuchung, die wir für den Visaantrag brauchen. Mit der Hotelreservierung kann sie uns behilflich sein, denn ihre Sekretärin baut gerade ihr mobiles Office am Ende ihres Schreibtisches auf. CFA 5.000,- pro Person für die Hotelreservierung. "Danke für die Infos, wir kommen in 30 Minuten wieder", und verlassen den Raum.

 

Das passt der Dame nicht so ganz, denn damit ist ihr Nebenverdienst dahin. Anstatt des versprochenen Mittwochs als Abholtag geht es nun erst am Freitag, nachdem sie im Pass gelesen hat, dass wir am Montag das Land verlassen müssen. Aber da sie uns etwas entgegenkommen möchte, können wir das Visa bereits am Donnerstag abholen. Wie nett - dass wir noch 2 weitere Visas brauchen, interessiert ihr nicht besonders. Irgendwann lässt sie sich dann doch erweichen und meint am Mittwoch Abend würde es schon gehen. Verenas Vorschlag:"Wie wäre es am Mittwoch Vormittag? Damit könnten Sie uns wirklich glücklich machen! Wir freuen uns auch schon so auf ihr wunderschönes Land." Verena fühlt sich wie am Viehmarkt, es wird gehandelt und geschachert. Schlußendlich einigen wir uns auf Mittwoch Vormittag. Ok, das wäre geschafft!

Nun nur noch raus aus die Stadt, entlang der Route des peches - auf der Strandstraße parken wir neben dem Chez Lawrence. Wir glauben kaum unseren Augen, aber es gibt hier am Strand bezahlte Müllsammler, die den Plastikmüll und anderes Zeug einsammeln und wegbringen. Schon ewig lange hatten wir keinen so sauberen Strand mehr. Der Besitzer ist aus Nigeria, der ehemalige Truthahnzüchter führt hier nun ein Stundenhotel. Wir sind die einzigen Gäste, die den ganzen Tag bei ihm verbringen. Für uns der perfekte Platz - nicht weit in die Hauptstadt und dennoch ruhig.
Nur mit dem Essen hapert es ein bisschen. Wenn man um 16.00 Uhr Abendessen bestellt, ist es um ca. 21.00 Uhr fertig. Nein, das wird kein 6 Gänge Menü, sondern simples afrikanisches Essen. Warum sie so lange brauchen? Wir können auch nur spekulieren - wahrscheinlich müssen die Zutaten erst besorgt werden, aber davor muss noch der Mopedreifen geflickt werden. Das Stachelschwein in der Sauce läuft vielleicht noch frei rum und muss erst gefunden und geschossen werden. Nein, so frisch ist das Fleisch definitiv nicht. Also ist die einfachste Erklärung für das lange Warten: Sie sind einfach nicht die Schnellsten, Pause machen ist wichtiger als Arbeiten!

Wolfi verbringt den Tag in bereits bekannter Manier. Vorne übergebeugt unter dem gekippten Fahrerhaus. Ein komischer Schleim im Kühlerwasser. Die Zylinderkopfdichtungen müssen wir nochmals nachziehen und das Gaspedal ist noch leichtgängig zu machen. Der Amigo wird wie eine Rennmaschine durch die nächsten Länder rasen, nach dieser aufwendigen Pflege ;-)

Mittwoch: Bereits um 10.30 Uhr stehen wir auf der nicht vorhandenen Matte der Botschaft von Kamerun. Als Verena eintritt, winkt ihr die heute besser gelaunte Angestellte bereits mit unseren Pässen in den Händen entgegen.
Auf geht`s zur Botschaft von Gabun. Weit kommen wir aber nicht, denn Amigo lässt sich nur sehr schwer lenken. Das gibts doch wohl nun nicht wirklich??? Eine große Pfütze unter dem Fahrerhaus - der Saugschlauch der Servolenkung ist gerissen. Notdürftig mit Plastiksäcken geflickt, erreichen wir die Botschaft. Davor brauchen wir noch Cash und der einzige Bankomat auf dieser Strecke verweigert dann Verena eine Auszahlung. Mittlerweile ist es kurz vor 12.00 Uhr, bis 12.30 Uhr hat die Botschaft geöffnet. Wolfi hüpft auf ein Mototaxi und steuert 5 verschiedene Bankomaten an, bis er einen findet, der ihm Geld geben will. Währenddessen füllt Verena auf der Botschaft bereits die Visaanträge aus. Mit Expressservice, das natürlich kräftig extra kostet, könnten wir die Pässe bereits in einer Stunde wieder abholen, ansonsten am Freitag Vormittag. Okay, das dürfte sich ausgehen, "zwei Mal normal, bitte!"

 

Unter dem Amigo ist neuerlich eine Pfütze, die afrikanischen Plastiksackerl sind wohl nicht dafür geeignet. Rauf aufs Mopedtaxi, rein ins Gewühl. Wolfi kommt gefühlt ganz Cotonou ab, auf der Suche nach einem passenden Schlauch. Zuerst bei drei, vier Schrotthändlern die gebrauchtes Zeug verkaufen wollen, dann endlich wird er zu einem Shop gebracht, der auch Neuware verkauft. Nach 2 Stunden kommt er wieder, zwar ohne Schlauch, aber dafür mit einer Adresse von einem Laden, wo wir ihn bekommen sollten. Um 15.00 Uhr endet deren Mittagspause und pünktlich stehen wir vor der Haustüre. Die Information stellt sich als falsch heraus, hier bekommen wir ihn nicht, aber dort und man deutet die Straße runter. Wie oft hat Wolfi diesen Satz heute schon gehört? Solch eine Odysee wegen eines Hydraulikschlauches? Das nächste Mopedtaxi wartet schon. Doch auch dieser Laden ist eine Niete.
Endlich auf dem großen heimischen Markt - den Dantokpa Markt, ein verwinkeltes Labyrinth, findet Wolfi seinen Schlauch. Der wird dann, wieder zurück bei Verena und dem Amigo, sofort an Ort und Stelle eingebaut, einen Liter Hydrauliköl nachgefüllt und der Ölwechsel wäre damit auch erledigt. Der Verkehr düst sehr knapp vorbei, kein Wunder, überall liegen die Erdhaufen neben den offenen Gräben - dieser Stadtteil bekommt Kanal und Wasser. Es ist dann bereits finster, als wir unser Camp beim Lawrence erreichen.

Arnaud, der mittlerweile auch im Camp eingetroffen ist und mit uns gemeinsam in Nigeria einreisen will, hilft Wolfi beim Festziehen der Zylinderkopfdichtungen, nachdem Wolfi sich eine neue Qualitäts Vielzahn-Nuss zugelegt hat. Draußen am Meer zieht ein pittoreskes Wolkengebilde heran.

Gleich nach dem Frühstück am Freitag sind wir unterwegs zur Botschaft von Gabun. Wir kämpfen uns durch die Innenstadt. Schon einige Kilometer vor dem Hafen stehen die alten, zerbeulten Lkws Schlange und warten auf ihre Ladung. Die Lkws haben definitiv schon bessere Zeiten gesehen, sind wahrscheinlich die grindigsten, die wir bisher in Afrika gesehen haben.

Unsere Pässe warten schon auf uns und es geht nun zum Endspurt zur letzten Botschaft, die ca. 10km ostwärts am Rande der Stadt liegt. In der 3. Reihe finden wir das Konsulat der Republik Kongo. In den letzten Wochen hat es sehr stark geregnet, riesige Pfützen auf der Erdpiste verhindern ein trockenes Durchkommen. Also machen wir es wie die Einheimischen und hüpfen von einem Autoreifen zum nächsten, die hier bereitliegen, um einigermaßen trocken ans andere Ende der großen Pfützen zu kommen, aber nur wenn man nicht daneben hüpft.
Nach dem Klingeln erscheint eine junge Dame, überreicht uns den Visumsantrag, fordert CFA 30.000,- pro Person für das 15 Tage Visum und keine 30 Minuten später haben wir das Visa im Pass. Freudestrahlend verlassen wir das Gebäude - nun sind wir bereit für die nächsten Länder, ab in den Süden. In nur wenigen Tagen ist es soweit, doch davor wollen wir noch etwas von Benin entdecken.

Direkt an der Lagune befindet sich der Dantopka Markt. Eine Ansiedlung von aneinandergereihten Blech- und Holzhütten. Man könnte darin Tage verbringen und hätte noch immer nicht alles gesehen. In den engen Gassen schieben sich die Kunden, die fliegenden Verkäufer und die Lieferanten mit ihren Schubkarren voller Waren durch. Wir kämpfen uns zum Lagunenufer durch. Nach einem breiten Müllgürtel, beginnt das Wasser. So viel Müll und Dreck - unglaublich - sogar inmitten des Mülls hocken die Blattgemüseverkäuferinnen, zupfen die Blätter von den Stielen und schneiden sie in feine Streifen, woraus eine Sauce zubereitet wird. Wir möchten hier kein Gemüse kaufen, es bleibt uns aber nichts anderes übrig, aber wenigstens ein paar Meter entfernt von hier...


Unter der Brücke zwischen den Säulen ist der Bügler am Werk. Auf der kleinen Betonplattform hat der Schneider seinen Laden eröffnet. Sie müssen zwar den ganzen Tag den Müllgeruch in der Nase haben, aber dafür gibt es Schatten. Denn die Sonne knallt vom Himmel, schwüle 37°C.
Wir sind auf der Suche nach dem Voodoo Markt oder Fetischmarkt und werden auch bald fündig. Bevor unsere Augen die Kuriositäten entdecken, hat unsere Nase sie schon längst gefunden... Ein Hauch vom Tod und Verwesung hängt in der Luft. Berge von getrockneten Vögeln aller Art, Pferde-, Hunde- und Affenköpfe, Schlangenhaut, Knochen, Gefieder, Häute, Hörner, Federn und vieles mehr. Daneben Ratten, die erst kürzlich den Tod gefunden haben und nun langsam in der Sonne austrocknen.

All diese Ingredienten brauchen die Medizinmänner, um die gris gris (Amulette) zu fertigen. Ein paar Brösel vom getrockneten Chamäleon, ein paar Haare von der Ratte, die Augen vom gelben Vogel und etwas zerbröselte Pferdeknochen - alles gut vermischt hilft es gegen Krankheit und Tod und eigentlich gegen eh alles. Es sorgt für wirtschaftlichen Erfolg, Erfolg in der Liebe und das all die Wünsche erfüllt werden. Kurz überlegen wir, ob wir den Amigo nicht solch ein gris gris verpassen sollen, bei all den Wehwechen, die er momentan hat. Doch es scheitert daran, dass wir keinen Voodoomeister finden....
Viele Westafrikaner glauben an Voodoozauber, auch wenn sie von den Christen oder auch Muslimen missioniert worden sind, haben viele ihre afrikanischen Gottheiten in die neue Religion integriert.

 

Unser Magen knurrt, Reis mit Fisch für Verena und Reis mit Lamm in Sauce für Wolfi. Wir machen es uns auf den kleinen Holzschemmeln bequem. Das niedliche Baby, das am Boden auf einer Decke liegt, wird munter. Mit seinen ersten Krabbelversuchen probiert er von der Decke zu kommen, doch daneben ist eine Betonstufe runter in den Dreck. Seine Mama ist gerade am Essen verkaufen, so kümmert sich Wolfi derweil um den kleinen Sydney. Zum Fotomodel dauert es noch etwas, viel Mimik ist noch nicht erkennbar.

Wir parken am Ufer des Lake Nokoue, von hier gehen die Boote los nach Ganvie. Als wir die Autotüre öffnen, sind wir bereits von verkaufstüchtigen Männern umringt. Jeder will uns eine Bootstour zum Stelzendorf verkaufen. Von CFA 20.000,- können wir auf 4.000,-/Person runterhandeln. "Nein guide brauchen wir auch nicht, danke." Wir glauben, dass wir die Schule, Kirche und sonstige Gebäude selber ausmachen können.
Durch schwimmende Gärten fahren wir dem Dorf entgegen. Heute ist Sonntag, am Festland ist Markt, das wird wahrscheinlich der Grund für die vielen entgegenkommenden kleinen Piroggen sein. Manche haben ein aus mehreren Reissäcken zusammengenähtes Segel, andere bewegen sich mit einem bestimmt 6m langen Palmenstock verwärts, mit dem sie sich immer wieder vomm Seegrund abstoßen. Es gibt nur wenige tiefe Stellen im seichten Gewässer. Die Mama wechselt sich mit ihrer kleinen Tochter beim Paddeln ab. Es macht fast den Anschein, als ob die Kinder hier vorher Boot fahren können, bevor sie laufen lernen.


Zwischen den Wasserhyazinten werfen die Bewohner ihre Fischernetzte aus. Gleich bei der Einfahrt ins Dorf weist ein Schild zum Krankenhaus. Ob das Ambulanzboot auch ein Blaulicht hat oder wenigstens einen Motor? Gegenüber liegt das halbe Gebäude im Wasser, wahrscheinlich sind die Holzpfosten durchgemorscht.
Die Menschen haben früher aus Angst vor Sklavenjägern ihre Häuser im Wasser errichtet, in der Hoffnung, dort sicher zu sein.

In der Kirche geht es geschäftig zu. Hübsch gekleidete Menschen drängen sich auf der großen Kirchenveranda. Dahinter ragen die 4 Türme der Moschee in den Himmel. Am schwimmenden Markt gibt es Gemüse, Obst und Süßigkeiten zu kaufen. In Ganvie fährt man mit der Pirogge zum Einkaufen. Lieferservice hat hier eine andere Bedeutung, denn das schwimmende Restaurant liegt vor dem Wohnhaus an. Das Essen kommt direkt vom dampfenden Topf auf den Teller.

Wir können von unserem Boot aus sehr gut das alltägliche Leben beobachten. Die Kinder spielen auf den zum Teil ziemlich wackeligen Stegen, die Ziegen balancieren über Pfosten, zwei Jungs schaufeln Wasser aus einem fast versunkenen Boot. Dazwischen machen wir noch einen Halt bei der Tankstelle. Das junge Mädchen klettert über das Bambusgerüst, eine Flasche Benzin in der Hand, die sie unserem Bootsführer heil überreicht, ziemlich sicher hat er hier eine Kundenkarte. Die Schule ist schon von weitem zu erkennen. Das langgezogene Gebäude sieht gleich aus, wie die an Land, nur dass der Schulhof ein riesengroßer Swimmingpool ist.

Morgen ist der 8. Tag in Benin, unser Visum läuft aus, also fahren wir heute nachmittag Richtung Grenze. Am Dantokpa Markt wechseln wir noch unsere letzten CFA in nigerianisches Geld um. Ca. 10km vor der Grenze bleiben wir über Nacht irgendwo neben der Straße stehen, denn morgen möchten wir in aller Früh aus Benin aus- und in Nigeria einreisen. Wir sind gespannt, ob unser Fixer Wort hält und er alle Unterlagen für unser Visa on arrival bereithält?

 

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