Ghana

10.09. - 29.09.2019

Einreiseort: Elubo
Ausreiseort: Aflao
Währung: 1€ = 6 Cedis
Dieselpreis: 1L = 5,34 Cedis

"Welcome in Ghana!" so werden wir von den Grenzbeamten begrüßt. Zu unserer Erleichterung sind wir wieder in einem englischsprechendem Land, wo die Verständigung für uns viel einfacher ist. Einen Einreisestempel in den Pass, einen Stempel ins Carnet und schon sind wir unterwegs auf Ghanas Straßen. Auf den ersten Blick sieht es nicht viel anders aus, als im Nachbarstaat. Auf Holzgestellen werden Kakaobohnen getrocknet, die Frauen tragen ihre Ernte in großen Schüsseln am Kopf nach Hause und die Wohnhäuser sind zwischen Bananenstauden versteckt. Die Lehmhäuser weichen immer mehr den betonierten Gebäuden mit den häßlichen, halbrostigen Blechdächern. Der Verkehr wird mehr, besonders viele Lkws bis zu 6 Achsen auf einem Fahrzeug und bis zu 9 Achsen bei den Sattelschleppern sind unterwegs. Ein irres Gewicht wird da auf diesen Fahrzeugen befördert und hat an der eh schon kurzen Lebensdauer der Straßen großen Anteil. So viele Mercedes SK Lkws haben wir noch nirgendswo in Westafrika gesehen, hier wird sich unser Amigo bestimmt zwischen all den Artgenossen wohl fühlen. Dass er sich dann so wohl fühlt, dass er kaum das Land verlassen will - wissen wir zu diesem Zeitpunkt nocht nicht.


Entlang der Hauptstraße sind einige größere und kleinere Handwerksbetriebe, aber auch genügend Industrie angesiedelt. Biegt man jedoch in eine Nebenstraße ein, ist von jeglichem Fortschritt nichts mehr zu sehen und wir befinden uns in einfachen ärmlicheren Dörfern, wo uns die Kinder zulaufen und "money" rufen. Eigentlich wollen wir zu Chloes Empfehlung fahren, nämlich zu ihrer Freundin nach Akwidaa. Doch die Piste wird immer wilder, richtig tiefe Löcher, abenteuerliche Brücken und tief hängende Äste. Verena will eigentlich nur noch umdrehen, denn die Vorstellung dass sie eventuell hier zurück rausfahren muss, falls Wolfi nochmals einen Malariaschub bekommt, ängstigt sie. Also drehen wir bei der nächsten Gelegenheit um.
Zurück auf der Hauptpiste nehmen wir die Abkürzung nach Dixcove und weiter die Verbindungsstraße nach Busua. Kurz vor dem Ziel stehen wir vor einer total verrosteten alten Eisenbrücke. Über die Löcher und abgedrückten Streben sind Blechplatten gelegt, sodass man ihren katastrophalen Zustand nicht genau erkennen kann. Jetzt umdrehen würde viele Kilometer Umweg bedeuten und es wird bald finster. Also Augen fast zu und mit etwas Schwung darüber! Jawohl, wir sind heil auf der anderen Seite angekommen und die Brücke steht auch noch.
Am nächsten Tag erzählt uns ein deutscher Tourist, dass sich sein Taxifahrer geweigert hat, über diese Brücke zu fahren...

Den Amigo parken wir in der netten Gartenanlage des Alaska Beach Resorts. Es ist Flut und das Wasser kommt fast bis zum Restaurant hoch. Doch bei Ebbe kann man schön marschieren und frischen Fisch in der Bucht von Busua kaufen, wo die Fischer ihre bunten Boote an Land ziehen. "Flying bat" nennen die Einheimischen diesen Fisch mit "Flügeln", welchen wir heute Abend zubereiten, jedoch nicht unseren Geschmack trifft. Deshalb gehen wir am nächsten Tag mit Kim und Andino, welche auch zu uns gestoßen sind, zum Nachbarn Essen.

In Dixcove marschieren wir den kleinen Hügel zum Fort "Metal Cross" hoch, von hier haben wir einen schönen Ausblick auf die gesamte Bucht und ihren kleinen Hafen. Viele bunte Holzboote mit den unterschiedlichsten Flaggen warten hier auf ihren Einsatz. Die Männer entwirren ihre großen Fischernetze und flicken die Löcher, während die Frauen die kleinen Fische putzen, die sie dann zum Trocknen auf die Gestelle legen. Die laute Musik, die zum alltäglichen Leben in Afrika dazugehört, dröhnt aus den uralten Boxen und sie ist meist so übersteuert, dass es mehr Lärm als Musik macht. Aber den Lokalen freut es und das ist ja das Wichtigste.

4 Tage sind nun seit Wolfis letzter Malariatablettenkur vergangen und der Bluttest ist ausständig. In der Rapido Klinik in Takoradi wird ihm Blut abgenommen, untersucht und 20 Minuten später haben wir die Gewissheit, dass nun auch Wolfi malariafrei ist - wir sind erleichtert! Das wird sofort beim KFC nebenan gefeiert, denn der hat WIFI :-) Außerdem haben wir uns dort mit Kim & Andino verabredet, weil es vor allem Kim wie einen Magneten zu Burger und Co zieht. Ja, Gourmets haben es in Westafrika schwer.
Auf der Weiterfahrt machen wir halt bei der Kochbananenverkäuferin. Köstlich gegrillte Bananen, dazu ein paar geröstete Erdnüsse.

 

Am Abend im "KoSa Resort" treffen wir dann unsere 2 Mitreisenden wieder. Während wir uns zwischen den nett bemalten Bungalows einparken, schlagen die beiden ihre Zelte neben dem Restaurant auf. Es gibt kostenloses Wifi und das wird von beiden fleißig genutzt, denn sie suchen nach einer Möglichkeit ihre Motorräder zu verschiffen. Kim will einen Frachter nach Südkorea und Andino einen nach England. Kim muss wieder zurück zur Arbeit, während Andino nach Kalifornien zur Marihuanaernte fliegt.
Es fühlt sich wie Urlaub an wenn wir auf den Sonnenliegen im Schatten unter den Kokospalmen liegen und aufs Meer rausblicken. In der Bücherecke können wir das erste Mal Bücher tauschen. Die Kokosnuss wird frisch vom Baum geholt, vor uns geköpft und wir genießen das frische Kokoswasser sowie das saftige Fleisch. Den Abend lassen wir bei ABC Bier im wunderschönen Garten bei Vollmond unter Palmen ausklingen.

Weiter geht´s Richtung Osten, die Küste in Ghana gefällt uns sehr gut und so kommen wir nicht weit und parken uns kurz vor Elmina im "Stumble Inn" ein. Zuerst müssen wir die Zufahrt frei schneiden, damit Amigo unter den dicken Ästen hindurchpasst. Wieder ein nettes Resort mit Bambushütten und einen dichten Garten mit Hibiskussträuchern, Mangobäumen und Palmen. Am Abend können wir Nashornvögel beobachten, die wahrscheinlich in dem dichten Astwerk übernachten.
Der Klimawandel lässt den Meeresspiegel hier an der Küste deutlich ansteigen und die Hotelanlagen waren regelmässig überschwemmt. Deshalb haben sie einen nützlichen, jedoch wenig ansehlichen Damm aus Felsbrocken vor die Nase bekommen. Also sehen wir das Meer nur noch vom Küchenfenster aus dem 1. Stock aus. Aber nur wenige hundert Meter westlich befinden wir uns wieder an einem wunderschönen, wenig bebauten Strand.


Mit Kim und Andino spazieren wir am Strand entlang in die Stadt Elmina. Im Nachbardorf befindet sich eine kleine Werft. Aus dem dicken Stamm wird der Rumpf geschnitten, ausgehöhlt und seitlich mit dicken Pfosten die Bordwände aufgebaut - in einigen Wochen wird sein neuer Besitzer dann mit diesem Boot zum Fischen rausfahren.


Leider wird der Strand von den Einheimischen als Toilette genutzt. Selbst als wir vorbeigehen, hocken die Männer auf den Oberschenkeln und verrichten ihr Geschäft. Bei jedem Schritt müssen wir Acht geben, wo wir hintreten. Die gemeinsten sind jene, die im Sand vergraben sind. Es dauert nicht lange und Wolfi wird Opfer einer solchen Trettmine... Zum Glück ist genug Wasser in der Nähe.
Die baufälligen Wohnhäuser sind auf Müll gebaut und auch umgeben von Müll. Der viele Regen schwemmt die Erde weg und gibt noch mehr Unrat frei. Perfekt für die Schweine, diese suhlen sich in der Kloake. Ein kleines Mädchen im verdreckten, löchrigen T-Shirt lugt um die Häuserecke. Die Handfläche nach oben gerichtet. Die Menschen in Ghana betteln sehr viel. "Money", "Cedi", "Give me"... viele erhoffen sich "irgendetwas" vom weißen Europäer.

Schon von weitem können wir das "Elmina Castle" sehen, ein weißes Gebäude, von wo früher die Sklaven verschifft wurden. Eigentlich ist es eher ein Fort und kein Schloss. Entlang der ehemaligen Goldküste befinden sich zahlreiche solcher Gebäude, gebaut von den Portugiesen, Dänen, Holländern oder Briten, wer gerade vorort war. Für die harte Arbeit auf den großen Plantagen in Amerika wurden viele Arbeitskräfte gebraucht - die robusten Afrikaner waren dafür, aus Sicht der Plantagenbesitzer, bestens geeignet und außerdem waren sie günstig zu bekommen. Die eingefangenen und geraubten Frauen, Männer und Kinder wurden im Castle zusammengepfercht, angekettet und mussten oft monatelang auf die Verschiffung warten. Die Bedingungen waren sehr schlimm - oft standen sie bis zu ihren Knien in den Exkrementen, welche erst ausgeräumt wurden, wenn eine bestimmte Höhe erreicht worden war. Auch inzwischen verstorbene Sklaven wurden dabei entfernt. Die Überfahrt nach Amerika war nicht viel anders - unmenschlich, katastrophal und leidvoll. Dieser lukrative Menschenhandel ging über 4 Jahrhunderte.

 

Elmina ist eine quirlige Stadt. Am Fischmarkt werden große Muscheln, frische Thunfische, Sandhaie, rote Krabben und verschiedenes Meeresgetier verkauft.
Alles Leben spielt sich auf der Straße ab. Kinder spielen zwischen der frisch gewaschenen Wäsche, die Frauen sitzen am Kanalrand und ratschen, im Hinterhof rührt eine dicke Mami im großen Kochtopf. Beim näheren Betrachten stellt sich heraus, dass sie winzige, ganz flache Fische frittiert. Diese kann man dann in kleinen Plastiksäckchen verpackt als "Chips" kaufen. Die Männer sind ganz konzentriert am Flicken der Fischernetze. Wenn dicke Tropfen vom Himmel fallen, quetscht man sich für kurze Zeit unter den Vordächern zusammen. Sobald der Regen vorbei ist, spielt sich wieder alles unterm freien Himmel ab. Sogar geschlafen wird am Straßenrand.
Rumbummeln macht hungrig. Zur Auswahl gibt es Fufu (gestampfter Maniok und Kochbananenbrei) an Palmölsauce mit Trockenfisch oder an leichter Sauce mit undefinierbaren Fleisch und Gelenksteilen. Serviert wird in Plastikschüsseln, die Wolfi als Hundenapf benennt. Andino schmeckt es als einzigen, wir stochern eher lustlos in unseren Näpfen. Bier und fried bananas sowie fried Yams von der Nachbarin stillen unseren Hunger.

Wir sagen Goodbye zu Kim und Andino - morgen müssen sie im Hafen sein und ihre Bikes verpacken lassen. Nun sind wir wieder alleine. Doch nicht lange, denn am Samstag tummeln sich hunderte von Studenten am Platz. Eine Gruppe ist am Fußballspielen, die anderen beim Volleyball und manche sitzen in einer Ecke zusammen und singen fast den ganzen Nachmittag mehrstimmige Kirchenlieder. Kein Alkohol, kein Geschrei - alles geht ganz gesittet ab und bei Einbruch der Dunkelheit sind alle weg.

In Cape Coast kehren wir auf eine echte Holzofenpizza ein, den Tipp bekommen wir von unserem Freund Franz.
Am Strand hören wir die Einheimischen im Gleichklang summen - das machen sie immer, wenn sie große Netze gemeinsam an den Strand ziehen. Die Ausbeute ist minimal. Zwischen all dem Plastikmüll und den vielen Algen liegen fast nur kleine Fische im Netz. Der ganze Müll wird am Strand liegen gelassen, damit er mit der nächsten Flut wieder zurück ins Meer geht, ansonsten wäre zu wenig im Netz... ;-)
Hier verbringen auch viele Expats ihr Wochenende, etwas außerhalb von Accra ist die Luft deutlich angenehmer. So treffen wir Jan aus Holland, der hier für seine Firma dem ghanesischen Finanzministerium etwas unter die Arme greift. Ghana fordert von der Bevölkerung keine Steuer, außer von den Unternehmen, welche Rechnungen schreiben. Aber wie soll der Fiskus zum Geld kommen? Von wem? Und wieviel? Das gilt es nun zu eruieren, auszuarbeiten und dann umgesetzt zu werden, vielleicht...

Wir sind froh, dass wir an der Hauptstadt Accra vorbeifahren können, besonders als wir das Gewusel von der Stadtautobahn sehen. Bei der West End Mall gibt es einen gut sortierten, aber sehr teuren Supermarkt. So kaufen wir nur das Notwendigste und sind froh, die Großstadt hinter uns lassen zu können.
Bei den Polizeikontrollen, die vor größeren Städten oder an Kreuzungspunkten positioniert sind, werden wir meistens durchgewunken. Nur bei wenigen müssen wir unsere Papiere herzeigen, nie werden wir nach Geld oder Geschenken gefragt. Uns gegenüber verhalten sie sich sehr korrekt. Jedoch beobachten wir öfters, wie Einheimische einen Schein per Handschlag zum Polizisten rüberwandern lassen.

Amigo parkt heute inmitten 2stöckiger Wohnhäuser europäischen Stils mit echtem Rasen davor, auf einem Schild steht: Steirereck 2! Es wird auch "Andritz-Dorf" genannt. Die Steirer und der Kärntner nehmen uns nett auf und zeigen uns sogar ihre Arbeitsstelle - im Kpong Staudamm. Die steirische Firma Andritz erneuert, die aus den 80er Jahren stammenden Turbinen und Generatoren. Die Baustelle läuft über einige Jahre und Bauleiter Jürgen führt uns durch die Anlage. 3 Turbinen laufen schon wieder, an der vierten wird gerade gearbeitet. Wir bekommen Einblick in die größte "Lichtmaschine" oder besser gesagt Generator, den wir jemals gesehen haben. Ein einzelner leistet 40 Megawatt. Jürgen erklärt uns, wie das Wasser schon mit dem richtigen Dreh auf die Turbinen trifft. Eine 15m lange Stahlwelle verbindet die Turbine mit dem Generator, der schließlich den Strom erzeugt. Eine sehr komplexe Sache und durch ausgefeilteste Technik und Knowhow ist Andritz eines der gefragtesten Unternehmen weltweit in Sachen Hydropower!!



Wir verbringen einen netten Abend mit den Männern, die nur zum Urlaub nach Österreich fliegen, ansonsten das ganze Jahr über in Ghana arbeiten und bekommen sogar noch vom HP ein steirisches Kürbiskernöl geschenkt - vielen Dank!

Nur ein Stückerl weiter im Norden in Akosombo befindet sich der Volta-Staudamm. Damals in den 60er Jahren, als er gebaut wurde, der größte Stausee der Welt. 78.000 Menschen mussten dafür umgesiedelt werden, damit die Wassermassen das Land überfluten konnte. Doch die Elektrizitätsgewinnung reicht heute bei weitem nicht mehr für das ganze Land aus.
Die Hauptstraße Nr. 2, die uns weiter in den Norden führt, wird immer schlechter. Große Löcher im Asphalt und teilweise gar kein Asphalt, was sich wenigstens besser befahren lässt, aber sogar hier finden sich die extrem nervigen "Speedbreaker". In manchen Dörfern probieren findige Jungs, ihr Einkommen etwas aufzubessern. Mit Schaufeln und Schüsseln werfen sie Erde in die Löcher - ist zwar gut gemeint - doch beim nächsten Regen ist die Erde in Form von braunem Wasser wieder aus den Löchern gespült. Die "freiwilligen" Arbeiter halten die vorbeifahrenden Fahrzeuge auf, schließlich müssen ihre Bemühungen ja honoriert werden. Wenn man ihnen nichts gibt, schimpfen sie mit der Schaufel winkend hinterher.
Paviane kommen direkt bis an die Straße und stöbern im Müll, den die Menschen aus den Autos werfen oder einfach in die Pampa kippen.
Langsam werden die Papayas reif. Bestimmt Hunderte von den köstlichen Früchten hängen auf einem Baum. Wieviele Kilos wohl so ein Papayabaum tragen muss? Eine reife, schön rotfleischige Papaya mit Limettensaft darüber getröpfelt - einfach himmlisch!!!
Achja - und auf Häuserwänden gemalte Weiterbildung für die männliche Bevölkerung - ob es was hilft sei dahin gestellt. Ist seit Jahren erwiesen, dass die Hauptlast auf den Schultern der Frauen lastet und ohne sie hätte "Mann" hier am schwarzen Kontinent wirklich ein Problem.

Hebebühnen gibt es nicht, zumindest sehr selten und so wird das Fahrzeug einfach in die richtige Position gebracht, damit man besser daran kommt. Mit einer Holzlatte gesichert, kann die Arbeit nun los gehen. Aber zuerst muss das Material und Werkzeug beschafft werden, das kann natürlich dauern und währenddessen steht, bzw. liegt der Bolide alleine in der Gegend rum. Falls das Holz nicht stark genug ist und bei der Arbeit was schief geht, kann man sich dann gleich nebenan seinen Sarg zimmern lassen...
Begräbnisse finden immer am Wochenende statt, wahrscheinlich ist es das wichtigste Event im Leben eines Ghanaers. Wichtiger als die Hochzeit und das Makabre ist, man bekommt selber gar nichts mehr mit. Verwandte und Freunde kommen angereist und Geld muss gespart werden. So liegt die Leiche oft etwas länger und das ist auch notwendig, denn der richtige Sarg muss angefertigt werden. Ein normaler Holzsarg, wie in den meisten Teilen der Welt, will keiner haben. Die Hinterbliebenen machen sich richtig Gedanken, welche Vorlieben oder Wünsche der Tote gehabt hat. Den schärfsten Sarg, den wir sehen, aber leider nicht ablichten konnten, war eine überdimensionale Zündkerze!! Aber auch Bierflaschen, Automobile, Flugzeuge und für die Mama eine Henne, denn sie war zeitlebens eine Gluckse ihren Kindern gegenüber.
Regelmäßig werden wir Sonntagmorgens von Trommeln und Gesang geweckt, zum Abschied wird der Sarg, mit dem nicht mehr taufrischen Verblichenen, ein paarmal durchs Viertel oder durchs Dorf gefahren, damit jeder Abschied nehmen kann. Es wird getanzt, gesungen, geweint, getrunken und gelacht, oft das ganze Wochenende lang.

Die Auswahl an Obst und Gemüse ist nicht groß, um nicht zu sagen, sogar enttäuschend. Kochbananen, Yams, Maniok, Tomaten und Zwiebeln, dazu Ananas, Bananen und Papayas, die gerade reif werden. Die Yamsknolle schmeckt fast wie unsere heimische Kartoffel und wird regelmäßig von uns verzehrt.

"Die Piste zum monkey sanctury ist aber recht schmal", sagt Verena zum Wolfi und just in diesem Moment treffen wir auf eine Asphaltstraße, die von rechts kommt. Da haben wir wohl die falsche Abzweigung erwischt...
Nach dem Mittagessen spazieren wir zum Eingang. Auf dem Boden und zwischen den Ästen neben der Straße turnen die Affen herum. Dass sie so nahe ins Dorf kommen, hätten wir nicht gedacht. "Machen sie auch nur ganz selten", hören wir von den Einheimischen. Es handelt sich um Monameerkatzen, die hier endemisch sind. So sparen wir den Eintritt und auch die Aufforderung, überteuerte Bananen zum Anlocken der Affen kaufen zu müssen. Nun wissen wir, wieso sie so zutraulich und überhaupt nicht scheu sind. Leider ziehen bald riesige, dunkle Wolken heran und kurz darauf donnert und blitzt es, dicke Tropfen kommen vom Himmel, welche uns zur Rückkehr zum Amigo zwingen.

In der grünen Hügel- oder Berglandschaft liegt das "Mountain Paradise Resort". Eigentlich haben wir in noch keinem einzigen Land so viel in Resorts geparkt, wie hier in Ghana. Das kommt einerseits daher, dass die Ghanaer ziemlich aufdringlich sein können und uns das Betteln schon etwas auf den Geist geht. Also wenn man Ruhe haben möchte, muss man dafür bezahlen. Andererseits ist Regenzeit und links und rechts der Straßen und Pisten ist alles zugewuchert, die Äcker sind frisch bepflanzt, also etwas schwierig einen Stellplatz zu finden.
Es regnet schon wieder, wir warten auf der gemütlichen Veranda bis es weniger wird, denn der Mitarbeiter muss ein paar Äste abhacken, damit wir hinein fahren können. Anfang September hat die kleine Regenzeit begonnen, die noch bis Ende Oktober andauern sollte. Tief hängen die dicken, schweren Äste über die Zufahrt und nur zögerlich wird etwas zurückgeschnipselt... "Last week was a big rig here, no problem!" und zeigt uns anschließend ein Foto von einem Pickup mit Wohnkabine. Zum Glück ist Wolfis Machete frisch geschärft und fluggs ist etwas mehr Licht in der Einfahrt. Warum sollten wir uns auch ein Dachfenster abfahren wegen dem fehlenden Verständniss vom Gärtner! Vom Mangobaum darf nichts abgehackt werden und so muss der Zitronengrasstrauch herhalten. Wolfis Verständnis unter "afrikanisches Begreifen" oder besser gesagt "nicht Begreifen" hält sich in Grenzen.


In dem wirklich schön gelegenen Resort beobachten wir den gefangengehaltenen Affen, die Hasen, die Abends im Curry verzehrt werden und erfreuen uns an den vielen bunten Blumen im wuchernden Garten rund um uns. Kurz gibt der Nebel die Sicht auf den gegenüberliegenden Mount Gemi frei. Da wollen wir morgen hin wandern.
In Ghana gibt es nichts umsonst. Der Tourismus ist schon länger im Lande, als in den Nachbarländern und somit hatten sie mehr Zeit, es zum Abzockerperfektionismus zu bringen.
Für jeden noch so kurzen Wanderweg, für jeden Wasserfall und jeden Hügel verlangen sie überzogene Eintrittspreise. Aber es sind eh nur die Weißnasen, die zur Kassa gebeten werden, weil die haben es ja!! ;-) Das Resort verkauft auch den Eintritt zum "Gipfel", nur noch teurer als dann später im Dorf bei der Kassa.
Amedzofe ist mit ca. 750m das höchstgelegene Dorf in Ghana mit wunderbarer Lage. Freundlich werden wir von vielen Menschen gegrüßt, das ist etwas ungewöhnlich; passiert einem das nicht sehr oft. Der Grund kommt dann in Form eines Ticketschalters, wo man den Eintritt für den Gipfel abdrücken kann.
Heute findet eine große Feier statt, das "Fest des Touristen" auch das Nachbardorf ist eingeladen und gemeinsam wird der Tourist hochgelebt und der Eintrittspreis um 50% erhöht.
Wir wandern auf den Aussichtshügel, doch schade, dass es so nebelig ist, denn bei guter Sicht würde man bis zum Volta-Stausee sehen können - heute aber nicht. Nur teilweise lässt die Wolkendecke Ausblicke zu.

Unser Amigo startet schon seit Tagen etwas schwierig. Obwohl Wolfi die Dieselfilter getauscht hat, gibt es keine Veränderung. Noch dazu kommt, dass das Problem mit der Zylinderkopfdichtung, mit der wir schon in Guinea Probleme hatten, wieder öfters aufgetaucht ist. Hin und wieder gibt es Widerstand beim Starten. Seit einigen Tagen dreht Wolfi den Motor wieder händisch durch. Nun raucht es nicht nur bei einem, sondern bei beiden Auspuffrohren weiß heraus. Von einem Freund haben wir eine Kontaktadresse in Togo bekommen. Es gibt dort eine Werkstatt von einem Österreicher, der einen Drehmomentschlüssel und gute Mechaniker angestellt haben sollte. Es sind noch 200km bis dorthin, die werden wir ja wohl schaffen?! Es macht ganz den Anschein, als ob Amigo seine Artgenossen nicht verlassen will.......

Ghana ist das Land der Speedbreaker. Gefühlte 1000 Stück hatten wir bisher. Oft sind sie mit einer Verkehrstafel gekennzeichnet, aber öfter ist kein Zeichen mehr vorhanden und die großen Zementhügel sind auch farblich von der Straße kaum erkennbar. Also bremsen wir erst in letzter Minute ab. Manch andere Fahrer sind darübergebraust, abgehoben und die Pkws liegen nun als Wracks am Straßenrand. Heute fahren wir nicht schnell, übersehen auch keinen Speedbreaker, bremsen brav genügend davor - und der Amigo stirbt ab... Naja, das kann dann wohl nicht mehr am Dieselfilter liegen, der ist ja neu. Ganz am Anfang unserer Reise hatten wir einige Male Probleme, dass uns die Dieselsäule über Nacht abgefallen ist, doch das glaubten wir behoben zu haben....

Eigentlich wollten wir noch an den Strand zur Lagune fahren. Doch beiden steht uns der Sinn nicht nach Beachlife. Viel mehr wollen wir uns dem Amigo widmen, der unverkennbar nach mehr Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten ruft. So beschließen wir, Ghana noch heute zu verlassen, denn die Werkstatt ist nur wenige Kilometer hinter der Grenze.

 

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