Eine große Tasse frischer Kaffee, daneben
leckere Macarons - wir sitzten seit langer Zeit wieder mal an der Homepage
und überlegen, wie wir unseren ersten Reisebericht beginnen sollen. Wir
merken, dass wir schon länger nichts mehr geschrieben habe, denn es geht
recht holprig voran. Drei Wochen ist es nun her, seit wir Österreich
verlassen haben. Der Abschied ist nicht so leicht gefallen, obwohl die Vorfreude
auf das NEUE groß ist. Mittlerweile sind wir schon ganz im Süden
von Frankreich. Das Wetter hat unser Tempo etwas beschleunigt, denn auf salzigen
Straßen unterwegs zu sein wollen wir eigentlich vermeiden, sollte doch
unsere wochenlange Arbeit am Chassis des Amigos nicht umsonst gewesen sein.
So, nun fange ich aber mal von vorne an:
ÖSTERREICH
Juni 2017 bis November 2018
16 Monate waren wir in Österreich, die meiste
Zeit davon in der Obersteiermark und die ist wirklich verflogen. Die ersten
Monate bis in den Herbst haben wir im Amigo gewohnt. Unweit von Wolfis Arbeitsplatz
haben wir ein privates Grundstück gefunden mit einem unbewohnten Haus
darauf. Der Besitzer hat uns erlaubt dort zu parken. Wie es der Zufall so
will, baut dieser sich gerade ein Expeditionsmobil auf und die Chemie hat
sofort gepasst. Vielen Dank lieber Robert für das Parken auf deinem Grundstück!
Wir würden uns unheimlich freuen, dich mal unterwegs zu treffen, also
drücken wir dir die Daumen, dass deine "Mobilie" bald fertig
wird!!
Wolfi arbeitet als Schlosser auf der Baustelle des zukünftigen Semmering-Basistunnels,
jeden Tag fährt er mehr als 400m tief in die Erde. Da er Schichtarbeiten
muss, wird das Leben im Amigo etwas schwierig, zumindest wenn er Nachtschicht
hat, denn dann schläft er tagsüber. So kann Verena nicht viel tun,
ohne Lärm zu machen, da sie mit ihrer Arbeit als Kellnerin erst am späten
Nachmittag beginnt. Deshalb beziehen wir eine kleine Wohnung und Amigo darf
in der alten Heimat - überdacht bei einem Freund in Kärnten - überwintern.
Im Mai 2018 müssen wir uns von unserem geliebten Vierbeiner trennen. In seinem Herzen ist eine Sehne gerissen und so bleibt uns der Weg zum Tierarzt nicht erspart, um ihn zu erlösen. Goodbye Apollo - du warst der tollste Hund für uns!!!
Im Juni beenden wir unsere Dienstverhältnisse und ziehen wieder in unseren geliebten Truck. Es fühlt sich sofort toll an, wir sind wieder "Daheim". Jedoch haben wir jede Menge Arbeit vor uns, die "to do Liste" ist lang. Herbert hat uns seinen überdachten Garagenplatz überlassen, sodass wir nicht in der Hitze schrauben müssen und im Lavanttal war es diesen Sommer sehr heiß!!
Eine neue Fahrerhauslagerung wird bestellt und
eingebaut. Der blanke Horror in 4 Akten, letztendlich werden dem Amigo 20
Jahre alte Federn eingebaut, weil die "Neuen" so schlecht sind,
dass sie auf den Auffangpuffern aufliegen...
Der Durchgang ist nicht mehr dicht, es tropft herein. Bevor wir das neue Teil
aus Deutschland montieren können, muss Wolfi noch einen Rahmen anfertigen,
an dem der Durchgangsgummi befestigt werden kann. Dabei ist ihm Manfred von
der Technischen Akademie behilflich, ruckzuck ist das Blech richtig gekantet!
Da die dafür benötigte Schweißmaschine für den Edelstahlrahmen
fehlt, also hilft Mario aus.
Viele Teile die wir brauchen, besorgt uns Andi. Günter ist immer wieder
behilflich, obwohl er selbst genügend Arbeit hat, auch ist er immer wieder
mit Rat und Informationen WO wir WAS erhalten können, zur Stelle!!! Stefan
hilft auch ganz unkompliziert wenn es fuchst... Johann ist eine große
Hilfe, denn er hatte in seiner Lehrzeit noch an den SK-Modellen geschraubt.
Nun als Meister bei Mercedes ist er der Fachmann, der es von der Pike auf
gelernt hat!! Euch allen vielen Dank für eure Hilfe!!
Den Fahrzeugrahmen und andere Teile haben
wir vom Flugrost befreit und mit Owatrol eingelassen. Generell muss man sagen,
dass sich der Amigo seit seiner Renovierung im Jahre 2009 tapfer geschlagen
hat. Einzig wo wir die Farbe etwas zu dünn aufgetragen haben, hat sich
wieder etwas Rost angesetzt. Wenn man bedenkt, dass wir doch einige Monate
an diversen Stränden verbracht haben und die feucht-salzige Meerluft
ständig geknabbert hat, hat sich das Brantho-Korrux bezahlt gemacht.
Der Motor ist seit längerem etwas undicht und auch ein Simmerringtausch
in Kambodscha hat es nicht behoben, da bleibt Wolfi nichts anderes übrig,
als erneut alles zu demontieren, Ölwannendichtung und der Stirndeckel,
sowie der Motorsimmerring werden erneuert. Die Einspritzpumpe wird demontiert,
neu gedichtet und eingestellt. Ein guter Geist opfert dafür seinen Samstag
Vormittag, Danke!!
Am Fahrerhaus brauchen wir einen neuen Spiegelhalter, Fensterkurbeln und Türgriffe,
dabei erweist sich der Halter vom Spiegel als ziemlich hartnäckig und
veranlasst Wolfi, sich volle Kanne mit dem Hammer auf den Zeigefinger zu hauen....
Die Klimaanlage war zu schwach für unser großes Fahrerhaus, also
kommt sie raus und wird verkauft. Stattdessen wird die Dachluke so präpariert,
dass man sie seitlich öffnen und dann aufs Dach hochsteigen kann. Auch
am Fahrerhaus hat der Rost an einigen Stellen genagt. Das Rostschutzmittel
aus der orangen Dose hat es nicht wirklich gebracht und der Rost konnte unter
dem Lack in aller Ruhe arbeiten. Ausschneiden und neu einschweißen und
die nicht so schlimmen Stellen mit Owatrol behandeln, das hilft. Achja, danke
Stefan für`s Einschweißen!
Die Fugen beim Aufbau werden erneuert, denn die Sonne hat ganze Arbeit geleistet
und das UV-beständige Material am Dach verschwinden lassen. Neu verfugen
und danach gleich mit einem 2K Lack anständig Farbe drauf. Weil sich
die Fugen bei den ständigen Temperaturschwankungen ausdehnen und zusammenziehen,
fügen wir Weichmacher zum Lack dazu. Mal sehen wie es sich die nächsten
Jahre bewährt. Dazu kommt noch ein neues 350 Watt Solarmodul aufs Dach
und zwei alte 75 Watt Module werden entsorgt. Insgesamt haben wir nun 700
Watt am Dach, welche die Batterie beliefern sollen.
Der Markisenstoff hat ausgedient und wird ausgetauscht. Vorne haben wir uns
einen Federbruch eingehandelt. Die zweite Feder "hängt" auch
schon etwas, also tauschen wir gleich beide Federpakete und alle Bolzen.
Im Innenraum werden die Tapeten neu gestrichen, im Badezimmer ein Dachfenster
eingebaut. Der Gasherd ist nach 6 Jahren Gebrauch zu entsorgen. Er wird ausgetauscht
und im Gegenzug gleich eine neue Arbeitsplatte angefertigt, da der neue Herd
andere Maße hat. Bei der Haustüre wird die Dichtung ersetzt und
anschließend gleich neu gestrichen.
Sobald wir eine Schraube öffnen, wird aus
einer kleinen Baustelle gleich eine etwas größere und so wird unsere
"to do Liste" statt kürzer nur länger. Vielleicht sollten
wir nur nicht so genau hinsehen??? Der Abreisetermin verschiebt sich immer
weiter nach hinten. Mittlerweile ist es schon Oktober und wir sind noch immer
hier und schrauben.
Vier neue Reifen werden montiert und die Briden bei den hinteren Federpaketen
ersetzt, weil sie durch den Unfall in Laos verbogen waren. Um die Muttern
festzuziehen, fahren wir in die Mercedes-Werkstatt. Es werden die Achsabstände
vermessen und ein Unterschied von 3,5cm festgestellt. Ein kurzer Blick und
Meister Johann meint: "Der Herzbolzen ist gerissen." So war es dann
auch. Der erst kürzlich eingebaute Stabilisatorreperatursatz und die
Federbolzen, die mit viel Mühe ausgetauscht wurden, müssen wieder
runter. Zum Glück nur auf einer Seite!! Das geschätzte 140kg schwere
Federpaket wird runtergehoben, um zum Herzbolzen zu kommen, dieser wird ohne
Problem getauscht und alles wieder eingebaut. Die Öle werden noch alle
getauscht und schlußendlich ist unser Haus wieder fit - hoffentlich
für viele Kilometer!!
Unser Abreisetermin hat sich einige Male verschoben. Trotzdem sind unsere
liebgewonnen Nachbarn noch gut gelaunt und feiern mit uns wieder einmal Abschied.
Vielen, vielen Dank liebe Claudia & Herbert, für eure großzügige
Gastfreundschaft! Und auch der Traudi & Hansi lieben Dank für das
Borgen vom Werkzeug.
Endlich ist es dann soweit. Ende Oktober schaffen
wir den Absprung. Es geht los - wir sind wieder "on the road"! Vorher
verabschieden wir uns noch von Wolfis Schwester mit Familie und als Vorgeschmack
auf Spanien gibt es Paella!! Danach geht es in die Steiermark, wo wir von
Verenas Familie Abschied nehmen, weiter nach Oberösterreich, wo wir einen
Freund besuchen, der auch nach Afrika reist. Franz ist bestens organisiert
und wir stöbern das erste Mal ernsthaft in Reiseführern und Landkarten,
wo uns dann sehr schnell bewusst wird, dass wir ziemlich spät dran sind.
Die heißeste Zeit und auch die Regenzeit wird uns einholen.....noch
bevor wir das erste Überwinterungsland erreicht haben.
Verenas Schwester wartet schon, das Wochenende verbringen wir gemeinsam, um
dann endgültig den österreichischen Boden zu verlassen.
DEUTSCHLAND
In München besuchen wir unseren Freund Markus und die ADAC Hauptzentrale. Während sich der Erstere noch freut, haben die zweiten keine rechte Freude mit unseren Besuch. Normalerweise wird alles nur noch online erledigt. Die nette Frau lässt sich dann doch überreden und nimmt sich Zeit für uns. Wir füllen die Antragspapiere zum Carnet du passage aus, in ca. 4 Wochen wird sie das Zollpapier nach Spanien zu unseren Freunden senden.
Da wir in Deutschland keine Autobahnmaut bezahlen
müssen, nutzen wir das natürlich aus und kommen recht zügig
voran. Am Bodensee in Friedrichshafen machen wir einen Halt. Als wir den Amigo
abstellen, lässt er sich nicht mehr starten. An den Batterien kann es
nicht liegen, denn die sind neu. Wolfi merkt dann recht schnell, dass eine
Sicherung zwischen der Lichtmaschine und dem A2B Regler das Übel ist,
sie ist geschmolzen. Nun hat die Lichtmaschine weder die Starterbatterien
noch die Hausbatterien geladen. Die Sicherung war ein hochtechnisches Teil
aus Asien, welches anscheinend jegliche Qualitätskontrollen erfolgreich
umgangen hat...
Mit dem Fahrrad geht es am Bodensee entlang in die schöne Stadt Lindau.
Es ist ziemlich kalt, auch Handschuhe helfen nicht viel. In Lindau setzen
wir uns in ein Cafe und bleiben so lange, bis sich unsere Gliedmaßen
wieder erwärmt haben.
"Der Bodensee hat so wenig Wasser, wie schon lange nicht mehr",
meint ein Hobbyornithologe. Er borgt uns sein Fernglas, um die verschiedenen
Enten und Gänse aus der Nähe zu betrachten. Sie und noch viele andere
Vögel, welche aus Sibirien angereist sind, überwintern hier. Im
Vergleich zum fernen Osten von Russland, ist es hier ja richtig warm ;-)
Am nächsten Tag geben wir uns mit unseren Hausbatterien Starterhilfe
und Amigo läuft wieder. Zum Glück hat die Lichtmaschine nichts abbekommen
und von nun an wird auch während der Fahrt wieder ordentlich geladen.
In Freiburg besuchen wir Verena & Benny mit
ihrem süßen Sohn Tayo. Wir haben sie zuerst in Asien und dann in
Griechenland wieder getroffen. Bennys Verena hat schon frühmorgens telefoniert,
sie weiß einen Schraubenladen, in dem wir eine M22 Mutter bekommen.
Wolfi will sich damit einen Abzieher basteln, denn Amgio ist noch immer nicht
dicht.
Mit unseren Fahrrädern, Verena mit ihrem neuen Lastenfahrrad, in dem
Tayo vorne sitzt, geht es in die 14km entfernte Stadt. Es ist die Stadt der
Radfahrer - auf den 2spurigen Fahrradwegen sind fast gleich viele Fahrräder
wie Autos unterwegs. Eigens vorgesehene Fahrradparkplätze sind voll mit
Drahteseln. In die Innenstadt müssen wir zu Fuß weiter, denn Fahrräder
sind verboten. Wir besichtigen den Dom, die Marktstände drumherum und
was uns besonders gut gefällt ist das Ökoviertel mit der anschließenden
Wagenburg.
FRANKREICH
13.-29.November
Nur wenige Kilometer sind es bis zur französischen
Grenze und gleich dahinter ist die nette Stadt Colmar. In der Fachwerkstadt
geht es hektisch her. Weiß besprühte Weihnachtsbäume, bunte
Girlanden und Holzbuden werden aufgestellt - der Weihnachtsmarkt fängt
in wenigen Tagen an und er verteilt sich über die ganze Altstadt.
Auf der einen Seite schade, dass wir dafür zu früh hier sind, jedoch
andererseits haben wir nun Platz genug, um die schönen Häuser zu
bewundern. Die vielen Bürgerhäuser sind aus dem Mittelalter und
der Rennaissance und haben über Jahrhunderte ihren Charakter erhalten.
Es gibt Fromagerien, Boulangerien und Pattiserien - sobald sich die Türen öffnen, verströmt ein Duft, welcher unsere Bäuche unweigerlich zum Knurren bringt. Alles sieht so lecker aus - die verzierten Obsttörtchen, das frisch gebackene Baguette, die vielen verschiedenen Terrinen und der verschimmelte Ziegenkäse und Schafkäse und Kuhmilchkäse.
In Kaysersberg finden wir einen tollen Parkplatz auf einem Hügel inmitten der Weinberge. Diese sehen wir aber erst am zweiten Tag, denn eine dicke Nebelsuppe liegt über dem Land. Einige Weinstöcke haben ihre Blätter noch immer drauf und sogar die Trauben, die sie Gewürztraminer nennen. Hmmm.....sind die köstlich, picksüss! Ein Weinbauer aus der Gegend meint, wir können davon essen, soviel wir wollen, denn heuer ist ein Überschuss an Weintrauben. Das Wetter war anscheinend perfekt.
Mit dem Fahrrad machen wir uns auf den Weg nach Kaysersberg. Die wunderschön
restaurierten Fachwerkhäuser sind in der ländlichen Umgebung nochmals
schöner. Leider ist es neblig und wir können die Umgebung nur erahnen.
Das Schloss, dass oberhalb der Ortschaft thront und all die Weinberge drumherum
- alles liegt im dicken Nebel. Die Fensterläden der Häuser sind
reich geschmückt mit Weihnachtsdeko.
Durch und über die Weinberge geht es nach Riquewhir, welches für Verena das schönste aller Fachwerksdörfer ist. Enge Gassen und geschwungene Straßen führen durch das Dörfchen. Die Auslagen sind gut gefüllt mit den verschiedensten Leckereien.
In Soppe-le-Bass besuchen wir Chistine & Eric mit Familie, die wir in Asien mehrmals getroffen haben. Hier wird das "vivre la vie" gelebt. Pastis zum Aperitif, Hühnchen und Lamm mit Gemüse und Couscous zur Einstimmung auf Marokko als Hauptspeise, dazu einen passenden Rotwein. Wir verbringen ein schönes Wochenende mit ihnen.
In Frankreich wird gestreikt. An vielen Kreisverkehren (und von denen gibt es mehr als genug) haben sich die giletes jaunes (ihr Markenzeichen ist die gelbe Warnweste) breitgemacht und behindern den Verkehr. Manchesmal dauert es bis zu einer Stunde, da sie immer nur wenige Autos fahren lassen. Sie wehren sich gegen die Erhöhung der Spritpreise und generell gegen die hohen Steuern im Land. Es brennen Autoreifen und es werden Verkehrsschilder demoliert. Wir wissen nicht, was wir von dieser Aktion halten sollen. Doch wir wissen bereits seit dem ersten Tag hier, dass das Leben in Frankreich sehr teuer ist. Aus der geplanten Wochenend-Aktion, werden dann insgesamt mehrere Wochen.
Es geht vom Elsass in die Auvergne. Eine ländlich geprägte Landschaft, viele einfache Bauernhöfe, schwarz-weiße Kühe und Schafe auf riesengroßen Weideflächen. Viele Ortschaften, die wir durchfahren, sind quasi tot. Alle Geschäfte geschlossen, kein Restaurant hat offen.
Eigentlich war es unser Plan, quer durch Frankreich ins Loiretal zu fahren, weiter an die Atlantikküste und von dort südwärts nach Spanien. Doch das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung. Die Kälte ist uns egal, doch der Regen ist etwas lästig und der Wetterfrosch kündigt Regenwetter für die nächsten Wochen an. So ändern wir unseren Plan und beschließen, im Landesinneren gen Süden zu fahren, also ohne große Umwege - wir wollen dorthin, wo es warm ist und die Sonne scheint. Außerdem wollen wir nicht auf salzigen Straßen unterwegs sein. Doch schon in den nächsten Tagen, bleibt es uns nicht erspart.
Wir parken auf dem großen Parkplatz, von
wo die Zahnradbahn zum Puy de Dome fährt. Nein, mit dem Zug fahren wir
nicht hoch, wir wandern auf den Berg. Es ist kalt, der Reif hat den Wald fest
im Griff, wir sind warm angezogen und es geht ja ohnehin bergauf, es wird
uns schon warm werden. Wir verlassen die Asphaltstraße und wandern die
Serpentinen hoch. Früher sind die Adeligen auf Eselsgespannen hochgezogen
worden, dementsprechend breit ist der Weg. Je höher wir kommen, desto
besser wird die Aussicht auf die übrigen Puys.
Die Puys sind Vulkanberge, wobei der Puy de Dome mit seinem 1.465m der Höchste
ist. Entstanden sind sie vor ca. 10.000 Jahren. Lange Zeit glaubte man, dass
diese Puys Festungsbauten der Römer seien. Oben angekommen haben wir
gar keine Zeit, uns die Überreste des Tempels anzusehen, denn der Wind
pfeifft uns um die Ohren, sodass wir schnellstens den Weg auf der anderen
Seite runter suchen.
In der Dordogne wollen wir uns verschiedene Mittelalterstädtchen
anschauen. Die ganze Region ist voll mit Schlössern und netten Ortschaften.
Wir entscheiden uns für Colonges la rouge, Martel, Rocamadour und Cahors.
Überall ist die Saison vorbei und Colonges la rouge ist wie ausgestorben.
Wahrscheinlich sind die Einheimischen froh, dass sie mal ihre Ruhe haben,
doch für uns wärde das Flair doppelt so schön, wenn die hübschen
Boutiquen noch offen hätten und die Blumenkästen voll mit blühenden
Blumen wären.
Doch dafür bezahlen wir nichts für das Parken und brauchen auch
nicht warten, dass die Leute beim Fotografieren aus dem Bild verschwinden,
denn es ist alles wie ausgestorben. Außer dem Postler und 2 Dachdeckern,
die gerade das Dach des Schlosses neu decken, treffen wir niemanden.
Die Häuser sind alle aus roten Sandstein gehauen, deswegen auch der Ortsname.
Im Mittelalter richtete sich hier die Höhe der Steuer für die Bewohner
nach der Anzahl der Fenster und Türen. Jedes Fenster, welches ein Kreuz
in der Mitte hatte, wurde für 4 Fenster gerechnet. Darum gibt es nur
noch wenige Häuser mit den ursprünglichen Fenstern, sie wurden ausgetauscht
zu einem einzigen, um Steuern zu sparen.
Die netten Dörfchen sind alle nicht weit
entfernt, wir brauchen nicht lange, um das Nächste zu erreichen.
Rocamadour ist ein Wallfahrtsort mit einer Burg und einer Stadt. Hoch oben
am Kalkfelsen thront die mittelalterliche Burg, vorbei an den 14 Kreuzwegstationen
endet man im Kirchenbereich, der zum Teil in den Felsen reingebaut wurde.
Besonders die Kapelle der schwarzen Madonna zieht viele Pilger an.
Steile Treppen führen hinunter in das Städtchen, das heute nur noch
aus Souvenirläden und Restaurants besteht. Aber auch hier hat alles geschlossen,
nun wissen wir, dass auch Pilgern Saison hat. Die Wintermonate werden für
Renovierungsarbeiten genutzt. Überall sehen wir Arbeiter die gerade fleißig
am Mauern sind oder die Steine am Kirchenturm erneuern, damit in der nächsten
Saison wieder alles in neuem Glanz erstrahlen kann.
Früher lebte das Fußvolk herunten, in der Mitte der Stadt der Klerus
und über allen thronten die Adeligen.
Samstag Vormittags ist Markt am Kirchenplatz in Cahors. Jede noch so kleine Stadt hat einen Marktplatz, wo mindestens ein Mal die Woche ein Markt stattfindet, auf dem alltägliche Dinge angeboten werden. Mit großer Freude schlendern wir durch die Stände, probieren uns durch "verschimmelten" Käse und Kaninchenwurst mit Wein. Die Franzosen kaufen ihren Gemüse- und Obstvorrat für die Woche auf diesen Märkten ein. Die angebotenen Waren sind hier deutlich günstiger, als in den Supermärkten. Es gibt selbgebackenes Brot und Gebäck, Fische und Frischfleisch, Käse, Wurst und Eier - alles aus der Region, aber auch Kleidung und Haushaltsartikel. Wir kaufen unter anderem Mangold, Karotten, Coyote und Entenbrust. Schwer beladen geht es per pedes zurück zum Amigo.
Nur wenige Kilometer entfernt treffen wir auf die französische Familie, mit denen wir vor 2 Jahren in Georgien Weihnachten gefeiert haben. Sie sind gerade damit beschäftigt, ihren Food truck zu renovieren, denn in einer Woche beginnt die Saison in einem Winterskigebiet. Dort werden sie für die Urlauber Essen auskochen. Das Wochenende geht viel zu schnell vorüber und wir wollen sie nicht von der Arbeit abhalten. Also verabschieden wir uns und fahren weiter gen Süden.
Vor 250 Jahren hatte die 14jährige Bernadette
eine Erscheinung. Ihr wurde angewiesen, ihre Augen gen Himmel zur Mutter Gottes
zu richten, dann werde aus dem schmutzigen Rinnsal eine sprudelnde Quelle
mit heilenden Wasser werden. Gesagt, getan - heute wird dieser Ort Lourdes
genannt.
Wir stehen vor der Basilika auf dem großen Platz und müssen uns
erst mal orientieren. Es gibt verschiedene Kirchen und Kapellen, mehrere Wasserstellen
mit dem wundervollbringenden Wasser sowie Bäder, in denen sich die Kranken
Heilung erwarten und einige Krankenstationen rundherum.
Die Mosaikbilder in der Kirche sind wunderschön
gearbeitet. In der Grotte mit der Quelle wird gerade Rosenkranz gebetet, am
anderen Flußufer brennen die Kerzen. Manche von ihnen wiegen 150kg und
brennen wochenlang.
Auch wir trinken vom Wasser und wollen auch welches für unseren Amigo
mitnehmen, doch wir haben eine Flasche vergessen. Kein Problem, einer von
den hunderten Souvenirshops ist nur wenige Gehminuten entfernt.
Wir besichtigen die Untergrundbasilika, die 25.000 Menschen fassen soll. Verena gefällt sie nicht, das riesige Betonwerk ähnelt eher einem Parkhaus, als einer Kirche.
Zu Hause wird Amigo mit dem Wasser besprenkelt, wir hoffen, dass ihm das nun vor Herzinfakt und eisernen Gelenkschmerzen verschonen wird.
Wir haben gelesen, dass es in Lourdes gleich viele
Hotels geben soll, wie in Paris. Wenn man sich so umschaut, könnte das
schon stimmen. Hotels und Souvenirläden wechseln sich ab. Die Gassen
sind leer, alles hat geschlossen, denn die Pilger kommen nur in den warmen
Monaten.
Die Neustadt von Lourdes ist recht nett, zumindest herrscht hier Leben und
wir treffen wieder Menschen.
Die Gebirgskette der Pyrenäen zeichnet sich am Horizont bereits ab. Sie
kommt näher und näher, bis wir die Straße erreichen, auf der
wir die Gebirgskette durchfahren wollen, um nach Spanien zu gelangen.