GGGeorgien & Türkei 20.12.2016 - 19.01.2017

 

 

Erstmal fahren wir nirgendwo hin, denn unser Paket ist noch immer nicht hier. Also müssen wir uns noch nicht entscheiden, ob wir den Blinker rechts oder links setzen. Jeden Tag überprüfen wir die Packetverfolgungsnummer im Internet, doch jedesmal bekommen wir die gleiche Antwort. Paket ist noch nicht im Zielland angekommen. Das gibt es doch nicht......

Adventzeit ist Christkindlmarktzeit. Auch hier in Batumi gibt es so etwas, allerdings erst ab dem 20. Dezember. In der Altstadt steht ein großer Weihnachtsbaum mit glitzernden Rentieren, Schneemännern und Engeln davor. In den Holzhütten wird Glühwein, Schnaps sowie Kaffee ausgeschenkt und sogar Kekse verkauft. Der Glühwein schmeckt ausgezeichnet.

Zumindest wird das Wetter besser. Kein Regen, kein Schnee, es lacht die Sonne vom Himmel. Also machen wir es uns auf dem selbsternannten Batumi-Camping gemütlich. In der Zwischenzeit sind wir auf einen anderen Parkplatz neben einem wunderschön angelegten Park südlich der Stadt umgezogen. Die Parkwächter kennen wir nun fast alle und morgens werden wir schon von weitem mit einem freundlichen "Guten Morgen" begrüßt.
Sven ist die meiste Zeit am Holz machen, damit wir es am Abend schön warm haben. Denn sobald die Sonne untergeht, wird es sofort kalt und ein wärmendes Feuer ist einfach ein Hit. So verbringen wir nun unsere Abende draußen rund um das Lagerfeuer.


Eines Tages rollt ein französischer Lkw auf den Parkplatz. Kathi, Richard und ihre 4 Kinder sind auf dem Weg in den Iran und dann weiter in die Stan-Länder. In Batumi gibt es ein iranisches Konsulat und da wollen sie ihre Visa für den Iran beantragen, das soll 2 Wochen dauern und derweil ziehen sie auf unserem Campingplatz ein. Da es für eine 6köpfige Familie in einem Lkw recht eng ist, hat der 16jährige Ismail sein eigens Zimmer in Form von einem selbstgebauten Trailer bekommen. Die Eingangstüre wurde von einem Backofen ausgebaut und die beiden Fenster sind ehemalige Waschmaschinenöffnungen.

Es ist der 24. Dezember und wir machen nachmittags einen kleinen Weihnachtsumtrunk an unserer Hausbar mit grünem Tee aus Thailand und selbstgebackenen Keksen. Da uns der, mit frisch gewaschenen Unterhosen, geschmückter Weihnachtsbaum von unseren Nachbarn nicht so richtig gefällt :-) haben wir schon am Vormittag einen georgischen Weihnachtsbaum - den Tschitschilaki gekauft. Dieses Bäumchen ist aus Walnuss- oder Haselnussholz gefertigt. Es gibt sogar kleine Geschenke.
Am Abend fahren wir alle gemeinsam mit dem Bus in die Stadt und gehen landestypisch essen. Käsekuchen, Hühnchensalat, eine Fleischgrillplatte, gefüllte Weinblätter und noch vieles mehr.
Alle Geschäfte sind geöffnet, die Gehsteige sind voll mit Menschen, der Verkehr ist chaotisch wie immer - man merkt nichts von einem Weihnachtsabend. Ist auch verständlich, denn die orthodoxen Christen feiern ihr Fest nach dem julianischen Kalender und das ist dann am 7. Jänner.

Wir nutzen die Zeit für einen Zahnarztbesuch. Aber wie sucht man sich in einer Stadt, in der man niemanden kennt, die richtige Zahnarztpraxis aus? Nach der Außenfassade des Gebäudes? Oder nach den Namen der Ordination? - Da hätten wir VIP Dentist oder Smile Dentist zur Auswahl. Oder nach den Sympathiewerten der Ordinationshilfe? Vielleicht noch ob jemand Englisch spricht? Aber eigentlich ist ja alles egal, denn wenn er ein guter Zahnarzt ist, sollte er Verenas kariesverseuchten Zahn ohnehin erkennen, auch ohne Verständigung. Ja, wir haben Glück und geraten an den Richtigen, zumindest fühlt es sich so an. Die Füllungen werden repariert und beide verlassen wir die Praxis mit strahlend weißen Zähnen.

Sehr viele Touristen verbringen die Feiertage in Batumi und es tut sich einiges auf der Promenade. Spazieren gehen, manche leihen sich ein Fahrrad aus, die Kinder sind mit den Skates unterwegs und die Promenadenwächter fahren auf den Elektrorollern ihre Runden. So viele Park- und Promenadenwächter - unglaublich!

Silvester naht! Mittlerweile sind Martina & Sven sowie Theres & Johannes nach Tiflis abgereist. Kaum sind die einen weg, kommen schon die nächsten. Janin & Steffen haben wir schon vor ein paar Wochen in Mtskheta getroffen und sie wollen sich nun über Silvester zu uns gesellen. Steffen ist ein Elektrospezialist und hilft Wolfi, nein besser gesagt Wolfi hilft ihm, bei diversen Arbeiten am Amigo. Dafür wollen wir uns revanchieren und laden die beiden zum Silvesterbuffet in den Amigo ein.
Am Vormittag beim Einkaufen im Supermarkt herrscht eine Drängerei und Stosserei, nur mit Ellbogentechnik kommt man zur Salattheke, wo die 6 Verkäuferinnen sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Auch bei der Kassa muss man um sein Recht kämpfen, denn sonst drängeln sich noch mehr vor.
Schon 10 Minuten vor Mitternacht knallt es am Himmel, das man meint er explodiert. Leuchtraketen erhellen den Nachthimmel entlang des Meeres. Auch Steffen will eine Rakete abfeuern und reicht sie seiner Freundin weiter, die aber nicht mehr dazukommt, sie irgendwo in die Erde zu stecken, denn die erste Ladung geht schon los. Nun steht sie zappelnd und schreiend mit dieser langen Papierrolle in der Hand da und alle paar Sekunden geht eine Ladung ab. Es ist eine Handrakete und sorgt für das erste große Gelächter im neuen Jahr!!!

Viele Geschäfte sind heute geschlossen, auch am 2. und manche sogar noch am 3. Jänner. Was ist da los? Gibt es noch zusätzliche georgische Feiertage? Verena macht sich bei Dr. Google schlau und dieser schreibt, dass die Russen dazumal das Weihnachtsfest verboten haben. Doch um den gläubigen Georgiern nicht alle Bräuche zu nehmen, durften sie in der Silvesternacht ihre hölzernen Christbäume aufstellen und Geschenke überreichen. Und so handhaben sie es heute noch.

 

Nach den Feiertagen wollen wir zum Lebensmittelbasar. Mit den Fahrrädern immer der Promenade entlang, dann nur noch über die Fußgängerbrücke die Bahngleise queren und schon stehen wir mitten im Rummel. Wir kaufen frisch gemahlenen Kaffee, luftgetrocknetes Fleisch in Paprikamantel, Walnüsse, Honig und noch einiges mehr. Im Außenbereich stehen Lkws und alte ausrangierte Minibusse, vollgepackt mit Holz. Es ist kalt und die Leute brauchen etwas zum Heizen. Die Basargegend ist grau, schmutzig und heruntergekommen ganz im Gegensatz zur Innenstadt, wo die Auslagen der Shoppingmalls um die Wette glitzern. Vor allem jetzt zur Weihnachtszeit.

Das Paket ist noch immer nicht hier und wir feiern schon wieder Weihnachten. Dafür sind Kathi, Richard und die Kinder vom Schifahren zurück und eine weitere französische Familie trudelt hier am Platz ein. Es ist der orthodoxe Weihnachtsabend, aus gegebenem Anlass gehen wir wieder mal zum Essen in die Stadt und danach zum Christkindlmarkt. Es tut sich einiges, von einem besinnlichen ruhigen Fest sind auch die Georgier weit entfernt.

Tags drauf sind wir bei Kathi und Richard auf eine selbstgemachte Tajine eigeladen. Es schmeckt vorzüglich in dem gemütlichen eingerichteten Saurer.

Als wir am nächsten Tag zum geschätzten 500sten mal die Paketverfolgungsnummer eingeben, glauben wir unseren Augen nicht zu trauen. Das Paket ist in Tbilisi angekommen und auch schon durch den Zoll. Es wird nach Batumi geliefert. Keine 20 Stunden später läutet das Telefon. Die Dame vom Postamt teilt uns mit, dass unser Paket zur Abholung bereit liegt. Welch eine Freude, endlich hat die Warterei ein Ende.
Doch es hatte ja auch etwas Gutes, denn sonst hätten wir die vielen netten Reisenden hier wahrscheinlich nie kennengelernt. Janin & Steffen brechen auf, denn sie haben erfahren, dass man an der armenisch/iranischen Grenze ein Visum on arrival bekommt und tatsächlich reisen sie so in den Iran ein.

Auch für uns wird es Zeit, nach 5 Wochen verlassen wir Batumi und machen uns auf den Weg in die Türkei. Die Grenze ist nur 20km entfernt. Doch davor füllen wir unsere Dieseltanks voll, denn Diesel ist in der Türkei ziemlich teuer und auch unsere Gastankflasche wird vollgefüllt.

 

TÜRKEI

 

Das türkische Visum haben wir schon im Vorfeld online bestellt. 90 Tage für 20,-US Dollar. An der Grenze bekommen wir den Stempel in den Pass. Auch unser Auto wird in den Pass eingetragen, darf aber nur 30 Tage im Land verbleiben. Das muss neu sein, denn das hatten wir bis jetzt noch nie. Aber es macht nichts, da wir diesmal die Türkei nur als Transitland benutzen.
Endlich wissen wir auch, wo wir hinwollen :-) nach KRETA - die südlichste aller griechischen Inseln, dort sollten wir einen milden Winter vorfinden.
Doch vorerst sind wir in der Türkei unterwegs. Gleich nach dem Grenzübertritt treffen wir auf ein schweizer/amerikanisches Pärchen, die jeweils single mit dem Fahrrad von zu Hause losgezogen sind, sich unterwegs kennen- und liebengelernt haben, in Kirgistan eine Marschrutka (russischer Kleinbus) gekauft haben und mit dieser nun gemeinsam nach Europa zurückfahren. Auch sie erhalten nur ein Monat für ihr Fahrzeug, aber gegen Gebühr kann man dies verlängern - so zumindest wurde es ihnen mitgeteilt.

 

Bereits in der Mongolei haben wir Secil & Cemal mit ihrem Unimog kennengelernt. Die beiden wohnen nicht weit weg von Rize am schwarzen Meer in den Bergen. Sie erwarten uns schon seit Wochen, nun ist es endlich soweit. Wir biegen von der Hauptstraße ab Richtung Hemsin. Eine wunderschöne Gegend mit steilen Teeplantagen. Als wir in das kleine Dorf kommen, springt uns ein Mann vor`s Auto. Er wartet schon auf unsere Ankunft, denn er soll uns zu Secil & Cemal hochbringen, die versteckt inmitten dem bewaldeten Bergen wohnen. Unseren Amigo sollen wir hier stehen lassen, im Dorf kennt jeder jeden und alle passen auf unser Fahrzeug auf. Weiter geht es mit seinem neuen schwarzen Mitsubishi-Pickup der schmalen Piste den Hügel hoch. Es liegt noch einiger Schnee, es ist matschig und teilweise schon recht abenteuerlich. Wir sind beide froh, dass wir uns nicht mit dem Amigo die 12km hinaufplagen müssen. Die Kurven sind eng und der Weg sehr schmal, viele stark ausgeschwemmte Passagen. Das hier ist die Abkürzung oder der Schleichweg. Die Straße, welche die beiden normalerweise zu ihrem Haus nehmen, ist im Moment wegen einer Hangrutschung gesperrt. Endlich angekommen, stehen wir vor einem sehr gemütlichen Holzhaus inmitten der Natur. Cemal erwartet uns schon mit offenen Armen, die beiden Kangals und der russische Findelhund Malinki begrüßen uns mit wedelnden Schwänzen.
Nach dem Essen gibt es anatolischen Honig aus der Schwarzmeerregion. Cemal warnt uns: "Wenn ihr warme Ohren bekommt, sollt ihr aufhören vom Honig zu naschen." Zögerlich probieren wir einen Löffel und es tut sich nichts, auch nicht nach dem zweiten Löffel. Er erklärt uns, dass dieser Honig etwas besonderes sei. Er wird aus der Blüte des Rhododendron, hier in den Wäldern Anatoliens, gewonnen. Angeblich sollten die Bienen von der speziellen Wirkung wissen und geben diesen Honig in die äußeren Waben, um besonders einem Feind, den Bären, niederzustrecken. Denn wenn dieser den Honig frisst, fällt er um und bekommt Halluzinationen.
Bereits die Römer und Griechen wussten von der Wirkung dieses Honigs. Sie verloren einige Schlachten, weil die Soldaten vom sogenannten pontischen Honig genascht hatten und dadurch kampfunfähig geworden sind. Durchfall, Übelkeit und eine stark halluzinierende Wirkung werden durch das enthaltene Pflanzengift Grayanotoxin ausgelöst.
Dr. Google sagt uns, dass dieser Honig unter Mad-honey bekannt ist. Wir spüren von all dem nichts und verleben einen gemütlich Abend mit den beiden.

Die Nacht verbringen wir in einem Gästezimmer, denn niemand will im Dunkeln diese Piste hinunter ins Tal fahren. Beim Frühstück reißt der Nebel kurz auf uns gibt eine herrliche Aussicht frei, ja hier kann man es schon aushalten!! Nebenan gibt es einen selbstgebauten Hühnerstall, wo eine Wärmelampe die Hühner zum Eierlegen animieren sollte. Doch heute findet Cemal nur ein Ei.
Leider hat Secil die Grippe eingefangen und so wird aus der Idee von einem gemeinsamen Trip durch Zentralanatolien leider nichts. Deshalb verabschieden wir uns von ihnen, werden von Hassan abgeholt und wieder gut ins Tal gebracht.

Rund um Rize wird Tee angebaut. Links und rechts der Straße auf steilen Hängen befinden sich die Teeplantagen. Es ist ein Schwarztee, den die Türken besonders lieben und davon mehrere Gläser am Tag trinken.

Wir fahren der Schwarzmeerküste entlang gen Westen und kaufen noch Mandarinen und Orangen, die hier in den Gärten wachsen. Heute haben wir endlich wieder einmal blauen Himmel, die Sonne scheint, teilweise liegt nun Schnee. Das sind die letzten Ausläufer vom Tief, welches über Europa hinwegzog und bis in die Türkei viel Schnee brachte. Die Straße ist sehr gut, durchwegs 4spurig ausgebaut. Als wir die Küste Richtung Landesinnere verlassen, wird es noch winterlicher. Es liegt mehr Schnee und nachts haben wir -11°C, zum Glück haben wir diesmal richtigen Winterdiesel in unseren Tanks.... Die Standheizung sorgt für wohlige Wärme im Inneren.

Von der brekären Lage, die in der Türkei nun herrschen sollte, merken wir gar nichts. Die Einheimischen sind nach wie vor sehr freundlich uns Österreichern gegenüber. Immer ein Lächeln parat, sind sie sehr interessiert woher und wohin des Weges wir denn wollen.

In Istanbul legen wir einen Zwischenstopp ein. Istanbul ist eine Megacity mit 16 Millionen Einwohnern, fast doppelt so viel wie ganz Österreich Einwohner hat. Verkehrschaos ist vorprogrammiert, die Straßen sind verstopft, Parkplätze sind rar und teuer. Doch auf einem großen Parkplatz neben dem Bosporus auf der asiatischen Seite finden wir einen Platz für unseren Amigo. Gleich gegenüber ist eine Bushaltestelle, die uns zum Fähranleger in Üsküdar bringt. Die Fähre bringt uns auf die europäische Seite, ca. 10min dauert die Fahrt ans andere Ufer. Am Bosporus herrscht reger Schiffsverkehr. Große Containerschiffe fahren unter den Brücken hindurch in das Schwarze Meer oder ins Marmara Meer.

Wir sind in Old Istanbul mit der Hagia Sophia, der blauen Moschee und dem Topkapi Palast. Hier in diesem touristischen Areal ist das Polizeiaufkommen etwas größer, bevor man die Bauwerke betritt, muss man durch einen Sicherheitsscan gehen und das Gepäck wird geröngt. Überall stehen mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten herum und beobachten das Geschehen. Trotz all der Waffen fühlen wir uns nicht unwohl und flanieren mit den vielen anderen Menschen durch die Straßen. Nette Restaurant und Cafes laden zum Verweilen ein, ihre Bedienungen buhlen um die Gäste. Man merkt den Rückgang im Tourismus deutlich, nirgendwo langes Warten, kein Anstellen, kein Gedränge - aber es ist auch Winter.


Das Schneechaos, welches Istanbul heimgesucht hat, ist erst ein paar Tage her. Nur noch die Schneehaufen die im Schatten schmelzen erinnern daran, wären da nicht die vielen abgebrochenen Äste, umgeknickte Bäume und zerdrückte Markisen. Überall sind sie eifrig am Aufräumen und Beseitigen der Schäden des außergewöhnlichen Wintereinbruchs. Eine Woche vor unserer Ankunft hat Istanbul 40cm Schnee abbekommen. 2008 waren wir im Februar hier, auch mit Schnee, damals 2cm...

Istanbul hat einen besonderen Reiz auf uns, der Mix von Alt und Neu und die Mischung europäischer und asiatischer Lebensform - das hat was. In den engen Gassen in und um den Basar werden noch Lastenträger eingesetzt, die die Waren auf ihrem Rücken transportieren. Lt. Dekret von Atatürk sind sie "steuerbefreit". An jeder Ecke und auch dazwischen stehen Simit-Verkäufer, das sind köstliche Sesam-Kringel, an denen wir kaum vorbeikommen ohne einen zu erstehen. Auf der Brücke über dem goldenen Horn werfen die Fischer ihre Angelruten ins Meer. Die Plätze sind nummeriert und jeden Tag voll belegt. Wahrscheinlich sind sie Berufsfischer, die den darunterliegendenen Fischmarkt oder die Fischrestaurants nebenan mit ihrem Fang beliefern. Am Ufer schwanken ein paar alte Boote, die nun als schwimmende Küchen verwendet werden. Die Köche bruzeln Fischfilets auf dem Grill, die man dann in einem Sandwichweckerl erwerben kann. Anscheinend, nein ganz sicher können die Türken ohne ihren Cay nicht überleben. Egal, wo man gerade ist, Cay wird überall hinserviert. Die Tee-Männer laufen mit eigenen Serviertablets voller Teetassen ununterbrochen durch die Straßen. Mit weniger als 8 Cays kommen die Türken sicher nicht über den Tag. Wolfi mag ihn auch und schlürft das süße, heiße Zeug genüsslich.

Der große Bazar ist ein wunderschönes zusammengewürfeltes Flickwerk an Bauten mit kleinen Shops, die tolle Souveniers aller Art verkaufen. Doch leider ein Touristennepp sondergleichen, denn die Preise sind doppelt so hoch wie außerhalb des Bazars gleich ums Eck. Die Verkäufer sind mehrsprachig und ein "Habe die Ehre" ertönt sofort, wenn man sagt, dass man Österreicher ist. Jeder kennt die Städte Wien, Graz, Salzburg und Innsbruck - St Andrä, unsere Heimatstadt kennt niemand ;-)Trotz des Umstandes, dass fast nichts los ist, sind die Verkäufer gut gelaunt und zerren einen nicht unentwegt in jedes Geschäft. Zumindest fällt uns das so auf.

Es ist Sonntag, es regnet noch immer, auch die nächsten Tage sollen nicht besser werden. Wir machen heute einen Relax-Tag und fahren nicht in die Innenstadt. Stattdessen spazieren wir mit dem Apollo durch die noble Villengegend, die direkt hinter unserem Parkplatz beginnt und wir machen es wie die Einheimischen. Die strömen nämlich in Scharren in diesen Ort, der besonders nette Lokale und eine umwerfende Aussicht auf den Bosporus zu bieten hat. Zuerst brunchen ins IN-Lokal schlechthin, dann auf einen türkischen Cafe und Baklava ins Cafe nebenan. Nachmittags auf eine Shisa in ein anderes Lokal und ob sie dann am Abend nochmals zum Essen gehen, wissen wir nicht, doch wir nehmen es stark an. Die türkischen Speisen sind aber auch sehr verlockend!!

 

Auch der Gewürzmarkt oder Egyptian basar, wie er auch genannt wird, hat ein verlockendes Angebot, aber es ist derselbe Touri-Nepp, wie im großen Basar. Gewürze aller Art, getrocknete Früchte und verschiedene Nüsse, doch auch hier sind die Preise dem Einkommen der westlichen Touristen angepasst. Der Standardspruch der Verkäufer: "Can I help you to spend your money?" Ins Casino geht dann aber doch keiner mit... :-) Oder haben wir das falsch verstanden?
Wir bummeln lieber in der Gegend rund um den Gewürzmarkt, dort wo die Einheimischen um die Produkte feilschen. Es geht sehr geschäftig zu, ein permanentes Drängeln durch die engen Gassen. Wie in vielen Basaren sind auch hier die Sektoren im Geschäftsviertel nach den Produkten eingeteilt. Es gibt den Frischmarkt, den Haushaltsbereich, den Pflanzenmarkt, den Bereich für die Klamotten usw. Eigentlich für den Einkäufer sehr einfach, wenn man den Ort für jene Produkte endlich gefunden hat, die man einkaufen möchte, denn dann lassen sich die Preise und die Qualität ganz einfach vergleichen.
Mitten im Treiben treffen wir einen Türken mit Wiener Dialekt. Er bietet uns sofort seine Hilfe bei unserer Suche nach Wasserpfeifentabak an. Er erzählt uns, dass er jahrelang in Wien gearbeitet hat und nun in Konya lebt und dort ein Geschäft betreibt. Er kommt gerade aus Wien und legt hier einen Stopp ein. Wenn er zum Einkaufen nach Istanbul fährt, bleibt er mindestens 3 Tage, weil selbst er sich immer wieder neu an den Preisen orientieren muss.

Beim Rumspazieren entlang der alten Stadtmauer entdecken wir einen brasilianischen Landrover. Michelle & Roy sind auf dem Weg nach Europa. Beim Reden stellt sich heraus, dass die beiden zur gleichen Zeit die Mongolei, Russland, die Stan-Länder und Georgien besucht haben. Fast die gleiche Route gefahren sind wie wir, ohne dass wir uns nur ein einziges Mal getroffen haben. Sehr schade, denn die beiden sind wirklich nett und wir hätten gerne mehr Zeit mit ihnen verbracht. Eine Ironie, dass man sich gerade in einer Millionenmetropole über den Weg läuft :-)

Abends sind wir mit der Metro schneller in Asien als mit der Fähre, deshalb steigen wir hinunter bis an den Grund des Meeres. Der stillgelegte Bahnhof ist nun zur Metroeinstiegstelle umgebaut worden, denn seit 2013 verbindet ein Supertunnel Orient und Okzident. Riesige erdbebensichere Tunnelröhren mussten ins Wasser abgesetzt und miteinander verbunden werden, in dem nun die Metro die 3,5km durchs Meer fährt. Verena hat ein etwas mulmiges Gefühl, als wir das erste Mal mit den Rolltreppen 4 Etagen tief unter die Erde fahren, um zum Einstieg des Marmaray (so wird der Zug genannt) zu gelangen. Beim zweiten Mal hat sie schon weniger Bedenken und danach ist es schon normal. Wie schnell gewöhnt man sich doch an neue Sachen...

Wir sind heute im modernen Istanbul. Statt die alteingesessene Tramway zu nutzen, bummeln wir durch die Fußgängerzone. Hunderte von Menschen sind hier unterwegs. Grüne Haare, kurzer Mini, hohe Stiefeln neben altmodischen karierten Kopftuch mit langen schwarzen Mantel. Die Vielfalt und die Unterschiedlichkeit Istanbuls kommt hier richtig zum Vorschein. Rechts der Straße entdecken wir eine katholische Kirche, im Kirchenhof ist noch immer die Krippe inmitten zweier glitzernder Weihnachtsbäume aufgebaut. Sie wird stark bewacht. Wichtiger Besuch ist angekündigt und mit einem Mal verdoppelt sich noch die Anzahl der Soldaten und Polizisten, als ein dicker Daimler mit einem Stern auf der goldenen Nummertafel vorfährt. Die heiligen drei KÖNIGE, es gibt sie also wirklich!!! Einer davon steigt nun aus, was macht er hier in Istanbul? Bringt er vielleicht jemanden die Erleuchtung? Derjenige sitzt aber wahrscheinlich gerade in Ankara und sagt den Parlamentariern, wie sie abstimmen sollen...

Istanbul verlassen wir über die Bosporusbrücke. Ein letzter wehmütiger Blick zurück auf Asien, Europa wir kommen. Auch auf dem europäischen Kontinent gleich viel Stau und gleich viel Nebel. Für die knappen 25km bis zum Auto- und Lkw Basar brauchen wir fast 2 Stunden. Ein Shopping Tag für den Mann. Wolfi kann Ersatzteile für die Heizung besorgen, trifft zufälligerweise auf den Monteur unseres Kühlschrankmodels, der uns den Kühlschrank neu mit Gas füllt.
Wie schön, dass man das eigene Haus mit hat, so kann Verena derweil fleißig sein und die HP schreiben.

Es sind noch 250km bis zur griechischen Grenze, die wir am nächsten Tag erreichen. KRETA wir kommen!!

 

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