GRIECHENLAND 19.01. - 24.02.2017
Nur wenige Meter vor der griechischen Grenze -
der EU Außengrenze - steht das Militär in wenigen Meter Abständen
auf der Brücke über dem Fluss, welcher Griechenland von der Türkei
trennt. Ja, DIE Grenze wird hier wirklich bewacht. Die Abfertigung dauert
für uns nur knappe 10 Minuten, niemand interessiert sich für uns
und unser mobiles Haus, nur ein kurzer Blick in den Pass genügt. Vorbei
ist die Zeit der lästigen Visa und der oft zu kurzen Aufenthaltsdauern.
Nun sind wir auf griechischen Straßen unterwegs. Wir schauen uns fragend
an: "Ist es wohl eine gute Idee in Griechenland zu überwintern?"
Die Landschaft präsentiert sich im Wintergewand. Anscheinend ist es nun
in ganz Europa kalt und frostig, aber für solche Überlegungen ist
es mittlerweile schon zu spät. Hatten wir durch die Türkei Glück
und sind dem Schnee "entkommen", erwischt uns hier im Grenzgebiet
dichter Schneefall. Tags darauf ist der Spuk vorbei und genügend Salz
sorgt für schneefreie Straßen, welches wir vermeiden wollten. Hatte
Amigo doch in seinem vorigem Leben genug davon abbekommen ;-)
Rund um Alexandropoulus, der ersten Stadt nach
der Grenze, stehen viele Firmengelände leer, oft sind diese auch heruntergekommen.
Wie es scheint, sind wir im Armenviertel von Griechenland unterwegs. Im weiteren
Reiseverlauf stellt sich dann heraus, dass im ganzen Land viele Betriebe geschlossen
haben, doch so schlimm, wie wir es in Thrakien gesehen haben, war es dann
nirgends mehr auf den Weg hinunter bis nach Athen.
" Wieviel müssen wir in den ATM eintippen, damit wir ca. €300,-
rausbekommen?" Diese Zeit ist auch vorbei, denn der Bankomat spuckt
Euros aus, kein lästiges Umrechnen mehr!
Nach der ersten Mautstelle vermeiden wir die Autobahn,
die zwar in toller Verfassung, doch sehr teuer ist. Die Küstenstraße
ist doch eh viel schöner und man sieht mehr. Zwar kommt man nicht so
schnell voran, doch Zeit haben wir ja!
Wir biegen in die ca. 1km lange Sackgasse ein und stehen vor verfallenen Gebäuden.
Zerstört, geplündert und vermüllt - der erste Eindruck lässt
zu wünschen übrig. Auf einem kleinen Parkplatz stehen zwei französische
Camper und ein paar griechische Autos. Was gibt es hier zu finden? Thermalquellen!!
Hot springs - und zwar an mehreren Stellen kommt das warme Nass aus den Felsen
hervor. Ganz hinten im Wald versteckt sich ein besonders toller Pool. Eine
39°C heiße Schwefelquelle kommt hier aus der Felswand. Bei Außentemperaturen
von rund um die 0°C ist es einfach nur herrlich im warmen Wasser. Ein
griechisches Pärchen sitzt schon drinnen und wir gesellen uns zu ihnen.
Die beiden erzählen uns, dass bis vor einigen Jahren hier reger Kurbetrieb
herrschte. Man durfte nur unter ärztlicher Aufsicht in die Pools. Die
Gebäude auf dem Areal waren Hotels, Ärztehäuser und ein Badehaus,
in dem man in privaten Marmorpools baden konnte. Die kann man noch erkennen,
sind jedoch im schlimmsten Zustand. Gleich nach der Betriebseinstellung hat
die Plünderei begonnen. Nun ist nichts mehr zu holen und die Natur holt
sich langsam, aber sicher, ihr Revier wieder zurück... In den aufgelassenen
Gebäuden haben sich "Winterflüchtlinge" eingesiedelt,
es gibt wahrlich schlechtere Plätze.
In Thessaloniki sind wir unterwegs zu Zampetas.Wir
haben in den letzten 5 Jahren immer frei gestanden. Camping- oder Stellplätze
gab es nicht und wenn doch, dann waren damit Zeltplätze gemeint. Vorbei
ist es mit der Zeit, wo wir eines von ganz wenigen Wohnmobilen waren. Wo die
Einheimischen mit neugierigen Fingern auf den Amigo zeigten oder wir angestarrt
wurden. Wir sind in Europa und damit auch gleich mitten im Campingtourismus
gelandet. Bei Zampetas stehen 20 Wohnmobile oder Wohnwagen zum Verkaufen oder
sind zum Überwintern eingestellt. Wir sind nur mehr eines unter vielen
und gehen in der Masse unter!!
Von Martina & Sven haben wir erfahren, dass auf diesem kostenlosen Stellplatz
unter anderem eine Waschmaschine zur Verfügung steht. Das ist auch schon
der Grund, wieso wir nun hier parken. Die letzte Waschmaschine hatten wir
in Thailand... seitdem waschen wir alles händisch. Im Winter mit den
dicken Hosen und langen Hemden gar nicht so einfach. Seit wir diese Neuigkeit
in Georgien erfahren haben, horten wir nun die Schmutzwäsche. Gleich
nach dem Ankommen, wird die erste Maschine gefüllt und eingeschalten.
Nach einer Stunde, als Verena die Wäsche aufhängen will, bemerken
wir, dass die Waschmaschine nicht funktioniert, die Wäsche ist patschnass
aber noch immer schmutzig. Enttäuscht und auch leicht angesauert, denn
es ist bereits 19.00 Uhr, machen wir uns an die Arbeit. Was sollen wir mit
der nassen Wäsche sonst machen? Morgens hängen die gefrorenen Hosen
an der Leine, war deutlich im Minus letze Nacht.... Die geplante Sightseeing-tour
verschieben wir auf Montag, denn wir sind fast den ganzen Sonntag damit beschäftigt,
die restliche Wäsche zu waschen - händisch natürlich.
Von den beiden netten Zampetas Brüdern bekommen
wir viele Infos zu Thessaloniki. Sie sind beide in Deutschland aufgewachsen
und haben auch ihre Ausbildung dort gemacht. Ihn ihrem Geschäft gibt
es unzählige Campingartikel und was nicht vor Ort ist, wird umgehend
aus Deutschland bestellt.
Gleich nebenan ist eine Bushaltestelle, von wo aus wir in die Innenstadt gelangen.
Thessaloniki ist die 2. größte Stadt des Landes. Wir bummeln die
kilometerlange Promenade entlang. Alexander der Große hat hier Halt
gemacht. Die netten Cafes an der Promenade sind brechend voll. Uns fällt
auf, dass im Cafe fast niemand mit dem Smartphone beschäftigt ist, alle
sind am Quatschen. Trotz der Krise, lassen sich die Griechen ihre Lebensfreude
nicht nehmen und das finden wir toll!
Aber noch geiler ist: Der "Schtarfak coffee" ist gähnend leer!!!
Cappuccino gibt es hier in Griechenland ab €1,50 und nicht um 3 bis 4,-
Euros und dazu noch die obligatorische Quittung mit inkludierten 24% Mwst!!
Auch die Griechen haben nun Registrierkassen.
Tags darauf verlassen wir die Stadt und landen nach einmal falschen Abbiegens prompt in der Altstadt. Rechts von uns ein Lkw-Fahrverbotsschild, das ist nicht so schlimm, denn wir sind ja ein Wohnmobil. Doch die Straße ist eng und die Kurven auch. Wolfi zirkelt den Amigo souverän vorbei an den parkenden Autos und den überhängen Balkonen. Als wir die große Hauptstraße erreichen, sind wir beide doch etwas erleichtert.
Griechenland hat 78% Gebirgsanteil und wird somit als Gebirgsland eingestuft. Die Straße abseits der Autohbahn ist kurvig und sobald wir ein paar Hundert Meter höher kommen kommen, liegt sofort Schnee und das Thermometer geht deutlich runter. Es gibt sogar 19 Wintersportgebiete in diesem Land, unglaublich das hätten wir nicht gedacht - haben wir wieder was gelernt, wird es gemeinhin alleine auf seine unzähligen Strände reduziert! Fahren doch die meisten Erholungssuchenden zum Sommerurlaub in dieses Land. Olivenhaine wechseln sich mit unzähligen Solaranlagen ab.
Als wir bei Thermopyles die Autotüre öffnen,
weht uns ein leichter Geruch nach faulen Eiern um die Nase. Ja, hier sind
wir richtig, Thermalquellen mit schwefelhaltigem Wasser. Das heiße Wasser
vom Wasserfall sorgt für den permanenten Wasseraustausch in den Pools.
Wir lassen uns vom Wasserstrahl den Rücken massieren und genießen
das warme Nass im Naturpool bei Außentemperaturen von ca. 5°C.
Nur wenige Meter entfernt steht Spartas Monument. Eigentlich sind die Thermopyles
bekannt durch die Schlacht der 300, die hier vor fast 2.500 Jahren stattgefunden
hat. 300 Spartanen haben gegen den persischen Götterkönig Xerxes
(dessen Heer aus Hundertausenden bestanden hat) gekämpft. Nach 3 Tagen
haben die tapferen Spartanen die Schlacht verloren. Abends haben wir Kinoabend
und schauen uns die Hollywoodverfilmung von "300" an.
Hinter den Thermalquellen steht ein altes Gebäude, welches vielleicht
einmal ein Hotel war, indem nun Flüchtlinge leben. Die Jungs und die
Männer vergnügen sich im warmen Wasser, sie haben es hier deutlich
besser erwischt, als die anderen Flüchtlinge, welche wir in einem Lager
in den kalten Bergen gesehen haben. Das waren aber dann auch schon die einzigen
Flüchtlinge, die wir in den 4 Wochen zu sehen bekamen...
In Piräus parken wir den Amigo auf dem "Port-Stellplatz" bei Mary ein. Wasseranschluss, free WIFI und ein akzeptabler Preis runden das Angebot ab. Gegenüber ist die Metro, die uns in ca. 15min bis mitten in die Altstadt bringt. Das Wetter ist uns hold, denn die nächsten Tage scheint die Sonne. Vor der Metrostation haben sich die Obdachlosen ihren Platz gesichert. Es sind viele Bettler unterwegs, auch in der Metro versuchen mittellose Menschen alles mögliche für kleines Geld zu verkaufen, um den Bauch vollzubekommen. Die bettelnden Menschen sind nicht etwa Flüchtlinge, sondern Einheimische die einfach nicht genug zum Leben haben. Wenn man überlegt, dass wir nun in einer europäischen Stadt unterwegs sind, ist es doch sehr erschreckend. Nebenbei noch der viele Müll, der überall im ganzen Land herumliegt. Ja, Müllentsorgung ist teuer und dass sich das krisengebeutelte Griechenland hier im Moment schwer tut, ist irgendwie noch verständlich. Doch was schwer zu akzeptieren ist, dass die Menschen den Abfall anstatt in den Mülltonnen zu leeren, einfach irgendwo in die Gegend kippen, denn Mülltonnen stehen überall! Auch die graffitibeschmierten Hauswände, Eingänge, Fahrzeuge, Fensterscheiben schockieren uns. Den ganzen Weg in die Innenstadt begleitet uns diese "Kunst".
Die Plaka (Altstadt) ist schön renoviert
und gestaltet worden. Die Altstadt ist rund um die archäologischen Ausgrabungsstätten
aufgebaut und integriert diese. Nette Cafes und gemütliche Restaurants
neben dem Hephaistos Tempel. Flohmarkt und Souveniergeschäfte gegenüber
der geschichtsträchtigen Agora. Die enge Altstadtgasse mündet durch
ein 2.500 Jahre altes Säulentor in die Hauptstraße. Schicke Villen
gegenüber dem Dionysos Theater. Wo man nur hinschaut und hintritt, verfolgt
einen die antike Geschichte Grichenlands - die Wiege Europas - aufgrund der
herausragenden Leistungen in der Literatur, Naturwissenschaften und Philosophie.
Wer kennt nicht Sokrates, Platon oder Aristoteles. Der Begriff "Demokratie"
wurde in Athen um ca. 450 v. Chr. erfunden und weiterentwickelt.
Athen ist ganz untypisch für eine europäische Hauptstadt. Keine
Wolkenkratzer aus Glas und Metal, so weit das Auge reicht sieht man ein weißes
Häusermeer. Es gibt einige wenige Ausnahmen, die wir aber nicht zu sehen
bekommen. Lt. Gesetz darf kein Gebäude die Akropolis überragen.
Perikles (griechischer Staatsmann im 5.Jhdt. v. Chr.) hat weder Kosten noch Mühen gescheut, um die Akropolis neu aufbauen zu lassen, nachdem die frühere Befestigungsanlage in einem Krieg gegen die Perser in Schutt und Asche gelegt worden war. Es entsteht eine Stadt aus Tempeln auf dem heutigen Stadthügel Athens. Diese bemerkenswerten Bauten aus riesigen Marmorblöcken, Säulen, Kassettendecken aus Marmor, Statuen u.v.m. kann man heute noch bestaunen. Es ist schwierig vorzustellen, wie sie dazumal mit vergleichsweisen primitiven Arbeitsgeräten solch kolossiale Bauten errichten konnten. Sie sollten auch noch mit Gold überzogen gewesen sein. Es war das goldene Zeitalter, bevor dann Fremdherrschaft, antiker Raub, Unabhängigkeit, Besucher und Erdbeben ihren Tribut gefordert haben. Doch das Schlimmste war der Beschuss der venezianischen Flotte von 1687, welcher die Türken vertreiben sollte. Die Osmanen hatten aber ihr Schießpulver im Parthenon verwahrt, und somit gab es eine große Explosion und einen Brand, der 2 Tage anhielt und einen Großteil der Gebäude zerstörte.
Das Parhtenon war das größte und eindrucksvollste Bauwerk innerhalb
der Akropolis. Er war der Göttin Athena geweiht und er war das Machtzentrum
der Stadt.
Das Theater von Dionysos ist noch gut erhalten.
Im goldenen Zeitalter hatte es eine enorme Bedeutung, denn es wurden nicht
nur Tanz- und Musikspektakel veranstaltet, hier durften Sophocles und Euripides
ihre Stücke aufführen. Die Geburt des Drama. Dafür strömten
tausende von Menschen in das Theater, bis zu 17.000 hatten Platz.
Die Agora ist der Marktplatz, an dem sich die Athener zur öffentlichen
Abstimmung trafen. War jedoch der jährliche Gerichtstag - und sollte
vielleicht jemand verurteilt werden, der dem Stadtstaat gefährlich werden
könnte, dann geschah das geheim. Papier war für das gemeine Volk
zu teuer, so wurden Tonscherben mitgebracht, auf denen der Name des Verurteilten
eingeritzt wurde..
Hephaistos Tempel wurde dem Gott der Metallverarbeiter geweiht. Rundum waren
die metallverarbeitenden Betriebe angesiedelt. Er ist der besterhaltendste
dorische Tempel in ganz Griechenland.
Wir kommen gerade noch rechtzeitig zur Ablöse der Wache vor dem Präsidentenpalast. Mit ihren Röcken und Quasteln auf den Socken und Schuhen sehen sie schon irgendwie komisch aus. Mit großen schwingenden Schritten stampfen und schleifen sie mit ihren nägelbesetzten Schuhen über den Boden. Nun stehen sie hier absolut regungslos eine Stunde lang, dann kommt die Ablöse.
Wir besorgen das günstigste Fährticket
für uns und den Amigo für die Überfahrt nach Kreta bei Athina
am Schalter von "Piräus Travel" direkt bei Tor Nummer 4. Morgen
abend um 21.00 Uhr geht es los. Als wir abends in den Bauch der großen
Fähre fahren, meint man in einem Parkhaus zu sein. Die Einweiser winken
uns in den 1. Stock. Es fahren fast ausschließlich Sattelschlepper auf
die Fähre, kurz darauf kommt die Zugmaschine wieder raus. So also werden
all die Produkte, die auf der größten Insel Griechenlands gebraucht
werden, transportiert.
Im Amigo dürfen wir nicht bleiben, wir haben uns deshalb einen Fliegersitz
gebucht, die aber so richtig unbequem sind, da man sie nur ein klein wenig
verstellen kann. Schlussendlich liegen wir am Boden, so wie die meisten anderen
auch und denken an den Apollo, der bestimmt das bequemste Bett an Bord hat,
da er in seinem Körbchen im Amigo schlafen darf.
KRETA
Um 6.00 Uhr morgens erreichen wir Kreta. Bevor
es mit der Inselerkundung losgehen kann, schlendern wir noch durch die Hafengegend
und die Altstadt von Heraklion. Alles ist im Winterschlaf, nur wenige Geschäfte
haben geöffnet. So stocken wir beim Lidl auf und verlassen die Stadt
Richtung Osten.
In Elounda parken wir uns an den Strand und unternehmen tags darauf eine Wanderung
auf die Insel Kolokythas. Die Sonne strahlt vom dunkelblauen Himmel, es ist
richtig warm. Die Softshelljacken können wir im Schrank lassen. Wir staunen
über das glasklare Wasser, man kann bis zum Boden sehen. Immer der Küste
entlang bis zur kleinen Kapelle Agios Lukas, wo wir Pause machen und einfach
nur dasitzen und in die Sonne grinsen. Jetzt nach dem Winter mit dem Regen
ist hier alles grün, das freut besonders die vielen Ziegen und Schafe,
die überall frei herumlaufen.
In Ellounda ist zufällig Wochenmarkt und wir decken uns mit frischen
Gemüse und Obst ein. Der Geschmack ist um Welten besser und auch noch
günstiger als im Supermarkt, wissen wir das nun auch! Bevor es wieder
nach Hause geht, genießen wir noch einen griechischen Kaffee auf der
Promenade am Hafen. Anfang Februar kurzärmlig im Freien auf der Terrasse
- einfach nur herrlich!! Getoppt wird das ganze nur noch vom Sonnenaufgang,
der das spiegelglatte Wasser zum Leuchten bringt.
Nur wenige Kilometer entfernt ist der nette Ort
Plaka. Wir sind die einzigen, die auf dem großen Parkplatz parken. Es
ähnelt eher einem Geisterdorf, nur wenige Menschen tummeln sich hier
rum. Ein einziges Restaurant hat geöffnet und die kleinen Läden
sind alle noch geschlossen. Ein Grieche ist gerade am Herrichten seines Restaurants
und er erzählt uns, dass im März das Saisongeschäft langsam
losgeht, vorerst jedoch nur am Wochenende, meint er.
Wolfi leutet die Badesaison ein, nach dem Joggen wirft er sich ins kalte Nass.
Er ist nicht der einzige, eine tapfere Frau kommt jeden Tag zum Schwimmen
vorbei. Von Plaka aus wandern wir bis zum Kap hoch, wo neben einem Windpark
die St. John Kapelle steht. Apollo meistert das bravorös und ist kaum
im Zaum zu halten, deshalb kommt er an die Leine, denn wir müssen ja
auch noch zurück gehen...
Gegenüber von Plaka, direkt vor uns, liegt die Insel Spilalonga. Im Sommer
lassen sich die Touristen rübershippern, um die ehemalige Leprakolonie
zu besuchen, die eine gewisse Berühmtheit erlangt hat. Gebaut als ein
Verteidigungsfort von den Veneziern, in der osmanischen Zeit bekannt durch
sein Schmuggelparadies und Anfang des 19. Jhd. als sich Kreta mit Griechenland
zusammenschloss, wurde es zur Leprainsel. Dazumal gab es noch keine Medikamente
gegen diese schlimme Krankheit und somit wurden alle Betroffenen auf diese
Insel gesperrt, jedoch mit medizinischer Hilfe, Geschäften und Wohnhäuser.
Familie und Verwandte durften sogar hin und wieder zu Besuch kommen, mussten
aber hinterher durch eine Desinfektionsschleuse gehen, bevor es wieder mit
dem Boot auf das Festland ging. 1953 wurde diese Insel menschenleer, nachdem
Medizin gegen Lepra gefunden wurde und die Kranken die Insel als wahrscheinlich
glücklich Geheilte verlassen durften.
Eine Nacht bleiben wir in Agios Nikolaios, eine schöne Stadt mit reizvollen Gassen und einem kleinen pittoresken See. Wir bummeln daran entlang und über den Yachthafen zurück, dabei werden wir beinahe vom "Winde verweht". Fast aus dem Nichts hat es angefangen zu winden, das einem Hören und Sehen vergeht. Bei solch einem Wetter schickt man keinen hinaus, außer vielleicht Surfer und Kiter.
Die schöne kleine Bucht von Tholou haben
wir für uns ganz alleine. Obwohl hier ein "Camping verboten"
Schild steht, meint der Handwerker, der gerade eine Terrasse neu gestaltet,
dass es kein Problem sei, wenn wir uns hier für ein paar Tage niederlassen.
Gesagt getan, niemanden stört es und wir genießen die herrliche
Ruhe.
Wir spazieren durch den Olivenwald ins Dörfchen Kavousi. Obwohl die Erntezeit
schon 2-3 Monate zurückliegt, sind trotzdem noch verhältnismäßig
viele Früchte am Baum. Von allen Seiten hört man Motorsägengeknatter.
Der Bauer im Dorf erzählt uns, dass die Olivenbäume ca. alle 3 Jahre
radikal zurückgeschnitten werden müssen und heuer ist es in diesem
Hain soweit. Seine Motorsäge ist ein etwas älteres Modell, eine
Echo aus den 80ern. Ja warum nicht - solange sie läuft?
Der Frühling hat bereits eingesetzt, die Blumen strecken ihre Blüten
in die Sonne und es leuchtet bunt. In jedem Garten stehen mindestens ein Olivenbaum,
sowie ein Zitronen- und ein Orangenbaum, welche nun vollauf mit Früchten
sind. Die Zitrusbäume blühen und verbreiten einen erfrischenden
Geruch.
Wir kaufen wieder Orangen. 10kg sind 21 Früchte, rechnerisch fast 1/2
kilo pro Orange, doch einige davon sind deutlich schwerer. Wir haben noch
nie so gute, große und saftige Orangen gegessen. Schon beim Öffnen
rinnt der Saft über unsere Finger, herrlich! Man hat das Gefühl,
als ob die Schale die Frucht gerade eben noch zusammenhält. Nach 2 Stück
sind wir vollkommen satt.
Von Kavousi aus sind
wir unterwegs in die Mesonas Schlucht. Kretas Wanderwege sind ausgezeichnet
beschriftet und markiert, am Startpunkt sind sehr übersichtliche Schautafeln
angebracht und unsere Navigations App hat die Wanderwege auch noch drauf,
was soll da noch schief gehen?
Auf den Weg dorthin treffen wir auf den weltältesten Olivenbaum, er ist
ca. 3250 Jahre alt, wenn der reden könnte....der hätte bestimmt
viele Geschichten zu erzählen. Der Weitwanderweg E4 der Kreta von West
nach Ost quert, führt ebenso hierher.
Wir folgen dem alten Bewässerungskanal, der
das kostbare Nass von der Schlucht auf die entfernten Felder leiten sollte.
Es muss eine schweißtreibende und gefährliche Arbeit gewesen sein,
diesen Kanal zu betonieren und den schmalen Weg aus Steinen in diesem unwegsamen
Gelände zu errichten. Keine Ahnung, ob der Kanal noch in Verwendung ist,
jedoch der schmale Pfad entlang wird zu einem abenteuerlichen Wanderweg. Eine
Kurve später wissen wir es dann, zwei Einheimische sind mit Krampen und
Schaufel beschäftigt, den verschütteten Kanal wieder zu säubern,
also wird er doch nocht genutzt.
Immer der linken Hangseite des Orno Gebirges entlang geht es stetig bergauf
in die Schlucht hinein. Nach jeder Biegung eröffnen sich uns atemberaubende
Ausblicke steil hinunter in die enge Schlucht und bis hinaus auf die Mirabelou
Bucht. Die Schlucht mündet in einem kleinen Kessel wo man noch alte Terrassenfelder
erkennen kann, die heutzutage aber nicht mehr bewirtschaftet werden. In einem
aufgelassenen Dorf machen wir Pause. Es ist leicht zu verstehen, weshalb die
Menschen ihr beschwerliches Leben hier aufgegeben haben und höchstwahrscheinlich
in die Ebene gezogen sind. Alles was zum Leben gebraucht wurde und alles was
zum Verkauf bestimmt war, musste auf Eselspfaden hinunter ins Dorf Kavousi
gebracht werden. Über eine neu angelegte Schotterstraße geht es
in einem Bogen zurück zum Ausgangspunkt, davor biegen wir allerdings
rechts ab und wandern der reizvollen Havgas Schlucht entlang nach Kavousi.
Nach 18km erreichen wir ganz schön müde unser rollendes Zuhause.
Wir sind am östlichsten Zipfel der Insel
angekommen. Der Wind bläst uns mit bis über 40km/h um die Ohren,
dichte Wolken verdecken die Sonne.
Das Kloster Toplou sieht eher wie ein Fort aus. Eine kleine Kirche im Innenhof
wird uns von einem netten Griechen geöffnet. Er erzählt uns ein
wenig von der Geschichte des Klosters und führt uns durch den Innenhof.
Immer wieder erwähnt er, dass wir doch im Sommer vorbeikommen sollen,
da wäre das Museum und das Geschäft geöffnet, im Winter ist
es geschlossen. Wir könnten jedoch im Internet alles nachlesen und auch
das Museum sei dort beschrieben. Olivenhaine, Weingärten und Ziegen gehören
auch zum Kloster, in dem noch 2 Mönche und 2 Popen leben.
Den Palmenstrand Vai haben wir für uns ganz alleine. Leider ist es viel zu kalt, um sich ein Badetuch zu schnappen und unter eine der vielen Palmen zu liegen. Der große Parkplatz lässt erahnen, dass in den Sommermonaten die Hölle los sein muss. Schilder €2,50 für`s Parken oder €4,- für das Sonnenbett betreffen uns derzeit nicht.
Rund um Zakros sollte das beste Olivenöl
Kretas herkommen. Also machen wir Halt bei einem kleinen Lebensmittelgeschäft
im hübschen Dorf Zakros. Feta, eingelegte Oliven, etwas Gemüse und
wir entdecken heimisches Olivenöl, welches wir auch gleich erstehen.
Ja, der griechische Salat mit diesem Öl ist wirklich ein Hit. Oder sinds
die Oliven? Oder der frische Feta? Gemeinsam sind sie Stark!!
In Kato Zakros finden wir einen netten Platz nur
wenige Meter vom Meer entfernt in einer Wohnwagenschrebergartensiedlung. Kaum
haben wir den Motor abgestellt, sind wir schon von den erholungssuchenden
Kleinstädtern aus Ierapetra, die hier jedes Wochenende verbringen, auf
einen selbstgemachten Raki eingeladen. Dabei erfahren wir, dass wir jetzt
im alten Hafen parken. Zur Zeit der Minoer war hier der wichtigste Handeslumschlagplatz
der Insel. Die Minoer waren die erste Hochkultur Europas und haben hier ca.
2000 v. Chr. gelebt. Das ist nun ja schon etwas her und der Hafen mittlerweile
trocken, da nehmen wir doch gleich noch einen Raki drauf!!
Gleich am Dorfende beginnt die Wanderroute durch das Tal der Toten, wie die
Schlucht heißt. Der Name kommt nicht von Karl May, der seinerseits Old
Shatterhand und Winnetou dorthin schickte, nein vielmehr haben die Minoer
hier ihre Toten in den Höhlen der steilen Felswände bestattet.
Endlich, nach fast einer Woche, hat sich der kalte Nordwind gelegt und es
ist richtig frühlingshaft. Uns kommt es vor, als ob es jeden Tag grüner
werden würde, die Blüten der Obstäume kommen langsam raus und
viele bunte Blumen sprießen aus den Boden. Wir sind zu warm angezogen
und schon bald verschwinden die Jacken in den Rucksäcken. Entlang des
Weges wechseln sich wilde Oregano- und Thymianbüsche ab. Beim Pflücken
riecht es herrlich. Unsere Stoffsäcke sind prall gefüllt mit frischen
Kräutern. Tal des Oreganos vieleicht? Kurz vor Zakros zweigt der Weg
ab zur alten Straße hinunter zum Strand und uns eröffnet sich ein
cooler Ausblick auf die Bucht.
In Zakros bleiben wir erst mal ein paar Tage und erkunden die Umgebung, da es einige schöne Wandertouren von hier aus geben sollte.