Thailand - Norden
Hier ist derzeit das Militär an der Macht, der 19. Putsch seit 1932. Das Parlament wurde abgesetzt, das Kriegsrecht ausgerufen und irgendein General hat sich an die Spitze der Regierung gesetzt. Rundfunk- und Fernsehstationen mussten ihre Sendungen einstellen, Websiten wurden gesperrt. Ausgangssperre von 22.00 - 05.00 Uhr. Das alles klingt nach tiefstem Afrika, ist aber gerade eben hier in Thailand am Laufen. Nachdem sie in der ersten Woche nach dem Putsch die Ausgangssperre in den wichtigsten touristischen Orten bereits wieder aufgehoben haben, gibt es sie mittlerweile im ganzen Land nicht mehr. Mal sehen was da nun so auf uns zukommt.
Wir sind zurück im "Land des Lächelns" aber wir tun uns verdammt hart damit, denn wir haben das erste Mal einen korrupten Beamten an der Grenze, der für seine harte Arbeit 100,- Baht von uns will. Wir bezahlen, da wir nicht sicher sind, was sich inzwischen hier im Land geändert hat und er uns bereitwillig eine Quittung über den Betrag ausstellt.
Gleich nach der Grenze stehen Verkaufsstände mit süßem Klebreis
in Bambusrohren gefüllt und gegrillt am Rande der Schnellstraße.
In Laos hat sich Verena in den Klebreis, den es in verschiedensten Varianten
von süss bis pikant gibt, verliebt und so machen wir einen Halt und kaufen
ein paar Stangen. Nein, die Verkäuferin bereitet sich nicht auf einem
Banküberfall vor, sondern will sich einfach nur vor der Sonne schützen.
Weiße Haut ist das Schönheitideal schlechthin, je weißer,
desto besser und es hat eh nur 34°C im Schatten.
Zuerst fahren wir nach Kalasin, den Weg kennen
wir mittlerweile schon sehr gut. Ist es doch erst 2 Monate her, als wir hier
unsere neuen Reifen in Empfang genommen haben. Unser bestellter Reifen sollte
schon auf uns warten und das tut er auch. Die Jungs haben auch gleich Zeit
und bald steht Amigo mit 3 fast neuen und 1 nigelnagelneuen Reifen bereit
zum Weiterfahren.
Von Laos hat sich noch jede Menge an Schmutzwäsche angehäuft, denn
wir haben fleißig gesammelt, da es in Thailand die wunderbaren Waschsalons
gibt. 3 Maschinen brauchen wir und glücklicherweise ist unsere Wäscheleine
lang genug ;-) Im Gegensatz zu Vientiane ist es hier 200 km südlicher
in Kalasin sonnig, trocken und auch die Luftfeuchtigkeit deutlich niedriger.
Im Handumdrehen ist die Wäsche trocken. Nachts ist aber doch auch recht
warm hier.
Die nächste Nacht verbringen wir bereits in etwas höherer Lage, am Parkplatz vom Nam Nao NP. Wir wandern zum Wasserfall, der nur leider kein Wasser führt, da wir erst am Beginn der Regenzeit sind. Auf fast jedem Baumstamm sehen wir haarige Raupen. Es wäre interessant zu wissen, welcher Schmetterling da wohl rauskommen wird. Der 15 cm lange Tausendfüssler geht in Schutzstellung, als wir ihn anstupsen.
Wir sind, auf der Suche nach einem Stellplatz
für die Nacht. Wir biegen von der Hauptstraße ab, als wir auf einen
großen Parkplatz treffen, der zu einer gewaltigen Anlage gehört.
Ein riesiges Areal mit einem Turm in Lotusblütenform gebaut, einer 5köpfigen
Buddhastatue, die auf dem Dach eines mehrstöckigen Baus thront und rundum
ein liebevoll angelegten Garten. Die Bauten sind alle sehr verspielt und mit
Millionen von Mosaiken beklebt, darunter befinden sich von Knöpfen, über
Teller und Tassen bis Fliesen, Murmeln und weissgottnochwas alles. Gaudis
und Hundertwassers "Erben" haben sich hier ausgetobt. Wir sind fasziniert
von dieser überwältigenden Anlage. Es muß doch ewig gedauert
haben, all die Flächen zu bekleben. Ganz fertig sind sie auch noch nicht,
denn die Farbe vom letzten Buddha fehlt noch und darunter sind sie noch am
Ferigstellen einzelner Säle.
Dennoch stellen wir uns die Frage, was denn das sei? Definitv ein Platz zum
Ruhe finden. Werden hier Selbstfindungsseminare angeboten oder wird das von
einer Sekte geführt? Nirgendwo ist ein Hinweis über den Sinn der
Anlage zu finden. Letztendlich finden wir aber doch ein Plakat, auf der "Dream
Destination" steht und eine Website dazu: www.phasornkaew.org
Jawohl, es ist ein Traumreiseziel, aber für was und wen? Jedenfalls geniessen
wir das Ambiente und die tollen Mosaikarbeiten.
Sukothai
ist unser nächstes Ziel. Als wir im Geschichtspark
Sukothai um die Kurve biegen, sehen wir einen Peugeot mit französischem
Kennzeichen am Parkplatz. Die Besitzer kommen gerade von der Sightseeing-Radltour
zurück. Es sind schon 5 Fahrräder hier und noch immer kommen Personen
auf Fahrrädern angefahren und stoppen beim Bus. Verena zählt sie
alle und kommt auf 8 Personen, 2 Erwachsenen und 6 Kinder. Die reisen alle
in diesem Bus? Wie haben sie Platz? Wir wissen mittlerweile, dass sehr viel
möglich ist, wenn man nur will, aber man lernt immer noch dazu. Wir lernen
diese nette Familie kennen und sie erzählen uns, dass sie von VAE nach
Malaysia verschifft haben. Normalerweise reisen sie noch mit einem kleinen
Wohnwagen hintendrann, damit sie mehr Platz haben. Da sie aber nun nach Laos
unterwegs sind und gehört haben, dass die Straßen dort sehr schlecht
seien, haben sie den Wohnwagen bei Bekannten in Bangkok zurückgelassen.
Nun müssen sie halt ein bißchen zusammenrücken, denn sie schlafen
alle im Bus. Ein Jahr haben sie sich Auszeit genommen, die Eltern würden
gerne noch länger reisen, aber die beiden älteren Kinder freuen
sich bereits schon wieder auf ihre Freunde und die Schule.
Wir verbringen einen netten Abend miteinander und bekommen von ihrem musikalischen
Talent einige Kostproben. 8 Leute im Bus sind nicht genug, sie haben auch
noch Platz für 2 Akkordeons, 1 Gitarre, 1 Trompete, 1 Tamburin und 1
Flöte. Sie sind begeisterte Musiker und spielen unter anderem baskische
Volksmusik für uns.
Da sie nur noch knappe 3 Monate hier in Asien Zeit haben, bevor es wieder nach Frankreich zurückgeht, sind sie etwas in Eile und verlassen am nächsten Tag Sukhothai.
Von Mitte des 13. bis ins späte 14. Jahrhundert blühte das Königreich
von Sukhothai auf. Es wird auch als "goldenes Zeitalter" bezeichnet,
weil Kunst, Schrift, Religion und Literatur gefördert wurde, unter anderem
wurde hier die thailändische Schrift entwickelt und Sukhothai wurde zur
Hauptstadt. In diesen 200 Jahren regierten hier 9 Könige und jeder von
ihnen ließ Klöster und Chedis (Stupas) bauen, sodass das Areal
immer größer wurde. In dieser Sukhothai-Dynastie war das Königreich
größer, als es das heutige Thailand ist.
Es wurde im Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen und einige Überreste wurden
restauriert. Typisch für die Architektur ist der Lotusknospen-Chedi (ein
Denkmal in Form einer Bergspitze) und vielen Buddhas.
Wir schwingen uns auf unsere Fahrräder, denn das ist das beste Fortbewegungsmittel.
Es macht Spaß über die schön angelegten Wege mitten durch
den Park mit den Klosterruinen zu radeln. Die Gärten und Rasenflächen
mit ihren großen, schattenspendenden Bäumen sind wunderbar gepflegt.
Rund um die Klostergebäude gibt es Wassergräben und dazwischen immer
wieder kleine Seen, in denen nun gerade Lotusblüten und Seerosen blühen.
Dieses Wochenende findet der jährliche Marathonlauf in Sukhothai statt, ein großes Event mit Musik-Licht-und Tanzshow am Abend inmitten der Ruinen. Es ist eine gewaltige Kulisse. Leider wird nur auf thailändisch durch die Show geführt, aber über das Schauspiel kann man erahnen, dass sie vom berümtesten König Sukhothais, Ramkhamhaeng, erzählen. Ihm soll die Entwicklung der thailändischen Schrift zugeschrieben werden. Die Schauspieler in aufwendigen Kostümen, führen uns die klassischen Tänze vor, die Finger werden dabei in alle Richtungen gedreht und gewendet. Wieder einmal sind wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Wir fahren nach Mae Sot und entlang der burmesischen Grenze hoch in den Norden von Thailand. So wie auch in Laos sind die Menschen hier mit dem Wässern, Pflügen und dem Setzen vom Reis beschäftigt. Wenn sie keinen Reis anbauen, dann Mais oder Soja.
Es ist eine abgelegene Gegend, wenig Menschen
und eine kurvenreiche Strecke. Meistens haben wir den Fluß, der die
Grenze Thailands zu Myanmar bildet in Sichtweite. Die Landschaft und auch
die Häuser, die wir von hier aus sehen, schauen auf beiden Seiten gleich
aus, dennoch sind es 2 unterschiedliche Länder.
Alle paar Kilometer haben wir Check-posts von der Armee oder der Polizei.
Es ist die Gegend, in der die vielen burmesischen Flüchtlinge von der
Volksgruppe der Karen in den Flüchtlings Camps leben.
In den 80er Jahren hat das burmesische Militär
die Karen vertrieben. Viele sind getötet worden und noch heute werden
sie verfolgt. Jene die sich über die Grenze nach Thailand retten konnten,
leben nun hier in den Camps. Auf den ersten Blick erkennt man sie gar nicht
als Flüchtlingscamps. Es sind Bambushütten und das Dach mit Teakblätter
gedeckt, wie es in der ganzen Provinz üblich
ist. Beim genaueren Hinsehen sieht man erst den Stacheldrahtzaun drumherum,
mittlerweile durch die Vegetation überwachsen. Hier in Thailand haben
die Flüchtlinge keine Rechte. Sie dürfen ihr Camp nicht verlassen,
nicht arbeiten gehen um ihre Familien zu ernähren. Sie sind zum Nichtstun
verdonnert und auf Hilfsdienste von außen angewiesen.
Das größte der angeblich 9 Flüchtlingslager, die es hier entlang
der Grenze gibt, ist erschreckend groß. Ca. 3km fahren wir an einem
Zaun entlang, alle paar hundert Meter ein Kontrollposten. Angeblich sollen
60.000 Menschen hier leben.
Die Straße wird immer kurviger, ein stetiges bergauf und -ab. Wir fahren durch einige kleine Dörfer. Hier ist das Leben so ganz anders als in Zentral- oder Südthailand. Viele ethnische Minderheiten leben hier ein einfaches Leben, welches mit harter körperlicher Arbeit einhergeht. Neben der Straße werden große Bambussprossen und diverse Wurzeln aus dem Dschungel, die wir nicht kennen, angeboten.
Der Dschungel ist ziemlich dicht und es ist ein unendlicher Kampf, Mensch gegen Dschugel. Viele umgefallene Strommasten, weil sie dem Gewicht der Schlingpflanzen nicht mehr widerstehen können, die sich an den Kabeln hochziehen. Die Stromleitungen sieht man kaum, man kann sie nur unter dem üppigen Grün erahnen, welches unglaublich schnell wächst. Auch die Straße, wenn sie nicht regelmäßig gepflegt wird, holt sich der Dschungel wieder zurück. Diese Straße ist nicht viel befahren und so wird sie an manchen Abschnitten recht schmal. An einer Stelle müssen wir die dicken Äste mit unserer Handsäge abschneiden, damit der Amigo drunter durch passt.
Wir unternehmen eine Wanderung zum Mae Ngao NP. Die wilden Bananenpflanzen sind gerade am Blühen. Ob man diese Bananen dann auch essen kann?
Die Flora und Fauna ist schon bemerkenswert. Was hier alles blüht, wächst,
gedeiht und krabbelt. Wenn man die Augen etwas offen hält, sieht man
einiges. Die Spinne hat ein Netz gewebt und noch weißes Zick-Zackmuster
in den Ecken, damit sie für die Feinde größer und gefährlicher
erscheint.
Wir kommen durch ein Dorf, wir hören die Hunde schon von weitem bellen.
Was die Frau hier wohl im Reisfeld sammelt? Was wird sie daraus kochen? Landkrabbencurry
mit Klebreis wahrscheinlich.
Wir sind auf dem Weg nach Mae Hong Song, als Wolfi
plötzlich eine Vollbremsung hinlegt. Auf der rechten Seite hinter dem
hohen Zaun steht eine Reihe von orangen Steyr-Lkws. Am Eingangstor fragt er
ganz höflich, ob er sich diese Lkws mal ansehen könnte, schließlich
sind sie "from my country". Die Lkws sind schon seit 30-35 Jahren
im Einsatz beim Straßenbau. "Very strong, very good quality",
sagt der Mechaniker ständig. Bis jetzt waren sie sehr zuverlässig,
aber nun fangen die Wehwechen an, hier ist die Lagerung von der Walze kaputt,
dort das Differenzial, beim anderen der Turbo und so ist er ständig am
Basteln, damit er aus einigen nicht mehr fahrenden Lastwagen, die anderen
am Fahren hält. Wir bekommen von ihnen ein paar Kunststoffspreiznieten,
die wir gut gebrauchen können und werden versuchen im Gegenzug Ersatzteile
aus Österreich zu vermitteln. Sie sprechen hier kein Englisch und da
wir thailändische Freunde haben die in Österreich leben, werden
wir versuchen, ob wir da was in die Wege leiten können.
Nach gefühlten 560 Kurven erreichen wir Mae
Hong Song. Diese kleine Stadt ist zugleich Hauptstadt der gleichnamigen Provinz
und liegt sehr abgeschieden in einem Tal. Einst ein unabhängiges Königreich,
wurde es im frühen 19. Jahrhundert mit Thailand vereint und ein Ausbildungslager
für Arbeitselefanten. Die meisten Einheimischen sind Shan, die vor ca.
150 Jahren vor den Kämpfen in Burma flüchteten. So ist ein birmanischer
Einfluß in der Stadt spürbar.
Es ist nicht einfach, einen Stellplatz für den Amigo zu finden. Es ist
Sonntag, wir kurven herum und finden einen ebenen, asphaltierten Platz am
Stadion. Am nächsten Morgen werden wir um 6.00 Uhr munter, ein Geschnatter
rund um den Amgio, sodass sogar Verena munter wird, die normalerweise tiefer,
als ein Stein, schläft.
Irgendwann blicken wir verschlafen aus dem Fenster. Hinter unserem Auto haben
sie einen Verkaufsstand mit Getränken aufgebaut. Überall wimmelt
es von Kindern mit Schultaschen. Zig Mopeds fahren vorbei, die Mütter
bringen die Kinder mit dem Auto zur Schule. Ist das große Gebäude
da hinten die Schule? JA! Toller Stellplatz.
Am Nachmittag um 15.00 Uhr beginnt das Spiel von
vorne. Diesmal wird nicht nur ein Verkaufsstand aufgebaut, sondern wir werden
komplett eingekreist. Bei einem Standl gibt es fried rice, Spiegeleier und
Pommes zu kaufen. Beim anderen Stand gibt es Säfte aller Farben, von
grün bis rosarot. Der Verkaufsstand vor uns bietet Würstel und allerlei
fritiertes Zeug an. Alles g`sunde Sachen, auf die sich die Schüler um
16.00 Uhr stürzen, wenn sie die Schule verlassen. Eine halbe Stunde später
ist der Spuk vorbei. Am nächsten Tag zählen wir schon zum Inventar
und wir werden nicht mal mehr richtig munter als die Schüler eintrudeln.
So bleiben wir hier stehen, denn alles ist in Gehweite.
Das Essen hier in Mae Hong Son hat es uns angetan, der köstliche Fisch-Lab
vom Markt am Flughafen ist ein Traum!!! Entlang zur Straße am Flughafen,
befindet sich der Markt für die Freunde der nordthailändischen Küche.
Keine Ahnung, was wir da alles essen, aber gut ist es. Überhaupt essen
wir hier im Norden so ziemlich alles, was gerade frisch hellgrün austreibt,
ob auf Bäumen, Sträuchern oder aus dem Boden. Ob gedünstet
als Hauptspeise, als Beilage oder roh zum Lab. Wenn wir bloß nicht zum
Muhen anfangen, soll`s schon recht sein. Durchfall bekommen wir jedenfalls
keinen.
Wir erkunden die Stadt, besuchen ein paar Wats,
bummeln durch die kleinen Geschäfte und treffen Nee, die Schwester von
Oranuch Klemel, eine Freundin von uns, die mit ihrem Mann Eddy den besten
Buschenschank in Kärnten, den
MOSTHOF, betreiben. Sie war so nett und hat uns ihre Postadresse in Mae
Hong Song zur Verfügung gestellt.
Schon vor einigen Wochen ist der Druckschalter für die Wasserpumpe eingegangen.
Wolfi hat den Schalter in England bestellt und der Brief war keine 10 Tage
unterwegs. Danke schön Nee! Wolfi hat ihn sofort eingebaut und nun macht
das Duschen wieder doppelt Freude, denn niemand muß vor der Badezimmertür
stehen und die Wasserpumpe händisch aus und einschalten. Man gewähnt
sich schon sehr an das bequeme Leben mit den diversen Annehmlichkeiten.
Am Montag beginnt es zu Regnen und der hält für die nächsten 3 Tage an. Wäsche waschen ist nicht das Problem, aber das Trocknen wird zur Herausforderung. Wir haben bereits 94% Luftfeuchtigkeit im Inneren (ohne Wäsche), noch dazu haben wir zu wenig Platz, um sie aufzuhängen. Warum es hier keine Wäschetrockner gibt? In Ländern mit hoher Luftfeuchtigkeit würde sich das ja doppelt auszahlen, aber der einzige, den wir je gesehen haben, steht in Bang Niang, also weit weg. Gegenüber dem Amigo ist ein überdachter Pavillon, an dessen Säulen wir die Wäschleine hängen. Dennoch dauert das Trocknen sehr lange.
Auch unsere Zollpapiere für den Amigo müssen verlängert werden, da wir an der Grenze nur einen Monat Aufenthalt für den Amigo bekommen haben. Im Zollhaus sind wir die zweiten Overländer, die hierher kommen, um dieses Dokument zu verlängern. Die Dame sucht einen Ordner, indem sich solch ein Dokument befindet und zwar von einem schweizer Wohnmobil namens LoGi. Danke an euch, diesmal haben sie schon eher gewusst, was mit diesem Papier zu tun ist. Die netten Beamten haben uns gleich mehrere Monate verlängert. Somit ersparen wir uns die Lauferei um die monatlichen Verlängerungen.
Wir verlassen Mae Hong Song und fahren weiter Richtung Pai. Auf einem Aussichtspunkt bleiben wir über Nacht, da es bestimmt schön kühl werden wird, denn wir sind auf über 800m Seehöhe. Die Frauen verkaufen neben der Straße gegrillten Mais und Süßkartoffel, die herrlich schmecken.
Wir biegen von der Hauptstraße ab und wollen
das Shan-Dorf Mae Lana besuchen. In den Bergen ist man mit einem kleineren
Campingmobil besser aufgehoben. Es gibt auf der gesamten Strecke nur ganz
wenige schöne Stellplätze, an denen man ein paar Tage verbringen
könnte. Oft ist es für den Amigo einfach zu eng oder große,
tief herunterhängende Äste sind im Weg.
Am Checkpost vor dem Dorf hängen die Kabel so tief, sodass Verena mit
der Teleskopstange nachhelfen muß.
Mae Lana liegt wunderschön in einem
Tal, eingekesselt von Kalksteinfelsen. Ein Torbogen am Dorfeingang hat exakt
die Höhe vom Amigo freigelassen, sodass wir genau drunter durchpassen
und im Dorf einrollen, aber die Straße wird immer enger. Die erste Möglichkeit
zum Umdrehen nutzen wir und parken den Amigo gleich neben die Dorfstraße
beim Tor. Wir erkunden das Dorf und die schöne Umgebung.
Wir sind in der Ortschaft Soppong und suchen die
Zufahrtsstraße zur Höhle Tham Lot. Links die Abzweigung nehmen
und der schmalen Straße 9 km folgen. Nur noch die steilen, schmalen
Kurven durch das Dorf und wir haben es bis zum Parkplatz der Höhle geschafft.
Bevor man die Höhle betreten darf, muß man einen Guide für
150,- Baht engagieren. Alle Führer sind weiblich und kommen aus dem Dorf.
Sie sind vom Volke der Shan und verdienen sich so ihren Lebensunterhalt. Ein
gutes Beispiel für einen sanften Tourismus. Wir kaufen das ganze Package,
dass 3 Höhlen und eine Bootsfahrt im Inneren der Höhle beinhaltet,
für 550 Baht. Bevor wir die Höhle betreten, pumpt unser Guide noch
ihr Starklichtlampe auf, damit wir etwas sehen können. Die erste Kalksteinhöhle
ist wirklich faszinierend. Stalagniten und Stalaktiten in verschiedensten
Formen. Von Elefantenköpfen, Pfannkuchen und Popcorn erzählt uns
die Führerin. Was man so alles sehen kann?!? Das sind auch die ziemlich
einzigen Wörter, die sie auf englisch kann. Aber man braucht nicht viel
Worte. Enge Leitern führen uns durch die zweite Höhle. Schon gewaltig,
was die Natur so im Laufe der Zeit erschafft. Und unablässig tropft es
von der Decke und formt weiter. Manchesmal
erscheint im Lichtstrahl eine Spinne, deren Augen leuchten. Verena graut es,
sind doch die Biester gar nicht so klein. Vor allem könnten sie ja überall
sein und man sieht sie nicht. Keine so schöne Vorstellung für Verena,
aber es soll noch besser kommen.
Die Höhle ist insgesamt 1,6km lang. Wir steigen
auf ein kleines Bambusfloß und werden flußabwärts gebracht
zur 3. Höhle. Ein penetranter Geruch liegt in der Luft, der schlimmer
wird, als wir am Ufer ankommen. Wir steigen die steilen Holzstufen zur Sarghöhle
hoch, die zugekleistert ist mit Fledermaus- und Mauerseglergaks. Hier leben
und nisten tausende von Fledermäusen und Mauerseglern. Abends kann man
beobachten, wie die Mauersegler auf Futtersuche fliegen und die Fledermäuse,
die den ganzen Tag über schlafen, zum Nachtmahl ausfliegen. Dracula lässt
grüßen! Sicherheitshalber machen wir heute Nacht im Amigo die Moskitonetze
dicht!! Dies hier ist nun die Sarghöhle. Vor ca. 1.200 - 2.200 Jahren
wurden hier wahrscheinlich ausgesuchte Persönlichkeiten in geschnitzten
Holzsärgen bestattet. Niemand weiß, wem diese Ehre zuteil wurde.
Diese Särge rauf zu schleppen, muß sehr kompliziert gewesen sein.
Waren sie früher auf einem Holzgestell, liegen sie heute einfach am Boden,
die Deckel meist verrottet. Menschliche Überreste sind bereits seit Langem
im Nirvana.
Nach 1000 Kurven von Mae Hong Song, erreichen
wir Pai. Pai ist ein Touristenort, indem sich mehr Touristen als Einheimische
tummeln. Man hat das Gefühl, dass es mehr Unterkünte gibt als Privathäuser.
Dennoch strahlt dieser Ort einen gewissen Charme aus.
Die Auswahl an Bars und Restaurants ist groß.
Den Amigo parken wir neben dem Fluß, eigentlich mitten im Ort, aber
dennoch ruhig. Kee erzählt uns, dass es in der Hauptsaison noch immer
zuwenig Betten für all die vielen Touristen gibt, sodass hier auf diesem
Platz, wo wir nun parken, ein Campingplatz entsteht. Nun schwer vorstellbar,
denn das Gras ist sehr hoch und auch der Wasserpegel ist nicht ohne. Aber
schon am nächsten Tag ist das Wasser wieder zurückgegangen, wir
haben Glück mit dem Wetter. Normalerweise sollte es schon viel mehr regnen,
viele Thailänder klagen über zuwenig Wasser. Hier aber haben sie
reichlich Wasser für die Reisfelder.
Jeden Abend verwandelt sich die Straße Chaisongkhram in eine Flaniermeile
mit vielen Verkaufs- und Essensständen. Es gibt Palatschinken, Burritos,
Burger mit Pommes, Pizza, Fruchtshakes - all die Köstlichkeiten, auf
die die westlichen Touristen abfahren. Wir halten uns eher am nordthailändischen
Essen. Klebreis mit scharfer Auberginenpasta und beef Lab (Rindfleischsalat),
gebratene Schweinswürstchen mit Reis, Gemüsepaste mit kurz gebratenem
Gemüse und dazu bittere Blätter. Die Küche im Norden ist definitv
anders als im Süden, für unseren Gaumen sehr wohlschmeckend.
Nur wenige Meter vom Ortszentrum beginnen die
vielen Reisfelder. Unsere tägliche Spazierrunde mit Apollo führt
uns direkt durch die Felder und so können wir hautnah miterleben, wie
sich die Arbeiten rund um den Reis täglich ändern.
Zuerst brauchen sie Regen bis der Boden weich genug ist, dass er gepflügt
werden kann. Danach wird das Feld unter Wasser gesetzt, damit die Schollen
aufgeweicht und danach geeggt werden können. Das Feld wird nun so lange
geeggt, bis man keine Erde mehr sieht und das Wasser einem etwas dunkleren
Milchkaffee gleicht. Bauer Weewarat hat jede Menge Felder zu bestellen und
so dreht er das Standgas von seinem diesebetriebenen Universalgerät etwas
höher, damit dieses schneller wird. Kraft genug hat er, um im Schlamm
hinter her zu laufen und die Maschine immer wieder zu wenden. Nebenbei sind
die Menschen mit Netzen unterwegs, um die Landkrabben, die vom Pflügen
an die Oberfläche kommen, einzusammeln. Den Reis, den sie schon vor Wochen
auf einem eigenen Feld ausgesät haben, ist mittlerweile zu einer 20cm
hohen Pflanze herangewachsen und kann nun umgesetzt werden. Dafür sitzen
die Leute im Feld und ziehen die Planzen aus dem Boden, binden sie zu Büscheln
zusammen, die dann in den vorbereiteten Feldern ausgesetzt werden. Nun braucht
es nur noch regelmäßigen Regen und der Reis wächst heran.
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