Nepal - Kathmandu
Unseren Amigo finden wir wohlbehalten vor. Nirmala und Basanta geben auf den Helipad Acht und haben auch ein Auge auf den Amigo geworfen. Jedoch freuen sich die beiden sehr, dass wir wieder heil zurück sind. Für sie ist es unvorstellbar, soweit und vor allem so lange zu wandern. Wenn es nicht sein muß, geht man nicht zu Fuß und Basanta ist stolzer Mopedbesitzer. Ein paar Tage bleiben wir noch hier auf diesem Platzerl, denn es gibt genug zu tun. Die Wäsche muß gewaschen werden, ebenso die Rucksäcke und die Wanderschuhe. Wir freuen uns auf frisches Gemüse und Obst aus Nirmalas Garten und vor allem auf unser eigenes Bett!!!
Langsam wird es Zeit nach
Kathmandu zu fahren, denn dort ist noch einiges zu erledigen. Zuerst ist es
gar ein wenig ungewohnt, nach so langer Zeit wieder mit dem Amigo zu fahren,
aber es fühlt sich gleich gut an.
Der Herbst ist endgültig ins Land gezogen. Die satten grünen Reisfelder
haben die Farbe gewechselt und sind nun braun, somit sind die Bauern fleißig
mit dem Ernten beschäftigt. Der Reis wird geschnitten und büschelweise
zum Trocknen auf das leere Feld gelegt, bevor er gedroschen wird.
Als wir den Fluß erreichen, finden wir einen schönen Platz zum Campieren. Seit langem verbringen wir wieder einen angenehmen, warmen Abend im Freien. Im Gegensatz zur Anreise ist nun der Himmel nahezu wolkenlos und uns begleiten die schneebedeckten Berge bis fast nach Kathmandu.
Hier ist dann endgültig Schluß mit der klaren Luft, denn über der Hauptstadt hängt eine dicke Smogglocke, die jede Sicht auf die Berge verhindert. Wir erreichen Bhaktapur, eine ehemalige Königsstadt und wollen uns den dortigen Durbar Square ansehen. Aber schon auf dem Weg dorthin stehen die Wachen an einer Brücke und wollen von den Ausländern 15,- € pro Kopf kassieren. Täglich gehen tausende Nepalis über diesen öffentlichen Platz, der ja mitten im Zentrum liegt. Kaum entdeckt man eine "Weißnase", leuchten nur noch die Dollarzeichen in den Augen. Da wir schon einige Durbar Squars in Nepal besucht haben, entscheiden wir uns, nicht hinzugehen.
In Kathmandu angekommen, gestaltet sich die Stellplatzsuche
für unseren Amigo gar nicht so einfach. Beim Hotel Vajra, wo wir im Frühjahr
geparkt haben, wollen sie uns nicht, denn es ist Hauptsaison und der gesamte
Parkplatz wird von ihren Gästen gebraucht. Wer kommt denn mit dem Auto
nach Nepal? Sie wollen keine Overlander haben, wenn Hauptsaison ist. So finden
wir beim Nepali Scout einen Parkplatz für uns, wo wir schon 2007 gestanden
sind, damals noch auf einer großen Grünfläche. Nun ist hier
ein großer, geschotterter Parkplatz und rundum Restaurants. Ob wir parken
dürfen, entscheidet sich morgen, denn es ist keiner mehr im Büro.
Tags drauf bekommen wir das OK.
Wir brauchen ein Visum für Indien und so führt uns der Weg zur Botschaft.
Dort herschen Sitten, wie bei uns zu Hause am Amt. Man zieht eine Nummer und
setzt sich damit in die Wartehalle. Als wir am Stuhl Platz nehmen ist gerade
die Nr. 11 an der Reihe, wir haben soeben die Nr. 44 gezogen. Also ein bißchen
warten. Aus dem bißchen werden 3 Stunden, nur um ein Telex, das wir
bei Ankunft bereits ausgefüllt haben, abzugeben. Ganze 3 Minuten brauchen
wir dafür. Nun müssen wir eine Woche warten, bis dieses Telex wieder
aus Wien retour kommt.
In der Zwischenzeit gehen wir unserem Hobby nach - dem Essen. Nach fast 4 Wochen Fleischabstinenz (für Verena) ist die Lust auf Tandoorihühnchen, Steak und Wildschweinbraten groß. So besuchen wir verschiedene Restaurants von chinesisch bis koreanisch. Dazwischen kochen wir selber. Wir machen uns auf die Suche nach Käse, und zwar einen ganz Besonderem. In Pokhara haben wir den Namen von diesem Käse bekommen. Dieser sollte aus Illam in Nepal stammen und dem österreichischen Bergkäse sehr ähnlich sein. In der dritten Molkerei werden wir fündig und kaufen gleich 5 Kilo.
Wir streifen durch die Altstadt von Kathmandu.
Es gibt soviel zu sehen. Jedes freie Platzerl wird von jemanden als Verkaufsstand
genutzt. Auch hier merkt man, dass der Winter nicht mehr lange auf sich warten
läßt. Überall werden dicke Decken, Handschuhe, Hauben, Schals
und Mäntel verkauft. Die kleinen Lebensmittelläden, in denen offenes
Getreide und Gewürze aus diversen Dosen und Boxen angeboten werden, haben
es uns angetan. Für was braucht man dieses schwarze Pulver, was machst
du mit dem Getreide? Die Fragen gehen uns nie aus.
Fritiertes in allen Varianten, ob süß oder pikant, das lieben die
Nepalis. Direkt neben der Straße wird Teig gerollt, geformt und in riesigen
Töpfen rausfritiert.
Auch im Thamel (Touristenviertel) macht das Bummeln Spaß. Hier gibt es alles, was so ein Traveller braucht. Wanderequipment, Souveniers, Wollhauben, Schmuck, Bücher, gute Torten und Kuchen, Baguettes, Livemusik und Alkohol.
Jeden Samstag ist Bauernmarkt. Europäer,
die hier in Kathmandu leben, haben sich auf Produkte aus ihren Ländern
spezialisiert. Da gibt es den Franzosen, bei dem man Streichwurst, Würste,
Speck und geräuchertes Fleisch kaufen kann. Daneben ist der Italiener
mit Parmesan, Gorgonzola und Mozzarella. Dunkles Brot gibt es am Eingang.
Herz was willst du mehr! Wir kaufen natürlich ein. Es ist zwar ein bißerl
teurer, aber zu Hause am Bauernmarkt würden wir das auch bezahlen. Mmmhhh............uns
rinnt schon das Wasser im Munde zusammen.
Der Platz ist sehr nett. Eine alte Villa umfunktioniert zum Restaurant. "Sehen
und Gesehen werden" lautet hier das Motto von den überwiegend europäischen
Gästen. Brunchen, Kaffee trinken und Quatschen. Wir machen es ihnen gleich.
Man könnte fast meinen, es sei ein ganz normaler Samstagvormittag in
einer österreichischen Kleinstadt.
Auf dem Weg nach Hause (damit ist der Amigo gemeint) entdecken wir am Gehsteig
Exkremente - von wem? Ein Blick nach oben reicht und wir wissen Bescheid.
Hunderte von Flughunden hängen in den Bäumen.
Am Sonntag bekommen wir eine schlechte Nachricht vom Nepali Scout Manager. Wir müssen den Platz räumen. Wieso? Sein Boss möchte es so. Wir vermuten, dass die Restaurantbetreiber den Platz für ihre Kunden brauchen, denn es steht ein wichtiges Fest (Divali) vor der Türe. Wo sollen wir hin? Es gibt doch nichts schöneres, als am Sonntagnachmittag mit dem Amigo in der Großstadt umherzuirren, um einen Parkplatz zu finden. Vor allem ist jeder auf den Beinen, um die letzten Vorbereitungen für das Fest zu treffen. Wir steuern den großen öffentlichen Parkplatz im Zentrum an. Der ist jedoch zugepflastert mit Verkaufsständen und Menschen, streunenden Hunden und obdachlosen Menschen. Nein, hier wollen wir nicht bleiben. Nach ein paar Stunden "Spazierenfahren" denken wir ans Aufgeben, als wir ein ummauertes Gelände entdecken, wo Busse parken. Ja, sie heißen uns willkommen, wir dürfen parken. Jetzt gilt es nur noch unter diesem Kabelsalat durchzukommen.
Depavali, das Lichterfest, ähnlich unserem Weihnachtsfest. 5 Tage lang wird gefeiert. Die Göttin Laxmi sollte Wohlstand und Glück ins Haus bringen. Die Vorbereitungen sind voll im Gange. Und dafür wird nun geputzt und dekoriert. An jeder Ecke kann man Blumengirlanden kaufen, um Hauseingänge, Autos und Tiere zu schmücken. Liebevoll werden bunte Muster und Ornamente mit Farbpulver und Blumenblüten auf den Boden vor dem Eingang gezaubert. Ein gemalter Weg soll der Göttin den Weg ins Haus weisen.
Kleine Schalen gefüllt mit Nüssen, Rosinen, Schokolade und Knabbereien
- das ist der Renner. Es ist Brauch, dass man der Familie und Freunden so
eine Schale als Geschenk mitbringt. Eine wichtige Geste bei diesem Fest ist,
dass sich die Familienmitglieder gegenseitig eine Tikka auf die Stirn geben.
Das ist der typische rote Punkt auf der Stirn. Meistens ist es nur ein kleiner
Punkt, manchesmal ist er größer und hin und wieder bemalen sie
die ganze Stirn mit Farbpulver, darauf kommen dann Blumenblüten oder
Reis.
Am Abend gehen wir auf den Durbar Square, dort wo die vielen Tempel stehen. Die Menschen kommen zur Puja. Wir setzen uns auf die Stufen und beobachten das Treiben. Es ist eine angenehme Stimmung.
Eine Woche ist um und wir statten der indischen Botschaft wieder einen Besuch ab. Diesmal gehen wir erst später hin, damit wir nicht so lange warten müssen. Auch haben wir von anderen Reisenden gehört, dass man niedrige Nummern vom Portier um wenig Geld erstehen kann. Das probieren wir aus und es funktioniert. Um 1 € ärmer und 10 min später sind wir an der Reihe. Visaantrag abgeben und ein bißchen argumentieren, warum wir 4 Monate brauchen und schon sind wir fertig. Am Abend können wir unsere Pässe abholen. Wunderbar!
Inzwischen sind Marja und Paul eingetroffen und
wir feiern gemeinsam Abschied. Die beiden fliegen für die nächsten
2 Monate nach Sri Lanka, während wir die Zeit in Goa verbringen. In Februar
wollen wir uns wieder treffen. Dieser Abend wird ziemlich lang und wir haben
auch am nächsten Tag noch was davon. Brillianter Rum, den sie hier in
Nepal panschen...
Wir verlassen Kathmandu und machen uns auf den Weg nach Lumbini. Das ist der
Ort, an dem Buddha vor mehr als 2.500 Jahren geboren wurde. Um das Gelände
richtig zu erkunden, müssen wir unsere Räder fit machen, denn das
Areal ist ziemlich groß. In der Mitte ist ein künstlich angelegter
Kanal. Entlang vom Kanal haben verschiedene Länder Tempel oder Klöster
erbauen lassen. Da gibt es das Kloster von Sri Lanka, Myanmar, Thailand, China,
Frankreich und vielen mehr. Ein besonders extravagantes Kloster ist von Deutschland
gespendet und das von Österreich und der Schweiz hat leider geschlossen.
Dienstag Ruhetag - das ist heute. Die Gärten der Klosteranlagen sind
meist sehr gepflegt und mit vielen Blumen und Sträuchern bepflanzt.
Goodbye Nepal! Für uns ist nun die Zeit gekommen, Nepal den Rücken zu kehren und ein letztes Mal nach Indien zu fahren, bevor es für uns nächstes Jahr dann weiter nach Süd-Ost Asien geht.