Nepal - Everest

In der letzten Nacht in Pokhara verschwindet Lucy, der Hund vom Camping. Sie schläft neben ihren Herrl auf der Veranda, als plötzlich etwas vierbeiniges mit einem Satz aus dem Dunkeln heraufspringt und Lucy schnappt. Uns wird erzählt, es sei ein Tiger gewesen. Am nächsten Tag sprechen sie nur noch von einer Dschungelkatze. Fakt ist: Lucy ist weg. Langsam wird es hier gefährlich - wir reisen ab ;-)

200 km sind es bis Kathmandu, dort holen wir uns die Tickets für den Sagarmatha Nationalpark. Ca. 30,- € pro Person kostet uns der Eintritt und 20,- US$ bezahlen wir für die TIMS = Trekking Information Management System (das TIMS ist ein Trekking Permit, welches den nepalesischen Behörden im Falle eines Notfalles über Heimatadresse, Verständigungsperson und Auslandskrankenversicherungsnummer Auskunft gibt). Schade nur, dass man für jede Wanderung ein seperates TIMS braucht, obwohl sich die Daten nicht ändern. Um einen knappen Hunderter ärmer reisen wir weiter auf dem Arniko Highway und biegen schließlich ab in eine "Aussichtsstraße", die uns nach Jiri bringt. Die Straße ist eng und einiges an Gegenverkehr, aber dennoch geht es sich immer irgendwie aus. Jedesmal finden wir eine Lücke, in die der Amigo verschwinden kann, wenn Gegenverkehr naht. Dieser besteht hauptsächlich aus Klein-Lkws, Mopeds und überfüllten Bussen, die hupend mit einer hohen Geschwindigkeit daherkommen. Wir müssen viele Furten queren, denn nach der Regenzeit rinnt viel Wasser den Berg runter. Endlich, wir sehen die ersten schneebedeckten Berge in der Ferne. Ja, dort wollen wir hin. Nach 1,5 Tagen erreichen wir Jiri. Ein Dankeschön an den Mathias, der uns den Tipp mit dem Helipad gegeben hat. Wir finden dort einen ausgezeichneten Platz für den Amigo. Das Ehepaar macht einen zuverlässigen Eindruck auf uns. Kein Problem, wenn wir unser Wohnmobil dort für ein Monat parken, sie werfen ein Auge darauf. Wir haben ein gutes Gefühl, den Amigo hier alleine zurückzulassen.

Es ist der 09. Oktober, unsere Rucksäcke sind gepackt. Wolfi trägt 12 kg, Verena 9 kg und Apollo trägt 5,5 kg (sein Futter). Der Trek kann losgehen.

Immer wenn man einen Bus braucht ist keiner da. Naja egal, wir brechen ohnehin zum Wandern auf, da ist es auch schon egal, wenn wir direkt vom Helipad weglaufen. Wir treffen auf 2 ältere Nepali, die recht zügig unterwegs sind. Zufällig haben wir die gleiche Richtung und sie kennen natürlich die Abkürzungen, also heften wir uns an ihre Fersen. Nach nur 1 Std. erreichen wir Jiri Bazar. Von dort sollte ein Bus nach Shivalaya abfahren. Aber der Bus geht erst in 3 Stunden, bis dahin sind wir den Weg schon fast gelaufen. Weiter geht´s. Optimales Wanderwetter, leicht bewölkt, nicht zu heiß. Der Rucksack zwickt noch etwas, ganz passt er noch nicht. Uns kommen Menschen mit einer Frau auf einer Bahre entgegen. Wenn man hier krank wird und ins Spital muß, wird man erstmal bis zur nächsten Straße getragen. Jedes Fleckerl Erde wird genutzt und die Terrassenfelder sind bebaut mit Hirse, Reis, Kardamom, Tee, Rosmarin und verschiedensten Gemüsesorten.

In Shivalaya probiert man uns Tickets über je 20,- € für eine neue Conservation-Area (Numbur Cheese Circuit) zu verkaufen. Nein, wir haben schon alles in Kathmandu besorgt und außerdem wollen wir ins Khumbu. Sie lassen uns weiterziehen. Hier beginnt der eigentliche Trek nach Lukla. Es geht steil die Serpentinen hoch und in der nächsten Lodge, die wir antreffen, quartieren wir uns ein. Besonders einladend ist sie nicht, ganz schön basic könnte man sagen. Das dreckige Plumpsklo ist am Hang unter dem Haus. Die Zimmer haben Zeitungspapier an den Wänden, damit man die Nachbarn nicht sieht. Die Spinnen hausen in jeder Ecke und Strom gibt es auch keinen, dafür sind die Betten zu kurz. Das Eßzimmer ist kalt, Fenstern gibt es keine, es zieht dementsprechend. Gekocht wird am offenen Feuer ohne Kamin, dafür zieht der Rauch durch das Eßzimmer und das Loch in der Wand ins Freie. Wichtig beim Kochen ist das Handy, denn damit haben sie ein wenig Licht um zu sehen, was im Topf so passiert. Komische Lodge, auch komische Betreiber. Hier fühlen wir uns so gar nicht willkommen.

Als wir am nächsten Tag weitermaschieren können, sind wir ganz froh. Wir beschließen, von nun an unsere Tagesetappen so zu planen, dass wir immer in eine Ortschaft kommen, wo es mehrere Lodges zur Auswahl gibt, damit wir in so einer Rumsen nicht nochmal übernachten müssen. Es sollte auch wirklich die einzige Enttäuschung bleiben.
Wir überqueren den Deorali Paß und betreten nun das Gebiet, in denen vorwiegend Buddhisten wohnen. Stupas und Manimauern gehören von nun an zum Landschaftsbild. Bhandar ist ein hübsches, langgezogenes Dorf. Öfters sieht man Solarkocher in den Gärten stehen, in denen Wasser gekocht wird. Kostenlose Energie von der Sonne und nebenbei bleibt auch der Wald erhalten.

Wir treffen auf die ersten Porter. Alles was Mensch und Tier zum Leben brauchen, muß die Berge raufgeschleppt werden. Sonam macht gerade eine kurze Verschnaufpause und posiert fürs Foto. Er trägt 90 kg bis Lukla, dass heißt 6 Tage laufen und dafür bekommt er 9000,- Rupies, das sind ca. 90,- €. Eine schweißtreibende und schwierige Arbeit. Am gut gefüllten Korb hat er einen Gurt befestigt, so dass er die Last mit dem Kopf trägt. Diese Träger müssen eine bemerkenswerte Nackenmuskulatur haben. Alle zeitlang bleibt er stehen, um zu rasten. Dafür hat er eigens einen Stock mit, den er sich unter den Korb stellt, damit das enorme Gewicht eine paar Minuten vom Kopf kommt.
Der junge Bursche mit den 9 Stück Kanthölzern ist bestimmt nicht viel älter als 15 Jahre. Es ist eine Kunst mit solch einer breiten Ladung ohne Unfall auf den schmalen Pfaden vorwärtszukommen.

Der Weg ist anstrengend. Es geht nur rauf oder runter. Wir hätten, so wie die meisten Touristen es machen, einfach mit dem Flieger nach Lukla fliegen können, um von dort zum Fuße des Everest zu wandern. Aber wir wollen richtig akklimatisiert und eingelaufen sein, außerdem haben wir Zeit und so wandern wir. Heute liegen 1.800 Höhenmeter in steilen Serpentinen vor uns - bergauf. Loses Geröll, man macht zwei Schritte vorwärts und einen zurück. Um 15.00 Uhr wollen wir nicht mehr. Alle drei sind wir fix und fertig. Wir quartieren uns in die Tashidelek Lodge in Goyom ein. Sobald die Sonne untergeht wird es richtig kalt, wir sind auf 3.200m. Also machen wir es uns in der großen Sherpaküche gemütlich. Das wichtigste ist der großer Lehmofen, der mit Holz beheizt wird und auf dem gekocht wird.

Am nächsten Tag alles voller Reif. Wir gehen durch einen Rhododendronwald, leider blüht er nicht. Es muß im Frühling ein Traum sein hier zu wandern. Der Weg zum Pass, den Lamjura Bhanjyang mit 3.460m, ist nicht mehr lang. Die Flieger, die jeden Vormittag im 10 Minuten Takt fliegen, sind fast zum Greifen nah. Sie brausen ziemlich knapp über unseren Köpfen hinweg.
Der Abstieg nach Junbesi ist wunderschön. Statt Terrassenfelder gibt es hier Wiesen und Wälder. In dieser Gegend werden Äpfel angebaut. So ist es nicht verwunderlich, dass wir in unserer Mittagspause, einen Apple pie mit Pudding auf der Menükarte lesen. Den nehmen wir natürlich und er schmeckt hervorragend. Neben uns sitzt die Lodgbetreiberin in der Wiese und schneidet die Äpfel, die sie zum Trocknen in die Sonne legt.

In Phurteng sollte man einen ersten Blick auf den Everest erhaschen können. Leider ist es bewölkt und so bleibt uns der Blick verwehrt. Wir müssen also doch ganz hinlaufen.... Die Landschaft herum wird im Reiseführer als "Alpengegend in Europa, wo die Milkakühe grasen" beschrieben. Also so sollte es bei uns zu Hause aussehen und so unrecht hat er gar nicht.


In Salung wollen wir unsere heutige Etappe beenden. Aber irgendwie haben alle Lodges zu. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als den Turbo zu mobilisieren, um noch vor Sonnenuntergang die nächste Ortschaft zu erreichen. Um 17.00 Uhr marschieren wir endlich in Ringmo ein. Hier treffen die Wege zusammen von Jiri, den wir gehen und von Phaplu, wo es einen kleinen Flugplatz gibt und obendrein eine Straße hinführt. So werden die meisten Waren von Cola bis Kerosin dorthin angeliefert. Mulikarawanen tragen die Güter weiter bis Lukla. Die Mulis haben fast alle eine Glocke um den Hals hängen, so dass man sie schon von weitem hört und somit Zeit hat zum Ausweichen. Meist sind sie auch aufgeputzt, wie bei uns zu Hause die Kühe beim Almabtrieb. Die Wege sind zum Teil sehr schmal und man muß aufpassen, dass man auf der Hangseite stehenbleibt und abwartet bis die Mulikarawane vorbeigezogen ist. Die schmalen Steinstufen sind voll mit den Hinterlassenschaften von den Viechern und das macht den Weg sehr rutschig.

Im nächsten Dorf, welches wir erreichen, wird ein Schwein geschlachtet. Bis jetzt ist es nur betäubt und die Männer haben einige Mühe das Schwein am Stecken festzubinden, um es zum Schlachtplatz zu tragen. Frauen sitzen vor ihren Häusern und weben Stoffe für den nächsten Winter. Kleinkinder sind überall zugegen, auch die Omi lächelt für die "Foreigner". Aus dem Hinterhof raucht es. Aus Hirse wird unter anderem auch Chang (ein Bier, das aber wie Sturm schmeckt) gebraut. Die Dämpfe alleine machen schon rauschig. Das Dorf-Leben nimmt seinen Lauf und für kurze Zeit können wir dabei zusehen.

Am Vortag haben wir Heleen & Robert aus NL in einer Lodge getroffen. Heute beim Mittagessen laufen wir uns wieder über den Weg. Wir haben das gleiche Ziel, also setzten wir den Weg gemeinsam fort. Es fängt zu regnen an und wir suchen uns schnellstens eine Lodge, bevor all unsere Sachen naß werden. Wir landen in der Hilltop-Lodge in Khari Khola. Die Hausherrin bekocht uns mit Sherpa Stew und Fried potatoes/Veggie/Cheese. Nach dem üppigen Mahl gibt es einen Verdaungsschnaps. Rakshi, ein Hirseschnaps. Schmecken tut er wie ein gewässerter Obstler. Es ist Samstagabend und die Wirtin hat auch schon ein paar Glaserl vom "Guten" getrunken. Sie schenkt auch bei uns nach. Die Küchengehilfin und die Oma wollen aber schlafen gehen. Ihre Schlafstätte ist bei uns im Speisezimmer. Die Jüngere macht es sich auf der Bank mit Polster und Decke bequem, während die Oma mit dem Boden vorlieb nimmt. Nach einiger Zeit steht die Küchenhilfe wieder auf und räumt unsere Gläser ab - wir werden rausgeschmissen. Also wird in der Küche weitergefeiert. Die Zeit vergeht wie im Flug, die Wirtin hat schon etwas Schlagseite und man kann sie kaum noch verstehen. Ihr Ehemann, der schon im Bett ist, kommt ein paar Mal nachsehen, um sie zum Schlafen gehen zu überreden. Schließlich torkelt sie auf Nachdruck ihres Gattens ins Bett. So feiern Wolfi und Robert alleine mit dem Rakshi auf der Hausbank im Garten weiter. Als sie am nächsten Tag munter werden, können sie es kaum fassen. Nicht blind, kein Kopfweh und nicht mal übel ist ihnen, Mensch war das ein gutes Zeug.

 

Der Weg nach Puiyan ist felsig und steil. Es ist heiß und so stinkt es ziemlich zum Himmel vom Muli-gacks. Nach einem kleinen Pass geht es dann endlich die Schattenseite vom Berg entlang, hier ist es nicht mehr so warm. Der Wald mit den Ahornbäumen ist vom Moos überzogen, dazwischen wächst der Farn. Auch die Felsen sind vom Moos überwuchert. Wie in einem Märchenwald, man könnte meinen, dass plötzlich eine Fee oder Elfe hinterm Baum hervorspringt.
3 Wünsche habt ihr frei:
1.)9 Keine Mulis mehr. 2.) Ein Stück ebener Weg. 3.) Bier für weniger als 5,- € die Flasche.
Es kommt, wie es kommen muß, eine strahlend weiße Gestalt taucht vor uns auf. Nein, keine Fee, sondern nur eine frisch nach Lukla eingeflogene, fast schon durchsichtig weiße Touristin, die nach Jiri wandert. Aber das ist nicht alles. Vor uns geht der Weg wieder Mal steil bergauf und von hinten eine Mulikarawane, genau in diesem Moment kommt uns auch noch ein zweiter Mulizug entgegen - das nächste Gasthaus ist meilenweit entfernt. Nepal ist definitif kein Land für Feen.

Nur vereinzelt treffen wir auf andere Touristen, die den Weg auch marschieren, anstatt zu fliegen. Wenn wir gewusst hätten, wieviel Schweiß hier fließen würde, hätten wir vielleicht auch den Flieger genommen :-) Wir müssen auch wieder alles zurück, denn unser Amigo wartet ja in Jiri.

Früher als sonst bleiben wir heute bei einer netten Lodge stehen. Wäsche waschen steht am Programm. 2 T-Shirts haben wir mit und beide riechen schon etwas - so wird es höchste Zeit. Auch eine herrlich warme Dusche um ca. 0,50 € gönnen wir uns. Die Lodge ist ein 4 Mäderlhaus und sie kochen noch dazu hervorragend!

Die Frauen am Weg sind beschäftigt mit der Ernte. Bohnen werden getrocknet. Mit ihren Körben sind sie ständig unterwegs, um das Heu für das Vieh heim zu holen oder Holz zu sammeln. Männer sieht man keine, die sind fast alle als Guide oder Porter mit den Touristen unterwegs.

Kurz vor Chaurikharka ändert sich das Landschaftsbild. Viele Steinhäuser, langgezogene Dörfer, Manimauern, beohmte Felsen und bunte Gebetsmühlen. Nun nach 7 Tagen kreuzen sich die Wege von Jiri und Lukla. In den ersten 5 Minuten sehen wir mehr Touristen als wir in der ganzen Woche zuvor gesehen haben. Große Gruppen mit Guide und einigen Portern. Die Wanderwege sind besser, auch die Lodges viel schöner, einfach alles touristischer.

Die erste Nacht am Touristenpfad verbringen wir in Phakding in der Namaste Lodge. Bei der Namensgebung der Lodges sind sie nicht sehr einfallsreich. Meist heißen sie Namaste, Tashi Delek oder Everest.
Wir werden mit Begeisterung aufgenommen. Eigentlich nicht wir, sondern Apollo. Er ist die Hauptattraktion. Er bekommt Reis, Brot und Käserinde von der hundenarrischen Hotelbesitzerin. Bevor wir am nächsten Tag weiterziehen, werden noch unzählige Fotos vom Apollo gemacht. Wir haben so Daumen mal phi ausgerechnet: Wenn wir für jedes Foto ca. 50 Rupies verlangt hätten, wäre unser gesamter Trek bezahlt gewesen. Wenn wir in ein Dorf kommen, hören wir die Kinder schon von weitem "kukur" (Hund) oder "ki" (Hund in der Sherpa-Sprache) rufen und ein Großteil vom Dorf kommt angerannt um den "ramro kukur" (guten Hund) zu bewundern.
Vor allem die Porter haben eine Freude am Apollo. Jeder bleibt stehen, dreht sich nach ihm um und meist hören wir "good dog" und ein Lächeln erstrahlt in ihren Gesichtern. Eine kleine Abwechslung in ihrem eintönigen, harten Alltag.

Nun sind wir mitten im Khumbu, im Sherpaland. Die Sherpas sind ein Volk des Himalayas, das um das Jahr 1500 aus Tibet hierher ausgewandert sind. Bekannt gworden sind sie als Lastenträger in den Bergen, weil sie schon immer hervorragende Leistungen im Hochgebirge vollbrachten. Die Höhe sind sie von je her gewohnt. Früher führten sie Yakkarawanen beladen mit Salz nach Indien, um es gegen Getreide zu tauschen.

Von nun an müssen wir uns den Weg mit hunderten von Touristen teilen. Bei Engstellen wie z.B. Hängebrücken kann es leicht zu Staus kommen. Und Stahlseilhängebrücken haben wir sehr viele. Die Mulis und auch die Yaks gehen mit einer Leichtigkeit über diese z.T. sehr langen Brücken darüber, dass wir uns oft verwundert anblicken. Die Mulikarawanen werden nun immer öfters von Yakkarawanen abgelöst, da diese Tiere für die Höhen um die 4.000m perfekt angepaßt sind. Während Muli und Pferde wegen der dünnen Luft deutlich an Leistung verlieren und auch an der Höhe erkranken können.

Heute erreichen wir den Sagarmatha NP, wo wir uns beim Schalter anstellen müssen. Die Daten werden in ein großes Buch eingetragen. TIMS-Checkposts hatten wir schon häufiger. Da in letzter Zeit einige Menschen, meistens Allein-Wandernde vermisst werden, wird alles akkribisch notiert, um Gegebenfalls eruieren zu können, wo man die Person zuletzt gesehen hat.
Auf einer Tafel lesen wir, dass voriges Jahr über 10.000 Personen das Everest Gebiet besucht haben. Die meisten Touristen kamen aus England, Deutschland, Frankreich und Australien. Österreich war nicht unter den Top 10, dafür haben wir wahrscheinlich zuwenig Einwohner. Denn wir treffen einige Österreicher.

Einer der schönsten Abschnitte liegt nun vor uns. Immer dem Fluß Dudh Kosi entlang, bis man die abenteuerliche Hängebrücke überquert, die man sich mit Yaks, Porters und Touris teilt und dann geht es in steilen Serpentinen den Berg hoch nach Namche Bazaar. Davor stärken wir uns aber noch in einem Porter-Teahouse bei gefüllten Teigtaschen und Kaffee. Seit wir nun am Touristenpfad unterwegs sind, haben sich auch die Preise verdoppelt bis verdreifacht und es wird noch schlimmer, umso höher man kommt.

Für den Aufstieg brauchen wir 2 Stunden. Wir sind in Topform und ziehen an vielen Wanderern vorbei. Es wundert uns auch gar nicht. Von Kathmandu (1.300m) nach Lukla (2.800m) und dann nach Namche Bazaar (3.420m) innerhalb kürzester Zeit. So manch einer schnauft den Berg hoch und wir fragen uns, wie die dann erst oben schnaufen werden. Der Rettungshubschrauber ist fast im Dauereinsatz, um Wanderer auszufliegen.
Wir setzen uns in die erste Bäckerei, die uns über den Weg läuft und warten auf Heleen und Robert. Bei Tee und warmen Rosinenbrot lässt es sich gut warten.

An jeder Ecke findet man Verkaufstände, an denen wahrscheinlich nur Wanderer einkaufen, die ihren Rucksack nicht selber tragen müssen. Auch kann man hier noch Hauben, Handschuhe, Taschentücher, Klopapier oder Mars und Snicker kaufen.
Wir gehen noch mal 200m höher, zur Sunshine Lodge die über Namche thront. Mingma, die Besitzerin, deren Schwester ist mit einem Kärntner verheiratet. Seit Jahren haben wir Email-Kontakt, es hat aber noch nie geklappt, dass wir uns treffen. Die Lodge ähnelt einer österreichischen Berghütte. In der Mitte ein Ofen, im Eck eine Theke und die Wände sind vollgepflastert mit Familienbildern, die in Österreich aufgenommen wurden, mit Holzschnitzereien und dem Klagenfurter Stadtwappen - man fühlt sich gleich ein bißchen heimelig. Mingma spricht Kärntnerisch, sie hat ein paar Monate in unserem Heimatland gearbeitet. Leider haben sie im Moment ein Problem mit der Wasserversorgung und so fällt Duschen aus. Wolfi freut sich auf ein Yaksteak und ich mich auf ein Kartoffelgulasch.

Die meisten machen hier ihren ersten Akklimatisationstag. Auch wir bleiben und machen unseren ersten Rasttag auf diesem Trek. Wir streifen durch die wunderschöne Umgebung. Verschiedenste Edelweiß Arten, von sehr pelzig bis fast glatt und viele Enziane blühen hier. Man hat einen schönen Ausblick auf Namche Bazar, die größte Sherpastadt in den Bergen, angelegt wie ein Amphietheater.

Wir gehen runter in die Stadt. Es tut gut, wieder einmal ohne Rucksack unterwegs zu sein. Wir bummeln durch die Geschäfte, staunen über die unverschämten Preise. 1 Stück Apfel ca. 3.90 €. Beim Bäcker gibt es Illy Kaffee und Zimtschnecken zu europäischen Preisen, ca. 6 €, aber die Touristen bezahlen. Auch wir bestellen eine Pizza. Nach den Tagen mit den eintönigen Speisekarten (Reis, Kartoffeln und Nudeln gibt es plain, fried, veg. fried, oder veg/cheese fried) tut etwas Abwechslung gut. Aus den Fenstern vom Irish Pub gegenüber hört man Pink Floyd. Man könnte meinen, man sei irgendwo in Thamel (Touristenviertel) in Kathmandu und nicht in den Bergen. Zur Unterhaltung der Touristen wird alles getan.

Am nächsten Morgen sehen wir schneebedeckte Berge. Auch ein Spitzerl vom Ama Dablam, in diese Richtung gehen wir. Ein wunderschöner Höhenweg führt uns immer näher an die Berge. Yaks und Porter schleppen Unmengen von Gepäck. Maximal 25 kg darf ein Touristenporter tragen. Für was brauchen die Touristen soviel Zeug in den Bergen?
Die Yaks sehen sehr niedlich aus mit ihrem zotteligen Fell, aber Verena hat allergrößten Respekt vor ihnen. Besonders wenn Apollo in der Nähe ist. Neugierig schwenken sie die Köpfe in seine Richtung ohne dass sie bemerken, dass sie lange Hörner haben.

In Tengboche herrscht zur Hochsaison immer Zimmer-Engpaß. Die Gruppen haben natürlich reserviert. Individualtouristen wie wir sind nur sehr wenige unterwegs, aber wir haben Glück und bekommen noch ein Zimmer. Im Dorf ist ein Kloster und die Mönche blasen zur Puja. Auch wir gehen hin.
Wenn die Sonne untergeht, wird es sofort bitterkalt, aber der Ofen im Speisesaal wärmt uns. Es herrscht reges Treiben im Saal, denn es ist der einzige warme Raum in der ganzen Lodge. Es wird gelesen, Karten gespielt, Routen geplant oder einfach nur getratscht. Alle warten auf das Essen, um dann in ihre Schlafsäcke zu verschwinden. Spätestens um 20.00 Uhr, das Holz im Ofen ist abgebrannt, ist der Saal leer.

Der Herbst ist eingezogen, die Blätter leuchten in Rot und Gelb und sind teilweise schon am Abfallen. Ein lautes Motorengeräusch, wir sehen einen Helikopter direkt vor uns landen. Wieder ein Notfall, ein Tourist muß ausgeflogen werden, weil dieser höchstwahrscheinlich an Höhenkrankheit leidet. Wenn man zu schnell aufsteigt, kann der Körper nicht genug rote Blutkörperchen bilden, die er für den Sauerstofftransport des Blutes braucht. Bedingt durch den wenigen Sauerstoff in dieser Höhe braucht man aber mehr von den roten Blutkörperchen, um trotzdem genügend Sauerstoff zu transportieren. Deshalb sind die Rasttage zur Anpassung an die Höhe so wichtig. Auch sind einige Wanderer unterwegs, die etwas untrainiert aussehen. Jeden Tag fliegen mehrmals die Helikopter über unsere Köpfe hinweg.
Windgeschützt, hinter einem Felsen machen wir Mittagspause. Wir haben Brot und Erdnußbutter gekauft. Strahlend blauer Himmel, vor uns Lhotse (8.501m), rechts Ama Dablam (6.856m) - einfach nur schön!

Nachmittags kommen wir in Dingboche an, mittlerweile auf 4.360 Meereshöhe. Für die nächsten 2 Nächte quartieren wir uns in der Snow Lion-Lodge ein. Die Zimmer sind recht gemültich, es gibt nun auch Decken.
Unseren Akklimatisationstag nutzen wir, um auf den Nangkartshang (5.090m) zu steigen. Heleen & Robert geben nach einem Drittel auf. Er fühlt sich nicht wohl, seit Tagen hat Robert schon Probleme beim Schlafen. So marschieren wir ohne sie weiter. Das Dorf unter uns wird immer kleiner und der Gipfel mit den Gebetsfahnen kommt immer näher. Umso höher man kommt, desto herrlicher wird die Aussicht. Wir entdecken einige Seen rundherum. Der Ama Dablam steht in seiner vollen Pracht vor uns. Er ist "nur" ein kleiner Berg, aber seine Form ist wunderschön. Das ewige Eis sieht aus wie Baumkuchen. Nach 2 Std 15 Min. erreichen wir den Gipfel und blicken auf den 4. höchsten Berg Lhotse (8.501m) und auf den 5. höchsten Berg Makalu (8.463m). Hier genießen wir eine zeitlang die traumhafte Aussicht und die warme Sonne.

Wieder zurück in der Lodge, riecht es aus dem Wintergarten nach frisch gebackenen Apfelkuchen. Wir gönnen uns ein Stück. Mittlerweile sind die Preise noch höher geworden. Duschen kostet 3,50 €, der Strom zum Aufladen von Kamera oder Handy kostet gleich viel, eine Minute Internet 0.20 €.
So schön strahlt der Lothse bei Sonnenuntergang.

Dingboche ist das letzte Dorf, indem Menschen das ganze Jahr über wohnen. Von nun an, gibt es nur noch temporäre Lodge-Siedlungen. Die Sherpas, die die Unterkünfte betreiben, arbeiten nur in der Saison hier und das restliche Jahr wohnen sie in ihren Häusern in und rund um Kathmandu. Es wird in den wenigen Monaten genug Geld verdient, um das restliche Jahr gut leben zu können.

Heute verabschieden wir uns von den Holländern, sie wollen noch langsamer aufsteigen, da es Robert noch immer nicht besser geht. Die Landschaft ist mit Rauhreif überzogen, das Wasser ist fast zugefroren. Apollo findet noch ein Loch.

Wir wandeln auf den Spuren von Sir Edmund Hillary und Norgay Tenzing Sherpa, den ersten Menschen die 1953 den Mt. Everest bestiegen haben. Wir passieren Gedenkstätten für Bergsteiger aus aller Welt und Sherpas, die am Everest verunglückt sind.

Wolfi und Apollo laufen voraus, um im nächsten Trekkerstop, in Lobuche, ein Zimmer zu reservieren. Ein allerletztes Zimmer haben sie noch. Gerettet, das nehmen wir. Ansonsten hätten wir im Schlafsaal mit vielen anderen oder im Speisesaal mit den Portern und Guides schlafen müssen. Die Nacht kostet 5,- € , aber dafür haben wir isolierte Fenster und eine warme Decke. Bevor wir noch ein Stück höher gehen zum Akklimatisieren, stärken wir uns noch mit einer Sherpa Stew. Die Moräne wollen wir hochgehen, um einen Ausblick auf den Gletscher zu erhaschen. Seit tausenden von Jahren zieht das Eis vom Khumbu Gletscher hier durch dieses Tal und hat riesige Mengen an Fels und Gestein verfrachtet. Nun schaut es aus, wie in einer Schottergrube, darunter liegt das Eis. Unvorstellbar, welche Gewalten da herrschen, selbst hier oben hören wir es knacken und knirschen.
Wir sind umringt von Steinmännchen, auch wir bauen noch eines dazu. Aus der Ferne sieht man Zelte vom Base Camp und auch den Aussichtsberg Kala Pattar. Dorthin wollen wir morgen.


Der Nubtse zeigt sich in seiner ganzen Größe. Ein Sonnenuntergang am Strand ist etwas wunderschönes, aber auch so ein Sonnenuntergang in den Bergen kann da allemal mithalten. Die Berge leuchten, als ob sie brennen würden. Seht selbst. "Alpenglühen" im Himalaya.

Nach 14 Tagen wandern ist es nun soweit. Heute werden wir den höchsten Berg der Welt sehen.
Wir haben unsere Pläne geändert. Eigentlich wollten wir zum letzten Trekkerstop nach Gorak Shep gehen, dort schlafen und zum Sonnenuntergang auf den Aussichtsberg hochgehen, um den Everest glühen zu sehen. Stattdessen starten wir unsere Tour zum Kala Pattar von hier und kehren am Abend wieder hierher zurück. In Lobuche haben wir sicher ein Zimmer, sogar ein warmes noch dazu. Die Wahrscheinlichkeit in Gorak Shep ein Zimmer zu bekommen, ist sehr gering.
Wir erwachen um 06.00 Uhr. Bei den hauchdünnen Zimmerwänden hört man jedes Geräusch durch. Die meisten Wanderer sind schon auf den Beinen und man hört sie mit ihren Bergschuhen die Treppen runterdonnern. Also stehen auch wir auf. Im Speisesaal sitzt jeder mit dicker Daunenjacke, Handschuhen und Haube. Auch das Personal bringt uns den Kaffee mit Handschuhen. Es ist sehr kalt. Um 07.30 Uhr machen wir uns auf dem Weg. Die Sonne kommt langsam hinter dem Nuptse hervor und erweckt unsere Glieder zum Leben. Was die Sonne für eine Kraft hat............schön wie sie uns wärmt. Wir teilen uns den Weg mit vielen anderen Touristen. Der erste Teil des Weges ist sehr schön, dann müssen wir über eine Moräne klettern, loses Gestein, Schotter darunter das Eis vom Gletscher, dann die 2. Moräne. Nach gut 2 Std. haben wir Gorak Shep erreicht. In keiner der 4 Lodges gibt es noch ein Zimmer, gut dass wir unten geblieben sind.
Wir wandern gleich weiter auf den Kala Pattar (5.545m), dort sollte man die beste Aussicht auf den Mt. Everest, Nuptse, Lhotse und Co haben. Es geht wirklich sehr steil hinauf, in diesen Höhen muß man mit der Luft haushalten, reden während dem Wandern können nur mehr die Sherpas. Das richtige Atmen ist das Wichtigste. So gut es geht, wird durch die Nase ein und den Mund ausgeatmet. Somit wird die kalte Luft wenigstens etwas erwärmt, bis sie in die Lungen kommt. Verena quält sich den Berg hoch, irgendwie ist heute nicht ihr Tag. Der Wind bläst eisig um die Ohren. Alle paar Meter machen wir eine Pause, um wieder Kräfte zu sammeln.

Um 12.00 Uhr erreichen wir die Spitze. Mit einem Schlag ist die ganze Anstrengung vergessen. Da steht er nun der Mt. Everest, ein klobiger Berg. Richtig schön ist er nicht, im Vergleich zum Nuptse. Aber er ist nun mal mit 8.848 m der höchste Berg der Welt. Man kann gut erahnen, von welcher Seite die Bergsteiger den Mt. Everest in Angriff nehmen. Der gefährliche Khumbu Icefall, wo sie hoch müssen und dazu Leitern über die Gletscherspalten gelegt haben, der leuchtet schön Blau herüber. Rechts davon ist der elegante Nuptse.

Wir suchen uns ein windgeschütztes Platzerl, legen uns in die Sonne und genießen den Ausblick. Solch eine Aussicht werden wir so schnell nicht wieder haben.............

Am nächsten Tag steht eine Entscheidung an. Wenn wir nun schon hier sind, könnten wir auch gleich das "liebliche Gokyotal", so schwärmt der Reiseführer, besuchen. Aber wieder zurück bis Pangboche auf 3.870m absteigen, nur um dann wieder auf 4.750m hochzugehen, auf dieser Höhe liegt nämlich Gokyo, dass wollen wir auch nicht.
Eine reizvollere Möglichkeit wäre von Lobuche nach Dzonglha zu wandern und dann über den 5.420 m hohen Cho La zu steigen. Allerdings sollte man diesen Pass nur gehen, wenn das Wetter gute Sicht verspricht und vor allem kein Schnee fällt, denn dann würde man keinen Pfad erkennen können und noch dazu Pickel und Steigeisen brauchen.

Wir überlegen nicht lange. Es ist Hauptsaison und es sind genug Gruppen unterwegs, denen wir uns eventuell anschliessen können, so der Gedanke. Außerdem haben wir 2 französische Jungs, Mike und John, kennengelernt. Mit ihnen gemeinsam werden wir den Pass in Angriff nehmen.
Die beiden sind Frühaufsteher. Sie machen sich schon in aller Früh auf den kurzen Weg nach Dzonglha, um für uns 2 Zimmer zu reservieren. Wir lassen uns Zeit, treffen unterwegs einige nette Wanderer und legen so öfters mal eine Quatschpause oder einen Fotostop ein. Zu Mittag erreichen auch wir die Lodge.

Den Nachmittag verbringen wir vor der Lodge in der Sonne. Sobald aber Wolken vor die Sonne ziehen, wird es unangenehm kalt. Eine Gruppe Holländer trifft ein, die von Tagnang, der anderen Seite vom Pass gestartet sind. Sie sind um 05.00 Uhr in der Früh weggegangen und treffen ab 13.00 Uhr nacheinander hier ein. 8 Stunden marschieren, na das wird ja was werden. Hier verbringen wir unsere kälteste Nacht. Am nächsten Morgen erwachen wir um 06.00 Uhr. Eiskristalle sind an den Fenstern. Noch einen Kaffee und ein Tsampa-Porridge (das ist geröstete Gerste, dann gemahlen, Milch aufkochen, Zucker rein und mit dem Tsampa zu einem Brei verrühren) - das soll uns Kraft geben. Die Sherpas essen es jeden Tag. Um 06.30 Uhr geht es los. Das erste Stück geht es recht eben dahin, dann wird es etwas steiler, bis wir zu den Felsbrocken kommen, über die man klettern muß. Mit dem Rucksack am Rücken klettern wir nun von Stein zu Stein eine Rinne den Berg hoch. Apollo nehmen wir mittendrinn seinen Rucksack ab, denn er kommt mit ihm nicht die Felsen hoch, oder passt nicht dazwischen durch. Über uns sehen wir Gebetsfahnen. Haben wir den Pass schon erreicht? War doch gar nicht so schwer, wie so manche behauptet haben!

Aber die Freude währt nur kurz. Denn nach dem vermeintlichen Paß geht es weiter bergauf. Also war es doch noch nicht der Pass. Über große Felsen geht es weiter zum Gletscher. Kein Schnee mehr, nur noch blankes Eis. Wir machen vorsichtig einen Schritt nach dem anderen. Dann haben wir Schnee unter unseren Füßen. Für Verena hat das hier mit Trekken nicht mehr viel zu tun. Da fängt für sie langsam das Bergsteigen an und das will sie nicht.

Es ist nicht mehr weit, wir sehen bereits die Fahnen im Wind wehen. Es liegt noch eine Eisschicht vor uns und ein steiler, kurzer Aufstieg über loses Geröll. Endlich stehen wir am Cho La (5.420m). Wir haben es geschafft!!! Es ist schon ein schönes Gefühl, "oben" zu stehen.

Auf der anderen Seite geht es nur noch hinunter. Man würde meinen, dass es einfacher sei, als bergauf zu gehen. In diesem Fall haben wir uns sehr getäuscht. Wir brauchen vollste Konzentration, denn es geht sehr steil runter. Es gibt keinen Weg, sondern nur Steine, Felsen und Geröll über das man klettern muß. Man muß höllisch aufpassen, dass man keinen Stein ins Rollen bringt, der vielleicht einen Wanderer treffen könnte, welcher gerade hochkommt. Außerdem geben sie manchmal etwas nach, wenn man draufsteigt und man rutscht mit den Steinen weg. Apollo nehmen wir den Rucksack wieder ab, damit er sich leichter tut. Wolfi trägt nun ca. 4kg mehr als sonst.

Der Weg zieht sich und müde erreichen wir nach 5,5 Std. endlich Tagnang, wo wir eine Mittagspause einlegen. Mike ist sichtlich erschöpft, er läßt sich auf die Bank fallen und spricht nun einige Zeit kein Wort. John ist trainierter, ihm sieht man die Müdigkeit nicht so an.
Nach dem Essen geht es weiter nach Gokyo, unserem Etappenziel. Dafür müssen wir noch einen Gletscher und seine 2 Moränen überqueren. Eine unwirtliche Landschaft. Der Wind bläst und wir queren den übergroßen Schotterhaufen unter dem das ewige Eis liegt. Eine dicke Schicht Eis. Wir sehen zugefrorene Seen, Eisberge die mit Schotter bedeckt sind und riesigen Eiszapfen dran. In der Stille hört man das Eis knacksen und ab und zu Steine runterpoltern. Die Wolken werden immer dichter, es zieht komplett zu und schon bald fängt es zu Schneien an. Wir fühlen uns an den Arsch der Welt versetzt. Irgendwie fasziniert uns dieses Naturschauspiel, aber andererseits ist auch ein wenig Angst im Spiel. Was ist, wenn unter uns Steine und Eis nachgeben, wenn sich plötzlich eine Gletscherspalte auftut?
Wir treffen auf eine Russin, die sich im Schotterhaufen verirrt hat. Auch ihren Mann haben wir vor einer halben Stunde schon getroffen, der sie verzweifelt gesucht hat. Wir schicken sie nun in die richtige Richtung. Als wir uns kurz darauf umdrehen, können wir beobachten, dass sie sich gefunden haben.

Endlich um 17.00 Uhr, nach einem langen, müden aber auch außergewöhnlich schönen Tag, erreichen wir Gokyo. In der größten Lodge quartieren wir uns ein, bestellen Essen und fallen dann müde ins Bett. Auch Apollo bekommt eine Decke, er zittert am ganzen Körper. Da er kein Winterfell hat, friert er.

Am nächsten Tag haben wir die schönste Winterlandschaft. Leider bleibt der Schnee nicht lange liegen, die Sonne kommt hervor und putzt ihn weg.
Verenas Hals kratzt, die Nase läuft - sie hat sich verkühlt und fühlt sich ziemlich schlapp. So unternehmen wir nur einen kurzen Ausflug zum 3. See, klettern auf die Moräne, um den Glescher bei klarem Himmel nochmals anzuschauen. Dahinter liegt der Cho Oyu (8.201m), der 6. höchste Berg der Welt.


Wir kehren zum Hotel zurück. Der Speiseraum hat rundum Fenster und es ist herrlich warm, die Sonne scheint. Verena versucht ein wenig zu schlafen. Apollo schläft unterm Tisch, auch er muß rasten, denn seine Ballen sind ein wenig abgelaufen und der Gletscher hat ihnen den letzten Rest genommen. Wolfi hält nichts. Er will rauf auf den Aussichtsberg, den Gokyo Ri. Der Reiseführer schreibt von 2 Stunden Aufstieg, er macht es in 61 Minuten. Die höchsten Berge rundherum als Belohnung. Auch den Mt. Everest sieht man von hier oben nochmals - ein grandioser Ausblick.

Am späten Nachmittag wird der Ofen eingeheizt. Holz gibt es hier keines, so wird die Kacke von den Yaks eingesammelt, getrocknet und eingeheizt. Eine volle Kiste hält bis zu 4-5 Stunden warm, riechen tut man in der Stube nichts. Vielleicht draußen, aber da ist es eh viel zu kalt.

Es ist ein munteres Treiben. Viele Nationalitäten treffen aufeinander. Die einen gehen runter, die anderen kommen hoch, es werden Infos ausgetauscht. Eine angenehme Atmosphäre.

Für uns macht der Trek nun eine Wendung. Hier ist der Punkt erreicht, von wo an wir nun nach Hause, zurück zum Amigo, marschieren. Wir verlassen Gokyo und wandern das Tal raus. Viele Steinhäuser und Steinmauern. Diese Umzäunungen brauchen sie in der Regenzeit, wo hier Gras wächst, zum Schutz vor den Yaks und Schafen. Die würden das saftige Gras natürlich gerne fressen. Aber die Menschen hier müssen auch an den Winter denken.

Wir wählen die Strecke über Khumjung, das kennen wir noch nicht. Der Herbst hat seine Arbeit getan, es leuchtet in den herrlichsten Farben. In Khumjung im Kloster sollte angeblich der Kopf vom Yeti in einer Truhe aufbewahrt werden. Obwohl Wissenschaftler festgestellt haben, dass es sich um eine Antilopenart handelt, wollen es die Menschen hier nicht glauben. Gegen ein wenig Spende wird die Truhe geöffnet und der wertvolle Kopf hervor geholt. Wieder ein wenig Donation und man darf ihn dann sogar fotografieren. Für das ist uns der Umweg zu weit. Stattdessen bewundern wir die herrliche Umgebung hier.

Wir statten der Sunshine Lodge noch einen kurzen Besuch ab. Wolfi hat sich das Buch "7 Jahre Tibet" von Heinrich Harrer ausgeliehen und das müssen wir jetzt zurückbringen. Die Oma des Hauses freut sich uns zu sehen, naja vielmehr über Apollo, als über uns ;-) Ihr ist es nicht klar, dass ein Hund über Berge gehen kann, noch dazu mit einem Rucksack. Schnell holt sie aus dem Haus weiße Schals (Khatas) und wir bekommen sie von ihr um den Hals gehängt. Es soll uns Glück auf unserer weiteren Reise bringen.

Bevor wir Namche Bazaar verlassen, statten wir der Everest Bakery noch einen Besuch ab und bestellen wieder Pizza. Auf solch einen Luxus werden wir die nächste Woche verzichten müssen.

Wir kehren der Stadt den Rücken - und treffen auf Karin, das gibt es ja nicht. Es ist wirklich die Karin aus Salzburg. In Österreich treffen wir uns nicht so oft, als in Nepal. Denn auch 2007 als wir den Annapurna umrundeten, haben wir sie getroffen. Alle 3 sind wir perplex, schießen noch ein Foto und dann trennen sich die Wege auch schon wieder. Karin geht mit einer Gruppe hoch, während wir runtergehen.

Alles hier in den Bergen wird getragen und man fängt schon sehr früh damit an. Auch das Laufen an sich bei den hohen Steinen muß gelernt sein. Sobald die Kinder laufen können, müssen sie über die unzähligen Steine klettern und fallen sie her, wird geschimpft. Wahrscheinlich bekommen die Nepali diese Leichtfüßigkeit, mit denen sie diese Wege laufen, sogar schon in die Wiege gelegt. Unser einer muß immer ein Auge auf den Boden haben, um ja nicht über einen Stein zu stolpern. Will man etwas betrachten, ist es besser man bleibt stehen. Die Nepalis machen das alles gleichzeitig, schauen dabei nicht auf den Boden und wir haben nie jemanden stolpern sehen.
Wir sind mit den besten Bergschuhen ausgerüstet, während die Sherpas mit Flip Flops oder ausgelatschten Badeschlapfen unterwegs sind.

Nach der Kreuzung Lukla - Namche - Jiri, wird es endlich wieder ruhiger am Wanderweg. Das Leben ist etwas ursprünglicher, keine Massen von Touristen mehr. Wir geniessen die Ruhe und Einsamkeit. Aber nach ein paar Stunden bemerken wir, dass wir gar nicht so einsam sind, wie wir glauben. Es sind nun einige Touristen zu Fuß auf dem Weg in die Bergwelt, anstatt zu fliegen. Haben sie vielleicht zu wenig Flieger? Nein, sicher gibt es auch noch genügend andere Wanderer, die den ganzen Everest Trek machen wollen. Wir treffen sehr viel Franzosen.

Heu wird heimgetragen. Obst und Gemüse liegt in der Sonne zum Trocknen. Der Weihnachtsstern, den wir zu Hause in den Töpfen kennen, ist hier ein richtiger Baum und die Blüten leuchten schön Rot in der Sonne.

In Phurteng machen wir Mittagspause. Wenn das Wetter mitspielt, hat man von hier noch einmal einen Blick auf den Mt. Everest. Jawohl das Wetter ist uns hold und wir sehen ihn und noch viele andere. Wieso haben wir uns eigentlich so eine Müh und Plag gemacht? Den ganzen, weiten Weg, wenn man den höchsten Berg der Welt auch von hier schon sehen kann? Ach ja, als wir vor 2 Wochen hier waren, war es ja bewölkt.

In Junbesi haben wir eine nette Lodge und einen noch netteren Wintergarten gefunden. Die Wirtin macht gerade Momos und die lassen wir uns schmecken. Morgens zum Frühstück scheint schon herrlich die Sonne.

Ausgerechnet am letzten Wandertag hat sich Verena die Giardia zugezogen. Ununterbrochen stösst es ihr auf und es riecht nach Eiern, ihr Bauch spannt und schmerzt. So wird der Rucksack um den Bauch gelockert und nur mit den Schultern getragen. Es ist ein sehr langer Tag für sie. Viele Stops, aufmunternde Worte und Verena ist heilfroh, als wir den letzten Paß erreichen und es nur noch bergab geht nach Shivalaya. Hier nehmen wir ein Zimmer in einer angesagten "Retrolodge". Anstatt Tapeten überall Zeitungsblätter. Vielleicht dazu gedacht, falls man nicht schlafen kann, liest man Auto, Motor und Sport aus dem Jahre 2003. Verena ist das alles egal, denn sie schläft sofort. Die Tabletten wirken und tagsdrauf geht es ihr schon besser.

Der Wecker klingelt am nächsten Tag schon sehr früh, um 05.00 Uhr morgens. Der Bus fährt in einer halben Stunde ab. Es ist noch finster, als wir in den Bus einsteigen. Die Sitzplätze sind alle ausgebucht. Das Dashein-Festival ist beendet und all die Nepalis, die zu ihren Verwandten aufs Land gekommen sind, fahren nun wieder nach Kathmandu zurück. Wir haben Glück und finden noch 2 freie Plätze, dorthin setzen wir uns ohne zu fragen. Die Piste ist holprig und nicht nur einmal steigt der "Busistop" (Busgehilfe) aus, um große Steine aus dem Weg zu räumen oder dem Busfahrer an sehr engen Stellen zu helfen. Endlos viele tiefe Löcher sind auf der schlechten Piste. Nach 10 Minuten werden die ersten Kotztüten verteilt. Wer einen Fensterplatz hat, braucht keine Tüte, denn es gibt Schiebefenster :-) Frauen mit Kindern ohne Sitzplatz, geben ihre Kleinkinder zu sitzenden Personen ab, damit sie die Hände frei haben, um sich festhalten zu können. Auch wir haben einen 4jährigen Buben am Schoß hocken - so schnell kommt man zu Kindern.

 

Nach ca. 1 Stunde müssen wir unsere Sitzplätze für die Leute freimachen, die dafür bezahlt haben. Sie sind gerade zugestiegen. Der Bus ist zum Bersten voll. Im Gang liegt eine Frau zwischen Schachteln und Taschen am Boden. Niemand kümmert sich um sie, vielleicht geht es ihr da unten eh besser, als beim Stehen. Verena will sich beim Gepäckfach festhalten und ergreift einen Kopf von einem Huhn. Jemand hat seine Henne zwischen 2 Taschen geparkt. Auch das Dach ist voll mit Säcken, Taschen, Schachteln und Menschen. Die Piste wird nicht besser. Verena wird es speiübel und sie ist nicht die einzige. Immer mehr Plastiksackerl, in denen man seinen Mageninhalt leeren kann, werden ausgeteilt. Stehenbleiben tut der Busfahrer wegen so einer Lappalie nicht. In jedem Dorf steigen noch mehr Leute zu, obwohl anscheinend längst kein Platz mehr ist, aber irgendwie geht es trotzdem. In Jiri angekommen, wird ein paar Minuten Pause gemacht, wahrscheinlich sind aber nur die Plastiksackerl ausgegangen. Wir haben noch 5 km kurvige Fahrt vor uns, bis wir den Helipad erreichen, wo unser Amigo hoffentlich auf uns wartet. Wir suchen uns ein Platzerl ganz vorne beim Ausstieg. Verena hockt auf einer Stufe, ihr ist das Stehen zuviel geworden. Apollo hat seine Vorderpfoten auf dem Gang, während die Hinterläufe auf der untersten Stufe sind. Umfallen kann er nicht, denn er ist zwischen Taschen und Menschen eingezwängt. Die Türen beim Bus sind immer offen. Es kann aber niemand rausfallen, denn draußen hängen noch 4 Menschen so halb am Bus. Nach insgesamt ca. 3 Stunden, aber gefühlten 5 Std. sind wir endlich beim Amigo und wir dürfen aus diesem stinkenden, überfüllten Bus aussteigen. Fröhlich winken uns der Busfahrer und die Nepalis vom Dach noch zum Abschied. Jaja, auch wir werden euch so schnell nicht vergessen!!

 

 

 

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