Indien Ladakh 2

 

Munter und voller Elan besuchen wir den ehemaligen Königspalast in Leh. Durch enge Gassen geht es durch die Altstadt hinauf. Auch Apollo haben wir dabei, deshalb begrüssen uns alle Hunde persönlich und das sind einige. Der Chor endet erst, als wir das ehemalige Palastareal betreten. Der Bau stammt aus den 17. Jahrhundert, wurde von einem buddhistischen König in Auftrag gegeben. Der Palast sollte dem Potala Palast in Lhasa in Tibet ähnlich sehen. Durch die archäologischen Restaurierungsmaßnahmen kann der Palast wieder beeindrucken. 9 Stockwerke hoch in Ladakhi-Stil gebaut. Leider sind die Räume drinnen sehr kahl und nicht beschriftet, so kann man nur vage erahnen, für was der Raum mal gut war. Von den vielen Terrassen hat man eine schöne Aussicht auf die Altstadt.

Den Pfad weiter hoch kommen wir zur Gompa, diese wurde Anfang 15. Jahrhunderts errichtet. Am Eingang sitzt ein Mönch, er will 20,-Rupee Eintritt und dann darf man in das historische Innere gehen.

Rund um die Stupa ist ein recht wackeliger Holzbalkon, dekoriert mit vielen Gebetsfahnen. Auch von hier aus hat man einen schönen Blick auf die Stadt.

Als wir am Abend unseren Amigo erreichen, parkt neben uns ein holländischer Land Cruiser. Iris und Roland sind angekommen. Gemeinsam fahren wir am nächsten Tag nach Phyang zum Maskentanz. Es sind nur ein paar Kilometer von Leh und schon von weitem sieht man das Kloster am Berg thronen. Nur ist es irgendwie sehr ruhig. Man sieht nur wenige Autos, keine Musik..............was ist denn da los? Bei einem Rundgang um das Kloster, erfahren wir, dass das Fest erst morgen beginnt. Macht auch nichts. Wir parken den Amigo nicht weit vom Kloster und haben einen Quasselnachmittag, haben wir doch die Holländer das letzte Mal vor einem Monat getroffen. Die jungen Mönche sind neugierig auf uns und unseren fahrbaren Untersatz, auf Apollo und auf die westlichen Toiletten, die sie hier bauen. Ob man die so benutzt?

Am Abend folgen wir der Musik, die vom Dach des Klosters erschallt. Die Mönche in ihren roten Roben stehen am Rand des Daches und spielen auf ihren Instrumenten. Vielleicht um alle für das Fest morgen einzuladen?

Am Morgen werden wir von den vorbeifahrenden Taxis vollbeladen mit Touristen geweckt. Wir beeilen uns mit dem Frühstücken und machen uns auch auf dem Weg ins Kloster. Entlang des Weges haben die Jahrmarktbetreiber ihre Standln aufgebaut, manche bieten Gewinnspiele gegen Bezahlung an - dort sind die jungen Mönche zu finden. Auch Essensstände gibt es und vieles mehr. Der Schauplatz für den Maskentanz ist bereits voll mit Zuschauern und wir bahnen uns einen Weg durch. Obwohl es so ähnlich zugeht, wie am Maskenfest in Hemis, ist hier doch eine andere Athmosphäre. Nicht ganz so groß aufgezogen, ein bißchen familiärer und näher am Geschehen. Auch haben die Masken mehr Ausdruck, finden wir. Wir verbringen den ganzen Tag hier.

Wir glauben nun zu wissen, dass am Mittwoch, den 18. Juli, der Dalai Lama hier in Leh eintreffen sollte. So haben wir es von den unterschiedlichsten Leuten gehört, auch wollen sie ein Willkommensfest organisieren. Natürlich wollen wir da dabei sein. Also machen wir uns auf den Weg nach Choklamsar, einen Vorort von Leh. Dort sollte er seine Residenz haben. Auf dem Weg dorthin sehen wir Banner mit "Welcome our Holiness" von den unterschiedlichsten Firmen und Organisationen über die Straße hängen. Wir stoppen und fragen, wo denn das Fest sei. "In Choklamsar, dort wo er wohnt, wo denn sonst?" So hören wir es immer wieder. Schließlich finden wir seine Residenz, bewacht vom Militär. Ein Näherkommen ist unmöglich. Uns interessiert mehr, wo denn dieses Fest stattfinden sollte. Wir fragen und fragen, leider stellt sich dann heraus, dass es KEIN Fest geben wird, dass der Dalai Lama sogar nicht mal stehenbleibt, sondern dass er direkt vom Flughafen hierher gebracht wird. So ein Verhau! Was nun? Sollen wir hier neben der Straße parken, nur um eventuell sein Gesicht für einen kurzen Moment sehen zu können? Die ganze Nacht schlecht schlafen aufgrund des Lärms der vorbeifahrenden Autos? NEIN, wir fahren nach Leh und parken uns ins Hotel. Es wird sich sicher noch eine Gelegenheit ergeben, den Dalai Lama zu sehen.

 

Das dies aber so schnell passieren sollte, haben wir uns nicht gedacht. Wir sind auf dem Heimweg vom Einkaufen von Gemüse, Brot, Eiern und anderen Lebensmitteln, als ein Auto links ins Kloster einbiegt. Eine Menschenmasse, jeder verbeugt sich, als ein wichtiger Mönch aus dem Auto steigt und die Stufen hinab ins Kloster geht. Über dem Kloster ein Banner: "Welcome our Holiness the Dalai Lama XIV" Alles folgt ihm ins Klosterinnere. Iris, Roland und Verena sind total perplex, wir schauen uns gegenseitig fragend an, der Dalai Lama? Auch wir folgen der Masse.

Am Seiteneingang finden wir noch Platz, wir quetschen uns mit all den prall gefüllten Einkaufstaschen zwischen den betenden Menschen. Alle sind in ihren Sonntagskleidern und hocken im Schneidersitz, ein Buch in der Hand. In der Mitte ist ein Art Thron aufgebaut, auf dem der Dalai Lama Platz genommen hat. Vor ihm haben sich die Mönche gruppiert. Es wird aus dem Buch rezitiert, ein Sprechgesang, der sehr melodisch klingt.

Am großen Hof vor dem Kloster sind Lautsprecher aufgebaut und überall sitzen betende Menschen.

Es ist ein Kommen und ein Gehen und jedesmal, wenn jemand sich einen Weg bahnt, müssen wir unsere Einkaufstaschen von links nach rechts hieven oder umgekehrt. Also beschliessen wir, unseren Einkauf nach Hause zu bringen, den Wolfi zu holen, denn der hat vom Kommen des Dalai Lamas nichts mitbekommen, weil er im Internetcafe war. So machen wir es. Nach nur einer Stunde sitzen wir wieder im Kloster. Nun ist dieser Sprechgesang zu Ende, der Dalai Lama hat ein Mikrofon bekommen und spricht zur Menge. Leider verstehen wir gar nichts, nicht mal welche Sprache er spricht, ob es Ladakhi ist oder Tibetanisch, keine Ahnung. In den Pausen gehen die Frauen mit großen Kannen Tee durch die sitzenden Menschen, andere verteilen Brötchen aus großen Steigen. Es ist eine sehr angenehme, energiegeladene Atmosphäre. Wir Ausländer werden gleich behandelt, wie all die Buddhisten. Nur schwer trennen wir uns von hier. Schließlich machen wir uns auf den Weg nach Hause. Wir sind glücklich, dass wir den Dalai Lama haben lauschen können. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen machen wir uns ans Kochen. Die Hotelbesitzerin kommt vorbei. Und bei dieser Gelegenheit fragen wir sie gleich, wie lange der Dalai Lama heute noch in der Gompa spricht. Unsere nette Hotelbesitzerin hat leider keine Ahnung, wovon wir sprechen. Innerhalb ein paar Minuten macht sie unsere schöne Vorstellung zu nichte, indem sie uns verkündet, dass der Dalai Lama nie in dieses Kloster kommt. Es ist NICHT "His Holiness the Dalai Lama" gewesen, dem wir gelauscht haben, sondern sein Stellvertreter, ein wichtiger Rinpoche. Wir starren sie an, die Kinnlade fällt uns runter und wir wissen nicht mehr, was wir sagen sollen. Ja, er hat ein wenig älter ausgesehen, aber es ist auch schon eine Zeit lang her, dass wir ein neueres Foto von ihm gesehen haben. Auf den Büchern weiß man ja nie, wie alt die Fotos sind. Ja, er ist schon alt geworden. Aber dass er es gar nicht ist, auf diesen Gedanken wären wir gar nicht gekommen. Unsere Enttäuschung schlägt bald um in schallendes Gelächter. Auch Stunden später noch lachen wir über diesen Vorfall.

Dem Wolfi sind die Haare schon wieder viel zu lange. Den Friseurbesuch schiebt er vor sich her. Also beschließt Verena, ihre friseurtechnischen Kenntnisse zu testen. Seht selbst was daraus geworden ist.

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Der Markha-Valley Trek sollte einer der schönsten Treks in Ladak sein, also werden wir ihn erwandern.
1. Tag: Schon die Anfahrt nach Chiling ist abenteuerlich. Durch ein enges Tal, gerade breit genug, um eine schmale Straße in den Fels zu schlagen, fahren wir mit einem Taxi den reißenden Zanskarfluß entlang. Nach 90 km endet die Fahrt. Von nun an können wir marschieren, aber zuerst müssen wir den ungestümen Fluß überqueren. Eine Brücke ist im Bau, bis diese fertig ist, tut ein Seilzug seinen Dienst. Es ist eine größere Holzkiste, die auf 2 Seiten offen ist. Sie hängt auf 2 Rollen an einem Stahlseil. Die ersten 2/3 geht es sehr zügig voran, dananch müssen 2 Männer auf der anderen Seite ziehen, um die Kiste ans andere Ufer zu bringen. Auf unserer Uferseite ist einiges los. Touristen, die eine geführte Tour machen und deren Gepäck und Ausrüstung warten auf die Rüberfahrt. Zelt, Kocher, Lebensmittel, Menschen - alles kommt in diese Kiste. Ganz wohl ist Verena die ganze Sache nicht. Beim Nachfragen, wieviel Kilos in die Holzkiste dürfen, bekommen wir die Antwort: 2 Personen und deren Rucksäcke. Nach fast 2 Stunden Warten sind wir an der Reihe. Wir haben beschlossen, dass Wolfi mit Apollo fährt. Im Notfall, falls Apollo Selbstmordgedanken bekommt, ist Wolfi stärker. Endlich - Wolfi sitzt bereits in der Kiste, Apollo locken wir auch rein, ich gebe noch einen Rucksack dazu. Wir würden meinen, es würde an Gewicht reichen, da kraxelt noch ein Inder in die Box. Los geht die Fahrt.

Sorgenvoll blickt Verena dieser überfüllten Kiste hinterher und hofft, dass Apollo seine Hinterfüße nicht bewegt, denn sein halber Arsch hängt aus dieser nicht unbedingt vertrauenserweckenden Gondel heraus. Alles verläuft gut und schließlich sind wir auf der anderen Seite wieder vereint. Es ist bereits 11.00 Uhr, als wir endlich losmarschieren. Nach einem kurzen, aber steilen Anstieg gelangen wir ins Markha Valley.

Den Fluß Markha folgen wir nun die nächsten 2 Tage. Der Weg im Flußbett ist steinig und nicht einfach zu gehen. Bei jedem Schritt muß man achten, wo man hintritt, denn die Steine sind lose und geben leicht nach. Zudem brennt die Sonne ohne Erbarmen auf uns runter. Nach 6 Stunden Gehens sind wir ziemlich müde und hoffen bald in ein Dorf zu kommen, indem es eine Gelegenheit zum Übernachten gibt. Kurz vor Sara finden wir ein ganz einfach ausgestattetes Homestay. Homestay bedeutet Übernachten bei Einheimischen. Man bezahlt einen gewissen Preis, der Abend-, Mittagessen, ein Lunchpaket und Tee, soviel man will, beinhaltet. Die Besitzerin kommt schon angelaufen und ist sehr erfreut, dass wir bei ihr übernachten wollen. Sofort richtet sie eines von ihren zwei Zimmern für uns her. Auf den Lehmboden werden Matten und Teppiche geschichtet. Darauf breiten wir unsere Schlafsäcke aus.

Zum Abendessen dürfen wir in der Küche neben dem gemauerten Herd am Boden Platz nehmen. Es gibt Reis mit Dal - das Nationalgericht. Berge von Reis mit Linsensuppe. Während wir Essen, stillt die Besitzerin ihre 6 Monate alte Tochter, die Oma legt sich am Boden und macht ein Nickerchen. Die Nacht ist lang, nur sehr schwer finden wir Schlaf. Für unsere verweichlichten Knochen ist der Boden sehr hart und irgendwelche beißenden oder stechenden Viecher störren uns am Schlafen.

2. Tag: Nach dem Frühstück geht es los, weiter durch das Flußtal. Links und rechts ragen die schönsten Felsformationen in den Himmel. Man könnte meinen, man sei irgendwo im Grand Canyon und bald würden wir auf die ersten Indianer treffen. Staub und Schmutz begleiten uns. Heute müssen wir mehrmals den Markah Fluß durchqueren. Wir staunen nicht schlecht, es gibt keine Brücke, keine Möglichkeit von Stein zu Stein zu hüpfen, ohne naß zu werden. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als raus aus den Schuhen, diese an den Schuhbändern zusammenzubinden und um den Hals zu hängen. Dann kann es losgehen, barfuß ertasten wir langsam den Untergrund und Schritt für Schritt geht es durch das arschkalte Schmelzwasser zum anderen Ufer. Das Wasser ist knietief und es ist gar nicht einfach gegen die starke Strömung in der Mitte des Flußes, anzukämpfen.

Im Lunchpaket finden wir einige Chapatis ( Fladenbrote). Mit dem sollen wir satt werden? Nein, wir suchen uns ein Restaurant. Aber wir finden kein einziges und in den Teehäusern werden nur Kekse und kalte Getränke angeboten. Unsere Wasservorräte gehen auch zu Neige, so kaufen wir abgekochtes Wasser bei einer Familie.

Am späten Nachmittag erreichen wir den Ort Hanker. Das erste Homestay, das wir sehen, steuern wir an. Ein großes Zimmer mit richtig dicken Matratzen - genau das richtige was unsere erschöpften Glieder heute brauchen. Wir sind nicht die einzigen Gäste. 2 Österreicherinnen, Susi und Patricia, sitzen in der Sonne. So gesellen wir uns zu ihnen und ratschen ein Weilchen. Endlich gibt es Abendessen, Momos und eine Suppe. Müde fallen wir ins Bett.

3 Tag: Die Ladakhi-Klos sind etwas gewöhnungsbedürftig. Sie ähneln unseren Plumpsklos, im Eck ist ein Erdhaufen und eine Schaufel lehnt daneben. Nach dem Klogang schaufelt man etwas Erde drauf, nach einiger Zeit wird alles zu Dünger, den sie für die Felder brauchen. Wir verlassen Hanker. Hoch oben am Felsen thront das verfallene Fort.

Den kleinen Fluß gesäumt mit vielen bunten Blumen, wie Margarithen und Vergißmeinnicht, folgen wir ins Tal rein und kommen bald an dessen Ende, wo wir links abbiegen. Von nun an geht es bergauf. Die Farben der Felsen ändern sich nun und sind oft grün und violett.

Viele Murmeltiere leben hier. Immer wieder sehen wir sie, wie sie Männchen machend, auf ihrem Bau stehen. Bisher waren wir fast alleine auf dem Weg, heute sieht die Sache anders aus, immer wieder treffen wir auf andere Wanderer. Bei den Steinmännchen (die den Weg markieren) essen wir unsere Jause. Mutti hat einen gekochten Kartoffel, ein gekochtes Ei ein Stück sehr guten Kuchen, einen Schokoriegel und ein Fruchtsaft für uns eingepackt. Mulis, aufgepackt mit Zeug, das man so braucht wenn man eine Campingtour macht, kommen uns entgegen. Die Verstärkung im Rückenbereich unserer Rucksäcke ist gebrochen. Wolfi hat sie geklebt, bevor wir losstarteten aber man spürt es, dass sie leider wieder gebrochen sind. Die Folge sind leichte Rückenschmerzen und auch die Schulter tut weh. Nach Nimaling sind es einige Stunden und wir sind froh, als wir das Zeltdorf auf 4.750 m Höhe erreichen. Der Grund und Boden gehört dem größten Kloster von Ladakh, sowie halt auch bei uns in Österreich viel Grund und Boden der Kirche gehört. Die Betreiber müssen eine Pacht abliefern, dafür dürfen sie ein temporäres Zeltdorf errichten. Wir haben Glück und bekommen noch ein freies Zelt.

Auf der Weide sieht man Esel und Dzomos (eine Kreuzung zwischen Yak und der Kuh), Schafe, Ziegen und Hirtenhunde - alles läuft frei herum.

Der Wind pfeift uns um die Ohren und so trifft sich alles im Essenszelt. Bis zum Abend sind alle Zelte belegt und auch im großen Versammlungszelt wird es eng. Sofort nach dem Essen verziehen sich alle in ihre Schlafzelte und um 21.00 Uhr ist es bereits still im Camp. Wieviele Touristen wirklich schon schlafen, wissen wir nicht, denn auf dieser Höhe findet man keinen besonders guten Schlaf, wenn man es nicht gewohnt ist. Auch uns geht es so. Wir drehen uns von einer Seite auf die andere, die Kälte tut noch ihres dazu. Mitten in der Nacht werden wir munter, Apollo zittert vor Kälte, wir kuscheln uns zusammen und teilen die Decke mit ihm.

4. Tag: Nicht besonders ausgeschlafen, erwachen wir um 06.00 Uhr. Im Camp herrscht bereits reges Treiben, jeder will früh starten, ein langer und anstrengender Tag steht vor uns. Die Sonne wärmt unsere steifen Glieder. Im großen Zelt riecht es schon nach Black Masala-Tea und Porridge (Haferbrei), genau das richtige vor der Paßquerung. Schmecken tut es nicht, aber wir würgen es runter, brauchen wir doch Energie. Leider geht es Susi, der Österreicherin, überhaupt nicht gut. Sie hat Durchfall und ist müde, denn sie hat die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Wahrscheinlich tut auch die Höhe noch ihres dazu, also wird ein Pony besorgt, um sie zum Paß hochzutragen. Patricia macht sich mit uns auf den Weg. Eine Karawane von Trekkern stapft die Serpentinen zum Paß hoch. Nach 1,5 Stunden sehen wir die Gebetsfahnen. Wir haben den 5.140 m hohen Konmaru Pass erreicht.

Jeder freut sich, es werden unzählige Fotos geschossen, alle rasten ein Weilchen, bevor es nun 1.300 m in die Tiefe geht. In engen, steilen Serpentinen geht es den Berg runter. Jeden Schritt muß man bewusst setzen, um ja nicht hinzufallen. Das Bergabgehen ist für uns fast gleich schwierig, wie das Bergaufgehen, es erfordert hohe Konzentration. Der Weg führt uns durch eine enge Schlucht, manchmal ist der Steig direkt in die Felswand geschlagen. Für die beladenen Mulis muß dieser Weg ein Horror sein.

Bei einer sehr engen, steilen Stelle entdecken wir die Überreste von einem abgestürzten Muli. Es ist anstrengend und kräftezehrend, der Weg will einfach kein Ende nehmen. Immer wieder müssen wir über kleine Flüsse und durch Geröllfelder. Erst um 17.00 Uhr erreichen wir das Dorf Shang, in dem der Trek endet und die Straße beginnt. Susi, die mit einem Muli den Berg raufgetragen wurde, mußte den ganzen Weg runter gehen, da das Tragen eines Menschen für die Tiere bei diesen Wegen unmöglich ist. Das war mit Sicherheit kein einfacher Tag für sie.

Die beiden Österreicherinnen sind so nett und bieten uns ein Platzerl in ihrem Jeep an. Somit erreichen wir noch am gleichen Abend Leh. Auf dem Nachhauseweg kaufen wir Sandwiches, freuen uns auf eine Dusche und völlig erledigt fallen wir um 21.00 Uhr ins Bett.

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Am Amigo finden wir eine Nachricht, dass Bini & Peter endlich in Leh eingetroffen sind. Gleich am nächsten Tag nach dem Frühstück schwingen wir uns auf`s Rad und fahren sie besuchen - niemand zu Hause im August, das ist ihr Reisefahrzeug. In der Stadt tut sich was, viele Touristen, keine Autos. Die Straßen sind gesperrt und nach mehrmaligen Nachfragen, erfahren wir, der Dalai Lama würde bald hier durchfahren. Also warten wir, denn Zeit haben wir ja. Und als wir da so stehen, umarmt uns jemand von hinten - Bini & Peter. Es gibt viel zum Erzählen, wir werden gerügt, dass wir doch leiser sein sollten, his Holiness the Dalai Lama würde nun um die Kurve kommen. Einen kurzen Blick können wir von ihm erhaschen, als er im Schritttempo winkend an uns vorbeifährt. Am Abend sind wir mit den beiden österreichischen Mädels zum Abendessen verabredet, vorher treffen wir uns beim Amigo zum Aperitif und zur Hausbesichtigung.

Hier in Leh kehrt ein Alltag ein, so wie wir ihn von zu Hause kennen, nur ohne Streß. Jeden Morgen fährt Wolfi mit dem Fahrrad zum Bäcker, um frisches Kashmiri Brot zu kaufen. In einem winzigen Kammerl sitzen drei Männer. Der hinterste holt immer wieder Teig vom großen Bottich raus und formt es in kleine Laibchen. In der Mitte ist ein ca. 1m tiefer Ofen, indem ein offenes Feuer brennt. Der, der neben dem Ofen sitzt formt die Laibchen zu Fladenbroten und klebt sie an die Wand des Ofens. Er fischt sie mit einem Schürhaken heraus, wenn sie fertig sind. Am Tresen ist der Verkäufer, der die gewünschte Anzahl von Kashmiri Broten zum Mitnehmen in das Zeitungspapier wickelt und kassiert.

Fast jeden Tag statten wir den Frauen, die ihr frisches Gemüse am Gehsteig zum Verkauf anbieten, einen Besuch ab. Hier kaufen wir die Zutaten für unser Abendessen. Das Gemüse ist frisch aus ihren Gärten, es wird nur das angeboten, was gerade wächst. Der Spinat ist gerade zu Ende gegangen, im Moment gibt es Mangold, Kohlrabi, Brokkoli, Karfiol und Blattsalate. Einiges aus dem Garten wird verkauft, der Rest wird getrocknet und für den Winter eingelagert. Bei uns in Europa wird vieles eingefroren, diese Möglichkeit haben die Menschen hier nicht. Also werden Karotten, Marillen, Käse............auf den Hausdächern getrocknet.


Der Wintern hier ist lange und kalt. Viele Monate sind sie von der Umwelt abgeschnitten, da die Pässe unpassierbar sind. Die einzige Möglichkeit ist der Luftweg, wir wissen nicht, wieviele sich einen Flug leisten können. Auf den Flachdächern wird das Gras zum Trocknen ausgelegt und den Tieren im Winter verfüttert. Es wird genügend Chang (die Ladakhi bezeichnen es als Bier, schmeckt aber eher wie halbvergorener Wein) gebraut und für den Winter eingelagert. Werden doch sämtliche Feste in dieser Zeit gefeiert.

 

Die Besitzer von unserem Hotel sind sehr nett. Es ist ein Familienbetrieb, jeder hat seinen Aufgabenbereich. Das Ehepaar führt das Guesthaus, die Schwiegermutter ist für die Tiere zuständig und die Tante für den großen Gemüse- und Obstgarten, der Schwiegervater für sämtliche Reperaturen. Der Sohn betreibt ein Internetcafe im Ort, die beiden Töchter gehen in Delhi zur Schule.

Die Schwiegermutter hat einen Yakdung-Haufen zum Lodern gebracht. Den ganzen Vormittag raucht es. Neugierig blicken wir in diesem glühenden Haufen, als die alte Frau die Glut wegschaufelt. Hervor kommt eine blecherne Dose. Als sie den Deckel entfernt, entfläucht ein wunderbarer Duft frisch gebackener Kekse. Wir dürfen probieren und sie schmecken wunderbar. Der Besitzer erklärt uns, dass diese duftenden Kekse für den Dalai Lama als Geschenk bestimmt sind. Der hat es gut, er bekommt mehr als nur einen Keks ;-).

Am Abend gibt es Momos. Das kann sich Verena nicht entgehen lassen und fragt in der Küche, ob sie denn zuschauen könnte. Kein Problem. Also sitzt sie mittendrinnen zwischen großen Töpfen und einem großen Brett am Boden, das als Nudelbrett dient. Die Küchenbrigade teilt Verena gleich zum Nudelfüllen ein. Aber mit der ladakhischen Fingerfertigkeit und deren eigenen Technik zum Schließen der Nudeln (sie sehen dann sehr schön aus) kann Verena nicht mithalten, also beschränkt sie sich auf die Vorarbeit. Eine Stunde später sitzen wir im Auftenthaltsraum und verspeisen diese köstlichen Momos.

Wolfis Frisur findet so viel Anklang, dass sich Verena vor Kunden kaum retten kann. Der fahrende Friseursalon wird eröffnet. Mit einer professionellen Papierschere und einem Plastikkamm geht Verena ans Werk und................die Kunden sind zufrieden.

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Und dann ist es endlich so weit. Wir fahren nach Choklamsar, dort wo his Holiness the 14th Dalai Lama seine Teachings gibt. Am späten Nachmittag machen wir uns auf den Weg, das Spekatakel sollte schon sehr früh beginnen. Mittlerweile ist auch noch Mathias mit seiner Hündin Paula, die wir aus Nepal kennen, zu uns gestossen. Direkt vor dem Gelände können wir nicht parken, wir sollten doch die Straße ein Stück rein fahren, dort ist ein großer Parkplatz. Ok, das machen wir. Sofort sind wir die Attraktion im Dorf, jeder kommt angerannt zum Schauen.

05.00 Uhr - ein Megakrach. Autos und Busse rollen an, tausende von Menschen steigen aus, bepackt mit Jausenkörben, Teekannen und Unterlegsmatten machen sie sich auf zum Gelände. An Schlaf ist nicht mehr zu denken, also klettern auch wir aus unseren Betten. Mathias macht sich besonders hübsch, mit einem tibetanischen Hut will er den Dalai Lama beeindrucken. Irgendwo in seinem Auto findet er noch einen, den er mir für diesen besonderen Tag borgen will.

Es gibt verschiedene Eingänge in das Areal, je nachdem, ob man Einheimischer, Inder oder Ausländer ist. Der Grund ist die Sprache. Es sind Plätze vorbereitet mit Lautsprechern, die simultan in Englisch, Hindi, Ladakhi und sogar in Koreanisch übersetzen, was the Holiness redet. Der Dalai Lama spricht tibetanisch, seine Muttersprache. Es ist bereits der 3. Tag von 4 Tagen. Heute lehrt er über Nächstenliebe, Alkoholkonsum, das Fokusieren von wichtigen Dingen im Leben und vieles mehr. Am Gelände wimmelt es von Menschen. Mittendrin steht ein Pavillon, indem ein Thron für Dalai Lama aufgebaut ist.

Die vorderen Reihen sind für die Mönche bestimmt. Kurz dahinter die Fernsehkameras, dann sind die eingezäunten Plätze, in Sprachen unterteilt und der restliche Platz ist für die Einheimischen.

Meist in Großfamilien angereist teilen sie sich Decken und Unterlegsmatten. Das Wetter spielt nicht so mit, es ist kalt und es regnet leicht. Später hellt es auf und die Sonne kommt heraus. Kontinuirlich gehen Damen durch die Massen und schenken Tee ein. Wenn man einen eigenen Becher mit hat, kann man den köstlichen Buttertee geniessen. Einige sitzen in meditativer Haltung und lauschen. Es ist ein Kommen und ein Gehen, vor allem bei den Touristen. So sind wir die ganze Zeit abgelenkt und es fällt uns schwer, uns auf das zu konzentrieren, was der Dalai Lama spricht. Außerdem gibt es so viel zu schauen. Die Menschen mit ihren traditionellen Trachten herausgeputzt. Man weiß gar nicht, wo man hinschauen sollte. Die Eindrücke sind fast zu viele. Seht selbst.

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Zu Mittag ist alles zu Ende und wir wollen nicht zurück ins hektische Leh. Wir fahren ins benachbarte Stok, dort können wir die Eindrücke in aller Ruhe verdauen. In Stok wartet der Königspalast auf uns, den wir gemütlich besichtigen. In einem Teil des Gebäudes ist ein Kloster untergebracht, in einem anderen Teil ein Museum, wo Schmuck, Klamotten, Münzen und vieles mehr ausgestellt wird und ein Teil wird noch von der ehemaligen Köingsfamilie bewohnt.

In Stok bereiten wir unser nächstes Abenteuer vor. Wir wollen hoch hinaus, aber mehr davon im nächsten Bericht.

 

 

 

INDIEN - LADAKH 3

 

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