INDIEN
der Nordosten

 

Aufi gehts aufn Berg, aber so schnell doch nicht, denn wegen einem Hangrutsch müssen wir eine Umleitung fahren. Ist die Straße nach Darjeeling nicht schon schmal genug? Die Umleitung führt uns über eine "weiße Nebenstraße" entlang der Grenze zu Nepal bis nach Ghoom. Als wir vor der ersten Brücke stehen, schalten wir die Musik aus, um das Brechen der Träger rechtzeitig zu Hören.... OK, dass hätten wir!! Foto gibt es keines davon, wir sind zu sehr mit dem Lauschen beschäftigt. Auch ist die Straße, die direkt nach der Brücke folgt, etwas eng und steil. Der Bambus hängt tief über die Straße und wischt, für uns gut hörbar, unser Dach und die Seitenwand sauber. Zum Glück kommen uns die ersten paar hundert Meter keine Fahrzeuge entgegen, denn an Gegenverkehr ist beim Bau der Straße nicht gedacht worden. Bevor wir in die engen Kurven fahren, hupen wir vorsichtshalber, damit sich eventuell Entgegenkommende auf was gefasst machen können. Zum Glück sind wir dann auch mit Abstand die "größten", die auf der Umleitung unterwegs sind. Warum aber sind hier keine großen Lkws oder Busse unterwegs, wie sonst überall in Indien? Was erwartet uns die nächsten 80 km bergauf???

Enge Straßen und noch engere Kurven, auch kein Platz zum Parken. Kurz vor Darjeeling erreichen wir die Hauptstraße. Aber auch die ist nicht breiter. Die Straße wird neu gemacht, so bleibt meist nur eine Fahrspur für beide Richtungen und der Zug braucht auch noch seinen Platz. Nach kilometerlangem, beinhartem "Durchquetschen" kommen nun auch noch die sehr niedrig hängenden Kabeln dazu, die am Amigo einhaken. Also beschliessen wir, bei der nächsten Möglichkeit umzudrehen und uns in Ghoom auf dem einzigen, ebenen Platz zu parken, den wir sehen. Im Nachhinein betrachtet, eine weise Entscheidung, denn in Darjeeling einen Parkplatz für den Amigo zu finden, wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.

Von hier aus geht es mit den hoffnungslos überfüllten Sammeltaxis nach Darjeeling. Beim Bau der Jeeps (ein Nachbau vom Puch G) wird auf den Stauraum im Kofferraum verzichtet und dafür zwei 2er Längsbänke reingebaut. Ist doch viel sinnvoller, nur keinen Platz verschwenden, das Gepäck kann ja auf das Dach. In der ersten Reihe können nun 3 Personen und der Fahrer sitzen. Der Ganghebel ist dann zwischen den Beinen des Sitznachbars. Berührungsängste darf man keine haben. In der hinteren Reihe passen locker 4 Personen rein. Im Kofferraum 4 Personen, haben sie nicht viel Gepäck mit, können es auch schon mal 6 Personen sein. Also insgesamt mindestens 12 - 14 Personen. Dass da die Federn hin und wieder brechen, so wie bei der Fahrt aus Darjeeling raus, ist da kein Wunder.....

 

Darjeeling ist eine Stadt für sich. Laut Stadtplan vom örtlichen Touristinfo, hat diese Stadt 300.000 Einwohner. Die Häuser gruppieren sich auf einem Bergrücken und auch die Hänge sind voll mit Gebäuden, es gibt mehrere enge Straßen und fast kein ebenes Stück Land. Entweder geht es bergauf oder bergab. Man sagt ja, dass die Tiroler mit 2 unterschiedlich langen Beinen auf die Welt kommen. Wir glauben nun, dass es sich um einen Irrtum handelt, es müssen wohl die Bewohner von Darjeeling sein......... Eine unübersichtliche Stadt, mit verwinkelten Gässchen und Treppchen, aber für uns hat sie trotzdem Charme. Nicht umsonst bleiben wir hier eine Woche lang. Unser Speiseplan wird erweitert, denn am Bazaar entdecken wir Topfen. Also gibt es nun Aufstriche, Liptauer und ein Eiaufstrich machen den Anfang. Auch finden wir frische Pilze und getrockneten, steinharten Käse am Markt. Mal schauen, vielleicht kann man daraus Kaspreßknödel machen..... Wir werden zur Stammkundschaft von der Mutti an der Momo-Bude. Sie macht die besten Momos von der ganzen Stadt und die Leute drängen sich vor ihrem Stand, dazu gibt es noch um 10 Rupee Kaffe, oder Tee.

Leider spielt das Wetter nicht mit. In einer ganzen Woche, die wir hier verbringen, sehen wir nicht einen einzigen Berg. Jeden Tag hängt eine Dunstglocke über Darjeeling. Ein einziges Mal erhaschen wir einen Blick auf die gegenüberliegenden Hügel mit den Teeplantagen, aber das ist auch schon alles. Auch auf dem Tiger Hill, den Ausichtssberg von Darjeeling, sehen wir nichts.

Wir bestaunen die kohlebetriebene Dampflock, die keuchend und stinkend in 3 m Entfernung vom Amigo vorbeirattert. Sie zieht den Toytrain, eine Schmalspurbahn aus der Hinterlassenschaft der Briten. Um den Höhenunterschied zwischen Ghoom und Darjeeling auszugleichen, macht die Bahn einen Loop und gewinnt in diesem Ringerl einiges an Höhe.

Hier in Darjeeling besorgen wir uns das 15tägige Permit für Sikkim. Einen Antrag ausfüllen, ein paar Kopien, ein Paßfoto und 10 min. später halten wir das Permit in der Hand. Nun wird es Zeit einen Ortswechsel durchzuführen und so fahren wir nach Kalimpong. Da es nun von 2.200 m auf 200 m runtergeht und dann wieder auf 1.300 m hinauf, sind wir schon neugierig wie die Straße wird. Vom Nachbarn haben wir den Tipp bekommen über Mangpoo zu fahren. Es ist zwar ein kleiner Umweg, aber am direkten Weg hinunter, ist eine Brücke, wo wir mit dem Amigo nicht drüberkommen. Am Weg treffen wir auf die Wasserlieferanten, die ihre Tankwagen an den Wasserquellen auffüllen, um damit Darjeeling zu beliefern. Passt ganz gut, auch wir füllen unseren Tank hier auf. Von den Jungs erfahren wir, dass sie erst um 22.00 Uhr in die Stadt fahren, um die Hotels zu beliefern, erst dann haben sie den Platz, um überall hinzukommen. Für die 65 Kilometer brauchen wir 4 Stunden. Durch dichten Wald geht es hinunter bis zum Fluß, dann wieder steil bergauf. Zum ersten Mal in unserem Leben, fahren wir einen Loop, denn es ist so steil und eng herauf, dass ihnen der Platz ausgegangen ist und sie einen Loop einbauen mußten, um Höhenmeter zu gewinnen. In Kalimpong erwarten uns auch enge Straßen, die voll mit Minibussen und Jeeps sind. Hier werden wir Zeugen, dass es auch in Indien deinen "Freund und Helfer" gibt. Ein paar Polizisten kommen um eine Ecke und sehen sofort, dass wir hier nicht hinpassen... Sie schnappen sich einen Polizistenlehrling mit einer Enfield und leiten uns durch die hektische Stadt zu einer ruhigen Ecke. Hier parken wir am Straßenrand. Unsere Nachbarn leben etwas beengt, haben deshalb den Balkon zur Küche umfunktioniert und mit Plastikplane verkleidet. Das ist recht praktisch, denn der Müll wird einfach über das Geländer geworfen.

Kalimpong ist so wie Darjeeling auf einem Bergrücken gebaut, aber bei weitem nicht so groß, laut und überbevölkert. Irgendwie ein cooles Nest. Heute ist Markttag und wir gehen zum Shoppen. Rucksack auf den Rücken, ein paar Baumwolltaschen mit und auf geht`s. Hier in den Bergen ist "Plastik- ein NoGo" und alles wird in Papier eingewickelt. Alle Einwohner sind am Weg, auch aus den Nachbardörfern kommen sie. Die Auswahl ist groß und wir entdecken Brokkoli, Selleriestangen, einen Käse der so ähnlich ist wie der Schärdinger, geräucherte Würste und getrocknetes Fleisch. Für Apollo kaufen wir noch einen Ohrwaschl von einer 5 Jahre alten Sau. Der Fleischer hat hier die Kotletts aufliegen, da würde mein Vater die hellste Freude daran haben. Eine mindestens 5 cm dicke Fettschicht ist mit dabei!!! Wir trauen uns aber noch nicht über das Schweinefleisch, vielleicht in Nepal............

Dafür lassen wir den in Darjeeling gekauften Topfen reifen. Aus dem allwissenden Internet laden wir ein Rezept runter. "Kärntner Kochkäse - Glundner Kas" soll es werden. Wir haben den noch nie selbst gemacht, immer nur gerne gegessen. Da sind wir schon gespannt, ob der Kas uns gelingen wird! Und er schmeckt, zu unserer Überraschung, ausgezeichnet.

Irgendwann wollen wir doch in Sikkim einreisen und so fahren wir den Berg wieder hinunter und den Fluß entlang Richtung Grenze zu Sikkim. Plötzlich, wir trauen unseren Augen kaum, weitet sich das Tal ein wenig und eine Piste ermöglicht uns, das Runterfahren zum Fluß. Wir stehen nun neben dem Teesta und es sieht so ähnlich aus, wie in unserem geliebten Tagliamento. Herrlich, die Straße ist so weit weg, dass keiner die Mühe auf sich nimmt, zu uns runter zukommen. Wir machen es uns bequem und irgenwann fangen wir dann - man glaubt es kaum - zu putzen an! Das Dach ist schwarz vor lauter Staub und Dreck, so wird es heute gewaschen, damit auch die Solarpaneele ihre Arbeit tun können. Danach setzen wir uns vors Auto und sehen noch den Kindern vom Nachbardorf zu, wie sie mit einem Autoreifen-Schlauch im Seitenarm vom Fluß spielen. Abends schwillt der Fluß mit einem Mal um 2 Meter an. Irgendwo am Oberlauf muß ein Staudamm sein und nun wird wohl wieder Strom gemacht. Wir stehen zum Glück weit genug oben und können beruhigt schlafen. Am nächsten Tag ist Waschtag. So wie die Inder suchen wir uns einen großen, flachen Stein im Flußbett, um unsere Wäsche darauf sauber zu klopfen. Trotz der harten Arbeit haben wir Spaß daran, die Badetücher und auch die Teppiche auf den Stein zu klatschen. Den Tag lassen wir mit einer Grillerei ausklingen und sitzen noch Stunden vor dem Amigo - so wie im Tagliamento!

Endlich geht es nach Sikkim! Dieser Bergstaat, der von Nepal, China und Bhutan begrenzt wird, ist der 22. Bundesstaat von Indien. Bis in die 70iger Jahre war es ein eigenständiges Königreich. Diesmal haben wir fast eine richtige Grenze mit Stempel im Paß. Wohin man schaut, es gibt nur Berge. Wir wollen zum Kloster nach Rumtek. Es führt uns wieder mal eine enge Straße bergauf. Amigo muß sich langsam, wie eine Ziege fühlen! Verena ist ganz schön gefordert, viele Male muß sie aus dem Auto klettern, um die tiefhängenden Kabeln mit der Teleskopstange, hochzuheben. In Rumtek gibt es keinen Parkplatz für uns, aber 1 Kilometer weiter, soll eine Umkehr sein. Wir finden sie und parken nun direkt vor dem alten Kloster.

Der Wettergott ist nicht auf unserer Seite, leider ist es meistens dunstig und es regnet sehr häufig. Die bhuddistischen Mönche sind ein quirliges Volk. Wir freunden uns mit einem Mönch, dem "Lama" Nema, an. Den Titel Lama erhält man, wenn man sein Studium beendet hat und es berechtigt den Mönch, eine Puja zu leiten. Er lädt uns in sein Zimmer ein, kocht Tschai für uns, zeigt uns voller Stolz seine Fotos und wir schauen gemeinsam in seinen Fernseher. Nema ist sehr tierlieb, er hat 3 Katzen und ein Hundebaby namens Tashi, für das wir einen Vormittag lang Hundesitter spielen. Als Dank bekommen wir Topfen, Bioeier und frische Kuhmilch geschenkt. Da es eh ein Regentag ist, beschliessen wir, aus dem Topfen einen Strudel zu machen, über den sich Nema sehr freut.

Wir besichtigen das neue Kloster in Rumtek. Die Puja, die gerade stattfindet, ist sehenswert. An die 40 Mönche rezitieren ihre Mantras und dazwischen spielen sie auf ihren Instrumenten.

Bevor wir uns von Rumtek verabschieden, zeigt und erklärt uns Nema noch sein Kloster. Jeden Morgen treffen sich die Mönche zum Beten. Neben dem Hauptraum, gibt es einen kleinen Nebenraum, in dem jeder um göttlichen Schutz und Beistand bitten kann. Die Innenräume, sowie der Eingangsbereich sind wunderschön bemalt.

Die Hauptstadt Gangtok ist Luftlinie max. 5 km entfernt. Dafür brauchen wir 2 Stunden, weil wir den Berg runter und einen anderen rauf müssen. Vor Gangtok werden wir auf den katastrophalen Bye-pass geleitet, was sich im Nachhinein als Glücksfall herausstellt. Wir haben schon damit gerechnet, wieder mal neben der Straße parken zu müssen, aber wir finden ein Privatgrundstück, wo uns der nette Besitzer erlaubt, stehenzubleiben. Apollo fühlt sich sofort Zuhause, keiner hat Angst vor ihm und er wird von allen verhatschelt.

Direkt vor dem Grundstück ist der Parkplatz für die Sammeltaxis. Von hier fahren wir 2 km steil bergauf ins Zentrum, wo wir dann vor der Fußgängerzone stehen. Eine Fußgängerzone, wie bei uns zu Hause, eine mit Blumen bepflanzte Flaniermeile mit vielen Bänken und über Lautsprecher werden wir mit angenehmer Musik berieselt. Es gibt richtige Kaffeehäuser mit einer großen, gut bestückten Kuchenvitrine. Espresso, Cappuchino, Latte........was will man mehr! Im Touristinfo werden wir aufgeklärt, dass man für jede Wanderung eine spezielle Genehmigung braucht, die man nur über Trekkingagenturen bekommt, wenn man eine geführte Wanderung bucht. Unsere Enttäuschung ist groß. Geführte Wanderungen sind nix für uns, das wollen wir nicht. Außerdem sind wir nicht bereit, soviel Geld auszugeben, da wir ohnehin bald in Nepal sind und dort die Auswahl an Wanderwegen, die man alleine gehen kann, groß ist.

So beschränken wir uns auf Sightseeing und besuchen den Palast und das Kloster des ehemaligen Königs von Sikkim. Gangtok ist voll mit indischen Touristen, die der Hitze im Flachland entfliehen. Wir wundern uns über den modischen Geschmack der Mittelschicht. Die Damen im bauchfreien Sari, darüber einen Schal und Socken in den Flip-Flops. Die Männer mit Wollmütze, Pollunder und Hemd. Im 2. Anlauf können wir die Orchideenschau besuchen. Der 1. Versuch scheitert kläglich an der Wartezeit auf einen Politiker, der alle auf die Eröffnung der Blumenschau warten lässt. Wir sehen eine Orchideenpracht vom Allerfeinsten.

Im Südosten Indiens wütet ein Zyklon und seine Auswirkungen spüren wir auch hier in den Bergen. Normalerweise die beste Zeit, um diese Gegend zu bereisen, aber seit 10 Tagen nur Regen und Nebel. So beschliessen wir, Gangtok zu verlassen und Sikkim den Rücken zu kehren. Mit einem Lkw ist man hier fehl am Platz. Es ist alles zu eng, schmal und keine Plätze zum Parken.

 

Die Orchidee ist die Nationalblume von Sikkim. Sie wächst auf vielen Bäumen. Wir können es gut verstehen, dass sie sich wohlfühlt, so feucht wie es hier ist.

Bevor wir Sikkim verlassen, füllen wir unsere Alkoholvorräte auf, denn Ostern und ein Geburtstag stehen an :-)
Den NH 31 fahren wir südwärts, wir biegen rechts ab und stehen wieder am Fluß. Hier bleiben wir ein paar Tage. Unsere neueste Errungenschaft wird ausprobiert - ein Momodämpfer. Wolfi ist nun ein Jahr älter, obwohl er viel jünger aussieht............. behauptet er zumindest. Angestoßen wird mit dem berühmten Kirschlikör aus Sikkim.

Die Zeit vergeht so schnell, nun ist bereits ein halbes Jahr in Indien vergangen und nächste Woche läuft unser Visum aus. Auf dem Weg zur nepalesischen Grenze machen wir in Siliguri Halt. Unsere "traumhafte" Nikon-Kamera, die ja seit Goa spinnt, soll repariert werden. Durch Zufall haben wir eine Adresse von einem sehr kompetenten Spezialisten erhalten, der auch prompt das Objektiv wieder zum Laufen bringt. Wir parken neben einem großen Einkaufscenter, wo wir uns mit indischen Lebensmitteln eindecken.
Alles ist erledigt, wir verlassen nun Indien, aber liebe Inder seid nicht traurig, denn in 2 Monaten kommen wir wieder. Es geht zur Grenze, die nur 20 km entfernt ist. Verena hat sich künstlerisch betätigt und unsere Indien-Route auf Papier gebracht.

 

In Indien sind wir 8.668 km gefahren, Amigo hat sich im Schnitt 26 Liter Diesel gegönnt und wir sind zum Glück unfallfrei durchs Land gekommen.

 

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