INDIEN - die OSTKÜSTE
Hier in Rameshwaram bleiben wir erstmal eine Woche, denn wir wollen uns noch etwas vorbereiten für die nächsten Etappen, die uns zu Tempeln, Tempeln und noch ein paar Tempeln führen wird. Als wir vom Strand wegfahren, begleiten uns die Kids bis zur Straße und winken uns nach. So mit der Zeit gewöhnt man sich an seine neuen Nachbarn und verabschiedet sie auch dann, wenn sie wegfahren ;-)
Tamil Nadu ist nicht unbedingt auf der Reiseroute vieler Overlander zu finden. Dementsprechend schwer ist es, einen Parkplatz in den Städten zu ergattern. Normalerweise ist bei den staatlichen Hotels immer ein genügend großer Parkplatz zur Verfügung, wo sie bereits Erfahrung mit "Wohnmobilen oder Caravans" haben. Aber hier im Süden ist es nicht der Fall, so fahren wir immer einige Hotels an, bis wir fündig werden. Diese Art von Parkplatzsuche wird uns die ganze Ostküste verfolgen. Zum Teil sind die Hotelbetreiber mit ihren Geldforderungen nur für einen Parkplatz, richtig unverschämt. Auf den öffentlichen Parkplätzen wollen und können wir nicht parken. Während unserer Abwesenheit möchten wir die Fenster offen lassen, damit unserem Apollo nicht zu warm wird. Mitnehmen können wir ihn auch nicht immer.
Madurei, die heimliche Hauptstadt des Südens - betitelt der Autor unseres Reiseführers. Ob heimlich, oder unheimlich, das einzige was hier im Süden zählt ist Bangalore.
Madurei ist eine kleine, quirlige Millionenstadt mit sehr vielen Moslems, Christen und natürlich Hindus, so wie überall im Süden. Das Stadtbild wird von Kirchen, rufenden Muezzins und farbenprächtigen Hindutempeln geprägt. Hauptanziehungspunkt dieser Stadt ist der riesengroße Meenakshmi-Tempel, mitten in der Stadt. Vor dem Betreten werden die Schuhe abgegeben, denn wenn die Sohlen auf dem heißen Granit so richtig zu brennen beginnen, werden alle fromm.
Vor dem Tempeltor segnet einem ein Tempelelefant durch "Rüsselauflegen"
(20 Rupee). Im Tempelinneren sieht man bekleidete Götterstatuen, Gläubige
die dem steinernen Nandi-Bullen irgendetwas ins Ohr flüstern, kahl geschorene
Köpfe, die mit einer Paste bestrichen sind, Opfergaben die an Bäumen
hängen, steinerne Penise, die mit Butter übergossen werden und andere
für uns kuriose Sachen. Diese Reiligion wird uns wohl immer fremd bleiben.
Es wird wieder einmal Zeit, der Figaro
ruft. Laut und deutlich höre ich es, verdränge es aber immer wieder.
Die Freude ist groß, endlich wieder wie ein Inder auszusehen. Ich ziehe
aber trotzdem keinen Dhoti an (Wickeltuch für Männer, welcher mal
wie ein langer Rock, dann wieder wie eine gefüllte Pampers aussieht).
Da bei den Frisören Geschlechtertrennung herrscht, sind die Salons für
die Männer in der ersten Reihe, die für Frauen im Hinterhof angesiedelt,
wahrscheinlich wegen "Gaffergefahr". Über Verenas Frisörbesuch
verlieren wir hier besser kein Wort, sie kommt unglücklich nach Hause.
Unser Montagsfernseher bekommt einen neuen Laser für den DVD-Player.
Wir entdecken eine neue Lieblingsfrucht - die Jackfruit. Sie ist riesengroß und nur das süße Fruchtfleich der ummantelten Kerne, kann man essen. Der Verkäufer erledigt das Auslösen dieser Teile mit seiner Machete.
Der schon längst verstorbene Maharadscha von Madurai ladet uns zu einer Lichtershow ein. Im prächtigen Hof seines Palastes wird durch eine Sound- und Lightshow die Geschichte von Tirumalais (der Maharadscha) präsentiert.
Der nächste Tempel steht in Srirangam. Mangels Parkplatz stellen wir uns in den Schatten eines Plattenbaues und besuchen das Heiligtum. Hier hat die UNESCO ganze Arbeit geleistet und das große Tempeltor mitbezahlt. Jeder Herrscher hat seinen Vorgänger übertrumpfen wollen und ein größeres Tor gebaut. Das größte ist nun über 70 m hoch, ist die UNESCO nun der Sieger?? Hier wird der Glaube noch mehr gelebt wie in Madurai, zumindest kommt es uns so vor. Es ist einiges los im Tempel und es raucht mächtig viel Sandelholz.
Thanjavur ist die Heimat vom Brihadeshvara-Tempel. Eintausend Jahre hat der Tempel schon am Dach und dazu noch einen 81 Tonnen schweren Stein. Keiner weiß, wie sie diesen da hoch geschafft haben. Außerdem sehen wir noch 108 schwarze Penise aus Stein.
Pondicherry, eine ehemalige französische Enklave, liegt vor uns. Wir biegen ab und landen fast an der Promenade, leider ist 150 m davor Schluß, weil sie jeden Abend zur Fußgängerzone wird. So stellen wir uns an den Straßenrand und bleiben erstmal hier. Ein Hauch, zwar nur ein winziger Hauch französischen Charmes ist noch vorhanden. Die Straßennamen und Hotelnamen sind noch immer französisch. So wie auch schon zur Zeit der Franzosen leben die Europäer in den ersten drei Straßenreihen hinter der Promenade. Ein Kanal bildet die unsichtbare Grenze, dahinter wohnen die Inder. Ungläubig spazieren wir über die Promenade, ohne drauf achten zu müssen, wo wir den nächsten Schritt hinsetzten. Auf Indiens Strassen eine Seltenheit, weil sie meistens mit Kuhfladen, Spucke, Dreck, Müll und allerlei anderen Unrat übersät ist.
Die französische Küche hat sich bis heute erhalten, das nützen wir aus und besuchen eines von vielen netten Restaurants. Der Pierre macht die besten Pasteten. Pate de Foie und Coqu au vine werden bestellt und wir genießen schweigend.
Wir hätten es noch länger in Pondicherry ausgehalten, aber zwischen den Häusern steht die Luft. 30°C bei 60% Luftfeuchtigkeit sorgen für keinen erholsamen Schlaf.
Da wir des öfteren über Dreck- und Geruchsbelästigung schreiben, würden wir euch gerne die indische Müllbeseitigung etwas näher erläutern. Mülltonnen gibt es so gut wie keine. Müll liegt überall. In den Dörfern gibt es zusätzlich noch einige Müllhinwerf-Plätze. Hier entsorgen auch wir unseren Müll. Was so richtig abstoßend anmutet, hat aber Sinn. Als erster stürmt der Plastiksammler diese Plätze, denn er verdient seinen Lebensunterhalt mit dem Sammeln von Plastik, für die er pro Kilogramm bezahlt bekommt. Die Ärmsten unter den Armen suchen nach Essensresten, um den Bauch so halbwegs voll zu kriegen. Dann kommen die Kühe und streiten sich um das Papier und die Kartons. Auch Schweine, Ziegen, Schafe und Hunde bessern sich ihren Unterhalt von diesen Haufen auf. Irgendwann, wenn wirklich keiner mehr was findet, zündet man den Rest an. Für uns unverständlich, aber hier ganz normaler Alltag.
Diese Art von Müllbeseitigung kann man nicht gutheißen, aber wie soll Indien sonst seine Kühe und andere Tiere ernähren??? Traurig aber leider wahr. Indien - das Land der Kontraste. Für uns bleibt es trotzdem "incredible India".
Es ist Wochenende, wir machen 3 Tage Urlaub in einem Hotel mit herrlichem Pool, reichhaltigem Abendbuffet und das direkt am Meer. Leider sind die Wellen etwas zu stürmisch, sodass wir die meiste Zeit am Pool verbringen. Eigentlich ist es reiner Zufall, dass wir hier gestrandet sind. Wir sind in Mamallapuram und suchen wieder mal einen Parkplatz für den Amigo. Dieses Vorhaben stellt sich als schwierig heraus. Uns bleibt die Wahl zwischen den großen öffentlichen Parkplatz, den wir mit vielen Reisebussen, bettelnden Menschen, herumstreunenden Hunden und Kühen und wahrscheinlich etlichen neugierigen Leuten teilen müssten oder dem schönen, etwas ausserhalb gelegenem Hotel. Die Entscheidung fällt uns nicht schwer und wählen das Relaxwochenende.
Beim Abendessen lernen wir sehr nette, deutsche Touristen kennen, die eine Studienreise in einer Gruppe gebucht hatten und hier noch eine Strandwoche anhängen. Dem Ehepaar um die 70 Jahre ergeht es so wie uns, nur im umgekehrten Sinne. Ihre Kinder halten sie aufgrund ihrer Reiselust und -ziele für verrückt. Heute nachmittag haben sie den Strandtempel im Ort besucht, worauf eine dritte deutsche Touristin ganz erstaunt auf Hochdeutsch fragt: "Sagen Sie, ist das nicht sehr gefährlich, dort hinzulaufen?"
Aufgrund der andauernd hohen Temperaturen, verbringen wir die meiste Zeit am Pool. Das Sightseeing verlegen wir auf den frühen Morgen und späten Nachmittag. Mamallapuram hat einiges an Tempeln, Höhlen und Felsreliefen zu bieten. Hier war einmal einer der bedeutendsten Überseehäfen der Ostküste. Aus den satten Gewinnen der Pallava-Könige, die ca. im 7. Jahrhundert regierten, wurden diese Steinmetzarbeiten finanziert. Das große Felsrelief ist zum Weltkulturerbe erkärt worden und stellt die Herabkunft des Stroms Ganges dar. Verschiedene Tiere und Gottheiten kommen herbeigeströmt, um dieses Schauspiel erleben.
Gut erholt machen wir uns auf den Weg in den Norden. 1.573 km liegen vor uns, dafür brauchen wir 5 Tage. Wir müssen durch Madras. Im Umkreis von ca. 30 km um die Stadt ist alles zugebaut. Die Ring Road beginnt erst mitten in der Stadt und dann ist der Zugang für Heavy vehicles auch noch gesperrt. Für was braucht man dann eine Ring Road? Endlich heraussen aus der Megastadt, läßt die Heimat grüßen. Vor uns wird eine Brücke neu gebaut, auf der Baustelle steht ein LKW mit einer Betonpumpe der Firma Schwing. Wie klein doch die Welt ist. Ein Werk von dieser Firma steht auch in unserem Heimatdorf.
Als wir den nächsten Bundesstaat Andrah Pradesh erreichen, ändert sich die Landschaft schlagartig. Mit der Industrie ist es vorbei, ebenso mit den Privat-Pkws. Wir teilen uns die Straße nun nur mehr mit unzähligen Lkws. Das reinste Transitland, aber die NH5 ist in einem sehr guten Zustand. Viele der Lkws sind hoffnungslos überladen. Es wird raufgepackt und geschlichtet, jeder Millimeter Ladefläche wird ausgenutzt.
Die Felder neben der Straße sind bebaut mit Zuckerrohr, Chilis, Reis, Tabak, Mais...........alles wird landwirtschaftlich genützt. Die Chilis werden zum Trocknen auf die Strasse gelegt, beim Wenden steigt ein herrlicher Duft auf.
Wir wissen, dass das indische Frühlingsfest Holi bald sein soll, aber dass dieses Fest heute ist, bemerken wir zu spät. Buntverschmierte Gesichter, mit Farbe beklekste Kleidung, große Menschentrauben um die Fleischverkäufer, die Straße haben wir ungewöhnlicherweise für uns allein - also muß heute schon Holi sein! Wenn wir das gewusst hätten, wären wir bei unserem letzten Schlafplatz in der Pampa geblieben, hätten den Tag dort verbracht. An diesem wichtigen Feiertag sind alle Kasten aufgelöst und jeder bespritzt, beschmiert oder bewirft seine Mitmenschen mit Farbpulver. Besonders beliebt ist dieses Fest bei den Unterkastigen, die Höherkastige und Touristen als Opfer bevorzugen. Aber nicht nur Menschen, sondern auch Mopeds, Autos und sogar Tiere müssen dran glauben. Soweit, so gut! Leider geht dieses Fest mit Unmengen von Alkohol einher. Da die Inder Hordentiere sind und sich alkoholisiert in der Gruppe besonders stark fühlen, ist dieser Tag mit Vorsicht zu genießen. Ansonsten sind sie sehr friedliche Menschen, aber an Holi brennen bei vielen die Sicherungen durch.
Wir wollen an den Chilika-Lake, dort sollte man Ruhe finden. Das ist genau das Richtige, was wir heute suchen. Zum Glück kommen wir unversehrt an`s Ziel. Es ist wirklich relativ ruhig, landschaftlich sehr schön, es gibt viele Vögel, die hier überwintern, aber einen Platz am See, den finden wir nicht. Wasser und Schlamm versperren uns den Weg. Die einzige Möglichkeit, um in die Nähe vom See zu gelangen, ist ein schmaler Damm, den die Fußgänger und Radfahrer benutzen. Wolfi fährt am Damm entlang und parkt Amigo auf dem einzigen Platz, der einen harten Untergrund hat. Wir stehen inmitten des Überschwemmungsgebietes vom See, umgeben von Wasserbüffeln und Kühen und ständig umringt von Besuchern. Von allen Dörfern ringsherum kommen sie herbei. Die Bewohner leben von Fisch- und Muschelzucht. Wir beobachten, wie sie ihre Fische aus den Kanälen und Becken fangen. Mit einer dieselangetriebenen Wasserpumpe wird das Wasser abgepumpt. Die Fischer und Fischerinnen stehen dann bis zu den Knien im Schlamm und ziehen ihre Reusen durch das restliche Wasser. Auch die Kinder helfen beim Abfischen und lernen so ihren zukünftigen Beruf schon von klein auf. Das ganze Dorf hat in diese Zucht investiert, aber diesmal ist kein Gewinn zu erwarten, weil ein Großteil der Setzlinge eingegangen ist. Amul, unser kleiner Freund, springt aufgeregt in ein ausgetrocknetes Schlammloch, buddelt mit den blossen Händen einen halben Meter tief im Schlamm und grinst bis zu den Ohren, als er diese große Krabbe fängt. Voller Stolz wird sie präsentiert.
Puri - die Perle an der Ostküste Indiens und einer der 4 heiligen Eckpunkte Indiens. Scharen von Pilgern überfallen täglich die Stadt und den Strand. Alles ist so gut wie zugebaut, trotzdem findet Verena noch eine kleine Lücke neben einem Hotel, in die wir unser Womo reinparkieren. Wir setzten uns an den Strand und schauen den Wellen zu, denn mit einem ausgedehneten Strandspaziergang wird hier nichts. Er endet bei einem Fischerdorf, um das Puri rundum gebaut wurde. Die Fischer wohnen noch immer in ihren Hütten knapp hinter dem Strand, davor liegen ihre Boote und Netze zum Trocknen, oder zum Reparieren. Es spielt sich fast das gesamte Leben der Fischer am Strand ab und so werden hier auch die täglichen Bedürfnisse verrichtet. Als wir am Nachmittag runterwandern denken wir uns noch nichts, als wir 3 Kinder beim Gacksen sehen, denn die sind ja immer irgendwo am Drücken. Aber als dann der Opa sich zwischen die Boote hockt und der Onkel auch noch vor uns seine Hose runterlässt, um sich zu erleichtern, vergeht uns der Spaziergang. So setzten wir uns vor unserem Hotel in den Sand und beobachten die Wellen.
Am nächsten Tag versuchen wir die andere Seite vom Strand entlang zu laufen. Von weitem sehen wir die Menschenmassen, die den Sand verschwinden lassen. Unglaublich, so viele Menschen - als ob man Kalkutta evakuiert hat und alle hier sind. Leine haben wir für den Apollo auch keine mit und so drehen wir wieder um und hocken uns wieder vor unser Hotel und lauschen den Wellen... Abends gibt es eine Hochzeit mit 300 Gästen im schönen Hotelgarten, den ganzen Tag wird schon von vielen fleißigen Händen dekoriert, was das Zeug hält. Scheinwerfer, Lichterketten, ein schöner Empfangs- und Eingangsbereich wird aufgebaut und mit sehr vielen Blumen geschmückt. Um 19.00 Uhr soll es losgehen, bis 5 Minuten vorher wird noch gearbeitet. Um halb 8 ist noch immer niemand hier, da endlich tut sich was!! Die Braut kommt!! Sie ist ganz in Rot gekleidet, steigt aus dem Auto, schaut weder links noch rechts und huscht in den Garten. Die Band ist zwar schon da aber man hört nichts von ihr. Langsam werden wir hungrig und gehen zum Essen, vielleicht tut sich ja später noch was? Als wir wieder zurück sind, spielt zwar die Musik, aber zu diesen Liedern kann NIEMAND tanzen. Auch sind niemals 300 Personen anwesend, alles in Allem geht es sehr ruhig zu. Wir schlafen bald mal ein und werden auch nicht munter, als die Gäste noch vor Mitternacht das Gelände verlassen - komische Hochzeit!?!
Von Puri und Konark führt uns die Straße dann ein kleines Stück am Strand entlang und wir versuchen über ein Grundstück an den Strand zu fahren, um endlich wieder einmal etwas Ruhe zu finden. Erstmal abwarten bis alle anderen Fahrzeuge, die sich gerade in der Nähe befinden, weg sind, um dann unbemerkt bis zu den Bäumen vorzufahren. Aha, nach 10 Metern wird der Amigo langsamer, es geht nicht nur vorwärts sonderen auch tiefer - in den Sand hinein. Hat gar nicht sooo weich ausgesehen...
Naja dann eben wieder zurück und an einer anderen Stelle versuchen. Mitteldiff sperren und das hintere Differential auch noch, aber wir kommen nicht mehr auf das verdichtete Einfahrtstück. Es hilft nichts, so lassen wir etwas Luft aus den Vorderreifen ab und bald sind wir draußen. 5 bar waren doch etwas zuviel für diesen staubtrockenen Sand ;-) Das ganze hat natürlich Zuschauer angelockt, die wiederum sofort ihr Handy zücken und noch weitere Freunde anrufen, um sie zum "Foreigner-watchen" einzuladen. Das Platzerl können wir wohl vergessen.
Na dann fahren wir eben nach Konark und sehen uns zur Abwechslung wieder mal einen Tempel an! Da es noch zu warm ist, stellen wir uns vor dem Ort auf ein Gelände neben dem Helipad. Bald kommt noch ein indischer Pkw mit ein paar Jungs zum Feiern, parken in den Schatten von einigen Büschen, etwas entfernt von uns. Als sie wieder wegfahren wollen, fährt der Toyota aber nicht rückwärts aus dem Sand, sondern nur tiefer. Irgendwie tut uns das Auto leid, als wir so zusehen, wie sie es erfolgreich bis zum Bodenblech in den Sand manövrieren. Der Amigo zieht sie dann mit dem Bergegurt raus und alle sind happy. Nun können wir zum Tempel fahren, zur Black Pagoda, dem Sonnentempel, einem der wichtigsten Tempel ganz Indiens. Früher waren die Inder nicht so prüde und verklemmt, sogar beim Tempelbau haben sie in Stein gemeisselt, was ihnen gefällt. Die Engländer haben ihn wieder entdeckt, aus dem Sand ausgegraben und den Raubbau gestoppt, sonst wäre von all der Pracht nichts mehr vorhanden.
Bubaneshwar ist die Hauptstadt von Orissa,
dort fahren wir hin, aber nicht weil wir wollen, nein, weil wir müssen.
Unsere neue NIKON-Kamera spinnt und in der Stadt soll sich ein Nikon-Servicecenter
befinden. Im Keller eines Towers werden wir fündig. Nach dem Auslesen
der Kamera wird ein Objektiv-Fehler diagnostiziert. Wir sind nicht die Ersten
mit diesem Problem, die Luft hier in Indien ist etwas staubig und auch abends
am Strand sei es nicht gut für die Kamera. Knappe 10.000,- Rupee sollte
es kostet, denn unsere Nikon hat hier keine Garantie, sondern nur in Europa.
Falls Nikon-Europa die Zustimmung gibt, würden sie uns gerne helfen.
Es würde ca. 10 Tage dauern, denn das Objektiv käme aus Kalkutta,
Arbeitszeit wäre dann noch ca. 4 Stunden. Ok, dann fahren wir eben nach
Kalkutta, es liegt eh am Weg nach Darjeeling. So schreiben wir noch vom PC
im Service-Center an Nikon-Europa und bekommen prompt eine Ablehnung.
Eine Kamera aus Europa hat nur in Europa Garantie!!
Aber wir können die Kamera gerne in Österreich zur Behebung des
Schadens einreichen. Dass wir nicht vor Ablauf der Garantie zu Hause sind,
tut ihnen zwar leid, aber sie können da nichts machen. Da haben wir wohl
beim Kauf dieser Kamera einen Fehler gemacht.
Wenigstens bleibt uns Kalkutta erspart ;-) So fahren wir Richtung Norden durch West-Bengal, dem Bundesstaat mit der größten Bevölkerungsdichte.
Anfangs schaut es gar nicht so überbevölkert aus und wir finden seit längerem wieder ein Platzerl für die Nacht mit etwas Grün rundherum. Morgens lassen uns die Bengali ausschlafen, kommen dann aber direkt nach dem Frühstück und wollen unbedingt Fotos schießen. Der Shooting-Termin wird profimäßig durchgezogen, es gibt noch eine, oder zwei Zugaben, aber dann reichts.
Wir fahren fast den ganzen Tag, haben nur 2 Pausen gemacht, getankt und sind trotzdem nur 150 km weit gekommen. Die Straßen sind in einem erbärmlichen Zustand und werden zum Teil gerade neu gemacht, also viele Umleitungen. Durch die schlechten Straßenverhältnisse gibt es zwangsläufig sehr viele Pannen. Repariert wird sofort an Ort und Stelle, also mitten auf der Fahrbahn. Die indischen Ingenieurs-Kunst läßt grüßen - und Brückenteile einfach ins Wasser fallen.
Auf der Straße trifft man so allerhand. Angefangen vom Tagelöhner, der sicherlich über 100 kg Kohle auf seinem Rad transportiert bis hin zum Hühnerlieferanten.
West Bengal überrascht uns, denn trotz der Überbevölkerung ist es hier sehr viel sauberer, als in den restlichen Bundesstaaten der Ostküste. Hier sieht man so gut wie keine Privat-Pkws, im Gegensatz zum Süden. Die Äcker und Terrassenfelder sind wunderschön gepflegt und man sieht mit welcher Hingabe die Bengali ihr Hab und Gut betreuen. Die Straßen, die wir fahren, sind zwar richtig mieß, aber auch das wird sich ändern. So wie die neuen Straßen gebaut werden, werden sie garantiert länger halten.