INDIEN Die Grenzabfertigung nimmt ca. 2 Stunden in Kauf. In Nepal sind wir bald durch. An der indischen Grenze müssen wir auf den einzigen Beamten warten, der im Stande ist, das Carnet du passage richtig auszufüllen.
An der "indian immigration" fahren wir fast vorbei, da sie kaum ersichtlich ist. Ein kleines Häuschen inmitten der geschäftigen Strasse. Als wir uns den Stempel geholt haben, kann die Fahrt in Indien losgehen. Fahrt ist gut gesagt. Wir sind in Bihar, einer der ärmsten Bundesstaaten und an ein Weiterkommen ist gar nicht zu denken. Entweder stehen wir stundenlang an Bahnübergängen oder an Unfallstellen oder die Strasse sieht aus wie Emmentalerkäse. Die Durchschnittsgeschwindigkeit von Hannibal ist auf ca. 20 km/h gefallen. In Nepal war Fahren richtig angenehm, hier in Indien herrscht reinstes Chaos.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass wir wieder mal in einen Blechschaden verwickelt sind. Ein Auto überholt, während dem Überholen erkennt er Hannibal als nichtindisches Fahrzeug. Uhhhh, das müssen wir uns genauer ansehen! Und parkt seinen Mahindra auf Hannibals Stossstange. Wolfi bremst, der Inder nicht und so zieht es Hannibals rechte Stossstangenecke ein wenig nach vorne und dem Inder verschliesst es die Hintertüre. Das Schloss wird in den Türrahmen gedrückt. Als wir nach Schadenersatz fragen, erhalten wir die Antwort: "everybody pays his own damage - that`s india!"
Zwischen den Bundesstaaten Bihar und Uttar Pradesh ist plötzlich Stau angesagt. Hunderte von LKWs stehen und warten. Warten auf was? Da kaum ein Fahrer Englisch spricht, erfahren wir erst viel später, dass hier eine Zollstation ist. Weil wir eine willkommene Abwechslung im Stau darstellen, reiht sich alles um Hannibal. Die Inder klettern auf die umstehenden LKWs, um einen besseren Blick auf Apollo, Verena und Wolfgang zu erhaschen. Stundenlang sitzen wir im Schaufenster bis endlich die Sonne untergeht und es finster wird. Im Schritttempo erreichen wir sehr spät endlich das Ende vom Stau und fahren die erste Tankstelle an. Total müde fallen wir ins Bett. In Uttar Pradesh sind die Strassen besser und so erreichen wir nach insgesamt 5 Tagen die Stadt Fatehpur Sikri. Im 16. Jahrhundert hat Akhbar einen riesigen Palastkomplex mit 10 km langer Stadtmauer erbauen lassen. Wenn man durch die Sandsteinbauten wandert, kann man erahnen, wie pompös der Herrscher mit seinen 3 Ehefrauen und 300 Haremsdamen gelebt hat. So erzählt man z. B. dass die mächtigen Herren bis zu 3 Monaten über ein überdimensionales Brettspiel gespielt haben, aber nicht mit Steinen, sondern mit verschieden angezogenen Sklavinnen.
Heute ist Diwali, das hinduistische Weihnachtsfest. Alle sind am Auto waschen, Häuser und fahrbaren Untersätze schmücken und einkaufen. Die Gassen sind vollgestopft mit Süssigkeitenverkäufer. Es gibt sogar Weihnachtsbäckerei, nur sehen die Kekse ein wenig anders aus. Am Abend werden tausende Raketen in die Luft geschossen, die den Himmel in verschiedenen Farben erleuchten.
Als wir unseren Stellplatz beim Hotel Goverdhan in Fathepur Sikri verlassen, bekommen wir eine Schachtel Leckereien geschenkt. Auch Hannibal wird zu diesem Anlass geschmückt. Hilfsbereite Inder helfen dabei.
PUSHKAR Wir sind in Pushkar angekommen. Auf geht`s zur Stellplatzsuche, wir bleiben 14 Tage hier und so wollen wir auch einen schönen Parkplatz für Hannibal finden. Schließlich finden wir hinter dem Stadion, wo in ein paar Tagen alles voll sein wird, ein paar betonierte Plätze und den Auskünften der Leute zu schliessen, ist es kein Problem hier zu parken.
Morgens um 7.00 Uhr bekommen wir schon Besuch. Während wir noch im Bett liegen, hören wir die Kinder rund ums Auto laufen und schreien: Pollo (Apollo), Maria (Verena)!!!! Den ganzen Tag über weichen sie uns nicht mehr von der Seite. Jede Handbewegung, die wir machen, wird akribisch beobachtet. Sogar mein stundenlanges Wäschwaschen scheint sehr interessant zu sein. Waschen westliche Frauen wirklich so anders Wäsche als indische? Besonders die Anzahl der Unterhosen ist sehr belustigend, dass ein 2 köpfiger Haushalt so viel Unterwäsche besitzt.
Überall werden Zelte aufgestellt, Pisten durch den Sand geschoben - alles sollte nett und sauber aussehen für das Fest. Wir fragen uns, was es so mit den betonierten Plätzen auf sich hat. Stunden später wissen wir es. Polizei-lkws rücken heran mit jeder Menge Zeltmaterial. Es soll hier eine Zeltstadt für die Regierungsmitglieder von Rajasthan und der Polizei entstehen. 2x wird Hannibal umpositioniert, um den Spannleinen der Zelte nicht im Weg zu sein. Ein Tag vor Festbeginn kommt ein ranghoher Polizist daher und meint: "this government area, parking prohibited!" Wir stellen uns blöd, die Aufbauer der Zelte sind auf unserer Seite, schließlich kennen wir sie schon ein paar Tage, bauen das letzte Zelt in Windeseile auf und so können wir unseren Parkplatz nicht mehr verlassen. Zu blöd, jetzt müssen wir bis zum Schluß bleiben. Das positive an der Zeltstadt ist, dass wir keine lärmenden, lästigen Besucher mehr bekommen. Niemand traut sich in die government area. Das negative daran ist, dass hinter unserem LKW und hinter dem ranghöchsten Offiziers Zelt erbärmlich aussehende Zelte von indischen Zigeunern stehen. Um die Aussicht des Offiziers nicht zu trüben, müssen diese die Zelte abbauen. Die Zigeuner schlafen somit unter freiem Himmel. Es startet ein Kleinkrieg mit biologischen Waffen, indem die Offiziere zu ihnen hinüberpissen und die Zigeuner zum Scheissen rüberkommen. Hannibal ist genau in der Schusslinie, sozusagen die Grenzlinie. Das hintere Fenster können wir nicht mehr öffnen, wegen den beschriebenen Umständen. Das Märchen aus 1001 Nacht wird war. Dieses Kamelfest ist das grösste von Indien. von ganz Rajasthan kommen die Leute mit ihren Kamelen und Pferden, um sie zu verkaufen. Gleichzeitig ist es ein Pilgerfest und Heiratsmarkt. Die Väter ziehen los, um eine passende Frau für den Sohn zu finden. Alle nicht verheirateten Frauen sind sehr schön zurechtgemacht, auch um von Touristen Geld für Fotos zu entlocken. Die Bettlerei hier ist allgemein sehr schlimm. Kinder kommen von allen Seiten herbeigestürmt und wollen Rupee, Pen, Shampoo oder Choclate. Darunter mischen sich Schlangenbeschwörer, Zauberer, Tänzer, Sadhus, Wahrsager und Gauner - ein riesengrosses Volksfest!
Es gibt verschiedenste Programme, vom Pferdetanz, über Kamelrennen bis Wettbewerbe im schnellsten Turbanbinden, Wasserkrüge tragen usw. Am Abend gibt es im Stadion Kulturprogram. Dafür haben sie Teppiche mit Kissen am Boden ausgelegt, wo man es sich bequem machen kann.
Wir mieten uns ein Kamel, denn von so hoch oben ist die Aussicht noch einmal schöner. Krishna, unser Kamel bringt uns zum Sunsetpoint in der Wüste. Es ist einfach genial, das turbulente Treiben rundherum zu beobachten, während die untergehende Sonne den Horizont verfärbt.
Dieses Jahr sind nicht so viele Touristen gekommen, sagt man uns. Für die Pushkaner schlecht wegen des Geschäftes, aber dafür für uns gut. So entgehen wir der Schieberei durch die engen Gassen. Ein Fussballmatch Vegetarian FC Pushkar (Einheimische) gegen Non Vegetarian FC worldwide (Touristen) steht auf dem Programm. Die Inder besitzen eine grosse Portion Nationalstolz und es wird gekämpft. So verlassen sie den Sandplatz als Sieger. Da Pushkar eine heilige Stadt ist, gibt es kein Fleisch, keine Eier und Alkohol sowieso nicht.
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Das Pushkar-Festival aus einer anderen Perspektive
Diese Geschichte handelt von einem Inder, der sich frühmorgens auf den Weg macht um noch ein freies Platzerl für sein "Geschäft" zu finden. Da sie diese Stelle nicht verdecken, steigen sie in selbige normalerweise nicht hinein.
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Heute ist Samstag und somit der letzte Tag vom Pushkar Festival. Die Vollmondnacht ist auch gleichzeitig der Höhepunkt der Pilger, sie tauchen ein, in ein heiliges Bad im See. Wir erleben das Abschlußfest mit und dann ist alles zu Ende.
Am nächsten Tag warten wir bis das erste Zelt abgebaut wird, damit wir mit Hannibal rausfahren können. Nicht weit entfert liegt Ajmer, eine Stadt mit überwiegend moslemischer Bevölkerung. "Klein Pakistan" wird sie von den Einheimischen genannt. Hierher pilgern viele Moslems, da eine wichtige Moschee in der Stadt steht. Da wir ein bißchen andersartig ausssehen, ziehen wir alle Blicke auf uns und jeder möchte uns fotografieren. An ein Weiterkommen ist nicht zu denken, da uns alle paar Meter einer anspricht "photo please". Ganz stolz blicken sie dann in die Kamera. Natürlich nützen wir die Gelegenheit und fotografieren zurück, was die Linse ausshält.
Dann geht es ins 270 km entfernte Udaipur. Den Erzählungen von Travellern nach zu urteilen und der verheißungsvolle Beiname "Venedig des Ostens" lässt bei uns grosse Erwartungen aufkommen. Abends erreichen wir Udaipur, parken uns zum RTDC Hotel und freuen uns auf den nächsten Tag, die Stadt zu entdecken. Wir entscheiden uns für eine Stadtrundfahrt mit einer Motorrikscha, da die Sehenswürdigkeiten ziemlich weit auseinanderliegen. Der Jagdish Tempel ist ein vorislamischer Bau und mit seinen in Marmor geschnitzten Figuren, wie ein Geschichtsbuch zu lesen. Wenn man genauer hinsieht, kann man auch Szenen aus dem Kamasutra erkennen.
Der Stadtpalast ist sehr beeindruckend, obwohl nur ein kleiner Teil für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Ein anderer Teil wurde zu einem luxuriösen Hotel umgebaut und auch der Mahradscha sollte noch irgendwo hier wohnen. Wir konnten aber nicht erkennen, wo der Privatpalast seiner Hoheit sein sollte.
Der Rest der Stadtrundfahrt ist ziemlich enttäuschend. Die grossen Erwartungen haben sich nicht ganz erfüllt. Flair und Atmosphäre, die man in vielen indischen Städten findet, bleiben aus. Der ehemalige Lustgarten mit seinen Springbrunnen ist ein Lichtblick. In dem grossen schön angelegten Garten fühlt man sich wie ein einer Oase. Am Abend fahren wir noch einmal in die Altstadt, um durch die engen Gassen zu bummeln. Vielleicht finden wir den Flair ja dort, aber vergebens. Wir setzten uns auf eines der vielen Dachterassenrestaurants. Unser Gemüse- und Krautcurry schmeckt sehr gut und der Blick auf den See ist auch ganz nett. Gegenüber liegt eines der besten Hotels der Welt, Hotel Lake Palace, das man nur mit einem Boot erreichen kann. Auf der danebenliegenden Insel wird gerade eine Hochzeit gefeiert. November ist der Monat, in dem die meisten Hochzeiten stattfinden. Auch bei uns im Hotel ist eine Rajputenfamilie, die gerade auf pampöseste Art die Braut abholen, um dann in den Norden von Rajasthan zu fahren. Dort wohnt der Bräutigam und die eigentliche Feier sollte dann dort stattfinden. Mit ihren schön gedrehten Turbanen und den langen Seidensakkos sehen die Männer wie Fürsten aus. Zu diesem Anlass wird auch das Auto schön geschmückt. Eine Hochzeit ist das wichtigste Ereignis im Leben einer indischen Familie. James Bond 007 Oktopussy wurde zum Teil hier gedreht und wer den Film gesehen hat, kann sich an die Verfolgungsjagd mit der Rikscha erinnern. Solch eine Formel 1 Rikscha haben wir für die Heimfahrt. Mit Vollgas geht es durch die fast leeren Strassen und alles, was doch noch unterwegs ist, wird überholt, egal ob links oder rechts, Hauptsache vorbei. Solch eine schnelle Rikscha haben wir in ganz Indien noch nie gesehen. Auf 2 Rädern geht es um den Kreisverkehr, wir suchen vergebens nach Sicherheitsgurten und Sturzhelmen. Mit einer gekonnten Vollbremsung parkt er sich vor unserem Hotel ein. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht, erzählt er uns ganz Stolz von 15 Jahren Erfahrung. Allein diese Rikschafahrt ist es Wert gewesen, nach Udaipur zu kommen.
Von der anderen Uferseite des Sees, sollte man einen schönen Blick auf den riesigen Palastkomplex und der Altstadt haben. Also entscheiden wir nach dem Frühstück, nochmals in die Stadt zu fahren und siehe da, wir finden gar noch einen Platz mit Flair. In einem herrlichen Gartenrestaurant, sitzen wir unter Bäumen und haben eine wunderschöne Aussicht. Ausserhalb von Udaipur ist das Shilpgram, ein Freilichtmuseum. Dort kann man die typische Bauweise von Häusern aus Maharastra, Goa und Gujarat anschauen.
Nun geht es auf nach GOA!!!!!. Sonne, Strand, Meer und Palmen erwarten uns - wir freuen aus auf Urlaub vom Reisen. Die Strasse von Ahmdebad nach Bombay wurde zu einem Highway umgebaut. Obwohl die Maut nicht gerade billig ist, ist sie es uns wert. Keine verstopften Strassen, an denen man alle paar Meter zusammenbremsen muß. Und so geht es recht zügig voran. Wenn da nicht was anderes wäre!!!! In Karnataka, als wir vom Essen zurückkommen, entdecken wir eine Lache unter Hannibal. Wolfi hat die Ursache bald erforscht - der Kühler hat ein Loch. Also heisst es, alle ca. 80 km an die Seite fahren und Wasser nachfüllen. Als das Wasser immer mehr rinnen beginnt, suchen wir in einer grösseren Stadt nach einer besseren Werkstatt. Die Angst, dass die Inder beim Löten mehr kaputt machen, als richten, bleibt. Die Suche nach einer geeigneten Werkstatt gestaltet sich als gar nicht so einfach. Neben der Strasse entdecken wir eine MAN-Verkaufsstelle. Wir sind überrascht, dass die Inder sogar MAN-LKWs, wahrscheinlich unter Lizenz, nachbauen dürfen. Es ist nur ein Verkaufsraum, ohne Werkstätte. Ein hilfsbereiter Angestellter gibt uns eine Adresse. Also machen wir uns quer durch die Stadt auf die Suche. Endlich gefunden, stellt sich heraus, dass dies nicht der passende Ort ist, um Hannibals Kühler zu reparieren. Wieder mit einer neuen Adresse in der Hand, finden wir auch diese Werkstätte. Aber es werden nur TATA-Fahrzeuge (indische) repariert. Es arbeiten freundliche Leute hier und sie telefonieren sofort nach dem besten Mann für Kühlerangelegenheiten. Wir sind beeindruckt - keine 10 min später ist er hier, der Kühler wird angeschaut und der Preis ausgehandelt, es kann los gehen! Seit seinem 11. Lebensjahr repariert er Kühler. In 4 Stunden ist er ausgebaut, gelötet und wieder eingebaut, der ganze Spaß kostet uns 11,- €. Die Befürchtungen waren unbegründet, er hat die Sache sehr gut gemacht und Hannibal ist nun wieder dicht. Nun steht uns hoffentlich auf dem Weg nach Goa nichts mehr im Weg. Die Fahrt kann weitergehen........................................
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