PAKISTAN An der Grenzstadt gibt es ein PDTC House, wo wir übernachten und am nächsten Tag sofort nach Dalbandin weiterreisen. Da die Region Beluchistan als nicht ganz ungefährlich eingestuft wird, ist es besser die 630 km bis Quetta zu teilen.Vorbei an vielen alten Karawansereien erreicht man ungefähr nach 300 km Dalbandin. Dort gibt es ein Gouvernment Guesthouse, wo man gut übernachten kann. Der Chef und die Angestellten sind sehr nett. Die restlichen 330 km fährt man zuerst durch Sandwüste und die Strasse wird immer schlechter. Teilweise haben sich die Sanddünen auf die Strasse verlagert, abschnittsweise ist sie komplett vom Regen weggerissen.Überhaupt ist die "Strasse" sehr schmal. Der Gegenverkehr gibt Lichthupe (das soll heissen - fahr runter), aber das Bankett ist oft abgerissen und mit tiefen Sand versehen. Für die pakistanischen LKW Fahrer ist es ein Spass auszutesten, wer mehr Nervenstärke zeigt. Irgendeiner reisst dann den LKW in letzter Sekunde runter. Wir brauchen den ganzen Tag und holpern die Rüttelpiste nach Quetta. Am Abend kommen wir ziemlich erschöpft im Christian Hospital an, wo wir 2004 unsere Weihnachten feierten. Die Leute erkennen uns wieder und nehmen uns freundlich auf. Im Lourdes Hotel ist kein Camping mehr möglich, das Bloomstar Hotel hat ein zu niedriges Einfahrtstor, ansonsten gibt es in Quetta keine Möglichkeiten für uns zum Parken. Die Leute vom Hospital können aber in Zukunft keine Reisenden mehr aufnehmen, da sie mit der Polizei Probleme bekommen. Also bleibt nur noch das Bloom Star Hotel.
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1o km von Quetta entfernt liegt der Hanna Lake, ein Naherholungsgebiet rund um einen Stausee. Wir fahren mitten durch ein Militärgelände mit Kasernen, Werkstätten, Schulen und Wohnanlagen für die Soldaten und deren Familien. Normalerweise striktes Sperrgebiet für Ausländer, aber warum wir dort reinkommen wissen wir auch nicht so recht. So kurven wir drinnen rum und schauen uns die pakistanischen Hubschrauber und Militärfahrzeuge an. Der Hanna Lake schaut nicht so aus wie ein Erholungsgebiet. Es ist ein Stausee mit unbefestigtem Ufer und seit einigen Jahren pflanzt eine deutsche Firma verschiedene Bäume an den Ufern an. Das mit dem Baden können wir uns abschminken, da man bis zu den Knien in Gatsch versinkt. So verbringen wir hier eine ruhige Nacht, denn morgen geht es nach Ziarat. Für diese Route mussten wir uns von höchster Stelle im Innenministerium von Beluchistan, in Quetta, eine Genehmigung einholen. Eine wilde Kurverei ist es wieder durch Quetta und dann ab in die Berge. Hier schaut es aus wie am Mond, eine kahle, hügelige Landschaft begleitet uns bis zum Pass. Nun ändert sich das Gelände schlagartig, neben der Strasse ein Fluss und die Obstgärten beginnen. Die Apfelbäume sind so voll, dass die Äste bis zum Boden hängen und dahinter wachsen Wacholder bis zu den Bergkämmen hinauf. In Ziarat übernachten wir beim PTDC Hotel und erleben den ersten Regen auf unserer Reise. Eine wunderbar kühle Nacht gibt das und wir brauchen auch die zweite Wolldecke, da mir Verena in der Nacht immer die Decke klaut. Über Loralei geht es weiter und von einem Meter auf den anderen wird aus der Strasse eine Baustelle. Eine Tortour für die Autos und LKw´s die hier fahren müssen. Riesige Löcher und Umfahrungen von den Umfahrungen werden bewältigt. Ab und zu können wir auf der neuen Strasse fahren, die seit einigen Jahren brachliegt und auch schon Riesenlöcher hat. Daneben stehen die Baustellenfahrzeuge als ob sie Pause machen würden, nur der Rost zeigt, dass sie schon jahrelang stehen. In Quetta hat man uns gesagt, dass die Strasse schon fertig ist. Anscheinend hat die Korupption, die das Land regiert, das Geld für den Fertigbau aufgefressen. Nach ca. 60 km, für die wir 3 Stunden brauchen, haben wir ein nagelneues Asphaltband vor uns. Nun geht`s dahin, denn wir sind fast alleine auf der Strasse. Über einen wunderschönen Pass fahren wir am Fort Munroe vorbei, verlassen die Provinz Beluchistan und erreichen Punjab. Auf der Bergabseite ist eine riesige Baustelle und das totale Verkehrschaos. Lustig zum Anschauen wenn sich die Pakistani auf einer engen Strasse nebeneinander aufreihen und warten bis die Sperre aufgeht. Nun warten sie nochmal solange, da der Gegenverkehr nicht vorbei kann. Und das in einem Land wo es keinen Alkohol gibt, wie es hier wohl wäre wenn die auch noch saufen würden? Durch eine spektaktuläre Schlucht führt die Strasse ins Industal hinunter, dort stellen wir uns an den Rand eines Abgrunds und wollen hier schlafen. Essenkochen und Duschen, dann ab in die Kiste. Aber daraus wird nix, denn es klopft jemand am Auto - unser Freund und Helfer ist da und hat uns gefunden. DG Khan is a prohibeted Area for Foreigners, das erklären sie uns. Wir müssen weiter und auch an der Policestation können wir nicht über Nacht bleiben. Eine Elitetruppe der Polizei erwartet uns und erzählen uns eine Story vom Nuclear-program, welches hier seit Jahren durchgezogen wird. Im Stockdunklen brausen wir mit der Spezialeskorte durch das Gebiet, indem es hunderte Baustellen gibt an denen Tag und Nacht gearbeitet wird. Bis zur Brücke über den Indus und dann sollte es noch weitergehen, aber nicht mit uns. Wir sind im Urlaub und nicht auf der Flucht, mache ich ihnen klar. Kurzerhand stellen wir uns an eine Tankstelle und gehen liegen, währenddessen die Jungs noch wild herumfunken wie es weitergehen soll. Hier im Industal treffen wir voll auf die Schwüle des Monsuns, patschnass liegen wir im Hannibal und schlafen diese Nacht nicht gut. Vor unserem Haus halten die Polizisten Wache, damit uns ja nix passiert. In aller Früh wollen sie weiter. Als ich ihnen sage, dass sie nicht auf uns warten müssen, haben sie dann doch Verständnis, dass es bei uns nicht so schnell geht. Wir brauchen unsere Zeit um in die Gänge zu kommen und als Apollo noch seinen Haufen gemacht hat geht es weiter. Da wir heute sowieso nach Islamabad wollen, stört uns die Eskorte gar nicht so sehr. Mit ihnen kommen wir ohne nach dem Weg zu fragen und auch noch viel schneller durchs Land. Es ist eine schöne Landschaft, die wir durchqueren.
Zwischen Fischzuchtteichen, Dattelpalmenhainen und Reisfeldern fahren wir nach Norden. Diese Route sind wir noch nicht gefahren. Der Regen hat seine Spuren hinterlassen und überall steht Wasser, der ganze Müll schwimmt in den Dörfern und Städten obenauf, irgendwo wird er schon landen. Der Höhepunkt kommt, als wir zu einer Bahnübersetzung fahren, wo schon eine Kolonne Pkw´s steht. Wir fahren mir der Polizei natürlich neben vor, wie es hier üblich ist. Nur es ist kein normaler Übergang, sondern eine Eisenbahnbrücke die auch für den Strassenverkehr benützt wird. Als der Zug vorbeifährt, öffnen sich die Schranken und das Polizeiauto und wir fahren direkt hinter dem Zug über die Brücke.
Am Mauthäuschen des Motorways verlassen uns die Polizisten und nun sind wir auf uns alleine gestellt. Ob wir wohl nach Islamabad finden? Eine 3 spurige Autobahn vom Allerfeinsten führt uns in die Hauptstadt von Pakistan. Wer die wohl gebaut hat, sicher nicht Einheimische. Ca. 300 km Autobahn haben sie im Land und auf dieser machen sicher 500 Polizisten Dienst. Highwaypatrol steht auf den modernen Autos und aus Minibussen, die am Pannenstreifen stehen, blitzen die Radargeräte. 120km/h für Pkws und 110 für Busse und Lkws, Tempomat auf 100 eingestellt und ab geht die Post. Eine richtige Erholung nach der wilden Reiterei auf den Landstrassen. Nach 640 km Fahrt (11 Stunden) erreichen wir den Camping in Islamabad, unser Tagesetappenziel. Hundemüde legen wir uns in die Kiste und durchschwitzen ein schwüle Nacht. Am Platz steht noch Walter, der seit 1996 in Asien unterwegs ist. Seine Frau Lore macht gerade Urlaub in Deutschland, bei der Tochter. Er erzählt von einem Orkan, der einen Baum auf seinen 508er Mercedes geworfen hat und von der Besetzung der Moschee, direkt vor dem Camp. 10 Tage lang wurde fast ununterbrochen hin und her gefeuert zwischen den Besetzern und der Polizei. Als die Moschee gestürmt wurde, war endlich Ruhe bis sich noch einer selber in die Luft gejagt hat und einige Pakistanis mit dazu. Jetzt ziehen gerade die Soldaten ab, die zur Sicherung des Campingplatzes stationiert waren und die Lage ist ruhig. Freitag gehen wir zur indischen Botschaft um unsere Visa zu beantragen, aber die haben zu und erst Montag wieder offen. Am Camp treffen noch 2 Slowenen ein, die mit einem Renault 4 unterwegs sind. Samstag, Verena geht es nicht so gut, sie fühlt sich richtig latschert. Es ist wieder mal Zeit Wäsche zu waschen, aber bei der Luftfeuchtigkeit wird das zur Qual. So borge ich mir einen grossen Standventilator aus und im "Wind" gehts schon leichter. Die Moskitos sind dann auch nicht so lästig. Am Abend trifft dann noch Karl aus Salzburg ein, er war in den Bergen zum Wandern und erzählt, dass auch im Swat-Valley eine Bombe hochging. Die Allgemeinstimmung im Lande ist nicht so gut, wie wir sie vor 2 Jahren erlebt haben. Die Einheimischen sind frustriert und Wahlen stehen auch vor der Tür.Verena geht es tagsdrauf wieder gut und wir haben Zeit unser Tagebuch fortzuführen.
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Am Montag geben wir unseren Antrag ab, bezahlen und müssen eine Woche auf die Visa warten. Eigentlich wollen wir in die Berge um der Hitze zu entfliehen, aber nach langen Hin und Her entschieden wir uns für eine Relaxwoche am Campingplatz. So erleben wir den Monsun hautnah mit. Ein Orkan fegt nachts über das Gelände, reisst einen Baum um, der auf das darunterstehende Zelt von 2 Schotten fällt. Glücklicherweise sind sie gerade beim Essen in der Stadt. Es schüttet wie aus Kübeln und innerhalb kürzester Zeit fliessen Bäche über das Gelände. Alle Rucksacktouristen fliehen in einen Bungalow, da ihnen der Sturm das Wasser in die Zelte drückt. Dieses Schauspiel erleben wir nun fast jeden Abend. Die Luftfeuchtigkeit ist enorm hoch, dass schon das geringste Nichtstun Schweissausbrüche fordert. So beschränkt sich unser Tun auf Wasserflaschenfüllen, einkühlen und danach trinken. Jeden einzelnen Schluck drückt es wieder durch die Haut in Form von Schweissperlen raus. Einzige Abkühlung bringt die kalte Dusche, aber nicht lange nach dem Abtrocknen beginnt das Schwitzen von vorne. Wir sollen auch meinen Bruder Gerhard lobend erwähnen, wissen aber nicht wieso. Tun das hiermit, vielleicht hilft´s. Endlich, nach 10 Tagen bangendem Warten halten wir glücklich unser 6Monatsvisum für Indien in der Hand. Am Campinplatz ist ein Kommen und Gehen und wir lernen einige nette Leute kennen. Aber für uns ist es Zeit weiterzureisen. Die Strasse hat uns wieder! Wir fahren den Motorway entlang nach Lahore. Von dort sind es nur noch 30 km bis zur indischen Grenze. Die Ausreise ist unkompliziert. Die Beamten untersuchen unseren Hannibal nur nach Alkohol, denn sie sind durstig. Da wir nichts mehr an Bord haben, ist die Sache schnell erledigt. Die Inder haben eine Freude mit uns. Wir nehmen an, dass ihnen langweilig ist. Das Innere des Hannibals wird genauestens untersucht, jedes Kasterl aufgemacht, in jede Öffnung geschaut. Die Motornummer und Fahrgestellnummer wird überprüft. Mit Taschenlampe bewaffnet liegen Wolfi und ein Beamter unter dem Auto. "Die Motornummer ist ja rostig!" stellt der Beamte entgeistert fest. Naja 25 Jahre hinterlassen Spuren, normal interessieren die Nummern keinen. Apollo ist das erst Mal offiziel in ein Land eingereist. Alle Papiere werden genauestens durchgelesen. Wenn wir ihnen unsere Stuhlprobenergebnisse gegeben hätten, wäre es auch ok gewesen. Sie haben keine Ahnung, was sie in den Händen halten, aber sie tun halt ganz wichtig. Alles wird kopiert und nach 2 Stunden verlassen wir die Grenze.
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