INDIEN Am Nachmittag erreichen wir Amritsar, bei Mrs. Bhandaris guesthouse stellen wir uns in den wunderschönen Garten und springen sofort in den Pool. Seit fast 2 Monaten wieder mal Schwimmen. Abends fahren wir mit einer Fahrradrikscha zum Goldenen Tempel. Wir sitzen im Tempelgelände am Seeufer und beobachten die betenden Menschen. Den ganzen Tag wird vom heiligen Buch der Sikhs vorgesungen und über Lautsprecher auf dem ganzen Platz übertragen. Die Faszination springt sofort wieder auf uns über - gleich wie vor 2 Jahren. Wir sind in Indien angekommen! Wofli und Ruud (ein Holländer, der seit über 2 Jahren Afrika bereist hat und nun in Indien gestrandet ist) schliessen am nächsten Tag eine Autoversicherung ab, 3000 Rupees (56€) für 1 Jahr, gültig in Indien, Nepal, Pakistan, Sri Lanka, Buthan, Bangladesch, Malediven........mal sehen, ob Hannibal auf die Malediven schwimmen kann. Indien lässt uns auch willkommen heissen und beschenkt uns sogar. Wolfi mit Durchfall und Veri mit Amöben, was sich aber erst später herausstellt. Wir hätten es wissen müssen, dass es besser gewesen wäre, beim Restaurant gegeüber dem Goldenen Tempel nicht zu essen. Der Duft der indischen Küche und die Vorfreude auf das gute Essen war aber grösser, als die Vernunft. Wolfis Traum vom höchsten zu befahrenen Pass der Welt nimmt nun Realität an und wir beschliessen gemeinsam mit Ruud die Strecke Amritsar - Manali in Angriff zu nehmen. Es ist Montag und wir machen uns auf den Weg. Nach 150km verlassen wir den Bundesstaat Punjab und somit auch die Ebene. Wir sind in Jammu und Kashmir und mit Jammu fangen auch die ersten Berge an. Durch einen dichten Wald mit hunderten von Affen am Strassenrand fahren wir immer bergauf.
Die Strasse wird kurviger, es regnet leicht und vor uns tut sich plötzlich ein Stau auf. Ein Unfall auf dieser schmalen Strasse bedeutet stundenlanges Warten, bis sich das Chaos, das die LKW- und Autofahrer veranstalten, wieder auflöst. Man merkt, dass die Grenze zu Pakistan nicht weit entfernt ist. Ob man es glaubt, oder nicht, alle 200 Meter steht mindestens ein Soldat und überwacht. Alle paar Kilometer sind Militärcamps, um für den Notfall gerüstet zu sein. Nach einem 2.000 m Pass verlassen wir Jammu und kommen nach Kashmir. Ein 2.5 km langer Tunnel entschärft den Pass und gleich danach in einer Kurve öffnet sich das Kashmir-valley vor uns. Durch dieses fruchtbare Tal, voll mit Reisfeldern, Äckern und Obstplantagen geht es weiter nach Srinagar. Hier verfransen wir uns komplett, einige Brücken und Strassen sind von der Polizei gesperrt und wir finden die Umfahrungen nicht. Ziemlich genervt, da wir schon die zweite Runde in diesem Chaos drehen, kommen wir endlich zum Dal-lake. Am See halten wir an, um zu besprechen, wo wir uns hinparkieren sollen. Es bleibt ein Auto mit einem Kashmiri und Italiener stehen und fragen, ob sie uns helfen können. Sie wissen einen Campingplatz, also folgen wir ihnen und landen auf einer Wiese mit riesigen, schattenspendenden Plantanen, direkt am See.
Wir bestellen uns für den nächsten Morgen ein Boot, dass uns zum schwimmenden Markt bringen soll. Abfahrt um 4.30, um 5,00 Uhr werden wir durch das Singen unseres Bootsmannes munter. Es ist noch finster, fast alle schlafen noch und es sind keine Lichter am Ufer zu sehen. Wir geniessen die Ruhe im Boot, man hört nur das leise Plätschern vom Paddel unseres Bootsmannes. Vom Ufer ruft der Muezzin zum Gebet. Nach einer Stunde Paddeln, die Sonne geht inzwischen auf, erreichen wir den Gemüsemarkt. Jeden Morgen kommen die Männer mit ihren Booten hierher zum Kaufen und Verkaufen. Wir beobachten das rege Treiben und das Feilschen um die frische Ware.
Auf der Rückfahrt geht es an den schwimmenden Gärten vorbei. Sämtliches Gemüse wird hier auf Schwemminseln angebaut, man braucht nie zu giessen, denn die Pflanzen hohlen sich das Wasser, was sie brauchen vom darunterliegendem See. Dieser Teil des Sees ist voll von rosaroten Lotusblüten und verschiedenen Seerosen. Auf den Hausbooten, die am Ufer liegen, sieht man nun allgemeines Aufwachen. Nach 3 Stunden sind wir von unserem Ausflug wieder zurück. Wir gehen nochmals schlafen und werden erst mittags wieder munter. Quälende Bauchschmerzen wecken Verena auf, ihr Durchfall ist hartnäckig und die Symptome weisen auf Amöbenruhr hin. Vor 2 Jahren hatten wir sie auch, deshalb haben wir Antibiotika dagegen mit. 3 Tage lang fahren wir durch die höchste Gebirgskette der Welt - den Himalaya. Grandiose Berge, bizarre Felsformationen, Wasserfälle, Gletscher in der Ferne, fantastische Ausblicke und die Strasse schlängelt zwischen den Bergen durch. Bis Kargil gibt es überwiegend muslimische Bevölkerung, geprägt durch Moscheen und Männern mit Bärten und Umhängen. Immer wieder kommen uns Militärlkwkolonnen entgegen, das heisst dann, bis zu 50 Lkws an einem Stück. Nun muss man eine Ausweiche für Hannibal suchen und abwarten bis der Spuck vorüber ist. Die Strasse ist sehr schmal mit tiefen seitlichen Abgründen. Nach einem 3.500m hohen Schotterpass erreichen wir Ladakh.
Die Landschaft ändert sich schlagartig. Die Berge sind nur noch kahl, kaum noch Sträucher oder Bäume. Nur um die Dörfer sind grüne Oasen. Die Bevölkerung ist hier überwiegend tibetanisch. Die Frauen tragen ihre Haare zu zwei Zöpfen geflochten mit Hüten oder Tüchern und mit Blumen geschmückt. Sie tragen lange Röcke mit bunten Gürteln um die Taille. Irgendwie erinnern sie uns an Indianerfrauen. Sie wohnen in Häusern mit wunderschön verzierten Eingangstüren, komplett weiss getüncht und mit flachen Dächern, worauf das Viehfutter gelagert ist. Als Lasttiere sind hier Eseln, Pferde und Yaks seit Jahrhunderten im Einsatz. In den Dörfern sind entlang der Strasse Gebetsmühlen und Gompas errichtet. Man sieht wunderschöne buddhistische Klöster.
Nach 434km mit 3 wunderschönen Pässen erreichen wir Leh auf 3.500m Seehöhe. An dieser Stelle sollten wir mal den Hannibal loben, denn er macht seine Sache wirklich sehr gut. Ist es Euch gar nicht aufgefallen, dass wir seit dem Iran keine Reperaturen mehr haben?? (HOLZundKOPFKLOPF) Wieder mal haben wir Probleme einen Parkplatz zu finden. Wir fahren in eine Strasse, wo viele Hotels eingezeichnet sind, da wird es ja wohl einen Parkplatz für uns geben. Aber die Suche verläuft richtig schwierig, alles ist ausgebucht, da vom 1.-15. September das grosse Ladakhfestival stattfindet. Nach einem äusserst schwierigen ( da sehr eng) Wendemanöver, fahren wir die Strasse wieder hinunter und finden doch noch einen tollen Parkplatz bei einem buddhistischen Museum. Als wir zum Abendessen in die Stadt hinaufgehen, merken wir alle drei, dass es ziemlich anstrengend ist. Wir haben uns nicht gedacht, dass schon auf 3.500 m die Luft so dünn ist. Uns zieht es in ein tibetanisches Restaurant. Wolfi bestellt Momos (gefüllte Teigtaschen), Verena und Ruud entscheiden sich für Chowmain mit Gemüse. Das Essen ist wirklich köstlich. An diesem Abend geht Verena mit Kopfschmerzen ins Bett, ich bin mir nicht sicher, ob ich die Höhe merke oder ob es die Nebenwirkungen von dem Antibiotika ist. Ein bisschen mulmig ist mir schon bei dem Gedanken, dass wir morgen die höchste Passstrasse der Welt in Angriff nehmen sollen. Der Khardung La ist 5.606 m hoch.
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Am nächsten Tag geht es mir wieder viel besser, wir besichtigen die Stadt Leh mit all dem bunten Treiben, besorgen uns die Genehmigungen für den höchsten Pass und den Pangong Tso Lake, sitzen in den gemütlichen Terrassencafes bei Kaffee und Kuchen und bereiten uns für den nächsten Tag vor. Wir verabschieden uns von den netten tibetanischen Gastgebern. Die Strasse zum Pass beginnt gleich hinter Leh und die Serpentinen schlängeln sich den Berg hinauf. Wenn man zurückblickt, wird die Stadt Leh immer kleiner und wir sind fast gleich hoch mit den umliegenden Bergen. Gleich neben der Strasse erblicken wir Gemsen. Einige abgestürzet Lkws liegen im Abgrund. Dass auf dieser Strasse so viel Verkehr ist, hätten wir uns nicht gedacht. Viele Touristen mit gemieteten Enfields, natürlich Militär-lkws und einige Touristen mit Fahrrädern (wir wissen nicht, ob wir sie bewundern oder bemitleiden sollen, manche machen einen sehr gequälten Eindruck) machen sich auf zum höchsten Pass. Endlich noch eine letzte Kurve und wir stehen vor dem Schild: Khardung La 18.380 feet, aber das sind doch gar keine 5.606m, so wie es in allen Strassenkarten steht. Typisch indisch, die müssen immer ein bisschen übertreiben. In Wirklichkeit ist der Pass 5.350m hoch. Die paar Schritte zum Gipfelkreuz sind auf Grund der dünnen Luft sehr anstrengend und es ist sehr kalt. Wir beschliessen im Teehaus ein paar wärmende Tschais zu uns zu nehmen und treffen dort eine Steirerin und einen Südtiroler. 3 Stunden verbringen wir bei 22 Tschais und einer gemütlichen Ratscherei, ehe wir uns wieder auf den Rückweg machen. Die Nacht verbringen wir im Dorf Thikse.Wolfi und ich wollen uns am nächsten Morgen die Puja (eine buddhistische Messe) ansehen. Um 6.00 Uhr machen wir uns auf den Weg zum höchsten Punkt des Dorfes, da steht nämlich das Kloster. Zwei Mönche blasen mit ihren Muscheln vom Dach zum Gebet. Binnen ein paar Minuten versammeln sich Mönche aller Altersklassen (der jüngste war ca. 3 Jahre alt) ein. Wir dürfen uns in den letzten Reihen setzen und das Geschehen beobachten. Ein alter Mönch ist der Vorbeter, dazwischen wird getrommelt und gesungen und es wird reichlich gefrühstückt. Die kleinen Mönche gehen mit grossen Kannen durch und jeder bekommt Buttertee. Die Puja ist locker, unkompliziert und jeder hat Freude daran. Wir fahren weiter zum Pangong Tso Lake. Um dort hinzugelangen, müssen wir über den nächsten Pass (Chang La 5.321m). Die Landschaft ist karg und die Dörfer sind richtige Oasen darin. Nach der Passüberquerung geht es auf einer Hochebene dahin. Der Fluß schlängelt sich entlang, viele Pferde, Eseln und Schafe weiden hier. Für die 120 km lange Strecke bis zum See brauchen wir den ganzen Tag. Wir verbringen ein paar Tage am wunderschönen See auf 4.300m. 3/4 des Sees gehört schon zu Tibet. Tagsüber ist es sehr warm, aber dennoch zu kalt, um zu baden und nachts schalten wir sogar die Heizung ein. Apollo gefällt es hier sehr gut, er kann sich den ganzen Tag ohne Leine und Halsband austoben. Ruud und ich sind Langschläfer, während Wolfi schon um 7.00 Uhr aktiv ist. Also startet er mit Apollo eine Bergtour. Als er zu Mittag noch immer nicht in Sicht ist und ich mit dem Fernglas schon alles ein paar Mal vergebens abgesucht habe, mache ich mir langsam Sorgen. Ruud startet seinen Landrover und fährt soweit es geht den Berg rauf und geht dann zu Fuss weiter. Ich warte beim Hannibal und sehe dann einen schwarzen Punkt durch das Fernglas. Ist das Wolfi? Ja, ein Vierbeiner ist auch dabei. Das müssen sie sein! Am Ende ist die Rettungsaktion erfolgreich verlaufen. Es ist nichts passiert und wir sind wieder alle zusammen. Am späten Nachmittag taucht die rote Feuerwehr (Karl aus Salzburg, den wir schon in Islamabad getroffen haben) auf. Er hat einen Mitfahrer aus der Schweiz bei sich. Aber unser Platz auf der Lagune ist heimtückisch, denn rundum ist Weichsand. Wir wählten diesen Platz, damit wir nicht die ganze Zeit Besuch von indischen Touristen bekommen. Karl bleibt prompt im Sand stecken und nach einiger Zeit vergeblichen Schaufelns steckt er nur noch weiter drinnen. Also wird Hannibal gestartet, um Hilfe zu leisten. Wir verbringen einen netten Abend am Lagerfeuer. Nach ein paar erholsamen Tagen machen wir uns wieder auf dem Weg zurück und setzen unsere Runde durch das Himalayagebirge fort. Es liegen wieder viele Serpentinen vor uns, bis wir den nächsten Pass erreichen. Der zweithöchste Pass: Taglang La mit einer Höhe von 5.328m. Kurz bevor wir den Pass erreichen, fängt es zu Schneien an. Die Strassenverhältnisse sind nicht gut, aber es ist eine Meisterleistung in dieser Höhe überhaupt eine Strasse zu erhalten. Asphalt mit vielen Schlaglöchern, teilweise sind die Pisten besser zu befahren. Wir sehen die Himalaya-Ass, das sind wilde Eselverschnitte. Wir fahren durch Schluchten und Canyons. Es gibt keine Dörfer mehr. Hin und wieder sieht man Zeltstädte, die den Sommer über hier Essen und Getränke verkaufen. Im Winter ist dieses Gebiet hier unpassierbar, da die Pässe eingeschneit sind. Immer wieder kommt es zu Staus, da sie die Strasse neu asphaltieren oder ein Unfall passiert ist. Wir verbringen noch 3 Nächte in dieser schönen, abwechslungsreichen Landschaft, ehe wir den Rotang Pass überqueren. Dieser Pass ist sicher ein Highlight mit seinen ca. 80 Kehren. Dann haben wir Manali erreicht und sind nach 3 Wochen das Erste mal unter 3.000 m Seehöhe. Hier sind noch einige Bilder von den letzen paar Tagen.
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Wir verbringen ein paar schöne Tage in Manali. Abends gehen wir immer gut essen. Hier ist alles sehr touristisch, weil Manali der Ausgangsort für die Fahrt nach Leh ist. Darum gibt es auch von Pizza bis Wiener Schnitzel alles. Natürlich schmeckt das Wiener nicht wie zu Hause! Wir finden sogar eine Bar und feiern unsere wunderschöne Bergtour. Tagsdrauf hilft Ruud Wolfi einen Vorderreifen zu wechseln. Dieser ist ziemlich niedergefahren und wir verwenden ihn nun als Reserverad. Die Temperaturen sind sehr angenehm. Nachmittags bekommen wir meistens Regen (Ende September ist der Monsun vorüber) und die Nächte sind wunderbar kühl. Dann fällt uns wieder ein, dass eigentlich Nepal unser Hauptreiseziel ist und so verlassen wir Manali und fahren durch das Kullu-Valley weiter durch die Berge, über die Ausläufe des Himalayagebirges, bis wir endlich die Ebene erreichen. Es gibt so gut wie keine Strassenschilder (und wenn, dann in Hindi) und so kurven wir kreuz und quer durch das Land. Hier ist Indien noch sehr ursprünglich, vorwiegend ländliche Bevölkerung. Die Bahnübergänge sind chaotisch ohne Ende. Wenn ein Zug kommt und die Schranken zugehen, fahren alle egal, ob ein Eselkarren, Fahrradrikscha, Bus, LKW oder PKW, in die erste Reihe auf beiden Seiten. Dazwischen drängeln sich die Fahrradfahrer und die Fußgänger. Wenn sich der Schranken öffnet, beginnt das Chaos des Auflösens. Es dauert bedeutend länger, als die Schranken normalerweise zu sind. Wir entscheiden uns für den westlichsten Grenzübergang Nepals, Bambassa. Fast verpassen wir es, dorthin abzubiegen. Die Strasse ähnelt eher einer Hinterhofgasse. Nach ca. 2 km kommen wir zu einem Staudamm, über den die Strasse führt. Es hat immer nur ein Fahrzeug Platz. Kurzerhand klopft der Ticketverkäufer 2x auf das Eisengestänge, das soll wahrscheinlich heissen "Achtung Gegenverkehr!" Uns kommen zwei Fahrradfahrer entgegen, die aller Wahrscheinlichkeit nicht mit einem LKW gerechnet haben. Sie flüchten auf das Brückengelände, um uns den Weg frei zu machen. Am anderen Ende ist die indische Abfertigung. Dieser Grenzübergang wird von ausländischen Touristen nicht oft heimgesucht, dementsprechend kompliziert ist es für die Beamten unsere Pässe in ihr Buch zu übertragen. Der Schranken geht endlich hoch und wir sind in Nepal.
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