NEPAL
An der nepalesischen Grenze ist alles easy-going. 60.-US$ und wir haben das Visum für 60 Tage im Pass, ein Stempel ins Carnet und schon sind wir fertig. Wir wechseln noch ein bißchen Geld, da der Weg uns durch das ursprüngliche, ländliche Nepal führt. Alle Bewohner sind Landwirte, sie besitzen ein paar Ziegen, Kühe und Wasserbüffel. Und Reis, entweder fahren wir durch Reisfelder (soviel Reis können sie gar nicht essen!) oder durch wildbewachsenen Dschungel.
Der Mahindra Highway geht durch einen von vielen Nationalparks mit unzähligen Brücken. Bei einem Fluß sehen wir drei Hirschen, das wars dann aber auch schon mit den wilden Tieren. Es ist einfach einen schönen Nächtigungsplatz zu finden. Wir werden jeden Abend und Morgen von Besuchern erspäht, aber die Leute sind alle freundlich und winken schon von Weitem.
Morgens als wir unseren Kaffee zubereiten wollen, merken wir das unsere Gasflasche leer ist. Gut, dass wir noch mit Ruud unterwegs sind, so ist Gemeinschaftsfrühstück und -abendessen auf seinem Kocher angesagt. Besser gesagt, Frau kocht - Männer essen! In einem grösseren Dorf probieren wir die Flasche zu füllen, leider vergebens. Aber wir bekommen eine Adresse von einer Füllstation, die wir am nächsten Tag aufsuchen. Dort passen zwar die Aufsätze auch nicht, also pressen sie das Gas mit einem Schlauch in die Flasche, 10 kg Gas gehen rein und ca. 5 kg Gas geht daneben. Nun ist sie wieder voll.
Beide sind wir positiv überrascht über das wunderschöne Land.
Als wir einen Berg hochfahren, qualmt uns schon von weitem Rauch entgegen. Ein brennender LKW, bei dem auch noch die Reifen explodieren, als wir vorbeifahren wollen. Wir warten ein paar Minuten bis er ziemlich niederbrennt, dann fahren wir dran vorbei. Ein paar Kilometer weiter ist eine Strassensperre. Mit grossen Steinen wird die Strasse blockiert. Ein Nepalese erzählt uns, dass es hier 4 Tage lang Krieg gab zwischen der hinduistischen und der muslimischen Bevölkerung. 5% der Nepalis sind Moslems und die wohnen hier in diesen Dörfern. Alles ist gesperrt vom Militär und der Polizei. Wir müssen warten, bis sich ein Konvoi bildet und dann dürfen wir hinter einem MilitärLKW nachfahren. Das Leben in den Dörfern hier steht still. Die Läden sind geschlossen, es sind fast keine Menschen auf der Strasse. Alle Lastwägen und Jeeps sind angezunden worden, viele Häuser sind in Flammen aufgegangen und sogar eine Tankstelle haben sie in die Luft gejagt. Nach einigen km ist der Konvoi und somit auch die grausamen Bilder vorbei und wir dürfen wieder alleine weiterfahren.
Die letzten 160 km nach Pokhara sind sehr kurvenreich. Wir freuen uns nun auf ein paar erholsame Tage hier.
POKHARA Hier parkieren wir uns ans Seeufer auf einer grosse Wiese, die früher einmal ein Campinplatz war. Die schlimme Zeit mit den Unruhen zwischen der Regierung und den Maoisten hat dem Camping den Garaus gemacht, da es den Tourismus nicht förderte. Inzwischen hat sich die Lage beruhigt und die Maoisten sind seit der Absetzung des Königs mit in der Regierung, oder auch nicht? In der Zeitung stand was vom Austritt aus derselben. Aus der gleichen Zeitung haben wir auch, dass bei den vorher beschriebenen Unruhen 500 Häuser angezunden und 5.000 Menschen vertrieben worden sind, viele Verletzte und 18 Tote gibt es zu beklagen. Auch der brennende LKW wurde angezündet und vom Fahrer fehlt jede Spur. Wir haben Glück gehabt, dass wir nicht vorher da waren. Von alldem merkt man hier in Pokhara nichts, denn das hier ist eine Touristenhochburg. Ein Restaurant reiht sich ans andere, eine Bar an die andere und genauso ist es auch mit den Geschäften für Trekkingartikel. Wir haben richtigen Zivilisationsstress um alle Restis abzuklappern. Ich esse in 4 Tagen - 4 Mal Steak, eine wahre Gaumenfreude nach den vielen fleischlosen Tagen. Danach gehts ab in die Bars, die zur Hälfte Openair sind, wo Livebands aufspielen, Poolbillardtische stehen und sich alles trifft. Die Trekker kommen aus aller Herren Länder und das ergibt eine schöne Mischung. Die schneebedeckten Berge sieht man nur morgens, kurz danach sind sie wieder von den Wolken verhüllt. Wir haben hier angenehme Temperaturen und bis in die Nacht hinein reicht ein Tshirt. Schlafen können wir hier wieder wie die Grafen, angenehm kühl, kein Vergleich zu den Tagen davor, wo es nachts nicht merklich abgekühlt hat. Apollo tut es auch gut, dass es nicht so warm ist, denn er muss ja den ganzen Platz verteidigen. Gegen Wasserbüffel, Krähen und die Hunde, die vorher hier regierten. Er hat heute das 3. kleine Cut eingefangen, wahrscheinlich war wieder ein Horn von einem Büffel im Weg. Heute hat es den ganzen Tag geregnet, wahrscheinlich haben die Inder den Regen geschickt. Den ein Nepalese hat Indian Idol (India sucht den Superstar) gewonnen und mit Sicherheit weint ganz Indien Bollywoodtränen. Wir waren gestern Nacht live dabei als der Sieger feststand und danach war die Hölle los. Hupend, singend und tanzend zogen hunderte Nepalis durch die Stadt, als ob sie im Lotto gewonnen hätten. Congratulation to the Nation! Neben uns steht noch Mark aus Aachen, der mit seinem VW-Bus bis nach Südostasien will. Er hat gerade Besuch aus Graz, Sonja, und gemeinsam mit Ruud sind wir zu fünft in 3 Fahrzeugen auf der Wiese. Ruud wird uns in den nächsten Tagen Richtung Kathmandu verlassen. Das heisst, wenn er es bis dahin schafft seine Wäsche zum Waschen zu bringen, da er morgens immer ein wenig länger schläft als wir. Sein Dachventilator geht so laut, dass er nie merkt, wenn es hell wird und so wird es öfter später. Aber hier ist das kein Problem, da auch nachmittags Frühstück serviert wird.
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Das Urlaubmachen vom Reisen ist cool. Abhängen in der Bar bis sie schliesst und dann den nächsten halben Tag verschlafen. Aber das ist auch egal, weil es noch immer sehr viel regnet. Heuer dauert der Monsun eben länger. Wir haben es immerhin geschafft, uns das Permit für den Nationalpark, durch den die Trekkingroute führt, zu besorgen und anschliessend 2 Plätze im Bus zu buchen. Es dauert 6 Studen bis Besisahar, den Ausgangsort für den Annapurna Circle. Also am Montag um 6.00 Uhr morgens geht es los! Für Hannibal haben wir ein sicheres Platzerl gefunden bei einem Hotelparkplatz und wir hoffen, dass er inzwischen niemanden reinlässt. Ruud hat es geschafft seine 22kg Wäsche waschen zu lassen und verlässt uns nun. Lieber Ruud, unsere Traurigkeit verwandelt die Campingwiese in einem See (oder ist es nur der Regen) ? Het was een leuke tyd met jou. Misschien zien we elkaar met de kerst in Goa weer. Wir würden uns freuen!!!!!! Montag, 01.10.07: Endlich geht es los, die nächsten 3 Wochen sind wir am Wandern. Neuigkeiten gibt es erst wieder in frühestens 3 Wochen.
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Annapurna circle Der Wecker klingelt mitten der Nacht. Im Finsteren machen wir uns um 4.00 Uhr morgens auf den Weg zur Busstation. Schon die 6,5 stündige Fahrt nach Besisahar ist abenteurlich. Vor uns, mitten auf der Strasse, ist ein Unfall passiert. Ein Sattelschlepper ist umgekippt und versperrt die ganze Strasse. Der Bus stoppt und wir müssen zu Fuß mit dem Gepäck unter dem umgestürzten LKW durchkrabbeln, um die Unfallstelle passieren zu können. 1,5 km weiter können wir in einen anderen Bus steigen, um nach Besisahar zu gelangen. Da es keine Ortstafeln gibt und alle Wanderer in diesem Ort auf den nächsten Bus warten, machen wir es ihnen gleich. Ohne zu wissen, dass hier der eigentliche Trek beginnt. Wir steigen um, fahren weiter nach Khudi und eine Offroadpiste durch Flüsse und Steine nach Bhulbhule. Hier ist Endstation. Ein schmaler Pfad führt durch Reisfelder den Berg hinauf. Nun also geht die Wanderung richtig los! Um 18.00 Uhr erreichen wir ziemlich müde unsere erste Tagesetappe Bahundanda. Die Zimmer sind winzig, ausgestattet mit zwei Betten und einem kleinen Tisch. Die Wände zum Nachbarzimmer sind aus Bambusmatten und jedes Flüstern hört man durch. Verena sehnt sich bereits nach Hannibal. Dusche und Toilette sind im Freien. Beim Duschen krabbelt eine handtellergrosse Spinne an der Decke und als beim Abendessen eine noch 3 cm grosse Kakerlake neben meiner Hand am Tisch vorbeimaschiert, will ich nur noch umkehren. Eine der besten Investitionen waren die zusammenzippbaren Schlafsäcke und so verbringt Verena einigermassen sicher die Nacht. Wir werden zu Frühaufstehern und marschieren jeden Tag um 7.30 Uhr ab. Der Pfad führt uns durch eine Schlucht mit vielen Wasserfällen, die den Berg herunterdonnern und es geht stetig bergauf. Als wir an diesem Tag unser Nachtlager erreichen, zählen wir die Stunden und Kilometer, die wir heute geschafft haben. Von der Ticketstelle, wo wir unsere Permits gekauft haben, haben wir zusätzlich einen Plan mit den Kilometerangaben und jeweiligen Gehzeit erhalten. Für die heutige Etappe sind 4 Stunden veranschlagt. Wir haben für diese 12 km 8 Stunden gebraucht (also das doppelte). Uns wird ganz schlecht bei dem Gedanken, das wir nur halb so schnell unterwegs sind und rechnen Phi mal Daumen aus, wie lange wir für den gesamten Trek brauchen und kommen auf einen ganzen Monat. Das kann ja lustig werden! Am nächsten Tag passieren wir einige Hangrutschungen.
Beide dachten wir mindestens 5 x ans Umdrehen. So sehr wir uns auf diesen Trek gefreut haben, aber haben wir uns nicht doch ein bißchen übernommen? Wir überwinden unseren inneren Schweinehund und marschieren weiter. Einer, der unermüdlich geht, ist Apollo, er hat seine Freude am Wandern. Ausserdem ist er ein kleiner Zauberer. Jedem Nepali, der uns entgegenkommt, wird ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. In dieser Gegend wird alles, ob Kühlschrank, Kasten, Hühner, Mehl oder Bier auf Menschenrücken oder Mulis nach oben transportiert. 60 - 80 kg sind für einen Träger normal, die ganz Wilden tragen bis zu 110 kg, weil sie nach Kilos bezahlt bekommen. Es ist ein Wahnsinn, wie die Porter die schmalen Wege hochlaufen. Die meisten von ihnen haben nur Badeschlappen an den Füssen.
Hier hat ein Lasttier noch richtigen Wert. Und wenn sie hören, dass Apollo noch 10 kg in seinen Taschen trägt (sie werden von Tag zu Tag leichter, da sein Futter auch jeden Tag weniger wird) staunen sie nicht schlecht und wir hören meistens "good, strong dog". Apollo ist der Liebling der Nation. Überall sorgen wir für Aussehen. "apollo how are you?" rufen ihm die Trekker entgegen. Unsere beider Namen wissen sie oft nicht, aber Apollo merkt sich jeder. Die Träger lassen oft von ihrem Essen, dem Daal Bhaat, extra etwas über, um es Apollo zu geben. Sie erklären uns, dass er in den Bergen mehr Futter braucht. Allabendliches Schultereinschmieren steht nun auf dem Programm. Obwohl wir unsere Rucksäcke klug gepackt haben (Wolfi mit 13kg und Verena mit 8kg) schmerzen die Schultern trotzdem und es wird Verena bis zum letzten Tag begleiten. Wir geniessen den ersten Blick auf die schneebedeckten Berge.
8 von den 14 8.000er Bergen der Welt sind hier in Nepal und es ist ein gewaltiges Gefühl inmitten der Riesen zu sein. Die Hüttenabende sind immer sehr lustig. Man trifft meistens die gleichen Leute, darunter sind Oryli und Gregori aus Frankreich, Arianna und Adrian aus Australien, Michal und Tomer aus Israel und David aus den USA. Wir sind nun auf 2.725m und die Abende verbringen wir in der Gaststube rund um einen eingeheizten Ofen, der uns wärmt. Es wird über Gott und die Welt geredet, bevor wir spätestens um 21.00 Uhr ins Bett gehen.
Wir sind ja nun richtige Wanderer geworden. Früh ins Bett und früh wieder raus! Die Landschaft ändert sich, es sieht aus wie bei uns in den Alpen. Mit vielen Kiefer- und Wacholderbäumen.
Auch die Lodges haben hüttenähnliches Format - nur die andersaussehenden Leute erinnern uns, dass wir in Nepal sind. Es hat in den letzten paar Tagen geschneit, denn die Berggipfel herum sind alle angezuckert. Heute treffen wir einen Israeli, der uns erzählt, dass er seinen ersten Porter gefeuert hat, der zweite mit seinem Gepäck verschwunden ist, er sich im Dorf nun eine dicke Jacke für den Pass gekauft hat und nun auf der Suche nach einem neuen Porter ist. Aber für was er den nun braucht, da ihm ja das Gepäck gestohlen worden ist, weiss keiner.
Jeden Abend freuen wir uns auf eine heisse Dusche und hoffen, dass es noch genug warmes Wasser gibt. Die meisten werden mit Solarenergie aufgeheizt. Das Wetter ist auf unserer Seite, immer blauer Himmel, und so gibt es kein Problem mit warmen Wasser, wenn man schnell genug ist und nicht vorher schon 20 Leute geduscht haben. An diesem Abend treffen wir auf 2 sehr nette Österreicher, Pia und Harald, die mit Guide und Porter unterwegs sind. In Manang legen wir auf 3.540m einen Akklimatisationstag ein. Dort wohnen wir in einem sehr schönen Hotel mit einem Wintergarten. Wir sitzen auf Yakfellen mit tollster Aussicht auf die Berge bei einem Yaksteak und diskutieren über die nächsten Tage. Nur noch 3 Tage bis zum Thorang La, dem Pass, wo wir drüber müssen. Nach dem Motto: hoch gehen - niedrig schlafen, marschieren wir freiwillig 400 Höhenmeter steil bergauf zu einem Kloster, um die Höhe gewohnt zu werden. Im Kloster sitzt der 100 Rupee-Lama, von dem man ein Halsband "geschenkt" bekommt, damit man gut über den Pass gelangt. Die Dörfer sind nun sehr tibetanisch. Man geht durch eine Chorte (ca. 6 m hoher Turm), der die Eingänge der Dörfer segnet. Vorbei an Manemauern und Gebetsmühlen, die jeder Tourist dreht, in der Hoffnung, dass es einem bei der Passüberquerung hilft.
Joschi, der deutschsprachige Guide von Pia und Harald verbreitet ein wenig Unruhe. Er meint gesehen zu haben, dass sich 300 Leute beim letzten Kontrollposten eingetragen haben. Das würde bedeuten, dass es zu Engpässen mit Betten in den nächsten Ortschaften kommen könnte. Wir haben Glück und Joschi reserviert für uns die nächsten Tage immer ein Zimmer mit. Überall in Manang gibt es "german bakeries", wo wir uns mit Zimtrollen und Schokocroissantes stärken. Weiter geht es über Wiesen, auf denen die Yaks weiden. Der Herbst ist hier schon eingezogen und die Blätter leuchten in bunten Farben. Wir sehen Gletscher kalben und hören die Eismassen runterdonnern.
Tagsüber reicht ein T-shirt, aber sobald die Sonne verschwindet, wird es arschkalt. Der einzig richtig warme Platz ist in der Küche, wo auf Kerosinkochern köstliches Essen zubereitet wird.
Eine grosse Entscheidung steht vor der Tür. Wo sollen wir die letzte Nacht vor der Passüberquerung schlafen? In Thorung Pedi auf 4.450m mit 5 stündigem Aufstieg am nächsten Tag oder im High camp auf 4.850m mit "nur" 3 stündigem Aufstieg zum Pass. Aber mit dem Risiko, dass uns dort die Höhenkrankheit in der Nacht erwischt und das würde den sofortigen Abstieg bedeuten. Wolfi ist felsenfest davon überzeugt, dass wir beide höhentauglich sind und so entscheiden wir uns für das High camp. Der Marsch zum Camp ist sehr anstrengend. In vielen Serpentinen geht es fast senkrecht hinauf, mittlerweile schon durch Schnee. Völlig erschöpft erreichen wir nach 1 Stunde das High camp. Es ist sehr kalt, die einzige Heizung die es gibt, ist ein uralter Ofen mit einer elektrischen Glühspirale, die Wolfi erst repariern muß. Dieser Ofen steht unter dem Tisch, damit es bei den Füssen warm ist. Die Nacht verbringen wir mit voller Kleidung im Schlafsack schlecht schlafend. In dieser Höhe ist das Atmen erheblich schwerer aufgrund des geringen Sauerstoffgehaltes der Luft. Da der Pass für seine plötzlichen Wetterumschwünge bekannt ist, machen wir uns schon sehr früh auf den Weg. Um 4.00 Uhr weckt uns Joschi. Mit Stirnlampe bewaffnet, gehen wir im Gänsemarsch im Dunkeln bei leichtem Schneefall einen kaum ersichtlichen Pfad den Berg hoch.
Es ist ein anstrengendes Unterfangen bei eisiger Kälte. Bei jeder Kurve ersehnen wir uns den Pass herbei und plötzlich, nach nur 2 Stunden stehen wir am Pass auf 5.416m. Es ist ein überwältigendes Gefühl. Die Sonne gibt die Berge kurz frei. Wir sind höher als der höchste Berg Europas und stolz auf uns, dass wir es geschafft haben! Keine Probleme mit der Höhe, nichts. Nur die Kälte gefällt uns nicht, auch der Hot Lemon Tea wärmt uns nicht und so machen wir uns nach dem Fotoshooting auf den Weg hinunter. Der Abstieg gestaltet sich als sehr schwierig. 1.600 Höhenmeter geht es in steilen Serpentinen hinab. Wir sind froh, dass wir den Trek gegen den Uhrzeigersinn gegangen sind. Wer den Pass von der anderen Seite besteigt, hat es noch einmal ein gewaltiges Stück schwerer.
Um 12.30 Uhr erreichen wir Muktinath. Hier herrscht Festtagsstimmung unter den Wanderern. Bier fliesst reichlich und plötztlich sieht man viele Leute rauchen. Vor dem Pass waren wir die einzigen die geraucht haben und wunderten uns schon, dass es so viele Nichtraucher gibt ;-). Jeder ist stolz auf seine Leistung. Nur wenige, die wir kennengelernt haben, mussten auf Grund der Höhenkrankheit, umkehren. Muktinath ist ein wichtiger Wallfahrtsort für Hindus und Buddhisten. Verena sieht sich den heiligen Tempelbezirk an, in dem durch 108 Bullenköpfe das heilige Wasser aus einer Quelle sprudelt.
Ein herrliches Gefühl zu wissen, dass es die nächsten Tage nur noch bergab geht. Da wir nun ja richtige Waden- und Oberschenkelmuskeln besitzen, machen wir gleich einen Umweg, um das schöne Dörfchen Kagbeni zu besuchen.
Da wir uns mitten in einem Apfelanbaugebiet bewegen, versäumen wir es nicht, uns den Magen mit köstlichen Apfeltorten, Apfelstrudel und Apfelfritters vollzustopfen. Wir befinden uns nun in wüstenähnlicher Landschaft.
Der Wind pfeift uns gewaltig um die Ohren und der Weg durch das steinige Flusstal ist sehr beschwerlich. Der Staub fliegt uns ins Gesicht, Augen und Ohren und wir sind froh, als wir die Ortschaft Jomsom erreichen. Dort feiern wir mit Pia und Harald Abschied mit Bier und Apfelschnaps aus Tuksche. Die beiden fliegen am nächsten Tag mit einem 17 sitzigen Flugzeug nach Pokhara. Wir haben das volle Luxuszimmer mit eigener Dusche und westlicher Toilette (ansonsten gibt es immer nur ein Loch im Boden) und sogar einen Fernseher, der nur funktioniert, wenn gerade kein Stromausfall ist. Viele der Wanderer kürzen den Weg ab und nehmen sich einen Jeep nach Kalopani. Man hat uns erzählt, dass es hier 11 Autos gibt, die auf Pisten unterwegs sind. Die Autos wurden mit Hubschraubern eingeflogen. Für uns kommt so eine Abkürzung gar nicht in Frage, wir sind nun richtig fit und unterbieten regelmässig die vorgegebenen Zeiten. An einer "Abkürzung" stehen wir im Flusstal plötzlich vor 5 Flussarmen. Die meisten Touristen ziehen sich die Schuhe aus, um dann barfuß durch das eiskalte Wasser zu latschen. Wolfi ist der Meinung, dass wir es auch mit Schuhen schaffen. Er hüpft von einem Stein zum anderen und kommt trockenen Fusses an. Für mich ist nach 3 Flüssen aus, da die Abstände zu groß sind. Also Schuhe aus und fast knietief durch das Wasser. Leider ist uns der Wettergott nicht mehr gut gesonnen. Dichte Wolken versperren uns die Ausicht auf die Berge. In Kalopani treffen wir auf INAKI OCHOA, einen spanischen Bergsteiger, der fast alle 8.000er bestiegen hat. Er ist nun in trauriger Mission unterwegs. Im Frühjahr waren bei einer Expedition auf den Daulaghiri 2 Freunde von einer Lawine verschüttet und getötet worden. Seine Aufgabe ist es nun, die beiden Toten aus dem Schnee zu buddeln und vom Berg runterzubringen. Auf dieser Seite vom Annapurna circle gibt es viele grosse Hunde, die nicht gerade zimperlich sind. Wenn wir mit Apollo durch ein Dorf gehen herrscht volle Aufruhr. Sie kommen aus allen Richtungen angerannt. Aber Apollo ist in wichtiger Mission unterwegs, als Verteidigungsminister seines Futters und so wird nicht lange herumgefackelt und er schnappt auch schnell mal zu. Das vertreibt die Hunde sofort. Mittlerweile kommen wir auf 23 km Marschleistung am Tag.
Erdrutsche, z.T. sehr frische, machen das Trekken zur Kletterei. Viele nepalische Pilger sind unterwegs, jene die sich den Flug nicht leisten können, gehen zu Fuß. Unter ihnen sind sehr viele alte Menschen, die den Weg sehr gut meistern und Hochachtung verdienen. In Tatopani bekommen wir ein Zimmer in einem sehr netten Hotel mit wunderschönem Garten. Viele Blumen, Orangen- und Mandarinenbäumen. Über eine Steintreppe erreicht man den Fluß, wo es eine heisse Quelle gibt. Touristen und Einheimische sitzen im Becken bei 39,5°C und lassen sich den Muskelkater ausheilen. Von diesem Ort hat man 2 Möglichkeiten zur Strasse zu gelangen. Die kürzere ist nach Beni, wo viele unsere Bekannten hingehen. Also wird wieder mal ein bißchen Abschied gefeiert, Adressen ausgetauscht und Lebewohl gesagt. Wir entscheiden uns für den Poonhill (einen schönen Aussichtspunkt), d. h. nochmals 1.600 Höhenmeter bergauf. Die ersten Stunden geht es richtig gut dahin, über unzähligen Steinstufen durch den subtropischen Regenwald. Mit Bananenstauden, Bambushainen und verschiedenen Blumen und Sträuchern.
Am letzten Viertel hat Verena die Kraft verlassen und sie rettet sich mit Dopingmittel "Traubenzucker" und Zughund Apollo den Berg hinauf. Am nächsten Morgen erklimmen wir den 3.200m hohen Poonhill, um den Bergen Dhaulagiri, Annapurna, Nilgiri und Machapuchre (die wir nun von verschiedenen Seiten gesehen haben) Tschüss zu sagen.
Der Abstieg über zig 1000e von Stufen gestaltet sich schwieriger, als der Aufstieg. Nach diesen vielen Treppen könnten wir jetzt den Empire State Building-Lauf mitmachen ;-).Es hat geregnet und die Stufen sind rutschig. Immer wieder kommen uns schwerbeladene Mulikarawanen entgegen, die natürlich ihre Kacke auch noch überall fallen lassen. Das vermischt sich mit dem Wasser und dem Dreck und so ist das eine rutschige Angelegenheit.
Viele Touristen kommen uns nun entgegen, die die schöne Strecke noch vor sich haben. Um 17.00 Uhr erreichen wir die Strasse, keine 10 min später kommt ein Bus vorbei, der uns nach Pokhara bringt. Wir wollen noch ein Dankeschön an unsere Schuhe aussprechen, die uns super und ohne Blasen 211 km in 15 Tagen rund um das Annapurna Massiv getragen haben. Eigentlich haben wir einen 9.160 m hohen Berg bestiegen, denn das sind die Höhenmeter, die wir insgesamt bergauf gegangen sind.
weiter geht´s zu Nepal, die zweite
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