Simbabwe 3.Teil

25.08. - 22.09.2022


Währung: 1,- US Dollar = 1,- Euro
Dieselpreis: 1l = 1,76 US Dollar
Ausreiseort: Pandamatenga

Mit weiteren 30 Tagen Visum im Pass verlassen wir die schicksalsträchtige Stadt Mutare. Nur wenige Kilometer fahren wir auf der 2spurigen Straße, bevor wir rechts in die Berge abbiegen. Vorbei am größten Minengebiet des Landes. Eine Kraterlandschaft, in der schon lange und intensiv nach Gold und anderen Erzen gesucht wird. Die Arbeiter leben ziemlich wild in primitiv zusammengeschusterten Planenverschlägen.
Vor uns ein Staudamm mit Nadelbäumen am Ufer mit einem geheimnisvollen Loch an der Wasseroberfläche. Das ist der Überlauf, wo das überschüssige Wasser abrinnen kann. Hier verbringen wir eine ruhige und kalte Nacht. Am nächsten Morgen dampft der See in der Kälte und wir müssen beim Spaziergang einen Zahn zulegen, um nicht zu frieren.

Nur noch wenige Kilometer bis zum Stapleford Estate. Das ist ein riesiges Waldgebiet, in dem Forstwirstschaft betrieben wird. An der Schranke bei der Einfahrt werden wir aufgehalten. Der Sicherheitschef meint, dass wir uns wohl verfahren haben, denn die große Straße ins Honde Valley gehe außen rum. "Ja, das wissen wir, doch unsere Karte zeigt eine kleine Piste über die Berge durch den Wald und diese wollen wir nehmen. "Mit unseren großen Reifen wird das schon gehen, meint er, während die Lkw Fahrer uns zum Umdrehen überreden wollen. Naja, mit ihren Lkws würden wir auch keine Expeditionen unternehmen, denn diese sind schon hundertmal geflickt, Teile die nicht essentiell sind, werden nicht mehr rangeschraubt, die Reifen sind abgefahren und voll mit Rissen, weil die Ladungen sehr schwer sind. Wir rumpeln die ausgefahrene Piste hoch in die Berge, nur bei Gegenverkehr wird es etwas eng.


Vor uns versperrt ein uralter Scania den Weg. Es wird Holz geladen. Eine Gelegenheit einmal zuzuschauen, wie das mit Manneskraft funktioniert. 2 starke Burschen stehen auf der Ladefläche mit einem Seil in der Hand, 4 kräftige Männer rollen von ganz unten den Stamm hoch, bis das Seil um den Baumstamm geschlungen und dann gemeinsam weiter hochgehievt wird. Ca. 2 Stunden brauchen sie für die gesamte Ladung. Arbeiten wie im Mittelalter denkt man sich da vielleicht, doch es werden 6 Leute beschäftigt, welche damit 6 Familien ernähren können.

Der Weg wird enger und manchesmal sind wir uns auf dem Navi App nicht sicher, ob wir die richtige Abzweigung nehmen. Hin und wieder verliert sich der Weg in einen Eselspfad. Dann fahren wir retour und probieren den nächsten. Irgendwo sollte eine kleine Brücke kollabiert sein, davon sehen wir nichts.

Es ist Nachmittag als wir das Ende des ca. 20km langen Waldgebietes erreichen. Abermals eine Schranke. Hier parken wir uns für die Nacht ein. Walter, der wachhabende Schrankenbeaufsichtigte spaziert mit uns zu seinem Lieblingsaussichtspunkt. Die umliegenden Hügel nach Mosambik rein sind zum Greifen nah. Daneben befindet sich ein in Kaskaden harabfallender Wasserfall. Ein wirklich schöner Platz.
Katie & Trymore kommen vorbei, sie sind auf dem Weg nach Hause. Wir kommen ins Gespräch und sie erzählen uns von ihren Bananen, die nun reif sind. Ja, wir würden ihnen gerne welche abkaufen und so verabreden wir uns morgen am Straßenrand. Wo immer das auch sein soll, sie werden auf uns warten, versprechen sie uns.

Von nun an geht es bergab. Am Straßenrand steht ein mobiles Sägewerk, eine "Bushmill". Wolfi bekommt eine Einführung am Gerät und in die Arbeitsweise der mobilen Holzwirtschaft. Der stolze Besitzer erzählt uns, dass er nun einige Wochen hier Bretter schneiden wird, bevor er dann zum nächsten Kunden weiterzieht. Ein Gehilfe und seine Frau, die gerade mit Essenkochen beschäftigt ist, sind mit von der Partie.
Nach der nächsten Kurve winken drei Frauen am Straßenrand. Mrs. Matimati schneidet grünes Holz vom Baum, das sie zum Kochen verwendet. Alle verwenden hier nur grünes Holz, es raucht und glimmt schön vor sich hin. Es mangelt auch am Werkzeug, um größere trockene Stämme klein zu bekommen.
Der August parkt bereits vor Walters Haus, denn seine Frau hat uns gestern von ihren köstlichen Avocados vorgeschwärmt. Es ist Erntezeit und wir nehmen ihnen freudig einen Sack Avocados ab. Am liebsten unterstützen wir die Menschen vor Ort, ohne die vielen Zwischenhändler, denn da wissen wir, dass das Geld an der richtigen Stelle ankommt und die Ware frisch ist! Außerdem haben wir selten so gute, cremige Avos gegessen, wie hier in Simbabwe!


Je weiter wir den Hügel runterrollen, desto mehr Gehöfte liegen inmitten der großen Bananenhaine. Und es ist Erntezeit. Grün und fest müssen sie sein wenn sie vom Baum geschnitten werden, damit man sie gut in einen Sack stapeln kann, um während des Transports nicht zerdrückt zu werden. 1.500 Stück passen in den Sack und dafür bekommt der Bananenbauer ca. 45,- US$. Die schweren Säcke werden am nächsten Tag von einem Kleinlastwagen abgeholt.


Es ist Wochenende und viele nutzen die freien Tage zum Feiern. Flaschenbier ist teuer und so greifen die Dorfbewohner lieber zum selbstgemachten Hirsebier, welches in PET Flaschen abgefüllt ist. Ist die Flasche leer, wird sie einfach auf die Straße geworfen. So hören wir ein andauerndes Plastik-Schebbern unter Amigos Reifen, wenn es an einer der Saufbuden vorbei geht. Regelmäßig werden wir von den durstigen Männern um Geld für Bier angebettelt. Keiner von uns hat Bock auf Feiern mit Betrunkenen und wir schauen, dass wir weiterkommen.

Trommelmusik, Gesang und bunt gekleidete Menschen. Wir halten an und nähern uns dem Spektakel. Sofort werden wir von einem netten Mann angesprochen, der uns herzlich willkommen heißt. Es stellt sich heraus, dass er der Neffe vom 83jährigen Verstorbenen ist, dem heute gedenkt wird. August ist der Gedenkmonat und die Familienmitglieder, welche in ganz Simbabwe verteilt arbeiten, treffen zuhause ein.
Bei 30°C kommen die Männer beim Trommeln und die Frauen beim Tanzen ganz schön ins Schwitzen. Wir werden zum Mittanzen aufgefordert, allerdings müssten wir die Schuhe ausziehen, doch bei diesem dornigen Boden lassen wir das lieber sein. Wenn zwischendurch gebetet wird, knien wir uns alle nieder. Das ganze Dorf ist versammelt und es herrscht eine ausgelassene Stimmung. 12 Stunden wird die Feier andauern.

Etwas Abseits wird für die gesamte Gesellschaft gekocht. Verena ist immer neugierig, wenn es ums Kochen geht. Sofort bekommt sie den Kochlöffel zum Rühren in die Hand gedrückt. Eine schweißtreibende Arbeit, denn es geschieht am offenen Feuer. Bald spricht es sich herum, dass heute eine Weiße für die Schwarzen kocht, denn der Verstorbene war dazumal ein Koch für Weiße. Nach etwa 3 Stunden verlassen wir, nach einer herzlichen Verabschiedung, die Feier.

Nun ist es schon Nachmittag und abermals kommen wir nicht weit, denn Katie & Trymore winken schon von Weitem. Seit Stunden warten sie auf uns am Straßenrand. Gleich heute Morgen beim Wegfahren haben sie uns ganz oben am Berg gesehen und haben sich langsam auf den Weg zur Piste gemacht. Sie haben sich gewundert, wo wir so lange bleiben, doch bald hat es sich herumgesprochen, dass wir einen Stop bei der Gedenkfeier machen. Die Dorfbewohner kennen sich untereinander und Weiße fallen halt auf. Wir tauschen einen Sack Bananen gegen Dollar, machen Fotos, tauschen Telefonnummern aus. Und als noch die Nachbarin vorbei kommt, machen wir uns auf den Weg.
Beim Fluss stellen wir uns an den Rand des Bananenwaldes, für heute haben wir genug erlebt und das gehört erstmal verarbeitet. Auch einen kleinen Teil der Avocados verarbeiten wir zu einer Bananen-Avotorte.

Wir erreichen die Hauptstraße. Auch hier werden überall Bananen geerntet. Das Honde Valley ist subtropisch und sehr fruchtbar. Das meiste Obst und Gemüse des Landes wird in diesem Tal angebaut. Am Markt neben der Straße werden Süßkartoffeln, Yamswurzeln, Avocados und Bananen (große, kleine, mehlige, krumme) angeboten. Wir fühlen uns wie im Bananenhimmel.

Am Pungwe River parken wir uns ein. Sonntag ist großer Waschtag. Die Wäscheberge von der ganzen Familie werden von den Frauen und Töchtern aufgearbeitet, danach wird noch ein Flußbad genommen, die Männer hoffen nebenan auf Anglerglück und die Jungs sitzen vor unseren Fahrzeugen und beobachten uns ganz neugierig.

Am Ende des Tals sind große leuchtend grüne Teeplantagen, die größten des Landes. Tea Estates Eastern Highlands und Aberfoyle sind seit den 40er Jahren kommerziell erfolgreiche Großplantagen. Niedrige Höhenlage und feuchtes Klima lässt den Tee gut gedeihen. "Two and a half" Blätter werden gepflückt, aus ihnen wird meist Schwarztee für Teebeutel hergestellt. Die Kurzwanderungen zwischen den Teefeldern sind herrlich abwechslungsreich.


Wolfi versucht sich als Teeproduzent, es soll ein Oolong werden. Die Blätter werden gewelkt, gerollt und eine zeitlang fermentiert, anschließend über dem Feuer getrocknet. 2 Tage später ist es soweit, Wolfi lädt zur Teatime. Bini & Peter schmeckt der rötlicher Tee - Wolfis Kreation. Dazu gibt es Zimthefekuchen.

Wir fahren das schöne Tal wieder raus. Die Einheimischen lieben das Zuckerrohr, wir lieben eher den ausgepressten Saft davon. Saftmaschinen gibt es nirgends zu sehen, die Menschen ziehen die äußere Schicht mit den Zähnen runter, bis sie zum süßen Kern kommen. Dieser wird dann gekaut bis nur noch fasriges Zeug übrig bleibt, welches ausgespukt wird. Jede Menge Arbeit für die Zähne und Kaumuskulatur und nebenbei ein Plombenzieher. Dankend lehnen wir ab.

Wir tauchen in den nächsten Wald ein. Ein Regentag mit frischen Wind. Gerade jetzt würden wir schönes Wetter brauchen, denn wir sind auf dem Weg zu verschiedenen Aussichtspunkten. Also warten wir einfach ab, bis das Wetter wieder besser ist. Am nächsten Tag ist es soweit und der Ausblick über das Honde Valley ist wunderschön. Klare Sicht auf den Pungwe River und das Hochtal. Der Regen hat alles freigewaschen und so erfreuen wir uns am Ausblick.

Nur leider ist die Piste nun etwas nass und gatschig. Was machen wir hier??? Erst vor 3 Wochen haben wir am Auto einen neuen Durchgang montiert. Den letzten haben wir uns auf den wilden Straßen in Kamerun zerrissen. Hoffentlich geht das gut.... Tief hängende Äste werden weggeschnitten, wild ausgewaschene Furchen und Wasserpfützen begleiten uns bis zum nächsten Bergkamm hoch. Schon seit langem wird diese Strecke nur noch sporadisch genutzt und wenn, dann nur von Geländewägen. Der Amigo kämpft sich tapfer den Berg hoch und bereitet dem August zumindest eine Fahrspur. Zum Glück muss sich der Amigo nicht allzusehr Verschränken und der Durchgangsgummi bleibt heil! Durch ein abgebranntes Waldgebiet, wo die Stämme wie Mikados rumliegen, erreichen wir das Claremont Estate und schließlich die Hauptstraße bei Juliusdale.


Wir wandern zu den Nyangombe Wasserfällen. Zu spät bemerken wir, dass ja schon wieder Wochenende ist und folgedessen sehr viele Menschen unterwegs sind. Städter aus Harare machen einen Wochenendausflug. Eine 10köpfige Frauentruppe genießt sichtlich das kalte Wasser. Bis jetzt haben wir in Simbabwe noch keine modernen Stadtfrauen kennengelernt, die meisten waren liebenswerte Landfrauen. Doch nun staunen wir über die neueste Bademode, Wimpernverlängerung, künstliche Fuss- und Fingernägel und ihre aufwendige Haarpracht. Mit ein paar Gin Tonics in Dosen feiern sie ihre kinderfreien Tage in den Bergen. Die nächste Truppe kommt mit dem Autobus an, Lautsprecher raus am Parkplatz und erstmal Stimmung machen, dann geht´s los zum Wasserfall. Alle sind gut drauf!

Vorbei am Troutbeck Inn schrauben wir uns in die Höhe zum Worlds View. Der ganze Hügelkamm ist parzelliert. Viele nette Ferienhäuser der gut situierten Bevölkerung, einen Feriensitz auf ca. 1.200m Höhe kann nicht jeder sein eigen nennen. Im Sommer hat man angenehme Temperaturen, es lässt sich herrlich aushalten zwischen Kiefern, Proteen und Moos. Die Aussicht auf das Middlefeld ist gewaltig und wir staunen nicht schlecht, als wir uns im Gästebuch eintragen und lesen, dass heute der botswanische Präsident vorbei geschaut hat. Wir stehen nun direkt darunter... :-)
Wir beschließen gleich hier heroben zu Übernachten und den Sundowner nehmen wir im netten Pavillon ein. Kaum ist die Sonne verschwunden, wird es kalt. 7°C hat es Nachts.

In Troutbeck gibt es Forellen zu kaufen, da müssen wir hin. "Gleich vor der Brücke ist eine unscheinbare Piste rein", so die Beschreibung. Auf Anhieb finden wir hin, doch mit den kleinen Forellen, die er aus dem Becken fischt, sind wir nicht zufrieden. Die großen Zuchtfische, die sehen herrlich aus und bei denen schlagen wir auch gleich zu.

Bei Debby auf der Nyamoro Dairy Farm verbringen wir die nächsten Tage. Milch von Ziegen und Kühe werden zu Sahne und Butter verarbeitet. Im kleinen Teesalon lassen wir uns von Angies köstlicher Schokotorte verwöhnen. Die Tage sind herrlich warm, doch nachts sehr frisch, wir befinden uns noch immer auf ca. 2.000m Höhe. Morgen wollen wir weiter. Bini & Peter bleiben noch ein paar Tage, die beiden werden ihr Visum nochmals verlängern, um ganz im Norden einen National Park zu besuchen. Wir wollen nun zügig südlich vom Karibalake zu den Vic Falls und dann weiter nach Botswana fahren. Ein letzter gemeinsamer Gin Tonic, ein letztes Chapati vom Chapati Wallah und Curries von den Mädels zum Abendessen, dann ist es soweit. Nach 3,5 Monaten gemeinsamen Reisens sagen wir Adieu. Bis bald ihr Lieben!

Weit kommen wir nicht. Beim Einkaufen entdeckt Wolfi beim Rundgang vom Amigo, dass die hintere rechte Felge mehrere Risse hat. Nanu, wo kommen die denn her? Die wilde Piste entlang vom Karibalake steht bevor und das bereitet uns etwas Sorgen.
Wir sind unterwegs zu Dianas Vow, die bedeutendste Felsmalerei des Landes. Die letzten paar Kilometer gehen wir zu Fuß. Die Bauern pflanzen Tabak an, leider sind ihre Felder bereits abgeerntet und der Tabak wurde in den extra gebauten Trockentürmen getrocknet und in Harare auf den großen Tabakauktionen verkauft.
Die Felsmalerei ist nett, reißt uns aber nicht vom Hocker. Doch die Landschaft mit den großen Bouldern rundum gefällt uns sehr gut.

Direkt am Fluss sehen wir den geeigneten Platz, um die Felge zu wechseln. Reserverad runter und schon tauschen wir die Felge mit Riss aus. Es fuchst uns anständig! Ganze 4 Stunden brauchen wir, um den Reifen wieder auf die neue Felge zu bringen und die kaputte Felge in den Reservereifen zu montieren. Endlich haben wir es geschafft. Weil für die Montage ein Mountainbikeschlauch gebraucht wird und wir gleich einen zerstören, suchen wir einen neuen in den Ersatzboxen. Dabei finden wir erfreulicherweise einen Desertwein , den wir zur Belohnung für die Müh und Arbeit am Abend köpfen und dazu Pizza im Potije machen.

Zügig geht es in die Hauptstadt Harare. In der Shoppingmal wollen wir wegen einem neuen Handy Ausschau halten, doch die wenigen Angebote sind ernüchternd. Die Preise sind ca. doppelt so hoch wie in Europa und wir lassen es bleiben.
Richtung Norden gibt es vereinzelt große Weizenfelder mit Bewässerungsanlagen. Wahrscheinlich weiße Farmer, die hier noch immer ausharren oder auch wieder zurückgekehrt sind. Denn wir haben erzählt bekommen, dass die Regierung händeringend um weiße Farmer wirbt. 99 Jahr Pacht und eine finanzielle Starterhilfe werden geboten. Wir parken uns auf einem ehemaligen weißen Farmgelände, etwas entfernt von der Haupstraße im Busch ein. Der Farmer wurde um 2000 vertrieben und seine Ackerfläche auf 56 kleine Parzellen für die schwarze Bevölkerung aufgeteilt. Abends bekommen wir Besuch von 3 Burschen. Sie wollen sich vergewissern, wer denn hier parkt, denn schließlich müssen sie ihren Wald vor "Wood poachers" verteidigen. Holz wird dringend zum Kochen gebraucht, Gas ist viel zu teuer. In den Nachbarortschaften ist das Holz schon knapp, deshalb wird vermehrt des Nachts Holz gefällt und geklaut. Als sie sich vergewissert haben, dass wir tatsächlich nur Touristen sind, wünschen sie uns eine angenehmen Nacht und verschwinden.

 

Viel Lkw Verkehr, das Asphaltband teilweise ziemlich schmal mit abgebrochenen Rändern, so präsentiert sich die Hauptstraße nordwärts aus Harare Richtung Kariba und Sambia. Die Luft ist rauchgeschwängert, die Felder und auch das Buschland werden kontrolliert abgebrannt, neuer Dünger für den kommenden Regen wird gebraucht. Durch das kontrollierte Abbrennen ist das Risiko von flächenübergreifenden Bränden vermindert, die in dem knochentrockenen Land immensen Schaden anrichten würden.
Mittlerweile ist der Sommer eingekehrt. 30°C und mehr tagsüber. Die wunderschönen blauen Jacarandabäume beginnen zu blühen. Viele kleine Verkaufsstände mit "mega worms to sell" lassen erahnen, dass wir vom Kariba See und dem Angeltourismus nicht mehr weit entfernt sind.

In Karoi biegen wir ab. Die Piste verläuft südlich des aufgestauten Sambesi entlang, dem Kariba See. Doch leider ist der so weit entfernt, dass man keinen einzigen Blick auf den 280 km langen See werfen kann. Die Piste ist wider erwartens ganz gut. Viele knorrige Baobabs, nette Gehöfe mit verschiedenen Hütten, zum Kochen, zum Schlafen und zum Aufbewahren der Lebensmittel. Die kleinen vogelhausähnlichen Gebilde mit Leiter hoch sind die Hühnerställe. So sind sie des Nachts sicher vor Schakalen und Co.
Tse tse Fliegen Kontrolle - ein Kontrolleur will unseren Amigo mit Gift aussprühen, nein danke das wollen wir doch nicht. Auf den letzten Kilometern haben wir die Fliegenfallen am Pistenrand schon wahrgenommen. Die Tse-tse Fliegen lieben schwarz und dunkelblau. Die Stoffbahnen sind mit Gift behandelt und die Fliegen, welche die Schlafkrankheit übertragen können, fallen bei Berührung tot zu Boden.
Baumwolle liegt zur Abholung bereit und wir treffen auf einige Lkw Züge die schwer damit beladen sind. Die Brücken sind erstaunlicherweise in bester Verfassung. Vor 50 Jahren und mehr von den ehemaligen Kolonialherren in hervorragender Qualität gebaut, kann man sie auch heute noch benutzen.
Jedes Dorf hat einen Krämerladen, einen Bottle Store und eine Schule. Es ist schwer einen Übernächtigungsplatz zu finden und so stellen wir uns einfach auf das abgeerntete Feld von Josefine. Sie erzählt Verena, dass sie mit ihren beiden kleinsten Kindern hier lebt, Mann gibt es keinen mehr. Ein bißchen Unterstützung kommt von den erwachsenen Kindern aus der Stadt. Wenn sie Geld hat, baut sie Mais und Erdnüsse an.

Wir biegen nach Binga ab. Die kleine Stadt liegt am Kariba See. Direkt am Ufer parken wir uns ein. Auf der anderen Uferseite ist Samiba zu sehen. Kurz vor dem Sonnenuntergang fahren die Fischer mit ihren Booten raus. Heute ist der erste Tag nach dem Vollmond, an dem wieder gefischt wird. Denn die Kapentafische gehen auf Licht und die Tage um den Vollmond bringen keinen Ertrag.
Gleich um die Kurve gibt es eine Krokodilfarm, auf der man Krokofleisch kaufen kann. Der Schwanz ist das Filet und wir kaufen ein großes Stück. Noch schnell zum Dorfladen und nebenan zum Bottle Store, denn bei der Hitze wirkt ein kaltes Bier nach getaner Fahrt Wunder. Es ist 14.00 Uhr und die Stimmung ist schon recht gut. Gut gesichert hinter Baustahlgitter sitzt die Barfrau, bei der man Bier kaufen kann. Schließlich muss man für alles gewappnet sein, denn wenn das Geld ausgeht und die Einheimischen aber noch durstig sind, kann es schon mal hoch hergehen...

Durchs Tonga Land geht es weiter westwärts. Das vergessene Volk, das bei der Aufstauung des Kariba Staudammes zwangsumgesiedelt wurde, fristen nun ein armes Leben im Hinterland. Es gibt nicht viele Brunnen für diese Menschen. Sie stehen mit Kübeln und Eimern am Straßenrand und warten bis der Wasserl-Lkw daherkommt. Tag für Tag müssen sie ihr Wasser rationieren, damit die Großfamilie über die Runden kommt.
Über Deka geht es zum Sambesi weiter zu den Vic Falls. Es kommen uns kaum Autos entgegen, Rinder und Esel sind unsere Wegbegleiter. Ein großer Gemüsegarten, in dem gearbeitet wird. Schon seit Tagen konnten wir kein frisches Gemüse mehr kaufen, also freuen wir uns über Karotten und Zwiebel.
2 freche Jungs nutzen die Gelegenheit und fragen nach einer Mitfahrgelegenheit. Frechheit gehört belohnt und wir nehmen sie mit. Ganz stolz und mit erhobenen Hauptes kennen sie nun jeden Vorbeigehenden. Wie viele Kilometer sie wohl wieder retour gehen müssen, um ein bißchen Spaß zu haben?

Bei den Viktoria Fällen parken wir uns im netten N1 Hotel ein. Wir sägen erst einmal ein paar Äste weg, dann passen wir unter die alten Bäume neben dem Pool. Es ist heiß und so hüpfen wir sofort ins kühle Nass, bevor wir in die Stadt spazieren. Gesäumt von Souvenierständen arbeiten wir uns Meterweise vor Richtung Vic Falls. Es ist megatouristisch und entspricht so gar nicht dem Bild von Simbabwe, welches wir in den letzten 3 Monaten kennengelernt haben.
Auf der Brücke, die gleichzeitig die Grenzverbindung zu Samiba ist, kann man die ersten Wasserfälle erkennen. Anstatt, dass es fällt, tropft es mehr. Eine mutige schwarze Frau bereitet sich gerade zum Bungeejump vor, dann geht alles so schnell, dass sie erst beim Wiederhochschnellen zum Schreien anfängt.
Wir lösen ein Ticket für die Wasserfälle und gehen gespannt an der Kante im Nationalpark entlang. Als Livingstone im Jahre 1855 aus dem Buschland auf diese gewaltigen Fälle gestoßen ist, muss es ihm regelrecht geflasht haben. Das passiert uns heute nicht. Wenn man die Fälle von den Fotos kennt, wo an der über 1km langen Fallkante durchgehend das Wasser runterfällt, wirken sie dagegen jetzt im September etwas enttäuschend. Bei den Horse Shoe und Rainbowfalls tröpfelt es nur noch, während es beim Lvingstone Island schon noch etwas mehr rund geht. Auf der sambianischen Seite sitzen einige Touristen im "Devil Pool", einer kleinen Vertiefung, bevor das Wasser senkrecht in die Tiefe stürzt. Die Mainfalls führen das ganze Jahr über Wasser und sind schon sehr imposant. Im Mai oder Juni, beim Wasserhöchststand, muss die Gischt unglaublich sein, denn selbst im September fällt noch immer Nieselregen herab. Hier hat sich ein wunderschöner Regenwaldstreifen gebildet mit Lianen, Farnen, Moosen und immergrünen Bäumen. Welch ein Kontrast zum nur 50 m entfernten trockenen Buschland.

Im stylischen Outlook Cafe genießen wir den Ausblick auf den Sambesi, der hier eine 180° Kurve macht. Am Abend reservieren wir im geschichtsträchtigen Vic Falls Hotel einen Tisch zum Buffet essen mit Folkloretanzvorführung. Einrichtung und Deko lässt einen in der Kolonialzeit schwelgen. Das Essen nicht so sehr, denn es ist eher enttäuschend.

Unsere morgendliche 7km Spazierrunde führt uns vorbei am riesigen Baobab, der schon hier gestanden hat, als Dr. Livingstone vorbeimarschiert ist. Am Rande des Nationalparks sehen wir auch einige Tiere, wie Paviane, Warzenschweine, Impalas Buschböcke und Zebras.
In der Stadt schieben die Sambianer ihre schwerbeladenen Drahtesel den Hügel zum Markt hoch. Vollbeladen mit Tomaten, die wir dann am Nachmittag kaufen. Orangen erwerben wir direkt vom Lkw runter, Honig und Eier vom Tante Emma Laden links hinten. Der typisch afrikanische Markt ist weit genug von der Tourimeile entfernt, sodass sich selten ein Tourist hierher verirrt. Noch eine Tasse köstlichen Cappuccinos im schicken Galeriecafe, bevor wir die Stadt verlassen.

Wir sind mit Tina & Thomas verabredet. Die beiden haben ihren Arbeitsvertrag bei Mercedes in East London beendet und drehen noch eine 3monatige Abschiedsrunde im südlichen Afrika. Und es passt genau, dass wir uns über den Weg fahren. An der Kreuzung treffen wir uns, um gemeinsam Richtung botswanische Grenze zu fahren. Tina hatte vor einigen Wochen ihren 30igsten Geburtstag und der wird nun bei ihrem ersten Bushcamp auf dieser Tour nachgeholt. Mit Apfel/Mohntorte und Kroko gegrillt verbringen wir nicht nur kulinarisch einen netten Abend.
Auf einer Piste nördlich des Hwange Nationalparks rollen wir der botswanischen Grenze zu. Seit kurzem hat der kleine Grenzübergang Pandamatenga angeblich wieder offen, hoffentlich stimmt das auch. Wir werden es bald sehen!

 

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