Südafrika 11.Teil

05.03. - 02.04.2022

Währung: 1€ = 17,40Rand
Dieselpreis: 1l = 21,65R

Eigentlich ist es die falsche Zeit für den West Coast Nationalpark, denn die Wildblumen, für die der Park so bekannt ist, blühen erst im August und September. Die Schranke beim Tor ist geschlossen und die Rangerin meint: "No delivery trucks are allowed." Aber wir wollen doch nichts liefern, wir sind Touristen und fahren mit unserem Haus spazieren, so ähnlich wie eine Schildkröte. Sie grinst und greift zum Telefonhörer. Die Managerin auf der anderen Seite meint, wir dürften reinfahren, ABER wir müssen wieder beim selben Gate, da wo wir jetzt sind, rausfahren. Eigentlich wollten wir hier rein und beim Langebaan Gate raus, denn in dieser Ortschaft wollen wir nächtigen. Ein Anruf beim Manager von der Managerin fruchtet und dieser gibt uns die Erlaubnis, auch beim anderen Gate rausfahren zu dürfen, schließlich sind wir internationale Gäste des Landes. Dankeschön!
Außer ein paar Elande und Strauße sehen wir keine anderen Wildtiere. Auch der Marsch über die endlos langen Stege bis zum Vogelbeobachtungsposten ist erfolglos. Wahrscheinlich sind die Zugvögel gerade auf dem Weg nach Europa? So machen wir es den Südafrikanern gleich und fahren in die bestimmte Badebucht, wo angeblich kein Wind wehen sollte, denn der bläst an der Küste eigentlich stetig. Es ist Ebbe und noch jede Menge Platz zum Sonnenliegen, mit dem Regenschirm als Sonnenschirm. Das funktioniert nur begrenzt, denn der Wind geht doch und eine stärkere Windböe lässt ihn davonfliegen. Wir beschweren den Griff mit Steinen und haben nun wenigstens einen halben m² Schatten. Das Wasser ist warm und ganz ruhig - wir genießen den herrlichen Nachmittag. Stunden später, als die Flut herannaht, übersehen es einige der Badegäste ihre Handtücher rechtzeitig vor den herannahenden Wellen wegzuschaffen, aber es wird eh Zeit zum Nachhausefahren ;-)

Wir verbringen das Wochenende in der Touristenstadt Langebaan, spazieren am schönen Strand entlang, sehen den Einheimischen zu, wie sie ihre Motorboote vom Anhänger laden, um einen Ausflug in die Lagune zu unternehmen, sitzen bei einer Wasserpfeife am Camping hinter dem Stacheldrahtzaun und fühlen uns wie im Knast. Ob er zum Schutz gegen Einbrecher ist oder ob wir nicht zu nahe ans Meer gehen sollen, um von den Felsen zu stürzen, bleibt uns verborgen.
Am Abend sind wir mit Susanne und Christian zum Fischessen verabredet. Als wir zum Eingang vom Campingplatz kommen, meint die Dame von der Security, dass sie um 22.00 das Tor schließt. Aha und dann, wie kommen wir rein, wenn es später wird? Achselzuckend wiederholt sie den gleichen Satz wie vorhin. Also doch ein Knast, denken wir uns und nehmen uns vor, bis 22.00 Uhr zu Hause zu sein, was wir dann auch knapp schaffen.

Am Ganzekraal Camping treffen wir Karin & Manfred wieder, die inzwischen Kapstadt unsicher gemacht haben. Wir verbringen ein paar Tage in ihrer netten Gesellschaft, bevor für die beiden der erste Teil von Südafrika schön langsam zu Ende geht, denn sie fliegen zur Hochzeit ihres Sohnes nach Deutschland. Guten Flug ihr Lieben!
Am letzten Tag gesellen sich Yvonne & Rene auch zu uns. Die beiden haben wir 2019 in Marokko getroffen. Covid hat ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn ursprünglich wollten sie mit ihrem Lkw auf dem Landweg ins südliche Afrika fahren. Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen haben sie nun ihren Toyota nach Südafrika verschifft, so wie momentan viele andere auch. Willkommen in Südafrika!

Kurz vor die Weihnachten erhielten wir von Wolfis Bruder einen Anruf: "Vermisst ihr nichts?" Hmmm - was sollten wir vermissen? Eigentlich nicht! Gerhard hat uns für den Zeitraum, wo wir in Österreich Heimaturlaub gemacht haben, sein Zweitauto geliehen. Kurz vor dem Autoverkauf hat er nochmals das Handschuhfach unter die Lupe genommen und dort Wolfis Führerschein entdeckt. Uns hat der gar nicht gefehlt... Leider hat Gerhard dann den Führerschein prompt zuhause vergessen, als er uns im Februar in Südafrika besuchte. Selten werden wir von der Polizei angehalten und wenn doch, dann genügt der internationale Führerschein. Das dieser eigentlich nur in Kombination mit dem Nationalen gültig ist, interessiert niemanden. Kurzum, wir haben den Führerschein 3 Jahre nicht gebraucht, aber dieses Jahr sollten einige Grenzen passiert werden Botswana, Simbabwe, Sambia und Namibia. Der Teufel schläft ja bekanntlich nie und es wäre vielleicht doch besser, wenn Wolfi beide Führerscheine mit dabei hätte.
Wir machen einen Aufruf in einer der "Facebook Gruppen" zu Südafrika und prompt meldet sich Phil. Er fliegt am Sonntag nach Kapstadt - das ist doch ideal. Allerdings ist es schon Donnerstag und so eilt Gerhard noch am selben Tag zum Postamt nach Lindau, um den Führerschein per Einschreiben an Phil zu schicken.
Und nun machen wir uns auf den Weg nach Kapstadt. Nördlich der Stadt, beim See, haben Phil und seine Freundin ein Zimmer gemietet. Voller Freude tauschen wir Sekt gegen Führerschein. Nun sind wir wieder total legal unterwegs :-)

 

Morgen haben wir eine Verabredung beim Weingut Boschendal. Mit unseren österreichischen Freunden Bini & Peter (aus Port Elizabeth kommend, denn sie haben dorthin verschifft) und Manuela & Franz (aus Namibia kommend, sie haben vor einigen Monaten nach Walfis Bay verschifft) wollen wir den Night market unsicher machen. Doch ist dieser auf Grund von schlechtem Wetter abgesagt. Ein paar Tropfen fallen vom Himmel doch das macht nichts, wir machen es uns trotzdem im Innenhof bequem und kosten uns durch die Weinkarte. Auch Yvonne & Rene verbringen noch einen Abend mit uns, bevor sie in den Norden von Südafrika fahren.

Die Winelands sind der optimale Platz, um gemeinsam etwas Zeit zu verbringen. Am Berg en River Camping parken wir uns ein. Er liegt schön zentral zwischen Franschhoek, Stellenbosch und Paarl, wo die vielen Weingüter beheimatet sind. Der Amigo hat Pause und die Fahrräder kommen zum Einsatz, denn jeder hat eines mit. Zuerst jedoch gibt´s Frühstück. Guacamole zu frisch gebackenem Sauerteigbrot und einen anständigen Häfn Kaffee.


Wir treten in die Pedale, um den Hügel hochzukommen, am Parkplatz ketten wir unsere Fahrräder an den Zaun, hinter dem die Ziegen eingesperrt sind. Von ihnen kommt der leckere Ziegenkäse mit Chili und noch einige andere Sorten. Durch den Garten, vorbei am Teich mit den Koi-Karpfen, die Treppe hoch und wir stehen an der Rezeption. Links geht es in den Farm-Shop, wo man Brot, Käse, Chutney & Co kaufen kann, rechts sind die Theken zum Weinverkosten. Wir müssen etwas warten, alles ist besetzt. Dann geht´s los, wir entscheiden uns für ein wine & cheese tasting. Chenin Blanc dazu ein Stück Brie, Chardonnay dazu ein Weichkäse mit Schnittlauch, Sauvignan Blanc dazu ein Stück bester Schafkäse. Und so geht es weiter... Vorsorglich haben wir im Shop frisches Baguette gekauft, von dem wir nun immer wieder einen Bissen nehmen, um nicht schon am Vormittag betrunken zu sein.



Beflügelt schwingen wir uns wieder auf die Fahrräder und kurven durch die Weinberge den Hügel weiter entlang, das Weingut Landskroon ist nicht weit entfernt. Schmiedeeiserne Gartengarnituren stehen auf der Terrasse, von wo wir einen tollen Blick auf die Weinfelder haben. Davor liegt eine große Koppel mit Pferden, eingefasst mit bunten Blumenbeeten. Diesmal bleiben wir beim Roten. Shiraz, Cabernet Sauvignon und Pinotage werden liebevoll von Samantha erklärt und eingeschenkt. Das letzte Glas ist ein Portwein, hmm lecker. Die Sonne verschwindet hinter dem Haus und im Schatten wird es kalt. Außerdem wäre es nicht schlecht, etwas Festes zwischen den Zähnen zu bekommen. Also geht es weiter zum nächsten Weingut "Der Wilderer". Nicht nur der Name, sondern auch die Speisekarte lässt auf deutsche Vorfahren ahnen. Eisbein mit Sauerkraut, Nürnberger Würste oder Leberkäse... wir bestellen uns Pizza. Leider ist es schon kurz vor 17.00 Uhr, denn um diese Zeit beenden die Weingüter ihre Weinverkostungen, nur die Restaurants haben dann noch geöffnet. So fallen wir, um das hier angebotene Schokoladetasting um. Langsam geht die Sonne unter und bevor es finster wird, möchten wir zu Hause am Camping sein. Aufgereiht wie eine Perlenkette radeln wir auf der viel befahrbaren Hauptstraße entlang. Links weg auf den schmalen Pfad geht es nun auf einer Art Fahrradweg den letzten Hügel hoch, bis zur Einfahrt zum Camping. Von dort rollt es alleine runter. Am Lagerfeuer geht dann die Weinverkostung weiter...

Nein, nicht jeder Tag ist so, denn wir fahren auch an Weingütern vorbei! Auf geht´s, rauf auf den Berg zum Denkmal, vorbei an den Granitfelsen, die über Paarl thronen und durch die Stadt zurück nach Hause. Oder einfach nur mal zum Einkaufen in die Mall.


Über übelste Wellblechpiste radeln wir zum Weingut Babylonstoren. Meist zischen wir mit 70km/h im Amigo über die Wellblechpiste, da fliegt man schön drüber über die Buckel, aber mit dem Fahrrad bringen wir diese Geschwindigkeit beiweitem nicht zusammen und so schüttelt und rüttelt es uns kräftigst durch.

Um 10.00 Uhr beginnt die Gartenführung, Wir verlieren uns im riesigen Garten, der in verschiedenen Bereichen unterteilt ist. Gemüse- und Kräutergarten, Oliven- und Zitrushain, Guave Avenue, Bienenecke und Macadamia Allee, Reispaddy, Welwitscha- und Steingarten und und und. Ronny unser Guide führt uns zielgerecht durch die Bereiche. Erklärt vieles, erzählt Geschichten, lässt uns kosten und riechen. Mann kann so viel pflücken, wie man vor Ort essen kann. Leider ist die Pfirsichsaison gerade zu Ende, die Pflaumen schmecken dafür sehr köstlich und auch die vielen verschiedenen Kürbisse, welche gerade Saison haben, sehen lecker aus, doch die kann man ja nicht roh essen, der Rucksack ist zu klein. Dafür verschwindet hin und wieder ein Büscherl Rosmarin, Basilikum, Salbei und Zitronenthymian darin. "Im Hauben-Restaurant muss man 6 Monate im Vorfeld buchen," hören wir Ronny sagen. Eine der vielen Gärtnerinnen reißt gerade büschelweise Unkraut aus. "Schau, da ist Kren!" sagt Wolfi. Das haben wir in ganz Afrika noch nicht gesehen. Die Gärtnerin weiß nicht, was damit machen. Mit einer Schaufel sticht Wolfi die kleine Krenwurze aus. Die Hälfte gibt er ihr zu kosten, die andere behalten wir.
Auf Babylonstoren könnte man den ganzen Tag verbringen. Es werden Milch- und Fleischprodukte selber hergestellt, Brot gebacken und Wein gekeltert. Aber wir wollen heute Nachmittag noch grillen, also verlassen wir dieses tolle Anwesen.

Manuela & Franz, unsere persönlichen Kaffeelieferanten. In Namibia gibt es koffeinfreien Filterkaffee und davon haben sie uns 7kg mitgebracht. Zum Glück fahren sie auch einen großen Lastwagen, wo noch Platz im Kofferraum ist. Als Dankeschön organisieren wir einen Braai mit Wildkräutersalat vom Babylonstoren.


Wie lange wollen wir schon ein Straußenei essen? Das letzte Mal hat Mac in ganz Calitzdorp leider kein frisches Straußenei auftreiben können. Bini & Peter haben auch bei seinem kleinen Campingplatz Halt gemacht, Mac hat sich an unseren Wunsch erinnert und den beiden so ein riesen Ei mitgegeben. Das liegt nun vor uns auf dem Tisch und wir überlegen, wie wir die dicke Schale aufbekommen ohne sie komplett zu zerstören. Einfach aufklopfen, wie bei einem Hühnerei ist nicht drinnen. Mac hat noch einen Tipp mit auf dem Weg gegeben: Mit der Bohrmaschine ein Loch bohren, das Ei gut schütteln und dann rausleeren. So einfach ist das gar nicht, das Loch muss groß genug sein, um das Dotter und Eiweißgemisch rauszubringen. Mehr Eiweiß als Eigelb sollte das Straußenei haben und die Menge kommt in etwa 25 Hühnereiern gleich. Wir sind 6 Personen, das schaffen wir locker. Im Potjie auf Nachbars Außenkochstelle rührt der Frühstückskoch Wolfi die Masse zu einer Eierspeise, denn unser Benzin für den Kocher ist mitten im Kochvorgang alle geworden:-) Schmecken tut die Straußeneieierspeis nicht viel anders, als eine herkömmliche. Baie dankie Mac!

Da ja letzten Freitag der Boschendal Night Market ins Wasser gefallen ist, versuchen wir es diese Woche nochmals. Wenn es doch nur leichter wäre, ein Taxi zu bekommen. Der nette Campingplatzbetreiber erklärt sich bereit, uns mit seinem Pickup zum 12km entfernten Geschehen zu bringen. Gemeinsam hocken wir auf der Ladefläche und es geht flott dahin bis zum Weingut. Sehr nett, danke! Es ist für uns bereits das 3. Mal, dass wir diesen Markt besuchen, doch immer wieder freut es uns, auf der Wiese zu hocken, natürlich ist ein begehrter Sitzhocker besser, eine Flasche Wein zu genießen, das ganze Gewusel ringsum zu beobachten und der Musik zu lauschen und auch diesmal wieder in netter Gesellschaft. Einfach klasse!!

Samstag ist unser Abreisetag und erneuter Markttag, diesmal in Franschhoek. Wir treffen uns beim Weekend Market neben der Kirche unter den riesigen Plantanen. Schönes Kunsthandwerk, verschiedene Essensstände und wieder einmal tolle Sänger sorgen für ein tolles Ambiente.

Nach einem Spaziergang besuchen wir das Weingut La Bri. Es gibt nur wenige Plätze auf der Terrasse, der Ausblick auf die darunterliegenden Weinberge und der umliegenden Bergkette ist sehr schön. Susan, die Someliere, schenkt sehr dezent ein. Wolfi hat Biltong (getrocknetes Fleisch) und Verena Pralinen zum Wein. Susan erzählt uns, dass das gesamte Weingut vor kurzem verkauft worden ist, einem Deutschen war es 19 Mil. Rand wert. Sie hofft, dass die Mitarbeiter übernommen werden und sie ihren Arbeitsplatz behalten kann.


Ein letztes gemeinsames Essen mit Bini & Peter und Manuela & Franz in Franschhoek und ein Stehachterl vor dem Amigo am Parkplatz außerhalb des Ortes. Unsere letzte gemeinsame Nacht, dann zischen wir wieder in unterschiedlichen Richtungen davon. Pfiat eich, ihr lieben österreichischen Freunde - Schean wors - bis hoffentlich bald mal!

Bevor wir die Winelands verlassen, wollen wir uns gebührend verabschieden, nämlich mit einem Winetasting beim Weingut Rickety Bridge :-) Die Farm liegt auch auf der Route der "Weintram". Die Gäste werden von der Weintram abgeholt und weiter mit einem Traktor und Passagieranhänger zur Terrasse gebracht. Das Manor House ist im Kapholländischen Stil erbaut, es liegt wunderschön inmitten der Weinberge. Das letzte Plätzchen ist für uns bestimmt. Wir kreuzen die Weine an, die wir testen wollen. Michael bringt die Gläser und wir staunen nicht schlecht, als er ins erste Glas mindestens 1/8 einfüllt. Wenn das so weiter geht, denn es sind insgesamt 6 Weine zu verkosten, dann kann es ja heiter werden und anschließend brauchen wir bestimmt ein Bett. So ist es dann auch nach der Zugabe!
Schnell ein paar Würstl in der Pfanne anbraten, frisch geriebener Kren und ein Brot dazu. Anschließend ein Mittagsschlaferl. Wir schlafen dann so lange, dass uns der Fahrer vom Passagiertraktor beim Zusperren fragt, ob denn eh alles in Ordnung sei. ;-)
Nächste Woche trinken wir keinen Tropfen Alkohol!

Ca. 1000 km haben wir in den nächsten 2 Wochen zu bewältigen. Unser Visum läuft aus und wir wollen nach Lesotho. Schon bald haben wir die Weinfelder hinter uns gelassen und die Landschaft wird karger und trockener - wir befinden uns in der Karoo.


Wir halten in Matjiesfontein. Diese ehemalige verlassene Ortschaft wurde von einem Südafrikaner gekauft, der sie im viktorianischen Stil renovieren ließ und nun mehr oder weniger ein Freilichtmuseum daraus gemacht hat. Im Hotel kann man nächtigen, im Pub ein Ale schlürfen - wir nicht :-) und am großen Parkplatz die Nacht verbringen.

Ding, ding, ding, was klopft uns da andauernd auf die Windschutzscheibe? Heuschrecken (Lokust genannt) in Schwärmen fliegen sie durch die Luft. Dann sind wieder Landstriche, wo keine sind und plötzlich der nächste Schwarm. Was wollen die hier von dieser kargen Natur? Zwar hat es hier gut geregnet, aber es gibt kaum grüne Blätter, nur jede Menge dornige Sträucher und Sukkulenten.
Die Farmer, die hier leben, haben sich auf Ziegen und Schafe spezialisiert. Es sind die berühmten Karoo Schafe, die in ganz Südafrika geschätzt sind und besonders herzhaft schmecken. Ab und zu gibt es auch die eine oder andere Game Farm neben der Straße zu sehen.

Graaff Reinet, das Juwel der Karoo, wie sie genannt wird, ist die 4. älteste Stadt in Südafrika. In ihrer Mitte thront die viktorianisch, gotische Kirche, rundherum sind einige schön renovierte Häuser. Ein nettes Kaffeehaus am Eck, wir bestellen Capucchino. "Nicht heute, wir haben schon seit 6.00 Uhr morgens Load shedding (Stromausfall) und der dauert noch bis 18.00 Uhr an, meint der Angestellte. Also dann bis Morgen!


Wir bleiben ein paar Tage. Eigentlich hat der Camping geschlossen, denn seine Versteigerung liegt in den nächsten Tagen an, doch Ben erlaubt uns, doch am Platz zu Campen. Beim Fleischer holen wir ein paar Lamb Chops und die grillen wir mit Rosmarin vom Babylonstoren, köstlich!


Heute wollen wir ins Valley of Desolation. Wir schlängeln uns die enge Asphaltpiste hoch, am ersten Aussichtspunkt: ein toller Ausblick auf das darunter liegende Graaff Reinet und am 2. Aussichtspunkt dann: Das Tal der Trostlosigkeit, der Name kommt nicht von ungefähr, wie man feststellt wenn man in die Schlucht runter blickt. Ein toller Ausblick auf die dahinter liegende Ebene.
Dunkle Wolken rollen heran, die ersten Tropfen und schon ist das mächtige Gewitter über uns. Es schüttet wie aus Eimern und das einige Stunden lang.

Nur wenige Kilometer entfernt liegt ein weiteres typisch burisches Karoostädtchen Nieu Bethesda. Auf dem Weg dorthin bremsen wir zusammen, denn eine große Schildkröte quert den Weg. Sie wird immer schneller. Als Verena aus dem Führerhaus klettert, will sie schon unter einem dornigen Strauch verschwinden, doch Verena ist schneller. Sie krallt regelrecht die Hinterfüsse in den Sand, als wir sie aufheben wollen. Ganz schön schwer ist sie!


Sehr beschaulich geht es zu in der kleinen Ortschaft. Weiße und Schwarze leben getrennt, so wie in vielen Städten. Im kleinen Shop an der Ecke trifft man sich. Die Jungs kommen auf ihren Pferden angeritten, die Alten halten ein Tratscherl und die Kinder schlecken gemütlich ihr Eis.
Viele der Häuser sind liebevoll restauriert, oft mit alten ausrangierten Sachen dekoriert. Ein Gemisch aus Alt und Neu, künstlerisch wertvoll oder auch nicht - uns gefällt es. Von außen sind die Häuser oft Nichtssagend, doch betritt man z.B. "Das Waenhuis" ist man erstaunt, wie nett es innen ausgestattet ist. Pferde, Esel und Ziegen streunen durch die Gassen auf der Suche nach saftigem Grün.
Die Künstlerin Helen Martin hat den Ort mit ihren Eulenskulpturen berühmt gemacht und jeder klammert sich nun an die Eule. Man stellt sie aus Beton, Stein oder sonstigen Materialien her, klebt Augen aus den Böden der Weinflaschen rein, bemalt oder schnitzt sie.

Die Regenzeit ist fast vorbei, denn die Karoo bekommt den Sommerregen ab, die vorwiegend gelben Blätter fallen von den Bäumen. Der Herbst beginnt und der Fluss führt nicht mal Wasser. Die Bewohner hoffen auf Schnee im Winter, damit sie so etwas vom kostbaren Nass abbekommen.
Auf der gegenüberliegenden Uferseite ist das Lokal Brewery & Two Goats Deli und dahin sind wir nun unterwegs. Das selbstgebraute Bier ist solala, das Ginger Ale nicht zu süß und die Käseplatte mit Kuduwurst und Rosmarinbrot schmeckt ausgezeichnet, der Garten hat etwas Wildwest-Flair.

Auf ewig langen Geraden rollen wir Lesotho entgegen. Das Gras leuchtet weißgelb und die Berge werden schön angestrahlt, bald geht die Sonne unter - und heute ganz besonders schön! Um 18.30 Uhr ist es schon fast finster.
Vorbei geht es an endlosen Zäunen mit Wildtierfarmen, Schaf- oder Rinderbauern. Wir erreichen die Provinz Free State mit seinen irrsinnig großen landwirtschaftlich genutzten Flächen. Einige tote Puffottern liegen auf der Straße, die vielen Dämme sind randvoll mit Wasser. Eigentlich ist es Luftlinie nicht so weit entfernt von der Karoo, doch die Niederschlagsmenge ist definitiv eine andere.

Morgen wollen wir über die Grenze nach Lesotho. Wir haben uns an einer Seitenpiste zwischen Zaun und Schotterpiste geparkt, rauchen eine Wasserpfeife, als der Bauer von nebenan neben uns hält. Am Anhänger sind 2 sehr wohlgenährte Bullen. Er lässt das Seitenfenster runter und meint: "Ihr seid bestimmt keine Südafrikaner, weil ihr hier campt!" "Nein, das sind wir nicht!" Verneinen wir und lachen.
Bevor wir ins Innere verschwinden, bemerkt Wolfi Tropfen unter dem Lenkgetriebe. Schon wieder die Dichtung? Die haben wir erst vor 2 Monaten getauscht. Was nun? Ständig Öl nachfüllen auf Lesothos kurvenreichen Straßen oder sollen wir es im letzten Dorf versuchen, bei einer Werkstatt diese Dichtung zu bestellen. So machen wir es. Und prompt wird am darauffolgenden Tag die Dichtung mit Lieferservice aus Bloemfontein hier bei uns in Wepener eintreffen. Die Welle hat Alterserscheinungen und ist etwas eingelaufen, so kürzen wir die Feder an der Dichtung ein, um es richtig abzudichten. Sitzt, wackelt und hat Luft...
Es ist bereits 16.00 Uhr, als wir vom Werkstattgelände rollen, 7km noch zur Grenze. Doch wenn wir heute noch nach Lesotho fahren, verlieren wir einen ganzen Tag, denn wir bekommen nur 14 Tage Visum und die Verlängerung (die angeblich einfach und kostenlos ist) muss am Home Affairs Office beantragt werden. Doch das Wochenende steht vor der Tür und in der Stadt wollen wir auch nicht unbedingt warten. Unsere geplante Route in Lesotho führt uns in die andere Richtung - in die Berge, fernab von Städten und Home Affairs.
Aus heiterem Himmel fällt Willem und stoppt mit seinem Geländewagen neben uns, er ist neugierig und wir quatschen. Die Welt ist ein Dorf! Seine Schwester hat uns im Jänner in Mosselbay gesehen und ihm Fotos geschickt. Er erzählt uns, dass er auf der südafrikanischen, sowie auf lesothischen Seite Alles und Jeden kennt. Er bietet uns seine Hilfe an, wir sollen morgen, bevor wir los fahren anrufen, er geleitet uns über die Grenze.
Den Wecker stellen wir auf 7.00 Uhr, wir haben gerade den ersten Schluck Kaffee gemacht und das Butterbrot geschmiert, als es neben uns hupt. Willem ist schon hier und wir noch nicht fertig. Also frühstücken wir erst mal gemeinsam, bevor es los geht.

Die Ausreise ist innerhalb von 5 Minuten erledigt - nicht bei der Holzklasse, sondern beim Diplomatenschalter, wo wir die einzigen sind. Ob die Einreise nach Lesotho auch so reibungslos und schnell verläuft?

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