Südafrika 4.Teil
02.02. - 05.03.2021
Währung: 1€ = 18,00 Rand
Dieselpreis: 1l = 14,55 Rand
Nur schwer reißen wir uns von der netten
Ortschaft Wilderness los. Schließlich wollen wir auch das Hinterland
von der "Garden Route" kennenlernen. Also biegen wir ab und folgen
der "7 Passes Road". Wieso sie so heißt, wissen wir nicht,
denn keiner der Pässe ist höher als 238 Meter. Meist geht es leicht
den Hügel abwärts, um den Fluß passieren zu können. Dort
ist das Passschild montiert, damit man sich bewusst ist: Nun erklimmt man
den Pass! Man muss nicht alles verstehen - doch die Landschaft ist schön.
Saftige Wiesen mit vielen Kühen darauf. Es ist gerade Fütterungszeit.
Zusätzlich zum Grünfutter gibt es Heu an einem ewig langen Futterstand.
Überall wo es nur möglich ist, wird das Wasser in Dämmen aufgestaut,
aus dem wird das kostbare Nass für die Bewässerungsanlagen gepumpt.
30m und mehr läuft der "Beregner" im Kreis oder Halbkreis,
je nach Möglichkeit. Landschaftlich hat es eine gewisse Ähnlichkeit
mit einer Straße über Österreichs Almen, obwohl wir uns nur
auf etwa 250m Seehöhe befinden.
Nähe Rheenendal unternehmen wir eine Wanderung. Zwischen den hohen Gras verstecken sich Brombeerstauden, einige Beeren sind schon reif und werden natürlich sofort mit Freuden von uns geerntet. Unter schattigen Yellowwood und Stinkwood Bäumen führt uns der Pfad zum Fluss, der goldigbraunes Wasser führt. Wir machen eine Pause und hoffen, dass die frechen Paviane nicht näher kommen, denn wir wollen unsere wenigen Kekse nicht mit ihnen teilen. Das letze Stück gibt es einen Plankenweg, der fast mit Farnen überwachsen ist und von Farnbäumen beschattet wird.
Bevor wir Knysna erreichen, rufen wir unsere neue
Bekanntschaft an, die wir vor einigen Wochen in Sedgefield am Markt kennengelernt
haben. Ihr Zuhause liegt auf der Leisure Island inmitten der Lagune - ein
tolles Plätzchen. Gegenüber von ihrem Grundstück gibt es eine
Rasenfläche, wo wir den Amigo parken. Wir verbringen einen tollen Abend
mit Hühnerlasagne, Pink Gin Tonic und tollen Gesprächen. Gwyn &
Andrew sind sehr symphatische Zeitgenossen.
Andrews große Leidenschaft ist die südafrikanische Nationalblume,
die Protea, die er mit Makro fotografiert und mehrere Bilder zu einem Großen
zusammenfasst. In ihrer kleinen Boutique verkaufen sie verschiedene Produkte
mit ihren Proteas darauf. Doch das stundenlange Stehen im Geschäft ist
nicht ihre große Leidenschaft und deshalb wollen sie sich auf den Internetverkauf
konzentrieren.
Falls ihr Lust auf tolle südafrikanische Kunst habt, hier ist ihre Website:
www.aletheia.store Der Nachbar, ein erfolgreicher österreichischer
Gastronom in Knysna, stellt bereits seine riesige Wand als Werbefläche
zur Verfügung.
Andrew führt uns auf Thesen Island herum. Innovative Cafes, ein Boutique Hotel der ganz besonderen Art: The Turbine. Vom Hinterland wurde das Hartholz in alle Welt exportiert. "Warum nicht die Holzabfälle verwenden für ein Kraftwerk zurStromerzeugung?" fragte sich Herr Thesen vor ca. 100 Jahren. So setzte er seine Idee in die Tat um und von den Turbinen wurde Strom für das gesamte Umland produziert. Vor einiger Zeit wurde es erfolgreich in ein Hotel verwandelt. Der Gastronomiebereich wurde zwischen Rohren und Maschinen integriert, was es zu einem außergewöhnlichen Ort macht.
Ein letzter gemeinsamer Kaffee beim Nachbarn in der stylishen Bäckerei
nebenan, Backwaren nach österreichischen Rezepten und eine coole Atmosphäre.
Weit fahren wir nicht, denn nur 5km weiter ist
die Hopevilla
von Tess & Friedl, dort sind wir zum Braai eingeladen. Das Ambiente des
mehr als 100 Jahre alten, unter Denkmalschutz stehenden Hauses, gefällt
uns außerordentlich gut.
Gemeinsam verleben wir einen lustigen Nachmittag und es geht bis spät
in die Nacht. Wieder einmal kommt es, wie es kommen muss - wir latschen in
der Ausgangssperre heim zu unserem Amigo, der glücklicherweise nicht
weit entfernt parkt.
Tags darauf sagen wir endgültig Abschied von Knysna und biegen abermals
ab ins Landesinnere. Über den Prince Alfred Pass wollen wir durchs Langkloof
weiter Richtung Port Elizabeth fahren.
Am Rand von jeder Stadt liegt das Township oder die Location. Als Township
bezeichnet man eine territoriale Einheit abseits der Stadt, von den ehemaligen
Herren Südafrikas, den Nachkommen der europäischen Einwanderern,
geplant und errichtet. Früher, das heißt bis zum Ende der Apartheid
1994, waren es feste Gebäude für die Fabriksarbeiter, doch durch
den dann einsetzenden Zuzug und die daraus folgende Überbevölkerung
wurden diese um unzählige weitere illegale Hütten und Baracken erweitert.
Heute sind es die Armensiedlungen der Schwarzen. Brennpunkt der Kriminalität,
Arbeitslosigkeit und Drogen. Corona ist nun noch das Tüpfelchen auf dem
I, denn die Arbeitslosigkeit ist nochmals gestiegen.
Im Ysternek Nationalpark soll es noch ein paar wildlebende Elefanten geben. Wir entscheiden uns für den "Olifant Wandelpad", in der Hoffnung zumindest einen der wandelnden Elefanten zu treffen. Alte Bäume, riesengroße Farne und verschiedene Pilze. Nun wandern wir auf der Eisenbahntrasse, die früher den Wald mit der Küste verband. Die abgeholzten Stämme wurden mit den Eisenbahnwaggons ans Meer gebracht, auf Schiffe verladen und in die große weite Welt verschifft. Auf Schautafeln wird uns das Leben der ehemaligen Holzarbeiter in einem kleinen Museum nähergebracht. Nur ganz wenige der mächtigen Yellowwood Bäume stehen noch, doch durch die Umwidmung in einen Nationalpark werden es in einigen Jahrzehnten wieder viele mehr sein.
Das weiche Gras weht im Wind, die Straße ist etwas eng und wir freuen uns, als wir den dichten Wald verlassen und wieder etwas mehr Weite vor uns haben. Wir schrauben uns auf 600m hoch und durchqueren eine schöne Landschaft bevor es wieder bergab geht. Durch eine enge, kurvige Schlucht verlassen wir das Tal des Keurboomsrivier und nehmen den Prince Alfred Pass in Angriff. Beim tiefhängenden Felsvorsprung quetschen wir unseren Amigo unten durch, 3.65m hoch ist er immerhin.
Wir landen im Apfelland. Links und rechts der Straße sind endlos weite
Apfelplantagen. Manche davon mit weißen Planen abgedeckt, um vor den
Vögeln zu schützen. Wahrscheinlich ist das die Exportware für
Europa.
Aus St. Francis
haben wir eine Einladung erhalten. Beim letzten Besuch des netten Städtchens
hatten unsere Gastgeber keine Zeit und waren darüber ziemlich traurig.
Deswegen und auch weil Wolfi sich ein wenig in diesen Ort verguckt hat, statten
wir ihnen nun einen Besuch ab. Über Social Media in einer Südafrika
Gruppe sind sie auf uns aufmerksam geworden und haben uns daraufhin eingeladen.
Nun stehen wir vor ihrer prächtigen Villa. Ein Gästezimmer mit eigenem
Badezimmer ist für uns hergerichtet, doch wir lehnen dankend ab, Amigo
parkt gegenüber und da schlafen wir auch. Umso mehr freuen wir uns über
den Willkommensdrink - Gin Tonic mit Zitrone und Heidelbeeren. Das Getränk
ist hier in Südafrika ganz IN. Beverly und Alan entführen uns am
Abend zu einem Freund, der sich einen Palast im Kolonialhausstil auf einen
Hügel mit traumhafter Aussicht über die Bucht und den Fluss gebaut
hat. Es wird gefeiert (mittlerweile gibt es ja wieder legal Alkohol zu kaufen)
und "the last one for the road" wird in seiner hauseigenen Bar getrunken,
verfeinert mit einer Prise aus der Schnupftabakschleuder.
"Are you awake?" eine SMS klingelt herein, wir sitzen noch ganz
müde am Tisch. Ein Frühstückscafe auf Nachbars Terrasse in
der ersten Reihe mit tollen Meerblick erwartet uns. Es bleibt keine Zeit zum
Verschnaufen. Zu Mittag wird das Motorboot angekoppelt, die Taschen werden
gepackt und ganz wichtig die Kühlbox mit Getränken aufgefüllt.
Eine "Boozetour" (eine flüssige Bootsfahrt) im Kanal, wie es
Alan nennt. Verena und Beverly sitzen erste Reihe fußfrei und werden
durch die Kanäle mit den wunderschönen Häusern geschippert.
Die meisten der Immobilien stehen leer und sind nur über Weihnachten
und der Ferienzeit von den Besitzern bewohnt. Recht wenig Leben herrscht in
den Kanälen, doch uns macht das gar nichts aus. Mit einem gemütlichen
Kissen im Rücken und Champagner aus Dosen in der Hand fühlt sich
Verena wie eine Prinzessin.
Bald tauschen die Herren ihre Plätze und Wolfi bekommt einen Schnellkurs
im Motorboot fahren. Mit einem breiten Grinsen genießt Wolfi nun die
neue Rolle. Auch als wir die Lagune verlassen und in den Fluss einbiegen,
bleibt Wolfi der Kapitän. Wir haben Glück, denn es ist noch nicht
Ebbe und der Wasserpegel ist noch hoch genug, denn der Fluss ist voll mit
Sandbänken. Immer schön zwischen den farbigen Bojen hindurch, mit
Vollgas geht es den Fluß entlang, ähnlich einem Riesenslalom. Der
Fahrtwind in den Haaren - welch ein tolles Gefühl.
Vielen Dank Beverly & Alan für eure Gastfreundschaft und das tolle
Erlebnis.
In der Nähe von Port Elizabeth parken wir uns in Scoonmakerscoop ein, denn Verena hat noch einen Zahnarzttermin. Am Abend treffen wir uns mit Mary & Henni auf einen Spaziergang. Der Abend ist lau und windstill, die Wolken leuchten noch lange in den unterschiedlichsten Rottönen über uns.
Am nächsten Tag bleiben wir doch noch hier am Meer, sitzen abends mit einem Glas Rotwein auf unserem Aussichtsbankerl und sehen den reinkommenden Wellen beim Brechen zu, als wir Karl kennenlernen. Er hat deutsche Vorfahren und spricht einwandfrei unsere Muttersprache. Wir erzählen ihm von unserer Visaverlängerung, dass wir noch immer auf Antwort warten und wir nicht wissen, ob es sich im Falle des Falles überhaupt auszahlt mit dem Amigo nach George zurückzufahren. Karl besitzt einen Autoverleih und er bietet uns ein Leihauto zum Spezialpreis an, falls wir tatsächlich eine Rückantwort erhalten und wir fahren möchten. Das wäre doch eine Idee, Danke fürs Angebot!
Schon seit langem liebäugeln wir mit einer
Sonnenschutzfolie für Amigos Wohnkabinenfenster und die vom Führerhaus.
Diese hält nicht nur die UV-Strahlen ab, sondern verhindert auch das
Aufheizen des Innenraumes durch die Sonneneinstrahlung. Die alte Folie haben
wir 2013 in Thailand machen lassen und diese hat sich mittlerweile aufgelöst.
Schnell, schnell - ist die Arbeitsdevise, doch von Präzision haben sie
noch nicht viel gehört und so werden zwei Fenster nochmals neu foliert.
Genauer nachgedacht haben wir aber bei der ganzen Aktion nicht, denn wir wollen
noch diesen Nachmittag auf Safari gehen und die Tiere durch geschlossenen
Fenster zu beobachten, macht ja nur halb so viel Spaß. "Do not
open the windows for 2 days!" kleben uns die Jungs noch schnell auf die
Türgriffe, dann sind sie weg.
Doch bereits am nächsten Tag sind die Scheiben wieder offen, wir haben
Glück, es ist brüllend heiß und es hat ganz wenig Luftfeuchtigkeit,
das Wasser ist verdampft, die Folie ist fest und verzieht sich nicht mehr.
Der Addo Nationalpark ist für seine vielen
Elefanten bekannt. Nicht weit entfernt von Port Elizabeth stehen wir nun beim
Südeingang und wollen unser Ticket lösen. Doch der Ranger an der
Information meint, dass hier keine heavy vehicels erlaubt seien. Einlass bekommen
wir nur beim Haupttor im Norden, das ist ungefähr 70km entfernt. Theoretisch
dürften wir den Park beim Südtor verlassen, aber nicht reinfahren.
Wolfi meint ganz locker: "We don`t have a heavy vehicle, only 2 persones!"
Der Ranger fängt zu Lachen an und meint, ob wir denn die Wildcard besitzen.
"Yes!" Er stellt uns eine Quittung aus und erwähnt noch, dass
er damit seinen Job riskiert. Baia danki (vielen Dank auf Afrikaans) und schon
rollen wir durch das Tor.
Beim ersten Wasserloch halten sich einige Zebras auf, die Kuhantilopen liegen
faul im Schatten der Büsche, eine Warzenschweinfamilie kommt vorbei zum
Wasser Saufen und 2 Schakale schleichen sich den Hügel herauf. Einer
davon humpelt, denn der rechte Vorderfuß steht fast 90° weg. Wahrscheinlich
vor langer Zeit gebrochen und nie mehr richtig verheilt, denn er ist mit 3
Füssen gleich schnell unterwegs, wie sein Kumpel mit 4 gesunden.
Plötzlich steht ein Fahrzeug von der Parkverwaltung neben uns. "Wir
sollten doch bitte die Türen schließen." "Würden
wir ja gerne, aber wir haben heute eine frische Tönungsfolie erhalten
und dürfen die Fenster nicht runterkurbeln." Achso, na dann. Aber
wir sollten bei den Rangern aufpassen, den die mögen das nicht, weil
die Wilderer aus den geöffneten Türen schießen. Daumen hoch
und weg sind sie.
Einige Wasserlöcher sind mit einem Stromzaun versehen. Alle Tiere außer
den Elefanten kommen gut drunter durch. Die Dickhäuter sind am Wasserloch
sehr dominant und lassen fast keine anderen Tiere mittrinken. Gleich beim
nächsten Wasserloch werden wir Zeuge. Ein Büffel steht in dritter
Reihe und wartet geduldig bis er drankommt. Als wir weiterfahren steht er
noch immer und wartet. Ja, es kann dauern bis die Herde den Durst gefüllt
hat, denn jedes erwachsene Tier schluckt so um die 150l.
Beim Hapoor Dam ist alles verwaist. Wenn man die Büsche rundherum betrachtet,
sieht man, dass die Elefanten gerne hierher kommen. In einem Umkreis von etlichen
Kilometern ist alles kahlgefressen, eine Verwüstung sondergleichen.
Am nächsten Morgen gibt es Frühstück
an der Domkrag Wasserstelle. 3 Elefanten haben den Platz für sich. Der
Paradieskranich der im Gras umherstackst, kommt ihnen nicht in die Quere und
wird ignoriert.
Am Hapoor Dam ist bereits die Hölle los. Hunderte von Elefanten tummeln
sich um die Wasserstelle. Irgendwie machen sie immer so einen behäbigen
Eindruck, doch so agil wie hier, haben wir Elefanten noch nie gesehen. Sie
schwimmen, suhlen, besteigen und bekämpfen sich im Schlammloch. Wie cool
zum Anschauen. Rund um das Wasserloch ist alles glitschig, einige rutschen
beim Reinsteigen aus und landen mit einer Bauchlandung im Wasser. Es sind
so viele Jungtiere dabei. Einer davon ist ein richtiger Showmaster, er läuft
zwischen den Herden und auch den parkenden Autos umher, trompetet und bleibt
aprubt vor anderen Jungtieren stehen, um sie herauszufordern. Auch der Wasserschlauch
scheint ihn zu stören, denn er will ihn unbedingt aus dem Boden reißen.
Wir sind umzingelt von Elefanten. Ganz nahe marschieren sie am Amigo vorbei.
Schon seit Stunden parken wir hier, mittlerweile ist das Mittagessen fertig.
Hirseauflauf und Salat mit Aussicht auf die Dickhäuter - so schön!
Auch am nächsten Tag: Das gleiche Wasserloch,
die gleiche Action. Wieso sind sie genau hier und nicht an einem anderen Wasserloch?
An einem mit noch mehr und glasklarem Wasser, liegt ein Elefantenkadaver halb
im Wasser, halb am Ufer - ist das der Grund, wieso sie da nicht hin wollen?
Aber an anderen Wasserlöchern gibt es keine Kadaver und auch dort sind
nur vereinzelt Elefanten anzutreffen. Eigenartig!
Die über die Straße kriechende Leopardenschildkröte hat Vorrang.
Auch der Mistkäfer, den man meist mit seiner Kugel abkämpfend sieht,
hätte Vorrang.....
Es gibt auch ein Hide out, so eine Art Versteck
hinter einem Zaun und einer Holzwand mit Gucklöchern. Von dieser Perspektive
sieht der Elefant noch einmal beeindruckender und größer aus, denn
vom Lkw aus sehen wir ihnen direkt in die Augen.
Nach 3 Tagen verlassen wir den Addo Nationalpark. Schön war`s, doch wir
glauben, dass es zuviele Elefanten gibt gemessen an der Fläche, die ihnen
zur Verfügung steht.
Beim Frühstück klingelt eine Mail herein
und wir staunen nicht schlecht. Wir haben unsere Visaverlängerung eigentlich
schon fast abgehakt und nun kommt die Info - sie liegt in George zur Abholung
bereit. Online machen wir einen Termin aus, dann rufen wir im Büro an
und wollen wissen, wieviele Monate Verlängerung wir bekommen haben (wir
haben nach 3 gefragt - das ist das Maximum, doch hin und wieder werden auch
nur 1 oder 2 Monate gewährt). "Leider kann ich den verschweißten
Brief nicht öffen, das darf ich erst, wenn ich ihre Unterschrift vor
Ort dafür bekomme", so die Auskunft. Na super, jetzt fahren wir
nach George und wissen gar nicht, ob es sich auszahlt. Vielleicht haben wir
sogar eine Ablehnung bekommen!?
Kurzum, wir nehmen das Angebot von Karl mit dem Mietauto an und machen wieder
einmal eine Tagestour nach George. Der Amigo steht derweil sehr sicher bei
Karls Nachbar, denn bei seiner Einfahrt hängen die Äste zu tief.
Kim & Basil, die Nachbarn, bauen sich gerade einen Unimog mit Wohnkabine
auf. In Südafrika ist es sehr schwer an Teile zu kommen, es muss alles
in Europa bestellt und per Container hierher verschifft werden, das kostet
zusätzlich. Basil ist ein Bastler und hat beschlossen, auch die Glasfaserplatten
für die Box selber zu bauen, der Schaumstoff dafür kommt aus dem
Sportbootbau. Alle Möbel und jedes Inventar wird, soweit möglich,
von Basil selbst gemacht. Wolfi wird fast neidisch, als er eine Führung
durch die Werkstatt erhält. Ihr großer Traum ist es, in ein paar
Jahren, wenn die Kinder aus der Schule sind, Europa zu bereisen.
Wir verbringen einen netten Braaiabend mit beiden Familien und es gibt genug
Gesprächsstoff.
Die ca. 340km lange Fahrt nach George verläuft bestens. Strahlend kommen
wir mit einem Visa, das nun bis 30. April gültig ist, spätabends
zurück nach PE. Es ist Faschingdienstag und da ist Brauch, dass man Palatschinken
ißt. "Das Mehl muss raus aus dem Haushalt, denn nun beginnt die
Fastenzeit", erklärt uns Karls Frau. Wir sind eingeladen.
Mit der Abfahrt haben wir es nicht so eilig, wir hängen noch einen Tag
an, sind unsere momentanen Nachbarn einfach nur cool. Auf die Frage, wo fährt
ihr als nächstes hin, zückt Karl sein Handy aus der Hosentasche
und ruft seinen ehemaligen Schulfreund an, der in Boesmansrivier wohnt und
meint: "Da kommt ein Pärchen mit einem Truck aus Österreich,
du hast doch Platz genug vor deiner Haustüre, können sie da parken?"
Ohne uns zu fragen, ob es uns recht ist, werden wir einfach weitergereicht.
Naja, wenn Rodney auch so nett ist, dann ist ja alles okay.
Wir verlassen PE und ahnen noch nicht, dass wir
die Stadt nie wieder besuchen können. Eine Woche später wird Port
Elizabeth nämlich umbenannt in GQEBERHA. Wie man das ausspricht wissen
wir und auch zig Millionen anderer Südafrikaner nicht. Die Regierung
will alles etwas mehr afrikanisieren.
Die Landschaft wird hügelig mit vielen Milchkühen auf den saftigen
Wiesen. Neben der Straße stehen Schilder mit den 10 Geboten. Ja, beim
Autofahren hat man Zeit darüber nachzudenken, dass man nicht stehlen
oder morden sollte.
Farmstalls gibt es genug neben den Straßen. Sie sind immer eine willkommene
Ablenkung. Ob nun einen Kaffee schlürfen, oder hausgemachte Kekse kaufen,
eingelegtes Gemüse und handgemachte Marmelade gibt es immer und diesmal
gibt es auch noch frische Roosterkock (Weißbrot vom Grill).
Das Asphaltband führt uns hügelauf und -abwärts, bis wir zum
Ortschild Boesmansrivier kommen. Wir biegen in die Ortschaft ab und suchen
die richtige Gasse. Doch wir werden schon vorher gefunden und in die richtige
Gasse gewunken. Rodney, der Schulfreund von Karl war gerade mit seinen 3 Hunden
am Strand und hat uns schon von weitem kommen gehört. Unter einem großen
Baum, wo die Äste gekürzt worden sind, passen wir gerade so durch,
der Stellplatz für heute Nacht.
"Kommt rein!" werden wir aufgefordert. Gail, seine Frau hat schon
Gläser und Wein hergerichtet. Obwohl wir uns gar nicht kennen, verstehen
wir uns sofort prächtig. Später wird der Grill eingeheizt und wie
selbstverständlich werden wir zum Essen eingeladen. Ablehnen zwecklos!
Der Wecker klingelt um 6.00Uhr. Ein Strandspaziergang im Kühlen, gemeinsames
Frühstücken auf der Terrasse und eine Bootsfahrt am Fluss, so der
Plan. Beide verbringen ihre Rente am Land und haben sich erst kürzlich
ein Boot gekauft, die Hakuna Matata. "Ihr Partyboot" nennen sie
es liebevoll. Aus den Lautsprechern dringt Raggaemusik, in der Kühlbox
stehen Biere und auf den Bänken ist Platz genug für ihre ganze Familie,
speziell die Enkel lieben die Barke mit dem ersten Stock, von wo man ins Wasser
springen kann. Gemächlich tuckern wir den Fluss aufwärts und zurück.
Ein sehr schöner Ausflug. Wolfi darf wieder mal ans Steuer, hat er doch
nun Erfahrung genug ;-)
Nur sehr schwer trennen wir uns von Rodney &
Gail, doch wir haben einen Termin in East London. In "Die Hell"
haben wir die beiden Deutschen Tina & Thomas kennengelernt und wir wollen
das Wochenende gemeinsam verbringen. Nach
East London ist es nicht mehr weit. In dieser Industriestadt steht das Mercedeswerk,
in dem viele Deutsche beschäftigt sind. In einer schönen Wohngegend
knapp hinterm Meer quetschen wir den Amigo in ihre Einfahrt. Als ob sie für
uns gebaut worden wäre, das passt ja auf den Zentimeter genau.
Die beiden wollen uns East London mit dem Fahrrad näherbringen. Dass
die Stadt nur aus Hügeln besteht und es die ganze Zeit auf und ab geht,
haben wir nicht gewusst. Da haben wir die köstliche Karottentorte und
den Eiskaffee nun wirklich verdient.
Am Strand hat es vor 5 Monaten einen Wal angeschwemmt. Gigantisch, die Größe
der Knochen. Ein Teil vom Fleisch ist noch da und gibt Krabben, Krebsen und
Vögeln Nahrung. Es stinkt noch immer abartig, wir möchten gar nicht
wissen, wie schlimm es geruchstechnisch vor wenigen Wochen noch war. Ein verirrtes
Entenkücken ruft verzweifelt nach seiner Mutter, ist es aus dem Nest
gefallen?
Die beiden haben ein tolles Haus mit Ausblick auf das Meer gemietet. Reedgedeckt
mit großen, offenen Räumen - man hat das Gefühl, man wäre
auf Urlaub.
Am Montag trifft unser Paket ein. Basil hat seine Kontakte genutzt und uns
die kaputte Feder für die Toilettenspülung bestellt. Thomas &
Tina haben uns ihre Adresse zur Verfügung gestellt. Nun brauchen wir
die Spülung nicht mehr umständlich händisch benutzen, so wie
in den letzten Monaten der Fall war, was uns riesig freut.
Den letzten Abend verbringen wir bei gemütlichem Kaminfeuer und köstlichem
Sushi auf der Wohnzimmercouch. Tina & Thomas wir haben es sehr genossen
bei euch - Danke!
WILD COAST
Chintsa ist die erste Ortschaft an der Wild Coast. Hauptsächlich wohnen hier Rentner, die früher in East London gelebt haben. Das Wetter ist nicht besonders, viele Wolken in verschiedensten Grautönen am Himmel. Am Strand können wir ewig entlang marschieren, nach einer schönen Bucht, kommt die nächste und wieder eine andere.
Morgan Bay - ein netter Urlaubsort. Wir finden ein Platzerl direkt am Meer mit Blick auf die schroffen Klippen. Heute ist es noch ruhig, ab morgen beginnt das Wochenende und somit sind auch mehr Menschen rum. Auch Tina & Thomas haben Wochenende und da wir von East London nicht so weit entfernt sind, kommen sie uns besuchen. Mit ihrem Geländewagen und Dachzelt darauf, parken sie sich neben uns ein. Eine Wanderung am Meer entlang zum Leuchtturm und Abkürzung über den Golfplatz wieder retour ins Dorf. Der Abend ist sehr unterhaltsam, es ist schon spät als wir müde ins Bett fallen.
Immer der gut ausgebauten N2 entlang in den Osten.
Hier im Landesinneren wohnen nur mehr Schwarze. Auf den sanften, grünen
Hügeln stehen ihre bunten Häuser. Ihre Kühe, Schafe, Ziegen,
Schweine und Enten laufen auf der Straße herum. Das Brennholz wird am
Kopf getragen oder in der Schubkarre nach Hause gefahren, die Besorgungen
werden teilweise noch mit Pferd verrichtet und die Kinder marschieren am Straßenrand
in ihrer Uniform in die Schule - Afrikafeeling, so wie man es sich vorstellt.
Südafrika hat viele Facetten.
Wir biegen ab, wir wollen nach Mdumbi bei Coffee Bay. Die gute Asphaltstraße
wird irgendwann schlechter und ist mit unzähligen Schläglöcher
übersät. Viele Tiere und Menschen sind mitten auf der Straße
unterwegs. Eine geile Landschaft mit den hunderten von Hügeln. Die meisten
der Häuser sind Rondables in grellen Farben gepinselt, mit einem kleinen
Maisacker davor und hinterm Zaun tummelt sich das Kleinvieh. Die Frauen tragen
die 20kg Maismehlsäcke auf den Kopf nach Hause - daraus wird das von
allen geliebte und jeden Tag gegessene Millipap hergestellt, Pap`n Sauce.
Die Kinder kommen angelaufen und betteln um Sweeties.
Wir erreichen den Mdumbi Backpacker/Camping. Leider sind die netten Zeltplätze
für uns zu klein, so dass wir neben dem Zaun, beim einzigen einigermaßen
ebenen Platz, unser Lager aufschlagen. Zwei Löcher für die Reifen
werden geschaufelt und schon stehen wir gerade. Unsere Terrasse verlegen wir
auf den Zeltplatz unter den Bäumen bei Thomas. Wir haben uns mit ihm
hier verabredet und verbringen die nächsten Tage gemeinsam mit Quatschen
und Kochen.
Der Strand ist ein Hammer, auch die Spazierwege am Meer. Egal in welche Richtung
man geht, die Küste ist märchenhaft. Einzig schattenspendende Palmen
fehlen. Auch die Kühe lieben das Sonnenbaden und so teilen wir uns den
Platz mit dem schön geschecktem Vieh, fast so wie in Indien.
Der Wind pfeift und macht den Abend sehr ungemütlich.
Zum Glück gibt es eine Gemeinschaftsküche und ein Art Wohnzimmer
für alle, wo wir uns nun aufhalten. Was wir jetzt noch nicht wissen,
ist dass dieser starke Wind ein Phänomen auslöst, dass alle paar
Jahre mal vorkommt. Durch den Wind wechselt die Wasserströmung und das
kalte Wasser der Antarktis fließt nun die Küste hoch.
Am Morgen sind alle ganz aufgeregt, viele Fische und Meeresfrüchte sammeln
sich am Ufer. Die Menschen packen die Fische mit den bloßen Händen.
Die Wassertemperatur hat um ca. 10 Grad abgekühlt und die Fische suchen
das warme Wasser. Sie kommen in Ufernähe und sind, wenn die Ebbe kommt,
in den vielen Tümpeln und Felsenpools gefangen. Nun brauchen die Menschen
nur noch nach den Fischen greifen. Leider kommen wir zum Spektakel zu spät,
alle Fische sind gefangen. Doch die Auswahl an angebotenen Meeresgetier ist
groß und wir unterstützen die Landjugend gern. Frische Langusten,
frische Fische, Miesmuscheln und Austern von den Felsen. Für eine Languste
bezahlen wir ca. 1,-€. Am Abend gibt es allerlei Gegrilltes vom Meer
- welch ein Festschmaus!
Die Offroadfahrten im Hinterland haben ihren Tribut
gefordert, der Kotflügel ist gerissen. Wolfi hat ihn notdürftig
mit Nieten zusammengeklammert, doch Rodney der Handwerker hat uns ein Stück
Fieberglasmatte, sowie Kleber und Härter mitgegeben. Nun kann Wolfi den
Kotflügel polyestern und schwarz lackieren. Bald darauf sieht er wieder
fast wie neu aus!
Die Kinder kommen an und wollen ihren Fang verkaufen. "Sorry Jungs, wir
haben schon wieder bei den Langusten zugeschlagen". Kann man eigentlich
zuviel Langusten essen? Google weiß es auch nicht!
Die Tage verfliegen, Thomas verlässt uns
und Freesie aus Holland kommt am späten Nachmittag angerauscht. Wir haben
sie bereits in Chintsa getroffen und uns für hier verabredet, doch ihre
Zahnarzt-Termine dauerten länger. Freesie
fährt alleine mit ihrem Discovery in Südafrika herum. Das Auto kennen
wir schon länger, denn wir haben die Vorbesitzer in Sierra Leone getroffen.
Wir haben unsere Abfahrt für morgen geplant, denn die Wettervorhersage
meldet in den nächsten Tagen Regen und wir würden gerne das "Hole
in the wall" bei strahlendem Sonnenschein sehen. Es ist eine recht holprige
und hügelige Fahrt dorthin. Coffee Bay gefällt uns nicht besonders,
sodass wir kurzerhand weiterfahren.
Mit einer Passantin, die neugierig unseren Amigo bewundert, kommen wir ins
Gespräch. "Am Samstag findet der erste Farmer market seit Monaten
wieder statt", erzählt sie uns. Aufgrund von Corona wurde so lange
pausiert. Sie freut sich über die Abwechslung und auch über die
Einkünfte, die ihre Geldbörse wieder füllen sollen. Sie stellt
Schokolade in verschiedenen Geschmacksrichtungen her. Trotzdem können
wir nicht bleiben, die Drakensberge rufen ganz laut.
Unseren Amigo parken wir am Hügel, direkt
oberhalb des "Hole in the wall". Was für eine herrliche Aussicht,
nun ist gerade Ebbe und es sieht besonders schön aus. Wir kommen gerade
noch so bei schönem Wetter an, denn kurz darauf ist die Sonne weg und
2 Stunde später regnet es. Wir bleiben über Nacht und haben so auch
die Möglichkeit den Felsen mit dem Loch in der Wand bei Flut zu beobachten.
Dicke heranrollende Wellen drücken sich durch das Loch, vermischen sich
mit dem Flusswasser und in kleineren Wellen geht es dann weiter flussaufwärts.
Vom einst großen Strand ist nicht mehr viel zu sehen. Südafrika
hat schon ein paar sehr schöne Flecken.
Für uns heißt es nun aber Abschied nehmen vom Meer, denn der Berg
ruft!
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