Angola 1. Teil

03.01. - 30.01.2020

Einreiseort: Noqui
Währung: 1€ = 640,- Kwanza
Dieselpreis: 1l = 135,-KW

Das Grenztor öffnet sich und uns erwartet ein großes, recht modernes Gebäude - zumindest im Vergleich zur DRC. Der Beamte macht von allen Seiten Fotos vom Amigo, auch mit uns darauf. Auf die Frage, ob wir denn ein Foto mit ihm machen können, bekommen wir nur ein knappes "Nein". Drinnen im Büro verläuft alles unkompliziert und es rattert ihr Lieblingsgerät - nämlich die Kopiermaschine - ununterbrochen. Alles muss wieder mehrfach kopiert werden.

Eine schöne Asphaltstraße führt durch das Dorf. Wir werfen einen letzten Blick auf den mächtigen Fluss Kongo, bevor wir um die Kurve im Grünen untertauchen. Am Ortsende endet dann auch die Asphaltstraße und es parken die Sattelschlepper neben der Piste, welche wir schon in Kongo getroffen haben. Ein kurzes Plauscherl (viel mehr geht auch nicht, denn wir sprechen kein Portugisisch und sie kein Englisch), dann geht es frohen Mutes weiter. Wir sind glücklich, den DRC hinter uns gelassen zu haben, doch das werden wir bald bitter bereuen.
Die Piste wird nach ein paar Kilometern butterweich und sehr schmierig. Vor uns steckt ein Sattelschlepper im Gatsch, er ist links abgerutscht und kommt nicht weiter. Seit einiger Zeit versuchen es nun der Fahrer und Beifahrer, sich wieder aus der misslichen Lage zu befreien. Kein Fahrzeug ist seitdem hier entlang gekommen. Die Piste ist so schmal, dass wir nicht an seinem Auflieger vorbeikommen, denn rechts geht es den Abhang hinunter. Wir wollen versuchen, ihn rückwärts rauszuziehen, zum Glück ist er ja leer und es funktioniert tatsächlich, er steht wieder mitten auf der Spur. Er probiert es noch ein paar mal, doch vergebens, er kommt nicht durch den 100m langen Gatschstreifen, ohne wieder in seine alte Spur abzurutschen und steckenzubleiben. Auch unser Versuch links die sanfte Böschung hochzufahren, schlägt fehl, weil die zugeschmierten Reifen die "Fahrspur" partout nicht verlassen wollen.

Hinter uns warten in der Zwischenzeit schon ein Pickup und ein 3Achs Kamaz mit Polizisten auf der Ladefläche, die Schichtwechsel an der Grenze haben und nach Hause wollen. Wolfi hängt den Sattelschlepper ein letztes Mal an die Abschleppleine. Beim Zurückfahren passiert es, Amigos Reifen sind derart zu, wir rutschen seitlich dahin und der vom vielen Regen aufgeweichte Pistenrand gibt nach, die Erde rutscht weg und mit ihr auch der rechte Vorderreifen. Amigo hat eine wilde Schlagseite und auch Vollgas hilft nichts mehr, alle 4 Räder drehen nur noch durch. Zum Glück hängen wir noch am Stahlseil vom Sattelschlepper und mit dessen Hilfe kommen wir wieder aus der äußerst brenzligen Lage. Die Polizisten werden nun eingeteilt, links die Büsche mit Macheten abzuholzen, damit wir am Sattelschlepper vorbeifahren können. Mittlerweile ist es fast dunkel, die Grünfläche ist nun freigeschnitten. Wolfi fängt an, die oberste Matschschicht von der Piste zu schaufeln um wenigstens einigermaßen Traktion zu bekommen. Er gibt Vollgas und schlittert die Ausweiche hoch. Nun kommen wir schön vorbei. Doch den Sattelschlepper brauchen wir nicht durch die gatschige Stelle ziehen, denn wir kommen selber grad und grad durch. Kurz danach geht links geht ein kleiner Weg weg, da wollen wir raus und erstmal die Nacht verbringen, denn inzwischen ist es finster. Doch wir kommen den ca. 10cm hohen Gatschrand nicht aus der Spur, unglaublich. Also weiter und hoffen, dass ein etwas härterer Untergrund die Reifen wieder vom ärgsten Matsch befreit, sodass es bei der nächsten Ausweiche klappt. Diesmal funktioniert es, wir parken ein und waschen uns erstmal den roten Gatsch von Händen und Beinen. Kurz darauf fährt der Kamaz mit den winkenden Polizisten vorbei und bald drauf hören wir auch den Sattelschlepper vorbeifahren. In der Nacht regnet es wieder fleißig.

 

Bei leichten Regen geht es am Morgen los und die nächste Gefahrenstelle lässt nicht lange auf sich warten. Wir sehen den Sattelschlepper von gestern neben der Piste parken, der höchstwahrscheinlich das feuchte Wetter absitzen wird. An den Spuren erkennen wir, dass der Fahrer sein Fahrzeug rückwärts zu seiner Ausweiche manövrierte. Kurze Zeit später wissen wir auch warum. Wieder Matsch vom Feinsten, dazu tiefe Spurrillen und das alles eine satte Steigung bergauf, UFF. Alle Sperren rein, Gas geben und wir schlittern bergauf, können aber nicht recht lange in der Mitte der Piste bleiben und rutschen seitlich links in die Fahrspur vom Kamaz. Ach herje hier ist die Erdwand, zum Glück ist der Winkel nicht sehr steil und der Aufbau federt den "Einschlag" gut ab. Nun sind wir in der tiefen Spur vom russischen 6x6 und wir fahren auf tiefe Löcher zu, natürlich seitlich versetzt. Verena schreit "Bleib stehen, das geht sich nicht aus!" während sie einerseits versucht die Kamera einigermaßen auf die Windschutzscheibe zu richten und andererseits sich festzuklammern. "Ich muss am Gas bleiben", schreit Wolfi "Ansonsten können wir schaufeln!" während Verena mit angsterfüllten Blick danebensitzt. Die Fahrt im Amigo fühlt sich an, wie auf einem Rodeohengst, doch so schnell lassen wir uns nicht abwerfen und tatsächlich schaffen wir es durch die Buckel. Nun nur nicht zu weit nach rechts, denn da steckt ein Geländewagen fest. Auf der etwas festeren Piste schaffen wir es gut an ihm vorbei, denn die Reifen bekommen wieder Grip.
Wir grinsen uns an, froh, dass wir diese Schlüsselstelle geschafft haben. "Könnt ihr uns rausziehen?" Sicher! Doch diese schon 10x geflickte Abschleppleine reisst sicherlich beim ersten Zupfer und so ist es auch. Ein ganz cleverer Lkw Fahrer wollte diese matschige Stelle am Hügel seitlich umfahren und ist prompt auf dem Weg nach oben, steckengeblieben. Doch er hat ein stabiles Seil, welches er schließlich den Jungs nun borgt. Wenige Minuten später hat Amigo das Auto aus den Gatsch gezogen, aber der Karren will nicht mehr anspringen. Auch bei diesem Problem helfen wir ihnen und schleppen rückwärts den Pickup bis dieser endlich anspringt. Freudestrahlend und winkend werden wir verabschiedet, wir verlassen ein paar glückliche Menschen.

Nun hat es endlich zu Regnen aufgehört, doch die Lehmpiste ist noch immer rutschig, es fährt sich wie auf Schmierseife. Ein nächstes Dorf vor uns, die Spuren führen steil den Hügel hoch. Die Menscen winken, wir winken zurück, doch winken wir ihnen zu, dass sie auf die Seite weichen sollen. Denn Wolfi muss mit Vollgas den Hügel hinauf, wir schlittern hoch, rechts ein Lehmziegelhaus, Wolfi zieht nach links und sofort wieder nach rechts, der Arsch des Amigos schlenkert nur wenige Zentimeter vom Haus vorbei. Glück gehabt! Doch nun geht es auf der andere Seite den Hang hinunter und das auf einer Schrägfahrt. Irgendwie zirkeln wir zwischen den Hütten hindurch und schaffen es mit einem herzhaften Schwung wieder auf die Piste zurück. Nun sehen wir auch warum wir den Spuren des Kamaz durchs Dorf gefolgt sind, denn auf der Hauptstrecke steht ein mittlerer See mit ungewissem Untergrund.
Wie sollen die Sattelschlepper diese Piste bloß meistern? Uns ist das ein Rätsel, was die überhaupt hier machen! In der Regenzeit, solch eine kleine Piste zu fahren? Wo doch die Hauptverkehrsstrecke nach Angola einige Kilometer weiter in DRC über die Grenze führt! Kilometermäßig ist es gleich weit, zeitmäßig viel schneller, da ja alles super asphaltiert ist. In Gottes Namen, was passiert denn diesen angolanischen Sattelschleppern nur, wenn sie die 200km in DRC weiterfahren? Warum machen sie das nicht, wieso tun sie sich das hier an? Hier riskieren sie ihr Leben und einen Totalschaden ihres Lkws. Dass wir da nicht ganz falsch liegen, beweisen uns Dutzende verunfallte Container, die neben der Piste oder tief unten von einem Abhang liegen. Warten bis es ein paar Tage nicht mehr regnet und alles aufgetrocknet ist, wäre sicherlich eine Lösung, doch in der Regenzeit ist das Lotteriespiel. Auch fragen wir uns, was uns da nur geritten hat, als wir diesen Grenzübergang gewählt haben?
Insgesamt haben wir auf 50km 6 solche Gefahrenstellen, die uns den Atem anhalten lassen. Endlich da vorne, ist das nicht geschottert? Super, wir freuen uns. Doch davor ein tiefer Graben mit Wasser gefüllt. Eine Umfahrung führt auf den Hügel, von dort eine Abfahrt mit Rechtskurve, zurück auf die ziemlich nasse Piste. Tiefe Furchen vom Kamaz führen knapp an der Kante vorbei, wo schon Erde weggebrochen ist, auf eine gute Trasse zu. Nun nur nicht zu weit rechts kommen. Noch etwas Luft aus den Reifen lassen. Alles geht gut! Doch Wolfi verrät Verena dann später, dass er leichte Bedenken hatte.
Wir haben eigentlich Schneeketten für solche Fälle mit, doch die sind im Rahmen gut verstaut und auch nicht versaut...

Es fährt sich herrlich auf der schön geschotterten Piste. Haben wir es nun geschafft? Nein, die Brücke über den Fluß Mepoza hat es nochmals in sich, denn die Lehmpiste führt dorthin steil bergab. Doch vorerst müssen wir warten, denn es hängen 2 Geländewagen bergauf fest, sie kommen den steilen Hang nicht hoch. Die Passagiere sind schon längst alle ausgestiegen, der Allradantrieb funktioniert nicht. Kein Wunder, wenn die Freilaufnarben offen sind. Wolfis Augen werden riesengroß, als er das sieht und macht den Fahrer darauf aufmerksam. Dieser meint bloß, dass "der Allrad nicht funktioniert". Da es sich schon herumgesprochen hat, dass wir einen Lkw haben, fragen sie uns, ob wir sie denn nicht hochziehen können. Wolfi unterstützt ja einiges, aber nicht Dummheit. Außerdem ist es zu rutschig und zu steil.
Alle verfügbaren kräftigen Burschen helfen beim Schieben und auch wir beteiligen uns. Meter für Meter kämpfen sie sich so die letzten Meter bis zum trockenen Teil der Piste hoch. Endlich sind wir an der Reihe. Mit dem 2. Gang fahren wir - und rutschen sogar dabei noch ganz leicht, die Piste hinunter. Unten angekommen ist in der Linkskurve noch ein gewaltiges Gatschloch, mit Schwung durch und hoffen, dass der Arsch des Amigos nicht zu weit ausschert, denn am Pistenrand steht ein defekter Lkw, der gerade repariert wird. Vor der Brücke abbremsen, denn eine hohe Betonkante führt auf die schmale Brücke, welche mit Wasserlachen übersät ist. Eisenteile stehen raus und die Seitenteile der Brücke sind heruntergebrochen, sie ist gerade breit genug für die Lkws. Unter uns schießt das braune Wasser durch, jetzt nur nicht nachgeben...

Auf der anderen Uferseite ist die Piste wieder hart und bald darauf wieder mit Schotter versehen. Diese Strecke hatte es in sich und war bisher das Schlimmste, was wir je gefahren sind. Fährt man diese Strecke in der Trockenzeit, dann findet man sich zwar auf einer Rumpelpiste wieder, die aber ohne Probleme zu befahren ist.

In Mbanza-Congo, der ersten größeren Stadt, lassen wir unsere Tankhalterung schweißen, denn diese ist auf der Fahrt gebrochen. Wolfi schleift noch die Schweißnaht sauber und montiert sie am Abend am Schlafplatz. Auch verabreicht er dem Amigo, in Form vom Abschmieren, einige Streicheleinheiten.

Am Straßenrand werden saftige Ananas, Kochbananen, Tomaten und Kürbisse verkauft. Ausrangierte Kühlschränke liegen am Boden - ohne Stromanschluß. Für was ist das gut? Doch mit viel Eis gefüllt, funktioniert er noch immer. Die Getränke, die zum Kauf angeboten werden, sind wunderbar kalt, denn auch die Einheimischen mögen kein warmes Bier. Wir halten und kaufen Gemüse ein. Die Angolaner sind wahrlich ein nettes Volk, sehr freundlich und immer ein Lächeln im Gesicht.

Am Straßenrand ein Schild, auf dem Praia steht. Da biegen wir doch ab und schauen uns den Strand an. Wir staunen nicht schlecht, außer einer kleinen Fischerhütte, sind wir ganz alleine. Sandstrand, dahinter Sandsteinklippen und grüne Wiesen, so oder ähnlich muss Irland aussehen, denken wir uns und in diesen Moment kommen auch noch die Schafe und Ziegen vorbei.

Bevor wir in die Hauptstadt fahren, statten wir dem Schiffswrackstrand einen Besuch ab. Etliche Schiffe wurden hier mit Schwung auf den Strand gefahren, professionell zerlegt und der Eisenschrott verkauft. Vom "big business" sieht man derzeit nichts, vielleicht ist der Schrottpreis im Keller? Die Überreste rosten hier nun vor sich hin. Am Strand liegen tausende Eisenteile und große Rostflecken, welche sich von den Wracks lösen. Ganz in die Bucht dürfen wir nicht gehen, wir werden schon davor vom Militär angehalten: "Kein Zutritt für Betriebsfremde!" Okay, dann drehen wir wieder um und beobachten die 2 Eisenschrottsammler. Bekleidet mit 2 schmutzverkrusteten Arbeitsoverals paddeln sie mit einem selbstgebauten Floß aus Isolationsmaterial raus zu den Wracks. Irgendwie sehen sie so aus, als ob sie gerade dem Film Mad Max entstiegen wären. Sie klettern auf die Wracks und zerren Rohre und Schieber an dessen Rand und lassen diese dann an einem Seil auf´s Floß hinunter. Knapp bevor das Floß untergeht, steigen sie noch an Bord und bringen das Zeug an Land, wo sie es auf einen Haufen türmen. Irgendwann, wenn der Haufen groß genug ist, wird ein Lkw bestellt und dann gibt es Bares für die Arbeit.

Wir sind in Luanda - fahren durch das Hafenviertel, die großen Müllcontainer gehen über, die Slums reichen bis zur Asphaltstraße. Wir biegen um die Kurve und stehen in einer gefühlten anderen Welt. Moderne Wolkenkratzer, ein 3spuriger Highway, eine Strandpromenade mit Königspalmen beflanzt - das Geschäftsviertel. Noch vor ein paar Jahren die teuerste Stadt der Welt, heute befindet sie sich, laut Auskunft von den Einheimischen, an 29. Stelle.


Der Yachtclub Naval ist sehr overlanderfreundlich. Wir dürfen kostenlos am Areal campieren, ihre saubere Tropendusche benutzen, sowie das Wlan verwenden. Am Abend haben wir einen traumhaften Ausblick auf die Glitzerwelt der Schönen und Reichen - auf die Skyline von Luanda. Irgendwie haben wir gar nicht das Gefühl, in Afrika zu sein. Es tummeln sich so viele Weiße rum, viele von ihnen sind Einheimische. An den Anblick weißer Afrikaner müssen wir uns erst gewöhnen. Viele Portugiesen haben sich in ihrer Kolonialherrschaft mit Einheimischen vermischt, Ehen geschlossen, Kinder gezeugt - und so gibt es im Land viele verschiedene Brauntöne. Etwas Neues für uns, denn die Franzosen oder Engländer sind lieber unter sich geblieben.
Aber nicht alle Weiße sind Einheimische, es sind auch viele Europäer hier zum Arbeiten. Das erdölreiche Land bietet große Möglichkeiten mit dem Rohstoff viel Geld zu verdienen. Einige lernen wir hier am Platz vom Yachtclub kennen, denn die coole Bar zieht viel Expats an. So haben wir die Möglichkeit, einiges über das Land zu erfahren und auch das Leben in Luanda etwas besser zu verstehen. Denn der Unterschied zwischen Arm und Reich ist enorm, haben wir in keinem der Ländern so krass erlebt.

Da unser Visa schon mit 30. Dezember in Cabinda zu laufen begonnen hat, wollen wir hier in der Stadt um eine Visaverlängerung ansuchen, damit wir genug Zeit für das große Land haben. Mit einem Taxi lassen wir uns zur SME (Immgirationsbehörde) bringen. Erforderliche Unterlagen sind Pass, Fotos, Kopien und ein schriftliches Ansuchen auf Verlängerung des Visums in portugiesisch. Zum Glück befindet sich nebenan ein Kopierladen und der emsige Angestellte ist mittlerweile wohl schon Profi von Visaverlängerungsbriefen. Der Text ist im Computer gespeichert, werden nur noch der Name und Passdaten augebessert. Wir staunen, denn der Bursche ist multitasking fähig, nebenbei korrekt und sehr rasch beim Arbeiten. Das passiert uns so das erste Mal in Afrika.
Mit den erforderlichen Unterlagen stellen wir uns bei der SME an. Verschiedene Schalter, an denen man sich einreihen muss. Formular ausfüllen, warten, Geld bezahlen, warten, Unterlagen samt Mappe abholen, warten, überprüfen, warten, bei der zuständigen Beamtin anstellen, warten und immer, wenn jemand vor einem fertig ist, muss man einen Sessel nachrutschen. Irgendwie erinnert es uns an das Spiel "Reise nach Jerusalem". Nach fast 3 Stunden sind wir bei der "Zuständigen"an der Reihe und bekommen zu hören, dass Verena keine Verlängerung bekommen kann. Begründung: Ihr Pass hat nur noch 2 leere Seiten, das ist zu wenig und das größte Problem ist außerdem, dass die falschen Seiten leer sind. Linke Seiten anstatt rechte, wo normalerweise die Visaverlängerung reingeklebt wird. Aha, sind wir jetzt wieder etwas klüger geworden, denn das haben wir bisher nicht gewusst. Wolfis Charme erreicht bei der Beamtin ein Einlenken. Schließlich bekommen wir die Verlängerung, allerdings erst in einer Woche.

 

Die Woche verbringen wir in Luanda und die Zeit vergeht unglaublich schnell. Es findet gerade die afrikanische Segelmeisterschaft statt und es herrscht Trubel im Yachtclub.
Andrew bietet uns seine private Waschmaschine an - dieses Angebot nehmen wir doch liebend gerne an. Wir verabreden uns mit Karl, einem Landsmann, zum Essen. Mit Kals und Bruno trinken wir Bier am Platz. Es tut sich immer was. Präsident Carlos kommt vorbei und lädt uns zum Bier in den Yachtclub ein. Verena hat Kopfweh und bleibt zu Hause, Wolfi willigt gerne ein. Seit Wolfis heißgeliebten thailändischen Flipflops leider durch den Gatsch auf der Grenzstraße zerstört wurden, läuft er nun mit seinen 2 verschiedenen geschenkten nigerianischen Flipflops umher. Nicht dass die Leute immer auf seine Füsse schauen, doch Dr. Carlos tut es und macht ihn sogar darauf aufmerksam, ob er denn wirklich mit diesem Schuhwerk in den Yachtclub gehen möchte, schließlich wird er dort einige andere Präsidenten kennenlernen.
Wolfi wechselt sein verschwitztes T-Shirt, doch die Schuhe lässt er an, unter dem Motto "jetzt erst recht". Tatsächlich ist im Yachtclub Sonntag Mittags einiges los, der Stammtisch hat ein Tischtuch und somit sind die Flip-Flops auch unsichtbar. Man trifft sich zum Lunch und davor gibt es Aperitiv. Drei weitere Präsidenten gesellen sich dazu und so schnell kann Wolfi gar nicht schauen, ist er der einzige ohne Titel am Tisch. Hmmm, was hat er da bloß falsch gemacht in seinem Leben, überlegt er sich. Doch die Grübelei verfliegt schneller, als sie gekommen ist, denn das Cuca (Angolas Nationalbier) ist sehr kalt! Über Gott und die Welt wird geredet, bis die Sprache endlich auf den Kern kommt: "Wie kann man so eine Reise nur finanzieren?" Wolfis Antwort lautet "reich heiraten!" und bringt damit die Augen der anwesenden Damen zum Strahlen. Ja, endlich ein Mann der uns versteht, sollte das wohl heißen. Bevor das Essen kommt, verabschieden Päsident Carlos und Wolfi sich, denn Carlos wird zuhause erwartet und Wolfi ebenso - das ist dann halt die zweite Seite der Medaille ;-)

Mit dem Fahrrad erkunden wir die Stadt und die Ilha. Es ist Wochenende und die Halbinsel ist eine einzige Partymeile. Viele Einheimische kommen an den Strand. Die ganze Familie samt Oma und Tante, eine große Kühltasche mit Dosenbier, einen Lautsprecher und Musik, einen knappen Bikini und die richtige Hüftbewegung. Essen gibt es an den Straßenständen zu kaufen. Solch geballte Lebensfreude haben wir schon lange nicht mehr gesehen - uns gefällt Angola richtig gut.
Auf der Promenade wird Capoeira gezeigt. Der angeblich aus Brasilien stammende Kampftanz hat seinen Ursprung in Angola.

Jeden Abend marschieren wir der Promenade entlang, gemeinsam mit vielen anderen sportlichen Menschen. Ist das herrlich, man kann die Aussicht genießen und muss nicht immer den Blick auf den Boden richten. Denn normalerweise, wenn es denn überhaupt Gehwege gibt, dann sind sie mit allerlei Schikanen gespickt, mit offenen Kanaldeckel, herausstehenden Eisenstangen oder abgebrochenem Asphalt. Hier nicht.
Das andere Ende der Lagune ist kein "Dufterlebnis", denn hier riecht man leider das Oberflächenwasser, welches in großen Rohren in das Meer geleitet wird. Riesige Fischschwärme tummeln sich hier im mit Nährstoffen angereicherten Wasser, die Fischer stehen mit einer Angelschnur knietief im Wasser und hoffen auf guten Fang.

In der Nacht erleben wir ein wildes Gewitter es regnet sehr stark und auch tags darauf will es nicht aufhören. Wir erkennen die Lagune kaum wieder. Überall Müll - der Wind hat all den Dreck zwischen die Yachten geweht. Die Straße ist überflutet, der Kanal ist zu, so steht ca.30cm hoch das Wasser. Weit genug ausweichen ist die Devise, nicht dass wir von einem vorbeifahrenden Auto angespritzt werden, denn das Wasser riecht etwas streng! Von Bruno erfahren wir, dass es letzte Nacht über 40 Tote in Luanda und Umgebung gegeben hat. Auch in seinem Haus ist das Erdgeschoss überflutet. Ein kleines Bächlein wurde zum Fluss und das Wasser hat all den weggeworfenen Müll mitgenommen, zumindest bis zum ersten Hindernis, dort hat er dann den Durchgang verlegt und das Wasser hat sich einen anderen Weg gesucht. Der ganze Müll Luandas schwimmt in der Lagune. Das wirft natürlich bei uns Fragen über Fragen auf.
Weshalb ist die Kanalisation voll mit Plastikmüll? Warum reinigt man sie nicht? Wieso kann so etwas in einer solch herausgeputzten Stadt passieren? Wieso wird so wenig Geld in die Infrastruktur abseits der hippen Geschäftsviertel gesteckt? Warum hat die Stadt so wenige Mitarbeiter für die Reinigung angestellt, wo es doch so viele Arbeitslose gibt? Warum gibt es in einem so erdölreichen Land so viele Arme? Was läuft in diesem Land falsch?
In einer österreichischen Zeitung lesen wir von Isabell dos Santos, der Tochter des ehemaligen Präsidenten Jose Eduardo dos Santos, welcher von 1979 bis 2017 an der Macht war. Dieser hat auf sich, seine Familie und seine Minister besonders gut geschaut. Ein Großteil des erwirtschafteten Geldes ist in deren Taschen gewandert. Laut Financial Times, allein von 2007 bis 2010 unglaubliche 32 Milliarden US-Dollar. Der neue Präsident, der nun seit 2 Jahren im Amt ist, scheint aufzuräumen, denn er entließ den Sohn seines Vorgängers, der hatte es vom Versicherungsvertreter zum Vorsitzenden des Angolanischen Staatsfonds gebracht und seine Schwester Isabell, die Chefin vom staatlichen Ölkonzern Sonangol.
Isabell, die in London Zuflucht gesucht hat, soll nun nach Angola ausgeliefert werden, sie wird der Korruption und Geldwäsche beschuldigt. Laut Forbes sollte die Milliardärin die reichste Frau Afrikas sein.
Wie kann man nur so rücksichtslos auf das eigene Wohl schauen und der armen Bevölkerung nichts zukommen lassen? Sind die ehemaligen Kommunisten die schlimmsten Kapitalisten? Wir lesen, dass 70% der Bevölkerung keinen Zugang zu grundlegender medizinischer Versorgung und 60% keinen Zugang zu "sauberem Trinkwasser" haben.

Die Woche ist um, die Verlängerung in der Tasche. Wir füllen im Yachtclub noch unseren Wassertank voll, dann kann es los gehen. Nach 10 Tagen verlassen wir die Großstadt Richtung Süden. Im großen Supermarkt stocken wir auf, bei einem "Lubricant" kaufen wir 25 Liter Motoröl und wechseln es gleich vor Ort.
Die Küstenlandschaft ist wunderschön. Das ausgewaschene Tuffgestein erinnert uns an Kappadokien in der Türkei.

In Cabo Ledo parken wir uns ein. Der Surferbeach ist das Wochenendmekka der Großstädter. Es ist Samstag und dementsprechend voll. Die Sonne scheint, das Wasser ist warm, die Bucht einfach nur herrlich. Hinter dem Felsen finden wir einen Schatten, hier lässt es sich aushalten. Plötzlich eine Menschenansammlung - was ist da los? Da krabbelt doch was! Paolo hat Schildkröten gebracht, die kürzlich geschlüpft sind. Um etwas mehr Verständnis in der Bevölkerung zu schaffen und die Kinder schon für die aussterbende Spezie zu sensibilisieren, dürfen sie nun die Babyschildkröten in den Sand setzen und ihnen zuschauen, wie sie in das Meer krabbeln.

Paolo besitzt in der Nebenbucht das gemütliche Resort "Carpe Diem", hier in der Suferbucht betreibt er am Wochenende ein Restaurant und eine Bar. Hoch oben in den Klippen zieht er gerade eine Eco Lodge auf und er kümmert sich intensiv um den Schutz der Schildkröten. Die Nester sind alle markiert und mit einem Band und Holzlatten gesichert. "Jeden Tag kann es so weit sein und welche schlüpfen", meint er. Da bleiben wir vorerst mal ein paar Tage, vielleicht haben wir Glück und können den Schildkrötenbabys beim Schlüpfen zusehen.

Die Frauen kommen mit frischen Langusten. Das Kilo kostet nur 4.000,- Kwanza, aber wie bereitet man die zu? Ins heiße Wasser geben, kurz kochen, durchschneiden und in der Pfanne mit Chili und Knoblauch rausbraten. Hmmm, köstlich!

Paolo macht uns eine riesengroße Freude, denn eines Morgens taucht er mit 3 Babyschildkröten auf. Wir sollen sie in die Freiheit entlassen. Aufgeregt setzen wir Tick, Trick und Track (so haben wir sie auf die Schnelle getauft) in den Sand, hoffen, dass der Abstand zum Wasser nicht zu weit, aber auch nicht zu nahe ist. Paolo hat uns erklärt, dass sie eine gewisse Distanz krabbeln müssen, denn dies ist die notwendige Übung für die Muskulatur ihrer Flossen. Würde man sie sofort ins Wasser geben, würden sie ertrinken. Alle drei kommen unter unserer Aufsicht gut ins Wasser. Die erste Welle schleudert sie herum, wie in einer Waschmaschine. Tick hat gar keine Chance unterzutauchen und wegzuschwimmen, er wird wieder an den Strand gespült. Auch die nächste Welle ist nicht ruhiger, aber Trick und Track können ihre ersten Schwimmbewegungen machen, es klappt auch ganz gut. Sie werden mit den Wellen immer wieder vor und zurück getrieben. Wir sehen kurz ihre Köpfchen auftauchen, um Luft zu holen, dann sind sie außer Sichtweite. Tick kämpft noch immer, um den Absprung ins Meer zu schaffen, die nächste Welle kommt und er macht wieder unfreiwillige Purzelbäumchen. Warum müssen auch heute nur die Wellen so stark sein? Wir haben Mitleid mit Tick und helfen ihm über die erste Welle. Schwupps paddelt nun auch er seiner Zukunft entgegen und taucht unter den Wellen hindurch. Wenn der Start ins Leben für unsere drei schon so holprig war, haben sie hoffentlich gute Chancen auf ein langes Leben. Macht es gut!!!

Unter der Woche sind wir ganz alleine. Jeden Tag marschieren wir die gekennzeichneten Nester ab, leider immer vergebens. Doch eines Morgen, es ist 6.00 Uhr, Wolfi muss zum Pinkeln, sieht dabei aus dem Fenster und glaubt zu träumen. Da ist doch wirklich gerade eine Meeresschildkröte beim Eier legen. Verena hüpft aus dem Bett und schon sind wir unterwegs zum Strand. Was für ein Ereignis, jedoch ist die Schildkröte mittlerweile fertig und auf den Weg zurück ins Meer. Erstaunlich flink ist sie die letzten Meter am Strand und sicherlich froh wieder im Wasser zu sein. Uns bleibt nur kurz Zeit für ein Foto.
Das gibt es doch nicht, hier können wir zusehen, wie die Eier gelegt werden und andere Gelege schlüpfen - alles zur gleichen Zeit. Loise, der zur Gruppe zum Schutz der Schildkröten gehört, ist auch am Strand, so wie jeden Tag. Gemeinsam wird das Nest mit Holzstecken und Absperrband gesichert und markiert, ein Zettel mit Datum daran befestigt. Anschließend wird das Nest noch GPS mäßig erfasst und in einer Tabelle eingetragen. Loise wandert jeden Morgen den Strand ab, auf der Suche nach einem frischen Nest. Dieses Glück, eine Schildkröte beim Eier legen zu beobachten, hat er auch nicht oft, denn meistens sind sie schon längst fertig, wenn es hell wird.

Es ist Neumond und die Chancen, dass noch mehr Schildkröten an Land kommen, ist groß. Nächsten Tag stellen wir den Wecker um 5.00 Uhr, marschieren den Strand auf und ab und sehen tatsächlich frische Spuren, doch wir kommen zu spät. Sie ist schon wieder zurück ins Meer. Am nächsten Abend, bevor wir ins Bett gehen, gehen wir nochmals auf die Pirsch. Der Wecker klingelt heute Nacht alle 3 Stunden. Mit der geringsten Helligkeit unserer Hirnbirne und völlig müde, aber im vollen Adrenalinrausch, gehen wir den Strand ab. Leider sind unsere Bemühungen umsonst, keine Schildkröte wird in dieser Nacht an den Strand kommen.

Später lesen wir, dass von ca. 1000 Schildkrötenbabys gerade mal 2 das Erwachsenenalter erreichen. Wenn die Schildkröte dann im gebärfähigem Alter ist, kommt sie an ihren Geburtsstrand zurück. Krabbelt aus dem Wasser, buddelt ein ca. 50cm tiefes Loch, legt ihre Eier darin ab, buddelt es wieder zu und schleppt sich zurück ins Wasser. Diese 2 Stunden, die sie dafür braucht, sind für das Tier sehr anstrengend. Wasserschildkröten können sehr alt werden, oft 100 Jahre, doch heutzutage ist das nur noch schwer möglich. Sie ernähren sich von Quallen und unsere weggeworfenen Plastiksackerl, die zu hauf im Meer umherschwimmen, werden oft mit den Quallen verwechselt. Leider überleben das die Schildkröten nicht auf Dauer. Das zweite große Problem sind die riesigen Fischnetze, in diesen ertrinken jährlich tausende Schildkröten.

 

Bei Ebbe können wir bequem am Strand entlang in die nächste Bucht wandern, dort gibt es ein kleines Dorf. Die Fischer kommen Spätvormittags mit ihrem Fang zurück. Heute gibt es Seezunge. In den ehemaligen französischen Kolonien war die Haut der Seezunge schon immer abgezogen. Doch hier wollen sie uns das nicht machen. Entschuppen und ausnehmen ist kein Problem, doch Enthäuten - das kennen sie nicht. Wird doch nicht so schwer sein, denken wir. Dr. Google verrät uns, wie es geht, jetzt müssen wir es nur noch umsetzen und das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Am Schwanz einschneiden und abziehen, doch die flutschige Haut rutscht uns immer wieder aus der Hand. Mit voller Muskelkraft und Übung hat Wolfi beim 2. Fisch dann den Dreh heraus.
Die Boote, mit denen die Fischer aufs offene Meer rudern, sind zum Teil wirklich zusammengeschustert. Alles Material sie finden, wird verwendet. Es fehlen uns die Worte. Doch die Menschen sitzen nicht auf ihren Hintern und jammern, sondern machen das beste aus ihrer Situation und das finden wir wirklich bemerkenswert.

Es ist unser 15. hinduistischer Hochzeitstag und der wird gefeiert mit einem Pool Tag im Resort Carpe Diem. Zu Mittag gönnen wir uns ein Seafoodplate und Shrimpscurry mit Reis. Waren wir am Vormittag noch ganz alleine, sind mittlerweile einige Gäste eingetroffen. Es ist Freitag und das Wochenende steht wieder vor der Türe. Als wir kurz vor Sonnenuntergang zu unserem Strand zurück wollen, ist gerade die Flut in Anmarsch. So bleibt uns nichts anderes übrig, als in den Felsen von Stein zu Stein zu hüpfen. Ist eine große Welle in Anmarsch, halten wir an und hoffen, nicht zu sehr nass gespritzt zu werden.

Bevor nun der Wochenendetrubel wieder los geht, verlassen wir das kleine Paradies. Wir wollen in das Landesinnere und die Straße führt durch den Nationalpark. Einige ärmliche Dörfer am Wegesrand, sie betreiben Subsistenzwirtschaft - Maniok und Mais. Jedoch ist es schwierig hier zu überleben, weit und breit kein Wasser. Immer wieder sehen wir die Menschen mit ihren Kanistern kilometerweit laufen, um Trinkwasser zu besorgen. Nun in der Regenzeit haben viele eine Tonne vor der Behausung aufgestellt und ein Stück Blech provisorisch vom Dach hinuntergelegt, um das Wasser darin zu sammeln.
Unsere Wasservorräte sind auch fast gar und so halten wir Ausschau nach einen Brunnen, doch vergeblich. Vor einer Hütte, verkleidet mit ausgeklopften Blechtonnen und geflickt mit Plastikplanen liegen Bananen zum Verkauf. Die kleine Sorte ist besonders lecker. Die Kinder freuen sich, als wir die Kamera rausholen und sind ganz aus dem Häuschen, wenn sie sich selber am Bildschirm entdecken.

In Muxima machen wir Halt. Es ist Sonntag, schon von weitem hören wir den Pfarrer predigen. Auch rund um die Kirche auf den Steinbänken sitzen andächtig die Gläubigen und lauschen den Worten des Diener Gottes. Wir gehen leise vorbei, denn wir wollen zum Fort hoch auf dem Hügel. Die Portugiesen haben die Erkundung Angolas per Boot vom Kwanza River aus unternommen und gesichert. Darum sind entlang vom Fluss in einigen Dörfern noch portugiesische Forts erhalten.
Die Nacht verbringen wir auf einem kleinen Plateau mit herrlicher Aussicht auf die Ebene. Zwischen den Baobabs mit ihren krummen Stämmen und den Kandelabakakteen erhoffen, wir, am Abend Elefanten und Gazellen zu erblicken. Doch leider vergebens, ein paar freche Affen sitzen in den Baumkronen gegenüber und ein paar bunte Vögel fliegen über unseren Köpfen hinweg.

Je weiter wir in das Landesinnere vordringen, desto dichter wird der Dschungel und wir gewinnen an Höhe. "Da schau rechts, halt an!", schreit Verena. Eine zentrale Wasserentnahmestelle mitten im Dorf und sogar mit gutem Wasserdruck. Natürlich dürfen wir unseren Wassertank voll machen, keine Frage meint einer der Nachbarn. Wir freuen uns, heute können wir wieder duschen!
Das Transportmittel schlechthin ist das Tuktuk, doch das heißt hier Keweseki. Ob Wasser, Feuerholz, Tiere, Nahrungsmittel und natürlich Menschen, alles wird auf diesem Dreiradmoped mit Lieferfläche transportiert.
Die Landschaft ist geprägt vom Ackerbau - es gedeihen Süsskartoffel, Maniok, Mais aber auch Avocados, Papayas, Limetten, Mangos und einiges mehr. Die Frauen sitzen mit ihren Kübeln am Straßenrand. Alles sieht sehr gut aus und kostet auch nicht viel. Doch was sollen wir mit 3kg Avocados oder 3kg Süsskartoffeln machen? Leider sind sie oft nicht so flexibel, uns nur die Hälfte oder noch weniger zu verkaufen. Entweder den ganzen Kübel oder nix.

Der Calandula Wasserfall sollte zu den höchsten Afrikas zählen. Die beste Zeit ihn zu besuchen ist jetzt in der Regenzeit. Das sind schon gewaltige Wassermassen, die da runterdonnern. Auf einer betonierten Aussichtsplattform bestaunen wir die Fälle gemeinsam mit angolanischen Touristinnen.

Wir unterstützen die unaufdringlichen Jungs vom Dorf und lassen uns den Weg runter zum Fluss von einem Guide zeigen, blöd nur, dass es gestern Nacht geregnet hat und so ist es recht rutschig und schlammig. Gut unten angekommen, stehen wir am Fuße des Wasserfalls, sehr imposant, nur leider können wir nicht viel sehen. Die Gischt zieht zu uns rüber, Verenas Brille ist sofort beschlagen und wir beide werden klitschnass, als ob wir eine Dusche mit Klamotten genommen hätten. 105m donnert das Wasser runter und der Lärm ist ohrenbetäubend.
Kurz bevor wir wieder den Amigo erreichen, kreuzt ein haariges Etwas unseren Weg. Die größte Raupe, die wir jemals gesehen haben, hat ja wirkliche eine ulkige Frisur. Der Mistkäfer plagt sich mit seiner Kugel ab, doch bekommt er sie richtig zwischen die Hinterbeine, marschiert er damit ab, als ob er ein Rennen gewinnen muss.

Wir parken in Pedras Negros in Pungo Andongo. Die schwarzen Felsen - naja zumindest nach dem Regen sind sie schwarz. Vom Aussichtshügel kann man bis zum Staussee runtersehen und auf der anderen Seite auf das von den schwarzen Felsen eingebettete kleine Dorf. Eigentlich sehr idyllisch, nur stehen die meisten Gebäude leer.
Viele Affen turnen in der Felswand, wahrscheinlich riechen sie unser Hendl am Griller. Wir warnen sie: "Nur zusehen, nichts fladern!" sonst werden wir ungemütlich. Doch sie verharren brav in den Felsnischen und sehen uns beim Essen zu. Dazu trinken wir den heimischen Rotwein Pedras Negros, wie passend.
Die Kinder kommen vom Dorf. Unter dem Felsgestein fließt ein Rinnsal, ihr abendliches Bad steht an. Sie springen ins Wasser, die Klamotten, die sie am Leib haben, werden gleich mitgewaschen, sogar die 4jährigen Kinder machen das schon selber. In der Nacht regnet es wieder. Obwohl nun Regenzeit ist, hält sich der Regen in Grenzen. Meistens regnet es auch nur Nachts.

Bei Quilemba biegen wir ab, auf einer kleinen Pistenstraße geht es durch mehrere Dörfer und über eine steinerne Brücke, die den Cuanza River überquert. Rund um die Brücke gibt es Mienen - Überbleibsel vom 37 Jahre langen Krieg, der von 1975 - 2012 stattfand. Vereinzelt gibt es noch Minen im Erdreich, jedoch sind diese Gebiete mit Warnschildern versehen. Die Piste wird immer enger, die Äste und das Buschwerk streift am Aufbau vorbei. Die einzigen Fahrzeuge, die uns entgegenkommen, sind Mopeds.
In Luanda haben wir von der Kaffeefarm in Cabuta gehört, sie sollte sehr sehenswert sein und da wollen wir nun hin. Ein etwas dickerer Ast hängt sehr tief, oje. Wolfi lenkt den Amigo seitlich ran und kann den Ast nun abknicken. Weiter geht´s und die Piste wird immer schmäler, sodass wir nun mit einem Reifen schon das Gebüsch niederfahren. In der Ferne sehen wir den Berg, wir müssen 500 Höhenmeter überwinden und gestern hat es geregnet. Wird das wieder eine Schlammschlacht werden?

 

Angola 2

 

 

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