MAROKKO 2
Februar/März 2019
Tafraoute - nicht unbedingt die Stadt
selbst, jedoch die Landschaft rundherum, sollte zu den schönsten von ganz
Morokko gehören - so zumindest hören und lesen wir es des öfteren.
Das wollen wir natürlich nicht verpassen.
Bald verlassen wir die langweilige N10 und nehmen eine kleine Strasse durch
den mittleren Atlas. Es ist wenig Verkehr und wir kommen gut voran. Vor einigen
Jahren sollte es hier in den Bergen ein ganz schweres Unwetter gegeben haben,
die Zerstörungen sind auch heute noch sichtbar. Viele Furten sind noch
nicht repariert worden, es wurden einfach Pisten daneben durch das meist trockene
Flussbett geschoben - solange es nicht regnet, ist es okay.
Die Berge leuchten in den unterschiedlichsten Farben und bei manchen könnte
man meinen, sie seien irgendwann vor langer Zeit einfach umgefallen, denn die
Gesteinsschichten ragen zum Teil nahezu senkrecht hoch. Es sieht fast wie ein
umgestürtzter Schichtkuchen aus. In den kleinen und größeren
Dörfern, die wir passieren, geht das Leben noch einen gemächlichen
Gang. Die Frauen tragen die Heuernte auf dem Rücken ins Dorf. Auf dem Rücken
der Mulis wird das Gemüse vom Feld nach Hause transportiert. Viele der
Lehmhäuser kleben förmlich an den Felshängen oder unterhalb einer
Felskuppe.
Dort wo Menschen leben, ist es relativ grün - Terrassenfelder wurden geschaffen,
wo Gemüse und Getreide wächst. Zwischen den Dörfern ist es steinig
und wüstenähnlich. Kakteen und Dornengestrüpp - gerade genug
für die Ziegen und es gibt viele Mandelbäume, die gerade blühen.
Ein Meer von Weiß und manchesmal Rosa leuchtet uns entgegen und zaubert
ein Lächeln in unsere Gesichter.
Es geht die letzten Serpentinen hinunter und kurz darauf erreichen wir Tafraoute und das Ammelntal. Da unsere Wassertanks leer sind, verbringen wir die erste Nacht auf einem der 4 Campingplätze, die es in der Stadt gibt. Wir waschen die Wäsche, machen die Tanks voll und am nächsten Tag wechseln wir auf den bekannten "15,-DH Platz". Der Platz ist fast den ganzen Winter voll mit weißen Wohnmobilen, vorzugsweise aus Frankreich. Ein großes Areal ohne Sanitäranlagen, Wasser und auch ohne Zäune. Am Abend kommen die Nachtwächter und kassieren die 15,- DH Platzgebühr ein. Wenn man möchte, kann man alle Annehmlichkeiten, die dieser Platz bietet, in Anspruch nehmen. Da gibt es die extrem grell geschminkte Dame, die jeden Tag mit ihrem alten Auto vorfährt und fragt, ob man nicht eine Tajine, Couscous oder Pizza für den Abend bestellen möchte. Natürlich inklusive frei Haus Lieferung. Das Wasser kann man aus dem Wassertank-Lkw beziehen, der regelmäßig kommt. Ganz findige Bürschchen haben sich auf Wohnmobil-Bemalungen spezialisiert. Wenn man genug Zeit hat, fährt man dann mit einem Bild von einem Nomadengesicht oder einer Wüstenlandschaft inklusive Oase vom Platz. Tüchtige Verkäufer gehen rundum und bieten lokale Produkte oder Scheibenwischer an. Besonders gefällt Verena die bunt verschleierte Dame mit dem leeren Kinderwagen. Naja fast leer, denn sie hat ihre Köstlichkeiten dort ausgebreitet. Mal hat sie eine Suppe oder Teigtaschen, die sie zum Mittagessen anbietet.
Besonders symphatisch ist uns der Bäcker Achmed mit seinem Carrefour Kapperl,
der schon zu früher Stunde unterwegs ist. Hin und wieder werden wir vom
Imam, der frühmorgens von der Moschee schreit, geweckt. Meistens schlafen
wir wieder ein, um dann von den Rufen von "Pani, Brot, Pain, bread"
geweckt zu werden. Da wir noch nicht aus dem warmen Bett steigen wollen, haben
wir einfach ein Sackerl mit 4,- DH vor die Türe gehängt. Da steckt
er uns dann 2 warme, frische Baguette rein - was für ein Service.
Die Landschaft ist genial. Steine und Felsen in allen Größen ergeben diese bizarre Felsformationen rund um uns. Besonders am Abend, kurz bevor die Sonne untergeht, werden die Felsen so schön angestrahlt und leuchten in Orange- und Brauntönen. Man kann sich gar nicht satt sehen.
Das Dorf liegt auf 1.000m Seehöhe und in der Nacht ist es noch empfindlich kalt. Über Mittag, wenn die Sonne die meiste Kraft hat, kann man ganz gut mit T-Shirt und kurzer Hose sitzen, doch wehe wenn die Sonne untergeht, dann braucht man eine dicke Jacke, um nicht zu frieren. Frühmorgens haben wir hin und wieder sogar Minusgrade.
Wir unternehmen eine Wanderung auf
die andere Seite in das Ammelntal. Gleich hinter unserem Platz führt eine
staubige Piste bis nach hinten zum Berg. Hier leben 2 Nomadenfamilien in Zeltverschlägen,
rund um den großen Arganienbaum ist der Pferch für die Ziegen und
Schafe errichtet. Mit den Tieren ziehen die Hirten jeden Tag zwischen den Wohnmobilen
durch. Jetzt sind nur noch die Lämmer zu Hause und als sie uns erblicken,
laufen sie aufgeschreckt in den offenen Pferch.
Die Piste ist zu Ende und für uns geht es weiter über Stock und Stein
zuerst den schmalen Pfad hinauf, um dann auf der anderen Seite den ehemaligen
Eselspfad in Serpentinen hinunterzusteigen. Hier oben wachsen nur mehr Arganbäume
und unzählige Euphorbien, stachelige kissenartige Pflanzen. Im Ammelntal
angekommen, landen wir in einem Palmenwald. Einige der Bäume sind noch
nicht abgeerntet und die noch unreifen Datteln hängen hoch oben zwischen
den Palmwedeln. Als Jause haben wir Tsampa (geröstetes Gerstenmehl - die
Nationalspeise der Tibeter) mit Früchten mit. Hier in Tafraoute finden
wir das Tsampa zum ersten Mal nach vielen Jahren wieder.
2x die Woche ist Markt, auf dem wir
frisches Gemüse, Obst, Datteln, Honig und Oliven einkaufen können.
In der Stadt gibt es mehrere Metzgereien, einige Kooperativen, in denen man
Spezialprodukte, wie Arganöl, Mandel- und Erdnusspaste, Tsampa, Goffio
oder verschiedenste Honige kaufen kann. Der Orangenhonig ist für Wolfi
der beste, der Honig von der Euphorbia muss wohl eher Medizin sein, denn der
brennt auch noch nach 2 Minuten den Hals runter.
Noch schnell um die Ecke, dann endlich haben wir die kleine Bäckerei, die
das köstliche Berberbrot herstellt,erreicht. Mohammed backt hier seit 14
Jahren sein unvergleichliches Fladenbrot. Ab und zu finden wir noch ein paar
der Steine, auf denen die Fladen gebacken werden, kitzeln diese vom Brot und
geben sie ihm zurück in den Ofen.
Mit dem Fahrrad fahren wir zu den
blauen Felsen. In dieser Granitfelsenlandschaft würde man meinen, als ob
jemand willkürlich die Gesteinsbrocken hingeworfen hätte, ohne Plan
und ohne Ziel. So stellt sich Verena den wilden Westen vor, eine bezaubernde
Landschaft.
Vor 25 Jahren hat ein belgischer Künstler manche Felsen mit blauer Farbe
bemalt, die nach uralten ägyptischen Rezepturen hergestellt wurden. Die
Farbe ist schon etwas verblasst, jedoch tut das dem Charme der Landschaft nichts
aus. Von Freunden wissen wir, dass es heuer nichts mit Freistehen an den Felsen
ist, denn im Dezember wurden sie dort weggeschickt. Umso überraschter sind
wir, als wir einige Overlander und auch Wohnmobile hier stehen sehen und beschließen,
auch hierher zu wechseln.
Zurück geht es durch das nette Oasendorf Aguard Oudad. Doch davor müssen
wir noch die sandigen Pisten mit dem Fahrrad meistern. Fährt man noch so
schnell über die sandigen Passagen, Verena stoppt es immer aprubt, es ist
wie eine Vollbremsung, ohne eigenes Zutun. Anschließend geht es nur noch
bergab nach Tafroute.
Wir treffen bekannte Gesichter. Der Alex aus Kärnten mit seinem Mercedes 917, Klaus mit seinem VW-LT und Stefan mit seinem Iveco. Seit Wochen fahren die drei durch Marokko, zuerst noch in Begleitung ihrer Familien, mittlerweile ist daraus eine reine Männerwirtschaft geworden. Gemeinsam wollen wir eine Grillerei ansagen. Wir kaufen Putenkeulen und auf geht´s zu den blauen Felsen. Hier kommen wir in den Genuß von Alex meisterlichen Pommes frites "Made on open fire". Es ist ein netter Abend und es wir bis zu später Stunde gequaschelt.
Verena wird für 3 Wochen nach Österreich fliegen, während Wolfi hier im "wilden Westen" auf sie warten wird. Aber davor machen wir noch einen Wochenendausflug in die Mansour Schlucht. Kurz vor der Ortseinfahrt von Ait Mansour, stellen wir Amigo am Parkplatz ab. Die Schlucht wollen wir mit dem Fahrrad bezwingen. Eng und schattig ist es auf der schmalen Strasse. Die Felswende gehen senkrecht in den Himmel und schlucken das direkte Sonnenlicht. Nette Cafes säumen den Weg, es geht kurvig bergauf und -ab, vorbei an kleinen Dörfern, in denen die Zeit stehen geblieben zu scheint. Die alten Lehmhäuser verfallen, während die Menschen in die betonierten Häuser umsiedeln. Jedoch haben sie auch diese in den Brauntönen der Landschaft gestrichen, so dass sie wunderbar getarnt sind. Dörfer und Berge bilden eine schöne Farbsymbiose. Daneben die grünen Palmengärten - es ist ein Genuss für die Augen.
Es ist soweit, der Bus der Verena nach Marrakesch bringt, von wo sie dann nach Wien fliegen wird, geht um 9.00 Uhr morgens los. Ein letztes Bussi, eine letztes Winken und der Bus biegt um die Kurve. Weg ist Verena und Wolfi wird die nächsten 3 Wochen alleine verbringen müssen. Aber dem ist nicht so, denn zuerst trifft er auf Moni, Anne, Mike und Helmut, mit denen er die ersten Tage bei den blauen Felsen verbringt. Später werden sich Fränzi & Tobi zu ihm gesellen, auch Betty & Marco parken nur unweit entfernt und schließlich macht er auch noch Bekanntschaft mit dem Alt-Hippi Roger, welcher auch Zeit hat und die Gegend toll findet. Zwischendurch stellen sich auch Elena & Remo zu ihnen. Alles in allem ist Wolfi ganze zwei Abende alleine in der Wildnis.
Der Feuerholzbedarf ist enorm, sobald die Sonne untergeht wird es frisch und unsere alten Knochen werden kalt, dagegen hilft nur ein Lagerfeuer und zwar kein kleines. Zum Glück sind wir umgeben von Unmengen an duftenden Ginstersträuchern, die irgendwann einmal ein Feuer überlebt haben, aber dazwischen sehr viele abgestorbene Zweige haben. Um den Büschen wieder Platz zum Wachsen zu geben, entfernen wir diese trockenen Stangen und verwenden sie beim Lagerfeuer. Bald sind die naheliegenden Büsche leergeräumt und die Wege, um Feuerholz aufzutreiben, werden immer länger. Das allabendliche Lagerfeuer verschlingt einige Meter Holz, bringt dafür viele schöne Gespräche und eine nette Zeit.
Gearbeitet wird auch hin und wieder, denn in Spanien haben wir noch neue Dichtungsprofile für unsere Fenster gekauft. Nach Jahren sind diese spröde geworden und werden nun ersetzt. Tobi hilft die doch etwas unhandlichen Teile aus- und wieder einzubauen. Daneben sind noch einige Aufgaben zu erledigen, die zum Teil in Österreich nicht mehr fertig geworden oder unterwegs aufgetaucht sind, unter anderem muss Verenas Lieblingsmesser repariert werden.
Fast jeden Abend gibt es Tajine, mal mit Putenkeule, mal mit Lammfleisch, mal mit Kuhfuß. Mit dabei ist immer etwas Gemüse ;-) Beim ersten Versuch, braucht Wolfi ziemlich lange, um den schwarzen Belag vom Topfboden zu schrubben... Damit die Blech-Tajine gut wird, braucht es Fleisch vom Metzger des Vertrauens, dazu vom befreundeten Gemüseverkäufer diverses Grünzeug, manches auch in rot, gelb oder weiß. Der Chef der Oliven hat spezielle grüne Oliven ohne Kerne für die Tajine im Angebot und auch diese eingelegten Zitronen, dazu noch Tajinegewürz, davon nicht zu knapp. Ein paar Datteln mit in den Topf und die Nachspeise ist schon inkludiert. Nun soll das ganze Zeug, welches auf einem Zwiebelbeet im Topf geschlichtet ist, auf langsamer Flamme köcheln. Wichtig ist bei der Blech-Tajine die Kontrolle des Zwiebelbeetes und wenn nötig etwas Wasser hinzuzufügen, es erleichtert den Abwasch ungemein.
Nach 3 Wochen Übung steht dann die perfekte Tajine für Verena am Tisch.
Als Verena wieder zurückkommt, ist aus ihrem" motivationsbedürftigen" Sportler ein fast perfekter Trialfahrer geworden.... Wolfi hat seinen Hausberg liebgewonnen und beradelt diesen nun regelmäßig. Bis zu 1200 Höhenmeter geht es hinauf zur Radaranlage der Marokkaner, wo eine herrliche Aussicht die Mühen belohnt, bevor es dann volle Kanne den Berg hinunter geht. Einzig an den beiden Markttagen ist viel Verkehr, den Rest der Woche hat Wolfi die Straße mehr oder weniger für sich. Auch die Felsen lassen sich nun nach Remos Anleitung befahren und so kommte es, das Wolfi jeden Tag mit dem Bike unterwegs ist. Ziel ist nicht etwa der banale Gewichtsverlust, nein viel besser!! Cafe de Paris heißt die Örtlichkeit die schließlich auch den Roger auf seinen Drahtesel schwingen lässt. Im Cafe gibt es sehr guten Espresso und der Nachbar ist zufällig Konditor. Blätterteigschnitten mit einer traumhaften Puddingfülle haben es den Radprofis angetan und dazu noch das schnelle Internet, welches das updaten leicht macht.
Nach 3 Wochen ist es dann soweit.
Der Wolfi holt seine Verena vom Busbahnhof in Tafroute ab. Ganz paff staunt
Wolfi als Verena mit einem Linienbus eintrudelt, sollte sie doch in Agadir in
einen anderen Überland-Reisebus umsteigen, so zumindest der Plan. Stattdessen
war mit dem komfortablen Bus in Agadir Endstation und Verena musste sich über
Tiznit mit Linienbussen bis nach Tafraoute durchschlagen. Freudestrahlend wollte
Verena in Wolfis Arme fliegen, jedoch ist ihr so schlecht, dass es nicht mal
richtig für ein Busserl reicht. Stattdessen steuert sie nur den Gehsteig
an und setzt sich hin, um sich etwas zu erholen. Ihr ist schlecht und schwindlig.
Wahrscheinlich hat der Busfahrer mit seinen Kollegen gewettet, dass er auf der
108km langen und kurvigen Strasse ALLE zum Kotzen bringt. Aber er hat verloren,
denn Verena hat nicht gekotzt - jedoch nur mit größter Mühe
- und weil sie kein Plastiksackerl dabei hatte.
An diesem Abend sprechen wir nicht mehr viel miteinander, denn Verena will nur
noch ins Bett und schlafen.
Ob jetzt die Freude über seine heimkommende Frau oder die mitgebrachten Ersatzteile größer ist, ist schwer zu beurteilen... Jedenfalls strahlt Wolfi bis über beide Ohren, als er die neuen Stoßdämpfer im Gepäck sieht und noch mehr, als wir dann die erste Ausfahrt damit machen.
Es ist Ende Februar und hier in Tafroute
findet das alljährliche Mandelblütenfest statt. In der Kleinstadt
tummeln sich viele Besucher im Messeareal. Lokale Bauern und Kooperativen haben
hier ihre Produkte zum Verkauf ausgestellt. Es gibt Mandelpaste, Erdnussöl,
Schafskäse, Honig, eingelegtes Kamelfleisch, Gewürze, Hennapulver
und einiges mehr. Der unumstrittene Star unter den Produkten ist allerdings
das Arganöl.
Ein marokkanischer Autor bietet seine Gedichte und Sprüche, in mehreren
Büchern zusammengefasst, zum Verkauf an. Roger wird eingeladen, gemeinsam
mit ihm auf dem Bücherstand sein Werk zu verkaufen. Er hat ein Buch über
seine Reise durch das Leben geschrieben, Titel: "Hippies never die"
von Roger Rea
Am großen Platz wurde eine Bühne aufgebaut, auf der jeden Abend Musiker
und Tänzer ihr bestes geben. Jedoch trifft es nicht ganz unseren Geschmack.
Es hört sich schrill an, mit diesem 6/8 Takt können unsere Hüften
und Füße gar nix anfangen. So wird es eigentlich nie recht spät,
als wir ins Bett gehen. Jedoch den Einheimischen gefällt es und so sollte
es auch sein, haben sie doch eh recht wenig Abwechslung hier in den Bergen.
Der Arganbaum ist endemisch und kommt nur in Marokko auf einer Fläche von 820.000 ha vor. Der Baum hat eine Lebenserwartung von 250-400 Jahren. Während sich die Ziegen an den Blättern des stacheligen Baumes laben, erfreuen die Menschen sich an den Früchten, die gerade von weitem in hellem grün leuchten. Die Kerne der eingesammelten Früchte werden mit Hilfe von einem Stein geöffnet, um die Samenblättchen herauszulösen. Auf der Messe wurde von einigen lokalen Bäurinnen demonstriert, wie es geht. Es sieht so einfach aus, aber Wolfi ist sogar nach mehrmaligen Schlagen immer noch nicht zum Samenblättchen vorgedrungen oder die Frucht war so kaputt, dass man sie nicht mehr verwenden konnte. Die Betreiberin der Kooperative muss Wolfi leider einen Korb geben, als dieser nach einem Job fragt. Die Samenplättchen werden dann geröstet und anschließend in einer Steinmühle zermahlen. Der entstandene Brei wird dann unter Zugabe von warmen Wasser so lange geknetet, bis sich das köstliche Öl absondert. Wir verwenden unser gekauftes Arganöl wie die Marokkaner - zum Tunken von Fladenbrot und als Salatdressing. Während man in Europa bis zu € 70,- pro Liter berappen muss, kostet es hier "nur" ca. € 25,-
Es ist soweit, die Zeit des Abschieds von Tafraoute ist gekommen. Wir wollen ja schließlich weiter in den Süden. Zuerst geht es an die Küste, auf dem Weg dorthin durchfahren wir das Ammelntal, um dann auf die Hauptroute mit dem tollen Pass namens Kerdous, nach Tiznit zu kommen. Eine letzte Kurve und der Blick auf die Ebene wird frei. Wir verlassen die Bergwelt.
Roger kennt einen Parkplatz in Mirleft und abends parken wir schon in einer Serpentine steil über der Bucht. Die Wellen sind bestimmt 4 m hoch und preschen mit voller Wucht gegen den Strand. In der Nacht werden wir in den Schlaf geschaukelt und auch leider wieder munter geschaukelt. Die Markisenstange scheppert an die Wand und auch beim Dachfenster hören wir die Windverwirbelungen. Lange werden wir hier nicht bleiben.... Tags darauf schlendern wir mit Roger gemeinsam die Küste entlang und durch das Dorf zurück an den Strand- Wir parken den Amigo in den Wind und es wird ruhiger, doch auch die zweite Nacht ist rau. So verabschieden wir uns von Roger, er will noch ein paar Tage bleiben, wir ziehen weiter gen Süden.
Es geht nach Sifi Ifni, in der Hoffnung dort keinen Wind zu haben. Und tatsächlich, die Windstärke lässt etwas nach. Davor machen wir noch einen Halt beim Felstor Legzira. Es ist ein von Wasser und Wind geschaffner Durchgang, von dem ständig einige Steinchen runterbröckeln.
Die ehemals spanische Stadt Sidi
Ifni liegt auf einer Felskuppe. Es gibt einige Campingplätze, die alle
ziemlich voll mit Überwinterern aus Europa sind. Wir steigen die Stufen
hoch in die ehemalige Altstadt. Es ist Freitag, der Muezzin ruft zum Gebet,
die Geschäfte sind vorübergehend geschlossen. Am Markt gibt es frischgebackene
Krapfen, herrlich.
Sollen wir heute Abend Fisch oder Kamelfleisch kochen? Kamel haben wir noch
nie gemacht, also entscheiden wir uns für den Fisch.
In Guelmin steuern wir den Merjan Supermarkt an, decken uns noch mit einigen Lebensmitteln ein. Dann hält uns nichts mehr, es geht in die
WESTSAHARA
Nachdem die Spanier 1975 abzogen, annektierten die Marokkaner die Westsahara. Im Schnellverfahren wurden Strassen angelegt und Städte gebaut, in denen das Militär und viele Marokkaner aus dem Norden angesiedelt wurden. Die Landschaft ist eher öde, viel Kies- und Geröllwüste, doch an Bodenschätzen mangelt es nicht und das Fischvorkommen an den Küsten ist äußerst reich. So wurden viele Fabriken gebaut in denen der fangfrische Fisch in Konservendosen verpackt wird. Tausende Marokkaner finden hier Arbeit. Die meisten der Lkws, denen wir begegnen, sind Kühllaster, welche den Fisch im ganzen Land verteilen.
Immer wieder bleiben wir an der Steilküste stehen, um einen Blick in die Tiefe zu werfen. Die Fischer haben sich an ausgesuchten Stellen Strickleitern in den Felsen platziert und steigen an diesen runter in die Bucht, um dort angeln zu können. Einige sitzen direkt an den steilen Klippen, an denen darunter kein Strand ist und angeln von oben, in der Hoffnung auf einen guten Fang. Wenn dann die schwere Angel zum Einholen ist, beugen sich die Männer gefährlich weit hinaus... hoffentlich fällt da bloß keiner runter.
Während wir uns den köstlichen Fisch in einem Restaurant in Sidi Akhfennir schmecken lassen, hören wir nebenan ein Quietschen. Hat doch ein Lkw-Fahrer den schlafenden Hund unter dem Anhänger übersehen und ist beim Losfahren darübergerollt. Die Laute des Hundes verstummen sofort, denn er ist zum Glück gleich tot, nur die letzten Zuckungen der Nerven dauern etwas an. Leider hat das köstliche Mahl etwas an Geschmack eingebüßt....
In Marokko wird, wie in vielen anderen Ländern, nach alternativen Energieformen gesucht. Seit langer Zeit exportiert Spanien Strom über ein Seekabel nach Marokko. Doch dieser teure Strom reicht für die wachsende Bevölkerung bei weitem nicht aus. So wird nun selbst fleißig in Kraftwerke investiert, immer mehr in erneuerbare Energie. Wir fahren an hunderten von Windrädern vorbei - hier in der windigen Westsahra macht das richtig Sinn.
In El Aaiùn treffen wir dann auf das längste Förderband der Welt. Das Phosphatvorkommen, das vor vielen Jahren entdeckt wurde, ist enorm. Das Mineral wird auf dem Förderband knapp 100 Kilometer von der Mine bis zur Küste transportiert. Dort im Hafen auf Schiffe verladen, um dann in die jeweiligen Länder exportiert zu werden.
Plötzlich inmitten des graubraunen Horizonts, schimmert es uns Blau entgegen. Wir steigen in die Bremsen - Flamingos, die ganz geschäftig im Wasser nach Krebsen suchen.
Sanddünen im stetigen Wechsel mit steiniger Landschaft, in der Ferne können wir Salzfelder erkennen. Es ist wärmer geworden und die Luftspiegelungen am Asphalt zaubern Fata Morganen an den Horizont. Am Ende der schurgeraden Asphaltstrasse kommt da vielleicht was? Oder spielt nur unser Wahrnehmung verrückt?
1000km später erreichen wir
die letzte große Stadt Ad-Dakhla. KM 25, hier ist das Kiter und Surferparadies
der europäischen Überwinterer. Dementsprechend stark bläst der
Wind. Ebbe ist, der Strand lädt zum Spaziergang ein, kilometerweit kann
man über die Lagune laufen und den Einheimischen beim Sammeln der Muscheln
zusehen. Körbeweise werden diese geerntet. Wir marschieren und marschieren
und als wir dann endlich umdrehen, bläst uns der Wind entgegen und der
fliegende Sand hammerlt auf unsere freien Hautpartien. Der Rückweg zieht
sich schier endlos dahin, die Kilometer kann man doppelt rechnen.
Wir treffen auf Yvonne & Rene, die mit ihrem Allradler den Winter in Westafrika
verbringen und bekommen wertvolle Tipps für die weitere Reise nach Mauretanien.
Die beiden Kiter sind schon auf der Rückreise und so verlegen wir unseren
Stellplatz weg von den vielen Wohnmobilen bei KM 25 zu einer ruhigeren und windgeschützteren
Bucht.
Hier warten wir auf unsere Freunde Bini & Peter, die gerade aus Mauretanien
zurückkehren. Wir verbringen ein paar nette Tage in der Western Point Bucht.
Auch Friedl aus unserer Heimatgemeinde gesellt sich zu uns. Während die
drei nun langsam in den Norden Richtung Heimat rollen, fahren wir gen Süden,
nach Mauretanien.