der BALKAN 19.05 - 08.06.2017
MAZEDONIEN
Wir machen einen Wochenendausflug nach Mazedonien.
Einerseits haben wir gelesen, dass der Diesel verhältnismässig günstig
ist im Gegensatz zu den Nachbarländern und zum anderen, wollen wir zum
Ohridsee.
In der ersten Stadt halten wir an der Tankstelle und freuen uns über
die 0,80€/Liter. Die Angestellten reden gutes Englisch, wir bekommen
ein paar Reisetipps und als wir sie darauf aufmerksam machen, dass es landschaftlich
gleich aussieht, wie in Österreich meinen sie: "Yes, it`s the same,
but the salary is different."
Die Straßen sind gut, das Land ist klein
und so sind wir nur 1 Stunde später in der Stadt Ohrid am Ohridsee. Luftlinie
sind wir grad mal 40km vom gestrigen Platz am griechischen Teil des Prespa
Sees entfernt, gefahren sind wir jedoch ca. 150km. Dabei wäre neben dem
Dorf Psarades gleich die Grenze und auch eine Straße, jedoch sind die
diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern nicht die besten
und so ist die Grenze dicht.
Direkt am Seeufer finden wir einen Parkplatz. Die Uferpromenade führt
uns direkt in die Stadt. Wir bummeln etwas rum, bestaunen die handgefertigten
Souvenirs, wechseln etwas Geld, gönnen uns ein Eis, erstehen lokalen
Käse und Ayvar, welches übrigens köstlich schmeckt und kaufen
frischen Fisch, die Lachsforelle ist der Hammer!
Die Sonne verschwindet direkt vor uns im See. Kurz vor dem Einschlafen kommen
einige Autos angefahren und im Nu ist der Parkplatz voll. Nein, die Strandbar
wird doch nachts nicht zur Disco? Doch, so ist es. Wir sehen uns schon einer
wachen Nacht entgegen, doch kurz darauf schlafen wir ein und werden erst wieder
am Morgen munter - der Parkplatz ist leer. So verlängern wir noch einen
Tag in Ohrid und am Sonntag brechen wir auf, fahren nördlich am See entlang
nach Albanien.
ALBANIEN
In ca. 10min haben wir beide Grenzen passiert
und schon sind wir unterwegs in Albanien. So viele andere Reisende schwärmen
von diesem Land, dementsprechend groß sind unsere Erwartungen. Jedoch
ist uns bewusst, dass wir abseits jeder touristisch interessanten Gegend reisen.
Auf einer gut ausgebauten Hauptstraße geht es ein Tal abwärts durch
Dörfer, die heute Markt halten. Das ist gut, so können wir etwas
Geld wechseln, das hier Lekke heißt.
Dichte Wolken über uns - es beginnt zu regnen und es wird auch bis zum
Abend nicht mehr aufhören. Vor dem Autofenster ziehen Industrieruinen
vorbei, kleine Dörfer, viele bewirtschaftete Felder und kleine Verkaufsstände
mit Obst und Gemüse. Kurz vor Elbasan stehen alle 500m Polizisten. Zuerst
denken wir noch, wau die sind aber fleißig, die bekommen sicher Wochenendezulage.
Doch sehr schnell bemerken wir, dass sie die Verkehrsteilnehmer nicht anhalten,
sondern nur von der Straße runterscheuchen. Wir müssen eine Umfahrung
nehmen, wahrscheinlich ist ein "großes Tier" im Anmarsch.
Kurz vor der Hauptstadt Tirana beginnt die Autobahn, die aber erst zur Hälfte
fertig ist und so quälen wir uns über enge Straßen, die wir
uns mit vielen Sonntagsfahrern teilen. Außerdem ist es durch den Regen
ziemlich rutschig. Endlich erreichen wir die Umfahrung, doch nur für
kurze Zeit, denn mitten in der Stadt ist eine Absperrung. Rechts 180°
retour und dann sofort 90° links in eine kleine Straße rein. Wir
stehen mitten im Zentrum. Die Umfahrung ist nun wohl zu Ende. Zum Glück
ist Sonntag, wenig Verkehr und schon bald sind wir am anderen Ende der Stadt.
So weit wollten wir heute eigentlich gar nicht fahren, doch es lacht uns einfach
nichts an und wir landen in Shengin an der Küste. Neben einem Bunker
machen wir es uns heimelig. Dahinter ist eine Strandbar, an der gerade gearbeitet
wird. Sonnenschirme werden aufgebaut, elektrische Leitungen werden gezogen,
das Klo braucht neue Mauern und auch der Müll wird beseitigt, bevor die
Saison losgeht. Das Land hat ein gewaltiges Müllproblem, der Müll
liegt überall verstreut, obwohl viele Mülltonnen entlang der Straße
stehen, aus denen übler Geruch dringt. Während wir den Bereich vor
dem Auto etwas sauber machen und die vollen Mülltüten neben einen
Baum stellen, liegen die Einheimischen inmitten voller Windeln, kaputten Glasflaschen
und Plastiktüten am Strand und genießen die Sonnenstrahlen.
Auch am nächsten Tag kommt noch nicht viel Sympathie für diese Ecke
Albaniens auf und wir beschließen tags darauf in das nächste Land
zu fahren. Albanien war ohnehin nur als Transit gedacht. In die Berge, die
sicherlich wunderschön sind, wollen wir nicht fahren, wir wollen die
wenigen Tage, die wir noch haben am Meer verbringen, bevor es nach Österreich
geht.
Da wir noch etwas Lekke übrig haben, machen wir in Shkodra halt. Wir
kaufen frisches Brot und Kuchen, Obst und Gemüse, sowie Joghurt und Käse,
essen in einem Restaurant zu Mittag und weg ist das Geld. Ciao Albanien!
MONTENEGRO
Wir sind etwas verwundert, als wir die Grenze
verlassen. Ausreise aus Albanien, gibt es keine Einreisekontrolle in Montenegro?
Verena blättert den Pass rauf und runter, bis sie endlich einen kleinen
Stempel auf der letzten Seite entdeckt. Also teilen sich die Albaner und die
Montenegriner einen Grenzposten. Ab nun
sind wir in den ehemaligen österreichischen Kolonien unterwegs.
Am ewig langen Sandstrand von Ulcinj liegt ein
Autocamp neben dem anderen. Doch dazwischen ist immer noch viel Platz zum
Freistehen. Die Strandbars haben auch noch geschlossen, in 2-3 Wochen soll
die Saison starten und im Sommer quillt es über, wenn die Serben und
Russen auf Urlaub kommen, so erzählen es uns die Arbeiter beim 2 Liter
Bierflascherl. Sie pflastern gerade den Weg zur Bar neu, es ist noch Vorsaison
und so stört es niemanden, wenn wir hier campieren. Der lange Strand
lädt zum Spazieren und Joggen ein und wir nutzen das auch. Als Wolfi
am nächsten Tag vom Radeln zurückkommt, erzählt er ganz verwundert,
dass 4 Schlangen die Piste vor ihm querten und er mind. 100 Schlangenspuren
im Sand der Piste entdeckt hat. Das wird wohl sicher nicht eine einzelne gewesen
sein, die andauernd die Piste gequert hat?! Hinter dem breiten Strand ist
Gebüsch und dahinter ein Feuchtgebiet, ein Paradies für Frösche
und Reptilien. Bis zu uns unter die schattigen Pinienbäume dringen sie
allerdings nicht vor. Abends regnet es dann, am nächsten Tag noch immer
- so treibt uns das Wetter weiter nordwärts.
Bei Petrovac
landen wir zufällig im Autocamp Bulgarica, welches die Saison noch nicht
begonnen hat. Die Schranken sind offen und auch andere Wohnmobile stehen hier
- also gesellen wir uns dazu. Eine nette Bucht: Vor uns glasklares Wasser,
hinter uns ragen die steilen Berge hoch. Über eine Felsklippe führt
ein Spazierweg in eine schöne Bucht, weiter in den Hafen und in die Altstadt
von Petrovac, welche wunderschön renoviert wurde. Auch hier am Wanderweg
raschelt es ständig in den Büschen, links sehen wir noch den letzten
Rest einer Schlange zwischen den Gräsern verschwinden. Nirgendwo auf
unserer Reise haben wir so viele Schlangen gesehen, wie hier in Montenegro!
Branko hat zwar nicht so viel Auswahl, aber mit Abstand die besten Kirschen,
er parkt sein Auto ganz kurz vor dem schönen Strand.
Vorbei an Sveti Stefan fahren wir nach Budva. Wir staunen über Montenegro, so landschaftlich schön haben wir uns dieses kleine Land nicht vorgestellt. Allerdings wird es immer schwieriger einen Platz an der Küste zu finden, je nördlicher man kommt. Die wenigen Kilometer am Meer sind zugebaut und werden touristisch genutzt, was vollkommen verständlich ist. Der Platz ist begrenzt, gleich hinter der Hauptstrasse fangen die Berge an. Wieso jedoch Montenegro "schwarzer Berg" heißt, wundert uns doch, denn die Berge bestehen aus Kalkgestein und das leuchtet eher weiß/grau. Wir lesen zwar von einem schwarzen Berg, sehen ihn aber nicht..
Am Ende von Budva finden wir einen kleinen Parkplatz, von wo wir die steilen
Stufen hinunter in die Altstadt steigen. Die Stadt hat viel Flair, im Hafen
liegen teure Boote - hier wird wohl auch die High Society abhängen.
Uns zieht es auf die Halbinsel Lustica, wo die Einfahrt zum südlichsten Fjord Europas beginnt. Vorbei an prächtigen Villen und luxuriösen Ferienhäusern fahren wir den Hügel entlang hinauf zu den ehemaligen Festungsanlagen in der Nähe von Fort Rose. Mit Taschenlampe und langen Hosen erkundet Wolfi die riesigen Verteidigungsanlagen, welche unter österreichischer Herrschaft erbaut wurden, und kann dort bis zum Dach hinauf steigen. Die Natur holt sich alles wieder zurück, die aufgelassenen Gebäude sind mit Gräsern und vom Efeu überwuchert, hin und wieder wächst ein kleiner Baum aus den Ritzen des Betons. Von der kleinen Kuppe aus können wir noch die ehemalige Gefängnisinsel ausmachen.
Der Ausblick bei Nacht auf die Küstenstädte in der Bucht ist wirklich toll. Gerade noch rechtzeitig sehen wir ein schön beleuchtetes Kreuzfahrtschiff rausfahren.
KOTOR. In den letzten Tagen haben wir des öfteren
von anderen Womo-Fahrern gehört, dass das Parken in Kotor so teuer sei.
Schon beim Reinfahren wird jeder Zentimeter Parkfläche von uns geröngt
und gemerkt. Am ersten Parkplatz eine Tafel: 10,-€/h, beim zweiten Platz
auch, sowie bei der geschotterten Fläche direkt am Ufer. Wir fragen beim
Kaffeehausbetreiber nebenan nach und der meint, dass der Platz kostenlos sei.
"Ausgefuchste Schlitzohren", denken wir. Das einzige was uns am
Reinfahren hindert, sind die beiden Betonstützen am Boden. Das Zentimetermaß
ergibt 2.60m, wir haben etwas mehr als 2.50 - wunderbar, das passt! Nun parken
wir direkt am Meer, mit besten Blick auf die Stadt, im Hafen liegt ein Kreuzfahrtschiff
und ein zweites liegt in der Bucht auf Reede.
Die Altstadt ist umgeben von einer mächtigen 4,5km langen Stadtmauer,
die sich an der Felswand entlang hochzieht bis hinauf, wo das ehemalige Fort
die Stadt früher bewacht hat. Steile Treppen führen dorthin, zuerst
zu einer Kirche, dann weiter zum Fort, von wo man einen tollen Ausblick auf
die Stadt und dem Fjord hat. Wir aber wollen noch weiter hochsteigen, bis
zum Aussichtspunkt. Der Serpentinenweg geht im Zickzack den Berg hoch, auf
über 900m. Von hier oben sehen wir zu, wie die Sonne hinter der Halbinsel
verschwindet. Nun müssen wir uns aber beeilen, um noch rechtzeitig vor
dem Finsterwerden nach Hause zu kommen.
Die Altstadt ist Fußgängerzone, kein Auto darf rein. Wäre auch gar nicht möglich, da die Gassen zu voll mit Touristen sind und viel zu eng wären, auch die Einfahrt durch die Stadttore sind nicht recht breit. Die einheimischen Frächter beliefern die Restaurants und Geschäfte mittels Lastenfahrrädern. Manch einer ist so beladen, dass er es nur mit Mühe und Hilfe anderer durch die Tore schafft. Wenn ein großes Kreuzfahrtschiff im Hafen liegt, strömen tausende Ausflügler in die Gassen der Stadt. In 3 Tagen Kotor sehen wir insgesamt 5 Schiffe - Vorsaison!
Mit dem Fahrrad radeln wir am Ufer entlang bis
zur engsten Stelle des Fjords. Von den Bergen konnte man feindliche Schiffe
gut erkennen, mittels Lichtsignale wurde eine Warnung ins Tal gegeben und
daraufhin die Meerenge mit einer gewaltigen Kette versperrt.
Nach dem Untergang der Republik Venedig im Jahre 1797 wurde Kotor den Österreichern
zugesprochen, welches bis zum Ende des 1. Weltkrieges in österreichischen
Händen blieb. Jetzt wissen wir, wieso wir uns hier so heimelig fühlen...
;-) Nun ist der geschichtsinteressierte Wolfi neugierig geworden, recherchiert
im Internet und stösst dort auf die österreichische Marine, die
zu jener Zeit die 6. größte Marine der Welt war. Ganz stolz präsentiert
er Verena die Neuigkeiten und meint jetzt zu wissen, wieso er so seefahrtsbegeistert
ist - seine Vorfahren müssen wohl schon Seeluft geschnuppert haben...
Unten am Ufer werden gerade Miesmuscheln geerntet, die an dicken Seilen an Bojen befestigt wachsen. Daneben sind einige Becken für die Fischzucht. Leider wollen sie uns nichts verkaufen, ist wohl nur für den Restaurantbetrieb bestimmt. Also gibt es abends Nudeln mit Tomatensauce!
Die Meerenge überqueren wir tagsdarauf mit der Autofähre, die uns €12,50 kostet. Verena hat Geburtstag und so bekommt sie eine kleine Kreuzfahrt über den Fjord geschenkt. Frühstück in Montenegro, Mittagessen in Bosnien-Herzegowina und Abendessen in Kroatien - und das alles ohne Jetlag! ;-)
KROATIEN
Wir erhaschen schöne Ausblicke auf die Stadt Dubrovnik, doch hinein wollen wir nicht. Immer der Küstenstraße entlang geht es nach Neum, welches in Bosnien Herzegowina liegt. Dort tanken wir den Amigo voll, da der Diesel nur €1,- kostet und gehen Mittagessen. Cevapcici, Pommes und Ayvar - DAS Nationalgericht der Balkansen.
In der Nähe von Opuzen gibt es einen Platz, wo Wildcampen noch erlaubt ist. Der Strand ist nicht so prickelnd, denn wenn Ebbe ist, ist das Wasser verschwunden und gleicht eher einem Wattenmeer. Es ist ruhig und auch zum Laufen bietet es sich sehr gut an.
Nach 2 Tagen ziehen wir weiter in der Hoffnung
einen anderen netten Platz zu finden, doch da haben wir uns grob getäuscht.
Viele Straßen, die von der Hauptstraße abgehen, sind mit Schranken
oder 2.10m Höhenbalken versehen. Überall stehen Schilder mit "Camping
verboten". Nein, das ist so gar nicht unseres. Also geben wir Gas und
legen etwas an Kilometermenge pro Tag zu, um in das nächste Land zu gelangen.
Wir fahren die Küstenstraße entlang, die zwar wunderschön
ist, aber erhöhte Aufmerksamkeit erfordert. Die vielen Hinweisschilder
auf Wildschweine, lassen uns ins Grübeln bringen, ob damit nun die Tiere
oder die Autofahrer gemeint sind, denn diese fahren wie Wild.....
Notgedrungen finden wir uns zum Schlafen auf einem Autokamp ein, der sich
als nettes Fleckerl erweist und wir treffen die ersten Kärntner und Salzburger.
Wolfis Laune bessert sich beim Abendessen, nachdem er vor einer Wokschüssel
voll mit Miesmuscheln sitzt.
Wir entfernen uns nun endgültig vom Meer,
Verena ist etwas traurig darüber und fahren durch das Landesinnere Kroatiens
nach Slowenien. Die wenigen Kilometer nach Italien haben wir in einer halben
Stunde geschafft. In Palmanova übernachten wir vor der herrlichen Stadtmauer.
Wir joggen der sternförmigen Festungsmauer entlang, fahren aus dem Supermarkt
mit einem großen Einkaufswagen vollgepackt mit Salami, Schinken, Käse,
Prosecco und Cantucini und essen originalen Mafiakuchen (Diabola & Capricciosa)
Am nächsten Tag geht es vorbei am Tagliamento über Spilimbergo die
Dolomitenstraße entlang Richtung Bozen. Die Landschaft schaut aus wie
in Österreich und langsam kommt bei uns auch ein komisches Gefühl
auf, Freude über Familie und Freunde mit Bangen wie "was kommt jetzt"
vermischt.
Nach fast 6 Jahren, knapp 100.000 gefahrenen
Kilometern und 30 Ländern rollen wir am 8. Juni 2017 über den Brenner
nach Österreich.