Mongolei vom 28.04. - 28.05. 2016
Fast bekommen wir an der Grenze Schwierigkeiten, denn einer von unseren Mitreisenden hat das Carnet de passage hergezeigt, worauf hin die Beamten natürlich auch von den anderen Fahrern dieses Dokument sehen möchten, obwohl in der Mongolei kein Carnet vorgeschrieben ist. Wir haben keines und es geht natürlich auch ohne. Es gibt eine kleine Bank in der Ankunftshalle und 2 Geldautomaten (ATM), die jedoch nicht im Betrieb sind. Also wechseln wir Bargeld.
Wir sind auf dem Weg durch die Wüste nach Ulan Bator, 635km beste Asphaltstraße, liegen vor uns. Dafür haben wir 5 Tage Zeit, denn innerhalb dieser Zeit müssen wir für die gewünschte Visaverlängerung in der Hauptstadt sein. Als wir auf die Spanier treffen, ist Evaristo gerade damit beschäftigt, Ziegenköpfe zu inspizieren. Auf ihrem Lkw wäre doch noch genügend Platz dafür. Vielleicht neben dem Büffelkopf? Nach dem Mittagessen und der Siesta bemerkt er, dass seine Sammlung um einen Kopf kleiner geworden ist. Wo ist der hin? Apollo hat sich den geschnappt und liegt nun ganz gemütlich unter dem Amigo und kaut genüsslich daran. Der Mundgeruch, den er dann beim Weiterfahren verströmt, ist betörend und wir bereuen es ganz schnell, ihm diesen Kopf nicht weggenommen zu haben.
Neben der Straße erblicken wir unzählige Herden von Gazellen, die sich bis zur Straße trauen. Kurze Zeit später Kamele und Pferde. Die Spanier waren schon einmal in der Mongolei und sie klären uns auf, dass die Pferde und Kamele nicht wild lebend sind. Sie dürfen nur frei rumlaufen und kommen dann von selbst wieder zur Ger (mong. Jurte) zurück. Früher waren viel mehr Kamele in der Wüste Gobi im Einsatz, doch die modernen Fahrzeuge haben sie nun abgelöst.
Wir wollen zum Kloster Khamaryn, das etwas abseits unserer Route liegt. Schon auf dem Weg dorthin treffen wir auf eine Kolonne von Autos, mit Fahnen geschmückt, vollgestopft mit Erwachsenen und Kindern. Es muss ein besonderer Tag sein oder ist es nur das Wochenende? Es sind sehr viele Kinder anwesend und in ihren Trachten gekleidet erhalten sie im Tempel einen Segen. Alle lassen sich gerne fotografieren. Wir sind für sie ein beliebtes Fotomotiv und umgekehrt freuen wir uns über Fotos von und mit ihnen.
Der Wind weht so kräftig, dass wir unsere
Autos hinter ein Gebäude parken. Gleich daneben sind mehrere Ger-Camps
(Jurtenhotels). Für uns sind die Gers noch neu und erkundungsbedürftig
und so schlendern wir durch das Hotelareal. Kleinstminimärkte, ein Gemeinschaftsbilliardtisch
in der Mitte, der Brunnen nicht weit weg und die Toilettenhäuschen sind
auch in Sichtweite, aber eilig darf man es nicht haben. Alles hier, was man
braucht.
Die Wochenendtouristen werden mit den Bussen angekarrt. Ein neugieriger Chauffeur
kommt uns besuchen und versucht sich auch an der Wasserpfeife. Nach genauer
Inspektion unseres Fahrzeuges, geht er ein mit Schaffleisch gefülltes
Plastiksackerl holen und mit einem Teppichmesser schneidet er Stücke
runter, die er uns gibt. Wolfi freut sich sehr darüber, Verena eher weniger,
sie ist kein Freund vom Schaffleisch.
Am Abend erhalten Ana & Evaristo einen Anruf von einem befreundeten türkischen
Pärchen. Sie sind nur 2 Stunden von uns weg, sie kommen vorbei. Wir sind
am nächsten Morgen auf ein türkisches Frühstück eingeladen,
denn die beiden haben erst kürzlich Heimaturlaub gemacht und jede Menge
heimischer Lebensmittel mitgebracht. Schafskäse, Oliven, Tomaten, Tee
und Brot, welches von hier aus der Mongolei ist.
Secil & Cemal haben die letzen 6 Monate im
Norden der Mongolei verbracht. Bei Temperaturen von bis zu -50°C haben
sie den Motor ihres Unimog ganze 3 Wochen nicht abgestellt. Sie hätten
ihn mit großer Wahrscheinlichkeit so schnell nicht mehr zum Laufen gebracht.
Wasser gewannen sie, so wie die Einheimischen auch, von Eisplatten, die im
Topf am Herd geschmolzen wurden. Die beiden sind professionelle Filmemacher.
Im Moment sind sie gerade am Projekt Mongolei und über ihre Reise beschäftigt
und haben auch schon eine fixe Zusage, dass ihnen der Film abgekauft wird.
Wir bekommen einen kleinen Auszug zu sehen - sehr schön!
Hier in der Wüste Gobi wurden einige gut erhaltene Dinosaurierskelette
gefunden, seit sich die Mongolei ab 1990 wieder internationalen Forschern
öffnete. Seit 100 Millionen Jahre wurde die Gobi nicht mehr vom Meer
überflutet und zählt zu den am längsten trockenen Gebiete der
Welt. Es war auch nie eine Eiszeit hier. Immer wieder wurden neue Dinoarten
entdeckt und auch die Vielzahl der Fundplätze waren bemerkenswert.
"Vieles ist gestohlen und abtransportiert worden", so erzählt
uns der Guide, der vom türkischen Pärchen angeheuert wurde. Er wisse
noch einen Platz mit ein paar Knochenstücken einer Dinosaurierwirbelsäule
und die will er uns zeigen. Auch Reste von versteinerten Bäumen gibt
es hier.
Er führt uns noch im Energiezentrum herum,
wo man einige Höhlen besichtigen kann. In der Blütezeit des Klosters
gab es hier 80 große und kleine Tempel und 500 Lamas vom Rotmützenorden.
Der Guide erzählt uns eine spannende Geschichte: "Zu dieser
Zeit gingen die Lamas in eine der Höhlen zum Meditieren. Ganze 108 Tage
mussten sie in einem kleinen dunklen Loch, mit versperrtem Ausgang, ausharren.
Die ersten 54 Tage wurde ihnen etwas Wasser und Nahrung von einem kleinen
Loch in der Decke gereicht. Die darauffolgenden 54 Tage mussten sie ohne Nahrung
auskommen. Der Mönch, der diese Meditationszeit überlebt hat, wurde
darauf hin ein angesehener Lama."
Wolfi kriecht durch eine von den wichtigsten Höhlen, denn danach sollte
man wiedergeboren sein. Also hat er noch mind. 80 Jahre vor sich.... ;-)
Der Himmel wird ganz gelb!!! Oje ein Sandsturm ist am Weg zu uns, so schnell es geht, laufen wir zurück zu unseren Fahrzeugen. Nach ca. 2 Stunden hat sich der Sturm verzogen, doch den Sand finden wir noch Tage später in den Ritzen und Löcher...
Am Abend im Nirgendwo, wir wollen eigentlich ins Bett, im Freien ist es kalt, der Wind bläst uns um die Ohren. Plötzlich hören wir ein Mähhmähh. Ein kleines Zieglein hat sich verirrt, das ist bestimmt erst wenige Wochen alt. Ohne Mutter, wird es hier verhungern. Verena sieht in Wolfis Augen schon das Leuchten und die Freude über einen köstlichen Ziegenbraten. Doch die Spanier erklären sich sofort bereit, das Zieglein zur nächsten Ger zu bringen. Der Motor wird gestartet und weg ist der Braten....
Je weiter wir uns Ulan Bator nähern, desto
dunkler werden die Wolken, später dann weiß und weißer. Schnee?
Jawohl!! Seit 5 Jahren sehen wir den ersten Schnee. Wir legen den Blinker
ein und halten an, um eine Schneeballschlacht zu machen. Waren früher
die Finger danach auch immer so kalt?
Den Tieren in der Wüste freut es, müssen sie heute nicht zur weit
entlegenen Wasserstelle laufen. Man trifft sich auf der Straße, zumindest
die Pferde machen es so, zum gemeinsamen Schnee schlecken. Die jungen Schäfchen
getrauen sich nicht über den weißen Saum zu laufen. Der Schäfer
löst das Problem einfach, in denen er sie hochhebt und darüber wirft.
Am Sonntag abend erreichen wir Ulan Bator und
parken uns neben dem Flughafen, denn dort befindet sich auch die Immigration.
Da wollen wir morgen gleich die ersten sein. Visumsverlängerungsformulare,
ein Begleitschreiben mit Gründen zur Verlängerung, ca. € 50,-
pro Person und 2 Stunden später haben wir unsere Pässe wieder retour.
Nun geht es weiter zur kasachischen Botschaft. Ganz in der Nähe finden
wir einen Parkplatz am Fluß und müssen enttäuscht fesstellen,
als wir an ihrer Türe klingeln, dass sie heute geschlossen haben, obwohl
die Öffnungszeit darauf schließen lassen würde, aber der Botschafter
hat keine Lust zum Arbeiten. Am nächsten Tag sind die Tore geöffnet,
wir sind die einzigen Visumanträger. Übermorgen können wir
die Pässe wieder abholen, doch Wolfi fragt, ob es denn nicht vielleicht
doch schon am Nachmittag fertig wäre. Wir sollen die Telefonnummer da
lassen, vielleicht gehe es ja etwas schneller. Und siehe da, am Nachmittag
klingelt das Telefon: "Your passports are ready". Wir freuen
uns, denn somit können wir Morgen Vormittag das russische Visum beantragen.
Ein Touristenvisum bekommt man nur im Heimatland, deswegen begnügen wir
uns mit einem Transitvisum. Schon im Vorfeld haben wir die Visumsanträge
online ausgefüllt, ausgedruckt und alles sorfältig vorbereitet.
Wir sitzen in einer bequemen Couch im Wartebereich, neben uns ein großer
Fernseher, in dem eine Doku über den Sieg des 2. Weltkrieges läuft.
Der 9. Mai ist das besagte Datum und da ist natürlich Feiertag. Der Beamte
ist sehr nett und korrekt, 4 Werktage dauert das Transitvisum normalerweise,
aber da nun das Wochenende vor der Türe steht und auch noch der wichtige
Feiertag, seien unsere Pässe erst nächste Woche fertig.
Auch gut, derweil
sehen wir uns etwas die Hauptstadt an. Der große Sukhbaatar-Platz, das
Gandan Kloster, den Schwarzmarkt und das Zaisan Denkmal, von dem man einen
schönen Blick auf die Stadt hat. Die Innenstadt besteht aus modernen
Hochhäusern mit Glasfronten und architektonischen Feinheiten. Daneben
stehen noch die alten kommunistischen Bauten, dazwischen chin. Architektur.
In der Länge hat sich Ulan Bator (UB) bereits auf 30km ausgebreitet.
Der Grund sind die kleinen Wohnhäuser und Jurten, die sich einfach am
Rande der Stadt ansiedeln. Am Flußbereich entstehen moderne Wohnhäuser,
der Golfclub ist nicht weit.
Es wird uns erzählt, dass schon die Hälfte der 3,3 Millionen Einwohner
in UB wohnen. Das restliche Land, welches 30x so groß wie Österreich
ist, muss ja ziemlich leer sein, das ist genau das, auf was wir uns freuen,
besonders nach China. Die endlosen Weiten der Steppe......
Als wir am Morgen munter werden, liegt der Amigo unter einer Schneedecke. Die Heizung lässt sich nicht starten, wir haben chin. Diesel in den Tanks und der ist für diese Temperaturen wohl nicht der richtige. Wolfi probiert mit der Lötlampe sein Glück, um den versulzten Diesel wieder flüssig zu bringen. Kurz die Dieselpumpe der Heizung erwärmen und sie läuft. Während Verena noch im Bett liegt, mittlerweile mit 2 Decken, Wolfi schon zum 5ten Mal ins Freie gelaufen ist, um wieder die Pumpe zu wärmen, läuft die Heizung nun endlich durch. Vom vielen Raus und Rein laufen ist Wolfi nun eh warm, also könnte er auch gleich das Frühstück zubereiten ;-) Wolfi ist ein netter Ehemann und macht es ohne Murren, seit mehreren Jahren!! Wahrscheinlich sind die Würste, Käse und das ausgezeichnete mongolische Brot der Grund!? Verena ist es egal, denn als sie aus dem Bett steigt, ist es wohlig warm und der Tisch gedeckt.
Welche Schuhe ziehen wir heute an? Flip-flops - eindeutig zu kalt oder Turnschuhe
- die haben Atmungslöcher, aber wir haben keine anderen. Unsere Wanderschuhe
haben die Jahre leider nicht überlebt und die Sohle hat sich gelöst.
Mit dicken Socken geht es einigermaßen. Zwar werden beim Reinradeln
in die Stadt unsere Füße wieder kalt, aber wir sind ja unterwegs
zu einem von den vielen Outdoorgeschäften. Wir wollen uns dicke Schuhe
kaufen, mit denen man auch wandern gehen kann. Ist gar nicht so einfach, aber
wir werden fündig. Beim Nachhausefahren behalten wir die neuen Schuhe
gleich an und packen die Turnschuhe in den Rucksack.
Aprilwetter vom Feinsten. Gestern Sommer, heute Winter, morgen Frühling der dann wieder vom Winter abgelöst wird. Temperaturunterschiede von 20°C und mehr...
Wolfi staunt über die Dichte der Mercedes G, bzw. Puch G, die hier rumfahren. Ist Graz die Hauptstadt von den G`s so ist hier das Mekka von ihnen. Bevorzugt werden Benziner gekauft. 80% habern V8 Motoren, sehr viele AMG, G63, G55 und auch Brabus Umbauten sind nicht so selten.
Jeden Tag werden mehr Pflastersteine zu uns auf
den Parkplatz gebracht. Eggi, die Chefin, die gerade auf ihre Mitarbeiter
wartet, bietet uns an uns zum Schwarzmarkt zu fahren. Im Auto fragt Eggi uns
ganz verdutzt, was wir denn am Schwarzmarkt wollen. Zur Erklärung: Es
ist schon lange kein Schwarzmarkt mehr, es ist einfach die größte
Markthalle der Stadt, wo man alles bekommt, vom Reitergeschirr über Klamotten
bis zur fertigen Jurte. "I`m a little bit rich, I live in one of
this appartement houses. I don`t go there for shopping, it is dirty!"
teilt sie uns mit. OK, jetzt wissen wir das auch.
Am Parkplatz will sie auf uns warten und sie meint auch noch ganz leise, ob
sie uns begleiten soll, in der Hoffnung, dass wir NEIN sagen. Sie warnt uns
noch vor Taschendieben und wir erklären ihr, dass es sicher länger
dauert und wir mit dem Bus nach Hause fahren. Wir verabreden uns für
die kommende Woche zum Essen.
Die meisten Verkaufsläden sind im Freien, die Verkäufer sind dick
eingepackt. Wir sind froh über unsere Schuhe. Viele Geschäfte sind
auch in Containern untergebracht. Alles ist zweckmässig. Bei den kleinen
Öfen überlegen wir eine Zeitlang, besonders nach dem heutigen Morgen
ohne Heizung, ob denn solch ein Teil nicht für unseren Amigo etwas wäre?
Platzmangel, der Dreck rund um den Ofen, ein Abzugsrohr bohren - nein, wir
werden heute noch einen mongolischen Winterdiesel und Benzin dazuleeren, damit
uns das nicht mehr so schnell wieder passiert. Und eine leere Colaflasche
machen wir auch noch mit Diesel voll, die wir im Inneren aufbewahren, für
den Notfall.
Eine Woche wollen wir nicht in UB warten, also fahren wir raus aus die Stadt. Ein riesiges Monument vom bekanntesten Mongolen, nämlich Dschingis Khan, sollte hier stehen. Komplett aus Edelstahl, 25m hoch sitzt er auf seinem Pferd. Mit einem Lift im Inneren kann man den Pferdeschweif hochfahren und dann die Treppen in der Mähne hochlaufen. Mitten in einer prächtgen Landschaft thront Dschingis Khan auf seinem Ross. Wir parken uns nebenan aufs freie Feld uns werden heute vom "Chef" selber bewacht.
Im Terelj NP parken wir am
Fluß. Vormittags wenn die Sonne vom Himmel lacht, ist es schön
warm, aber sobald der Wind aufzieht..... Einzelne Teile lösen sich mit
einem Krach von der großen Eisplatte und treiben dem Fluß runter.
Es ist Wochenende und die Städter fahren selber gerne aufs Land.
Es kommt ein SUV vorbei, Popmusik aufgedreht, das Dachfenster bis zum Anschlag
offen und zwei hübsche Mädels schauen raus. Sie wollen die sandige
Piste den Hügel rauffahren. Während er mühelos raufkommt, muss
sein Freund nach 5maligen Versuchen, seinen Pkw bei uns parken und auf den
Geländewagen umsteigen. Sie wollen ein kuscheliges Plätzchen zum
Picknicken. Als sie wiederkommen, hallt ein "Guten Tag" herüber.
Der Fahrer vom SUV hat 8 Jahre lang in Deutschland Architektur studiert und
spricht perfekt Deutsch. Telefonnummern werden ausgetauscht, falls wir mal
Hilfe brauchen, Danke!!
Ein anderer Geländewagen fährt durch den Fluß und parkt sich in unmittelbarer Nähe von uns ein. Es springt eine 4köpfige Familie aus dem Auto. Alle sind fleißig am Sammeln von bereits getrockneten Kuhdung, um ein Feuer zu entzünden, worauf sie dann ein Dreibein mit einem Topf hängen. Es wird Schaffleisch gekocht. Derweil erkunden sie uns und unser Fahrzeug. Am frühen Abend sind sie alle wieder weg, obwohl die Sonne erst um 21.30 Uhr untergeht.
Es ist ca. 23.00 Uhr, wir wollen schlafen gehen,
als wir draußen Trommelgeräusch hören. Als wir nun neugierig
die Verdunklungsrollo rauflassen, glauben wir unseren Augen nicht zu trauen.
Eine schamanistische Sitzung spielt sich da vor unserem Amigo ab. Eine Frau
und vier Männer. Schnell schalten wir all die Lichter aus und drücken
unsere Nasen platt ans Fensterglas, damit wir ja viel sehen.
Ein großes Feuer wurde entzündet, dass durch Vodka spucken immer
wieder auflodert. Die Schamanin hat ihr Gesicht mit einer Maske verdeckt,
Federn schmücken ihr Haupt, von ihrem dicken Mantel hängen Lederriemen
runter. Mit den Trommelschlägen versucht sie sich in Trance zu versetzen,
was ihr auch gelingt. Denn plötzlich springt sie von ihrem Hocker auf
und tanzt um das Feuer. "So was gibt es doch nur in alten Indianerfilmen",
flüstert Verena. "Ist ja irre, irgendwie unheimlich."
Kurz darauf, hat es Verena die Sprache verschlagen, denn die Schamanin fällt
zu Boden. Welche Geister sind denn da in sie gefahren? Sofort ist einer der
Männer an ihrer Seite und legt ihr ein Wolfsfell um die Schultern. Sie
setzt sich auf und mit ihren Fellstreifen, die sie zu einem Strauß zusammengebunden
hat, winkt sie in Richtung Feuer. Sie trommelt auf ihrer Tierhaut weiter und
gibt dabei so eine Art Sing-Sang von sich. Mit Hilfe von Geistern und Dämonen
will sie in die andere Welt reisen. Die Stimmlage hat sich verändert,
sie ist tiefer geworden und irgendwie hört sie sich verzerrt an. Ein
Beistelltisch mit den verschiedensten Objekten wurde neben ihr aufgestellt
und die Teilnehmer haben sich auf kleinen Hockern rund um das Feuer gemütlich
gemacht.
Es macht auf uns den Anschein, als ob sie nun Kontakt zu den Parallelwelten
hergestellt hat. Die Teilnehmer werfen irgendwas ins Feuer und johlen dabei.
Vodka wird getrunken und dann ins Feuer gespuckt, immer wieder erklingt ein
Uräääää!!! Schließlich knien sich zwei der
Männer vor der Schamanin hin und sie spricht auf den beiden ein. Wir
bedauern es so sehr, dass wir kein Wort verstehen. Wie gern hätten wir
gewusst, was sie zu sagen hat, aber auch nur dieses Geschehen miterleben zu
dürfen, war Traum genug. Nach einer Stunde und einen steifen Genick geben
wir unser Stalking auf. Noch lange liegen wir wach im Bett und lauschen....
Am nächsten Morgen, als wir munter werden, lacht die Sonne schon vom Himmel. Eisplatten treiben dem Fluß entlang. Als wir zum Fenster raussehen, wo sich gestern Nacht dieses Spektakel zugetragen hat, schauen wir uns fragend an: War das wirklich echt? Einzig eine kalte Feuerstelle ist davon übrig geblieben.
Hier ein kurzer Film über die schamanistische Sitzung: Youtube
Auf dem Weg zurück nach UB entdecken wir eine Werkstatt neben der Straße und fragen den Besitzer, ob es möglich ist, die Fahrerhauslagerung unseres Amigos aufzusprengen. Sie ist viel zu weich und schlägt andauernd am Puffer an. Die neuen Federn, welche wir erst in Malaysia gekauft und montiert hatten, sind einfach nur Schrott. Er hat zwar keinen Mechaniker zur Verfügung, aber einen Wagenheber, reicht auch. Einen halben Tag lang demontiert Wolfi nun die beiden vorderen Federn, sprengt sie an der Hydraulikpresse kalt auf und baut sie wieder ein. Mal sehen, wie es sich damit fährt.
In UB erwartet uns schon Eggi. Sie will uns unbedingt zum Mittagessen einladen.
Nach einigen Zögern stimmen wir zu und sie fährt mit uns zuerst
zur Reifenfirma, wo ihr Mann arbeitet, denn auch er will mit zum späten
Mittagessen. Während der Fahrt (wir brauchen für ca. 8km eine Stunde)
erzählt sie uns, dass sie heute das Auto von ihrem Bruder benutzt. Mit
ihrem darf sie heute nicht fahren. Warum denn das?
Um den extrem staureichen Stadtverkehr etwas Abhilfe zu verschaffen, hat man
sich etwas einfallen lassen. Alle Fahrzeuge, deren Kennzeichen mit 1 und 6
enden, dürfen Montags nicht fahren, die 2 und 7 nicht am Dienstag und
so weiter. Sie hat eine 2 als letzte Ziffer und darf somit heute nicht fahren,
wenn sie kein Bußgeld riskieren will, denn dieses kostet rund €
80,-. Zahlreiche Überwachungskameras sorgen für die Einhaltung der
Regelung.
Endlich halten wir vor dem Restaurant mit den Namen "Mongolian barbecue".
Man sucht sich die Zutaten von verschiedenen Gemüse- und Fleischsorten
zusammen, bringt es dem Koch, der gleich vor Ort und Stelle alles auf der
riesigen Grillplatte zubereitet. Es schmeckt hervorragend.
Nachdem wir ihren Mann wieder zurück in die Firma gebracht haben, besuchen
wir ihre Arbeitsstelle. Sie hat gemeinsam mit ihrem Bruder eine Pflastersteinproduktion.
Sie steckt zwar noch in Kinderschuhen, doch sie haben großes vor. Als
wir ankommen, werden wir schon erwartet. Er führt uns durch das Werksgelände
und lädt uns dann in sein Büro ein. Alles nett gedeckt, speziell
für hohe Gäste, denn so fühlen wir uns. Läuft hier etwas
verkehrt? Die beiden wollen investieren und legen uns ihre Pläne vor.
Wollen sie nun nur Tipps von uns oder erwarten sie, dass wir in ihr Projekt
investieren, denn es wird die meiste Zeit mit Zahlen herumjongliert... Naja,
nachdem wir nichts zu investieren haben, bringt Eggi uns zurück zum Amigo
und wir verabschieden uns von ihr.
Am nächsten Morgen werden wir von Regentropfen
geweckt. Schon eine Stunde später fallen dicke Schneeflocken vom Himmel.
Eigentlich wollten wir mit dem Rad zur russischen Botschaft unsere Pässe
abholen, doch daraus wird nichts. Wir nehmen doch lieber den Bus. Innerhalb
kurzer Zeit hat es schon 15cm Schnee und es schneit weiter. "So viel
hat es den ganzen Winter nicht geschneit, wie in der letzen Woche",
verrät uns eine Dame.
Am Nachmittag stehen die Straßen alle unter Wasser, die Autofahrer sind
rücksichtslos und so kommt es, dass Verena waschelnass gespritzt nach
Hause kommt.
Endlich ist es soweit. Wir verlassen die Hauptstadt und wollen den Rest des Landes entdecken.
Unser Reiseführer verspricht einen besonders
lohnenswerten Ausflug in die Dünen an einem kleinem See, dort sollte
der Krönungsplatz von einem ehemaligen Herrscher sein. Die Piste ist
nicht klar ersichtlich und da trifft es sich gut, dass da gerade eine Frau
marschiert. Die fragen wir nach dem Weg. Welch ein Zufall, genau wo wir hin
wollen, ist ihr Zuhause. Wir nehmen sie mit. Die Piste endet in einem Fußweg
und wir halten 500m vor ihrer Ger und ca. 5km von diesem paradiesischen Platz
entfernt, so meint Honti, die Frau, die wir mitgenommen haben. Kurze Zeit
später kommt ihr Mann mit dem Moped vorbei, der an der Straße beim
Tanken war und sich gewundert hat, dass seine Frau die ganzen 20km nirgendwo
zu sehen war.
Als er sein Moped wieder starten will, geht nichts mehr. Seine Söhne
kommen mit dem Pferd angeritten, um den erschöpften Vater beim Mopedstarten
zu helfen. Abwechselnd probieren Wolfi, die Söhne und der Vater das erst
3 Jahre alte Moped wieder zum Laufen zu bringen. Nach einiger Zeit geben sie
auf und marschieren los, wahrscheinlich zum Nachbar. Ihr Moped bleibt bei
uns. Längst haben wir entschieden unsere Nacht hier zu verbringen. Kurze
Zeit später kommen sie mit einem anderen Moped zurück. Doch als
sie wieder Starten wollen, geht auch bei der nichts mehr. Das gibt es doch
nicht. Stundenlang wird reperiert und gemacht. Kurz bevor die Sonne untergeht
wird eine zum Laufen gebracht und damit die andere Moped zur Ger gezogen.
Beim Zurückfahren der Piste findet Wolfi
zwischen den vielen Kadavern, die hier herum liegen, einen wirklich schönen
Widderschädel. Passend zu seinem Sternzeichen, muss er diesen mitnehmen.
Mit der Machete trennt er den Kopf vom Rückgrat, nun hat auch Amigo ein
Schmuckstück bekommen.
Überall wo die Geier kreisen, sind Kadaver mit Fleischresten zu finden.
Kurz vor Kharkorin wieder ein Anhalter neben der Straße. Gerne nehmen wir ihn mit bis zur nächsten Stadt, die nicht mehr weit entfernt ist. Leider verstehen wir nicht, wieso er so dringend in die Stadt muss. Ob eines seiner Schafe oder Pferde krank ist oder ob er einfach nur Karoffeln besorgen muss oder sich mit seinen Freunden auf ein vergorenes Stutenmilchgetränk treffen will, wissen wir nicht. Bevor Verena ein Foto von ihm machen darf, wirft er sich in Pose, knöpft seinen Deel (Mantel) zu und bemüht sich um ein Lächeln.
Kharkorin war zu Zeiten des Dschingis Khan (im
13. Jhd.) die Hauptstadt. Leider ist von der ehemaligen Handelstadt nichts
mehr zu sehen. Nur noch 2 steinerne Schildkröten, die früher an
den Ecken der Stadt angebracht waren, zeugen von ihrer Existenz.
Heute steht auf diesem Areal, wo früher die Stadt gestanden haben sollte,
eine Klosteranlage namens Erdene Zuu. Mehr als 1000 Mönche sollten hier
in der Blütezeit gelebt und gelehrt haben. Doch die Kulturrevolution
1936/37 zerstörte viele Tempel und es wurden viele Mönche ermordet.
Einigen Lamas wurden einer Gehirnwäsche unterzogen und umerzogen. Erdene
Zuu sollte einer Ruinenlandschaft geglichen haben, mongolische Architektur,
Bildhauerei, Malerei wurden unwiederbringlich zerstört. In den 90er Jahren
begann wieder ein kleiner Klosterbetrieb. Gerade als wir das Kloster besichtigen,
beginnt eine Zeremonie bei der alle anwesenden Mönche zur Stupe pilgern
und dort beten.
08.00 Uhr Heizung einschalten, 10 Minuten warten
und dann Frühstück machen. Aber heute nicht. Unsere Webasto-Heizung
im Amigo geht auf Störung, Fehlercode F04 = defekter Flammsensor. Auch
nach einem Reset lässt sie sich nicht mehr einschalten. Oje, das trifft
sich gar nicht gut, gerade jetzt wo es fast jeden Tag schneit und wirklich
kalt ist. Hier in der Mongolei gibt es keine passenden Webastoteile und auch
das Schicken aus Deutschland wäre etwas kompliziert und dauert mind.
14 Tage. Bis dieses Teil hier eintrifft, ist wahrscheinlich schon der Frühling
ins Land gezogen. Einen herzlichen Dank an Frank, der schon einige Jahre in
UB wohnt und uns seine Postadresse zur Verfügung gestellt hätte.
Hier seine interessante Homepage: Mongoleiverliebt
Aber ganz ohne Heizung geht es auch nicht. Wir überlegen, was wir denn
machen könnten. Wolfi findet Ziegelsteine mit Löchern drinnen neben
der Piste. Diese machen wir sauber und stellen sie auf den Gasofen, es geht
zwar nicht so schnell wie mit der Webasto, aber der Innenraum wird auf 23°C
gebracht und der Frühstückskoch muss nicht frieren. Den Rest macht
der 50%ige Reisschnaps aus China, der soll uns von Innen wärmen, aber
erst abends!!
Doch Lösung ist das auch keine, sollen wir nun jeden Tag ein paar Flaschen Vodka trinken? Der Chinggis Gold wäre auch wirklich sehr gut!! Nix da, am nächsten Tag suchen wir am Markt nach einem elektrischen Heizstrahler. In einem Krämerladen werden wir fündig und finden einen 2000 Watt Strahler, der auch eine 1000 Watt Stufe hat, welches unser Strombudget zulässt.
Wir sind unterwegs zu den heißen Quellen.
Unser Reiseführer enthält leider die falschen Koordinaten. Nur wenige
Straßen in der Mongolei sind asphaltiert, die meisten sind Pisten. Eigentlich
kann man fahren, wie und wo man will. Hügel rauf, über den Fluß
drüber, im nächsten Tal wieder raus. Unglaublich! Das Offroad- und
Campingparadies schlechthin. Endlich kann Amigo mal zeigen, was in ihm steckt.
Es gibt keine Verkehrszeichen und nur wenige bis gar keine Richtungsschilder.
Auch die Straßenkarten stimmen nicht. So kann man sich nur auf die Koordinaten
verlassen. Doch zu unserem Pech ist unser Toughbook, welches wir in China
reparieren lassen haben, nicht mehr vertrauenswürdig. Also ist ein App
auf dem Smartphone die verlässlichste Lösung. Doch wenn die Koordinaten
falsch sind, kann selbst das Smartphone nichts dafür. So versäumen
wir die Abzweigung und fahren im falschen Tal bis ins große NIX. Irgendwann
ist dann nur noch schwarzer Matsch, Luftdruck runter auf 4 bar und mal schauen
gehen, wie die nächsten paar hundert Meter so aussehen. Es wird wieder
besser und wir wollen gerade weiterfahren, als wir ein Motorrad mit 2 Mongolen
darauf entdecken. Sie kommen genau auf uns zu und nach etwas längerem
ausdolmetschen wissen wir, dass wir umkehren müssen. Dafür finden
wir einen wunderschönen Übernachtungsplatz am mäandernden Fluß
bei einem Lärchenwald.
In Tsetserleg suchen wir wieder eine Werkstatt
auf, zumindestens einen Reifentandler. Die Fahrerhauslagerung ist wieder auf
dem selben Stand wie vor UB, d.h. Wolfi hat die ganze Schinderei mit der Lagerung
in UB umsonst gemacht... Bei einer Tankstelle werden wir fündig und besorgen
Föderbandgummi, der ins richtige Format geschnitten, zu einem Stoss geklebt,
durchbohrt und unter den Anschlagspuffer der Fahrerhauslagerung geschraubt
wird. Nun kann das FH nicht mehr so tief einfedern und die nervige Knarzerei
ist zu Ende.
Anschließend besuchen wir das Guesthouse Fairfield, dessen Besitzer
Murry ein Australier ist. Vor dem guten Abendessen versorgt er uns noch mit
Infos über unsere geplante Route, die wir gut gebrauchen können.
Mongolische Städte gewinnen absolut keinen Schönheitspreis. Die
meisten Gebäude sind zusammen geschustert mit Materialen, die gerade
verfügbar waren. Bleche, Planen, Lkw-Fahrerhäuser, Armee Aufbauten
für Lkws, Eisenbahnwaggons, ausrangierte Container - alles was man so
findet, wird für den Hausbau verwendet. Doch die Mehrheit der Mongolen
ziehen ihre Ger einem Ziegel- oder Holzhaus vor. So sieht man sehr oft in
Städten ein eingezäuntes Grundstück auf dem ein kleines Haus
und am anderem Eck eine Ger steht. Ob das eine nun ein Sommerhaus und das
andere ein Winterhaus ist, bezweifeln wir zwar, doch bis jetzt haben wir den
Grund noch nicht rausgefunden.
Die meisten Haushalte haben kein fließend Wasser. Dafür sind Wasserhäuser
da. Die Menschen gehen mit ihrem Eimer und Kanister dorthin, um ihren Wasservorrat
zu füllen. Man muss für das kostbare Gut bezahlen, doch nur sehr
wenig, sodass es sich jeder leisten kann. Auch wir fahren zum Wasser tanken
an solche Wasserhäuser. Oft ist der Druck nur sehr schwach und es kann
sich dann schon eine etwas längere Warteschlange bilden, bis unser 300l
Tank voll ist.
Wir kaufen Lebensmittel für die nächsten Tage ein und freuen uns, wieder im Niergendwo unterwegs zu sein. Die Mongolei ist das am dünnsten besiedelte Land der Welt. Weit und breit kaum Menschen in Sicht. Schafe, Ziegen, Pferde und Kühe, die alle am Grasen sind. Hin und wieder sieht man Hirten auf ihren Pferden oder auf dem Moped, die ihre Herden kontrollieren. Vereinzelt sieht man an den Berghängen eine Ger und daneben die Ställe der Tiere.
Seit ein paar Tagen ist der Frühling eingekehrt,
die Sonne scheint schön warm vom Himmel. Genau recht für den Terkhiyn
Tsagaan See. Eine holprige Piste führt auf einen Hügel zu, auf der
anderen Seite sollte der See liegen. Tatsächlich, am Hügelkamm können
wir bereits den ersten Blick auf den See erhaschen. Nur entlang vom Ufer sieht
man Wasser, der Rest ist noch von einer Eisdecke bedeckt. Wir suchen uns ein
Platzerl in der ersten Bucht und parken den Amigo erstmal. Die ganze Nacht
geht der Wind und er bringt uns dunkle Wolken. So schlimm ist es nicht, nach
dem Frühstück schaut es schon freundlicher aus und wir marschieren
los. Am Heimweg erwischt uns ein kurzer Schauer, aber als wir dann beim Amigo
sind, scheint schon wieder die Sonne und sorgt für angenehmen Temperaturen.
Der Wind, der leider sehr stark bläst, hat die Eisdecke quer über
den See "zerschnitten" und drückt den einen Teil an das Ufer,
wo er einige Meter weit an Land gedrückt wird. Seit gestern ist mächtig
viel Eis geschmolzen, wie wir bemerken, als wir zu einem der Gipfel hochlaufen.
Die ersten Frühlingsblumen sind am Erwachen. Die Enten schnattern und
wir beobachten die Haubentaucher, die ziemlich lange unter Wasser bleiben
können. Sogar Möwen gibt es hier. Die Tage sind herrlich lang, erst
nach 22.00 Uhr geht die Sonne unter. Bis es dann ganz finster ist, vergeht
fast nochmals eine dreiviertel Stunde.
Als wir am nächsten Morgen munter werden, ist alles schneebedeckt. Warme 25°C hatten wir gestern schon und nun sind wir wieder im Winter gelandet. Das Land der Extreme. 27° Grad Unterschied in nur 12 Stunden. Als wir dann Mittags losfahren, hat die Sonne schon den meisten Schnee wegschmelzen lassen, nur an den Hügelketten kann man den Schnee noch sehen.
Nicht weit entfernt befindet sich der Khorgo Vulkan. Es windet sich ein Weg hinauf zum Krater. Vor ca. 7.000 Jahren sollen aus diesem Krater Lava, Asche und Gesteinsbrocken befördert worden sein. Nicht weit entfernt ist auch noch ein zweiter Vulkankegel zu sehen, aus ihnen kam die ganze Lava, die nun eine riesige Fläche bedeckt und auch zum Entstehen des Tsagaan Nuur geführt hat. Kilometerweit im Umkreis sind die Wiesen mit Lavasteinen übersäat, war zu dieser Zeit sicher etwas ungemütlich hier.
Wir wollen in den Norden zum Kuvsghul See - man
nennt ihn auch "die Perle der Mongolei". Es sollte der schönste
See im Lande sein, der kleine Bruder vom Baikal See. Da wir ja auf den Baikal
verzichten müssen, wollen wir uns diesen ansehen. Gut vorbereitet mit
den GPS-Koordinaten vom Guesthouse kann die Fahrt beginnen. Querfeldein immer
den Spuren nach. Doch das ist oft nicht so einfach, weil mehrere Spuren nebeneinander
verlaufen und sich andauernd teilen. Die alte Spur ist oft so ausgefahren
mit großen Löchern und megaholprig, dass eine neue gemacht wird.
Hinzu kommt auch noch die Witterung. Bei trockenen Wetter gehen die Spuren
meist im Tal entlang, während bei Regen die Spuren meist am Hang entlanggehen,
je nach Bodenbeschaffenheit wird es am Talboden dann schnell richtig ungemütlich.
So ergeht es einem Lkw, der eine Abkürzung zu einem Dorf nehmen wollte,
die nur Zeitersparnis bringt, wenn es auch trocken ist. Wir queren gerade
einen etwas tieferen Fluß, als ein Auto auf uns zugefahren kommt und
der Fahrer uns um Hilfe bittet. Schnell sind wir dann beim Lkw, an dem schon
ein Bergegurt hängt, nur noch am Amigo festmachen und rückwärts
rausziehen. Ein Grinser geht über die Gesichter der Mongolen, sie warem
schon einige Zeit mit Bergeversuchen beschäftigt gewesen. Der Himmel
zieht nun immer mehr zu bis dann am späteren Nachmittag dicke Flocken
vom Himmel fallen. Wir parken uns ein und warten erstmal den Morgen ab. Zum
Glück haben wir die neue Heizung, denn es wird ziemlich kalt.
Am nächsten Tag werden wir in einer Schneeladschaft munter. Weiß
in weiß. Bei dem Wetter brauchen wir nicht zu früh losfahren, denn
man sieht fast nichts. Im Laufe des Vormittages verschwindet der Schnee wie
von Zauberhand, obwohl der Himmel bewölkt ist. So geht es über mehrere
kleine Berge hinauf in die nächsten Täler und wir sind wieder mitten
im Winter gelandet. Schon leichte Hangpassagen können wir nur noch ganz
langsam fahren, denn der Hinterteil vom Amigo rutscht regelmäßig
weg... und Wolfi ist immer wieder am Gegenlenken. Wir sehen einige Kleintransporter
der Nomaden, die es nicht über die Hügel schaffen, weil die Hecktriebler
keine Ladung an Bord haben. So warten sie auf besseres Wetter oder fahren
zurück zur Ger.
Auf einem Pass ist die Sicht dann sehr schlecht, Nebel ist aufgezogen und
auch die Spuren sind fast nicht auszumachen, was die Fahrt wirklich interessant
macht. Wolfi schlüpft in seine neuen Bergschuhe und stiefelt los. Wenn
wir die falsche Spur nehmen, dann enden wir vielleicht in einem sehr schrägen
Hang, bei dem weichen Boden - Nein danke! Zweimal wird so, die vor uns liegende
Piste erkundet, bis endlich der Nebel lichter wird. Tagsüber wird es
wärmer und es taut der Schnee weg, was die vielen Flußdurchquerungen
nicht leichter, aber dafür mulmiger machen. Die dunkle Erde unter der
dünnen Grasnabe ist rutschig und schmierig und so schlittern wir dahin.
Zum Glück liegen die Schneeketten gut verstaut in unserem Container in
Österreich, auf die haben wir nämlich komplett vergessen!! Als wir
wieder einen etwas feuchten Hügel erklimmen, staunen wir nicht schlecht,
als wir am Ende des wunderschönen Tales eine Landschaft entdecken, die
an Afrika erinnert. Kurze Zeit später fahren wir nicht mehr im Matsch,
sondern auf Sand. Die Gegend am Selenge Fluß ist wunderschön und
hier schlagen wir unser Nachtlager auf.
Tags drauf sind wir in Murun, dem Ausgangspunkt
der Piste zum Khuvsgul Nuur. Je weiter wir in den Norden kommen, desto mehr
Schnee liegt auch noch auf der Straße. Dem Tourismus sei Dank... mittlerweile
führt eine asphaltierte Straße an den See. 2 Tage und 2 Nächte
hat es hier oben geschneit, davor war es bereits grün und die Einheimischen
haben sich schon gefreut, die Saison starten zu können. Juni, Juli und
August sind die 3 Monate, in denen sie vom Tourismus leben, hauptsächlich
mongolische Touristen, die sehr stolz auf ihren Khuvsgul Nuur sind.
Überall am See wird gearbeitet, die Ferienwohnungen werden renoviert
und neue Hütten geschaffen, trotz des Schnees. Leider sind die Pisten
die den See entlang nach Norden führen, kaum zu erkennen, 30cm Schnee
und Schmelzwasser verwandeln die Piste in eine schlammige Angelegenheit. Also
lassen wir das lieber sein und stellen uns nördlich von Kathgal an den
Straßenrand mit Seeblick. So können wir die Größe des
Sees, der 135km lang und 40km breit ist, eben nur erahnen. Nur vor uns am
Ufer ist die Eisdecke schon etwas angeschmolzen, der restliche See ist vom
Schnee auf dem Eis in ein einziges weißes Leintuch gehüllt. Im
Winter wird das Eis etwa 1 m dick und wurde früher von Lkws befahren,
die Öl aus Russland transportierten, nachdem etliche Lkws versunken sind,
wurde es zum Glück verboten.
Der Khuvsgul ist einer der größten Trinkwasserspeicher unserer
Erde. Drei Viertel des Jahres herrscht Väterchen Frost in dieser Region
und schwingt bei minus 50°C unerbittlich sein Zepter. Am nächsten
Tag scheint die Sonne an einem strahlend blauen Himmel. Wenn wir schon nicht
mit dem Fahrzeug entlang des Sees fahren können, dann gehen wir eben
zu Fuß. Vorbei an einigen nett errichteten Camps geht es nördwärts.
Wir versinken zum Teil fast bis zu den Knien im Schnee und so mühen wir
uns am Westufer entlang. Im Wald finden wir einen toten Wolf und wie es der
Zufall so will, hören wir ca. einen Kilometer später ein Heulen,
dann noch eines und noch eines. Im Wald am Hügelkamm ca. 1km vor uns
muss ein ganzes Rudel sein. Es wird wohl besser sein, dass wir kehrtmachen
und wieder zurück in Richtung Dorf marschieren. Apollo ist recht unbeindruckt,
aber ziemlich ruhig... Um den toten Wolf macht er einen großen Bogen
drum herum.
Leider macht uns das Wetter einen Strich durch
die Rechnung. Denn eigentlich wollten wir zur Verenas Geburtstag noch weiter
im Norden sein - im Darkhad Becken. Dort lebt das Volk der Tsaatan, die Hüter
der Rentiere. Das Risiko auf der 200km langen Pisten in den Norden stecken
zu bleiben, ist sehr groß. Der Boden ist im Moment einfach zu weich.
Sollen wir es wagen?