LAOS - SÜDEN
Voller Hoffnung, dennoch mit mulmigen
Gefühl reisen wir in Laos ein, denn in Vientiane am Flughafen sollten wir
unsere neuen Lithium-Batterien in Empfang nehmen. Ob alles gut geht? Zum Glück
ist eine der Starterbatterien am Tag des Grenzübertritts gestorben. Das
ist ja ein timing, nun können wir die 1 Jahr alten Bordbatterien als Starterbatterien
verwenden.
Aber dann bekommen wir aus China ein Email, dass die Kommunikation zwischen
dem Erzeuger und dem Großkunden nicht funktioniert hat. Es wurde noch
kein Geld weitergeleitet, obwohl wir schon vor einem Monat bezahlt haben. Außerdem
werden erst die chemischen Elemente für die Zellen neu gemischt und anschließend
geprüft. Frühestens in 12 Tagen ist eine Abholung möglich. Früher
wäre Wolfis Sicherheitsventil kurz vor dem Ablassen gewesen, aber mittlerweile
ist er doch etwas ruhiger geworden :-)
Wir entscheiden, dass die Zellen nach Phnom Phen/Cambodia geliefert werden sollen,
denn solange wollen wir in Vientiane nicht warten. Wir haben nur 1 Monat Visum
und wollen schließlich was vom Land sehen. Ein Lkw-Händler schenkt
uns eine gebrauchte Batterie, die wir gut gebrauchen können. Hoffentlich
hält sie 4 Wochen durch! Eine neue Batterie zu der 5 Jahre alten zu montieren
wollen wir nicht, denn die könnten wir dann in Cambodia entsorgen.
Wir spazieren am Ufer des Mekongs entlang und genießen den Sonnenuntergang, radeln etwas durch die Stadt, laden unsere Sim-Karte fürs Internet auf, kaufen Obst, Gemüse und Baguettes ein. Noch auf einen Sprung zu unserer sensationellen Pate-Verkäuferin, dann verlassen wir die Hauptstadt.
Kaum biegen wir von der relativ uninteressanten
Nord-Süd-Hauptverbindung ab, wird die Landschaft schöner.
Wir sind unterwegs zur Konglor Höhle. Die Straße wurde erst vor ein
paar Jahren asphaltiert und schlängelt sich zwischen zwei hohen Felsketten
durch, bis man vor einem Kalksteinfelsen ansteht. Es ist eine Sackgasse mit
einem netten, kleinen Dorf.
Die Regensaison ist vorbei und die Menschen sind mit der Ernte des Reises beschäftigt.
Der muss geschnitten, gebündelt und getrocknet werden, bevor er gedroschen
wird. Zum Sonnenaufgang sind die Menschen schon auf den Feldern. Morgens, wenn
es schön kühl ist, wird am Feld gearbeitet. Es wird jede Hand gebraucht
und so müssen auch die Kinder mithelfen. Die Schule fängt aus diesem
Grunde erst später an. Denn über Mittag, wo die Sonne ihre ganze Kraft
entfaltet, wird ein Schläfchen gemacht und erst wieder am Spätnachmittag
weitergearbeitet. Sie passen sich dem Wetters an.
Wir finden ein tolles Plätzchen am Dorfrand und bekommen so einen Eindruck vom Dorfleben. Schon die ganz jungen Burschen fahren mit den Traktoren. Die Frauen sind am Fluß mit dem Fischen beschäftigt. Mit chinesischen Fischernetzen hoffen sie auf guten Fang. Die Häuser haben keinen Wasseranschluss. In der Mitte des Dorfes ist ein Brunnen und es ist die Aufgabe der Mädchen, die vollgefüllten Eimer nach Hause zu tragen. Überall sieht man Kinder spielen. Schweine, Hunde, Kühe, Katzen und Hennen laufen im Dorf frei herum. Am Spätnachmittag wird es am Ufer des Flusses hektisch, denn dann kommen die Dorfbewohner zur Körperpflege.
Hier treffen wir die Igels wieder, das deutsche Radlerpärchen mit ihren beiden Hunden zufällig im Dorf. Kennengelernt haben wir sie im Frühjahr in Thailand, als sie bei uns vorbeigeradelt sind und einen Kaffee-Stop eingelegt haben. Gemeinsam schauen wir auf der Terrasse ihres netten Guesthouses bei einem Bier-Lao der Sonne zu, wie sie hinter dem Karststeinfelsen verschwindet.
Die eigentliche Attraktion ist die Konglor Höhle. Der Fluss verschwindet in dem ca. 500m hohen Berg und hat sich einen 7km langen Tunnel durchgefräst. Wir mieten ein kleines Motorboot und werden durch den Tunnel gefahren. Die einfache Fahrt dauert mehr als eine knappe Stunde. Es ist stockfinster und bei uns kommt ein ehrfürchtiges Staunen auf. Einzig unsere Stirnlampen geben etwas Licht ab. An manchen Stellen ist der Tunnel so hoch wie eine Kathedrale und an manchen Stellen so niedrig, dass man die Decke fast mit den Händen berühren kann. Die Fahrt ist teilweise ganz schön rasant, besonders wenn wir in den vielen Kurven die Gesteinsbrocken, umfahren müssen. Doch wir haben ein gutes Gefühl mit unserem Bootsführer. Auf der anderen Seite können wir uns etwas die Füße vertreten, bevor es wieder durch die Finternis retour zum Dorf geht. Ein tolles Erlebnis in einem gewaltigen Naturwunder.
In punkto Straßen hat sich
in Laos in den letzten Jahren sehr viel getan. Im Norden sind die Chinesen und
im Süden bauen die Vietnamesen die Straßen. Laos ist arm, sie können
den Straßenbau nicht mit Geld bezahlen, dafür aber im Austausch gegen
Naturalien, hauptsächlich Holz. 8achsige Lkws (mit Anhänger) voll
beladen mit Holzstämmen, schon quaderförmig geschnitten, damit kein
Platz auf der Ladefläche verschwendet wird, rollen gen Osten Richtung Vietnam.
Abseits der Hauptrouten sind die Straßen noch nicht asphaltiert, einfache
rote Lehmpisten, die in der Regenzeit ziemlich weich und schlammig sind.
2010 wurde ein großes Areal
in der Provinz Khammouane geflutet, wo ganze Straßenabschnitte verschwunden
sind und neue gebaut wurden - der Staudamm Nam Theun2 wurde eröffnet. Dieser
Staudamm war ein stark umstrittenes Megaprojekt, welches 10 Jahre in Planung
war.
Die neue Strasse führt auf Dämmen über den See. Der Stausee wirkt
sehr gespenstisch mit den vielen toten Bäumen, die aus dem Wasser ragen.
Warum sie die eigentlich nicht vorher abgeholzt haben?
Wir halten im Dorf am Ufer des Sees. Der Fischer kommt gerade retour und wir
haben Gelegenheit frischen Fisch zu kaufen und nebenbei gleich die Riesenwelse
zu bewundern. Wolfi ist nun beschäftigt mit Fisch putzen und Holz sammeln,
um dann ein Grillfeuer zu entfachen. Es gibt Fisch in Salzkruste mit selbstgebackenen
Semmeln und Salzstangerl.
Wolfi hat Zahnweh. Er hat vor ein
paar Tagen auf etwas hartes gebissen und genau den Zahn erwischt, mit dem er
knapp an einer Wurzelbehandlung vorbei ging. Die Ironie des Schicksals, wenn
man es so nennen will. Wir wollten eigentlich einen Zahnarztbesuch in Laos und
Kambodscha vermeiden und prompt brauchen wir einen...
Die Stadt Savannakhet ist nicht mehr weit entfernt.
Sie war ein bedeutendes Handels- und Verwaltungszentrum, als noch die Franzosen
im Land waren. Also werden wir dort doch einen Zahnarzt finden, dem wir ein
wenig Vertrauen schenken können?
In der Stadt angekommen, parken wir
uns an den Mekong und machen uns gleich auf den Weg. Es dauert auch nicht lange,
bis wir fündig werden. Die Verständigung ist recht schwierig. Nach
dem Röntgen direkt im Behandlungsstuhl, der Röntgenapparat ist so
groß wie eine Kamera welche mit einem Notebook verbunden ist, stellt sich
heraus, dass bei Wolfis Zahn eine Wurzelbehandlung nötig ist. Der Arzt
fischt sein Handy aus der Tasche und ruft den Besitzer der Zahnarztpraxis an,
der ein wenig Englisch spricht. Am Telefon bespricht der Besitzer mit Wolfi
das Vorgehen und gibt den Preis durch.
"Spritze?" Ja natürlich, gibt Wolfi zur Antwort. Eine Wurzelbehandlung
ohne Betäubung? Das müssen zähe Menschen sein, die Laoten. Spritzen
kann er nicht besonders gut, denn in der 2,5stündigen Behandlung, muss
er 2x nachspritzen, da Wolfi während der Behandlung deutlich Schmerzen
verspürt. Er war ja in seinem Leben schon öfter beim Zahnarzt, aber
so weh hat es noch nie getan....
Die zahnärztlichen Geräte sind sauber, während die Sauberkeit
der Ausstattung etwas zu Wünschen übrig lässt. Der Vorgänger
muss etwas geblutet haben, denn man kann noch Blut- und Spuckspuren an der Konsole
erkennen. Privatspähre gibt es keine, denn die Behandlungsstühle reihen
sich aneinander. Wartezimmer und Behandlungszimmer sind eins. Die Türe
geht ständig auf und die wartenden Patienten schnattern, als ob sie beim
Friseur oder im Cafe wären.
Wolfi bekommt eine provisorische Füllung rein, denn am nächsten Tag
muss er nochmals kommen, dann wird die Behandlung fertig sein. Heute gibt es
keine Spritze mehr, nur einmal zuckt er kurz, der Nerv ist bereits so gut wie
tot. Noch eine neue Füllung rein und nach insgesamt 5 Stunden auf diesem
Sesselfreut sich Wolfi, dass er es hinter sich gebracht hat. Auch 2 Wochen später
ist die Füllung noch intakt, hat er doch gut gemacht, der junge Dentist.
In Savannakhet gibt es noch einige wenige französische Kolonialbauten, an denen der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlässt. Manche stehen leer und verfallen langsam, während in anderen Häusern Lokale eröffnet wurden. Am Wochenende kommen viele thailändische Touristen zum Bier-Lao trinken. Es schmeckt viel besser, als das thailändische und ist obendrein um die Hälfte günstiger. Thailand ist nur einen Katzensprung über die Mekong-Brücke entfernt.
Bevor wir die Stadt verlassen, besuchen
wir den lokalen Markt und decken uns mit Lebensmittel ein. Für den Fleischmarkt
braucht man schon einen guten Magen und es ist auch von Vorteil, wenn man die
Luft länger anhalten kann und mit großen Schritten den Platz überquert.
Sämtliche Säfte die so aus dem Fleisch, vom Huhn und vom Fisch tropfen
können, sammeln sich auf dem Erdboden und das natürlich die ganze
Woche lang. Angeblich sollt das getrocknete, leicht süßliche Rindfleisch
hervorragend schmecken, aber uns ist der Appetit auf Fleisch vergangen.
Am Land ist die Auswahl an Lebensmitteln sehr begrenzt.
Das Bolaven-Plateau ist bekannt für
das kühle Klima, schöne Wasserfälle und seine Kaffeeplantagen.
Die Seehöhe beträgt rund 1000m und wie der Name schon sagt, handelt
es sich um ein Plateau, an dessen Rand einige Wasserfälle runter rauschen.
Wir sind beim Tad (= Wasserfall) Lo. Die Kinder vom Dorf sind sehr neugierig
auf die Falang im großen Truck. Wolfi repariert seinen Rasierer und jeder
Arbeitsgang wird genauestens unter die Lupe genommen. Auch beim Abschmieren
von Amigo liegen die Kinder mit dem Wolfi unter dem Lastwagen und schauen fasziniert
zu. Jeden Tag nach der Schule kommen sie uns besuchen.
Wir wandern den Fluß entlang zu einem Katu-Dorf. Unterwegs können wir den Menschen bei der landwirtschaftlichen Arbeit zusehen. Die Gemüsebeete werden mit dem Stroh (das nach dem Reis dreschen übrig bleibt) gedüngt, dazu wird es auf die Beete gelegt und angezündet, die Asche ist dann der Dünger. Auch die Jungs helfen bei den alltäglichen Arbeiten mit. Hier wird Knoblauch gepflanzt. Egal was die Menschen tun, sie scheinen Kettenraucher zu sein. Bei jeder Arbeit haben sie einen selbstgedrehten Wuzel im Mund.
Als wir das Katu-Dorf erreichen,
ziehen bereits dunkle Wolken auf. Die Holzhäuser sind strohgedeckt und
im Kreis, um die große Dorfwiese, angeordnet. Der Stoffverkäufer
ist heute hier und breitet seine Waren auf dem Boden aus, umringt von den Frauen
des Dorfes. Die Katu pflegen den Brauch, dass sie bereits lange vor dem zu erwartenden
Todesfall hölzerne Särge schnitzen und zwar für alle Haushaltsmitglieder
und diese bewahren sie neben ihren Häusern oder unter dem Reisspeichern
auf, bis sie gebraucht werden. Leider haben wir zu wenig Zeit, um uns umzusehen,
denn der Regen kommt heran.
Auf dem Dorfplatz sind gerade Unmengen von Chilis zum Trocknen ausgelegt. Als
die ersten Regentropfen fallen, sind alle damit beschäftigt, die großen
Planen, auf denen die Chilis liegen, ins Trockene zu bringen. Auch wir machen
uns auf den Weg zurück zum Amigo, denn wir haben nicht daran gedacht, die
Fenster zu schließen. Zurück beim Amigo ist alles trocken, keine
Spur von Regen, hat wohl nur einen Streifen Land nass gemacht
Wir treffen Vicky, eine Amerikanerin, die 15 Jahre lang in Seefeld/Tirol als Langlauflehrerin gearbeitet hat und perfektes Deutsch spricht. Eigentlich ist sie auf dem Sprung zum Bus, ihr Rucksack ist bereits gepackt, das Zimmer bezahlt. Da wir uns auf Anhieb symphatisch finden, entschließt sie spontan noch eine Nacht zu verlängern. Wir verbringen gemeinsam einen netten Nachmittag am Fluß und beim Wasserfall.
Am Abend gehen wir zum Homestay-Essen,
d.h. es gibt verschiedene Hausmannskost und man isst gemeinsam mit der Familie
am Tisch. Man bezahlt einen Einheitspreis und kann so viel essen wie man will.
Da sich aber an diesem Abend einige Touristen mehr zum Essen angemeldet haben,
weichen einige Familienmitglieder auf andere Tische aus oder machen es sich
auf einer Matte am Boden bequem. Das Essen schmeckt sehr gut und von Fischsuppe,
Currys, Fischlaab bis zu Aal ist alles da.
Bevor man in Laos ein Haus betritt, zieht man seine Schuhe aus. Jeder läuft
barfuß herum. Blöd ist nur, wenn man zur Toilette muss. Denn die
sanitären Anlagen entsprechen so gar nicht unseren Vorstellungen, schon
mit Schuhen eine Herausforderung, aber ohne Schuhe..........no way! Lieber so
lange aushalten, bis die Blase fast platzt. In Tempelanlagen, die man natürlich
auch ohne Schuhe betritt, gibt es vor dem Klohäuschen eigens Kloschlappen,
in die man schlüpfen kann. Der Fußpilz lässt grüßen.
Das Shinouk Kaffee Resort ist eine
wunderschöne Hotelanlage mit viel Grün rundherum, vielen Blumen und
Sträuchern, direkt an einem kleinen Fluss gelegen. Jedoch wollen deren
Besitzer 20,- US Dollar nur für das Parken. Ein einfaches Zimmer im Dorf
bekommt man schon für 1,- €. Die Relation passt hier nicht richtig
und so fahren wir weiter. Kurz darauf finden
wir einen Platz im Grünen und direkt hinter uns beginnen die Kaffeeplantagen.
Die Franzosen haben Anfang des 20 Jh. mit dem Kaffeepflanzen begonnen. 2004
wurde eine Coffee Farmer Cooperative gegründet, ein Zusammenschluss von
500 Bauern aus verschiedenen Dörfern und Volksstämmen. Sie wurden
in modernen Anbaumethoden unterrichtet, um die Qualität der Kaffeebohnen
zu maximieren. Mit dem Fair-Trade Zertifikat wird den Bauern ca. 5,-€ pro
Kilogramm, anstatt wie früher 50 Cent, garantiert.
Es sind keine riesigen Kaffeeplantagen, sondern viele kleine Felder und viele
Bauern haben auch nur einige Kaffeebüsche in ihrem Garten.
Der Tad Fane ist ein Zwillingswasserfall, der aus 120 m Höhe runterstürzt. Es regnet nun wieder jeden Tag, aber es scheint hier am Bolavan-Plateau feuchter zu sein, als im Rest des Landes. Nach dem Regen dampft es gewaltig. Leider gibt es nur wenige Wanderwege und die sind zur Zeit ziemlich rutschig. Der nasse Lehmboden zieht einen regelrecht die Füße unterm Hintern weg. Da es noch dazu sehr steil ist, verzichten wir darauf und begnügen uns mit dem Anblick auf den Wasserfall.
Am Aussichtspunkt arbeitet schon seit 8 Jahren ein Holländer namens Koffie und betreibt dort einen Coffee-Shop. Er verkauft natürlich den Arabica-Kaffee vom Bolavan-Platau. Der Kaffee ist köstlich. Er hat einen 6jährigen Sohn mit einer Laotin und erzählt uns unter anderem, dass er kürzlich mit seinem Sohnemann einen Ausflug zu den 4000 Inseln unternahm, wo auch andere Expats leben. Er wollte seinen Sohn zeigen, dass man mit Tieren, vor allem Haustieren, einen anderen Umgang pflegen kann, als es die Laoten tun. Man kann schmusen und nett sein zu einem Hund oder einer Katze, man kann ihnen auch was beibringen und sich anschließend daran erfreuen, wenn der Hund Pfote gibt oder anderes. Nicht nur füttern mit dem Hintergedanken, dass man das Tier verspeisen wird. Denn das ist meist der einzige Grund, warum die Laoten Hunde als Haustiere halten. Tiere sind Fleischlieferanten.
Nachts ist es kaaalt und am Morgen haben wir Probleme den Amigo zu starten. Nun ist die geschenkte Starterbatterie kaputt. Normalerweise geben wir uns Starthilfe mit den Bordbatterien. Bumm geht auch nicht!! Die Sonne hat sich an diesm Vormittag noch nicht blicken lassen, so können wir nicht mal über die Solarmodule die Starterbatterien laden. Achja, wir haben ja noch einen Generator mit, vor 2 Jahren von Marja & Paul erworben die diesen rund um Afrika gefahren haben. Auf 1.300m will er nicht recht starten und es dauert ein wenig, bis er in die Gänge kommt. Aber auch mit den besser geladenen Bordbatterien geht nix. Was ist hier los? Die Sicherung hat es gezogen denn die geschenkte Batterie ist zusammengefallen und zieht soviel Saft, dass es die Sicherung nicht überlebt hat. Mit 2 stündiger Verspätung verlassen wir unser Camp in den Bergen, zum Glück haben wir heute keinen Termin ;-)
Als wir Pakxe erreichen, machen wir uns zuerst auf die Suche nach einer neuen Batterie. Laos hat so gut wie keine Industrie, alles wird aus Thailand eingeführt und die Grenze ist zum Glück nur wenige Kilometer entfernt. Wir werden fündig und kaufen eine 120Ah Batterie, made in Thailand. Sie ist zwar etwas klein neben unserer alten 180Ah, aber da die eben schon so alt ist, wird es wohl bis zur Ankunft der Lithium-Batterien funktionieren. In Pakse ist deutlich mehr los, als in Savannahket. Die Pick-ups und Lkws sind bis oben vollgefüllt mit allerlei Waren aus dem Nachbarland. Lebensmittel, Baumaterial, Bekleidung, Auto-Ersatzteile, Medikamente..............einfach alles wird aus Thailand angeliefert. Im Batterie-Geschäft erzählt uns die Verkäuferin, dass sie 1x die Woche nach Thailand fährt, um dort in den Supermärkten einzukaufen und zum Zahnarzt zu gehen, denn sie trägt eine Zahnspange, auch aus Thailand. "Es ist alles besser und hygienischer und obendrein sogar noch billiger als hier" erzählt sie uns.
Auch Pakxe war einst ein Verwaltungsposten der Franzosen. Einige französische Häuser, chinesische Tempel, teure, verschnörkelte Prunkbauten neben einfach zusammengezimmerten Bruchbuden - hier findet man alles.
Wir haben das Gefühl, dass am Talat Dao Heuang (Markt) 24 Stunden lang
Betrieb herrscht. Am großen Platz breiten vormittags die Frauen ihre Planen
aus, auf denen sie ihr Obst und Gemüse anbieten. Es ist ein Gedränge
und Geschiebe durch die engen Gassen. Die Sonne knallt runter, es hat ca. 35°C
im Schatten, obwohl es nun Winter ist. Rund um den Platz sammeln sich die Sawngthaew,
das sind umgebaute kleine Lieferwägen mit Holzbänken auf beiden Seiten.
Jedes wartet so lange, bis der letzte Platz gefüllt ist und auch am Dach
kein Platz mehr ist, um Gepäck zu verzurren. Diese Sammeltaxis fahren oft
zu recht weit entlegenen Dörfern.
Am Abend ist am gleichen Platz Abendmarkt, d.h. andere Verkäufer sind an
der Reihe, die ihre Verkäufsläden am selben Platz errichten, wo die
morgendlichen Verkäufer ihren hatten. Es gibt die gleichen Produkte, vielleicht
ist der Fleischkauf nun etwas hygienischer, da es nur noch ca. 28°C hat.
Der Platz ist ziemlich schlecht beleuchtet. Wir wollen den Verkäufern ja
nichts unterstellen, jedoch ist die Chance, dass man nicht mehr so ganz frische
Lebensmittel bekommt, etwas höher, als bei Tageslicht. Lange bleiben wir
nicht, denn man weiß nie, wo man seine Füße hinsetzt. Man spürt
nur, dass es wieder mal bis auf die Waden sprizt. Ob es nun Blut, Fischwasser
oder sonst was ist - keine Ahnung!
Hier im Süden fragen die Leute uns nicht mehr nach der Hunderasse und Namen, sondern wie schwer Apollo ist. Wir werden uns doch nicht Sorgen machen müssen, so wie sie ihn dabei ansehen? Wahrscheinlich rechnen sie schon im Kopf nach für wie lange der Apollo 2 Familien sättigt? Aber sie haben doch Respekt vor seiner Größe und so darf er weiterhin frei rumlaufen.
Bis zum Wat Phou Champasak sind es nur 40 km und dorthin sind wir nun unterwegs.
Die Ruinen dieses alten Khmer-Heiligtums liegen an den Ausläufern eines
1400m hohen Berges. Es ist erwiesen, dass der Tempelkomplex bereits im 5. Jhd.
verehrt wurde. Über Jahrhunderte wurde gebaut, umgestaltet und ergänzt.
Die wenigen Tempel, die heute noch zu sehen sind, waren ein Teil des Angkor
Reiches.
Wir parken am großen Parkplatz, der zum Tempelkomplex gehört und verlegen unseren Besuch auf den nächsten Morgen, denn die Sonne kann es heute wieder. Es herrscht ziemlich viel Betrieb, Touristen kommen mit Minibussen aus Pakse angereist. Da wir ja den Vorteil haben, dass der Amigo auch mit dabei ist, wollen wir den Wat Phou frühmorgens besuchen, wo es noch sehr ruhig ist, das richtige Licht zum Fotografieren sein soll und es auch noch etwas kühler ist. Verena hat sich erkundigt, ab 8.00 Uhr ist Einlass, Earlybirds können gegen Aufpreis auch schon ab 6.00 Uhr aufs Gelände. Na dann wollen wir mal etwas mehr zahlen und die Morgenstund genießen. Wir stellen den Wecker um 5.30 Uhr und sind nach einem Kaffee sogleich startbereit. Am Ticketschalter ist gähnende Leere, auch auf Rufen reagiert keiner, wahrscheinlich werden die Angestellten noch schlafen. Uns soll es recht sein, da wir uns den Eintrittspreis ersparen.
Vorbei an mehreren Wasserbecken, die für rituelle Waschungen gedacht waren, betreten wir die gepflasterte Prozessionsstraße, die uns zum Heiligtum auf sechs Terrassen mit drei Hauptebenen führt. Von hier hat es eine Verbindungsstraße nach Ankor Wat gegeben, welches ca. 250km Luftlinie entfernt liegt.
Auf der mittleren Ebene dominieren
2 viereckige Pavillons aus Sandstein und Laterit mit herrlichen Reliefarbeiten
von hinduistischen Heiligen. Später wurde die Tempelanlage in eine buddhistische
Stätte umgewandelt.
Archäologen sind gerade mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Überall
liegen große Sandsteinblöcke im Gelände, die meisten davon nummeriert.
Uns kommt es vor, als ob sie ein schwieriges Puzzle zum Bauen hätten. Die
Blöcke müssen genau an die richtige Stelle kommen, damit die Wände
zusammenhalten, denn sie sind nur übereinandergeschlichtet, ohne Mörtel
und Zement.
Die oberste Ebene war das Hauptheiligtum.
Durch ein System von steinernen Rohren wurde Wasser aus der heiligen Quelle,
die aus dem Felsen kommt (es tropft nur noch) genau in die Mitte des Hauptheiligtums
geleitet, wo es dann auf ein Shiva-Lingam rann.
Von hier aus hat man auch einen wunderbaren Blick auf die gesamte Anlage.
Bevor die Massen von Touristen anrollen, haben wir unseren Besuch bereits beendet und sitzen gemütlich im Amigo beim Frühstück.
Es geht weiter in den Süden
zu den Si Phan Don, den Viertausend Inseln. In der Regenzeit schwillt der Mekong
hier bis auf 14km an, so breit wie nirgends sonst auf seiner 4350km langen Reise
vom tibetanischen Hochland bis ins Südchinesiche Meer.
Wir wissen von anderen Overländern, dass es zur größten Insel,
der Don Khong, eine Fähre gibt. Als wir an das Ufer kommen, staunen wir
nicht schlecht, als wir eine nigelnagelneue Brücke sichten, die wir auch
benutzen können. Die muss erst vor wenigen Tagen eröffnet worden sein,
denn die Arbeiter sind noch immer mit kleinen Arbeiten an der Brücke beschäftigt.
Auf der Flussinsel hat man gar nicht das Gefühl auf einer Insel zu sein,
ist sie auch 18km lang und 8km breit.
Hier bleiben wir ein paar Tage und
passen uns der Geschwindigkeit der Bevölkerung an. Obwohl man das Gefühl
hat, dass die Menschen in ganz Laos ein ruhiges und beschauliches Leben haben,
sind die Menschen hier nochmals einen Schritt langsamer. Stress und Hektik sind
Fremdwörter. Ob es an der Mentalität der Menschen liegt, oder am Klima?
Wahrscheinlich an beiden, denn wir merken selber, dass man tagsüber nicht
viel machen kann, die Hitze zwingt einem zum Nichtstun. So machen wir es den
Einheimischen gleich und stehen frühmorgens auf, damit wir was unternehmen
können, tagsüber hängen wir ab und am Spätnachmittag erwacht
der Körper wieder für eine Stunde. Denn um 17.30 Uhr ist es bereits
finster.
Tagsüber scheint die Insel wie ausgestorben. Die Einheimischen liegen in
der Hängematte oder auf dem Boden vor ihrem Haus im Schatten und warten,
bis sich die Temperaturen sinken.
Mit unseren Fahrrädern fahren wir auf der Insel rum. Am Abend beobachten
wir die Fischer, die am Mekong auf guten Fang hoffen. Wenn es wirklich 4000
Inseln sein sollen, müssen nun viele überschwemmt sein. Wahrscheinlich
werden sie jede Sandbank und auch jedes noch so kleine Inselchen dazuzählen.
Nakasang, der Ort an dem die Boote
nach Don Det ablegen, ist nur 34km entfernt. Don Det ist eine autofreie Insel,
naja fast, denn in den letzten Jahren hat sich ein regelrechter Tourismusboom
entwickelt. Die Thailander kommen, um die Insel zu besuchen und da diese ja
ziemlich gehfaul sind, gibt es nun einige Kleinbusse, die die Touristen von
Don Det zur Nachbarinsel Don Khon bringen.
Wir parken den Amigo im Dorf und machen einen Tagesausflug zu den beiden Inseln.
Ganz früh lassen wir uns von einem Bootsführer zur Insel übersetzen.
Die Fahrt dauert ca. 15min. Das Dorf ist voll mit guest houses und Restaurants.
Nicht nur thailändische Touristen, sondern auch westliche Rucksacktouristen
erfreuen sich an der "Partyinsel". Aber sobald man den Ort verlässt,
sind wir wieder in der ländlichen Gegend mit Reisfeldern und Bauernhäuser.
Landschaftlich sehr reizvoll.
Eine Brücke aus der französischen
Kolonialzeit verbindet die beiden Inseln. Früher wurde sie als Eisenbahnbrücke
genutzt, ein Schienennetz wurde über die beiden Inseln gebaut, um den Stromschnellen
und Wasserfällen des Mekong zu umgehen. Der französische Traum, aus
dem Mekong eine Hauptverkehrsstraße nach China zu machen, wurde nie verwirklicht.
Eine kleine Lokomotive, die man noch besichtigen kann, zog Frachtgüter
über die Inseln.
An der Brücke wird eine Personenmaut von 25.000,-Kip (2,50€) erhoben
und auch für den naheliegende Wasserfall kostet der Eintritt 25.000,-Kip.
Man fühlt sich ganz schön veräppelt, denn die Einheimischen marschieren
einfach vorbei. Die Gebühren werden nur von den Ausländern verlangt.
Natürlich sind die Beträge minimal, wenn man europäische Preise
gewohnt ist. Aber hier in Laos, wo ein Reisbauer ca. 60,-US Dollar im Monat
verdient, passt die Relation nicht mehr. Zuviele Touristen verderben die Preise,
zumindest wenn sie sie bereitwillig zahlen. Wir sind gewillt, die Laoten, vor
allem die arme Landbevölkerung zu unterstützen, aber von dem Geld
hier sehen die leider nichts. Sobald man sich vom Dorf ein paar Meter entfernt,
leben die Menschen in einfachen Hütten. Die Wege dorthin sind desolat.
Also was passiert mit dem vielen Geld, dass sie da pro Tag einnehmen? Wir befürchten,
dass das meiste leider in den falschen Hosensäcken verschwindet.
Wir wollen diese Unverschämtheit nicht unterstützen und verzichten
auf den Wasserfall. Aber davor muss der Ticketverkäufer noch die Bilder
löschen, die er vom Apollo gemacht hat :-) Denn nun wollen auch wir Geld
für Fotos, sonst wird es meist von uns verlangt. Nun drehen wir den Spieß
um. Nachdem er natürlich nichts bezahlen will, warten wir, bis all die
Bilder gelöscht sind, bevor wir unseren Weg weiterführen. Es gibt
ja noch viele andere nette Plätze hier auf der Insel zum Anschauen.
Gleich neben unserem Parkplatz ist
eine kleine Krankenstation und wir fragen höflich, ob wir denn den Stromanschluss
für ein paar Stunden nutzen dürften. Die Antwort ist: Money - 5,-
US Dollar. Bei einem Guesthouse haben wir ein sehr interessantes Buch gesehen.
Normalerweise ist es üblich, dass man in ganz SO-Asien Bücher tauschen
kann und oft einen kleinen Betrag draufzahlt. Aber hier wollten sie vom Tauschen
nichts hören. 10,- US Dollar kostet das bereits abgegriffene, leicht zerfledderte
secondhand-Buch.
Wir haben bisher in ganz Laos Eintritt für Sehenswürdigkeiten unterschiedlicher
Art bezahlt. Das ist auch vollkommen gerechtfertigt. Wir haben uns nirgendswo
richtig ausgenommen gefühlt. Natürlich bezahlt man als "falang"
immer mehr. Das ist uns auch bewusst, wenn es im Rahmen bleibt soll es OK sein.
Es ist schade, dass uns das hier am Ende unserer Laos Reise passiert, denn leider
bleibt ein bitterer Nachgeschmack.
Eine Meldung noch in eigener Sache: Heute Morgen ist der Wolfi aus Versehen über den Kaffeekocher gefahren. Wenn jemand in den nächsten Wochen nach Kambodscha fliegt, wäre es furchtbar nett uns das mitzuteilen, denn dann würden wir demjenigen einen neuen Kaffeekocher zuschicken lassen. Bis dahin muss unser laotischer Kaffeesocke herhalten.
Die ehemaligen Kolonialherren, die
Franzosen, pflegten zu sagen:
Der Vietnamese pflanzt den Reis
der Kambodschaner sieht ihm beim Wachsen zu
und der Laote, der hört ihn wachsen.
Wir fahren nun nach Kambodscha und schauen, ob da
was wahres dran ist ;-)