MALAYSIA,
mittendurch
Wir biegen bei Kuantan von der Ostküste weg ins Landesinnere. Hat man das Meer verlassen, fängt nach einigen Kilometern der Dschungel, bzw. das üppige Grün an. Wir parken uns in eine Seitenstraße die an einer Sandgrube endet. Direkt am Fluß wird hier Sand aus dem Wasser herausgepumt und später auf Lkws verladen. Der Besitzer hat keine Einwände und so verbringen wir hier eine wunderbare, ruhige Nacht. Das Starten des Amigos am nächsten Morgen gestaltet sich als etwas schwierig, er will nicht so recht und es wird auch im Laufe des Tages nicht besser. Als ob die Batterien hinüber wären, aber warum das nun? Sogar den Hammer haben wir heute zum Starten benutzen müssen, so kann es nicht weitergehen. Am Spätnachmittag finden wir ein ruhiges Platzerl neben der Straße und Wolfi entscheidet sich dafür, sich mal den Starter anzusehen. Bald ist der schwere Teil herausen und der Gehäusedeckel herunten. Nun zeigt sich das Problem auch sofort. Die Kontakte des Magnetschalters sind nicht mehr schön und es sitzen Schweißperlen darauf, die einen guten Kontakt verhindern. Eine Feile und etwas Schleifpapier glätten die Kontakte wieder, doch der Einbau sollte sich verzögern, weil ein Wolkenbruch dazwischen kommt. Trifft sich gut, denn auch das Abendessen ist fertig und zum Einbau werden schon noch ein paar Kalorien verbrannt werden. Die Abkühlung durch den Regen wird gleich wieder mit dem Reinheben vom Starter wettgemacht ;-) Zum Glück fuxt nix und nach ein paar Minuten ist wieder alles eingebaut, angeschlossen und beim Starten springt der Amigo sofort an, wie ein Neuwagen. Nun die große Frage: Zuerst ein Bier und dann Duschen, oder umgekehrt?
Die Probleme reißen nicht ab. Das Batterie zu Batterie Ladegerät zeigt Überhitzung an, obwohl er kalt ist. Aufmerksam werden wir durch das ewige Nachlaufen der Lüfter vom B2B. Nach sehr schneller Antwort auf unsere Anfrage an Sterling, dem Hersteller des B2B, werden uns Tipps gegeben, die eventuell die Ursache sein könnten. Leider sind alle Bemühungen umsonst, das Gerät muß nach England ins Werk. Das Porto von Malaysia nach England kostet 470,- RM das sind mehr als 100,- Euro, dass ist uns zuviel. Demnächst erwarten wir Besuch von Wolfis Bruder mit Familie, die sicherlich viel zu wenig Gepäck für den Heimflug haben.. ;-) Die Sonne scheint wunderbar und die Solarmodule laden genug Strom in die Batterien, so geht es auch ohne den B2B.
Unser Ziel ist der Nationalpark Taman Negara. Dieser Wald ist 130 Millionen Jahre alt und somit der älteste der Welt. Es gibt über 5000 Baumarten, während man in Europa gerade mal an die 160 zählt.
Wir fahren den Haupteingang Kuala Tahan an, der im Süden vom Park liegt. Als wir von der Hauptstrasse abbiegen und die 50 km lange Zufahrtsstraße zum Park nehmen, fahren wir durch eine nicht enden wollende Plantage aus Ölpalmen. Neben Indonesien ist Malaysia, laut Wikipedia, der größte Palmöl-Lieferant weltweit. Die Palmölfrüchte werden zu ca. 85 % zur Lebensmittelerzeugung verwendet, meist in Form von Öl. Ca. 10% wird weiterverarbeitet zu Kosmitika und Reinigungsmittel und 5 % für Biodiesel.
Kuala Tahan ist ein kleines, geschäftiges Dörfchen ganz auf den Tourismus ausgerichtet. Auf dem großen Busparkplatz können wir den Amigo parken. Irgendwie haben wir uns einen netten, ruhigen Wiesenplatz mit Dschungelgeräuschen vorgestellt, daraus wird vorerst nichts. Dafür ist der Weg zum Eingang in den NP nicht weit. Ein paar Meter zu Fuß, dann ist man am Fluß, dort wird man mit kleinen Booten übergesetzt, ein paar Stufen rauf und man steht direkt im Dschungel. Auf gut markierten Plankenwegen kann man nun auf eigene Faust im Wald umhermarschieren, um die Flora und Fauna (von der man leider nicht viel sieht!) zu bewunderen.
Im Durchschnitt sind die Bäume 40 m hoch, jedoch einige Baumriesen werden nochmals 10-30m höher und überragen somit das Dach des Waldes. Da die Humusschicht meist nicht dicker als 30 cm ist, ist es für die riesigen Bäume unmöglich, ein stützendes Wurzelwerk auszubilden. Um trotzdem eine gute Standfestigkeit zu erlangen, bilden viele Bäume Brettwurzeln aus, die den Baum in die Höhe abstützen. Lianen wurzeln am Boden und wachsen mit den Ranken in die Höhe und können mehrere hundert Meter lang werden. Andere Arten haben Hakendornen, mit denen sie in die Höhe gelangen.
Wenn man die Augen offenhält sieht man blaue Farne, weiße Pilze und knallrote Blumen. Da fast kein Sonnenlicht durchscheint, haben einige Pflanzen einen Trichter, mit dem sie das Regenwasser auffangen und daraus die Nährstoffe beziehen können. Die Würgefeige lebt in den Astgabeln der Bäume. Im Laufe der Zeit bildet er Wurzeln, die bis zum Boden reichen und schließlich irgendwann den ursprünglichen Baum abschnüren. Die Natur hat im Dschungel eigene Gesetze geschaffen.
Verena hat Geburtstag und freut sich auf ihr Geschenk, nämlich einen Canopy Skywalk. Es sind lange Hängebrücken von Baumwipfel zu Baumwipfel gespannt, über die man wankt. Das alles spielt sich in einer Höhe von ca. 45m ab und wenn man Glück hat, kann man den Affen, die in dieser Höhe in den Bäumen leben, in die Augen schauen. Wir hatten das Glück leider nicht.
Man hört die verschiedensten Geräusche,
von zirpen, kreischen und singen. Hörst du das? Das muß ein Vogel
sein, der die Tonleiter auf- und niedersingt. Leider bekommen wir ihn nicht
zu Gesicht, obwohl uns dieses Geräusch fast den ganzen Vormittag begleitet.
Wir geben ihm den Namen "Tonleitervogel". Da ist auch noch der "Holzschneidekäfer"
(der Name stammt auch von uns), denn das Geräusch kommt einer Kreissäge
sehr nahe.
Mitten im Wald ist es zu dicht, um Vögel beobachten zu können. Die
großen Tiere, wie Tapire, Elefanten oder Tiger sind auch viel tiefer
im Dschungel. Die halten sich bestimmt in Gegenden auf, wo keine Menschen
hinkommen. Die wenigen Tiere, die wir bewundern können, sind verschiedene
Käfer, Insekten und Würmer.
Nach einigen Tagen verlassen wir diesen Platz und umrunden den Nationalpark, um an der Westseite des Parks zu gelangen. Bei der schmalen Zufahrtsstraße zum Park ergibt sich ein kleines Hindernis. Eine 7t Brücke versperrt uns die Weiterfahrt. Viel schwerer ist der Amigo doch gar nicht und außerdem wollen wir dort hin. Also überlegen wir nicht lange und fahren. Ein großer, relativ neuer Bungalowkomplex erwartet uns beim Eingang von Sungai Relau. Dort bekommen wir einen Stellplatz im Grünen, optimal zum Vögel beobachten. Kein Lärm, absolute Ruhe, ein idealer Platz für ein paar Tage. Neben dem Gelände ist ein Fluß, indem man sich tagsüber abkühlen und mit großen Fischen schwimmen kann. Über eine Brücke gelangt man zum Parkeingang und auch hier gibt es kurze Wandertreks, die man alleine bewandern kann.
Da Haustiere im NP leider verboten sind, machen wir unsere Wanderungen am Morgen und wenn wir Lust haben, auch nochmals am Spätnachmittags. Die Hitze ist feuchtschwül, die Luft im Wald steht, jeden Abend gibt es Regenschauer. Die Wege sind gatschig und naß, somit das ideale Gebiet für Blutegel. Sie lauern am Weg und sobald sie menschliche Nähe orten, hanteln sie sich Richtung Schuhe, heften sich daran fest und arbeiten sich weiter hoch, bis sie endlich die Socken erreichen, durch die sie schlüpfen, um auf unsere Haut und das leckere Blut zu gelangen. Für Verenas Geschmack sind diese Blutegel viel zu zutraulich, denn sie gehen mit uns nach Hause. Ekelhaft!!!
Am Spätnachmittag hören wir immer wieder Geräusche von hoch oben in den Bäumen. Und wir freuen uns riesig, die ersten Nashornvögel beobachten zu können. Ihr Merkmal ist der große Schnabel mit seinem Aufsatz. Man hat den Anschein, dass dieser Monsterschnabel recht schwer sein sollte, ist er aber nicht, weil der Aufsatz hohl ist. Die Kanten des Schnabels sind gezackt, wie eine Säge, so können sie die Früchte, die sie verspeisen, festhalten und zersägen. Manche Nashornvögel verwenden sogar Make-up, denn in der Schwanzfeder befindet sich eine Drüse, durch deren Flüssigkeit der Schnabel rot oder orange gefärbt wird. Der Flügelschlag, wenn sie zum Starten abheben, kann man Meterweit hören.
Wir geniessen die warmen Abende vor dem Amigo. Heute gebrauchen wir keine Worte, wir lauschen den Dschungelgeräuschen. Bald hören wir die "Geigenspielergrille" (auch von uns ein Name), denn es hört sich an, als ob jemand ganz falsch Violine üben würde.
Wir machen uns auf den Weg zum Nordeingang. Über
100 km liegen vor uns. Neben der Straße ein Verkehrsschild. Achtung
Tapire wechseln die Straße. Ja schön, komm raus und lass dich anschauen!
Kurz darauf stehen wir im Stau. Ein Sattelschlepper ist den Berg nicht hochgekommen,
hat sich verschalten und ist rückwärts den Hang runtergerollt. Im
flachen Stück dürfte er mit dem Anhänger bei den Baumstümpfen
eingehakt sein und hat sich quer gestellt. Nun versperrt er schon seit Stunden
die Straße. Ein kleiner Bagger wurde bestellt, der das Eisenerz von
der Ladefläche schaufelt, damit der Auflieger einige Tonnen weniger hat
beim Bergen. Unser starker Amigo fällt den Menschenauflauf sofort ins
Auge. Wir könnten doch probieren, diesen Sattelschlepper gerade zu ziehen.
Kein Problem, wir helfen doch gerne, wenn wir können. Doch leider ist
der Amigo nicht schwer genug und dreht mit den Reifen am Asphalt durch. Also
müssen wir noch weiter warten, bis der Kran kommt und den großen
Lkw weghebt. Dieser erledigt das in recht kurzer Zeit.
Nun fahren wir zum Nordeingang des NP, der abseits der Touristenrouten liegt. Über eine schmale Straße durch Palmölplantagen gelangen wir nach Kuala Koh. Am Ende der Sackgasse landen wir bei einem kleinen Resort mit eigener Moschee und einem lauten Generator, der Tag und Nacht läuft. Hier im Wald finden wir dieses Geräusch als sehr störend, weil es alle anderen Tiergeräusche übertönt.
Wir machen uns auf zum Tierbeobachtungsposten. Dort werden wir wohl endlich mit einem Tapir belohnt werden. Aber all das Warten und angestrengte Beobachten jedes einzelnen Blattes, das auf dem Boden fällt, ist vergebens. Wir sehen keine großen Tiere.
Entlang des Äquators liegt der Regenwald,
der heute noch ca. 7% der Erdoberfläche ausmacht. In diesem vergleichbar
kleinen Raum leben ca. 40% aller Pflanzen und Tiere. Der Wald wird von Jahr
zu Jahr kleiner.
Die Abholzung der Bäume, um zu den Tropenhölzern zu gelangen,
die Abholzung ganzer Landstriche um Plantagen anzulegen,
die Brandrodung der einheimischen Bauern zerstört die Humusschicht des
Waldes,
geplante Staudämme mitten im Dschungel - all das trägt zum Verschwinden
des Regenwaldes bei und hat somit auch globale Auswirkungen.
Wir sind froh, noch ein Stück intaktes Waldgebiet besucht zu haben und welches auch in Zukunft geschützt sein wird..
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Vorbei am größten, künstlich angelegten Sees von Südostasien, geht es wieder Richtung Ostküste. Durch das Aufstauen des Wassers, ist ein großer Teil vom Urwald untergegangen. Es sind mehr als 300 Inseln entstanden. Leider finden wir keinen einzigen Zugang zum Wasser, um ein paar Tage am Seeufer parken zu können.
Erst in Pengkalan Gawi, dem Ausgangspunkt für Bootstouren, finden wir einen Platz zum Parken. Es ist ein aspahltierter Parkplatz, also nichts besonderes, um länger Verweilen zu wollen.
Der See ist Heimat der Nashornvögel. Diese Spezie ist viel kleiner, als jene die wir im Dschungel gesehen haben. Jeden Nachmittag kommen sie in einer Gruppe von ca. 50 Vögeln angeflogen, um uns Hallo zu sagen.
Nach ein paar netten Tagen am See fahren wir wieder an die Ostküste. Das schöne Wetter hat uns mittlerweile verlassen, es ist den ganzen Tag über bewölkt und die Luft steht. Es geht an den Strand von Ru Tapei. Hier haben wir schon einmal vor einigen Wochen geparkt und es hat uns wunderbar gefallen. Inzwischen sind hier die Schweizer Gisela & Lorenz "eingezogen", denn sie parkieren ihren LoGi nun schon einige Wochen hier am Strand. Jeden Abend Lagerfeuer heizen und dazu Schischa rauchen, nebenbei wird noch über das Bankgeheimnis diskutiert.
Ja, die Abende werden alle lang. Überfallsartig packt uns die Arbeitswut und es wird einen ganzen Nachmittag geschraubt und gebohrt. Wir brauchen ein neues Kabel von der Lichtmaschine zu unserem Ladestromverteiler, den wir zum Glück als Reserve mithaben. Seit einigen Tagen ist die Sonne hinter einer dicken Wolkendecke versteckt und das Solar lädt nicht mehr genug. In den unergründlichen Weiten von LoGis Kofferräumen findet sich ein fettes Kabel für uns, ein großes Danke nochmals!! Nun werden die Bordbatterien über die Lichtmaschine geladen und während dem Fahren wieder gefüllt. Lorenz repariert sein Notstromaggregat und versetzt einen Schalter, der vorher noch gelötet werden muß. Voll verschwitzt und verdreckt springen wir ins Meer und waschen uns die Spuren der Arbeitswut vom Körper. Lange können wir uns nicht ausrasten, denn wir brauchen wieder einen Haufen Glut für die Grillerei heute Abend. Australisches Lamm und - man wird es kaum glauben - Büffel aus Indien werden gegrillt.
Wir waren insgesamt mehr als 2 Jahre in Indien und haben Rindfleisch nur zu Apothekermaßen in Goa bekommen. In Malaysia findet man in jedem Supermarkt "indian buffalo". Die armen Tiere werden mit Sicherheit entführt, außer Landes gebracht und dann geschlachtet...
Wie im Flug vergehen die Tage, wir müssen weiter zur thailändischen Grenze, denn wir brauchen ein neues Visum für Malaysia. Beim Zusammenpacken entdecken wir einen Hundertfüssler unter unserem Holzblock, der den Amigo auslevelt. Dieses kleine Krabbeltierchen sollte giftig sein, schaut so harmlos aus!
Bei dem unkomplizierten Grenzverkehr über
den Fluß nach Thailand und zurück erhalten wir wieder 3 Monate
Visum für Malaysia. Nun gehts nach Kota Bahru auf den Tesco-Camping,
zu unseren Freunden und zum Zahnarzt für einmal Mundhygiene. Mit Kamarul
und den Jungs fahren wir zum Wasserpfeifenrauchen ins Cafe. Da Mansour am
Wochenende seine Schwiegereltern zum ersten Mal sieht, gibt es genügend
Tipps von seinen "Freunden" und öfter als einmal haben wir
Tränen in den Augen vor lauter Lachen. Wie immer, wenn wir in Kota Bahru
sind, kommen wir sehr spät ins Bett. Macht in dem Fall aber nichts, denn
die Nächte sind diesmal sehr warm hier und ob man 6 Stunden nicht gut
schläft, oder mehr ist auch wurscht. Die Autoversicherung läuft
ab und so erneuern wir sie bei der Multi Purpose Versicherung, innerhalb
von 10 Minuten ist alles erledigt. Auch unsere Gasflasche wird demnächst
leer und so erwerben wir eine malaysische Gasflasche, denn es ist hier nicht
so einfach eine ausländische Flasche zu befüllen. Die Flasche wird
ausgetauscht und wir lassen die unsere bei Kamarul im Büro, wir kommen
ja wieder.
Beim Bummeln durch die Stadt fällt uns die muslimische Mode in die Augen.
Ein gemeinsames Frühstück mit unseren malaysischen Freunden beendet unseren Aufenthalt in Kota Bahru, aber wir sehen uns wieder!!!
Unser nächstes Ziel ist der Gunung Stong Park mit dem höchsten Wasserfall von Malaysia. Quer durchs Land geht es Richtung Südwesten, links und rechts ist tiefstes Grün in allen Schattierungen. Der Dschungel wird nur duch sattgrüne Ölpalmplantagen abgelöst. Die Wege, die von der Hauptstraße wegführen, enden alle an einem Dorf oder Haus. Nirgendwo eine schöne Möglichkeit neben die Straße zu fahren und in etwas Entfernung zur selbigen zu parken. Keine Lichtungen oder Wiesen. So treffen wir am späten Nachmittag in Gunung Stong ein. Es gibt nur eine einzige einigermaßen ebene Stelle und die liegt vor dem Camp am Waldrand. Wir können zum Wasserfall laufen und wenn wir wollen neben dem Wasserfall hoch zum letzten Camp im Wald vor dem Berggipfel gehen. Von dort aus brauchen wir einen Guide wenn wir den Gunung Stong erklettern, bzw. erwandern wollen. Apollo ist kein Problem, den können wir ruhig mitnehmen. Aber es findet übermorgen ein Berglauf statt und sie warnen uns schon davor, dass es dann hier nicht mehr so ruhig sein wird. Nach einer Nacht mit angenehmen Temperaturen werden wir von den ersten Mopedfahrern geweckt. Die sind auch hier, am Ende einer Sackgasse zu finden und nicht zu überhören. Die Turnschuhe anziehen, wir schnappen uns Apollo und los geht es. Der Weg führt über schmale, steile Treppen bis zum Wasserfall, hier wird eine kurze Pause eingelegt.
Nun ist es aus mit den Stufen und statt dessen finden wir ein Absperrband, welches die Route für die Läufer markiert. Steil geht es bergauf, aber der Weg ist gut ersichtlich und ab und zu durch Seile gesichert. Wir denken uns noch, wer von den Malayen hier wohl hochsteigen wird, sie gehen fast nie freiwillig zu Fuß und dann dieser Steig? Kaum gedacht ist die erste Leiter vor uns. Apollo nimmt sie locker, nur seine Zunge wird immer länger, denn die Luft steht hier im Dickicht. Fast senkrecht geht der Weg, immer neben dem Felsen auf dem das Wasser runterdonnert, bergauf. Fast ganz oben ist dann aber wirklich Schluß, denn eine lange Leiter endet auf einem glatten Felsen. Wie sollen wir da den Apollo hinauf- und dann auch wieder hinunterbekommen? So beschließen wir umzukehren und klettern den Steig wieder zurück hinunter zum Wasserfall.
Apollo säuft den Wasserfall fast ganz leer,
der Rest verzischt auf unseren heißen Füßen... Als wir so
neben dem Wasser sitzen, kommen ein paar Jungs den Weg hoch und montieren
noch eine Labestation für das morgige Rennen. Nebenbei erzählen
sie uns, dass der normale Weg nach oben auf der anderen Seite des Wasserfalls
hinaufführt. Diese Seite hier wird nur für die Läufer präpariert
und sei viel zu gefährlich für die normalen Wanderer. Achja, gut
das wir das nun wissen!! Dann gehen wir eben wieder hinunter... Nur eins geht
uns nicht aus dem Kopf - wer soll das hier bloss laufen???
Als wir den Amigo erreichen, trifft uns fast der Schlag, denn hier ist mittlerweile
Volksfeststimmung. Fast komplett sind wir von Pickups und Geländewägen
umringt. Nur noch eine kleine Lücke ist offen und nach einer Dusche nützen
wir sie und verlassen die Party. Vielleicht finden wir ja am Weg noch ein
ruhiges Platzerl?
In der nächsten Ortschaft, sehen wir jemanden am Straßenrand hüpfen, winken und schreien. Das gibt es doch nicht! Zufällig treffen wir auf Marja & Paul. Marja ist gerade am Email schreiben an uns, als wir an ihnen vorbeifahren. Gemeinsam geht es zum Westeingang des Taman Negara NP. Dort waren wir schon und wir wissen, dass wir dort ruhig parken können. Aber es ist Wochenende und wir haben nicht damit gerechnet, dass der Campingplatz voll mit Zelten ist und auch genügend Wochenendbesucher in den Chalets wohnen. Wir haben Zeit und warten das Wochenende ab, um dem Nationalpark noch einen Besuch abzustatten. Brautpaare lassen sich gerne im Grünen ablichten. Für den besonderen Tag haben sie sich sehr hübsch gemacht.
Der Fluß, der die Grenze des Camps markiert, ist eine herrliche Erfrischung. Das Wasser geht uns bis zum Bauch, so dass man sogar schwimmen kann. Den Fischen macht das nichts aus, sie sind die Menschen gewohnt.
Am Abend haben wir eine Verabredung. Ein Pickup
kommt uns um 20.30 Uhr abholen, wir wollen eine Night-Safari machen. Wir fahren
an die 3 Stunden im Park und an dessen Grenze in den Ölplantagen herum.
Bevor es losgeht, werden die Scheinwerfer montiert, die die Umgebung links
und rechts ableuchten sollen. Leider bekommen wir keinen Tiger oder Elefanten
zum Sehen. Jedoch wird unser angestrengtes Schauen belohnt mit einigen Dschungelkatzen,
die sich in den Bäumen gemütlich gemacht haben. Neben der Fahrbahn
schrecken wir eine Eule auf und nur knapp über unsere Köpfe fliegt
sie davon. Zwischen den Palmen erblicken wir 2 Wildschweine und an die hundert
Kühe. Die meisten Tiere sind nachtaktiv und somit hat man eine bessere
Chance, die Tiere zu sehen. Aber leider macht die Dunkelheit es schwierig,
dass man die Tiere genauer betrachten kann.
Diesen tollen Abend lassen wir bei einem Gin Tonic ausklingen, denn morgen
werden wir weiter in den Süden fahren, während unsere Freunde noch
ein paar Tage hier bleiben werden.
In Malaysia gibt es keine Jahreszeiten, immer die gleichen Temperaturen das ganze Jahr über. Die Erntezeit bestimmter Früchte, wie z.B. Mangos oder Durian, ist für die Malayen wie Jahreszeiten. Nun ist die Jackfrucht reif und überall am Straßenrand werden die leckeren Früchte angeboten. Wir stoppen und kaufen 2 Tassen bereits ausgelöste Früchte. Die ganzen Früchte wiegen im Durchschnitt 9kg.
Ca. 70 km vor Kuala Lumpur gibt es einen Themenpark oben in den Hügeln, in den Berjaya Hills. Auf einer Höhe von 800m freuen wir uns auf eine etwas kühlere Nacht. Dort wollen wir uns das französiche Fachwerkhäuserdorf namens Colmar Tropical ansehen. Jedoch erst morgen, denn es ist schon Spätnachmittag, als wir den Hill erreichen. Die Temperaturen sind angenehm und wir freuen uns auf eine angenehme Nacht. Aber die Freude währt nicht lange, denn wir dürfen hier nicht über Nacht bleiben. Wohnmobilgäste passen nicht in die Verkaufsphilosophie der Berjaya Gruppe. So bleibt uns nichts anderes übrig, als wieder den Hügel runterzufahren, denn sie haben den ganzen Hügel gekauft und nachts fahren sie Patroullie. Aus vom Traum einer kühlen Nacht.
Am nächsten Tag nehmen wir die Abzweigung zum nächsten Hügel, der zu den Genting Highlands führt. Es ist ein Erholungs- und Vergnügungszentrum für die streßgeplagten Großstädter. Die Straße ist 2spurig ausgebaut und führt uns in eine Höhe von 1.700m. Wir staunen nicht schlecht als wir die Spitze erreichen. Große Hotelbunker ragen zum Himmel, alle miteinander verbunden.
Sogar einen Busterminal gibt es hier, hunderte von Reisebussen spucken tausende Menschen aus. Wir parken den Amigo und machen uns auf Entdeckungsreise in das Innere des größten Hotels der Welt. Es hat 6.118 Zimmer und die Rezeption sieht eher wie die Abfertigung an einem Flughafen aus. Die Gäste müssen eine Nummer ziehen und warten bis sie aufgerufen werden, das kann schon einige Zeit dauern.
Wir müssen uns hier zum Glück nicht Anstellen und so gehen wir weiter zum Casino. Hier in den Genting Highlands gibt es die einzigen Casinos in ganz Malaysia. Beim Eingang werden wir nicht eingelassen - zwecks Dresscode. Kurze Hosen und Flip-Flops seien nicht erlaubt. Wir wollen ohnehin nicht ins Casino, wir wollen in den Indoor Themenpark. Eine Rolltreppe hoch und wir stehen im Märchenland. Fliegende Blumen und Boote schwirren über unsere Köpfe hinweg. Wir spazieren neben der Freiheitsstatue und dem Eifelturm vorbei nach Klein-Venedig. Geschäfte und Restaurants wechseln sich ab. Es gibt M&M Shops, Mc Donald, KFC, Body Shop, Krankenhaus, Kegelbahn, Kino.............eigentlich gibt es nichts, was es nicht gibt.
Wir glauben, dass ca. 40.000-50.000 Menschen hier auf diesem Hügel ein Zimmer finden. Unglaublich! Klein Las Vegas auf einer Höhe von 1.700m. Am Times Square treten verschiedene Künstler und Akrobaten auf. Wir staunen über das Snow-World. Um ca. 8€ Eintritt kann man einen europäischen Winter nachfühlen. Bevor man das Schneeareal betritt, bekommt man eine dicke Jacke geliehen. Im europäischen Winter können dann die Menschen einen Spaziergang machen vorbei an einer spanischen Bodega und holländischer Windmühle oder mit einem Schlitten den Hang runterrutschen.
Nach ein paar Stunden sind wir müde vom vielen Entertainment. Da wir in der Nacht nicht erfrieren möchten (uns ist mittlerweile bei 27°C schon kalt) und wir unsere dicken Decken irgendwo im Keller verstaut haben, einigen wir uns darauf, dass wir ein paar Höhenmeter den Berg runterfahren, um dort zu nächtigen. Bei der Seilbahnstation finden wir ein geeignetes Platzerl für den Amigo. Die Nacht ist angenehm und tagsüber geniessen wir die nicht so schwülen Temperaturen. Deshalb verbringen wir einige Tage hier, bevor wir uns in den Großstadtdschungel aufmachen. Hier gibt es eine Orchideenfarm, wo man die unterschiedlichsten Blüten bewundern kann.
In unmittelbarer Nähe gibt es ein Erdbeerfeld. Hmm, ja eine Erdbeermarmelade wäre gut, auch eine frische Erdbeermilch oder Erdbeeren mit Schlagobers...........also machen wir uns auf den Weg zum Feld. Aber Feld ist das falsche Wort, denn die Erdbeerpflanzen wachsen aus einem Loch eines Plastikschlauches, der auf Regale gelegt ist, gut abgeriegelt hinter einem hohen Zaun. Die malaysischen Touristen drängen sich hier durch, um wahrscheinlich zu schauen, wie Erdbeeren so wachsen. Wenn man welche pflücken möchte, wird ein Tor im Zaun geöffnet, die "Erdbeerwächter" (und von denen gibt es viele) lassen einen nicht aus den Augen, damit man ja keine ißt. Bei einem Kilopreis von 80,- RM (ca. 20,- €) ist die Idee vom Marmelade Einkochen sofort gestorben.
Es gibt noch mehr zu Bestaunen. Eine Biogartenanlage ohne Rabatte. Ebenso wie die Erdbeeren, wachsen die Salatpflanzen durch ein Loch eines Plastikschlauches, in dem permanent Wasser und wahrscheinlich Dünger durchrinnt. Man kann Biogemüse kaufen, Cocktailtomaten oder Passionsfrücht zum Kilopreis von 3€ selber pflücken.
Daneben gibt es eine Pilzfarm. Diese ist für uns am Interessantesten, denn wir wußten bis heute nicht, wie sie hier ihre Pilze (in den Supermärkten finden sich immer frische Pilze) ernten ohne Wald. Es gibt spiezielle Behälter, die aussehen wie eine Flasche. Dort wird ein Gemisch aus Sägemehl, Reisschalen und Kalk eingefüllt. Alles wird verschlossen und bei 100°C ca. 6 Stunden erhitzt, um alle Mikroorganismen zu töten. Dann lässt man die Behälter ruhen. Nach 55 - 65 Tagen werden die Behälter geöffnet und gewässert. Nach dem Öffnen können die Pilze 5 Tage später mit einer Schere geerntet werden.
Nach 28.000 gefahrenen Kilometern wird der Schlitz im Reifen immer größer. Also beschliessen wir, ihn gegen eins der Reserveräder zu tauschen. Vielleicht kann man diesen Schlitz in Laos oder Kambodscha noch flicken, hier in Malaysia wird sowas nicht mehr repariert.
Über eine schöne Autobahn geht es in den Großstadtdschungel. In gut einer Woche bekommen wir Besuch von zu Hause und darüber freuen wir uns schon sehr.
Als die Autobahn endet, stehen wir auch schon mittendrin in Kuala Lumpur.
Die Batu Caves sind unser erstes Ziel. Ein indischer Tempel reingebaut in
eine Kalksteinhöhle. Lord Maruga in riesiger Statuenform bewacht den
Eingang. 272 Stufen muß man raufsteigen, um in das große Höhleninnere
zu gelangen. Am Ende der Höhle gibt es einen Tempel.
Gerade als wir wieder den Abstieg in Angriff nehmen wollen, kommt eine Büßerin auf den Knieen die Treppen hochgekrochen. Die letzten Stufen müssen eine Qual gewesen sein, wie ihr Gesichtsausdruck verrät und es rinnen auch ein paar Tränen ihren Wangen runter. Was muß diese arme Frau wohl angestellt haben, um sich das anzutun?
Abends kommen wir auf unserem Stellplatz in Kuala Lumpur an. Der Tipp von Reisefreunden erweist sich als großer Parkplatz mitten in der Stadt und in Gehweite zu den Petronas Towers, schön gelegen.