KRETA 25.03. - 17.04.2017

 

Wir sind mittlerweile auf der Halbinsel Akrotiri ganz im Norden der Provinz Chania im Dorf Stavros. Bekannt ist diese Ortschaft durch den Film "Alexis Sorbas" mit Anthony Quinn. Gedreht wurde dieser erfolgreiche Kinohit in den 70ern und erhielt dafür 3 Oskars. Gleich am Dorfeingang treffen wir auf die berühmte Taverne, in der Anthony Quinn täglich seinen Kaffee und sicher auch den einen oder anderen Tsipouras geschlürft hat. Bilder an der Wand erinnern an diese Zeiten und gleich gegenüber am Strand hat der Tavernenbesitzer eine Gedenktafel errichtet. Wir haben den Film zwar nicht gesehen, dennoch gefällt es uns hier.
Seit gestern geht es am Himmel rund. Der Charterflugverkehr hat begonnen und er bringt die ersten Pauschaltouristen auf die Insel. Es ist Wochenende und wir haben bisher den schönsten Tag dieses Jahres. Ca. 27°C, kein Wind und anstatt sehr kaltes Wassers - nur kaltes Wasser in der geschützten Bucht. Hinter uns leuchtet der Schnee von den Bergen Lefki Ori, man nennt sie nicht umsonst "die weißen Berge", denn bis weit in den Sommer hinein gibt es dort oben Schnee.
Kretaner verbringen den Tag am Strand und auch die ersten Touristen sind in Anmarsch. Wie es sich für den Urlaub gehört, mit den typischen Schwimmutensilien unterm Arm, es wird das Handtuch ausgebreitet und dann geht es erstmals ins Wasser. Bei so einem Hammerwetter denkt ja keiner, dass die Wassertemperatur nicht immer mitspielt und dementsprechend laut sind die AAHHHSSS und OOHHHSSS die kurzatmig ausgestoßen werden. Von nun an müssen wir die Buchten und Strände mit anderen teilen, haben die Insel nicht mehr nur für uns alleine...
Nach einer Runde Pingpong sind wir so verschwitzt, dass wir uns auch in das kalte Nass trauen. Somit hat nun auch Verena ihre persönliche Badesaison eingeläutet.

Nur wenige Kilometer entfernt befindet sich das Kloster der heiligen drei Einigkeit. Am großen Parkplatz stellen wir den Amigo ab und gehen zu Fuß weiter. Die klösterlichen Weingärten, an denen wir vorbeimarschieren, sind schnurgerade gesetzt und äußerst gepflegt. Auch der Olivengarten sieht sehr liebevoll gepflegt aus. Nach ca. 4 km steilen Weges erreichen wir eine Klosteranlage aus dem 16.Jhd. Früher eine Zufluchtstelle für diejenigen, die vor den Piraten landeinwärts geflüchtet waren. Wir folgen den steilen Stufen runter ans Meer, vorbei an der Eremitenhöhle, in der einst ein heiliger Mann gelebt hat und auch gestorben ist. Man kann das ehemaligen Klosters gut erkennen, jedoch war es zu nah am Wasser gebaut, sodass die Piraten leichtes Spiel hatten. Wir wandern weiter bis an die Küste, legen dort eine Pause ein, bevor es den steilen Pfad wieder den Hügel hinauf und anschließend wieder hinunter zum Amigo geht. Eine wunderschöne Wanderung.

Als wir nach Hause kommen, sehen wir, dass das Kloster seine Pforten geöffnet hat und so haben wir die Gelegenheit den venezianischen Bau zu bewundern. Von Außen ist es nur ein großer klobiger Kasten, nichts Besonderes. Steigt man jedoch die Stufen hoch und geht durch das Portal, steht man in einem wunderschönen Innenhof mit Arkadengängen. So weit das Auge reicht, bunte Blumen, in deren Mitte thront die orthodoxe Kirche. Verena liebt den Duft vom Weihrauch und parfümierten Räucherwerk, welches in jeder orthodoxen Kirche angezunden wird. Gegründet wurde dieses Kloster einst von 2 venezianischen Mönchen, die hier eine theologische Schule betrieben haben.

Chania ist die zweitgrößte Stadt Kretas. Im Westen, am Rande der Altstadt, finden wir einen geeigneten Parkplatz, an dem wir nun einige Tage bleiben werden. Das Wetter ist inzwischen schlechter geworden. Viele Wolken am Himmel, es regnet öfters und es ist wieder kalt. Die Regenpausen nutzen wir, um diese schöne Stadt zu erkunden. In der Altstadt ist der venezianische Einfluss heute noch sehr deutlich zu sehen. Die ehemaligen Bürgerhäuser wurden wunderschön renoviert und teilweise zu Boutique Hotels oder Pensionen umgebaut. Schmale Gassen führen uns in noch engere Gassen und wir entdecken bei jedem Spaziergang immer wieder Neues.


Es sind noch Teile der Festungsmauer erhalten, die wunderbar in die Stadtplanung integriert wurden. Rund um das geschützte Hafenbecken ist inzwischen eine Flaniermeile entstanden. Ein Restaurant reiht sich an das Andere und jeder buhlt um Kunden, aber nie aufdringlich. Wir spazieren zum Leuchtturm und entdecken die ehemaligen Trockendocks, in denen früher die Schiffe auf Vordermann gebracht wurden. Heute werden sie als Ausstellungsräume genutzt.
Wie ganz Griechenland, wurde auch diese Stadt von den Osmanen erobert und ist dadurch auch etwas orientalisch geprägt. Eine Moschee am Hafen zeugt heute noch von deren Präsenz.

Nachmittags scheint die Stadt wie ausgestorben. Einzig Touristen schlendern herum. Am Wetter kann es nicht liegen, denn es ist jeden Tag gleich schlecht.
Der Süden tickt doch etwas anders. Am Morgen sind die Insulaner sehr aktiv, die Geschäfte haben bis ca. 14.00 Uhr geöffnet. Am Nachmittag hat vieles geschlossen, die Bewohner machen Siesta, bevor sie um ca. 17.00 Uhr die Geschäfte wieder öffnen und das Leben zu brummen beginnt. Geschlossen wird erst wieder um 21.00 oder auch erst um 22.00 Uhr, so wie jeder gerade will. Anders gesagt: Wenn man in Zentraleuropa zu Bett geht, fängt hier das Leben an. Mütter schlendern mit ihren Babys in den Kinderwägen den Gehweg entlang, das ca. 5-6jährige Mädchen übt mit dem Vater Fahrradfahren, andere sind am Einkaufen oder sitzen bei einem Cappufreddo und beobachten die vorbeiziehenden Menschen.
Zurück daheim beim Amigo werden wir, so wie jeden Tag, von unserem Empfangskomitee erwartet, welches brav seinen Dienst getan hat. Apollo ist nicht mehr der jüngste, er darf ruhen, während die Jugend das Aufpassen übernimmt. Alexis Sorbas Großvater, zumindest sieht er so aus, hat hier am Parkplatzrand seinen uralten Mazda- Pickup aus den 70ern und eine Couch deponiert, worauf die beiden Kläffer nun "aufpassen".

Das Wetter will einfach nicht besser werden, wir haben aber auch keinen Bock mehr auf Stadtleben. Wir wollen wieder raus aufs Land, so fahren wir westwärts und hoffen auf Sonnenschein. In Kissamos am Hafen ziehen wir Erkundigungen über die Autofähre ein. Der Schreibtisch im Büro ist leer und der Nachbar erzählt uns, dass die Autofähre nach Gythio auf die Peloponnes jeden Mittwoch um 7.30 Uhr ablegt. Eine Stunde vorher muss man im Hafen sein, dann ist jemand hier, der die Tickets verkauft. Also wissen wir das nun auch! Heute gibt es frische Sardinen vom Fischer ums Eck auf griechische Art.

Durch das Dorf Kaliviani führt der Weg auf die Zufahrtsstraße nach Balos. Jedoch weit kommen wir nicht, denn die Dorfstraße wird immer enger, bis dann gar nichts mehr geht. Wir stecken zwischen zwei Häuserfasaden fest, der Amigo ist trotz eingeklappter Spiegel zu dick. Hinter uns sind ein paar Autos, also müssen sie nun zurückschieben, damit wir uns aus der misslichen Lage wieder befreien können. Ein hilfsbereiter Lokaler meint: "Nehmt doch lieber die Dorfumfahrung." Er zeigt uns auch gleich den Weg und fährt voraus. Zum Abschied winkt er uns noch zu.
Von nun an führt eine geschotterte Straße entlang einer schroffen Felsküste den Mt. Gramvoussa hoch und endet dort auf einem Parkplatz. Was tun wir hier? Der Wind bläst mit knappen 50km/h und schüttelt den Amigo so richtig durch. Der Strand von BALOS ist der Grund, es soll angeblich einer der schönsten Strände der gesamten Insel sein. Laut "Tripadvisor" der 7. schönste Strand der Welt.... Griechenland hat 4 seiner Strände unter die Top 10 gebracht!!!


Es ist schon später Nachmittag und so wandern wir anstatt zur Bucht hinunter, an den Spitz der Halbinsel. Der Wind pfeift uns um die Ohren, jedoch sind wir dem grausigen Wetter mit Regen und Wolken entflohen. Wir sehen wieder die Sonne - Juchuu!!!
Mittlerweile ist es auch soweit, dass wir ein bestimmtes Horta (Wildkräuter) schon selbst erkennen und stechen können, wir müssen es nicht mehr am Markt kaufen und Wolfi geht ohne Stofftascherl und Taschenmesser nicht mehr außer Haus!!
Wieder zurück am Parkplatz finden wir uns am kleinen Verkaufsladen von Mary wieder. Tsipouro, das ist der griechische Grappa, wird hier vertrieben. Tsipouro mit Honig, Tsipouro mit Thymian und Honig, Tsipouro mit Mandelblüten, Thymianhonig, Pflegecremes vom Olivenöl und was weiß der Kuckuck noch alles, wird hier angeboten. Mary fährt mit dem ersten Tourist den Berg hoch und der letzte Badegast nimmt sie wieder zurück mit ins Dorf. Alle Sorten werden von uns verkostet und schließlich gehen wir mit sehr leckerem Mandeltsipouro und Thymianhonig nach Hause.

Wir packen unseren Rucksack, heute wollen wir am Strand von Balos picknicken. "Es ist einer der schönsten Strände Kretas!" Wie oft haben wir das gehört und als wir die steile Treppe runtersteigen - ist der Ausblick auf die Bucht wirklich traumhaft. Türkisfarbenes Wasser, rosaschimmernder Sand - es lädt so richtig zum Baden ein. Doch alleine schon beim Wassertreten vergeht uns alle Lust auf Schwimmen. "Jessassna, ist das kalt" und unser Tempo bis auf die andere Seite der Lagune wird immer schneller.

 

Hinter einem Häuschen breiten wir unsere Picknickdecke aus, in der Hoffnung, hier etwas mehr Schutz vor dem Wind zu haben. Doch leider vergebens, Sandkörner in den Ohren, Augen, Haaren und sowieso überall. An Jausnen ist hier gar nicht zu denken, das wäre eine einzige Knirscherei zwischen den Zähnen. Also begnügen wir uns mit dem tollen Anblick der Bucht. Das Picknicken verlegen wir auf halber Strecke hoch zum Parkplatz, denn dort befindet sich ein Aussichtspunkt an einer Felswand, die den Wind abhält. Wir sind nicht die einzigen mit dieser Idee, denn viele, die hochkommen, machen es uns gleich, setzen sich auf die gemauerten Bänke, packen ihre Jause aus und genießen den traumhaften Ausblick.

Der erste Blick auf den Strand von Falassarna ist nicht so berauschend, denn ein Meer von Plastikhäusern breitet sich vor uns aus. Doch als wir dann am menschenleeren wunderschönen Sandstrand stehen, gefällt es uns richtig gut. Es gibt zwei Strandlokale, doch die haben noch geschlossen. Nur ein Schafstall, ganz hinten an der Felswand befindet sich in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Jeden Abend kommt der Schäfer Kostya mit den Tieren, um sie in den Pferch zu sperren und morgens, um sie wieder in die Freiheit zu entlassen. Ansonsten nur Stille rund um uns. Sonntags kommen die Kretaner mit Messer und Säcken und es wird Horta gestochen, welches nur im März und April zu gebrauchen ist, denn nachher wird es zu groß und hart. Auch die Artischocken werden langsam reif.

Die Küstenstraße in den Süden ist bisher die schmalste Straße, die wir auf Kreta fahren, zumindest auf die ganze Distanz gesehen. "Hier im Hochsommer mit den Touristenhorden in ihren Leihautos" - uns schüttelt es nur beim Gedanken daran. Die Griechen sind gute Autofahrer und auch an die schmalen Passagen gewöhnt, mit ihnen kommt man im Straßenverkehr gut aus. Den Touristen erkennt man nicht nur am Fiat Panda, dem gängigsten Leihwagen, sondern auch daran, dass sie vor dem Amigo mitten in der Straße stehen bleiben und sich nur zögerlich an den Rand der Straße wagen, bergseitig... :-)

Elafonissi - Kretas Tropenparadies, steht auch so im Reiseführer. Es gibt keine Palmen und es hat auch keine 30°C, aber feinen weißen und rosaroten Korallensand und erst das Wasser - es leuchtet in den verschiedensten Blautönen. Herrlich!! Das Wasser zieht einen magisch an, doch die Wassertemperatur schreckt uns ab. Der Amigo steht inmitten von Thymianbüschen neben einem Wacholderbaum mit Blick auf das Meer. Was will man mehr? Naja 10-15°C mehr wären schön!

Statt zu Baden, Spazieren wir am Strand entlang durch die Sanddünen zur Halbinsel, wo auf einer Anhöhe eine kleine Kirche steht. Es gibt hier Bänke und wir genießen den Ausblick. Die Möwen sind auf gleicher Höhe mit uns, wenn sie mit dem Wind fliegen, rasen sie an uns vorbei, in die entgegengesetzte Richtung müssen sie sich sichtlich vorwärtskämpfen oder stehen am Himmel, wie hingezeichnet. Tagsüber kommen viele Touristen mit ihren Leihautos an diese abgelegene schöne Ecke Kretas. Es wird gebadet, es riecht nach Sonnenöl und der Lärmpegel gleicht dem, eines gut gefüllten Strandbades - man könnte meinen es sei Sommer. Abends sind wir wieder alleine. Genießen die Sonnenuntergänge und suchen nach Meersalz. Ganz Alleine? Nein, das war einmal. 3 Wohnmobile parken rund um uns. Ein etwas fortgeschritterenes Ehepaar aus Deutschland war auch vor 8 Jahren schon hier, damals gab es hier noch nichts, nicht mal Touristen... Sie bleiben nur eine Nacht, morgen soll es weiter gehen, man hat ja nicht soviel Zeit. Eingeparkt wird gaaanz vorne in der ersten Reihe, wo sie auch vor 8 Jahren schon standen. Nun sind dort inzwischen einige Büsche, das macht aber nichts, man zwängt sich rein. Beim Ausparken am nächsten Tag dachten wir kurz ans Filmen, doch die Akku- und Speicherkapazität hätten das nie erlaubt.

Der Weitwanderweg E4, auf dem man ganz Kreta durchwandern kann, beginnt in Elafonissi und geht der Küste entlang nach Paleochora. Auch heute ist es zum Baden zu kalt, also packen wir unseren Rucksack und wandern den E4 entlang. Bald erreichen wir den Wacholderwald. In Österreich kennen wir sie als Büsche, doch hier sind es 4 Meter hohe Bäume mit großen Beeren dran. Wieso gibt es hier nur Tsipouro und keinen Gin??
In der Nacht hat es anständig geregnet und sogar gehagelt, das macht das Marschieren am Strand, an dem der Wanderweg entlang führt, um einiges leichter, denn der Sand ist richtig hart. Zahlreiche wunderschöne Buchten mit türkisfarbenem Wasser - in einer davon machen wir Pause. Wir wären nun so richtig im Wanderrythmus drinnen, wie cool wäre es nun einfach weiterzumarschieren. Unvergessliche Erinnerungen an die Treks in Nepal und Nordindien kommen hoch und nur widerwillig treten wir den Rückweg an. Leider ist das mit unserem treuen Vierbeiner nicht mehr zu machen. Er macht nach wie vor Luftsprünge wenn er sieht, dass wir den Rucksack packen, doch nach einer Zeit merken wir leider, dass sein Geist mehr will, als sein Körper geben kann.

Nach einigen Tagen verlassen wir diese schöne Ecke. In Kodoudiana finden wir einen Parkplatz neben einer Taverne für den Amigo. Hier ist der Einstieg in die Topoliano Schlucht, deren Wände ragen links und rechts senkrecht in die Höhe.

Tags darauf wandern wir den Hügel rauf zum Eco-Dorf Milia inmitten einer Berglandschaft. Zwei griechische Freunde haben sich dem verlassenen Dorf mitten in den Bergen angenommen und haben die verfallenen Häuser wieder aufgebaut und daraus 17 wunderschöne Bungalows errichtet. Das ganze Dorf ist nun ein Hotel. Gemüse, Obst und Marmeladen kommen aus dem eigenen Anbau, Tiere aus der eigenen Zucht, Strom aus den eigenen Solaranlagen - fast alles wird selbst produziert.
Wir setzen uns auf eine Terrasse und genießen die Hügellandschaft rund um uns. Hier könnte man es für einige Tage sehr gut aushalten!!
Nach der Wanderung kehren wir beim Nachbarn in der Taverne ein. Alle sind beim Räumen, Renovieren und Putzen, Ostern steht vor der Haustüre und damit soll die Saison beginnen. Der Sohnemann, der in Patras studiert, ist auch schon zuhause, an Ostern trifft sich die Familie daheim. Für sie und die Arbeiter gibt es heute Pilav, also bestellen wir für uns auch 2 Portionen davon, dazu den geliebten griechischen Bauernsalat und etwas Retsina. Bei Sonnenschein schlemmen wir auf der windgeschützten Terrasse. Von der Wirtin bekommen wir noch Tsipouro zum Verdauen, sowie in Zuckersirup eingekochte Orangenschalen und auch Bergamotte. Lecker!! Bevor wir weiterfahren, können wir noch unseren Wassertank mit frischen Quellwasser auffüllen.

Hoch über der Toupolino Schlucht, der engsten Stelle des Tals, wurde ein Tunnel durch den Fels getrieben und eine Einbahnregelung gemacht. Die Ampel steht auf rot. Währendessen wir so warten, haben wir genug Zeit das Schild am Tunneleingang zu betrachten. 3.50m - schön, wir haben aber 3.65m. Die Griechen werden es schon nicht so auf den Zentimeter genau nehmen und so hoffen wir, dass wir durchpassen. Umdrehen können wir ohnehin nicht mehr, hinter uns sind schon Autos. Als wir uns so dem Tunneleingang nähern, werden unsere Augen größer - als der Tunnel breit ist. Hoffentlich ist das schmale Loch nicht doch zu eng für den auch GANZ oben recht breiten Amigo. Wir passen wirklich so grad durch und atmen erleichtert auf, als der Tunnel mit eingebauter Kurve zu Ende ist. Jetzt nur noch unter dem Felsvorsprung durch und wir haben die Schlucht geschafft. Später erfahren wir, dass der "Adolf" den Tunnel gebaut hat... So ein Arsch, hat ja sonst auch alles in größeren Dimensionen geplant und hier dann rumsparen... Einige Kilometer später sehen wir dann in einem Dorf eine Abzweigung - hier geht es für Hasenherzen auf die Umfahrung der Engstelle ;-)

Unser Ziel ist der Hafen von Kissamos. Jeden Mittwoch geht von hier eine Fähre nach Gythio auf die Halbinsel Peloponnes. Als wir dienstags dort ankommen, stehen wir alleine im Hafen. Nanu? Die Leute erzählen uns, dass in der Osterwoche die Fähre das einzige Mal im Jahr am Dienstag fährt und sie hat vor wenigen Stunden abgelegt. Na Super, was machen wir nun? Noch eine Woche warten? Wäre eigentlich wurscht, wollen wir aber nicht, da wir innerlich schon mit Kreta abgeschlossen haben. Nach wunderschönen 2,5 Monaten freuen wir uns auf die Peloponnes, dort gibt es ja auch einiges zu sehen. Wir fahren zurück in die Stadt, suchen ein Reisebüro auf und lassen uns beraten. Bald wird klar, dass wir die Fähre am Mittwoch um 18.00 Uhr nehmen werden. Sie geht nach Piräus, wo wir zwar nicht hin wollen, doch sie macht einen Zwischenstopp auf der Insel Kythira, die noch so etwas wie ein "Geheimtipp" sein sollte, "entweder liebt man sie sofort oder gar nicht!", so der Reisebüroinhaber. Von dort geht jeden Tag mindestens eine Fähre auf die Peloponnes weiter. OK, also verbringen wir die Ostertage auf dieser Insel!
Die große Fähre ist fast leer. Ca. 10 Autos und 2 Lkws sind an Board, aber der Lkw hat es in sich. Der 3 Achser ist so beladen, dass er es rückwärts nicht auf den Kahn schafft, die Räder drehen durch und nichts geht mehr. Also wieder weg von der Fähre und vorwärts rauf, Platz haben wir ja genug. Während der Fahrer den Lkw wendet, wird die Rampe wieder etwas hergerichtet, denn der Rahmen des Lkws hat doch einiges an Schaden angerichtet. Die Crew hat Mühe die Rampe geschlossen zu bekommen.. Wie der wieder runterkommen wird? Jedenfalls mit Schwung...

Yia Sas Kreta, du Wunderschöne!!
Nach 4 Stunden Fahrt für die 80km erreichen wir um 22.00 Uhr die Insel Kythira.

KYTHIRA

Am Morgen, noch ganz verschlafen, schauen wir aus dem Fenster, schließlich sind wir beide neugierig, wo wir hier gelandet sind. Hinter uns ein Berg mit einer Serpentinenstraße hoch und vor uns eine Bucht mit glasklarem, türkisen Wasser.
Gleich nach dem Frühstück brechen wir auf und sind schon nach wenigen Kilometern Fahrens total begeistert. Weiß und Blau dominiert bei den Häusern, so wie man sich halt die Häuser in Griechenland vorstellt.

Die Insel ist ca. 30km lang und vielleicht 15km breit. Es leben hier an die 3.500 Menschen. Im Sommer und auch jetzt zu den Ostern sind es ein paar mehr. Sie gilt auch als eigentlicher Heimatort der Liebesgöttin Aphodrite, naja das sagen auch die Zyprioten von ihrer Insel. Es gibt keine Industrie und Landwirtschaft nur sehr eingeschränkt, wir sehen wenig Tiere. Im Internet lesen wir, dass sehr viele Inselbewohner auswanderten, besonders nach Kanada und Australien. Viele kommen wieder zurück und bauen mit ihren Devisen die alten Häuser neu auf und nutzen sie als Feriendomizil oder Alterswohnsitz.

 

In Mylopotamos machen wir halt und schlendern durch das kleine Dorf. Am Marktplatz gibt es eine Taverne, eine Kirche und ein paar Souvenirläden mit Produkten aus der Region. Ein Schild weist uns den Weg die Stufen runter zu einem versteckten Wasserfall und weiter zu Wassermühlen entlang des Flußes. Wir staunen nicht schlecht, als wir uns inmitten von einer "Indiana Jones Landschaft" wiederfinden, denn wir wandern durch verlassene Dörfer. Die Steinhäuser verfallen so vor sich hin, die Natur holt sich ihren Platz wieder zurück. Ganze 23 Wassermühlen sollten es entlang des wunderschönen Weges in den aufgelassenen Dörfern geben, wir haben einige davon gefunden. Die erste wurde von Philip schön restauriert und wir bekommen die Funktion dieser uns unbekannten Mühlen erklärt. Nicht wie gewöhnlich mit einem großen trägen Mühlrad angetrieben, fällt das Wasser hier aus größerer Höhe auf eine Art Turbine und dreht damit den Mühlstein und verbraucht dabei deutlich weniger Wasser. Rund um uns sind Lorbeerbäume und wir ernten, was in die Taschen passt, Gewürze kann man immer brauchen!

Vom netten Reisebüro in Kissamos wissen wir, dass Chora der Hauptort der Insel ist und mitunter auch der Schönste sein soll. Auf dem großen Parkplatz oberhalb des Dorfes parken wir den Amigo. Wenn wir aus unserem Fenster blicken, sehen wir genau das Fort, welches auf einem mächtigen Felsen über dem Meer thront. Wir verlieben uns sofort in das Labyrinth der kleinen Gassen, es macht uns viel Spaß durch sie hindurchzulaufen und nicht zu wissen, wo man landet. Links oder rechts? Doch so groß ist Chora dann auch nicht, dass wir nicht bis zum Einbruch der Dunkelheit wieder zurückfinden.
Im Reisebüro erkundigen wir uns wegen der Fähre weiter auf die Peloponnes. Nein, am Samstag wollen wir noch nicht die Insel verlassen, viel zu früh. Mitte nächster Woche sollte schon fast alles ausgebucht sein, denn die Familienmitglieder, die extra für Ostern auf die Insel gekommen sind, wollen wieder zurück. Auch wir wollen uns mit Freunden treffen, die wir zuletzt in Thailand gesehen haben. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als einen Tag zu bestimmen, an dem wir die Fähre nehmen. Wir entscheiden uns für den Montag, leider fast zu früh, denn diese Insel hat es uns wirklich angetan. Wenn der viele Wind nicht wäre... könnten wir hier fast ins Grübeln geraten...

Die venezianische Festungsanlage thront 200m hoch über dem Meer auf einem Felsen. Es gibt mehrere halbverfallene Gebäude und Kirchen, Teile davon wurden richtig schön restauriert. Der Blick runter in die Zwillingsbucht von Kapsali ist atemberaubend und wenn man sich 180° dreht, hat man einen wunderschönen Blick auf Chora.

Wolfi hat Geburtstag und wir wandern nach Kapsali runter - das Dörfchen in der Doppelbucht. Auf der Promenade sitzen die Griechen und feiern das Leben. Alle sind sie wegen des Osterfestes mit ihren Familie angereist, treffen nun die hiergebliebenen Verwandten und Freunde. Die meisten sehen sie sich nur einmal im Jahr, da gibt es viel zu erzählen. Bei manchen scheint es, als ob sie hier während des Osterfestes gleichzeitig Urlaub machen. Ausländische Touristen sieht man wenige. Wir genießen diesen herrlichen Ort, er lädt wirklich zum Verweilen ein. Irgendwie scheint das Leben hier still zu stehen.
Bevor wir uns wieder auf den Retourweg machen, wollen wir noch zum Hl. Ionnes Kloster, welches hoch oben in die Felswand gebaut wurde. Steile Stufen führen von einem Gebäude ins andere, doch leider ist das Tor verschlossen. Direkt unter dem Kloster liegt ein Campingplatz in einem wunderbar schattigen Pinienwäldchen mit herrlicher Aussicht auf die Bucht, doch noch nicht offen.
Zu Hause gibt es Kaffee und Tiramisu und etwas später einen Mezzeteller, dazu ein Flascherl griechischen Wein für das Geburtstagskind, der diese natürlich mit Verena teilt - und das am Karfreitag... Was soll´s, 36 wird man nicht alle Tage!!!

Apropos Karfreitag. Für die orthodoxen Griechen ist Ostern das wichtigste Fest im Jahr. Abends trifft sich alles vor der Kirche, es werden lithurgische Lieder gesungen, bevor die feierlichen Prozession durch die Stadt beginnt. Jeder nimmt teil und so ziehen die Popen singend und murmelnd voraus durch die Gassen. In den offenen Haustüren und Fensterläden sind kleine Altäre mit der Ikone der hl. Mutter Gottes, sowie viel Weihrauch und Kerzen aufgebaut, die nun gesegnet werden. Anschließend geht die Prozession hoch auf die Burg, die schon von weitem zu erkennen ist, denn der gesamte Weg wird von Fackeln beleuchtet. Schon eine sehr feierliche Stimmung. Die Fahnen in Griechenland sind auf Halbmast gesetzt und erst bei der Wiederauferstehung Jesu werden sie wieder ganz hochgezogen. Das orthodoxe Christentum ist in Griechenland Staatsreligion.

Die Südländer sind anders: Uns wurde erzählt, dass am Karsamstag abends die große Auferstehung gefeiert wird. Mittlerweile ist es schon 23.00 Uhr und unser Parkplatz ist noch immer leer. Sollen wir schlafen gehen? Als plötzlich ein Auto angefahren kommt und dann noch eins und noch eins. Wir ziehen uns an und marschieren zur Dorfkirche. Schon von weitem hören wir den Gesang. Binnen einer halben Stunde ist der Platz vor der Kirche gefüllt mit herausgeputzten Menschen. Um Mitternacht ist es dann endlich so weit, die Auferstehung wir verlesen. Ein Feuerwerk erleuchtet den Himmel, Böhlerschüsse hallen in die Nacht. Jeder hat eine Kerze mitgebracht, die nun wie in einer Kettenreaktion beim ewigen Licht angezündet und die Flamme anschließend an den Nachbarn weitergegeben wird.
Als wir um ca. 1.00 Uhr nach Hause gehen, sind alle Restaurants brechend voll. Familien schlemmen gemeinsam in den Lokalen, während andere ihr Festessen zu Hause einnehmen. Bis tief in die Nacht wird gefeiert und so kommt es, dass wir am Sonntag, als wir Chora verlassen und wieder in den Norden fahren, die Straßen für uns alleine haben.
Nach dem Munterwerden wird der Grill eingeheizt und die Lämmer drehen sich am Spieß. Der Bratenduft vereint sich mit der griechischen Musik und zieht über die gesamte Insel. Wie ist das Leben doch schön!! Wenn auch manche (u.A. der niederl. Finanzminister Dieselblume oder so ähnlich) sagen: "Die Griechen feiern zuviel." Wir würden sagen: Man kann auch ein wenig von ihnen lernen.

Mitata - für uns das Dorf mit den am schönsten renovierten Häusern. Wir staunen über die Architektur, die uns ein wenig an das Hobbitland von Herr der Ringe erinnert. Kleine Türen, kleine Fenster und viel Liebe zum Detail. UND kleine Autos. Es gäbe noch genügend halbverfallene Häuser, die auf jemanden warten, der sie wieder zum Leben erweckt - vielleicht auf uns? Doch wir sind keine Freunde des Windes und dieser sollte gleich aus 3 Seiten anrollen, besonders im Winter.

Den Nachmittag verbringen wir in Avlemonasan, wo wir noch zufälligerweise großzügig feinstes Fleur de sel ernten können.

Als wir die Serpentinenstraße zum Hafen Diakofti runterrollen, sehen wir ein Schiffswrack aus dem Meer ragen. Vor ca. 10 Jahren sollte das deutsche Schiff wegen eines Ruderschadens auf eine kleine Insel vor Kythira aufgelaufen sein, sich binnen ein paar Stunden mit Wasser gefüllt und untergegangen sein. Seither ragt der fotogene Bug aus dem Meer. Hinter der kleinen Insel sieht man bereits die Peloponnes.
Im Hafen treffen wir 2 dänische Segler, die hier festsitzen. Der Wind ist zu stark für die Überfahrt nach Kreta. Einer von ihnen, Mads, ist im Winter Schilehrer in Österreich. Wir quatschen noch etwas, bevor uns der kalte Wind ins Innere treibt. Morgen geht es mit der Fähre auf die Peloponnes.

Die Autokolonne will gar nicht mehr enden. Die Fähre schaut gar nicht so groß aus und doch haben alle im Schiffsbauch Platz. Die 3 Autobusse und wir sind als letzter dran und hoffen noch Platz darauf zu finden. Doch ein Mitarbeiter meint: "Kein Problem, es gibt drei Stockwerke für Fahrzeuge und das Unterste ist noch leer." Die beiden anderen Etagen sind gut bestückt. Mit etwas Wehmut verlassen wir diese tolle Insel, die bislang noch fast ein Geheimtipp ist. Zumindest können wir uns nicht erinnern, davor von Kythira gehört zu haben. 40km oder 90 Minuten Fahrt sind es, bis wir bei Neapoli die Peleponnes erreichen.

 

Peloponnes

 

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