GEORGIEN, 04.11. - 20.12.2016

 

 

 

Vor Marneuli biegen wir rechts ab, um in die Industriestadt Rustavi zu gelangen, unser eigentliches Ziel ist David Gareja. Die Abkürzung gleicht einen Rübenacker - zum Glück regnet es heute nicht, sonst wäre das eine schöne Schlammschlacht. Früher ging hier mal eine Straße zu dem heute verfallenen Industriebetrieb, an manchen Abschnitten kann man noch Aspahltreste erkennen.


Die erste Nacht verbringen wir auf einem Kirchenparkplatz. Ein paar Jungs haben es sich neben dem Kircheneingang gemütlich gemacht. Als sie uns erblicken, winken sie uns zu sich rüber und laden uns auf Bier und geräucherten Käse ein. Zum Abschied bekommen wir noch selbstgefangene Fische aus dem Fluss geschenkt.

Die Piste führt uns immer der aserbaidschanischen Grenze entlang und hin und wieder sehen wir Kontrolltürme. Als wir einmal den Amigo stoppen, um die schneebedeckten Berge in der Ferne zu betrachten, sehen wir schon einen Grenzbeamten auf seinem Quad anrollen. Er will wissen, ob wir Touristen seien. Als wir dem zustimmen, macht er sich wieder auf den Weg zurück zu seinem Wachposten. Eine Hinweistafel mit "Firing zone" macht uns darauf aufmerksam, dass wir uns neben einem Übungsgelände vom Militär befinden, auch eine Kaserne ist nicht weit entfernt. Die Piste führt entlang des Geländes und wir ziehen unbehelligt unseres Weges. Plötzlich befinden wir uns in einer Steppenlandschaft, rechts oben am Hügel sehen wir hunderte von Schafen und einen Hirten, ansonsten weit und breit nichts - irgendwie sieht es aus, wie in der Mongolei.
Mitten im Nichts taucht dann ein Hinweisschild auf, geradeaus geht es nach David Gareja, wo wir hinwollen.
Heute morgen beim Frühstück haben wir noch von giftigen Schlangen rund um das Gebiet von David Gareja gelesen und nun liegt da eine vor uns mitten auf der Piste - welch ein Prachtstück. Zuerst weicht sie gar nicht aus, dann langsam schlängelt sie sich in das Gras. Die Nächte sind schon kalt und wahrscheinlich muss sie sich erst erwärmen, um wieder "aufzutauen" und schnellere Bewegungen machen zu können.

Vor uns liegt das Höhlenkloster David Gareja. Dieser David war einer von 13 syrischen Missionaren, die im 6.Jhd. von Syrien nach Georgien gekommen sind, um den christlichen Glauben zu verbreiten. Sie lebten in Höhlen, die in die Felswand gehauen wurden. Höhlenkirchen mit noch gut erhaltenen Fresken und den Höhlenspeisesaal der Mönche gibt es zu bestaunen. Nachdem wir den steilen Pfad bis zum Grat erklettert haben, eröffnet sich uns ein wunderbarer Ausblick, vor uns liegt die Tiefebene von Aserbaidschan. Wau, da haben die Mönche dazumals aber eine coole Aussicht gehabt! Die Kletterei von einer Höhle zur anderen ist auch nicht ohne.

Wieder unten angekommen, besichtigen wir das Lavra-Kloster, in dem heute wieder einige Mönche wohnen. In der kleinen Kirche am Gelände ist das Grab von David Gareja.

Wir folgen der Weinroute nach Sighnaghi, dies sollte der schönste Ort in Kachetien - dem Weinbauanbaugebiet Georgiens - sein. Das Keltern von Wein hat lange Tradition und geht angeblich 7000 Jahre zurück. Die Georgier lieben ihren Wein und auch wir finden großen Gefallen daran. Ein Glaserl Wein und dazu einen georgischen Snicker (das sind Nüsse mit Weintraubensirup überzogen, sehen aus wie Würste) - das Leben ist herrlich!

Die Häuser in der kleinen Stadt sind wunderschön restauriert, es macht Spaß durch die Gassen zu bummeln, auf der z.T. gut erhaltenen Stadtmauer zu schlendern um den grandiosen Ausblick zu geniessen. Die letzen Tage waren nebelig, doch nun strahlt die Sonne vom blauen Himmel und vor uns am Horizont liegt der schneebedeckte Kaukasus. Inmitten der Stadt gibt es ein paar Gemüsestände, wo wir einkaufen und uns auch mit Thoniburis (das sind Fladenbrote aus dem Lehmofen) und Käse eindecken.
Fast hätte der Amigo noch einen Passagier erhalten oder wir ein neues Familienmitglied, denn Wolfi hat sich in einen kleinen, aufgeweckten, schwarzen Welpen verliebt. Es ist wirklich herzig zum Anschauen, wie die Kleinen so rumtollen. Doch Verena zieht ihn vom Platz...


Das Bodbe Frauen Konvent ist nur einen kleinen Spaziergang von Sighnaghi entfernt und wir nehmen den Apollo mit. Somit müssen wir uns dann mit dem Besuch des Klostergeländes abwechseln, doch es lässt sich herrlich auf der sonnigen Parkbank warten. Die Basilika wird gerade renoviert und nebenan ist die unscheinbare Kapelle mit dem Grab der heiligen Nino, welche den christlichen Glauben nach Iberien, wie Georgien früher hieß, brachte. Das alles und noch vieles mehr liegt auf einem wunderschönen Areal mit gewaltigem Ausblick auf den Kaukasus.

Krautköpfe, Kürbisse und Kakis im Überfluss werden am Straßenrand verkauft. Es ist Kakiernte, die Bäume leuchten schon von weitem mit ihren orangen Behang, die Blätter sind fast alle abgefallen und somit kommen die Früchte toll zur Geltung. Es gibt hier zwei verschiedene Sorten, die ganz weichen, die man auslöffeln kann, die kennen wir schon aus Asien, und die härtere Variante, die man am besten im Spalten geschnitten isst, diese Sorte ist für uns neu.

Wir suchen einen Platz zum Mittagspause machen und es ist gar nicht so einfach, einen passenden Platz zu finden, da ein Dorf das nächste ablöst. Also fahren wir einen Feldweg rein, um neben einem abgeernteten Feld zu parken. Als wir den Motor abstellen, hören wir schon eine Frau aus dem Feld schnattern. Es klingt gar nicht freundlich. Ist es ihr nicht recht, dass wir hier sind? Verena will gerade zu ihr rübergehen, um sich ihre Erlaubnis einzuholen, als diese schon angestiefelt kommt. Über das ganze Gesicht ein breites Grinsen, mit der einen Hand zieht sie sich die Schürze runter, mit der anderen zieht sie Verena hinterher. Unter einem Baum ist ein kleiner Verschlag, da hat sie ihre Jause, die Klamotten und Schuhe aufgehängt. Sie deutet auf einen Stein, dorthin soll Verena sich setzten. Währenddessen breitet Luara ihre Jause aus, es gibt Thonisburi, Käse, Kakis und kalten Kaffee. Das alles will sie nun teilen, wir steuern Kekse bei und das Jausnen kann beginnen. Die Gastfreundschaft der Georgier ist schon außergewöhnlich! Die Konversation besteht aus Zeichensprache. Luara entfernt gerade das Unkraut von den Erdbeerpflanzen, ein paar Reihen hat sie schon gemacht, doch es wartet noch viele mehr auf sie. Aber heute nicht mehr, denn sie will uns zu sich nach Hause einladen, dort hat sie guten selbstgemachten Chacha (Schnaps). Dankend lehnen wir ab und machen uns auf den Weg nach Telavi.

In der Stadt Telavi machen wir einen Spaziergang durch die hübsche Alstadt und kaufen in einem Käseladen einen Spezialkäse. Geräucherter Käse mit Schinkenstücken und Rosinen eingerollt, wau da hat man ja gleich eine komplette Jause, fehlt nur noch das Brot dazu...
Nachmittags fahren wir zum Ikalto Kloster und suchen uns dort einen netten Platz zum Parken. Herrlich liegen die georgischen Klöster von Zypressen eingerahmt in der Landschaft.
Am nächsten Tag vor den Toren des Akhali Kloster müssen wir warten, bis wir von den Nonnen abgeholt werden. Sie öffnen das Tor von der aus dem 16. Jhd. stammenden Kirche. In der Sowjetzeit war es zu einem Waisenhaus umfunktioniert worden, doch nun gibt es hier wieder religiöses Leben hinter der Steinmauer.
Es ist ein wunderschöner Herbsttag und wir spazieren den Hügel hoch zu 3 weiteren Steinkirchen aus dem 5. Jhd. Der georgische "Indian Summer" ist in seinem Element und gibt sein Bestes!!
Den restlichen Nachmittag lassen wir uns die Sonne ins Gesicht strahlen. Plötzlich spricht uns ein Taxifahrer an, ob wir den aus Österreich kämen und ihm gefällt der Amigo. Er spricht ausgezeichnetes Englisch und erzählt uns, dass er eigentlich Uni-Professor ist, doch seit sich die UdSSR aufgelöst hat, schaut es mit den Arbeitsplätzen als Lehrer nicht mehr so gut aus. Um seine Familie über Wasser zu halten, fährt er nun Taxi. Meistens ist er mit Touristen unterwegs, oft auch mehrereTage lang.

Über den unspektakulären Gombori Pass geht es weiter in die Hauptstadt Tbilisi.

Bei uns ist sie bekannt als Tiflis, doch das sei der alte russiche Name, erklärt uns erst viel später ein Mönch.
Einen netten Parkplatz zu finden, ist fast wie die Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen. Neben der Hauptstraße in der Nähe von Rustaveli unter ein paar Bäumen werden wir fündig. Doch nach der fast schlaflosen Nacht, der Verkehr nimmt auch in der Nacht kein Ende, und dann noch die Geruchsbelästigung in Form menschlicher Ausscheidungen neben unserem Hinterreifen, wollen wir hier nicht mehr bleiben. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg und latschen verschiedene Plätze, Parkanlagen, Stadions und öffentliche Parkplätze ab. Schließlich nach einem langen Tag des Suchens, werden wir fündig. Nicht weit von der Altstadt entfernt gibt es einen geschotterten Platz in einer Wohngegend, wo wir uns hinparken.

 

Mit einer Seilbahn "made in Austria" fahren wir hoch zum Nariquala Fort. Von dort oben hat man den besten Blick über die Stadt. Wir haben schönstes Herbstwetter beim Erkunden der Altstadt, die in den Hang hineingebaut wurde. Sehr steile Gassen mit Pflastersteinen führen bergauf. Wir erfreuen uns an den Holzhäusern mit ihren liebevoll verzierten und geschnitzten Balkonen. Sind sie im Herzen der Altstadt schön renoviert und oft zu Hotels umfunktioniert worden - ganz auf den Touristen eingestellt. Doch verlässt man die Hauptroute sind viele der Häuser sehr renovierungsbedürftig. Uns gefällt auch das schiefe, verwinkelte und das noch nicht Restaurierte. Hier hat das Dach etwas nachgegeben, da steht die Säule neben dem Eingang schon schief und dort ist das ganze Erdgeschoss abgesunken. Die meisten Häuser sind bewohnt und das ist dann bestimmt nicht so lustig oder gewöhnt man sich daran?

Die bekannten Sulphurbäder sind unter den Kuppeldächern untergebracht. Die Metekhi Kirche thront am Felsen, daneben ist eine Parkanlage mit einem futuristischen Gebäude, welches eine Kunstausstellung beherbergt. Geht man nur 2 Gassen weiter steht man vor einem Gemüsemarkt, wo alte Frauen ihren selbstgemachten Käse oder ihr Gemüse aus dem Garten zum Verkauf anbieten. Auch der Präsidentenpalast ist unübersehbar, thront er doch am Hang hoch über dem Fluß, mit bester Aussicht auf die Stadt. Über die Peace Bridge, die wie ein großes Handtuch aussehen sollte, gelangt man wieder über den Mktvari Fluß auf die andere Seite der Stadt, wo sich eine Gasse gepflastert mit liebevollen Cafes und netten Restaurants auftut. An jeder Ecke gibt es noch Greislerläden, kleine Verkaufsläden, wo man von Brot über Eier bis zum Schnaps alles kaufen kann, was man so zum Leben braucht. Und alle haben sie ihren Kundenstock. Der Mix von Alt und Neu hier in Tbilisi hat wirklich Charme.

Eine ganze Woche lang können wir spätherbstliches Wetter genießen. Da macht das Rumstreunen und durch die Gassen schlendern noch mehr Spaß. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln machen wir uns auf den Weg zum Basar. Obwohl eine große ausländische Supermarktkette auch hier in der Stadt seine Pforten geöffnet hat, bevorzugen wir den Basar, wo auch die Einheimischen einkaufen. Die Georgier sind Käseliebhaber, kann auch gar nicht anders sein, denn eines ihrer bekannten Nationalgerichte ist Khachapuri, Teigtaschen mit Käse gefüllt in verschiedensten Varianten je nach Region. Doch leider ist der Käse sehr oft für unseren Gaumen zu salzig. Eingelegtes Gemüse, Wurstwaren fast wie zu Hause, frisches Gemüse und Obst. Kaki und Granatäpfel sind unsere Favoriten.

Wir lernen Pater Daniel kennen. Er wohnt nur eine Gasse weiter, also sind wir im Moment gerade Nachbarn und so freunden wir uns etwas an. Er ist offraodbegeistert und besitzt einen alten Pinzgauer, den er braucht, um zu seiner entlegenen Hütte in den Bergen zu kommen. Pater Daniel ist orthodoxer Mönch und Eremit, er lebt das ganze Jahr über in seiner einfachen Hütte, weit weg von Konsum und Nachbarn, sein einziger Begleiter ist Gott. Doch leider hat er mit den Bandscheiben Probleme und der harte Winter in den Bergen ist für ihn nicht mehr machbar. So zieht er für einige Monate bei seiner Mutter ein. Für den Pinzi braucht er neue Achsmanschetten, die wir ihm helfen in Österreich zu besorgen. Fast jeden Tag kommt er auf Kaffee vorbei, oft hat er einen Bohnenkuchen (Lobiani) und Wein mit. Die orthodoxen Priester lassen sich die Haare und den Bart nicht schneiden. Auf die Frage: Warum? "Was Gott uns gegeben, sollen wir nicht mehr nehmen." Wissen wir das nun auch!
Pater Daniel fährt mit dem Wolfi kreuz und quer durch die Stadt, auf der Suche nach neuen Stoßdämpfern. Letztendlich werden sie auch fündig und Amigo hat nun leuchtend gelbe Stoßdämpfer bekommen.

Als wir abends in die Stadt spazieren, hören wir schon von weitem Kirchengesang. Die Brücke ist gesperrt und tausende von Menschen tummeln sich am Platz unter der Metekhi Kirche. Die Polizei hat weiträumig abgesperrt und gesichert. Von weitem sehen wir den überdachten Platz mit den Ehrengästen. Das Kirchenoberhaupt - der Patriach - ist anwesend. Die Sonne ist schon untergegangen, doch die Kerzen, die jeder in der Hand hält, erhellt den Platz. Was ist da los? Eine Frau erklärt uns, dass heute der Gedenktag der 1000 Märtyrer sei, die sich im Mittelalter nicht zwingen ließen zum Islam zu konvertieren und daraufhin in den Fluss geworfen wurden.

Nach gut einer Woche ist unser Fäkaltank voll und das heißt, wir müssen mal mit dem Amigo eine Runde drehen. Bei dieser Gelegenheit bleiben wir gleich ein paar Tage der Stadt fern, um wieder etwas Landluft zu schnuppern. Bevor wir wieder in die Stadt fahren, füllen wir noch unseren Wassertank voll.

 

Tbilisi bei Nacht schaut superschön aus. Viele Altstadtbalkone sind beleuchtet, ebenso die Burg am Berg und viele andere Bauten. Das Tourismusministerium hat ganze Arbeit geleistet, zumindest die Firmen, die den Auftrag ausführten. Es macht Spaß durch die Stadt zu schlendern, wenn da nicht die Kälte wäre. Es hat mehr als 15°C abgekühlt und es fuselt, doch der Schnee bleibt kaum liegen.

Überall gibt es Weinstuben wo man den lokalen Wein verkosten und natürlich auch kaufen kann, jetzt wo es etwas kälter ist, verkaufen sie findigerweise auch Glühwein. Wer den wohl hierher gebracht hat? Dachten wir doch, dass es eine österreichische Erfindung sei ;-)
Churchkhela ist der georgische Snicker und wird von jeder Hausfrau selbst hergestellt. Chacha, oder georgischer Grappa - so wird der lokale Schnaps hier genannt. Ja, er brennt..... und nein, wir haben ihn nur EINMAL probiert.

Es ist grau in grau, seit Tagen schon kein Sonnenlicht. Zum Glück haben wir einen Generator mit, der unsere Bordbatterien wieder auflädt, um Strom zur Verfügung zu haben. Das schlechte Wetter ist auch der Grund, wieso wir Tbilisi nun verlassen. Doch weit kommen wir nicht. Am Rande der Stadt machen wir Halt bei einem Einkaufszentrum, denn wir wollen noch ein paar Flaschen von diesem ausgezeichneten Wein kaufen. Als wir Zurückkommen, erwarten uns bereits Janin & Steffen mit ihrem VW-Bus. Gemeinsam fahren wir aus der Stadt raus, den Hügel hinauf, wo wir einen Nachtplatz finden. Die beiden haben einen kleinen Streuner namens Luke in Griechenland gefunden, der nun mit ihnen Richtung Indien reist. Wir machen es uns im Amigo gemütlich und quatschen die halbe Nacht.


Morgens wollen wir die Heizung einschalten und nichts geht, denn der Diesel aus Kasachstan, ist wohl doch noch kein Winterdiesel gewesen... Zum Glück haben wir noch den Ziegelstein aus der Mongolei, der nun für wohlige Wärme sorgt. Zu Mittag erwärmt dann die Sonne den Tank soweit, dass der Diesel wieder durchsichtig wird.
Wir schnappen den Apollo und spazieren zur Jvari Kirche hoch. Die Sonne scheint und wir haben eine schöne Aussicht auf die Stadt Mtskheta und die beiden Flüsse, die sich unweit der ehemaligen Hauptstadt vereinen. Es ist Samstag und der Parkplatz ist voll mit blumenbeschmückten Autos. Brautpaare kommen hierher um Fotos zu machen und ihren Segen zu erhalten, denn die Jvaris Kirche sollte die Heiligste unter all den heiligen Kirchen sein. Da kann die Ehe ja gar nicht mehr schief gehen ;-)


Am Sonntag treffen wir uns mit Pater Daniel bei der Kirche in Mtskheta. Nein, wir haben uns nicht verschrieben, die Aussprache der georgischen Sprache fordert uns oft einiges ab und erzeugt fast einen Knopf in der Zunge. Zu unserer Überraschung ist Pater Daniel nicht alleine. Lia ist bei ihm, sie hat einige Jahre in Deutschland gewohnt und spricht perfekt Deutsch, was die Konversation um einiges einfacher macht, denn Pater Daniels Englisch ist sehr löchrig. Lasha ein anderer Freund kommt auch mit Freunden vorbei und so sind wir eine kleine Reisegruppe. Pater Daniel lädt uns zu einem typischen Sonntagsausflug ein - es wird zu Kirchen gepilgert. Wir fahren zuerst südlich den Berg hinauf zu einer kleinen Klosteranlage. Dahinter ragt eine steile Felswand in die Höhe, in der viele Höhlen gehauen wurden. Früher gab es hier einige Eremiten, die an einem Seil in ihre Höhle geklettert sind und diese dann ihr Leben lang nicht mehr verließen. Ähnlich wie der Hl. Shio Mgvimeli, einer von den 13 Missionaren aus Syrien. Er hat sich in ein Loch einmauern lassen, in dem er 13 Jahre lang gelebt hat. Das Essen wurde an einem Strick durch ein Loch in der Decke herabgelassen.

Kaum sind wir vom einen Berg herunten, geht es auf der anderen Seite wieder hoch. Diesmal ist die Anfahrt etwas steiler mit vielen Serpentinen bergauf durch den Wald. Auf ca. halber Strecke wird die Forststraße etwas rutschig, Eis und Schnee wechseln sich ab. Pater Daniel gibt die Untersetzung rein und wir brausen den Berg hoch.
Die kleine Steinkirche ist wunderschön auf einer Bergkuppe gelegen. Der Blick reicht bis nach Tbilisi rein, wenn da nicht die dicke Nebelschicht wäre, der sich in den Tälern festgesetzt hat. Wir sitzen auf der Bank unter einem Baum und tanken noch etwas Sonne, bevor wir die Heimreise antreten.
Gleich in der dritten Kurve wird es etwas rutschig und Wolfi muss sich beherschen, um Pater Daniel nicht in das Lenkrad zu greifen. Das Auto rutscht seitlich weg Richtung Wassergraben. Der offroadbegeisterte Mönch hat noch nicht so viel Erfahrung mit Eis und Schnee und so kommt es, dass er und Wolfi die Plätze tauschen. Wolfi ist ein schlechter Beifahrer, doch diesmal ist jeder sichtlich froh, von einem erfahrenem Fahrer sicher den Berg hinuntergebracht zu werden. Viele Fußgänger kommen uns entgegen, alle haben das Auto unten abgestellt. Eigentlich etwas leichtsinnig ohne Ketten auf dem Eis rumzukurven, aber wir fahren ja im Namen des Herrn, was soll da schon schief gehen?
Wir sagen Goodbye zu Pater Daniel, denn für uns geht die Fahrt Richtung Westen weiter, während er zurück in die Hauptstadt fährt.
Es ist der 1. Advent und wir zünden die erste Kerze am Adventkranz an. Verena hat ihn wunderschön gebunden, den ersten wieder seit Jahren. Kekse gibt es natürlich auch.

In den Jahren nach der Loslösung von der Sowjetunion hat der damalige Präsident der Korruption den Kampf angesagt. Er hat im Polizeiwesen alle Beamten entlassen und durch neue Leuten ersetzt. Vielleicht bekommen sie nun einen höheren Lohn für ihre Arbeit? Das wissen wir nicht. Doch was wir wissen ist, dass die Polizeigebäude im ganzen Land neu sind. Schöne, moderne und ganz wichtig - gläserne Reviere, damit auch ihre Arbeit gläsern ist. Jeder kann von draußen reinsehen! Ein wirklich guter Ansatz!!

Wir besuchen die Svetitskhoveli Kathedrale im Ort, die von einer Festungsmauer umgeben ist. Der Bau ist aus dem 11.Jhd. und wenn man Gerüchten glaubt, müsste das Gewand vom Jesus darunter begraben sein. Ein ortsansässiger Jude sollte bei Jesus Kreuzigung in Jerusalem anwesend gewesen sein und sei mit dem Bekleidungsstück nach Hause gekommen.

Am Weg vom großen Parkplatz zur Kathedrale ist eine nette Gasse entstanden, wo die Touristen durchgeschleust werden und wo sich ein Souveniergeschäft ans andere reiht. Wir kehren in ein gutbesuchtes Restaurant ein und lassen den Abend mit Hühnerleber, mit Käse gefüllten Champignons, einem Bohnenmus und Rotwein ausklingen. Trotz der vielen Leute ist es kalt im Vorzelt des Restaurants. Es wird nur schwach geheizt und vom Steinboden steigt die Kälte durch die Schuhe hoch, sodass das Sitzen hier nicht wirklich gemütlich ist. Nebenan in der Bäckerei kaufen wir frische Thonisburi für das Frühstück ein.

Leider bemerken wir zu spät, dass die Kanten am Dach schon wieder undicht sind. Wolfi hat sie erst in Malaysia neu verfugt und darüber lackiert, doch die UV-beständige Fugenmasse, die wir in SO-Asien gekauft haben, wird wohl doch nicht so gut gewesen sein... Im Kleiderschrank in den Ecken ist es feucht und leichter Schimmel hat sich angelegt. Für die nächsten Tage wird Dauerregen prognostiziert und so nützen wir den heutigen sonnigen Tag, um die Undichtheiten zu beheben. Neben der Autobahn ist eine kleine Parkfläche und dort wird die alte Fuge herausgeschnitten und neu verfugt, die letzte Tube mit europäischer Qualität.

Die Wettervorschau zeigt Regen im "Flachland" und Schnee in den Bergen an. Georgen ist ein Gebirgsland, es ist ein wunderschönes Land, doch sind wir zur "falschen" Zeit hier. Schweren Herzens entscheiden wir uns gegen einen Besuch des Höhlenklosters Vardzia, wo es nun etwa -10°C und genügend Schnee haben sollte und auch gegen die Region Svaneti. Jeder, ausschließlich jeder, rät uns in diese Region zu fahren, da es der schönste Teil Georgiens sein sollte. Die Bergdörfer mit ihren mittelalterlichen Wehrtürmen sind Weltkulturerbe.
Im Norden ist der große Kaukasus mit seinen bis über 5000m hohen Bergen, im Süden ist das kleine Kaukasusgebirge mit Bergen über 2.000m. Dazwischen ist hügeliges Land und da befinden wir uns nun, auf dem Weg zum Schwarzen Meer.

In Kutaisi fahren wir zur Motsameta Kirche. Sie liegt spektakulär auf einem Kliff, tief darunter der Fluss, er windet sich um den Felsen auf dem die Kirche erbaut wurde. Das Gelati Kloster, das nur ein paar Kilometer entfernt ist, stammt aus dem 11.Jhd. und wurde im Mittelalter als 2. Jerusalem bezeichnet. Viele georgische Führer fanden hier ihre Ruhestätte. Später wurde sie zur Residenz des Patriarchen von West Gorgiens ernannt. Die Kathedrale ist Unesco-Weltkulturerbe, es sind viele gut erhaltene Fresken aus den verschiedenen Jahrhunderten zu bewundern.

Weit ist es nun nicht mehr nach Batumi. Bevor wir die Küstenstadt erreichen, fahren wir noch eine Tankstelle an. Auch der 5l Benzinkanister für den Generator sollte vollgefüllt sein, denn der Regen wird uns auch in den nächsten Tagen noch erhalten bleiben. Die Gastankflasche machen wir auch noch voll, es kann nie schaden.....

Im Sommer soll in Batumi die Hölle los sein. Am Schotterstrand tummeln sich die Sonnenhungrigen und nachts steigt eine Party nach der anderen. Zum Glück ist diese Saison vorbei und auch auf den Parkplätzen hinter der Promenade herrscht gähnende Leere. Gut für uns, so haben wir viel Platz für den Amigo. Die ca. 7km lange Promenade ist sehr gepflegt, zwischen den Fußgängerbereich und dem Fahrradweg ist ein Grünstreifen mit Palmen, die nachts schön grün beleuchtet sind. Perfekt für uns, endlich wieder etwas sportlicher zu sein. Die kurzen Regenpausen nutzen wir, um der Promenade entlang zu joggen, danach noch eine Runde mit Apollo. Nun kann der Regen wieder kommen.

Binnen ein paar Minuten zieht ein Sturm auf, die Wellen peitschen ans Ufer und werden immer höher, bis sie schließlich die Promenade erreichen. Die ganze Nacht tobt das Unwetter und die Wellen bringen Treibholz, Unrat und sogar große Steine mit auf die Promenade. Mit fragendem Blick schauen wir immer wieder aus dem Fenster, die Wellen werden doch wohl nicht bis zum Amigo kommen?
Es ist laut, wenn die Welle anrollt und die vielen Steine über den Beton der Promenade schiebt und es wird erst ruhiger, wenn sie den Grünstreifen erreicht, der uns noch vom Wasser trennt. Hoffentlich werden die Wellen in der Nacht nicht noch höher.
Am nächsten Morgen ist das Ausmaß des Unwetters erst richtig zu erkennen. Das Wasser ist bis auf ca. 2m an den Amigo herangekommen. Von der einstig schönen Promenade ist nichts mehr zu erkennen, denn sie ist auf hunderte Meter mit Sand, Schotter und großen Steinen bedeckt, sogar die schweren Betonbänke wurden verschoben. Die Strandhütte vor uns wurde niedergerissen, das Holz liegt überall verstreut.
Es ist Sonntag und trotzdem sind unzählige Helfer im Einsatz, es wird gekehrt und geschaufelt. Der Bagger kommt angefahren. Ganze Betonplatten wurden aus dem Strand geschwemmt, Säulen von Strandgebäuden sind eingestürzt und die Tribüne am Beachvolleyballplatz hat es um einige Meter verschoben. Ganz im Süden hat es sogar Teile der Promenade weggerissen. Bis tief in die Nacht sind sie mit den Aufräumarbeiten beschäftigt, auch noch als es voll zu Regnen beginnt und Stunden später noch nicht aufgehört hat, sind sie immer noch am Arbeiten.

Vergeblich sind wir auf der Suche nach einer Wäscherei, denn unser Schmutzwäscheberg wird immer höher. Also bleibt Verena nichts anderes übrig, als immer wieder ein paar Wäschestücke zu waschen und im Amigo zu trocknen. Die Luftfeuchtigkeit schellt in die Höhe, draußen und drinnen. Wir wollen keine Tropfsteinhöhle und so verschieben wir das Wäschewaschen wieder... noch haben wir.....!!

Batumi hat viele moderne Wolkenkratzer aus Glas und Metall. Die m² Preise sind z.T. schon europäisch angehaucht. Der Alphabet-tower, Apartementblöcke von Hotels und Wolkenkratzer mit integrierten luftigen Ringelspiel.
Außerhalb des Zentrums gibt es hässliche Betonblöcke mit vielen Wohnungen drinnen. Zwischen den Blöcken sind Wäscheleinen auf Seilrollen angebracht. Der Beton bröselt ab, die Fenster sind alt und die Balkone rosten vor sich hin...

Wir werden munter und die Sonne strahlt vom Himmel. Diesen Tag wollen wir ausnutzen und machen einen ausgiebigen Spaziergang am Strand, bevor wir mit dem Bus in die Altstadt fahren. Wenn die Sonne vom Himmel lacht, fühlt es sich gleich besser an, auch sieht alles doppelt so schön aus! In der Altstadt erwarten uns alte, russische Bauten, Kopfsteinpflaster, Parkanlagen mit Springbrunnen, Kebabläden und türkische Cafes - man merkt, dass die türkische Grenze nicht mehr weit entfernt ist.

Wir glauben es kaum, doch wir sind nicht die einzigen Reisenden, die um diese Jahreszeit unterwegs sind. Wir treffen auf eine schweizer Familie mit 3 Kindern in einem bunten Concorde Wohnmobil. Nur 3 Tage später erspähen wir beim Laufen einen schweizer Dodge im Park. Martina & Sven mit ihrer Hündin Klara sind auch schon seit 3 Jahren unterwegs, sie wollen Richtung Osten und vorher noch den Winter in Georgien verbringen. Wir parken uns zu ihnen in den Park. Das Warten mit Gleichgesinnten ist doch gleich viel lustiger, denn wir erwarten ein Weihnachtspaket aus der Heimat und die Post ist nicht die schnellste.....
Nur einen Tag später gesellen sich Theres & Johannes mit ihrem 1625er Mercedes-Lkw zu uns. Die beiden sind schon seit 9 Monaten unterwegs und wollen auch Richtung Asien.

Der Schnee holt uns ein, was eher ungewöhnlich für Batumi ist und wie schon so oft, hören wir auch hier von den Einheimischen, dass der Winter heuer viel zu früh dran ist. Entweder regnet es oder es schneit - das Wetter wäre eigentlich zum Flüchten.
Wir sitzen zu sechst im kleinsten Auto, denn dort gibt es die größte Sitzecke... Dicke Flocken fallen vom Himmel. Nun hält uns nichts mehr drinnen und wir wollen den einheimischen Mädels beim Schneemannbauen helfen, doch die sind schon fast fertig, dekorieren ist noch angesagt. Nach einer kurzen mitternächtlichen Schneeballschlacht am Strand sind dann die Finger so durchgefroren, dass wir nur noch ins warme Bett wollen.

Unser 4beiniger Pensionist bekommt eine Einstiegshilfe, im Alter ist das Treppensteigen nicht mehr so einfach. Nach dem heftigen Sturm, als die Strandbar zusammen gebrochen ist, hat Wolfi 2 Bretter gefunden, die dafür passen und schon bald ist die Hühnerleiter für unseren Kollegen fertig.

 

Auch hier bereitet man sich auf das große Weihnachtsfest vor. Nach Maria Empfängnis wird die Weihnachtsdekoration auf den Straßenlaternen angebracht. In den Geschäften stehen Weihnachtsbäume, die Auslagen sind festlich dekoriert und öffnet man die Türen, schallt einem "Last Christmas" entgegen. Wir nehmen den Bus in die Altstadt und bummeln durch die hellbeleuchteten Gassen. Die Wasserfontänen animieren uns zu einem Tänzchen.

Nach mittlerweile fast 3 Wochen in Batumi, sind wir noch immer am Warten. Da haben wir genug Zeit zum Überlegen, wo wir den restlichen Winter verbringen wollen. Georgien ist uns definitiv zu kalt, es sollte schon etwas wärmer sein....Aber wo ist es warm??
Sollen wir den Blinker nun rechts oder links setzen?

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