Usbekistan 15.09. - 02.10.2016

 

 

Wir warten nun schon seit geraumer Zeit am usbekischen Grenzzaun, dann wird Verena herangewunken. Wie in allen Stan-Ländern, muss sie auch hier zu Fuß über die Grenze gehen. Zuerst zum Doktor Fieber messen, dann weiter zur Passkontrolle, Zolldeklaration ausfüllen und schließlich noch eine Leibesvisitation. Keine 15 Minuten später ist sie in Usbekistan eingereist. Wolfi steht noch immer am Grenzzaun. Nach einer halben Stunde Mittagspause darf er endlich durch das Desinfektionsbecken rollen, dann zum Röntgenapparat, welcher auf einem nagelneuen 3 Achs-Lkw moontiert ist. Der ganze Amigo wird geröngt und es geht weiter zum Zoll. Dort trennen Verena und der Amigo nur noch wenige Meter. Es ist heiß und sie will sich eine Wasserflasche vom Kühlschrank holen. Wolfi wird derweil in Beschlag genommen, denn die Zöllner wollen 650,-USD "heavy vehicle, tax". Gleich hinter ihnen am Glas des Schalters hängt aber eine Hinweistafel, auf der steht: Für die Passkontrolle und dem Zoll sind keine Gebühren zu entrichten. Wolfi schaltet auf stur und will nichts bezahlen, weil wir ja kein gewerblicher Gütertransport sind.
Verena kommt inzwischen mit einem kalten Wasser aus dem Amigo und wird sogleich von einem zornigen Beamten nochmals zur Leibesvisitation zurückgeschickt. Sie könnte ja etwas illegales aus dem Amigo geschmuggelt haben!!! Nach der nochmaligen Kontrolle wird ihr der Zugang zum Amigo nicht mehr gewährt. Es wird ihr ein Sessel gebracht, auf dem sie nun sitzend die Kontrolle in 5 Meter Entfernung beobachten darf.
Den Beamten ist langweilig oder sie sind besonders neugierig. Zeit haben sie, denn wir sind das einzige private Fahrzeug, das an diesem Tag die Grenze überquert. Wir wissen das so genau, weil wir etliche Stunden dort verbringen - "einmal alles raus." Sie wollen alles sehen und beginnen an den Stauboxen. Alle Stauboxen, der komplette Keller, jede Werkzeugkiste wird bis auf das letzte Stück leergeräumt. Jede Tube, jede Verpackung - alles wird geöffnet, inspiziert und wieder eingeräumt. Als der Keller leergeräumt ist, können wir sie gerade noch aufhalten, dass sie nicht auch noch unsere Marmeladegläser öffnen, denn dann wären sie nicht mehr lagerfähig. Der geschlossene Kaffee wird abgegriffen, gewendet und mehrmals gerochen. So geht es weiter, keine Tüte, keine Box, keine Lade, kein Schrank.....nichts ist vor ihnen sicher. Drogen (auch Codein zählt in Usbekistan dazu), Sexfilme, pornografische Magazine - nach all dem fragen sie uns mehrmals. Sogar mit ein paar Medikamten aus unserer Medizinlade sind sie unterwegs zum Veterinär, um sicher zu gehen, dass nirgendwo Codein drinnen ist.

 

Zum Glück ist ihre Arbeitswut bereits abgekühlt, als wir zum Innenraum vom Amigo kommen. Hier drinnen ist es dann nicht so genau. Verenas Kleiderschrank, das Badezimmer, denn da steht eine Toilette drinnen, der Schuhkasten und auch Apollos Hundefutter sind für sie tabu. Ein NOGO für einen "Gläubigen" hier zu kontrollieren...
Apollo erregt ihr Aufsehen. Mehrmals wollen sie die Dokumente sehen. Alle blättern durch, niemand kennt sich aus und zum Schluss wollen sie auch noch einen Einreisestempel in Apollos Heimtierausweis geben. Als sie endlich mit allem fertig sind und Wolfi noch zur Immigration seinen Einreisestempel abholen gehen will, streikt dort das Computersystem. Kein Problem, denn mittlerweile sind wir schon sehr gut im Warten... Nach insgesamt 5 Stunden haben wir die Einreise nach Usbekistam geschafft, macht einen Stundenlohn von 130,- US Dollar, weil wir die "Gebühr" nicht zahlten. Noch ein zweites Gutes hatte die Kontrolle, das Werkzeug ist nun wieder sauber!!
Es ist schon so spät, dass wir uns nur noch einen Platz zum Übernachten suchen. Am nächsten Tag bleiben wir in der ersten Stadt stehen, um Guthaben für unsere SIM Karte, die wir von Ruth & Jürgen bekommen haben, zu kaufen und Geld zu wechseln.

Bei der ersten Möglichkeit biegen wir von der Hauptstraße ab, um querfeldein durch kleine Dörfer und abgelegene Landschaften zu fahren, um nach Samarkand zu gelangen. Es ist ein karges Land, doch wo es Wasser gibt, werden sofort Bewässerungskanäle gebaut, um das Land im weiteren Umkreis noch fruchtbar zu machen. Mais, Baumwolle, Aprikosen, Weizen......
Viele Menschen sind auf ihren Eseln unterwegs, es mutet etwas mittelalterlich an, nach den anderen Stan-Ländern. Motorräder sieht man ganz selten. Es gibt keine gebrauchten Autos aus Europa, viele fahren Lada, Hyundei oder Chevrolet, welcher hier im Land erzeugt wird. Fast alle haben eins gemeinsam, sie fahren mit Gas. Methan oder Propan ist hier die Frage an der Tankstelle. Tankstellen mit Benzin sieht man selten, welche die Diesel haben, muss man schon mit der Lupe suchen.
Der letzte Pass nach Samarkand, am Straßenrand sehen wir ein 5t Fahrverbotsschild. Oje, jetzt wieder umdrehen, bedeuten viele zusätzliche Kilometer. Das wollen wir eigentlich nicht und wir versuchen es. Es wird uns doch wohl keine kleine Brücke oder ein niedriger Tunnel den Weg versperren? Bevor wir den Pass erklimmen, gibt es noch eine Polizeikontrolle, wie so oft in diesem Land. 20-30 Meter vor der eigentlichen Kontrollstelle ist eine Stop-Tafel, bei der man besser ganz halt macht, denn sonst wollen die Beamten eine "Straff" kassieren. Die Polizisten winken uns durch und einer wunderschönen Passfahrt steht nun nichts mehr im Wege.


SAMARKAND

Die Einfahrt in die Stadt ist recht einfach, denn viel Verkehr ist hier nicht. Vielleicht haben wir grad Glück oder es sind tatsächlich weniger Fahrzeuge auf Usbekistans Straßen. Hinter dem Registan gibt es einen großen, öffentlichen Parkplatz und dort machen wir es uns für die nächsten paar Tage gemütlich. Er ist sehr zentral gelegen und wir haben es nicht weit zu den umliegenden Sehenswürdigkeiten. Der Registan Platz, der im mittelalterlichen Orient DER Markplatz war - das Zentrum Samarkands, ist umgeben von drei Medresen. Eine Medrese ist eine Schule, in der der Koran gelehrt wird.
Abends, wenn die Gebäude von vielen Strahlern angeleuchtet werden, könnte fast 1001 Nacht-feeling aufkommen, aber es fehlt das quirrlige Drumherum, das man vom Orient kennt. Trotzdem sind sie wunderschön anzusehen. In den Innenhöfen der Medresen sind nun in den ehemaligen Unterrichtsräumen Souvenirläden untergebracht. Hier ist alles bunt ausgeleuchtet.
Die Nächte sind sehr kühl, lange Hosen, Socken und Fleeceweste sind Standard beim Wasserpfeifen rauchen.

 

Die Polizei ist streng am Kontrollieren, ob wohl auch jeder seine "Tickets" löst. Wie aufgezogen laufen sie rund um den Platz und suchen nach "Illegalen", die sich reinschleichen wollen. Die Einheimischen zahlen nichts oder manche 1.000,- SUM, wir Touristen müssen oft den 14fachen Preis bezahlen. Also fangen wir zu fragen und verhandeln an und es funktioniert tatsächlich. Wolfi ist sowieso Weltmeister im Handeln und so kommen wir recht billig davon. Wie am Markt..... einfach unglaublich!
Touristenmassen schieben sich über den Registan und durch die vielen anderen Sehenswürdigkeiten in Samarkand.


Rund um den Registan Platz und den anderen Sehenwürdigkeiten ist alles schön gepflastert und mit vielen Grünflächen versehen. Umrahmt sind sie mit Beeten voller Basilikum. Das bringt uns auf eine Idee. Der Käse, den wir letztens kauften, hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Mozarella, gute Tomaten gibt es zur Genüge - also lassen wir einige Basilikum Blätter mitgehen... hmmm lecker!

Der Basar ist nicht weit entfernt und dort geht es nun hin. Nüsse, getrocknete Früchte, usbekische Schokolade, türkischer Honig - wir probieren uns durch das Sortiment. Es riecht wunderbar von den Gewürzständen. Das Obst schmeckt herrlich - Körbe voll mit blauen und grünen Weintrauben. Berge von Melonen, Äpfel, Birnen und die ersten Granatäpfel der Saison entdecken wir auch. Auf den Stufen sitzen die Frauen mit ihrem selbstgemachten Topfen. Verena beobachtet eine sehr kritische Käuferin, denn sie probiert bei jeder Topfenverkäuferin. Sie steckt immer einen anderen Finger in den Eimer. Doch auch die 10. Verkäuferin kann ihren exquisiten Gaumen noch nicht befriedigen. Also probiert sie weiter und muss unweigerlich wieder mit ihren bereits abgeschleckten Fingern von vorne anfangen. Sie hat dann schließlich doch noch einen Topfen gekauft, aber beim wievielten Stand, weiß sie nicht mehr.

Wir haben von anderen Reisenden gehört, dass man Geld unbedingt am Schwarzmarkt wechseln sollte. Denn in den Banken und Hotels bekommt man nur den offiziellen Kurs von ca. 3.000,- Sum für einen USD, während man am Basar das doppelte und mehr bekommt. Der größte Schein ist ein 5.000,-, doch von diesen gibt es nicht so viele. Der gängigste Schein ist der 1.000er. Die normale Geldbörse reicht für so viele Scheine nicht aus. Also machen wir es auch wie die Einheimischen, wir laufen mit Plastiksäcken voller Geld umher. Wir fragen uns, wie die Usbeken zum Auto kaufen gehen? Kann man alleine soviele Säcke tragen?? ;-)

Heute wollen wir in die Gräberstadt Shohizinda. An der Ecke steht viel Polizei, eine Schranke versperrt den Weg. Soviele Einheimische - wo wollen die alle hin? Der Schranken geht auf und eine gewisse Anzahl von Menschen werden durchgelassen. Wir schieben uns mit der Menge durch die Straße, die Stufen hoch und stehen - nein nicht in der Gräberstadt - sondern an einem reichlich mit Blumen geschmückten und verdeckten Sarg. Rund herum sind Stühle aufgestellt und ein Imam mit Mikrophon steht davor. Jetzt dämmert es uns. Der Präsident Karimov ist doch vor kurzem gestorben. Das ist seine Aufbahrung, zumindest gibt man hier den Einheimischen die Chance, sich von ihm zu verabschieden, denn begraben wurde er ja schon längst. Wir bleiben und hören dem Imam beim Beten zu, kurze Zeit später ist alles vorbei. Die Menschen stehen von den Stühlen auf, um für andere Platz zu machen, die Warteschlange ist lang. Später hören wir von einem Taxi-Fahrer, dass der Präsident, der 25 Jahre im Amt war, sehr beliebt war.

Danach spazieren wir durch den Friedhof von Samarkand und treffen dort die Natascha, sie ist hier für die Grabsteinpflege verantwortlich. All die vielen Gräber müssen staubfrei gehalten und die Blumen gegossen werden, kein einfaches Unterfangen am Rande der Wüste, wo Staub und Trockenheit vorrangig sind. Sie macht ihren Job sehr gut, denn die vielen mit Portraits der Verstorbenen verzierten Grabsteine sind in makellosem Zustand, streifenfrei ohne Wettex. So nebenbei verrät sie uns auch noch den Hintereingang zur Gräberstadt. Die verschiedenen Mausoleen und Moscheen sind mit den unterschiedlichsten Dekors verziert. Es ist wunderschön hier.

Der Begriff Seidenstraße ist leicht irreführend, da sie ja eigentlich keine Straße in dem Sinne ist, sondern 10.000km verschiedenster Wege. Darunter sind Trampelpfade, Wüstenpisten, Schlammpassagen und Furten durch viele Flüsse. Nur wenige Stücke wurden immer auf dem gleichen Weg genommen, ansonsten suchte man, die für sich am besten geeignetste Strecke. Bereits im 5. Jhd. vor Christus existierte dieser interkontinentale Fernhandel, doch die Blütezeit der Seidenstraße begann mit dem römischen Kaiserreich. Die Oberschicht hatte großes Verlangen nach Seide, Diamanten und Rosenöl aus China. Die großen Karawanen bestanden aus hunderte von Menschen und mehreren hundert Lasttieren. Für die Hin- und Rückreise benötigten sie 6-8 Jahre. Als eine chin. Prinzessin im Rahmen ihrer Hochzeit mit einem europäischen Prinzen die Eier der Seidenraupe aus dem Reich der Mitte schmuggelte, war zwar damit das chinesische Seidenmonopol beendet, aber der Handel blühte trotzdem weiter mit Parfums, Perlen, Keramik, Weihrauch und Gewürzen. In den Karawansereien und den Städten am Weg genossen die Händler nach vielen entbehrungsreichen Wochen und Monaten die angenehmen Seiten des Lebens. Diese Städte hoben hohe Zölle ein und kamen so zu einem ansehnlichen Reichtum. In diesen Städten lebten verschiedene Völker mit den unterschiedlichsten Kulturen auf engstem Raum.

Der nächste wichtige Warenumschlagplatz der Seidenstraße war Buchara. Während die Karawanen für die ca. 250 km bestimmt eine Woche unterwegs waren, schaffen wir es heute, dank guter Straßen, an einem Tag.
Die Kluft z
wischen dem Leben am Land und in der Stadt ist gewaltig.... Fast alle sind Kleinbauern, die einen Gemüsegarten bewirtschaften und dazu noch eine oder zwei Kühe besitzen, die sie mit frischer Milch versorgen.


BUCHARA

Alle paar Tage braucht man in Usbekistan eine Registrierung, so steht es im Reiseführer und so haben wir es von anderen Reisenden gehört. Bei den Pauschaltouristen geht das automatisch, wenn sie im Hotel nächtigen, werden sie registriert. Da wir ja im Wohnmobil schlafen, müssen wir uns diese Registrierungen erkaufen. Bis jetzt haben wir noch keine, doch hier in Buchara wollen wir uns nun auf einem Hotelparkplatz stellen und uns dort registrieren lassen. Anscheinend wird es an der Grenze bei der Ausreise kontrolliert und es sollten drakonische Strafen drohen.
Das Asia Hotel liegt wunderbar zentral, hat einen Parkplatz und diesen steuern wir an. "10,-USD für die Registrierung und den Pass bitte", meint der Rezeptionist. Ob wir das denn auch in der Landeswährung bezahlen können? "Natürlich!!". Die Hotels verrechnen einen Wechselkurs von 3.000,-, auf dem Schwarzmarkt bekommen wir 6.400,- so kostet uns die Registrierung dann nur noch knappe 5,-USD pro Nase... Es ist warm in Buchara, ca. 35°C - da trifft es sich gut, dass wir einen bewachten Hotelparkplatz haben, denn so können wir alle Fenster offen lassen, damit es der Apollo schön kühl hat, während wir auf Sightseeingtour sind.

 

Extrem viele Autobusse spucken kulturbegeisterte Gruppenreisende aus. Die vielen Sehenswürdigkeiten und die Altstadt sind sehr gut restauriert. Allgemein macht Buchara einen sehr touristischen Eindruck. Die Gassen und vielen Torbögen sind gesäumt von Souvenierständen, viel mehr als in Samarkand. Auch in den Moscheen und Medresen sind Geschäfte, die Teppiche, Seidenschals, Miniaturmalereien, Messer und vieles mehr anbieten. Dafür braucht man fast nirgendwo Eintritt zu bezahlen, weil man ja hofft, dass der Tourist ein Souvenir kauft. Die Ladenbesitzer müssen ihren Teil an die Stadt abliefern und davon werden unter anderem die Gebäude erhalten. Buchara wirkt ein wenig wie ein Freiluftmuseum, Horden von Touristen, doch wenige Einheimische, außer die Händler natürlich. Zum Wohnen wird diese Gegend mittlerweile einfach zu teuer geworden sein oder es wird nicht mehr erlaubt?? Alles ist möglich.

Der Platz um das Labi Hauz, dem großen Wasserreservoir, vermittelt etwas mehr Leben. In den Cafes und Restaurants sieht man auch mehr Einheimische.
Früher war das Labi Hauz DIE Wasserversorgung der ganzen Stadt, aber auch gleichzeitig eine Quelle der Krankheiten. Wir lesen, dass die Menschen öfters von einem Meter langen Wurm in der Muskulatur gequält worden sind. Von Zeit zu Zeit ging man zum Friseur, um sich diesen Wurm, dessen Ende gut sichtbar war, herausziehen und auf eine Spule aufwickeln zu lassen. Es dauerte angeblich ein paar Tage, bis man den Wurm vollständig los war....
Das Restaurant wird abends sehr gut besucht. Auch wir genießen das Ambiente mit Live-Musik und angenehmen Temperaturen mit gegrilltem Fleischspieß, Reis und frischem Brot. Jemand hat Geburtstag und die Frauen feiern ausgelassen auf der Tanzfläche.

Besonders der Platz mit der Moschee Kalon und dessen Minarett hat es uns angetan. Der 46m hohe Turm ist von unten bis oben mit dekorativen Mustern der Ziegelmauerung geschmückt. Im 18. und 19. Jhd. wurde das Minarett auch Todesturm genannt, weil von dort, die vom Emir zum Tode Verurteilten, hinabgeworfen wurden.
Gleich daneben befindet sich die Miri-Arab-Medrese, in der auch heute noch der Koran gelehrt wird.

In der Ark-Festung war früher die Residenz der Gebieter Bucharas. Dort gab es Paläste, Werkstätten, Stallungen, Kasernen, Kanzleien und vieles mehr. Heute sind in den wenigen Gebäuden die noch stehen, verschiedene Museen untergebracht. Gegenüber ist die prunkvoll gestaltete Bolo Hauz Moschee. Am Freitag knieen hier hunderte von Männern auf den ausgerollten Teppichen im Vorhof der Moschee, unter der Woche ist nichts los. Wir sind vom vielen Sightseeing hungrig geworden und machen es uns auf einem der Tachta (Sitzbett) gemütlich. Es gibt grünen Tee und Plov zum Essen.

Das Samaniden Mausoleum stammt aus dem 10. Jhd. und ist das älteste Bauwerk in Buchara. Ein Vater und seine Söhne sind hier begraben.
Die Moschee Chor Minor ist ein weiteres Wahrzeichen Bucharas, weil es ein etwas ungewöhnlicher Bau ist. Das Taj Mahal sollte das Vorbild gedient haben.

Als wir das Hotel verlassen wollen, pfeift es wieder am Luftdruckregler. Wolfi bringt ihn so weit zum Laufen, dass wir bis zum Randbezirk fahren können. Dort sollte es im TIR-Park Geschäfte mit Lkw-Ersatzteilen geben. Zum Glück haben sie einen Druckregler "made in China" lagernd, den wir günstig erstehen und gleich Vorort einbauen.
Wir fragen noch nach Diesel und sie beschreiben uns den Weg zu einer Tankstelle, wo wir welchen bekommen. Da haben wir etwas knapp kalkuliert und weil wir nun doch noch einen Umweg machen, kaufen wir uns ein paar Liter.

Ca. 30km nach Buchara hören die Bewässerungskanäle auf und die Wüste Kizilikum beginnt. Bald darauf endet die löchrige Piste und plötzlich fahren wir auf einer nigelnagelneuen Betonstraße. Uns wird erzählt, dass sie von einer deutschen Firma gebaut wird. Die Deutschen sind ja bekanntlich sehr genau und korrekt und das sieht man auch auf dieser 4spurigen Wüstenstraße!! Hunderte Kilometer geht es so dahin. Hut ab!! Ja man soll die Nachbarn ruhig auch mal loben!!
Die Nacht verbringen wir in der Wüste unter einem megageilen Sternenhimmel. Wir grillen Auberginen und rauchen später noch eine Wasserpfeife, diesmal wieder in kurzen Hosen und ohne Socken!! Hier in Usbekistan steht das Sternbild des großen Wagen endlich auch wieder richtig am Firmament!!

Bald erreichen wir die Wüstenstadt Chiwa und eigentlich hat man gar nicht den Eindruck in einer Wüste zu sein. Der Amudarja fließt hier entlang und der macht es durch ein weitverzweigtes Bewässerungssystem möglich, dieses Gebiet so fruchtbar zu machen. Melonen, Hirse, Mais, Weintrauben, Reis und Baumwolle. Baumwolle und Reis brauchen extrem viel Wasser (je Hektar: ca. 8.000 Kubikmeter) und wieso sie noch immer so viel Baumwolle im wasserarmen Usbekistan anbauen, ist uns ein Rätsel.
Baumwolle ist nach wie vor der landwirtschaftlich wichtigste Exportartikel. Der Herbst ist Erntezeit, sobald die Fruchtkapsel aufbricht, quellen die watteweichen Fasern heraus, die gepflückt werden müssen. Es kommen uns viele Traktoren mit 2 oder 3 Anhängern hinterdran entgegen, vollbeladen mit Baumwolle, die sie zur nächsten Sammelstelle bringen. In den Feldern neben der Straße sind die Erntehelfer mit Pflücken beschäftigt. Die Baumwollernte ist nationale Angelgenheit, an der sich jeder beteiligen muss. Das meiste wird mit der Hand gepflückt, da die vorhandenen Maschinen nicht sauber genug pflücken.
Die in den Sowjetzeiten entstandenen Monokulturen erweisen sich heute als Last für Mensch und Umwelt, denn die Böden sind ausgelaugt und versalzen langsam.

CHIWA

Chiwa, Chiva, Khiwa, Khiva, Xiva, Xiba oder wie auch immer, alle Schreibweisen sind richtig!! Am Westtor der Altstadt finden wir einen Parkplatz. Eine mächtige Mauer umgibt die gesamte Stadt, die 1967 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Rechts von uns ist ein Restaurant, wo viele Einheimische sitzen, gut zu wissen wo es gutes, frisches Essen gibt. Wir stärken uns erst einmal, bevor wir das Guesthouse Alibek links von uns aufsuchen. Hier wollen wir uns eine Registrierung kaufen. Man geht mit dem Pass zur Rezeption, handelt einen Preis aus und holt den Pass mit der Registrierung später wieder ab. Nun haben wir schon zwei Registrierungen, eine Verhandlungsbasis für eventuelle Fragen an der Grenze. Angeblich sollte man sich jeden dritten Tag registrieren lassen. Da drängt sich einem glatt die Frage auf, ob die zu bezahlende Stafe nicht billiger wäre, als die vielen Stempel, die einem auf Schmierzettel für 5 - 10,- Dollar verkauft werden?
Es ist Spätnachmittag, die Sonne lässt die Lehmbauten in einem schönen Licht erstrahlen, wir bummeln in der kleinen, schönen Atstadt durch die engen Gassen, Minarette, Moscheen, Medresen und eine Karanwanserei. Jedoch ist auch hier an jeder Ecke ein Souvenierladen.

Die Häuser werden mit den ursprünglichen verwendeten Materalien restauriert, mit Stroh und Lehm. Die Haustüren sind geschnitzte Holztüren mit Messingbeschlägen. Einige Bewohner haben aus ihren Häusern ein Guesthouse oder ein Restaurant gemacht.
Manche Gebäude haben noch Holzbalken aus den Mauern ragen. Das ist aber praktisch, wenn man etwas renovieren muss, braucht man kein neues Gerüst aufzubauen......jedoch lesen wir später im Reiseführer, dass diese Balken den bösen Blick abwenden sollen. Nur fertige Gebäude sind dem "augesetzt" und so wird mit den Balken ein halbfertiger Bau vorgegaukelt. Abergläubige verarschen den Aberglauben, wenn das nicht erwähnenswert ist??


Wenn man die Touristenmeile verlässt, die eher einem Freilichtmuseum ähnelt, kommt man zu dem Stadtteil mit den bewohnten Häusern, die Gegend ist dann nicht mehr so schick renoviert. Auf den Straßen ist nicht viel los, das Leben spielt sich meist in den Innenhöfen ab, so wie in fast allen muslimischen Ländern. Es gibt Gemeinschafts-Handwasserpumpen, fast jedes Haus hat seinen eigenen Lehmbackofen, indem sie ihr köstliches Naanbrot backen. Die Babuschka sitzt auf ihrer kleinen Bank an der Hausmauer und passt auf die Enkel auf, die uns eine zeitlang begleiten.

Der Basar befindet sich beim Osttor. Dazu laufen wir vorbei an der Shergozi Chan Medrese, wo einst mit Sklaven gehandelt wurde, vorbei am Palast Toshxauli, indem der Khan mit seinen 4 Frauen und seinem Goldschatz, der von einer Kobra bewacht wurde, residierte, dann noch durch die Karawanserei, die früher Kaufleute beherbergte, nun aber vollgestopft mit Touristenläden ist, zu dem großen hässlich überdachten Platz, dem Basar. Die Basare sind im ganzen Land gleich aufgebaut und alles ist geordnet. Hier wird alles zum täglichen Leben feilgeboten. Die Russen haben die Wurscht in den Stans eingeführt, diese sind nun fast alle wieder weg, die Wurscht ist geblieben. Am Rande des Basars gibt es, so wie in allen usbekischen Basaren, eine Restaurantmeile. Angeboten wird Hammelfleischspieße, Manti, Plov oder Somsa.
Ganz genial finden wir die fahrbaren Lehmöfen, die man zu jedem beliebigen Ort schieben kann. Hier werden an der Lehmwand Somsa (gefüllte Teigtaschen) gebacken während Vadder Abraham auf Kundschaft für seinen Einkaufswagen wartet.

Als wir am nächsten Morgen munter werden, regnet es und es hört auch den ganzen Tag nicht mehr auf. Es hat abgekühlt, nur noch 6°C, ganz schön frisch. Wir beschließen, weiter zu fahren, aber davor brauchen wir nochmals ein paar Liter Diesel - sicher ist sicher. Der Besitzer vom Hotel Alibek ist uns behilflich und fährt mit seinem Privatauto voraus, um uns den Weg zu zeigen. Hierher hätten wir alleine nie gefunden. Mitten in einer Wohnsiedlung verkauft der Mann Diesel aus Kanistern, die er im Haus gebunkert hat. Nach der Qualität richtet sich auch der Preis, der günstige Diesel für 3.000,- ist schwarz und schaut aus, als ob er schon mal verwendet wurde. Da nehmen wir doch lieber den teuren für 4.500,-

ARALSEE
oder eher der ehemalige ARALSEE

Wir machen einen Abstecher in die Stadt Moynak, wo einst ein Hafen des Aralsees war. Baff stehen wir auf dem Plateau und schauen in die Ferne. So weit das Auge reicht sehen wir nur Sand und Büsche, Wüste und mittendrinn gestrandete Schiffsskelette. In den 1960er Jahren war hier ein Hafen, das ist nun schwer vorstellbar. Viele Konservenfabriken waren ansässig und die Familien hatten durch die Fischindustrie ein gutes Auskommen. Bis in die 1970ern sollte sich hier sogar eine Art Dschungel befunden haben, viele Tiere, darunter auch Tiger, lebten hier und die Stadt war ein Erholungsort mit vielen Sanatorien. Der Aralsee war einst der viertgrößte Binnensee der Erde, ca. 120 mal so groß wie der Bodensee oder einfacher gesagt - fast so groß wie Bayern!!!
Wenn wir nun in diese karge Gegend schauen, kann man davon nichts mehr erkennen, man kann es nur mit viel Vorstellungskraft erahnen. Uns wird schwer ums Herz. Vom Wasser des Aralsees ist weit und breit nichts zu sehen, mindestens 80km weit muss man in den Norden fahren, um zum heutigen Ufer des Sees zu gelangen. Jedes Jahr sinkt der Wasserspiegel um bis zu einem Meter, irgendwann wird es den See gar nicht mehr geben, wenn dagegen nichts unternommen wird.


Lt. Experten gibt es 2 Gründe für den Rückgang des Wassers.
Einerseits die exzessive Baumwollindustrie, bewässert wird in Usbekistan aus dem Amudarja Fluss, dessen Wasser früher in den Aralsee geflossen ist. Im Norden bewässern die Kasachen ihre Baumwollfelder mit Wasser aus dem Syrdaja, der auch in den Aralsee mündet. Der Bau des weltgrößten Kanals (Karakum Kanal), der große Teile von Turkmenistan bewässert und schließlich ins Kaspische Meer mündet und immer mehr Baumwollfelder führten dazu, dass das Wasser des Amudarja nun schon lange vorher verbraucht ist, bevor es den Aralsee erreicht.
Andererseits nehmen usbekische und russische Wissenschaftler an, dass sich Erdplatten so verschoben haben, dass der Aralsee jetzt höher liegt und das unterirdische Wasser nun in das Kaspische Meer fließt, denn dort ist der Wasserspiegel tatsächlich gestiegen.
Da kann nun jeder selbst seine Schlüsse daraus ziehen...

 

Die wenigen Menschen, die hier noch leben, haben es nicht einfach. Es gibt kaum Arbeit, Landwirtschaft ist nicht möglich, das Trinkwasser versalzt, es toben Salz- und Sandstürme... aber den meisten fehlt das Geld, um diese desolate Gegend zu verlassen. Wir befinden uns in der autonomen Region Karakalpakstan, das trotz seines Rohstoffreichtums eine der ärmsten Regionen weltweit ist.
Unser Smartphone, genauer gesagt Maps.me, findet eine Piste durch die Wüste, die dann auf die Hauptroute treffen sollte. Eine sogenannte ABKÜRZUNG. Wir versuchen es, denn dann müssen wir nicht mehr die selbe Strecke retour fahren. Eine riesengroße Baustelle und eine Förderanlage stehen plötzlich vor uns, mitten im Nix. Eine Pipeline wird genau von dort weg verlegt. Ob sie hier Erdöl oder Erdgas fördern? War hier nicht einmal der Aralsee? Ein Schelm, der da Böses denkt!! Leider führt uns diese Piste irgendwann nur noch nordwärts und das ist genau die falsche Richtung. Dort liegt zwar Kasachstan, wo wir hin wollen, aber kein Genzübergang. Der knappe Diesel ist auch so ein Thema und so drehen wir nach 30km um und fahren die ca. 80km retour bis zur Hauptstraße, die uns zum Grenzübergang nach Kasachstan bringen wird.

Eine Straße mit endloslangen Geraden liegt vor uns, 100km ohne eine Kurve, dann plötzlich ein Schwenker um 3° am Kompass und wieder an die 100km geradeaus. Hier sehen wir vermutlich die Selbstversuche der Usbeken im Staßenbau, denn das es sich eine Firma auf der ganzen Welt leisten könnte, sowas zu verkaufen, ist schlichtweg undenkbar. Nagelneu und man darf nicht klagen, keine Schlaglöcher. Dafür heftige Quer-Dellen in der Fahrbahn mit einer unglaublichen Regelmäßigkeit... Eine Seite der Autostraße ist noch nicht eröffnet, aber ab und zu wird trotzdem dorthin umgeleitet. Trotzdem ist hier auch schon der Asphalt kaputt und es wächst Gras zwischen den Spalten hoch. Sicher, es ist nicht einfach auf diesem Untergrund einen stabilen Unterbau zu errichten, aber wenn man schon anfängt... Die Strafe für das Kritisieren der Straße folgt ca. 50km vor der Grenze, bis hierher wurde erneuert und nun beginnt die Schlaglochpiste.
Vor uns liegt die Grenze. Was wird uns wohl hier erwarten? Wollen die Zöllner wieder alles sehen? Sind 2 Registrierungen aussreichend? Eine elendslange Lkw Kolonne, aber wir können daran vorbei fahren, bis direkt vor das Tor und anschließend auf das Gelände, nur ein Auto ist vor uns. Die Mittagspause ist gerade beendet und ein englischsprachiger Beamter begleitet Wolfi zum Zoll, wo die Papiere erledigt werden. Danach wird das Auto kontrolliert und nach einer knappen Stunde sind wir ausgereist. So kann es auch gehen. Die Registrierungen wollte niemand sehen. Das Grenztor geht auf und wir befinden uns im Niemandsland, Kasachstan ist 50m entfernt.

 

Kasachstan, Russland

 

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