Malaysia,
die Westküste

 

An Penang kommen wir einfach nicht vorbei, es ist nur ein kurzer Umweg über die Brücke und schon parken wir am "Wanderparkplatz" in der Nähe vom botanischen Garten. Penang ist schön! Diesmal widmen wir uns etwas mehr dem Sport, denn die "draufgefutterten österreichischen Kilos" sollen wieder weg. Hinter unserem Parkplatz beginnt der Einstieg für den steilen Aufstieg durch den Dschungel zum Berg. Früh morgens und am Abend sehen wir viele Chinesen, die sich damit fit halten. Wir bevorzugen den späten Nachmittag und je nach Geschwindigkeit brauchen wir ca. 1/2 Stunde hinauf zur Station 5. Oben angekommen, könnte man meinen, man sei in einem Kaffeehaus. Der Verein stellt Kaffee, Tee, Wasser und Kekse für die Allgemeinheit zur Verfügung. Wir werden herzlich aufgenommen und man bietet uns davon an. Die Sportbegeisterten (viele ältere Chinesen) sitzen auf den Bänken, ruhen sich aus, ratschen miteinander und genießen den Ausblick auf Georgtown.

Nach ein paar Tagen kennt man uns und wir werden schon von weitem freundlich begrüßt: "Have you already been on the hill today?" Es muss sich in der chinesischen Gemeinde rumgesprochen haben, dass wir hier parken, denn es kommen einige Neugierige mit den Autos vorbei, bleiben stehen und sprechen uns an. Viele haben auch Geschenke in Form von Früchten mit und übergeben sie uns mit den Worten: "Welcome in Malaysia!"

Wir parken in einem vorwiegend indischen Viertel. Neben dem Parkplatz ist eine indische Montessori Schule, wo der Lehrer noch mit dem Stöckchen wedelt... Den ganzen Tag haben wir Räucherstäbchenduft in der Nase, wir hören die Glöckchen zur Puja läuten und kurz darauf den indischen Singsang. Gleich um die Ecke ist ein kleiner, indischer Tempel und hinter uns auf dem Berg thront schon der nächste.
Verena steigt die steilen Treppen hoch, um an der Puja teilzunehmen. Puja ist ein Ritual des religiösen Alltags. Entweder hält man die Puja, was Verehrung oder Ehrerweisung heißt, im eigenen Haus vor dem kleinen Altar ab, oder man geht in den Tempel. Bei der Puja bittet man Gott mit Mantren anwesend zu sein. Anschließend werden Räucherstäbchen angezündet, ihm Opfergaben überreicht, Blüten niedergelegt, mit Sandelholzpaste betupft und Wasser für die Waschung bereitgestellt.
Wenn man das ganze Rundherum ausblendet, könnte man meinen, man sei in Indien!

In Georgtown sieht man den gläubigen Moslem in die Moschee laufen, vorbei an den geschäftigen chinesichen Ladenbesitzer, der gerade seine chinesischen Buchstaben aus Metall an seinem Geschäft ausbessert, während der indische Fahrradrikscha-Fahrer, in kürzeste Shorts gekleidete Touristinnen vollquasselt, doch bei ihm eine Tour zu buchen - die verschiedenen Ethien auf engstem Raum, machen dieses Georgtown mega-interessant. Natürlich statten wir unserem Lieblings-Inder wieder einen Besuch ab.

Es ist Abend, Apollo bekommt Besuch von einem Hund. Er hat keine Lust auf Spielen und jagt ihn davon. Dabei sprintet er so schnell hinterher, dass er anschließend humpelnd zurück zum Amigo kommt. Naja, er ist nicht mehr der jüngste, seine Krallen sind auch noch nicht nachgewachsen, wird schon nicht so schlimm sein, so unsere Gedanken. Der Unfall ist nun ja schon 3 Wochen her und Apollo hat sich gut erholt.

Am nächsten Tag brechen wir auf, um in die Cameron Highlands zu fahren. Wir wollen in die Berge - auf 1.400m Seehöhe. Vor 2 Jahren waren wir schon mal hier, haben aber die Teeplantagen nicht besucht. Die Camerons sind bekannt für Tee und Erdbeeren.
Die erste Straße links hoch nach dem Dorf, dann sollte man nach ca. 6km zum größten Tea-Estate kommen. Wir biegen ab und stecken bald "fest". Die Straße ist eng, die Äste hängen tief runter, auch auf die Stromkabeln ist zu achten. Die Malaien sind rasante, aber leider keine guten Autofahrer und schnell sind sie auch bei engen, kurvigen Straßen. Nirgendwo gibt es ein Platzerl zum Wenden. In solchen Momenten wird uns wieder klar, dass wir mit dem Amigo doch nicht überall hinkommen.
"Schau da vorne, da geht ein kleines
Wegerl weg zum Haus, daneben in der Wiese, da könnten wir Parken." Gesagt, getan, es sind nur noch 1,5km zur Teeplantage und die nehmen wir zu Fuß in Angriff. Auf dem Weg zum Zentrum der Plantage treffen wir die Ernte-Arbeiter, sie sind mit der Tee-Ernte beschäftigt und werfen die prall gefüllten Säcke runter auf die Straße, damit sie dann ein kleiner Laster abholen kann. An den steilen Hängen schaffen sie ca. 130kg am Tag. Der abgeerntete Teebusch hat nach 3 Wochen schon wieder neue grüne Blätter und ist zum erneuten Ernten bereit.

Das Sungei Palas Tea Estate hat seine Pforten für die Touristen geöffnet. Man kann in der Fabrik die einzelnen Schritte der Teeherstellung beobachten. Zuerst werden die Blätter getrocknet, dann gerollt, der nächste Schritt ist das Fermentieren. Dann kommen sie in große Trockengeräte, um anschließend sortiert und abgepackt zu werden.
Ein großer Schauraum gibt Infos über die Besitzer und alles rund um den Tee. Im Verkaufsraum nebenan, kann man die Produkte erwerben.

 

Die Einheimischen sind stolz auf ihren Tee, aber noch wertvoller sind ihnen die Erdbeeren. Die Städt in den Cameron Highlands haben sich vollkommen den Erdbeeren verschrieben. Die Erdbeerpflanzen wachsen hier nicht in der Erde am Boden. Auf Stellagen werden sie in Säcken mit Dünger vermischt und mit ein bisschen Erde zum Wachsen gebracht. Wenn die süßen, roten Früchte reif sind, dürfen sie von den Touristen mit Schere geschnitten werden. 100g kosten etwa 2,-€.


Neben frischen Erdbeeren gibt es allerlei Produkte auf denen Erdbeeren abgebildet sind, wie Regenschirme, T-Shirts und Pyjamas, Polster, Kuscheltiere, Magneten und was sonst noch alles. Wir finden es etwas übertrieben und leicht kitschig, aber die Asiaten stehen bekanntlich darauf. Erdbeermarmelade und -säfte kosten viel zu viel.
In den Cafes bekommt man Eisbecher mit Erdbeeren, Erdbeeren mit Schlagsahne, Erdbeertorten usw. Es gibt sogar Restaurants mit Ausblick auf Erdbeerfarmen. Wer will denn sowas? Andere Länder, andere Sitten!!

Die Hauptattraktionen in den Bergen sind neben den Erdbeerfarmen auch noch Schmetterlings-, Lavendel- und Bienenfarmen. Man würde meinen die Touristen fahren in die Berge, um wandern zu gehen. Aber Bewegung ist anstrengend und das machen sie nicht so gerne - die chinesischen Malaien ausgenommen. Somit teilt man sich die Wanderwege hauptsächlich mit westlichen Touristen.

Aber auch wir sind nicht sehr viel unterwegs, denn Apollo humpelt von Tag zu Tag mehr. Ein Zehe ist ziemlich geschwollen, außerdem hat er neben der Kralle eine zusätzliche Schwellung. Die Kralle macht den Anschein, ob sie gebrochen wäre und auf Druck reagiert er mit Schmerz. Was tun?
Wir erfahren, dass es im Ort ein tierärztliches Institut gibt, noch dazu ist es gar nicht weit weg. Dort angekommen stellt sich heraus, dass nur der Sekretär anwesend ist, der Tierarzt kommt nur jeden Sonntag vom Flachland heraufgefahren. Der Sekretär meint, wir sollten mal den Verband runternehmen, er würde sich das gerne ansehen. Hm? Wolfi schaut ihn etwas fragend an und meint, ob er denn unseren Hund behandeln könnte. NEIN, er sicher nicht, er ist ja kein Tierarzt. Wolfi dreht sich um und verlässt mit Apollo kopfschüttelnd das Gebäude.

Am Abend kommen wir mit einem muslimischen Professor ins Gespräch, welcher die Pflanzenzucht neben uns besucht. Dort werden vor allem Orchideen gezüchtet, die vom Aussterben bedroht sind. Wir kommen dann auf die Verschmutzung der Flüsse und des Dschungels zu sprechen. Leider werden sämtliche leeren Düngersäcke in den Bächen entsorgt, wo sie sich dann an tiefhängenden Ästen verfangen. "Ja, das sei die Schuld der chinesischen Malaien, denn diese lassen einfach alles fallen und liegen, außerdem fällen sie den Urwald und graben sogar Bäume aus, die sie dann in ihren eigenen Gärten verpflanzen." "Sie sollten dafür bestraft werden!" Wolfi meint dazu: "In ganz Malaysia liegt Müll herum, auch in Gegenden, wo nur Malaien wohnen." Diesen Satz überhört er dezent, verabschiedet sich und fährt davon. Von einem Professor hätten wir eigentlich mehr Aufrichtigkeit und Umsicht erwartet.
Wir sind auch etwas enttäuscht, denn das anscheinend "friedliche Miteinander" ist wirklich nur Schein. Je länger wir im Land sind, desto offensichtlicher wird das "kleine Rassenproblem", welches innerhalb des Landes schlummert. Wir kaufen dem Professor diese Geschichte nicht ab, denn wir sehen bei den malayischen Chinesen mehr Umweltbewusstsein als bei den Malaien.

In Malaysia leben 28 Millionen Einwohner. Davon sind 60% Malaien, ca. 30% Chinesen und ca. 10% Inder. Die Regierung unterteilt die Bevölkerung in Bumiputras und nicht Bumiputras. Den Bumiputra-Status erreicht man nur, wenn man Moslem ist und die malaische Kultur annimmt. Mit diesem Status hat man bevorzugte Rechte, wie verbilligte Wohnungen, Jobs im öffentlichen Dienst, einen gesicherten Platz auf der Uni und vieles mehr.
Die Chinesen erwirtschaften 90% des Bruttoinlandsproduktes, obwohl sie täglich mit Benachteiligungen zu tun haben.

Überall hängen die langen Bohnen zum Verkauf. Es handelt sich um Stinkbohnen. Man muss sie aus der Schale pulen, teilen und in einem Curry mitkochen - herrlich!! Warum die eigentlich Stinkbohnen heißen, ist uns ein Rätsel, denn sie riechen vielleicht ein bisschen nach Knoblauch, aber nicht schlimm. Die Einheimischen erzählen uns, das der Namen erst am nächsten Tag beim Urinieren gerecht wird. Mal Sehen, bzw. Riechen?

Auf dem Weg von den Highlands runter, sehen wir einige Dörfer der Orang Asli, den Ureinwohnern Malaysias. Zum Teil leben sie in eher ärmlichen Behausungen aus Naturmaterialien mitten im Dschungel. Sie lieben ihr Wildschwein und jagen auch noch anderes vom Islam verbotenes Getier, welches ihnen vor das Blasrohr kommt. Heutzutage leben sie oft vom Verkauf ihrer Produkte, die sie neben der Straße anbieten. Durians, Wurzeln, Honig - alles was der Wald so hergibt und selbst hergestellte Handwerksprodukte.

Wir sind auf der Suche nach einem Tierarzt. In einer Stadt werden wir fündig - ein großes Gebäude mit "animal hospital". Bevor Wolfi sich mit dem Amigo durch die enge Einfahrt zwängt, geht Verena schon mal vor und erkundigt sich, ob sie denn auch etwas für den Apollo tun könnten. Noch bevor sie die Tür erreicht, kommen ihr schon die neugierigen Angestellten entgegen. Während Verena wissen will, ob sie den Apollo behandeln werden, unterbricht sie schon der Arzt. "Stop!Stop!Stop!" Wo kommt ihr her? Das ist eurer Truck? Wie seid ihr gefahren? Wie lange schon in Malaysia? Fragen über Fragen, alles ist interessanter, als der Hund.
Normalerweise behandeln sie Kühe, Ziegen und Wasserbüffel, aber ja, heute behandeln sie auch Hunde, so ihre Antwort. Wir haben uns im Vorfeld schlau gemacht und im Internet recherchiert, was denn bei gebrochenen Krallen unternommen wird. Immer wieder lesen wir vom "Krallen-ziehen". Aber davon wollen sie hier nichts wissen. "Nein, das machen wir nicht." Es sieht ja alles gut aus, was wir denn wollen? Anschließend wird eine "Ferndiagnose" gestellt, denn Angreifen wollen sie den Apollo nicht (ein Hund ist im Islam unrein). Er verschreibt ein Breitbandantibiotika, eine Wundsalbe und verabreicht eine Injektion. Wenn die Schwellung nicht in 5 Tagen weg sei, sollten wir doch in Kuala Lumpur, wo wir ohnehin hinfahren werden, erneut einen Tierarzt aufsuchen.
Am nächsten Tag humpelt Apollo nicht nur auf seiner Vorderpfote, sondern auch mit der Hinterpfote. Was ist nun schon wieder? Ach herje, schlecht gespritzt, die Flüssigkeit stockt und hat sich angesammelt zu einem Tennisball großen Geschwülst. Zuerst leichtes Massieren bis sich Apollo an den Schmerz gewöhnt, dann etwas kräftiger, damit das Zeug in Bewegung kommt und tatsächlich ist tags drauf der Knollen nur noch halb so groß.

Wir fahren nach KL, dort gibt es einen Nachbau-Ersatzteilhändler für unseren Lkw. Die 4-,5-,6spurigen Autobahnen sind verstopft, dennoch kommen wir gut voran und finden sogar zum Gee Hup.

Wolfi hat sich bereits eine Liste zugelegt, auf der all die Teile stehen, die wir brauchen. Es ist später Nachmittag, der Chef ist nicht mehr hier, also müssen wir hier irgendwo in der Stadt übernachten. Leider gibt es vor dem Geschäft keinen Platz und wir verbringen die Nacht zwischen zwei 3spurigen Straßen. Eine Erfahrung, die man nicht unbedingt machen muss, aber sogar hier finden wir letztendlich Schlaf, wenn auch spät und nur kurz.
Nach dem Frühstück gehen wir zu Michael, einem Mitarbeiter von Gee Hup, den wir nun schon seit 2 Jahren kennen und arbeiten gemeinsam unsere Bestellliste ab. Die bereits gelieferte und eingebaute Feder der Fahrerhauslagerung wird umgetauscht gegen eine Neue, eine Originale von Mercedes war nicht zu bekommen. Die Federn haben wir im Mai getauscht, noch bevor wir nach Österreich geflogen sind. Leider sind es qualitativ schlechte Nachbauten aus der Türkei und eine der Federn war noch schlechter als die andere. Wir bekommen die gewünschten Simmerringe, den Sperrenschalter und auch noch andere Kleinteile, die der Amigo braucht. Danke Michael für deine Hilfe und mit gutem Gewissen können wir das Geschäft mit Lkw Ersatzteilen - Gee Hup weiter empfehlen.

Putrajaya ist eine Planstadt, die vor 10 Jahren gegründet worden ist. Sie liegt südlich der Hauptstadt und ist das neue Verwaltungszentrum mit künstlich angelegten Seen und ausgedehnten Grünanlagen. Inmitten der luxuriösen Wohnsiedlungen finden wir einen Platz zum Nächtigen. Überall sind so viele Gärtner beschäftigt. Grad das sie den Rasen nicht mit der Nagelschere schneiden - also man kann es auch übertreiben.


Zu Fuß marschieren wir zum großen Platz, an dem der Pedana Putra steht. In diesem großen Komplex hat der Premierminister seine Arbeitsräume. Daneben steht die Putra Moschee. Es ist in persisch-islamischer Architektur gebaut und fasst 15.000 Gläubige. Das Minarett mit seinen 116 m ist das höchste von ganz SO-Asien. Gleich beim Eingang sind Wachen, die uns darauf hinweisen, dass wir uns eine angemessene Kleidung für die Moschee besorgen sollten. Daneben gibt es einen Stand mit bereitgestellten Umhängen, die man sich ausborgen kann, damit die Beine, Schultern und der Kopf bedeckt sind. Es hat nur 34°C, gefühlt wie 44°C, so schreibt es jedenfalls unser Wetterstation. Nun aber mit diesen samtenen Mantel fühlt sich das eher wie 55°C an.

Abends, bevor wir ins Bett gehen, werden wir von unzähligen Blitzen und lautem Donner unterhalten, aber es regnet nur leicht, kaum der Rede wert. Den Blitzen zuzusehen, wie sie am Himmel entlang irren, ist schon gewaltig. Wir können uns nicht erinnern, dass wir das in Österreich jemals so gesehen haben, vielleicht haben wir zuviele Hügel und Berge, sodass die Blitze schnell Opfer finden? Am nächsten Tag rollen wir auf der Autobahn gen Süden. Wir wollen nach:

KA

MELAKA

Melaka ist die älteste Stadt Malaysiens. Schon im ersten Jhd. unserer Zeitrechnung kamen indische und später ab dem 9. Jhd. auch arabische Seefahrer an die Westküste. Mit ihnen Religion, Schrift, Wissen und neue Kulturgüter.
Auf ihren Schiffen kamen die Seefahrer mit dem Südwestmonsun nach Melaka, wo sich alsbald eine rege Handelsstadt etabliert hatte. Seide, Porzellan und Brokat kamen aus China, Gewürze und Holzschnitzereien aus Indien, sowie Edelsteine aus Burma. Melaka wurde zu einem bedeutenden Hafen. Die Herrscher verbündeten sich mit den Seezigeunern, damit diese die gefährlichen Piraten in der Straße von Melaka in Schach hielten. Heute Abend sehen wir uns zur Einstimmung einen Film aus den 60iger Jahren an. Der Titel: "Sandokan, der Tiger aus Malaysia".

 


Das klingt alles sehr interessant, der Film war es eher weniger :-), doch bevor wir uns die Stadt ansehen, müssen wir wieder mal zu einem Tierarzt. Es sind nun 4 Tage vergangen und der Zeh an der Vorderpfote ist noch immer gleich geschwollen, auch hinkt er mehr als zuvor.
In der Stadt werden wir fündig. Es gibt eine Tierarztpraxis, die von Chinesen geleitet wird und sie erscheinen uns doch etwas kompetenter. Aber auch hier wollen sie vom "Krallen ziehen" nichts hören. Er würde uns eine Halskrause für Apollo empfehlen, damit er das Schlecken unterlässt und dann sollte auch die Schwellung zurückgehen. Ok, dann probieren wir das mal. Apollo hat so gar keine Freude mit seinem Halsschmuck und seine Koordination ist anfangs etwas eigenartig. Er schlägt überall an, besonders im Inneren vom Amigo, wo alles recht eng ist. Mehrmals werden wir in der Nacht munter, wenn Apollo mit seinem Halsschmuck an den Kästen anschlägt, weil nicht genug Platz zum "umdrehen" ist.

Wir sind auf der Suche nach einer Werkstatt. Nach mehrmaligen Nachfragen, landen wir in der Autoreperaturmeile. Eine Werkstatt reiht sich an die andere, meist wird neben der Straße am Auto geschraubt, weil in der Werkstatt kein oder zu wenig Platz ist. Mit dem Lkw sind wir hier definitv zu groß. Wir zirkeln durch und landen wieder auf der Hauptstraße. Links ist eine Waschanlage, ein Wagenheber steht in der Einfahrt und auch genug Platz zum Schrauben. Wir fragen einfach mal, ob wir uns diesen ausborgen können, den Ein- und Ausbau kann Wolfi selber machen. Er bekommt sogar eine helfende Hand vom Angestellten. Die Mama sitzt vor der Türe und stopft gerade die Arbeitshose zum x-ten Male. Zur Pause gibt es noch Kaffee! Die neue Feder ist nicht der Brüller, aber trotzdem steht das Fahrerhaus besser da und schlägt nicht mehr an.

Bei der Marina am Fluss, knapp hinter der Mündung, finden wir einen tollen Platz zum Parken. Wir haben etwas Grün um uns, der Wind geht ständig - wir sind etwas abseits vom Trubel, aber doch sehr nahe zum Zentrum. Am Abend sehen wir nicht nur Wasser vor uns, sondern auch die bunten Lichter vom anderen Ufer. Die Wasserpfeife, meist Apfel/Minze :-), blubbert und vom kleinen, gut besuchten Restaurant an der Uferstraße gegenüber, schallt angenehme Musik herüber. Nachts weht eine schöne Brise durchs Schlafzimmer. Herrlich, was wollen wir mehr? Am Wochenende kommen einige Einheimische zum Fischen oder zum Drachenfliegen, das hier sozusagen ein Volkssport ist. Ansonsten sind wir mit den Bauarbeitern alleine. Welche Bauarbeiter? Melaka bekommt ein Abwassersystem. Kanäle haben sie zwar schon, diese münden aber meistens direkt ins Meer oder zumindest in den Melaka-Fluss. Nun wird entlang der Küste ein riesiges Rohr verlegt. Nein, besser gesagt gebohrt, denn es befindet sich in ca. 15m Tiefe. "In dieses Rohr sollen die Abwässer eingesammelt und danach zu einer Kläranlage geführt werden", so erzählen es uns die Jungs, die aus Indonesien und Bangladesch kommen. Die Ingenieure sind aus China. Mit Kränen werden die 3m langen Rohre in die Tiefe gehoben. Der Bohrer "spült" vorne den Tunnel aus dem Erdreich und hinten drückt eine gewaltige Hydraulikpresse die Rohre nach vorne, alle 70cm wird ein Zwischenstück eingesetzt, weil der Hub der Presse nicht reicht. So sind die Jungs den ganzen Tag über ganz schön beschäftigt und haben nur selten Zeit, uns einen kurzen Besuch abzustatten. Vom Baulärm bekommen wir nicht viel mit.

Die Altstadt ist fest in chinesischer Hand. Die Fassaden der alten Häuser sind teilweise wunderschön restauriert mit Stuckdesign, Buntglasfenstern und chinesischen Schriftzeichen. Aus dem ältesten chinesischen Tempel aus dem Jahre 1646 weht Räucherstäbchenduft auf die Straße. Die Menschen stehen, mit einem Bund Räucherstäbchen in ihren gefalteten Händen, und beten zur Göttin der Barmherzigkeit vor den Gefäßen, welche bereits voll mit Asche sind. Es werden auch Kerzen angezündet.

In den chinesischen Läden findet man vieles, zum Teil undefinierbares Zeug zum Verkauf, mit dem wir leider so gar nix anzufangen wissen. Aber die Chinesen sind findige Verkaufsleute. Als sie sich in Malaysia sesshaft gemacht haben, sind die Chinesen Ehen mit malayischen Frauen eingegangen und somit haben sich auch ihre Kulturen etwas vermischt. Die meisten waren wohlhabende Händler, die es sich leisten konnten, ihrer Leidenschaft für kostbare Möbel, Schmuck sowie Brokatstoffe zu frönen. Daraus haben die Baba Chinesen nun eine eigene Marke kreiert. Unter dem Logo "Baba-Nyonya" bieten sie nun alle möglichen Souveniers und Süssigkeiten an. Darunter auch edle Kleidungsstücke, reich bestickte Schuhe und vieles mehr. Kleine Füsse galten früher bei den Chinesen als sexy, so haben die Damen an ihren verkrüppelten, eingebundenen Füßen viel zu winzige Schuhe getragen. Der Renner sind aber die Baba-Nyonya Restaurants, in denen Fusions Küche serviert wird.

Melaka ist sehr touristisch, am Wochenende fallen regelmäßig hunderte Busse ein, die tausende von Menschen ausspucken. Viele Singapuris kommen extra nur wegen der Baba-Nyonya-Küche nach Melaka. Aus dem Reiseführer suchen wir solch ein Restaurant aus. Als wir die Türe öffnen, kommt uns ein Lärm, wie auf einem Bahnhof entgegen, die Tische sind alle voll und wir müssen warten, bis einer frei wird. Unser Lieblingsessen wird es nicht........

1511 eroberten die Portugiesen Melaka. Sie bauten sich eine Festung, die 130 Jahre lang allen Belagerungen standhielt. Sie hatten das Monopol für den Gewürzhandel, mit dem sie in Europa große Gewinne erzielen konnten.
Heute noch gibt es eine Portugiesensiedlung, die sich eurasische Gemeinschaft nennt. Sie hat sich durch Mischehen der Portugiesen mit den Malaien ergeben. Bis heute haben sie ihre Kultur aufrecht erhalten: Die Frauen sind in ihren langen bunten Kleidern gekleidet. Die Häuser haben einen leicht portugiesischen touch. Ihr Glauben ist das Christentum, das sie
an ihren Haustüren verdeutlichen. Am großen Platz gibt es eine Kirche und viele kleine Restaurants, in denen man portugiesische Küche serviert bekommt.

Am Abend beim Saubermachen von Apollos Kralle holt Wolfi einen abgebrochenen Splitter aus der Kralle. Langsam wächst wieder Krallenbett nach, wir hoffen, dass es kein Wildfleisch ist, denn dies sollte die neue Kralle am Auswachsen hindern. Die Schwellung ist aufgescheuert, weil er Krähen jagt und nun fließt eine Flüssigkeit und etwas Blut raus. Das Humpeln wird nur ganz langsam weniger.

1641 eroberten die Holländer, die auf eigene Faust den Gewürzen nachjagten, die Stadt. Das Stadthuys, die Christuskirche und der Uhrturm sind Bauten von den Holländern. Ursprünglich waren sie weiß getüncht, doch der starke Monsunregen sollte immer rote Erde an die Wände gespritzt haben, daraufhin hat man beschlossen, die Fassaden gleich in diesem Rot zu halten - sehr praktisch. In der Innenstadt gibt es auch heute noch, oder wahrscheinlich eher wieder "Dutch cafes" und "Dutch restaurants".

1795 übernahmen die Engländer die Kolonialherrschaft über Melaka. Sie brauchten einen geschützten Hafen für den importierten Tee aus China. Mehr als 100 Jahre war dann Malaysia ein Teil der Ostindischen Company, bevor es ein unabhängiger Staat wurde.

Jedes Wochenende ist in der Altstadt der Verkehr gesperrt für den äußerst beliebten Touristenmarkt in der Jonkerstreet. Sobald die Sonne am Untergehen ist, beginnt das Gedränge durch die enge Straße. Links und rechts sind Verkaufsstände aufgebaut. Es wird viel Ramsch und Kitsch angeboten, was bei den asiatischen Touristen großen Anklang findet, denn sie frönen mit Vollgas dem Konsum. Melaka ist bekannt für Dodol, ob mit Duriangeschmack oder plain - das ist eine Süßspeise, die so richtig zwischen den Zähnen picken bleibt, allein schon beim Abbeissen hat man Schwierigkeiten diese elastische Weichspeise zu zerteilen.

Verena hat sich in die Trishaws verliebt. Das sind Fahrradrikschas reicht verziert, meist nach Walt Disney Filmen, mit vielen LED-Streifen beklebt und einer großen Stereobox unter dem Sitz befestigt. Sobald die Kundschaft Platz genommen hat, wird die Musik bis zum Anschlag aufgedreht, sodass sich der Beat fast überschlägt und die Fahrt kann beginnen. Man wird zu allen sehenswerten Gebäuden und Plätzen gebracht. Wenn es finster ist, kommen diese Trishaws noch mehr zur Geltung, sodass man sie schon von weitem hört und sieht.

In und rund um Melaka wird gebaut, was das Zeug hält. Soviele Baustellen, Kräne und Bagger haben wir nirgendwo sonst in Asien gesehen. Ein Großteil der Neustadt steht schon auf aufgeschüttetem Boden und das Aufschütten geht munter weiter. Entlang der Küstenstraße entsteht eine Riesenfläche Land bereit zum Bebauen. Riesige Schiffe, die irgendwo in Malaysia mit Sand vollgefüllt werden, liegen an den Rändern dieser neuen Landflächen und spucken über Förderbänder rund um die Uhr Sand aus ihren Bäuchen. Momentan sind die Bagger noch mit Sand verteilen beschäftigt, aber in geraumer Zeit kann das Bauen losgehen. Zu früh darf man nicht mit dem Bauen beginnen, da das neu gewonnene Land sich erst setzen muss. Die Bauten die zu früh errichtet wurden, haben Risse und müssen erst wieder saniert werden. Auch die kleine vorgelagerte Insel, die mit einer kurzen Brücke mit dem Festland verbunden ist, ist bereits bebaut. Geschäftslokale, Wohnungen, Appartements, ein Gebäude, das aussieht wie eine Uni und die Moschee. Fast alles ist unbewohnt und die gesamte Insel wirkt etwas geisterhaft. Wir stehen nun direkt an der geschäftigen Straße von Melaka. Viel Schiffsverkehr sehen wir nicht, der Grund wird wohl an der schwachen Börse in China zu finden sein ;-)


Auf Plakaten werden Luxusappartements mit Meerblick in riesigen Gebäude mit Springbrunnen, Grünanlagen und Einkaufsmöglichkeiten angeboten. Es muss ein Vermögen kosten und vor allem, wer wird das kaufen? Als wir dieses Großprojekt auf dem Plakat sehen, fällt uns sofort Dubai ein. Alles etwas verspielt, weit ins Meer gebaut und äußerst luxuriös.

Plötzlich kommt ein gelbes Ungetüm um die Ecke. Ein Amphibienfahrzeug. Wir fahren dem Fahrzeug hinterher, gelangen zu einer betonierten Rampe und schauen neugierig zu, wie es mit seinen Straßenrädern einfach im Wasser eintaucht und wie ein Boot weiterfährt. "Das wär`s", sagt Verena. "Unser neues Wohnmobil!" Mit diesem Fahrzeug bräuchten wir uns nun keine Gedanken machen, ob wir nach Indoniesen kommen würden. Rein ins Wasser, die nächsten 40km tuckern wir einfach im Wasser dahin und schon wären wir auf Sumatra. Die ganze aufwendige Arbeit mit den Fähren suchen und kontaktieren, die teuren Preise - all das wär hinfällig.
Oder wenn es keinen passenden Stellplatz am Strand geben würde, könnten wir einfach im Meer davor anlegen........

 

In der ersten Woche regnet es viel und heftig. Jede Nacht lautes Donnergrollen, Blitze und soviel Regen, dass rund um uns Seen entstehen, die jedoch durch den Schotter auch schnell wieder abrinnen. 4 Jahre Reisen, davon die meiste Zeit in Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit und sehr starker Sonneneinstrahlung fordert ihren Tribut. Die Dichtmasse an den Ecken am Dach vom Amigo sind nicht mehr dicht und Wasser dringt in den Aufbau ein. Merken tun wir das ganze nur, weil jeden Tag etwas Wasser in der Staubox ist. Zuerst vermuten wir noch, dass das Wasser evt. durch die Klappe eindringt, denn der Regen kommt oft waagrecht daher. Doch eine genaue Durchsicht der Ecken am Dach, lässt uns wissen, dass nun etwas Arbeit vor dem Wolfi liegt. Die alte Dichtmasse wird rausgeschnitten und neue eingesetzt. Das Hauptproblem sind die Aluminiumkanten, die auf die Glasfaserkunststoffflächen geklebt wurden. Durch die unterschiedliche Ausdehnung beider Materialien ist die Dichtmasse immer Zug und Entlastung ausgesetzt. Das ermüdet die Verbindungen und es kommt zu kleinen Rissen, die mit der Zeit eben größer werden und Wasser kann eindringen. Zum Glück passierte es uns an den Ecken und das Wasser konnte so sich seinen Weg durch die stehende Kante nach unten bahnen und tropfte dann in unsere von unten in den Aufbauboden geschraubten Stauboxen. Die erneuerte Dichtmasse soll nun wieder für einige Zeit Trockenheit gewährleisten.

In der Stadt wurde dem Kanal entlang ein netter Promenadenweg gebaut, mit ganz viel Blumen und Sträuchern und die Häuserfasaden sind bunt bemalt. Man kann mit dem Boot den Kanal entlang gleiten, doch wir bevorzugen unser Fahrrad und radeln den Kanal entlang. Vorbei an einladenden Cafes, schicken Hotels und nett gedeckten Restauranttischen. Diese Strecke wird von nun an unsere Joggingmeile, die linke Flusseite rein und dann auf der Rechten zurück. Hier sind wir vor den Autos und ihren Abgasen sicher, nur ab und zu kommt eine etwas strenge Brise vom Fluss...


Am oberen Ende des Kanals liegt Kampung Morten, es ist das malaisch geprägte Viertel mit 100 niedlichen, bunten Holzhäusern. Der Kontrast von diesen kleinen Stelzenhäusern zu den großen Hochhäusern rundherum ist schon was Besonderes.

Es ist Abend. Auf was haben wir Lust? Ist uns auf indische Küche? Oder doch lieber chinesisch? Oder etwa malaisches Essen? "Ach komm, fahren wir einfach um die Ecke, da ist ein Hawker Food Stall." Das ist ein großes Restaurant, welches mehrere Plätze für kleinere Essstände vermietet, der Restaurantbesitzer vertreibt die Getränke. Tische und Stühle werden jeden Abend am Parkplatz und am Gehsteig aufgebaut. Hier bekommt man nun fast alles zu essen, sogar westliche Küche. Die Tische sind nummeriert, man sucht sich einen aus, geht dann zum jeweiligen Stand, um das Essen zu bestellen, gibt die Tischnummer an und wartet auf dem Tisch bis es gebracht wird. Das Essen ist ausgezeichnet und günstig. Verenas Lieblingsgericht: Breite Reisnudeln mit Hühnerfleisch und Fischbällchenschnitten in einer dicken Sauce mit verquirrltem Ei. Gegessen wird mit Stäbchen und Löffel, der Löffel ist dabei in der linken Hand, da wir mit der rechten die Stäbchen besser bedienen können.

Als wir noch auf Heimaturlaub waren, bekamen wir das erste Mail vom Christian aus Bayern, er war zufällig auf unsere Homepage gestoßen. Malaysia ist seine 2. Heimat und er würde sich freuen, uns dort zu treffen. Wenn wir was bräuchten, er würde es gerne für uns aus Deutschland mitbringen? Ja doch, das Ladegerät für unsere Lithiumbatterien - das wäre nett. In der Zeit, wo wir in Österreich verweilten, war dieses Gerät vergriffen und die Lieferzeit zu lange.
Es ist Mittwochabend und ein weißer Toyota hält neben uns. Ein lächelnder Christian steigt aus dem Auto mit einem Plastiksack in der Hand. Er ist uns auf Anhieb sympathisch. Neben dem Ladegerät hat er auch noch ein Bauernbrot, Salami und ein Stieglbier für uns mit. Vielen Dank lieber Christian!
Er ist beruflich hier in Melaka und wann immer er sich etwas Zeit abzweigen kann, verbringen wir die Zeit mit ihm und seinem liebenswerten Freund Algy. Die beiden wissen, in welchem Lokal man das beste Essen bekommt, in welcher Bar man Spaß haben kann und wo man anschließend die beste TomYam zum Bekämpfen des Alkohols bekommt, um am nächsten Tag ohne Kater munter zu werden. Wir haben die Zeit mit den beiden liebenswerten Kerlen sehr genossen!

6 Wochen nach Apollos Unfall wird endlich die Schwellung und das Humpeln besser, obwohl die Kralle keinen Anschein macht, abzufallen. Wir hoffen, dass wir keinen weiteren Tierarzt mehr brauchen, denn das ist auch ein Mitgrund, weshalb wir so lange in Melaka waren. Wir sind es leid, wieder nach einem neuen Tierarzt zu suchen und so haben wir vor 3 Wochen, als wir hierherkamen, beschlossen, erst wieder von hier weg zu fahren, wenn es dem Apollo besser geht. Das scheint nun der Fall zu sein.

Christian fliegt weiter nach China, Algy kann sich wieder seiner Frau und Tochter widmen und für uns wird es Zeit, weiter in den Süden zu fahren. Noch haben wir den südlichsten Punkt von Asien nicht erreicht.

 

Malaysia, Ostküste

 

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