Namibia 11.Teil

16.12.2022 - 09.01.2023

Währung: 1 € = 17,90 NamDollar
Dieselpreis: 1l = 21,20 ND
Ausreiseort: Oranjemund

Wir sind in Swakopmund angekommen, biegen beim Strandparkplatz beim gelben Bus ab, wo schon wieder eine Schlange von hungrigen Menschen auf Fish und Chips warten. Jedesmal, wenn wir nun am Bus vorbei laufen, warten die Kunden geduldig auf ihr frisch zubereitetes Essen. Egal ob die Combo (Fish/Shrimps mit Chips) oder Pulled pork Burger - alles schmeckt hervorragend, man muss nur etwas Zeit mitbringen.
Vor unserer Haustüre liegt das dunkelblaue Meer mit der etwa 7km langen Promenade, die sich vom Aquarium, durch eine Palmenallee, vorbei am Hotel Strand, das beste in der Stadt, vorbei an der Mole, wo der herrliche Badestrand liegt, geht´s weiter bis zum Platz am Meer. Hier beendet ein großes Shopping Center die Promenade. Speziell am Morgen sind die Jogger, Walker, Radfahrer und Hundebesitzer im Einsatz und mittendrin wir. Nach 7km strammen Schrittes, heute sogar begleitet von Delfinen, freuen wir uns auf das Frühstück. Für einige sehr Aktive geht das Übungsprogramm im Outdoorgym weiter, denn vor uns im Rasen gibt es verschiedene Turngeräte, die gut genutzt und jeden Tag vom Putztrupp sauberst poliert werden.

Wir sind mit Chris & Detlef verabredet. Mit ihrem Red Bull Truck parken sie direkt neben uns. Beim gemeinsamen Sundowner kommt Angelique mit ihren Rad angefahren. Sie wohnt in Swakop und wir leben ihren großen Traum. Immer schon wollte sie mit einem Fahrzeug die Welt bereisen, doch nun ist sie zu alt dafür und ihr Ehemann bereits verstorben, erzählt sie uns. Sobald die Sonne im Meer verschwunden ist, zieht der Nebel auf und es wird kalt und feucht. Normalerweise geht es nun ab ins Haus, doch wir haben uns noch soviel zu erzählen. Ist ja auch schon wieder 2 Jahre her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben. Durchgefroren steigen wir spät nach Mitternacht ins Bett.

An der Mole geht es rund. "The fittest of the Namib" Wettkampf findet statt. In Zweierteams müssen die durchtrainierten Frauen und Männer ihre Kraft und Ausdauer beweisen. Während die /der einen 50kg Schlitten durch den Sand zieht, muss die/der andere im Schwimmen punkten, dann geht es mit Hantelheben und diversen schweißtreibenden Übungen weiter. Das alles bei 33°C in der prallen Sonne. Ganze 10min dauert ein Durchgang. Den ganzen Nachmittag können wir uns von dem Spektakel nicht lösen und fiebern für einzelne Teilnehmer schon mal anständig mit. Morgen sollte der 2. Durchgang sein, den wir leider verpassen und so können wir euch nicht mitteilen, wer als "The fittest of the Namib" gekürt worden ist.

Am Abend beim Street Festival gönnen wir uns eine deutsche Bratwurst mit Brötchen, danach einen Ministollen. Der Malfy Gin kommt aus Italien und die DJane ist ein großer Star hier im Land. Alle tanzen zu ihrem Beat und auch die Straßenjungen sind in ihrem Element. Die Schwarzen haben die Musik im Blut und ihre Tanzbewegungen lassen uns neidisch werden. Abwechselnd geben die Straßenkinder ihr Können zum Besten, das ist heute ihr Tag und sie genießen sichtlich den Applaus und dass auch sie einmal im Mittelpunkt stehen dürfen. Leider werden sie immer wieder von der Security von der Bühne gescheucht, denn die DJane gibt den Beat für ihre Profitänzer an und die kleinen, zerlumpten und streng nach Schweiß riechenden Kids passen da nicht so richtig ins Konzept...

Swakop ist das Herz der namibianischen Riviera und wahrscheinlich die südlichste deutsche Stadt. Die ehemaligen Kolonialherren haben ganz viel Erbe hinterlassen und die Deutsch/Namibianer in 4. Generation tun ihr Bestes, um es am Leben zu erhalten. Das kaiserliche Bezirksgericht, das Woermanhaus, Stelze mit Sauerkraut, Schwarzwälderkirschtorte und Bratwurscht. Die wilhelminische Tracht hat sich bei der Volksgruppe der Hereros fest verankert, vermischt mit ihren afrikanischen Werten, denn der Hut ist einem Horn ihrer wertvollen Rinder nachgebildet. Irgendwie ist alles sehr schräg, so deutsch und dann doch wieder nicht.

In einigen Tagen ist Weihnachten. Die 2 Campingplätze in der Stadt sind seit Monaten ausgebucht. Wir haben wohlweislich schon im Vorfeld beim Desert Sky Backpacker gebucht, das ist auch gut so, denn der Backpacker ist komplett belegt. Wir quetschen uns mit Regina & Rolf in ihrem Mercedes Lkw und Ellen & Wolfgang in ihrem Toyota gemeinsam in den kleinen Innenhof. Der Garten ist voll mit Zelten und so wird es in der äußert sauberen und gut ausgestatteten Gemeinschaftsküche zu den Stosszeiten recht eng. Auch ist es besser, wenn sich der Darm morgens nicht allzuschnell bemerkbar macht...
Heute wollen wir nicht selber kochen, wir gehen zu Andys Sushi essen, nicht zum 1. Mal. Selbst Nachmittags ist es gar nicht so einfach einen Tisch zu bekommen, denn langsam füllt sich die Stadt mit Touristen. Nebenan liegt unser Lieblingscafe, das Slowtown - ein Cappuccino und ein Schokobrownie zum Dessert. Ja, wir haben Urlaub!

Wolfi gibt auch als Schuster kein schlechtes Bild ab. Bei Verenas heißgeliebten Keen Sandalen ist die Sohle schon wieder gut abgelaufen und es gehört gehörig aufgedoppelt. Ein Stück Gummi wird drangeklebt, damit läuft Verena wieder besser. Es gibt sogar schon neue Sandalen, gekauft in Windhoek, doch leider ist der kleine Zeh nun mit Blasen überzogen und so werden die Keen noch immer bevorzugt.
Verena liebt Lachs! Im Supermarkt werden wir fündig und erstehen eine gefrorene Lachsseite, die nun geteilt werden will. Der Fäustel soll dabei Überzeugungsarbeit leisten, ist aber dann doch nicht notwendig.

Weihnachtsmarkt beim Tiger Reef. Da müssen wir hin, vielleicht kommen wir dadurch in Weihnachtsstimmung? Als wir den Platz erreichen, schauen wir beide uns groß an: Weihnachtsmarkt? Es gibt keinen Weihnachtsbaum, keinen Weihnachtsmann, keine Weihnachtskekse - nicht mal einen Weihnachts-Glühwein. Nur Krimskrams Verkaufsstände - nicht einmal weihnachtlich dekoriert. Es gibt frisch geerntetes Gemüse zu kaufen, selbstgemachte Blumentöpfe und Kinderspielzeug. Bei den Essenständen ist die gedrehte Kartoffel am Spieß und das Würstl im Schlafrock der Renner - dafür stehen die Leute 30min und mehr an.
Aber die Musik gefällt uns - zwar auch keine Weihnachtsmusik, doch die beiden Jungs mit ihren Trommeln lassen uns nicht mehr los. Der nächste Künstler ist mit einer Loop Station am Werk. Verschiedene Rythmen mit unterschiedlichen Instrumenten und Gesang werden aufgenommen und zu seinem Lied mit Gitarrenbegleitung und Mundharmonika abgespielt. Der Junge hats drauf, nach einer Stunde ist er schweißgebadet - kein Wunder, es hat saugeil geklungen. Zum Abschied gibt es noch Feuertänze von hübschen Mädels, ein doch noch sehr gelungener Abend.

Auf den Weihnachtsbaum verzichten wir heuer, denn € 250,- sind uns für einen Plastikbaum, zwar mit Kunstschnee besprüht, doch zu teuer. Dafür gibt es Armbänder von den Himbafrauen, die ihre Waren unterhalb vom Cafe Anton anpreisen.

Sarah & Pascal haben wir letzten Jänner kennengelernt, Kontakt gehalten und uns nun zu Weihnachten verabredet. Vor wenigen Tagen sind sie aus Österreich eingeflogen, ihre Feuerwehr war dazwischen gut auf einer Farm untergebracht. Die beiden haben sogar ein Weihnachtsgeschenk für uns mitgebracht - Kernöl aus der Heimat! Vielen lieben Dank ihr Zwei.
Es ist der 24. und was macht man da am Abend? Natürlich einen Sundowner in den Dünen! Dass der Wind ziemlich bläst verdrängen wir. In der Kühltasche sind kaltes Bier und Snacks. Auf einem Dünenkamm finden wir ein nettes Platzerl mit Blick aufs Meer hinaus, wo die Sonne in einer Stunde untergehen wird. Der Wind bläst und bringt gut Sand mit. In der Bierdose hat sich mittlerweile schon ein Sandhügel angesammelt und bei jedem Schluck knirscht es ein wenig zwischen den Zähnen, sozusagen ein natürliches Bleaching. Die Snacks packen wir gleich gar nicht aus, denn der Sand kennt kein Erbarmen. Am nächsten Morgen werden wir ganze Sandhaufen im Bett finden, obwohl wir geduscht, jedoch auf die Haare und Ohren vergessen haben;-)

Wir halten durch bis die Sonne verschwunden ist, klettern gut unterkühlt die Düne runter und sehen die Feuerwehr schon von weitem schief stehen. Oje, ein Patschen - und das jetzt. Das Reifen Aufpumpen nimmt etwas Zeit in Anspruch und die beiden beschließen, gleich hier am Straßenrand zu nächtigen. Sie wollen nur den Wagenheber unter die Achse stellen, damit sie einigermaßen gerade schlafen können.
Also verabschieden wir uns und marschieren die 4km in die Stadt zurück. Wie ist das mit der Nächstenliebe? Speziell an einem Abend wie diesem? Von den wenigen Autos, die vorbei fahren, hält kein Einziges an und nimmt uns mit.
Es gibt gebratenen Lachs an Bandnudeln und dazu Ruccola - unser Weihnachtsessen, welches wir dann etwas verspätet einnehmen. Macht nix, denn in Österreich ist es 1 Stunde früher und so passt es genau, dass wir rechtzeitig dem Weihnachts Evangelium und dem Stille Nacht Lied während dem Essen im Radio lauschen können.

Noch vor dem Frühstück radeln wir raus zu Sarah & Pascal, um ihnen beim Reifenwechseln zu helfen, danach gibt es einen gemütlichen Brunch. Am Abend gönnen wir uns Shrimps und Rosmarinbrot, das Verena in Form eines Weihnachtsbaumes gebacken hat.

Zufällig treffen wir auf Andrea & Hans aus Windhoek. Die beiden haben wir im Caprivi kennengelernt. Seit ein paar Monaten fahren sie ein Iveco Allrad-Wohnmobil und ihre nächste Reise führt sie auf der gleichen Route nach Südafrika, wie wir es auch vorhaben. Sie besitzen ein großes Appartement in der ersten Reihe hinter dem Strand mit toller Aussicht auf den Landungssteg. Die beiden laden uns auf einen Braai Abend ein und so genießen wir einen herrlichen Sonnenuntergang auf ihrer Terrasse.

Der Strand ist an den Weihnachtstagen voll mit schwarzen Großfamilien, die im Hinterland wohnen und das Meer nur selten zu Gesicht bekommen. Fußballspielen, im Wasser plantschen bei kalten 17°C, Wasserpfeife rauchen, Sekt schlürfen, Musik machen - all die Sachen, die ja eigentlich nicht erlaubt sind. Derjenige aus dem Rathaus, der diese Verbotstafeln angeordnet hat, wird wahrscheinlich über die Feiertage gaaanz weit weg sein...
Regeln sind manchmal da, um gebrochen zu werden, so meint Wolfi. Recht haben sie! Das Leben ist eh hart genug in Namibia und Abfeiern, das können die Farbigen zum Teil besser als wir. Der Spaß ist hier allgegenwärtig! Und die 90jährige Oma sitzt auf der Promenade im Campingstuhl, das Enkerl am Schoß - die Treppe runter an den Strand zu ihrer Familie wäre ihr wahrscheinlich zu mühsam.

Zu Silvester sind wir mit Sarah & Pascal im Goanikontes Oasis verabredet. Das ist ein Campingplatz im Flusstal vom Swakop, gleich neben der Mondlandschaft. So wird dieser Landstrich genannt und irgendwie stellen wir uns die Mondoberfläche so ähnlich vor. Viel Geröll und noch mehr Nix.


Der Campingplatz ist ausgebucht, doch die geschäftstüchtigen Besitzer finden noch ein Platzerl für unsere Lkws. Eine coole Location mit vielen ausrangierten rostigen Autoleichen, die nun in irgendeiner Form als Deko herhalten müssen, halbe Badewannen als Sitzbänke und alte Hosen als Blumentöpfe. Im Restaurant wird alles für das abendliche Braai Buffet hergerichtet, wir begnügen uns mit einer köstlichen Ananas Bananentorte. Unsere Freunde sind Vegetarier und so nehmen wir am Buffetessen nicht teil, sondern wir machen unser eigenes Pizza-Buffet. Jeder mit dem Belag seiner Wahl.

Als wir die Feuerwehr heranrollen hören, schiebt Verena schnell ihre selbstgemachten Glücksschweine ins Backrohr. Mit Sauerrahm und Ruccola gefüllt schmecken uns die Schweinderl als Vorspeise hervorragend. Zwischendurch bekommen wir Besuch von einem Bokki, das sich über unseren frischen Ruccola sehr freut. Das Holz ist inzwischen niedergebrannt und wir können mit der ersten Pizza beginnen.
Mit Gin/Tonic stoßen wir auf einen schönen Abend an. Pünktlich zu Mitternacht tanzen wir mit dem Donauwalzer ins neue Jahr. Zirbenschnaps, Zotterschokolade und Mannerschnitten - da kann es wohl nur ein gutes 2023 werden. Unsere Party fängt nun richtig an, sind wir die einzigen die feiern? Rund um uns ist 15 Minuten nach Mitternacht alles finster. Eine Stunde später stürmt ein aufgebrachter Nachbar herein und pfaucht uns an: "No music allowed at this campsite!" Heute? In der Silvesternacht? Wir drehen die Musik leise und wünschen ihm trotzdem ein gutes neues Jahr, da schreit er zurück: "Fuck the fuck your new year wishes!" Sowas unfreundliches, wir können es kaum glauben. Also tratschen wir weiter bis spät in die Nacht, in etwas höherer Lautstärke als üblich ;-)

Am nächsten Tag überzeugen wir uns von den Verbotsschildern, die wir am Vortag gar nicht gesehen haben oder auch nicht sehen wollten. Der nette Nachbar ist auch schon frühmorgens abgereist. Wir verabschieden Sarah & Pascal, die zwei haben nicht ganz so viel Zeit wie wir, schließlich wollen sie noch nach Angola und in gut 2 Monaten geht der Flieger wieder zurück in die Heimat.
Am Schwimmteich machen wir es uns gemütlich und warten bis die ärgste Hitze vorüber ist, denn wir wollen eine kleine Wanderung hoch zum Aussichtspunkt machen. Nach dem ersten Aufstieg entdecken wir ein junges Pärchen. Sichtlich ermüdet und planlos sitzen sie am Hügel neben dem Pfad. Ob wir tatsächlich da ganz hoch wollen? Ja natürlich! Sie schließen sich uns an und im Gänsemarsch geht es bergauf, Wolfi der Bergfuchs übernimmt die Führung. Als der Pfad steiler, schmäler und das Gestein sehr lose wird, blicken Monica & Brian ängstlich hoch. Sie wollen sich keine Blöse geben und krabbeln auf allen Vieren den letzten Anstieg hoch. Kaum haben die beiden die Kuppe erreicht, kreischen sie lautstark vor sich hin "We did it!". Beide sind voll stolz auf ihre Leistung und wir denken uns nur: Dieses kleine Hügerl ist nicht mal ein richtiger Berg! Wir müssen uns einfach öfters loben, so wie es die beiden eben gerade machen!

Den Schweinsbraten riecht auch der Bokki, oder ist es wohl eher das Sauerkraut, was ihm in die Nase steigt? Wolfi ist glücklich, sein erster Schweinsbraten im Potije, dazu Semmelknödel und Sauerkraut. Wir müssen uns doch für die harte Wandertour loben oder laben ;-)

Unseren ursprünglichen Plan nach Swakop zurückzukehren und weiter nach Walvis zu fahren, um dort unser Visa zu verlängern, werfen wir nun komplett über den Haufen. Ob wir nun 10 oder 90 Tage verlängern, es kostet immer gleich viel, noch dazu die Roadtax - alles gemeinsam ist teurer, als wir gedacht haben. Eigentlich würden wir nur ca. 2 Wochen mehr brauchen, um etwas gemütlicher in den Süden tuckern zu können. Aber dafür ist uns nun der ganze Aufwand nicht wert. Von unserem Freund Markus, der nächste Woche in Walvis anlandet, hätten wir ein Paket bekommen. Ersatzteile aus Amerika, die eine Freundin von unserem Freund mitgebracht hat und Verenas Kontaktlinsen, welche Markus organisiert hat. Nach kurzem Überlegen haben wir einen neuen Plan geschmiedet. 7 Tage haben wir noch Zeit, das Land zu verlassen und Markus schickt das Paket nach Mariental, denn da werden wir ohnehin in ein paar Tagen vorbei fahren.

Trotzdem müssen wir nochmals zurück nach Swakop zum NWR Büro, um ein Permit für den Namib Naukluft Park zu besorgen. Noch schnell ein paar deutsche Schmankerl einkaufen, dann kann es los gehen. Auf dem Weg in den Nationalpark sollten wir auf Ellen & Chad treffen, die gerade ihre "verrückte Idee" umsetzen. Sie laufen von Windhoek den ganzen Weg auf der C28 nach Swakopmund (ca.330km). Wir eröffnen am Wegesrand eine Labestation, Kaffee und Kekse für die Wandersleute und ein nettes Plauscherl, dann trennen sich unsere Wege wieder. Chad bietet verschiedene Langzeitwanderungen in Namiba an.

Vorbei an uralten Welwitschas (einige sollten über 1000 Jahre sein) und an der Langer Heinrich Uranmine geht es immer tiefer in die wüstenähnliche Landschaft, bis wir dann rechts auf die Blutkoppe abbiegen. Ein großer Granitfelsen, der blutrot bei Sonnenuntergang scheinen sollte. Nur blöd, dass es heute bewölkt ist und wir von der Färbung nix mitbekommen. Hätte man jetzt Zeit, die wir sonst fast immer haben, könnten wir noch einen Tag dranhängen und am nächsten Tag einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen.

Zartgelbes Gras, Köcherbäume, einige Strauße laufen vor uns über die Piste, doch das Wasserloch im Park ist verwaist. Südwärts geht es zum Kuiseb Canyon. Die Hügelketten sehen aus wie Schichtkuchen und als wir die Brücke queren, ändert sich auch die Landschaft langsam. Mehr Sand, höhere Berge, einige Camps zu den Schilder am Straßenrand weisen. Die Piste ist schon länger nicht mehr gegradert worden. Über grausiges Wellblech fahren wir mit einer konstanten Geschwindigkeit von über 90km/h dahin. Hügelauf, Hügelab gehts mit Karacho durch die Landschaft, wir testen die G-Kräfte im Amigo :-) aber einmal ist so ein kleines Hügerl etwas zu abrupt aus, wir machen einen leichten Abflug und es faucht. Zisschhhhh.... ein Luftschlauch vom Fahrersitz ist gerissen. In der Mittagspause ist das für Wolfi eine Arbeit von 15min, Verena braucht für das Reisfleisch länger. Weiter geht´s, wir treffen heute vielleicht noch die Gabi aus Rosenheim beim Apfelstrudlwirt in Solitair.

5km weiter: "Hast du gesehen, die Spur ist ja ganz frisch!" ein verunfalltes Auto steht mutterseelenalleine am Straßenrand, deutlich ist zu erkennen, dass es da jemanden überschlagen hat. Wahrscheinlich zu schnell gefahren auf dem losen Schotter. Als wir in Solitair ankommen, erfahren wir, dass ein polnisches Pärchen mit einem Mietauto den Unfall gebaut hat. Die Beifahrerin steht am Straßenrand, als ein Bus voller Touristen, als erstes Fahrzeug vorbeikommt, auch dem Fahrer ist nicht viel passiert und so nehmen sie die zwei mit in die Ortschaft. Ein Helikopter aus Walvis ist bereits angefordert, doch nun will die Beifahrerin nicht mehr aus dem Bus steigen. Sie hat Angst, dass sie einen Schaden an der Wirbelsäule davongetragen hat, denn die Mediziner in Walvis haben sie darauf aufmerksam gemacht. Wolfi redet "beruhigend" auf sie ein und mit viel Müh und Not können 2 Männer der Frau dann doch aus dem Bus helfen, dabei würde sie gerne gefilmt werden - für Zuhause wärs... Na dann wirds ja wohl nicht so schlimm sein, denn die 50km auf der Wellblechpiste hat sie auch schon sitzend verbracht. Die Chartergäste können endlich weiter, sollten sie doch in 2 Stunden in Sossusvlei sein.

Auch wir setzen unsere Reise fort, denn Gabi ist nicht hier, also wollen wir noch ein paar Kilometer machen.
Als wir Mariental erreichen, ist unser Paket nur wenige Stunden zuvor angekommen. Das Timing ist perfekt! Danke lieber Markus! In der Stadt hält uns gar nichts, außer dass wir an der Tankstelle unsere 800l Tanks voll machen. Jeden ersten Mittwoch im Monat wird der Treibstoffpreis angepasst, diesmal ist er um 2 Rand günstiger geworden. Das passt ja ganz genau!
Es geht weiter. Die langweilige B1 runter nach Keetmanshoop, dann biegen wir rechts ab. Am Naute Damm wollen wir die Nacht verbringen. Herrlich ruhig, ganz alleine am Ufer des aufgestauten Sees. Unterhalb vom Damm werden riesige Felder mit Weintrauben und Datteln angebaut, ja am Wasser mangelt es hier nicht.

Wie oft haben wir mittlerweile vom Canyon Road House gehört, da müsst ihr unbedingt hin. Nun sind wir da und fast erschlagen von den vielen Eindrücken. Überall hängt und liegt ausrangiertes Zeug herum. Da es quasi keine Verschrottungsunternehmen gibt, werden die Rostlauben in Namibia gerne als Dekoobjekte verwendet - und es hat auch was.
Im Restaurant gibt es neben der Tankstelle den Krankenwagen an dem man Platz nehmen kann. Wer eventuell seine Nummerntafel auf Namibias Piste verloren hat, wird vielleicht auf der Toilette oder am Tresen fündig. In der Werkstatt ist "Nur wundern, nicht ärgern" erlaubt. Der Verlockung des nackten schwarzen Mannes am großen Bild, dessen bestes Stück mit einem Kasterl verdeckt ist, welches man öffnen kann, kann Verena nicht widerstehen. Plötzlich geht im ganzen Restaurant der Alarm los. Jeder weiß nun, dass Verena sehr neugierig ist!! Wir verlassen trotzdem nicht schnellstmöglich das Lokal, sondern trinken noch Cappuccino und essen Malvapudding :-)

Der Fish River Canyon ist nicht mehr weit. Mit 650km der zweitgrößte Canyon der Welt, angeblich 550 Millionen Jahre alt. Es ist schon imposant, wenn man an der Abbruchkante steht und 500 Meter tief in den Canyon blickt. Wie eine Schlange schlängelt sich der Fluss durch das zerrissene Gebirge. Nur einige Tümpel sind dort unten vorhanden, die Hitze drückt runter. 42°C und mehr, das ist auch der Grund, weshalb der Abstieg in den Canyon verboten ist. Die 4tägige Wanderung, die sehr beliebt ist und in der man den Flusslauf entlangmarschiert, ist erst wieder ab April geöffnet, wenn dann die Temperaturen wieder etwas moderater sind. Wir bestaunen den Canyon von den verschiedenen Aussichtspunkten.

Neben der Piste - ein kleine Herde von Hartman Zebras. Wau, sehr cool - wir beäugen uns gegenseitig, bevor jeder wieder von dannen zieht.
Nahezu endlose gerade Pisten entlang geht es bis hinunter zum Oranje River. Ein entgegenkommendes Auto sieht man schon aufgrund seiner Staubwolke von weitem kommen. Hin und wieder überfahren wir ein Viehgatter, jedoch Tiere gibt es schon lange keine mehr, zu trocken, zu wenig Futter. Nicht mal Ziegen hätten hier eine Freude.

Unsere Augen erfreuen sich am Grün entlang des Oranje Flusses. Es werden Weintrauben in großem Stil angebaut. Die Straße entlang vom Fluss ist erst wieder seit einigen Tagen geöffnet, wir haben Glück. Durch den vielen Regen im Osten Südafrikas, mussten Dämme geöffnet werden und die großen Wassermassen haben einen Teil der Straße weggeschwemmt. Das ist nun 1 Monat her. Wir wollen bei Oranjemund über die Grenze, ganz im Westen Namibias.
Es ist heiß, der Wind bläst wie ein Föhn durch die offene Seitenscheibe. Der Fluss führt noch immer viel Wasser, einige Bäume haben den Wassermassen nicht mehr standhalten können und sind entwurzelt.

Auf einem Pass, zwischen den Felsen, steht ein Fahrrad und dahinter im Schatten liegt ein sichtlich ermüdeter Mann. Wir bleiben stehen, bieten unsere Hilfe an, Wasser und Essen. Ein deutscher Radfahrer, schon seit 3 Monaten mit seinem Fahrrad in 3 Ländern unterwegs, 6.000km hat er bereits abgespult. Heute ist er etwas müde, die Hitze auf dem langen Anstieg zum Pass hat ihn fertig gemacht. Ein Plausch, einen Kaffee, frisches Trinkwasser und einen Apfel später sitzt er wieder am Fahrrad, weiter geht´s für ihn Richtung Windhoek. Wir beneiden ihn nicht.
Vor uns sieht es plötzlich sehr trüb aus. Zieht da ein Sandsturm auf? Nein, der "Südwester"geht! Eigentlich geht der Wind nicht, sondern stürmt eher daher und bringt gut Sand mit. Ein Picknickplatz wird unser heutiger Übernachtungsplatz. Auf der anderen Uferseite ist bereits Südafrika. Das Wasser des Oranjes wird für die Landwirtschaft genutzt, aber nur in Südafrika, hier auf unserer Seite ist noch immer Sperrgebiet. Es könnten ja schließlich noch Diamanten unter dem Sand liegen.


Am Morgen rollt der Nebel über die Wüste hinweg. Unser letzter Tag in Namibia. In Oranjemund wollen wir die Dieseltanks nochmals bis zum Rand vollfüllen, denn es sollte günstiger sein, als im Nachbarland. Weil wir so einen netten Platz vor der Kirche finden, bleiben wir und spazieren durch die Oasenstadt.
Während den letzten 100km waren fast nur umgeschichtete Steinhaufen links und rechts der Straße zu sehen, umso skuriler wirkt auf uns nun die mit Rasen, Bäumen und Blumen bepflanzte Stadt. Auch die Oryxe erfreuen sich am Grün, ist es doch viel leichter, das Blumenbeet in der 3. Straße abzuknabbern, als in der kargen Wüste dürres Zeug zu finden. 2020 waren wir schon einmal hier, um den damals benötigten PCR Test für die Einreise nach Südafrika zu machen, inzwischen hat sich in der Stadt einiges getan. Sie wirkt deutlich herausgeputzter.

Morgen geht es dann über die Grenze. Wir hoffen auf ein 90 Tage Visum, wobei das bei den Grenzbeamten immer Willkür ist. Man weiß nie, mit welchem Fuß sie aufgestanden sind. Hoffentlich mit dem Richtigen, drückt uns die Daumen!

 

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Südafrika 12

 

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