Republik Kongo/ Cabinda/ DR Kongo

28.12.2019 - 03.01.2020

Republik Kongo

Einreiseort: Ngongo
Ausreiseort: Nzassi
Währung: 1€ = 655,-XFA
Dieselpreis: 1l = 476,-XFA

Mittlerweile ist es schon später Nachmittag, als wir vor dem Grenztor Kongos stehen. Das Grenzhäuschen ist leer. Die Bamten hocken unter einem Mangobaum zusammen, trinken Bier, laute Musik dröhnt aus dem Lautsprecher des Nebenhauses. Wir sollten doch erstmal die Pässe da drüben in ein Buch übertragen lassen. Nachdem alles abgeschrieben ist, hat der zuständige Beamte sein Bier geleert und Zeit für unseren Einreisestempel.
Der Zollbeamte ist gerade am Telefonieren. Mit dem Handy in einer Hand, den Stempel in der anderen, bearbeitet er unser Carnet. Alles unkompliziert, jeder ist freundlich - es herrscht wieder mehr Leben. Lahmarschigkeit - ade!
Inzwischen ist es kurz vor dem finster werden, so entscheiden wir, einfach auf einer breiteren Stelle auf der Piste zu übernachten. Wir finden keine bessere Ausweiche. Es kommen noch ein Traktor und ein Moped vorbei, dann wird es ruhig. Die Nacht ist angenehm kühl bei 24°C, es regnet, blitzt und donnert. So ist die Piste am nächsten Tag recht schlammig und nass.
In den Dörfern sitzen die Männer vor ihren Ziegelhäusern aus gebrannten Ziegeln, welche wir schon lange nicht mehr gesehen haben. Sie sind am Quatschen und Palmweintrinken - der Tag des Herrn muss schließlich gefeiert werden, obwohl das die Afrikaner viel öfters machen. Angeblich hat mal jemand gesagt: "Arbeiten und Feiern hält sich am afrikanischen Kontinent die Waage." Währenddessen sitzten die Frauen vor den Häusern, flechten ihre Tragkörbe, die Hennen laufen kreuz und quer, gefolgt von ihren Kücken. Der ausrangierte Traktor ist der beste Spielplatz für die Kinder. Sobald sie uns sehen, winken und rufen uns zu, bald gefolgt von der Frage nach einem Cadeaux, ob Fußball, Kugelschreiber oder sonst was - sie wären mit allem zufrieden.

Wir kommen an einen Pistenkreisverkehr, welchen Wolfi von der falschen Seite anfährt. Kurz darauf eine ausgebleichte STOP Tafel. Der Polizist hat uns schon heranfahren sehen und ist außer sich. "Viel zu gefährlich, wenn da ein Auto gekommen wäre, wäre es zum Unfall gekommen." Er fordert mehr Respekt sowie Beachtung und Einhaltung der Regeln und Gesetze. Verena muss sich das Lachen verkneifen, denn es gibt nicht mal Autos im Dorf. Aber sie verspricht hoch und heilig, dass wir dem nächsten Kreisverkehr mehr Respekt erweisen werden. Der Beamte ist zufrieden. Nun wird der Pass noch abgeschrieben, dann dürfen wir weiterfahren.

Die Landschaft hat sich verändert, hauptsächlich Savanne. Zwischen den Gräsern steht überall Wasser, eine sehr sumpfige Gegend. An ganz brenzligen Stellen liegen ganze Baumstämme über die Piste, aufgeschüttet mit Erde - so eine Art Damm - und es funktioniert. Amigo kommt trockenen Fußes durch den Morast.
In jedem Dorf hat die Bevölkerung einen mobilen Sanitärblock in Landesfarbe gesponsert bekommen, von ca. 50 Stück sind noch etwa eine Handvoll in Funktion, dem Rest fehlen die Wasserhähne oder sonstige Teile. Dort sind die Bewohner wieder mit ihren gelborangen 20Liter Planzenölkanistern unterwegs zum Wasser holen... Hat man doch früher auch so gemacht.


Eine schmale Brücke führt über den riesigen Kouilou River, der gerade Hochwasser führt. Nur wenige hundert Meter flußaufwärts bauen die Chinesen an einer neuen Brücke, in 2-3 Jahren soll sie fertig sein. Über uns ziehen schon wieder dunkle Regenwolken auf. Lange dauert es nicht und der Himmel öffnet seine Schleusen, die ganze Nacht hindurch.

20km vor Dolisie beginnt eine schöne 2spurige asphaltierte Straße. Lange wird es diese Piste hierher aus Gabun nicht mehr geben, denn die Chinesen sind schnell mit dem Asphaltieren. Bei der ersten Tankstelle füllen wir etwas Diesel auf und kurz darauf stehen wir vor einer modernen Mautstelle. 15.000,- XFA! Haben wir uns verhört? Während ein Pkw nur 1.500,-XFA bezahlt, ist der Preissprung zu den Lkws enorm. Wir sind nur privat unterwegs, keine Waren, das ist ein Wohnmobil, wir wohnen darin, wir haben nur 4 Reifen anstatt 6 - nichts hilft. Amigo sieht wie ein Lkw aus, ob zum Waren liefern oder nicht, ist ihnen wurscht, wir müssen den geforderten Preis bezahlen. Naja, die Straße ist es wenigstens wert.

Die sehr gute 2spurige Asphaltstraße schlängelt sich ziemlich kurvig über viele Hügel durch den Dschungel. Kurz vor Pointe Noire sollte die nächste Mautstelle sein. Auf maps.me finden wir eine Umfahrung, kurz davor geht eine kleine Piste rechts weg. Doch ein Erdwall versperrt uns den Weg, aber ganz auf der Seite finden wir eine Spur. Wir sind also nicht die Ersten mit dieser Idee. Den Lkw Reifen, der mitten im Weg ist, räumen wir auch noch weg und weiter geht´s. Nun nur noch etwa 7km sandige und matschige Piste zwischen den Wohnhäusern durch, dann kommen wir direkt nach der Mautstelle wieder auf die Hauptstraße. Geschafft!! Wir sind doppelt froh: Nicht stecken geblieben zu sein und uns die Maut erspart zu haben, denn wir hätten nur noch 4.000,-XFA gehabt, zuwenig für die Maut. 

Pointe Noire ist eine geschäftige Küstenstadt. Schon einige Kilometer davor sind viele verschiedene Geschäfte zu finden und ein dementsprechend großes Verkehrsaufkommen. Wir verpassen es links abzubiegen und stecken prompt Richtung Zentrum fest. Irgendwie schaffen wir es dann doch noch, nach links die Ausfahrt aus der Stadt zu finden. Der Regen hat ganze Arbeit geleistet und den meisten Müll mitgenommen - der Kanal ist dicht. Die Straßen sind überflutet und es riecht etwas unangenehm, als wir den Amigo durch die Brühe fahren, bitte jetzt nur keine Panne!!!!

Eine öffentliche Wasserstelle - das trifft sich sehr gut. Da unsere Wasservorräte fast aufgebraucht sind, läuft Wolfi mit der Gießkanne hin und her, während Verena das Mittagessen kocht - heute gibt es Spaghetti mit Avocadopesto. Die Wasserhähne sind kaputt, das Wasser rinnt ununterbrochen.
Nebenan gibt es verschiedenste Alkoholika für das große Fest zum Jahreswechsel zu kaufen.

Das letzte Geld geben wir nun für wunderschöne Mangos und Passionsfrüchte aus und biegen in die Grenzstraße ein. Blöd nur, dass wir nach 3km plötzlich eine regionale Mautstelle vor uns haben. Doch die netten Angestellten haben Erbarmen mit uns und winken uns durch. Goodbye Kongo!
Im Nachhinein gesehen, hätten wir Gabun auslassen sollen und direkt von Kamerun in den Kongo reisen sollen. So hätten wir vom Land mehr gesehen, denn der Kongo hat uns echt positiv überrascht.

 

CABINDA

Einreiseort: Massabi
Ausreiseort:
Yema
Währung: 1€ = 630,- Kwanza
Dieselpreis: 1l = 135,- Kwanza

Das Visum haben wir online beantragt. Vor knapp 2 Wochen haben wir die Formulare auf der entsprechenden Website ausgefüllt, all die geforderten Papiere eingescannt und mitgeschickt. Schon am nächsten Tag haben wir per E-Mail die positive Antwort erhalten mit einer elektronischen Bestätigung im Anhang. Mit der Bestätigung bekommen wir das Visum direkt an der Grenze in den Pass geklebt und bezahlen auch vor Ort.
Sämtliche Papiere benötigen sie in 4facher Ausführung und im Amigo rattert der Drucker. Im Zollgebäude steht ein beleuchteter Christbaum und die Klimaanlage läuft auf Hochtouren. Uns wird es richtig kalt, während die nette Dame ihr anscheinendes Lieblingsgerät - den Drucker - bedient. Unser Carnet wir nicht akzeptiert, wir bekommen ein temporary import permit (TIP) gegen ein kleines Entgelt ausgestellt. Auch unser Amigo wird seit der Ausreise aus Marokko wieder mal innen kontrolliert. Endlos zieht sich das Prozedere hin und es wird erst schneller, als die offizielle Dienstzeit aus ist und alle nach Hause wollen.

Cabinda ist eine angolanische Enklave, 1975 unabhängig geworden, als die Portugiesen ihre Kolonialherrschaft aufgaben.
Wir sind auf einer guten Asphaltstraße unterwegs. In den Sümpfen stehen ganze Papyruswälder, diese Pflanzen können angeblich eine Höhe von 5m erreichen. Viele Jungs haben ihre Haare blond gefärbt, was gar nicht schlecht aussieht. Kurz vor der Stadt Cabinda steht plötztlich ein voll modernes Sportstadium und rundherum neue Hotels. Viele Kirchen sehen wir, mehr oder weniger gepflegte.

Es beginnt wieder mal zu regnen. In der Stadt wollen wir Geld wechseln. Der Schwarzmarktkurs ist um einiges besser, als der offizielle, aber wo sind die Geldwechsler? Wolfi läuft etwas herum und es dauert nicht lange, bis einige einheimische Jungs von ihm Notiz nehmen. Statt den offiziellen 520,- für den Euro bekommen wir 630,-.
Bei der katholischen Mission direkt hinter dem Strand dürfen wir parken. Die Mangobäume im Garten sind schon uralt und sehr hoch, jedes Mal wenn eine Mango runterfällt macht es einen ordentlichen Tuscher, aber viele reife Früchte hängen noch oben. Wir beobachten die Kinder, wie sie den Baum mit einem langen Stock in der Hand hochklettern. Zwei weitere stehen mit einer Bastmatte unter dem Baum und warten, um die herunterfallenden Früchte damit aufzufangen.
Gleich um die Ecke gibt es einen Supermarkt mit vielen portugiesischen Produkten wie Chorizzo, Käse, Semmeln und Plundergebäck. Also jausnen wir heute Abend, was für uns eine Besonderheit ist. Als Nachspeise gibt es Schokobananen und zwar gedanklich die, aus der gelben Packung im österreichischen Supermarkt. Wir jedoch braten die Kochbananen in Kokosnussöl an und essen die gerösteten Kakaobohnen dazu. Wenn man auf beides gleichzeitig beißt, schmeckt es wie diese gekauften Schokogeleebananen.

Neben uns befindet sich die Kathedrale. Es ist der 31. Dezember - der letzte Tag des Jahres. Um 20.00 Uhr geht es mit dem Gottesdienst los. Über Außenlautsprecher bekommen auch die Besucher, die nicht mehr in die Kirche passen und natürlich wir nebenan, alles mit. Es wird gesungen, gepredigt, gesungen - um 23.00 Uhr denken wir, wau die haben aber Ausdauer. Kurz nach Mitternacht, als wir nun schlafen wollen, ist noch immer kein Ende in Sicht. Mittlerweile reden verschiedene Leute, dann wird applaudiert und wieder gesungen. Nonstop bis 6.00 Uhr morgens. Dann Geknalle von Autotüren, Reifengequietsche - die nächsten Kirchenbesucher sind im Anmarsch. 2 Stunden später ist dann alles vorbei, es wird ruhig, als wir um 9 Uhr beim Frühstück sitzen. Sollen wir nun unseren Schlaf nachholen? Ein Einheimischer erzählt uns dann am Spätvormittag, dass jeder Gläubige in der Silvesternacht für sich, seine Familie und Freunde betet - für ein gesundes, erfolgreiches und hoffentlich besseres nächstes Jahr.

 

Unser Strandspaziergang ist sehr ernüchternd. Müll, Müll und nochmals Müll, überall Müll - so weit das Auge reicht. Die globale Erwärmung ist auch hier sichtbar. Teile von den gemauerten Häusern sind vom Meerwasser einfach unterspült worden und weggebrochen. Manche sichern ihre Häuser mit Sandsäcken und eingegrabenen alten Autoreifen - wie lange das standhält? Oje, hier ist die Kloake doch sehr grün, Kanal und Müll verschwindet im Meer. Hier wollen wir nicht durchwaten und wir drehen um. In der Nacht schüttet es wie aus Eimern und der neue Müll aus Cabindas Staßen landet wahrscheinlich wieder am Strand.

Wir stehen an der Tankstelle. Gasóleo oder Gasolina? Was ist nun Diesel? Wolfi will schon den Feuerzeugtest machen, als wir doch noch von der Angestellten aufgeklärt werden. Bei solchen Preisen macht das Tanken richtig Spaß. Wie schön wenn das "voll bitte!" nicht so gequetscht klingt.
Die letzten 10km vor der Grenze sind nur noch vom Militär bewohnt. Wir nähern uns der DR Kongo.
Die Ausreise ist korrekt, aber es dauert, weil wieder alles mehrfach kopiert werden muss. Den letzten Stempel bekommen wir in einem ausrangierten Container. In der Mitte steht der Bürotisch, der Beamte hat 2x zuviel auf die Parfümdose gedrückt, aber lieber so, als andersrum. Die braunweiße Henne pickt Ameisen unter dem Schreibtisch. Gegenüber werden die Koffer von den Durchreisenden genauestens überprüft. Wir sind mit dem Papierkram fertig und ready für

 

DRC - Demokratische Republik Kongo

Einreiseort: Yema
Ausreiseort: Ango Ango
Währung: 1€ = 1.625,- Kongo Franc
Dieselpreis: 1l = 2.230,-

Wir sind gespannt, was uns in diesem Land mit seinem zweifelhaften Ruf erwartet.
Der Asphalt endet genau beim Schlagbaum zur DRC, Sand ist die dominierende Oberfläche. "Wir sollen vor dem Gebäude der Einreisebehörde parken," meint einer der Beamten. Der Pass wird abgeschrieben, Zusatzinformationen wie Namen der Eltern und deren Beruf wird benötigt. Verzweifelt suchen sie den Ausreisestempel von Cabinda, nach 10x durchblättern wird er endlich gefunden, die Tinte ist schon ziemlich verblasst. Endlich kommt nun die Aussage, auf die wir schon hart warten, denn mehrmals haben wir es auf der iOverlander App gelesen. "Eigentlich müsste das Visa im Heimatland ausgestellt sein." Ja, aber wir haben keine kongolesische Botschaft in unserem kleinen Land. 1:0 für uns, für kurze Zeit sind sie ruhig. Einige Reisende sind hier schon tagelang aufgehalten worden, weil das ausgestellte Visum nicht in ihrem Heimatland beantragt und ausgestellt wurde. Manche wurden überhaupt abgewiesen und mussten ihre Motorräder verschiffen. Aber für unseren Amigo gibt es kein Fährschiff, das ihn mitnimmt - zu groß. Wir wissen von Lynda & John, dass sie 5 Stunden an der Grenze verbrachten, dann aber doch einreisen durften.
"Wir sollen doch auf der Bank Platz nehmen." 1 Stunde später sitzen wir noch immer am gleichen Platz. Auf Nachfragen, ob es denn ein Problem gäbe: "Wir haben in Kinshasa angerufen, ob mit dem Visa alles korrekt ist und wir einreisen dürfen," so der Beamte. Nun warten wir auf Antwort. Eigenverantwortung - Fehlanzeige.
An der Grenze tut sich nicht viel. Träge hängen die Beamten rum, zwischen der wenigen Arbeit wird immer wieder ein Nickerchen gemacht. Nach einer weiteren Stunde des Wartens kommt endlich das Ok aus der Hauptstadt. Wir dürfen einreisen. Nun kommt Bewegung ins Spiel, aber auch nur im gemäßigten Tempo. Unsere Impfpässe werden kontrolliert, die Gelbfieberimpfung ist notwendig. Obwohl sich die Einreisebehörde nur in einem einfachen kleinen betonierten Gebäude befindet, besitzen sie eine Kamera, in der nun Wolfi reinlächelt und digital erfasst wird. Zusätzlich werden die Daten noch in ein großes Buch übertragen.
Dann endlich können wir weiter zum Zoll, der nebenan sein Büro hat.
Zum Glück bemerkt keiner, dass unser Carnet seit 2 Tagen abgelaufen ist. Sie drücken ihren Stempel und die Unterschrift rein, nun nur noch auf die andere Straßenseite zum erneuten Kontrollieren. Wir sind nach 3 Stunden endlich entlassen.
Hinter dem Gebäude befindet sich ein ATM, der US Dollarnoten ausspuckt. Unglaublich aber wahr, hier in dieser Einöde.

Auf der sandigen Piste südwärts treffen wir auf angolanische Lkw Fahrer, die die gleiche Strecke wie wir, vor sich haben. Wir lassen etwas Luft aus den Reifen und los geht die Fahrt, bis uns nach ca. 10km ein Schranken den Weg versperrt. Eine Mautstation der Provinz Basse Congo - in etwa gleich kurios für uns, wie der Dollar ATM an der Grenze. Maut für eine solch grottenschlechte Sandpiste? 200.000,- KF - das sind 120 Euro? Ihr habt sie doch nicht mehr alle. An der Wand hängt eine Tariftabelle, auf der die Preise für ausländische Fahrzeuge aufgelistet sind. Wir probieren, den unverschämten Preis auf erträgliche 55.000,-KF runterzuhandel, doch wir stoßen auf taube Ohren. Sie lassen sich auf keine Diskussion ein, sie wollen die geforderten 200.000,-. Irgendwie auch kein Wunder, dass sie jede Chance nutzen, in einem Staat wo die Regierung kein Geld für die Beamtengehälter übrig hat. So wird natürlich abgezockt, wo es nur geht. Bei den Ausländern und Weißgesichtern ohne Erbarmen. Jeder schaut, dass er anderweitig auf ein monatliches Gehalt kommt. Doch diese Summe ist wirklich unverschämt. Wenn man bedenkt, dass wir im Vorfeld für das Visum 130,-€/Person bezahlt haben, dann wird dieses Land für uns sehr teuer, besonders wenn wir nur 2 Tage bleiben.


Die Angestellten der Mautstelle ignorieren uns, weil wir uns weigern zu bezahlen. Also parken wir den Amigo direkt vor den Schranken. Wir hoffen, dass wir so den Weg blockieren. Doch die einheimischen Autofahrer, die natürlich nichts bezahlen, finden immer noch einen Spalt, um an uns vorbeizukommen. Wir sollen doch wegparken, denn wir kommen hier sowieso nicht durch ohne zu bezahlen, meint einer der Betreiber.
Es ist Mittag und nach einiger Zeit beginnt Verena zu kochen, Wolfi legt sich derweil ins Bett. Die Meute sitzt am Straßenrand und beobachtet uns. Plötzlich kommt Bewegung ins Geschehen, die Angestellten klopfen wild an Amgios Sandblechen, wir sollen sofort auf die Seite parken. Nein, nein!! meint Verena, der Chauffeur schläft! Ein Geschreie und Gezettere beginnt... der Soldat plustert sich auf und deutet immer nur an den Rand. Der Grund sind die angolanischen Lkw Fahrer, die mittlerweile im Anmarsch sind und die kommen natürlich nicht an uns vorbei. Wolfi zeigt ihnen 55.000,-KF aus dem Fenster, es funktioniert. Fuchsteufelswild stellen sie uns eine Quittung über den Betrag aus, stempeln noch alles ab, reden aber kein Wort mehr mit uns. Auf die Rückseite haben sie irgendwas in Landessprache für ihre Kollegen geschrieben denn diesen Beleg müssen wir auch noch bei den nächsten zwei Mautstation herzeigen. Ist bestimmt nichts nettes und so kleben wir die Quittung einfach auf einen A4 Zettel :-)

 

Die Piste bleibt sandig, mit einigen Abzweigungen, doch gut sichbar. Am Fluss waschen die Frauen ihre Wäsche und Kinder springen im Wasser umher, während wir auf der Brücke den Fluss überqueren. Die Häuser sind hier im DRC wieder aus Lehmziegel, auf den kümmerlichen Äckern wächst Erdnuss, Maniok und Mais. Die Wasserversorgung ist bei weitem nicht ausreichend ausgebaut. Oft sehen wir die Frauen kilometerweit zu den Flüssen laufen, ihre 20L Kanister vollzufüllen, um sie dann am Kopf nach Hause zu schleppen. Meistens sind Kinder dabei, die bei dieser schweren Arbeit helfen und auch schon einige Liter tragen müssen.
Die sandige Piste endet in Moanda, von wo uns eine breite holprige Piste weiterführt, die dann irgendwann in eine geteerte Straße übergeht.
Tankstellen, so wie wir sie kennen, gibt es nicht. Jede leere Flasche oder jeder leere Kanister wird mit Treibstoff gefüllt und angeboten. Bei den Mopeds mit einem Trichter eingefüllt, doch die Lkws stehen schon etwas länger, bis ihr Tank einen Inhalt anzeigt. Die Angolaner mit ihren Lkws haben auf ihren Aufliegern links und rechts riesige Tanks montiert, wer braucht da noch eine Tankstelle??? Schmuggeldiesel vom Nachbarn berherrscht die Szene, kein Wunder wenn der Diesel deutlich mehr als einen Euro kostet.


Wieder eine Mautstelle. "Stop und rechts ranparken!" nix da, genau vor die Schranke stellen wir den Amigo. Wir haben schon bezahlt. Die Quittung wollen sie sehen. Nein, aus der Hand geben wir sie nicht. Vielleicht bekommen wir sie nicht mehr retour und sie behaupten, wir hätten nie bezahlt, also nur von Weitem anschauen. Außerdem wollen wir nicht, dass sie das Gekritzel ihrer Kollegen entziffern können, welches leider noch immer etwas durchscheint. Einer der Herrn will unsere Pässe sehen, er sei von der Immigration. Was er hier macht, verlaufen? So weit weg von der Grenze? Naja, Wolfi steigt aus und hält ihm die Dokumente hin, um die Daten abschreiben zu lassen. Jedoch aus den Händen gibt er sie auch nicht. Inzwischen werden die Kollegen von der Mautstation schon unrund, weil andere Fahrzeuge kommen. So werden nur Wolfis Passdaten eingetragen, Verena wird aus zeitlichen Gründen als "Ehefrau"
beschrieben, Wolfi verabschiedet sich noch von jedem Einzelnen per Handschlag und durch sind wir.
In Boma finden wir bei der katholischen Kirche Unterkunft, aber nur gegen Bezahlung im Hof der Diozöse. In diesem Land werden wir Ausländer als Mr. und Mrs. Brennstein angesehen und die Summen die sie versuchen zu ergattern sind etwas überzogen. Wir möchten gar nicht wissen, wieviele Reisende, in ihrer Angst vorm schwarzen Mann, alles verlangte bezahlen... Die ganze Nacht hat es geregnet und es ist noch immer Grau in Grau als wir am nächsten Morgen aufbrechen. Auf guter Straße geht es weiter, über einen nördlichen Schlenker durch den Dschungel, um ein Feuchtgebiet herum. Hin und wieder hängt Bushmeat am Straßenrand.

Die Demokratische Republik Kongo, der zweit größte Staat Afrikas - einst unter dem grausamsten Kolonialregime des Kontinents, nämlich dem des belgischen Königs Leopold II. Nach der Unabhängigkeit 1960 führte der Diktator und Kleptokrat Mobutu Sese Seko das Land 32 Jahre mit harter Hand und nannte es in ZAIRE um. 1997 wurde er vom Rebellenchef Kabila gestürzt und in einen weiteren Bürgerkrieg geführt, der auch "AfrikanischerWeltkrieg" genannt wird, weil mehrere Nachbarstaaten verwickelt waren. Man spricht von bis zu 3 Millionen Toten. Erst 2003 wurde ein Friedensabkommen unterzeichnet. Doch im Osten des Landes finden bis heute blutige Kämpfe statt. Der Rohstoffreichtum lässt das Land nicht zur Ruhe kommen. Jeder möchte das größte Stück vom Kuchen für sich haben, die Leidtragenden sind die Einwohner. Viele haben keinen Zugang zu sauberen Wasser, medizinische Versorgung ist kaum vorhanden, ein öffentliches Bildungsystem ist nicht existent, die meisten sind arbeitslos und für jene die arbeiten, reicht das Geld hinten und vorne nicht aus, so dass sie gezwungen sind, sich ein Zubrot im "Informellen Sektor" zu verdienen. Sind Kongos Bodenschätze nun ein Fluch oder ein Segen?

EINER für ALLE - da bekommt der Wasserhahn eine ganz neue Bedeutung. Traurig, aber eine durchaus gängige Tatsache...

Vor uns liegt der Fluß Kongo - der zweit längste Fluss Afrikas, aber der am meisten Wasser führendste, der breiteste Fluss Afrikas und sogar der tiefste Fluss der Welt. An seiner breitesten Stelle misst er 16km und er ist bis zu 220m tief.
Auf der anderen Uferseite sehen wir bereits Matadi, unglaublich aber dicht an dicht drängen sich dort die Häuser, während auf unserer Seite des Kongos kein einziges ist. Gab es viele Jahre nur Fährverkehr, wurde nun eine mautpflichtige Brücke gebaut. Stolze 70.750,-KF kostet das Ticket für uns. Die wenigsten besitzen ein Fahrzeug, abkassiert wird von den Lkws, die aber natürlich meistens geschäftsmäßig unterwegs sind.

Mit dem Taxi kurven wir durch die hügelige Stadt Matadi, auf der Suche nach einem funktionierenden Bankomaten, US Dollar können wir immer brauchen. Die Lebensmittel sind relativ teuer, der Diesel kostet deutlich über € 1,-. Keine Ahnung wie sich die Leute das leisten können doch das Leben hier funktioniert.
Würden wir in Richtung Kinshasa weiterfahren, hätten wir die Gelegenheit die Bonobos zu sehen. Einst, vor vielen Tausenden Jahren, als der Kongofluß das Kongobecken teilte, sind die Schimpansen getrennt worden. Die, welche südlich des Flußes leben, sind kleiner, friedlicher und menschlicher als deren Artgenossen im Norden - man nennt sie heute Bonobos. Wir ringen mit uns selbst, was wir tun sollen. Die Entscheidung fällt - wir wollen nicht länger der Willkür dieser korrupten Beamten ausgesetzt sein, denn wir müssten noch mindestens eine weitere Provinz mit neuerlicher Maut Abzocke befahren, dann vielleicht auf dem Rückweg nochmals dasselbe? NEIN, Danke!


In Matadi gibt es einen kleinen Grenzübergang nach Angola. Den nehmen wir und kommen zur dritten Mautstationen, doch auch hier reicht ein kurzer Blick auf die Quittung und die Schranke geht hoch.
Die Straße bis zur Grenze ist komplett zerstört, die Einheimischen deuten uns nach links, so unübersichtlich ist die Zufahrt zur Grenze. Noch den Hügel hoch und wir stehen vor dem Schlagbaum.
Die korpulenten Beamten sitzen wie die Paschas in ihren schweißzerfressenen Plastikledersesseln. Wenn sie etwas brauchen, rufen sie nach ihrem "Schani". Plötzlich die Frage: "Wie hat euch DR Kongo gefallen?" Wolfis Antwort: "Nicht gut, vielleicht wird in 100 Jahren, nachdem 3 Generationen weggestorben sind, noch etwas aus eurem Land!" Sichtlich eingeschnappt und nach Luft ringend, denn so eine Antwort hatte er sich nicht erwartet, dauert es nun etwas länger, bis wir den Ausreisestempel bekommen. Doch nicht allzu lange, denn wer will den Reisende aufhalten, noch dazu wenn sie sich gar nicht wohl fühlen im Land? Wir verabschieden uns freundlich und tanzen beim Zoll auf. Hier sitzt ein ganz gewiefter Beamter, denn er macht uns darauf aufmerksam, dass unser Carnet abgelaufen ist und in seinen Augen erscheinen abwechselnd € und $ Zeichen. "Ja danke, haben wir noch gar nicht bemerkt!" wir beide unisono, wenden uns wieder ab von ihm und unterhalten uns weiter. Er zögert kurz, aber stempelt und wir sind durch.
Angola wir kommen!!! Wir glauben, dass Schlimmste nun überstanden zu haben - doch da täuschen wir uns grob...

 

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