Kamerun

19.11. - 13.12.2019

Einreiseort: Banyo
Ausreiseort: Ntemsi
Währung: 1€ = 655,- CFA
Dieselpreis: 565,- CFA

Nur wenige Meter vom Schlagbaum entfernt sitzt ein in zivil gekleideter junger Bursche in einem Unterstand aus Brettern, das Dach aus Palmwedeln. Ein schriller Laut aus seinem Pfeiferl lässt uns anhalten. Zollgebäude! Der Zulassungsschein wird akribisch abgeschrieben, auch die Passdaten werden notiert, doch die richtigen Zollformalitäten werden vom Boss erst in der 30km entfernten Stadt namens Banyo erledigt.
Die Einreisebehörde hat
ein Büro direkt an der Grenze, es wird unser Pass gestempelt - nun sind wir in KAMERUN. Dass es auf einer holprigen Piste weitergeht wissen wir von anderen Reisenden. Die Fahrspur ist sehr oft extrem eng für uns, da wird es für Wolfi zur Herausforderung, den Amigo zumindest mit einer Wagenbreite auf dem Weg zu halten. Es gibt keine wackeligen Brücken mehr, stattdessen betonierte Furten, was Verena viel lieber ist.

Kurz vor Banyo ein reges Treiben - es ist Viehmarkt. Rinder, Schafe und Ziegen werden zum Verkauf angeboten. Dann geht es noch über einen Hügel und der verschlossene Schranken weist uns darauf hin, dass wir nun vor dem Zollgebäude stehen. Die offizielle Einreise für unser Fahrzeug ist in nur wenigen Minuten erledigt.
Überall am Straßenrand stehen kleine Bretterbuden, in denen es SIM Karten und Internetguthaben zu kaufen gibt. Hinter dem Verkaufsladen dröhnt der Generator. Gegen ein kleines Entgelt können die Menschen ihre Handys aufladen, denn viele haben zwar ein Handy, aber keinen Strom zu Hause.
Es duftet nach frischgebackenen Baguette, welch eine Wohltat nach dem grausigen Toastsandwich, das zwar optisch mehr hergibt, jedoch beim ersten Bissen in sich zusammenfällt.

Gleich nach der Stadt verbringen wir die letzte gemeinsame Nacht mit Arnaud. Nachdem er 1.500km hinter uns hergefahren ist, will er nun etwas Gas geben, denn er erwartet zu Weihnachten seine 14jährige Tochter in Südafrika, mit der er 2Wochen gemeinsam Urlaub machen wird. Auch wir wollen etwas zügiger vorankommen, doch die N6 macht uns einen Strich durch die Rechnung. Anstatt ersehnten Asphalts oder zumindest eine halbwegs gute Piste, finden wir uns auf einem Rübenacker wieder. Die Piste ist übersät mit kleinen und größeren Löchern, in denen man mindestens einen VW Bulli unterbringen könnte. Die Löcher sind aber nicht gleichmäßig angeordnet, nein geradezu geplant versetzt, als ob es gilt eine Verschränkungsteststrecke zu befahren - nur über 150 Kilometer. Wir fahren von einem Loch ins andere und irgendwann muss wohl unser Durchgang gerissen sein. Bemerken tun wir den Schaden erst, als wir am späten Nachmittag an unserem Schlafplatz stehen bleiben. Der Gummi vom Faltenbalg ist eingerissen und sogar die Halteklammerleiste hat es zerrissen. Für heute Nacht wird ein Tuch davorgespannt, damit sich keine Moskitos herein verirren können. Am nächsten Morgen wird der Schaden geklebt und wir hoffen, dass es eine Zeitlang halten wird.


Immer kurz vor den Brücken das selbe Szenario: Die Piste wir einspurig und die Löcher noch tiefer. Damit man nicht ganz verzweifelt, gibt es zwischendurch immer wieder Teilstücke mit guten Asphalt - ein Hoch auf die Verantwortlichen des Verkehrsministeriums!! Überladene Lkws tuckeln uns im Schritttempo entgegen. 90% davon sind SK Mercedes, alles Artgenossen vom Amigo. Einige sind wild zerschunden, verbeult und rostig, andere komplett neu. Dass diese so alt sein können, denn die letzten SK wurden 1997 ausgeliefert, glaubt Wolfi nicht. Normalerweise ist ein neuer Lkw hier in Afrika innerhalb von einem Jahr nicht mehr als solcher zu erkennen. Gibt es hier irgendwo ein Mercedeswerk? Wolfi hätte gerne einen höhergelegten Luftschnorchel, einen Fensterheberkurbel und und und.......Weihnachten ist ja nicht mehr weit ;-)
Auf der gebirgigen Strecke durchfahren wir viele kleine Dörfer, die Menschen leben von dem, was sie Anbauen. Es gibt Kartoffeln, Papayas, Bananen, Yams und Avocados. Je südlicher wir kommen, umso dichter wird die Vegetation.

Bei Magba beginnt die gute Asphaltstraße, doch ein paar Kilometer davor gibt es noch einen fetten Tuscher und das Lenkrad steht etwas schräg... Wolfi hat im Licht/Schattenspiel der Allee irgendwas übersehen und dieses Etwas hat die Lenkstange verbogen.
Die erste größere Stadt, die wir durchfahren, wirkt sehr sauber, geordnet, mit einigen modernen Geschäften. In Foumban finden wir einen ATM, der Geld ausspuckt. Es kommen 2 Jungs angeradelt, "Gruezi", Fabian und Adrian aus der Schweiz sind mit ihren Fahrrädern unterwegs nach Südafrika. Ein gemütliches Plauscherl und unsere Wege trennen sich wieder. Vielleicht sieht man sich nochmals, haben ja den gleichen Weg, aber eben nicht die gleiche Reisegeschwindigkeit....

Eigentlich wollen wir bei Bafoussam in die nördliche Bergwelt abbiegen, das sollte wohl einer der schönsten und interessantesten Teile Kameruns sein. Allerdings sind die beiden Provinzen Northwest und Southwest, in denen die Anglophonen Kameruner zu Hause sind, für Ausländer derzeit gesperrt. Das Land Kamerun besteht aus einem englischsprachigen Teil, welcher die Minderheit bildet und den flächenmäßig größeren französischsprachigen Teil. Seit 2016 herrscht ein blutiger Konflikt. Jahrzehntelang unterdrückt, kämpft die englischsprachige Bevölkerung nun um mehr Rechte, manche Splittergruppen sogar um die Unabhängigkeit. Um der Regierung zu schaden, werden Anschläge verübt und Personen gekidnappt. Montag ist Ghost day in den beiden Provinzen - niemand darf arbeiten, um so der Wirtschaft des Landes Schaden zuzufügen. Jedoch können sie das Staatsoberhaupt Paul Biya, der nun seit fast 40 Jahren im Amt ist, damit nicht beeindrucken. Er reagiert einfach nicht und so geht der Konflikt immer weiter. Seit einigen Monaten sind ausländische Mediatoren im Land, wir hoffen, dass sie vermitteln können, doch für uns ist das leider zu spät. Schweren Herzens fahren wir südwärts Richtung Douala,

Von den kühlen 1.200 Höhenmetern schrauben wir uns runter auf 750m. Die Bevölkerung lebt in einfachen Holzplanken- oder Lehmziegelhäusern, deren Vorgärten sauber gefegt sind, manchesmal sogar mit Blumen und Sträuchern bepflanzt. Auf wackeligen Holzgerüsten wir der kleine Überschuss an Obst und Gemüse vom Garten angeboten. Da kaufen wir am liebsten ein, denn der Gewinn kommt genau an der richtigen Stelle an.

Eigentlich ist Kamerun sehr sauber, schon fast gepflegt, jedoch finden sich nach den größeren Ortschaften die Müllhaufen und dort verstecken sich mitunter wahre Schätze! Der eine Schrott wird bedeckt, der andere fährt noch und bringt die Ananas auf den Markt.


Vorbei an vielen Papaya-, Ananas-, Bananen- und Kaffeeplantagen erreichen wir die nächste Mautstelle, an der wir wieder 500,- CFA bezahlen müssen. Jedes Fahrzeug bezahlt gleich viel, egal ob ein kleiner Toyota oder ein Sattelschlepper. Es gibt etliche Checkpoints, die lästigsten sind die mit den orangen Warnwesten. Sie hüpfen auf die Straße, winken und pfeifen, um die Fahrzeuge zum Anhalten zu bewegen. "Fiche de controle technique svp", hmm was wollen die? Wir haben ein ausländisches Fahrzeug und keinen kamerunischen TÜV. Unglaublich wie penetrant sie versuchen auch von uns die Papiere zu kontrollieren, geschweige von den Lokalen. Wer stehenbleibt ist selber schuld!! Tatsächlich sehen wir kurz darauf den ersten technischen Prüfstand, jedoch leer. Ob den wirklich jemand anfährt?

Mittlerweile sind wir an der Küste angekommen, es ist schwül und die Stadtautobahn nach Douala ist verstopft. Dennoch schaffen wir es noch rechtzeitig zum Konsulat der Demokratischen Republik Kongo. Antrag ausfüllen, Passfotos abgeben, Gelbfieberimpfung nachweisen und viel Geld bezahlen - am Montag Nachmittag können wir die Visa abholen.
Das ganze Wochenende in der lauten, stinkigen Stadt zu verbringen, freut uns überhaupt nicht. Als wir jedoch bei der German Seemmans Mission einbiegen, ändert sich alles. Ein herrlicher Pool inmitten eines kleinen tropischen Gartens erwartet uns, außerdem eine europäisch angehauchte Küche mit Rostbratwürsteln, Lasagne und Rindsrouladen und eine nette Betreiberin namens Silvie.
Am Abend besucht uns Arnaud, wir essen gemeinsam im Restaurant zu Abend. Beim Henderl abnagen spuckt Wolfi einen vermeintlichen Knochenteil aus und staunt nicht schlecht, als er seinen Zahn in der Hand hält. Ein großer Teil eines wurzelbehandelten Backenzahnes ist abgebrochen - BINGO

Also wissen wir was wir den nächsten Tag machen werden - einen Zahnarzt suchen! Es ist Samstag - die 3. Praxis, die wir mit dem Taxi anfahren, hat offen und der erste Eindruck ist recht gut. 15.000,- CFA für die Konsultation und 30.000,-CFA für das Zahn entfernen. Die Wurzel und ein kleines Stück vom Zahn ist noch vorhanden. Die zierliche Zahnärztin traut sich nicht darüber. Es könnte der Zahn abbrechen, dann müsste die Wurzel rausgeschnitten werden. Der erfahrene Zahnarzt, der bereits ins Wochenende gegangen ist, wird angerufen. In nur einer halben Stunde sei er hier, derweilen wird Verena in die Apotheke geschickt, um Schmerzmittel und Antibiotika zu besorgen, welche wir dann gar nicht brauchen, denn der Zahnarzt will den Zahn noch retten. 2 Stifterl werden in den wurzelbehandelten Zahn gesetzt und drumherum mit Composit aufgefüllt, sodass Wolfi später dann noch eine Krone draufsetzen lassen kann. Anstatt 30.000,-CFA werden 50.000,-CFA fällig, welches es uns allemal wert ist, denn nun kann Wolfi seine Verena wieder anlächeln ohne einem schwarzen Loch im Gebiss.

Schon meilenweit vor der Stadt sahen wir die Werbeangebote auf den Reklametafeln. Nun stehen wir vor dem "Spar Supermarkt" und freuen uns auf eine Leberkäsesemmel. Jedoch sehen uns die Verkäuferinnen in der Frischeabteilung nur mit ratlosen Augen an, sie verstehen nicht, was wir wollen - und wir verstehen nicht, dass sie so eine Köstlichkeit nicht haben. Stattdessen müssen wir Rindsfilet kaufen, welches gerade im Angebot ist.....

Wolfis Geburtstagsgeschenk - die Besteigung des Mount Kamerun - lässt uns nicht mehr los. Von der Terrasse des Restaurants aus können wir jeden Abend den Berg in der Ferne sehen. - EIN GUIDE aus Buea, von wo die Wanderung los gehen soll, bereitet uns ein akzeptables Angebot. Sicherheitslage: "kein Problem" meint er.
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ARNAUD erzählt von 2 Franzosen, die nun schon seit einigen Jahren in Douala leben, sie meinen dazu "auf keinen Fall gehen, viel zu gefährlich".
- DER NACHTWÄCHTER der Mission erzählt uns seine persönliche Geschichte. Er ist Anglophone und vor einem Jahr mit seiner Familie aus der NW Provinz geflüchtet. "Tagelang haben wir uns im Dschungel versteckt, vorbei an toten Menschen, denn das Militär schießt auf jeden englischsprachigen Jungen" - uns wird ganz anders, als wir seiner dramatischen Erzählung lauschen. Er meint: Mt. Kamerun? ein NO-GO ihr erreicht niemals den Gipfel, sie entführen euch vorher.
Der Mt. Kamerun liegt im äußersten Süden der SW Provinz. Wir wissen nicht mehr, was wir denken sollen. Besteigen oder lieber sein lassen? Schlafen wir mal drüber.
- SILVIE drückt uns tags darauf ein Prospekt über die Lodges auf dem Berg in die Hand und meint: "Kein Problem" und überreicht uns eine Telefonnummer von einem Deutschen, der in Buea lebt und beim Lodgeaufbau geholfen hat.
- FRANK meint auch das es keine Probleme gibt und nach dem Telefonat mit ihm ist die Entscheidung gefallen. Wolfi löst sein Geburtstagsgeschenk ein!

 

Mit dem Kongovisum im Pass machen wir uns Dienstags auf den Weg nach Buea. Die Strecke durch die Palmöl- und Kautschukplantagen ist recht langweilig. Es gibt einige Kontrollen, bei den meisten werden wir durchgewunken. Die letzten Kilometer nach der Kreuzung bringen uns auf 1.000m, denn so hoch liegt die Stadt und der Ausgangspunkt der Wanderung. Vom Konflikt merken wie gar nichts, außer das einiges an Militär unterwegs ist, das Leben geht seinen gewohnten Lauf. Wir fühlen uns wohl. Bei der Prespyterian Mission dürfen wir parken. Im Areal befinden sich Schule, Kirche und Wohnhäuser der Mitarbeiter. In der Nacht sucht Verena nach ihrem Schlafsack, es hat kühle 18°C. Leider hat sie sich eine Magenverstimmung zugezogen, so muss die Wanderung um ein paar Tage aufgeschoben werden. Derweil unternehmen wir kleine Spaziergänge in die Stadt und deren Umgebung. Bis zum 1. Weltkrieg war Kamerun eine deutsche Kolonie und deren Verwaltung war in Buea. Davon zeugt heute noch das alte Postamt, der Gouverneurspalast und der Bismarkbrunnen.


Morgen sollte es losgehen, doch unser Guide meldet sich nicht mehr. Ein Ersatz ist schnell gefunden, wir treffen den neuen Guide ADE am Nachmittag, um alle Fragen zu klären und den Preis auszuhandeln. Morgen 7.00 Uhr ist Abmarsch. Wir verabschieden uns, denn Ade muss noch zur Nationalparkverwaltung, um uns zu registrieren und die Eintrittspreise für den Park zu entrichten.
Der Wecker klingelt um 5.00 Uhr, als Wolfi beim Kaffeetrinken sein Handy einschaltet, sieht er die Nachricht von Ade. Gestern hatte die NP Verwaltung schon geschlossen, heute um 8.00 Uhr morgens will er das gleich nachholen, der Abmarsch verschiebt sich etwas nach hinten. Endlich um 9.15 Uhr erscheint eine arbeitswillige Dame im Büro, bis Ade an die Reihe kommt und alles seine Richtigkeit hat, ist es bereits 10.00 Uhr. Währenddessen sitzen wir auf der Stufe des alten Postamtes und beobachten die Frühstücksverkäuferin auf der anderen Straßenseite. Sie verkauft gerade ein Baguette, welches sie dick mit Mayonnaise beschmiert und dann eine dünne Schicht Nutella darüber gibt.
Verena wird nun leicht nervös, denn die Gehzeit am 1. Tag sollte 9 Stunden betragen. Völlig untrainiert und mit 8kg schweren Rucksack - denn einen Porter brauchen doch nur alte Leute - wandern wir langsam los. Vorbei am Gefängnis, wo die Insassen, welche nur noch ca. 6 Monate zum Absitzen haben, am Feld arbeiten dürfen. Der Pfad ist gut ersichtlich. Vorbei an Bambushainen, durch Gräser und schattenspendenden Bäumen erreichen wir bald den Eingang zum NP. Ab hier dürfen wir nur noch mit Guide unterwegs sein, zum Glück hat uns Ade bereits eingeholt. Hier ist auch die Grenze, wo die Lokalen nichts mehr anpflanzen und keine Tiere jagen dürfen. Ranger sorgen dafür und sind ständig unterwegs, um Wilderei zu verhindern.

Die Luft steht, es hat deutlich über 90% Luftfeuchtigkeit, wir schwitzen am ganzen Körper, selbst die Hosen sind nass. Stetig bergauf erreichen wir Camp1, wo wir eine Mittagspause einlegen. 800 Höhenmeter bis jetzt, 1.000 Höhenmeter stehen uns am Nachmittag noch bevor. Wir sehen den steilen Hang vor uns, suchen mit den Augen den Weg, können aber nichts erkennen. Ist auch kein Wunder, denn es ist nicht wirklich ein Weg, sondern ein fast zugewachsener Pfad mit zwischendurch größeren Felsbrocken, an denen wir hochklettern müssen. Wir haben nun ja schon einige Wanderungen unternommen, ob in den Alpen oder auch im Himalaya, doch hier lernen wir Neues dazu. Serpentinen gibt es in Afrika nicht, sondern"gerade" ist ihr Motto.
Gerade hoch - Gerade drüber - Gerade runter.
Meist 80%ige Steigung - wir keuchen hoch, stoßen an unsere Grenzen. Immer wieder bleiben wir kurz stehen, um durchzuschnaufen und hocken uns ins Gras, um zu rasten. Der Ausblick runter auf die Stadt ist wunderbar.

Kurz bevor wir die Hütte erreichen, überholen uns 5 Jungs in zerrissenen FlipFlops. Es sind die Porter, die die Ausrüstung der tschechischen Biologen, welche schon seit 4 Wochen auf der Fako Lodge wohnen, abholen sollen.
Nach 7 Stunden erreichen wir unsere Übernachtungsstation. Die Fako Lodge wurde von einem deutschen Architekten designt und mit Hilfe der GIZ sowie lokalen Arbeitskräften aufgebaut. Wir setzen uns mit einem Bier auf die Terrasse und schauen der Sonne beim Untergehen zu. Wir
treffen die Porter wieder, die in eine Winterjacke geschlüpft sind. Über die lange Hose haben sie noch eine kurze Hose und anstatt Handschuhe löchrige Socken über ihre Hände gezogen. Nach Sonnenuntergang wird es ganz schnell kalt. Nach einem kurzen Plausch mit den Tschechen, verdrücken wir noch eine große Portion Spaghetti mit Tomatensauce, bevor wir todmüde ins Bett fallen.


2. Tag: Es ist kalt und nebelig, als wir uns um 7.00 Uhr auf den Weg machen. Verschiedenste Blumen blühen, die knorrigen Bäume sind mit Flechten überzogen, die nun im Wind wehen. Über Lavagestein geht es vorbei an einer Höhle, der feuchte Nebel wird immer dichter und es wird kälter. Wir kramen unsere Handschuhe hervor. Beim Camp3 machen wir kurz eine Pause, heute sind wir schon besser drauf und gut eingelaufen. Einen Müsliriegel später sind wir schon wieder unterwegs.

Nach 4.5 Stunden und 1.200 Höhenmeter stehen wir am 4.095m Gipfel des ältesten aktiven Vulkans. Leider sind die Wolken ganz oben noch dichter, in unglaublicher Geschwindigkeit zieht er an uns vorbei, wir können ringsum nichts erkennen. "Hier geht eine steile Felswand runter", meint Ade. Heute lässt sich das nur erahnen. Wie heißt es so schön, der Weg ist das Ziel!

Über loses Lavagestein und zwischen Lavaspalten geht es bergab. Plötzlich reißt die Wolkendecke auf und für kurze Zeit besteht der Berg nicht mehr nur aus einem Gipfel, überall sind kleinere und größere Hügel zu sehen. Nach ein paar hundert Meter Abstieg sind wir dann dem Nebel entkommen.
Die Landschaft ändert sich wieder, als wir das Lavafeld vom Ausbruch im Jahre 1999 überschreiten. Spitzes, aber auch sehr brüchiges, zum Teil morsches Gestein machen die Überquerung sehr mühsam. Bei jedem Schritt muss man aufpassen, ausgleichen oder weiter springen, weil ein Stück Gestein abbrechen kann. Es ist extrem schwierig, es sind 100% Konzentration erforderlich - 2 Stunden lang, danach machen wir Mittagspause. Es gibt Weißbrot, Dosenfleisch und hartgekochte Eier und wir grübeln WARUM. Warum geht man direkt gerade über das ganze Lavafeld, anstatt rundherum? Ade erzählt uns von weinenden Touristen und Wanderern die getragen werden mussten. Wenn einem hier etwas passiert, dann ist Rettung weit weg... Die Antwort auf unsere Frage; DIA - Das - Ist - Afrika

 

Wir könnten auch die nächste Stunde noch hier im Gras liegen, doch Ade treibt uns weiter. "Wir haben noch einen langen Weg vor uns!" Es geht weiter auf einem komplett zugewachsenen Pfad, seit mindestens 3 Jahren ist hier keiner mehr gewandert und wir bahnen unseren Weg durch das verfilzte Gras. Überall rund um uns sind Krater, viele wieder zugewachsen, die von den letzten Ausbrüchen noch kahl und schwarz. Eine herrliche Landschaft! Allein im 20. Jahrhundert ist der Mt. Kamerun 8x ausgebrochen. Der nächste Ausbruch steht bevor, keiner weiß wann. Es riecht nach Schwefel, wir sehen es aus einem frischen Krater dampfen und unser Guide zeigt auf einen Hügel hinter uns. "Laut Geologen ist das der nächste Vulkan, welcher ausbrechen wird!" Hoffentlich nicht heute! Schon ein unglaubliches Gefühl auf so einem brodelnden Vulkan herumzumarschieren, unter unseren Füßen kocht es. 10 Tage später erfahren wir vom Vulkanausbruch in Neuseeland...

Runter vom dampfenden Vulkan, biegen wir einem Pfad ein, der nicht mehr ersichtlich ist. Auch hier sind wir die ersten Wanderer seit 2016 und so erfühlen wir den Untergrund vorsichtig mit unseren Füssen, denn sehen kann man bei dem hüfthohen Gras nichts. In der engen Furche können wir sehr oft nicht mal beide Beine gleichzeitig aufsetzen. Obwohl unsere Füße schon schwer sind, bündeln wir nochmals alle Energie, um diesen Blindflug über die 2km lange Strecke hinter uns zu bringen. Um 17.30 Uhr, nach 17km, 1.200m aufwärts und 1.800m abwärts stolpern wir in das Camp - Manns Spring Lodge. Auf der Terrasse sitzen Silvie und ihre beide Söhne - welch eine Überraschung. Wir essen gemeinsam Abend, erzählen von unseren Erlebnissen am Berg und fallen dann müde ins Bett.


3. Tag: Wir werden von einem Rumpeln geweckt. Verenas erster Gedanke: Meldet sich der Berg? Steht der nächste Ausbruch bevor? Immer wieder ein tiefes Grollen. Der Hüttenbetreiber meint: "Das ist ein Bär!" Häh, seit wann gibt es hier Bären? Wir schauen uns fragend an. Später sehen wir die dunklen Wolken am Horizont übers Meer. Muss wohl ein Gewitter gewesen sein.
Der Weg von der Hütte bis ins Tal ist bereits wieder ausgeputzt worden und das erleichtert das Vorankommen ungemein, kein Vergleich zum Tag davor.
1 Stunde lang durchqueren wir die Savanne, bevor wir den Dschungel erreichen. Nicht einmal für eine Minute öffnet sich die Wolkendecke und gibt einen Blick auf die unter uns liegende Küste frei... Obwohl es heute nur bergab geht, ist es trotzdem schwierig. Lianen, nasse Wurzeln, glitschige Steine. Zuerst durch den Farnenwald, dann durch dichten Urwald und zu Mittag erreichen wir die ersten Plantagen der Bauern. Die Zivilisation ist nicht mehr fern. 5 Stunden für 1.200m über 13km - "das ist Rekord", meint Ade. Wir freuen uns auf das Ausziehen der verschwitzten Klamotten, eine Dusche und einen faulen Nachmittag bei einer Advent-Shisha.

Es ist Montag, Ghost day - niemand darf fahren - also bleiben wir noch einen Tag. Den ganzen Vormittag sind wir mit Wäsche waschen beschäftig, am Nachmittag gehen wir mit James, einem Singapuri, in die Stadt zum Essen. James ist ein "Stempeljäger", er möchte von jedem afrikanischen Land einen Stempel im Pass haben und wenn er nur einen halben Tag im Land verweilt. Dann hat er ganz Afrika bereist.
Die Speisekarte hat 4 verschiedene Gerichte zur Auswahl. Wolfi wählt Eru - grüne Blätter fein geschnitten mit zähem Rindfleisch und Innereien mit fufuartigem Brei. Verena probiert Kwacoco mit Canda Sauce - Maniok mit Trockenfisch im Blatt gedämpft, dazu Tomatensauce mit Rinderhaut. SENSATIONELL - die nächsten Tage kochen wir wieder selber ;-)

In Limbe besuchen wir das Wildlife Center. Peter vom Drill Monkey Sanctury in Nigeria ist auch hier der Schirmherr. Es leben Schimpansen, Meerkatzen, Drills, Mandrills und 10 Gorillas im Center. Die Affen sind allesamt Opfer von Jägern, die sie oder ihre Mütter als Bushmeat verzehren oder illegal handelt wollten. Gorilla Chella ist der Silberrücken, der Chef der Bande und wurde vor einigen Jahren auf der Rückbank eines Taxis mit seiner toten Mutter gefunden, dehydriert und unterernährt. Von einem Beobachtungsturm können wir den Menschenaffen gut zusehen. Wie ähnlich sie uns Menschen doch sind.........Männliche Gorillas können eine Größe von 1.75m und ein Gewicht von 180-230kg erreichen. Die Weibchen sind etwas kleiner. In freier Wildbahn beträgt ihre Lebenserwartung ca. 40 Jahre, in der Gefangenschaft können sie bis zu 50 Jahre werden.

Die Mandrills sind im tropischen Regenwald Zentralafrikas beheimatet. Die männlichen Tiere erreichen ein Gewicht von ca. 50kg und werden in Freiheit ca. 20 Jahre.

Außerdem ist Limbe auch für seinen guten Fisch bekannt. Fangfrischer Fisch wird gleich direkt auf dem Grill zubereitet. Sessel und Tische stehen auf dem Strand, Essen mit Meeresrauschen - was will man mehr!? Wenn bloß nicht all dieser Müll wäre... unglaublich wieviel Dreck hier herumliegt und mittendrin stehen die Tische, daneben singt der Rasta?!? Nein, hier wollen wir nicht essen, wir wählen das Gemeinderestaurant. Es liegt in der 2. Reihe, aber dafür ist es rundum sauber. Gegrillter Fisch mit würziger Paste, dazu fritierte Kochbananen es schmeckt vorzüglich!

Kribi - im Süden von Kamerun sollte es den schönsten Strand geben. Da wollen wir hin. Schon vor der Ortschaft ist alles zugebaut, kaum ein Platz am Meer, der nicht eingezäunt ist. Entweder steht ein Hotel oder ein Privathaus darauf. Ein letztes Mal probieren wir eine Stichstraße zum Meer, kommen aber wieder nicht weit. Ein Wachmann stoppt uns, hier geht es für uns nicht weiter, denn vor uns liegt das Privathaus des Präsidenten. Ach das wäre doch was.....ein Rasenplatzerl und vielleicht einen Swimmingpool daneben?
Mit "Freistehen" ist nix, aber schließlich werden wir doch noch beim Tara Plage Hotel fündig. 1. Reihe direkt am Meer. Hier bleiben wir ein paar Tage.

Draußen am Meer beobachten wir die riesigen Tankschiffe, die mindestens 3 Tage bei den Erdgasplattformen zum Auftanken brauchen.
Am Wochenende wir geheiratet. Insgesamt finden 3 Hochzeiten auf dem kleinen Strandabschnitt statt, wo wir immer spazieren gehen. Auch bei uns im Hotel wird emsig am Aufbau des Altars, Tischen und Säulen, Lautsprechern und der Soundmaschine gearbeitet, mit Seidenstoffen und Blumen dekoriert.
Es gibt einen Dresscode - bei dieser protestantischen Hochzeit hat sich die Braut einen bestimmten Stoff ausgesucht, aus dem sich die Gäste etwas schneidern oder in ein bestehendes Kleidungsstück einarbeiten lassen sollten. Somit sind sie alle verschieden angezogen, jedoch mit Teilen vom selben Stoff. Nach nur 3 Stunden ist der ganze Zauber vorbei. Nachdem der Pfarrer eine Stunde geredet hat und auch die wichtigen Familienmitglieder zu Wort gekommen sind, reist die Hochzeitsgesellschaft ab, denn gefeiert wird in der Stadt. Uns ist es recht, so haben wir keine laute Nacht vor uns.

Chutes des Lopes - der Wasserfall, der ins Meer mündet ist ein toller Platz. Auch hier findet eine Hochzeit statt - die Kulisse am kühlen Wasser - perfekt. Nachdem wir den Wasserfall auch von der anderen Seite sehen wollen, müssen wir einen 4km langen Bogen auf der Hauptstraße machen, um das andere Ufer zu erreichen. Zurück geht es mit dem Mopedtaxi, denn Verena hat noch 2 Blasen vom Wandern.

Der Markt in Kribi ist überschaulich und mit guter Auswahl. Endlich wieder frischen Fisch und Langusten. Gutes Baguette und Schokocroissants. Rum mit frischen Ananassaft als Sundowner. Reife Kochbananen als Dessert. Reichliche Gemüseauswahl für einen abwechslungsreichen Menüplan.

Das Spazieren am Strand ist gar nicht so einfach. Bei Flut ist kaum Strand hier und bei Ebbe muss man über unzählige umgefallene Bäume kraxeln. Es wird Sand geschaufelt und gestohlen, dieser wird für den regen Hausbau gebraucht. Dass sie dabei den Strand klauen und Bäume entwurzeln, die dann einfach umfallen und die Mauern der Häuser zum Einstürzen bringen, ist ihnen komplett egal. Die einfachen Arbeiter sehen nur das Geld, was sie für jede Lkw Ladung Sand bekommen und den Auftraggebern interessiert es auch nicht.

Die letzten 2 Abende verbringen wir in Gesellschaft von Anna & Heiner, einem deutschen Pärchen, unterwegs mit ihrem Toyota Landcruiser. Seit 3 Jahren on the road über Asien nach Australien, verschifft nach Südafrika und nun Richtung Heimat unterwegs. Es gibt viel zu Erzählen, denn sie kommen vom Süden. So können wir Infos austauschen. Leider läuft unser Visum in ein paar Tagen aus, so schnell geht die Zeit rum und wir müssen uns leider von den beiden verabschieden.

Wir nehmen die N17 zur Grenze nach Gabun. Ca. 200km Urwaldpiste so wie man sie aus dem Bilderbuch kennt. Rote Erde wechselt sich mit braunem Lehm ab, solide und nicht so solide Holzbrücken, dichter Urwald mit tiefhängenden Ästen und zwischendurch Gatschlöcher. Es hat in den letzen Tagen immer wieder geregnet, die Löcher sind gut mit Wasser und Schlamm gefüllt. Beim Eintauchen mit dem Vorderreifen ist es jedesmal eine Überraschung wie tief das Loch ist. Mit Vollgas durchzufahren ist da keine gute Idee, weil schon viele Fahrzeuge vor uns hängengeblieben sind und das Bergematerial, wie Steine oder Holzstämme sich im Gatsch verstecken. Wir kommen gut durch, sauen aber den Amigo anständig ein.


Irgendwann kommt links eine Piste aus dem Urwald, aha von hier werden die Urwaldriesen rausgefahren, denn von nun an sehen wir Lkws, schwer beladen mit Holzstämmen. Beim Reinfahren nehmen sie den Anhänger buckelkrax und glühen volle Kanne über die Piste zum Holzlager, vor Ort wird er dann runtergehoben und mit Holz beladen. Von nun an ist auch die Piste breiter und nicht mehr ganz so schlammig.


Die Kinder müssen im Schulhof das kniehohe Gras mit der Machete mähen, denn schließlich verstecken sich viele blutsaugende Biester gerne im Gras. Nun ist die große Regenzeit vorbei und das Gras wird nicht mehr so schnell wachsen. Wenn die Glocke erklingt, sprich jemand mit einem Stück Eisen an die hängende Lkw Felge klopft, ist die Pause zu Ende.
Am Sonntag werden die Dorfbewohner mit der Felge als Kirchenglocke zur Messe gebeten.

Die Menschen sind weitab von größeren Städten. Vereinzelt in den kleinen Dörfern sieht man einfache Krankenstationen, an denen ihnen geholfen wird. Der Gang zum Arzt können sich viele ohnehin nicht leisten und gehen auch nur, wenn der Fuß sich gar nicht mehr bewegt oder komplett verdreht ist.

Genau 10 Meter bevor wir in Ebolowa die Asphaltstraße erreichen, fallen dicke Tropfen vom Himmel und es beginnt zu schütten. Glück gehabt! Bis zur gabunischen Grenze ist es nicht mehr weit und die letzte Nacht verbringen wir am Parkplatz der Grenze.
Nachdem uns der Beamte das Carnet de passage ausgestempel hat, schaut er uns fragend an, ob wir denn kein Geschenk für ihn hätten. "Nein, haben wir nicht." Aber wenn er nach Österreich kommt und bei der Ausreise von unserer Polizei nach einem Geschenk gefragt wird und er nichts geben würde, wäre der Beamte doch sehr enttäuscht von ihm. "Ja, ganz bestimmt!"

 

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