MYANMAR,
das ehemalige Burma

Seit Jahren verfolgen wir die Situation in Myanmar und wir wissen, dass in all den Jahren nur ein einziges Fahrzeug alleine durch dieses Land reisen konnte. Wir fragen bei Kostya an, ob es eine Möglichkeit gäbe, sich uns ihrer Gruppe anzuschliessen. Kostya hat mit viel Arbeit und Organisationstalent das "Unmögliche" möglich gemacht und reist mit 26 Wohnmobilen gute 2 Wochen durch Myanmar. Mit uns, Marja & Paul und einem englischen Pärchen in einem Honda Civic sind wir nun 29 Fahrzeuge und 50 Personen, die er für die Durchfahrt braucht. Wir sind dankbar, dass wir mit ihnen durch das unglaublich schöne Myanmar reisen dürfen. Noch in Indien treffen wir auf die Gruppe. Auf Eva & Marc freuen wir uns besonders, kennen wir die Zwei ja schon einige Jahre.


Freiheit und Individualität rücken wir für die nächsten Wochen in den Hintergrund und das Wohl der Gruppe in den Vordergrund. Denn diese treffen wir in Guwahati in Ostindien. Das Reisen wird etwas anders sein, als wir es sonst gewohnt sind. Mit den Annehmlichkeiten werden wir gleich am ersten Tag konfrontiert. Das Hotelgelände, auf dem wir parken, verwandelt sich in einem Campingplatz. Überall stehen Mülltonnen, die normalerweise in Indien sehr rar sind. Die Tochter der Hotelmanagerin klopft an jedes Auto, man kann Lebensmittel bestellen. Diese werden dann direkt frei Haus geliefert. Normalerweise sind wir ständig auf der Suche, wo wir Milch, Butter oder Bier bekommen. Die Schmutzwäsche können wir in Säcken gepackt abgeben und wird einen Tag später wieder sauber ins Haus geliefert. Sogar der Gaslieferant kommt zum Campingplatz. Welch ein Service!


Am Abend sind wir alle zum Essen eingeladen. Davor bekommen wir traditionelle Musik und Tanz präsentiert. Der selbsternannte "King of Assam", ein angesehener und einflußreicher Mann, bezahlt alles und auch noch am nächsten Tag wird er für uns Mittag- und Abendessen zubereiten lassen. Wir sind seine Gäste. Vielen Dank für diese Großzügigkeit!


Der erste Fahrtag in der Gruppe hat es gleich in sich. 450 km stehen am Programm. Jeden Morgen bekommen wir eine "Bordzeitung", in der alle wichtigen Informationen für den Tag stehen. GPS Koordinaten vom Stellplatz, Infos über die Region, usw.

Die Menschen in Ostindien begegnen uns sehr freundlich, schon von weitem winken sie uns zu. Ach ja, gestern hatten wir ein Fernsehteam am Platz und höchstwahrscheinlich wurde es im Fernsehen schon gesendet, denn wir haben das Gefühl, dass uns die Menschen schon regelrecht erwarten.
Am Nachmittag erreichen wir nun schon zum dritten Mal die Grenze zum Bundesstaat Nagaland und somit auch die kurvigen Bergstrassen. Ein eigenartiges Gefühl, immer wieder auf die anderen Wohnmobile zu treffen, da wir ja sonst fast immer alleine unterwegs sind. Die letzten indischen Rupees vertanken wir und kaufen noch etwas Obst am Straßenrand.

Obwohl wir nur kurze Pausen machen, wird es ein langer Fahrtag und wir erreichen unseren Zielplatz erst im Dunkeln. Wir parken direkt am Festgelände, wo jedes Jahr im Dezember das große Hornbillfestival stattfindet. Auf diesem Fest werden Musik, Tanz und Gebräuche der verschiedenen Stammesgruppen gezeigt und vorgeführt. Daneben liegt das Freilichtmuseum, in denen die verschiedenen Häuserstile der Volksgruppen aufgebaut sind. Diese Chance lassen wir uns nicht entgehen und eilen morgens durch das Museum.

Wir sind im Bundesstaat Manipur. Es wird als sensibles Gebiet eingestuft. Es gibt viele verschiedene Bergvölker und die größte Volksgruppe sind die Maitai. Jeder glaubt, dass der andere Stamm mehr Freiheiten und Rechte von der indischen Regierung bekommt, als sie selbst und so sind Konflikte vorprogrammiert. Es ist vorbei mit Alleinefahren, Konvoi ist angesagt! Das erste und letzte Fahrzeug ist vom Militär. Nur langsam schlängelt sich die Fahrzeugkolonne durch die kurvenreiche, bergige Landsstraße.

In Imphal, der Hauptstadt von Manipur, müssen wir sogar in einer Kaserne übernachten. Die großen Eingangstore werden geschlossen, niemand darf mehr raus oder rein.
Das Winken geht auch noch am nächsten Tag weiter und wird sogar mehr. Ganze Schulklassen haben Freistunde, um am Straßenrand zu stehen und uns zuwinken zu können.

 

 Bücher zu Manipur

 

Nach 2 Tagen harter Konvoifahrt, stehen wir vor der Grenze zu Myanmar. Unser Carnet und die Pässe werden von der Reiseleitung eingesammelt. Neugierig stehen wir mitten auf der Straße und warten ganz gespannt, ob wohl alles gut gehen wird? Wir sind noch nicht mal richtig aus Indien ausgereist, kommen schon 2 freundliche Burmesen. Sie stellen sich als unsere Guides vor und werden uns durchs ganze Land begleiten. Nicht nur sie........ aber das erfahren wir erst später. Die beiden haben bereits gute Vorarbeit geleistet und überreichen uns eine Mappe mit den eingezeichneten Tagesetappen, einer Sim-Karte fürs Telefon und eine Liste mit all den wichtigen Telefonnummern und einer Fahrzeugnummer für unseren Amigo. Das einzige, was wir selber an der Grenze erledigen müssen, ist eine Zolldeklaration ausfüllen und unterschreiben. Keine Stunde später sind wir in Myanmar eingereist. Die Freude in der Gruppe ist riesengroß. Um unseren Reiseleiter Captain Kostya zu zitieren: "Wir schreiben Geschichte!" Ob das wohl wirklich einmal in einem Geschichtsbuch vorkommt? :-)
Bis zum letzten Augenblick hat keiner gewußt, ob die Einreise wirklich klappen wird. Die Uhr stellen wir eine Stunde vor.

Hier herrscht Rechtsverkehr, also eine kurze Umstellung für uns, denn in Thailand wechseln wir wieder die Seite. Leider ist unsere Tagesetappe noch nicht zu Ende, es liegen noch einige Kilometer vor uns. Also machen wir uns auf den Weg. Wir sind überwältigt von der Freundlichkeit der Menschen. Sie stehen am Straßenrand und winken uns zu, hüpfen und kreischen. Jeder heißt uns "herzlich Willkommen" in ihrem Land. Bei diesen freundlichen Anblicken, muß man einfach zurücklächeln und so haben wir für die nächsten Stunden einen Dauergrinser im Gesicht.
Stelzenhäuser zieren den Weg. Einen kleinen Gemüsegarten, ein paar Kühe und Schweine nennen sie ihr Eigen. Alles ist Neu und Fremd und wir können uns an den Bildern gar nicht sattsehen.

Die gute Laune wird nur ganz kurz unterbrochen, wenn wir wieder eine von diesen vielen Brücken überqueren müssen. Sie machen keinen besonders stabilen und vertrauenserweckenden Eindruck auf uns. Ein staubiges 13t Schild steht fast vor jeder Brücke. Einige von uns fahren etwas schwerere Fahrzeuge und so wird manch eine Brückenüberquerung zum richtigen Abenteuer. Hin und wieder gibt es eine Umfahrung durch den Fluß oder über eine holprige Piste. Man weiß nie, wo man wieder rauskommt und so haben wir richtige Offroad Teilstücke. So manch einer muß wieder umkehren, um doch die unstabile Brücke zu nehmen, weil man sonst nicht mehr auf die Straße gelangt. Die Fahrzeuge, die uns entgegenkommen, haben auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel.

Alles geht gut und wir erreichen wieder im Finsteren unseren Stellplatz. In den Städten werden wir bereits erwartet und die Polizisten weisen uns den Weg. Sobald alle angekommen sind, kommen Beamte angefahren, die die Fahrzeuge zählen, ob wir wohl alle vollständig sind. Wenn einer fehlt, werden sie richtig nervös. Das britsche Pärchen im Honda ziehen ihrem Zelt ein Hotelzimmer vor. Im Zelt ist es doch zu ungemütlich. Und wenn sie nun den Honda nicht erblicken, bricht sofort Panik aus und die Telefone laufen heiß. Die ganze Nacht haben wir Aufpasser um uns. Jedoch muß man sagen, dass sie sich sehr diskret verhalten und uns nie das Gefühl geben, dass wir unter Beobachtung stehen. Am Morgen müssen wir gemeinsam abfahren, aber das Konvoifahren löst sich nach einigen Kilometern auf und wir dürfen sozusagen "alleine" weiterfahren, unserem eigenen Tempo folgen und auch anhalten, um einzukaufen oder etwas Essen zu gehen. Jedoch dürfen wir nicht von den angegebenen Straßen weichen, dürfen nur unseren Koordinaten folgen. Wir beobachten, dass uns sehr oft das gleiche Auto überholt. Also werden wir auch tagsüber überwacht und kontrolliert.

An den Übernächtigungsplätzen sind wir sofort umringt von neugierigen, aber keinesfalls aufdringlichen Menschen. Es sind doch einige unter ihnen, die ein recht passables Englisch reden. Sie wollen alles wissen - woher, wohin und warum. Es ist ein Vergnügen mit diesen freundlichen Menschen zu kommunizieren.

Das Abenteuer geht am nächsten Tag weiter. Bereits um 6.00 Uhr ist Abfahrt, denn heute sollten wir die "worst road ever" haben (so steht es halt im Reiseprogramm), 250 km sollen es sein. Das erste Stück ist gar nicht so schlecht und so freuen wir uns, denn solche Bezeichnungen sind ja immer subjektiv. Da hatten wir schon viel schlechtere Straßen........ denken wir uns und machen eine kurze Kaffeepause. Gegenüber hält ein Lieferwagen an. Die Ladefläche ist voll mit Frauen, die runterspringen und auf uns zukommen. Reges Händeschütteln, ein breites Strahlen in ihren Gesichtern. Als wir ihnen auch ein Lächeln schenken, ist ihre Scheu überwunden und die Mädles umarmen uns spontan. Wir wissen gar nicht, was wir denken sollen, unsere Herzen machen Luftsprünge.

Kurz darauf beginnt die schlechte Straße. Der Asphalt ist verschwunden, eine dicke Staubschicht liegt über den vielen Löchern. Jeder sucht sich seinen eigenen Weg über die holprige Piste. Wir möchten gar nicht wissen, wieviel Staub wir heute schlucken, obwohl wir Abstand halten. Die Strecke führt uns durch den Dschungel und über kleinere Berge. Oft wundern wir uns, wie so manch ein Reiseteilnehmer es mit seinem Fahrzeug schafft, hier durchzukommen. Mit viel Schwung und Folterei des Fahrzeuges, schafft es dann doch jeder. Keine größeren Probleme. Nur ein paar platte Reifen. Verena ist heute aktiv und fährt einen Großteil der Offroad-Strecke, das macht sie wirklich wunderbar!!! Hunderte Male Raufschalten und wieder Zurückschalten, auch die engen Brücken werden flott gemeistert.

Um 20.30 Uhr erreichen wir das Nachtlager und wir sind lange nicht die letzten. Die sollten erst kurz vor Mitternacht eintreffen. Ein langer und anstrengender Tag geht zu Ende.

 

Unser nächstes Etappenziel ist Bagan, eine große antike Stätte. 4.400 Pagoden und Tempel stehen auf einem über 42 km² großen Gebiet. Die ältesten Bauwerke wurden vor ca. 800 Jahren gebaut. Mit religiösen Eifer machten sich 11 Könige ans Werk und tobten sich hier aus. Es kam im Volk das Sprichwort auf: "Die Pagode ist fertig, das Land ruiniert." 1279 ging das blühende Reich nach einigen Kriegen unter.

Wir besichtigen 5 Pagoden. Der Ananda Pahto ist einer der meistverehrtesten Tempel in Bagan.

In den Gängen haben Händler ihre Verkäufsstände aufgebaut. Wunderschönes Handwerk bieten sie an. Die Lackwaren haben es uns besonders angetan. Der Lack wird aus dem Saft des Baumes "Melanorrhoea usitatissima" gewonnen. Zuerst ist der Lack hell, wird dann aber beim Trocknen dunkel. Der Kern eines Lackgefäßes ist ein Geflecht aus Pferdehaaren und Bambus. Das fertige Geflecht wird in mehreren Arbeitsschritten mit Schichten aus Lack überzogen und getrocknet.

Die Ausblicke von den Tempeln lassen erahnen, wie riesig, dass das Gelände ist.

Die Hitze, es hat ca. 42°C, vergrault uns das Sightseeing. Nach einigen Stunden kehren wir zurück in unser traumhaftes Hotel und faulenzen den restlichen Nachmittag im erfrischendem Pool.

Leider ist die Zeit hier viel zu kurz und so heißt es am nächsten Tag weiter nach Mandalay. Auf dem Weg dorthin, beobachten wir, wie die Menschen Erdnußöl produzieren. Die Erdnüsse kommen in die Öffnung vom Mahlstein und der Mörser wird von einer Kuh bewegt, die den ganzen Tag im Kreis geht. Hoffentlich hat die keinen Drehwurm am Abend. Ein Verkaufsstand ist nebenan, wo man Süßigkeiten von der Kokosnuß kaufen kann. Auch haben sie selbstgemachtes Bier und Schnaps, was wir auch verkosten. Das Bier ähnelt eher einen Apfelmost, ist aber sehr erfrischend.

Mittags halten wir in einem Dorf und essen burmesische Küche. Da keine Verständigung möglich ist, gucken wir vorher in die Töpfe und lassen uns dann überraschen, was alles an den Tisch kommt. Eine große Portion Reis, dazu einige kleine Schalen mit getrocknetem Fisch, Gemüsecurry, Hühnchen in Sauce, etwas Salatähnliches, das leider sehr vergoren schmeckt und Grüner Tee. Für Verenas Geschmack, schwimmt alles in ein bißchen zuviel Öl. Über den Preis können wir nicht jammern, eine Portion kostet 1.500 Kyat (ca. 1,30€).

Über eine private Autobahn erreichen wir Mandalay. Der Name klingt so romantisch und so kreieren wir uns eigene Bilder im Kopf von einer Stadt, die es vielleicht gar nicht gibt. Als wir durch die moderne Stadt fahren, sind wir ein bißchen enttäuscht.

Nichts desto trotz steht Kulturprogramm an der Tagesordnung. Unsere nette Reiseleitung organisiert alles. Man muß nur selbst in den Reisebus steigen und schon wird man überall hingebracht, mit Guides zur Verständigung und Erklärung der einzelnen Sehenswürdigkeiten.
Wir fahren nicht mit. Es hat Temperaturen um 43°C und so wollen wir Apollo nicht stundenlang im Amigo alleine lassen. Also warten wir, bis unsere Freunde Marja & Paul vom Ausflug zurückkommen. Sie übernehmen das Dogsitting und wir fahren in die Stadt. Wo sind all die Taxis oder Busse, wenn man sie braucht? Wir fragen bei den Einheimischen nach und sofort sind wir eingeladen. Die Jungs, die mit lauter Musik ihre Runden drehen, bringen uns quer durch die Stadt zur Kuthodaw Pagode.

Zur damaligen Zeit wurden Texte auf Palmblättern geschrieben, aber diese Bücher hatten nur eine begrenzte Lebensdauer. So wurden auf 729 Marmortafeln buddhistische Lehrtexte übertragen und eingemeißelt. Es wird als größtes Buch der Welt bezeichnet und zum Lesen der ganzen Texte würde man angeblich 450 Tage zu je 8 Stunden brauchen.

Wir besuchen die Shwenandaw Kyaung. Es ist ein ehemaliges aus Teakholz geschnitztes Gemach des alten Königspalastes, wird aber heute als Kloster benutzt. Es ist innen wie außen kunstvoll mit geschnitzten Figuren verziert.

Zum Sonnenuntergang wollen wir auf den Mandalay-Hill. Barfuß steigen wir ca. 1.700 Stufen hoch. Nach ca. 2/3 des Weges, steht eine Buddhafigur, die mit dem Arm genau auf den Platz zeigt, wo König Mindon 1855 seinen Palast erbaute. Die Burmesen sind so fotogen.

Mandalay hat viele moderne Geschäfte, einige gutsortierte Supermärkte nach westlichen Standard mit vielen exotischen Speisen und modern wirkenden Friseurläden. Einem davon stattet Verena einen Besuch ab. 3 Stunden wird sie verwöhnt. Das Haarewaschen findet im Liegen statt, mehrmaliges Einschamponieren wird abgewechselt mit Massagen - das volle Entspannungsprogramm. Auch mit der Frisur ist sie sehr zufrieden. Wir fühlen uns sehr sicher hier in Myanmar, denn auch unser Parkplatz wird rund um die Uhr bewacht.

Über den privaten, kostenpflichtigen Highway geht es südwärts in die neue Hauptstadt. 2005 wurde die Hauptstadt von Yangon nach Nai Phay Toe verlegt. Mitten im Land wurde eine nigelnagelneue Stadt aus dem Boden gestampft. 3spurige Straßen und große Kreisverkehre führen uns zum luxuriösem Hotel. Man erwartet uns schon mit einem Willkommensdrink.

Weiter geht es für uns in die Berge. Am Abend hat es nur ca. 15°C und wir frieren. Statt Lagerfeuer verziehen wir uns heute in den Amigo. Genau rechte Temperaturen, um eine Lasagne zu machen, denn der Backofen wärmt das Innere vom Amigo etwas auf. Nach einer entspannten, kühlen Nacht, besuchen wir den Markt von Kalaw. Schon von weitem können wir den Markt erriechen. Der getrocknete Fisch, der an allen Ecken hängt, führt uns direkt auf dem Markt. Würstel, Tofu, verschiedene Pickles, Gemüse, Fleisch und Eier - alles gibt es hier und noch vieles mehr, wovon wir leider nicht wissen, was es ist. Wir probieren die tausendjährigen Eier, wahrscheinlich ist der Name darauf zurückzuführen, da die Schale der Eier in Gips gehüllt ist. Der Dotter ist nicht richtig fest, das Eiklar ist etwas durchsichtig und schmeckt fischig. Es wird nicht unser Lieblingsgericht werden!

Die Frauen und Mädchen verzieren ihr Gesicht mit einer dicken, gelblichen Paste. Es handelt sich um "Thanakha", das aus einem Sandelholzähnlichem, zu einer Paste gemahlenem Gehölz hergestellt wird. Thanaka ist äußerst beliebt und wird als feuchtigkeitsspendendes Sonnenschutzmittel und Make-up ein einem verwendet.

Unser nächstes Ziel ist der Lake Inle. Von unserer Reiseleitung wird eine Bootstour angeboten, die wir gerne mitmachen. Mit Longtail-Booten, auf denen sie 5 Sessel gestellt haben, kann es losgehen. Der Inle See ist bekannt für seine Beinruderer. Weil die Fischer beide Arme zum fischen brauchen, umschlingen sie mit einem Bein das Ruder und rudern damit.

Am Seeufer sind die schwimmenden Gärten, auf denen vielerlei Gemüse wächst. Wir werden zum Touristenmarkt gebracht, wo sich ein Souvenirstand an den anderen reiht. Wolfi haben es die Hüte, mit verschiedenen Tierzähnen verziert, angetan. Er übt schon mal um wirklich furchterregend auszusehen, falls es zum Ernstfall kommen sollte. Apollo ist nicht beeindruckt.

Ganze Dörfer liegen im See. Das einzige Transportmittel sind die Boote. Die Menschen leben in Stelzenhäusern und sogar die Strommasten haben sie auf Stelzen gebaut. Verkehrszeichen und Tafeln regeln den Bootsverkehr.

Wir sind bei der Lotusblütenspinnerei. Aus den Stengeln der Lotusblüte wird ein filigraner Faden gezogen, der dann zu Fäden gesponnen, eingefärbt und verwebt wird. Die fertigen Stoffe mit den uralten Mustern sehen sehr schön aus. Wir können den Frauen bei den verschiedenen Arbeitschritten zusehen.

Aus der Rinde des Maulbeerbaumes wird Papier gemacht. Zuerst gekocht und gestampft, bis es eine breiige Masse wird, dann wird es in einer Form im Wasserbecken ausgelegt und dann schließlich zum Papier. Das wird von den Frauen weiterverarbeitet, indem sie das Papier mit verschiedenen Blättern und Blüten versehen. Andere verarbeiten das Papier weiter in Lampen, Lesezeichen oder in wunderschöne Schirme.

Auch haben wir hier die Gelegenheit, Giraffenfrauen zu bewundern. Schon im Kleinkindalter werden ihnen Ringe als Schönheitssymbol um den Hals gelegt, der soll sich dann strecken. Im Laufe der Jahre kommen immer mehr hinzu. In dieser Volksgruppe ist man stolz darauf, je mehr Ringe man an Beinen und Hals hat. Diese Frau trägt zusätzlich 8 kg mit ihr herum. Mediziner vermuten, dass die Frauen sofort einen Genickbruch erleiden würden, würde man ihnen stehend diese Ringe abnehmen.

In der Cherotfabrik werden die burmesischen Zigaretten gewutzelt. Natur pur. Aus getrockneten Maisblättern wird der Filter hergestellt und auch der Tabak kommt in ein gerolltes Blatt. Schon bewundernswert, mit welcher Schnelligkeit die Frauen, die Cherots herstellen. Viele verschiedene Sorten z. B. Aniszigaretten oder mit Vanillegeschmack stehen zum Verkosten bereit.

Nach nur einem Tag am See führt uns der Weg weiter nach Yangon. In der Stadt wird der ganze Verkehr auf unserer Fahrspur gestoppt, damit wir gemeinsam quer durch die Stadt zu unserem traumhaften Stellplatz gelangen. Wir fühlen uns, wie sehr wichtige Staatsgäste und es ist ein eigenartiges Gefühl, kilometerlang an all den gestoppten Fahrzeugen vorbeizufahren. Hier parken wir im Volkspark direkt neben der Shwedagon Pagode, dem wichtigsten Heiligtum der Burmesen.
Für den Park muß man normalerweise 5 USD Eintritt zahlen. Wir bekommen einen Besucherpaß, der es uns auch noch ermöglicht, nach der Öffnungszeit im Park herumzuspazieren. Somit haben wir die Möglichkeit einen traumhaften Blick auf die wunderschön beleuchtete Pagode zu werfen.

Bei Tageslicht besuchen wir den riesigen Komplex rund um die Pagode. Über einige Rolltreppen geht es den Hügel hinauf, auf dem die Pagode steht. Rund um die Shwedagon Pagode sind noch unzählige andere Pagoden und Tempel, in denen die Menschen beten, im Kreis hocken und ratschen oder essen, ein Mittagsschläfchen, oder sonst was machen. Es herrscht eine ganz ungezwungenen Atmosphäre.

Wir glauben, noch nie so viele Buddhas auf einem Haufen gesehen zu haben. Rund um die größte Pagode sind die Buddhas in Wochentagen unterteilt. Ist man an einem Montag geboren, besucht man den Montagsbuddha und kann ihn dann mit Wasser begießen und zwar so oft, wie man Jahre zählt. Das sollte Glück bringen. Eine einzigartige Atmosphäre.

Wir erblicken einen Umzug mit kleinen Kindern, meist Jungs, die in wunderschönen Kleidern, fast wie Prinzen gekleidet sind und auf den Schultern der Väter getragen werden. Es wird uns erklärt, dass jeder Buddhist einmal in seinem Leben eine gewisse Zeit als Mönch verbringen muß. Und für diese Kinder ist es heute soweit. Nach der Prozession tauschen sie ihre prunkvollen Kleider gegen Mönchskutten und werden für einen gewissen Zeitraum im Kloster verbringen. Die stolzen Blicke der Eltern lassen erahnen, wie wichtig dieser Lebensabschnitt für sie alle ist.

Wir sind in der Innenstadt von Yangon und da ist kein Weiterkommen. Am Gehsteig haben Händler ihre Waren ausgebreitet. Es gibt so viel Interessantes zu sehen. Wolfi lässt natürlich keinen Essensstand aus und von denen gibt es sehr viele. Besonders bei den Spießchen mit den Innereien, muß Verena ihn regelrecht wegziehen.

Bummeln macht durstig. So kehren wir öfters ein, mal auf ein Bier vom Faß, jawohl, so etwas gibt es hier, und es schmeckt gar nicht schlecht. Oder wir sitzen auf den Kindergarten-Sitzgarnituren und schlürfen Kaffee. Auf den kleinen Sessel, auf denen bei uns zu Hause normalerweise die Kleinen sitzen, hocken hier die Erwachsenen.

Dem Nachtmarkt statten wir noch einen Besuch ab, bevor es dann nach Hause geht. Die Straßen sind voll mit kleineren und größeren Garküchen. Da die Verständigung sehr schwierig ist, wissen wir die meiste Zeit nicht, was wir essen. Es ist aber fast alles lecker, bis auf eine Ausnahme - nämlich die gegrillten Zirpen - die haben einen etwas erdigen Geschmack.

Leider ist die Zeit hier in der Hauptstadt viel zu kurz. Nur noch 2 Tage in diesem herrlichen Land, dann müssen wir ausreisen - so hat es die Regierung beschlossen. In der Online-Zeitung lesen wir, dass der birmanische Ministerpräsident gerade in Europa ist. Er besucht unter anderem Norwegen und Österreich, um Geschäftsaufträge für sein Land zu bekommen. Myanmar braucht alles, von Tourismus, über Infrastruktur bis zu Industriebetrieben. Die Militärjunta hat ihre straffen Zügel ein wenig gelockert und öffnet sich langsam den Westen. Eine Frau namens Aung San Suu Kyi ist hier im Lande die große Hoffnung. Alle glauben, dass sie 2015 an die Macht kommt und mit ihr auch die Demokratie. Wir hoffen das Beste für dieses unglaublich schöne Land mit ihren immer lächelnden Menschen.



Ganze 2 Fahrtage bleiben uns noch, bis zur Grenze nach Thailand. Vollbeladene Autos und Lkws kommen uns entgegen, jeder Platz wird genutzt. In der Mittagspause rast ein Motorrad an uns vorüber. Das war doch ein europäisches Motorrad, woher mögen die wohl kommen? Am Abend treffen wir das Pärchen aus Italien wieder. Sie haben ihre Genehmigung, Myanmar zu befahren, in Rom erhalten. Ohne "Reiseleitung" geht es für die beiden Italiener durch Myanmar. Sie haben zwar die Route angeben müssen, die sie befahren wollen, sind aber nur an wenige Punkten gebunden, an denen sie sich melden müssen.

In unserer letzten Nacht in Myanmar sind wir eingeladen zur goldenen Hochzeit von Ursel & Hans. 50 Jahre gehen sie schon gemeinsam durchs Leben. Wir stehen am Hotelgelände und bekommen ein ausgezeichnetes Dinner serviert. Ein Vorgeschmack auf die Thai-Küche, hmmmm - da freuen wir uns aber!

Wie gewöhnlich ist die Grenzstraße nicht besonders gut und so holpern wir über die kurvige Piste den Berg hoch. Es gibt eine Einbahnregelung wegen der engen Straße, jeden 2. Tag ist die Straße in Richtung Thailand offen. Keine dumme Idee, aber erstmal ist Warten angesagt, denn es hat sich ein Unfall ereignet. Nach ganzen 2 Stunden in der Hitze geht es weiter und es wird sehr spät, als wir die Grenze erreichen. Gerade noch rechtzeitig, denn nach uns schließen sie für heute ihre Grenztore. Byebye Myanmar, wir wollen wieder kommen!!

 

 

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