Nepal - Pokhara

Zurück vom Berg, packen wir den Rucksack in den Amigo, duschen uns im Hotel und schon sind wir wieder unterwegs. Im Everest-Steakhouse verabreden wir uns mit Tom, der nach Thailand weiterfliegt. Dort bekommen wir jeweils 2 riesige Stück Rinderfilet serviert. Nach 14 fleischlosen Tagen, schmeckt es doppelt so gut.

Wir bleiben noch einige Tage in der Stadt, aber nicht freiwillig... Apollo braucht wieder etwas Hundefutter und auch wir wollen uns mit Lebensmitteln eindecken, die wir nicht neben der Straße bekommen. Jedesmal, wenn wir in die Stadt wollen, müssen wir den sogenannten Stinkefluß überqueren. Wir haben uns eine eigene Technik zugelegt, nämlich frühzeitig tief Luft holen und mit schnellen Schrittes über die Brücke, ohne Atmen zu müssen. Für den Sommer brauchen wir ein neues Indien Visum. Wir haben keine Lust die 200 Kilometer von Pokhara nach Kathmandu zu fahren und eine Woche in der Stadt zu warten. Das indische Visum läuft sofort ab Austellung. Also entscheiden wir uns für eine Agentur, die sich darum kümmert und uns die Pässe rechtzeitig nach Pokhara schickt. Dann verlassen wir die versmogte und vermüllte Großstadt.

Die Strassen sind leer und auf der Ringroad sind wir die einzigen Fahrzeuge. Ein komisches Gefühl, da diese meist verstopft ist. Die Minderheiten in Nepal streiken und rufen alle zum Mitmachen auf. Sie wollen mehr Rechte im eigenen Land. Es wird streng kontrolliert, ob jeder sein Geschäft geschlossen hält und keiner mit seinem Fahrzeug unterwegs ist, auch die Schulen haben zu. Wagt es trotzdem jemand zu fahren, kann es leicht passieren, dass ihm seine Windschutzscheibe eingeschlagen wird. Wir sehen einige Scherbenhaufen auf der Strasse, viele Steine, die wahrscheinlich auch nach den Autos geworfen wurden, hin und wieder einen brennenden Reifen und viele Straßensperren. Dort versammeln sich die Menschen. Wir als Touristen werden nicht behelligt und dürfen passieren. Das Polizeiaufgebot in und rund um Kathmandu ist enorm. In blauen Camouflage-Uniformen mit Knüppeln, Helmen und Schutzschildern überwachen sie das Geschehen. Streik ist hier in Nepal an der Tagesordnung.

 

100 km nach Kathmandu biegen wir rechts ab ins Flußtal, da wollen wir ein paar ruhige Tage verbringen. Leider hat es in den letzten Tagen geregnet und so ist der Fluß nun lehmig braun. Das Baden vergeht uns, obwohl die Temperaturen fast die 40°Marke erreichen. Am Fluß enden die Raftingtouren vieler Agenturen. Zum Raften haben wir keine Zeit, denn Marja & Paul sind leidenschaftliche Gesellschaftsspiele-Spieler und zufällig haben sie mein Lieblingsspiel "Siedler von Catan" mit dabei. So könnt ihr euch denken, wie wir die Tage im Flußtal verbracht haben.

Auf der Hauptstrasse sind wir wieder alleine unterwegs. Nun streiken sie schon den 5. Tag in Folge. In manchen Gegenden gehen schon die Lebensmittel und die Medikamente aus, weil die Lkws nicht fahren dürfen. Als wir Pokhara erreichen, verschärft sich die Situation. Noch mehr Polizei, wir werden aufgefordert, schnell und ohne Anzuhalten zu unserem Zielort zu fahren. Sie begleiten uns durch die Stadt, um sicher zu gehen, dass uns und unseren Fahrzeugen nichts passiert.

Pokhara liegt am Fewa Lake. Entlang vom See geht es zum Camping.

Die letzten 6 km zum Camping sind eine üble Piste. Dort erwarten uns Christine & Erik und ihre beiden Kinder aus Frankreich und Iris & Roland aus Holland, die wir aus Goa kennen. Die Overlandergemeinde hier in Asien ist klein, so treffen wir immer wieder auf die gleichen Leute - und das ist schön. Wir machen es uns auf dem Platz gemütlich, wollen wir doch ein paar Wochen bleiben.

Es beginnt die Zeit des Wartens! Warten auf unsere Post. Warten auf unser indisches Visum. In Deutschland haben wir ein neues Carnet bestellt. Die Post ist nun schon seit 3 Wochen unterwegs und langsam fangen wir an, uns Sorgen zu machen. Da wir nicht genau wissen, wo unsere Post in Kathmandu ankommt, googeln wir erstmal nach DHL-Shops und Nepal Post office. Endlich die Telefonnummer gefunden, ist es nicht so einfach, die richtige Person auf der anderen Seite der Leitung zu treffen, welche auch Auskunft geben kann. Nach 2 Tagen Telefonierens, erfahren wir, dass die Post in Nepal angekommen ist. Nepal ist ja nicht besonders groß, also wird es wohl nicht mehr so lange dauern, bis wir die Post erhalten werden. Aber wir täuschen uns, die Warterei geht weiter. Jeden Tag fahren wir mit dem Fahrrad in die nächste Ortschaft zum Postamt. Das Postamt ist schwer zu erkennen, da es eher einer Scheune ähnelt. Der ca. 60jährige zahnlose Nepali zeigt uns voller Stolz die Briefe, die angekommen sind. Sie sind alle in einem Stoffsackerl eingeschlossen und verplombt. Seine Erklärungsversuche auf Nepali, wieso er das Sackerl mit der Post nicht aufmachen kann, verstehen wir so, dass er auf seinen Vorgesetzten warten muß. Aber der kommt nie. Außerdem sind die Briefe, wie wir durch Ertasten feststellen, zu klein. Das nächste Postamt, in dem unsere Post auch liegen könnte, befindet sich 3 Stunden Fußmarsch auf den Berg. Wiederholtes Anrufen bringt kein Ergebnis. Eines Tages, wir glauben es kaum, trifft ein Postler am Camping ein und hat unsere Post bei sich. Als Gegenleistung will er noch ein paar Rupees, Tee und ein Frühstück. Seit 2 Wochen liegt die Post am Berg und sie haben einfach vergessen, sie runterzubringen.

Da wir uns in der Pampa befinden, haben wir uns mit der Lebensmittelversorgung etwas einfallen lassen. Wenn sich jemand entschließt, in die Stadt zu fahren, bekommt er von jedem einen Einkaufszettel. Bei der Rückkehr ist dann große Bescherung angesagt. Wir freuen uns auf süße Mangos und noch warmes Brot. Gleich um die Ecke ist ein Bauer, dort können wir frische Milch ab Hof kaufen.

Es ist hier angenehm ruhig, kein Gehupe, kein Lärm. Rund um uns sind Felder, auf denen Wasserbüffel grasen. Auf den Äckern wird fleißig gearbeitet, sie pflügen um und pflanzen Reis. Der Monsunregen fängt langsam an. Nun werden die Felder regelmäßig überflutet, genau das, was der Reis zum Wachsen braucht. Nach der Monsunzeit kann der Reis geerntet werden.

Monsun bedeutet nicht, dass es den ganzen Tag regnet. Der Regen setzt erst am späten Nachmittag ein. Donnergrollen und Blitze kündigen den Regen an. Dann schüttet es wie aus Eimern. Teils mit Hagelkörnern und starken Windböen. 2-3 Stunden Weltuntergangsstimmung, dann ist das Spektakel vorbei. Der Himmel ist wieder klar, es ist angenehm kühl und wir haben frische Luft. Die Landschaft ist grün, alles blüht - wir haben nichts gegen die Regenzeit. Aber das sollte erst der Anfang sein. In einem Monat gibt es Überschwemmungen und Murenabgänge.

Am 28. Mai sollte eine neue Verfassung aus der Taufe gehoben werden, sie kommt aber nicht zu Stande. Zum Teil herrschen chaotische Zustände im Land. Stromabschaltungen stehen an der Tagesordnung. Mit den Powercuts geht auch meist eine Wasserknappheit einher. Ohne Strom funktioniert keine Wasserpumpe. Auch wir am Camping sind davon betroffen. Im ganzen Land ist der Diesel knapp. Stundenlanges Anstellen an den Zapfstellen ist für Nepalis normal. Treibstoff ist seit Jahren immer knapp. Wir hoffen für die Bevölkerung, dass sie diese Probleme mit der nächsten Regierung gelöst bekommen. Die Nepalis ertragen alles mit einer Eselsgeduld, sie hätten es verdient, dass sie Erleichterungen im Alltag erhalten.

In der Zwischenzeit sind eine weitere französiche Familie (Peggy & Didier mit ihren beiden Kindern) und Mathias aus Bayern eingetroffen. Ich feiere meinen Geburtstag und lade dazu die Overlander-Gemeinde auf selbstgebackenen Apfelstrudel und Kärntner Reindling ein.

Wir verbringen unsere Tage mit der Zubereitung von kulinarischen Köstlichkeiten. Gemeinsam bereiten wir frische Gnocchi mit französischer Tomatensauce und gratinieren diese mit reichlich Käse.

Ein anderes Mal gibt es Ziege vom Grill mit verschiedenen Salaten. Wenn es der Regen zulässt, haben wir am Abend Lagerfeuer und das kann schon mal dauern. Es ist französischer Muttertag. Die Kinder haben sich etwas einfallen lassen - wir sind auf eine Tanzvorstellung eingeladen und bekommen Bauchtänze präsentiert.

Außer uns und Mathias wollen die restlichen Overländer gemeinsam durch China nach SO-Asien. Sie haben bereits eine Agentur damit beauftragt, alles ist im Laufen, als sie in der Zeitung lesen: "Tibet schliesst die Grenzen für Ausländer!" Die Stimmung am Platz ist ein Wechselbad der Gefühle. Hoffen und Bangen. Wie geht es weiter? Die Agentur hält sich bedeckt. Mal schauen wie diese Geschichte ausgeht.......Und schließlich bekommen sie ein negative Antwort: Die Tour ist abgesagt! Alle sind enttäuscht und suchen nach Alternativen.

 

In der Zwischenzeit bekommen wir einen Anruf von unserer Visaagentur. Die Inder wollen uns noch kein Visum geben. Wir sind am 19.04 aus Indien ausgereist und unser Nepal-Visa geht bis zum 17.06. - man muß 2 Monate aus Indien draußen sein, um wieder einreisen zu können. Wir sind 60 Tage in Nepal, aber keine 2 Monate außerhalb von Indien. Uns fehlen exakt 2 Tage. Dafür müssen wir eine Verlängerung beantragen - minimum 15 Tage. Dafür will die Agentur auch noch extra Geld. Wir lehnen ab, da wir die Verlängerung auch hier machen können.

Wir machen einen Sonntagsausflug - es geht zum Wasserfall. 13 Overländer werden nach Neapali Marnier in Erics Mercedesbus gestopft, wir fahren mit dem Fahrrad. Der Ausflug kann beginnen. 7 km Offroadpiste - die losen Steine und die Hitze machen das Radeln ganz schön anstrengend. Wir freuen uns, als wir den Pool am Fluß erreichen.

Unser Kommen bleibt natürlich nicht unentdeckt. Sofort haben wir Zuschauer. Die ganze Zeit über bleiben sie hier und schauen uns zu, aber das wird man hier ohnehin gewohnt, dass man ständig beobachtet und angestarrt wird.

Am und rund um den Campingplatz wird fleißig gearbeitet. Eigentlich sind es meistens die Frauen, die hier die schwere Arbeit verrichten. Der Nepali flechtet aus Schilf ein Multifunktionsschild, dass je nach Gebrauch als Tragekorb, Sonnenschutz oder Regenschutz verwendet werden kann

Nun sind wir schon 4 Wochen hier und langsam kommt die Zeit des Abschiednehmens. Marja und Paul sind die ersten, sie fliegen nach Holland und machen Heimaturlaub. Deshalb gehen wir aus, zuerst Abendessen und dann in eine Bar. In der Busy Bee Bar gibt es Live-Musik, Billard und Tischfußball. Über den Tischfußball machen sich die Mädels her. Es fehlen einige Feldspieler, dafür haben wir 3 Tormänner. Auch den Fußball vermissen wir, so spielen wir mit einer Limette. Um 23.00 Uhr hört die Band zu spielen auf, dann gibt es nur noch Fußball. Der EM enkommt man nirgends. Wir fahren nach Hause.

Iris und Roland fahren retour nach Europa. Christine mit ihrer Familie wollen von Chennai nach SO-Asien verschiffen. Peggi und ihre Familie entscheiden sich auch für die Heimfahrt, sie wollen von Bombay verschiffen. Genau in diesem Moment kommt ein Mail aus China. Es gibt wieder Hoffnung, doch nach Tibet einreisen zu können. So ein Kasperltheater! Die Entscheidungen sind gefallen, keiner will mehr dorthin.

Die Zeit des Relaxens ist nun für alle vorbei. Endlich sind unsere Pässe mit den indischen Visa eingetroffen und wir verlassen noch am gleichen Tag Pokhara. Über den Mahindra Highway geht es westwärts Richtung Indien und genießen noch die Ruhe, die auf den nepalischen Straßen herrscht, denn in Indien wird es wieder schlagartig anders.

 

 

 

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