Goa, die 2.

 

Paul, der Holländer, hat Geburtstag. Bei Apfelkuchen und Bier wird gemeinsam vor seinem Mercedesbus gespeist, geplaudert und zugeprostet. Ein Beachvolleyball-Match ist sein Wunsch - also spielen wir und jeder hat Spaß dabei.

Plötzlich kommt ein Oldtimer um die Ecke. Eine 6köpfige argentinische Familie in einem 83jährigen Oldtimer, einem Graham Paige. Ursprünglich wollten Hermann und Candelaria nur 6 Monate reisen, aber es hat ihnen sehr gefallen und die Zeit ist so verflogen, dass sie nun schon im 12. Reisejahr sind. Ihre 4 Kinder sind unterwegs auf die Welt gekommen und haben alle unterschiedliche Nationalitäten. Man stelle sich vor, man braucht ein Empfehlungsschreiben für ein Visa von der Botschaft, so wird das ein Botschaftsmarathon............

Da die Familie Zapp länger bleiben will, bauen sie kurzerhand ein Haus, besser gesagt eine Strandhütte. Das Overlandervolk ist begeistert und hilft fleißig mit. In nur einem Nachmittag ist das Werk vollendet und sie können einziehen.

Silvester steht vor der Tür. Wir machen Grill auf heißem Stein. Eine Granitplatte wird auf den Gaskocher gelegt und schon können wir Gemüse, Fisch und Fleisch darauf grillen. Zu Mitternacht erleben wir ein wunderschönes Feuerwerk. Mit viel Gesang, Tanz, Alkohol und großem Lagerfeuer endet das Fest am Strand bei Sonnenaufgang.

Mit verkaterten Kopf treffen wir uns am nächsten Morgen zum Neujahrsempfang. Die Familie Pritz lädt zu Weißwurst, süßem Senf und Brezeln ein. Roman aus der Schweiz hat Besuch bekommen und dieser hat Bündner Fleisch und echten schweizer Käse mitgebracht. Kulinarisch geht uns nichts ab, nur das Neujahrskonzert fehlt...........

In den letzten Wochen hatten wir immer wieder Stromengpässe. Auch das Abschneiden der Palmblätter, unter der wir parken, hat nicht viel gebracht. Es bleibt leider die Tatsache, dass wir uns mit dem Strom verkalkuliert haben. Der Kühlschrank verbraucht so viel Energie, daß für Warmwasser, Musik, Laptop laden oder DVD schauen kein Strom mehr übrig ist. Also entschließen wir uns Solarpaneele zu kaufen da sie hier sehr günstig sind. Wir bekommen 2 Stück zu 100 Watt und auch die Aluwinkel zum Befestigen. Jetzt haben wird 480 Watt am Dach und können damit auch im Halbschatten stehen ;-) Nun fehlt nur noch ein guter Kleber, leider werden wir hier in Goa nicht fündig ........ Chris & Anja lesen auf unserer Homepage, dass wir noch in Goa sind wenn sie ihren Urlaub in Palolem verbringen werden. Also nehmen sie uns den Kleber, unser Weihnachtsgeschenk (eine neue Kamera) und man stelle sich vor - Landjäger und Streichwurst mit. Vielen Dank nochmals!!!

Hier am Strand findet sich nun einmal die Zeit einige Arbeiten am Amigo, die wir aufgeschoben haben, zu erledigen. Der Separfilter wird gereinigt, der Luftfilter ausgeblasen und der Außenwasseranschluß war undicht. Die Wasser-Webasto funktioniert auch nicht mehr - Grund ist ein durchgescheuertes Kabel vom Überhitzungsschutz. Als wir mit allem fertig sind, lässt sich die Haustür nicht mehr versperren, der Riegel dreht leer durch. Durch einseitiges unterlegen wird mein Einbaufehler behoben.

Auf Santa Claus ist kein Verlass mehr, so vergisst er tatsächlich auf unsere Nachbarkinder. Das können wir uns nicht gefallen lassen, also schmücken wir ihr Haus mit Girlanden, in der Hoffnung dass er darauf aufmerksam wird und doch noch vorbeikommt. Nach dem Abendessen hören wir plötzlich ein Ho, Ho, Ho und es liegen tatsächlich Geschenke für Pampa, Tehye, Paloma und Wallaby bereit. Die Freude ist riesengroß.........

Nach den vielen Feiertagen ist es wieder ruhig geworden in Agonda. Nur noch an den Wochenenden kommen die Inder zum Feiern. Wir gehen spazieren, lesen,grillen, waschen unsere Wäsche, machen Joga..............es wird auch nach mittlerweile fast 2 Monaten am Strand noch nicht langweilig. Was ist uns denn da zugelaufen? Ist Apolle etwa Papa geworden? Sind wir wirklich schon so lange hier?

Aber die Reihen lichtet sich nun allmählich doch. Nach und nach brechen die Travellers in die verschiedensten Richtungen auf. Auch für uns wird es langsam Zeit loszufahren, denn im Süden wird es immer heißer.............

Aber das mit dem Losfahren ist so eine Sache, dazu muß man erst einmal weg wollen!! Wir sind aber nicht die einzigen die mehrmals "verlängern" und so wird die Truppe nun wieder größer, weil andere Overlander ankommen. Es grassiert schon das Agonda-Syndrom - manche fahren weg, um dann nach einigen Tagen wieder zurück zu kommen. Mal sehen wie es uns gehen wird. Vorerst gibt es einmal Party. Marc schleppt auf seinem Scooter noch einige Baumstämme daher und schon haben wir ein schönes Lagerfeuer. Aber um 23.00 Uhr ist Schluß, denn nun kommt die Forest-Patrol und untersagt das offene Feuer am Strand. Grund dafür sind die Schildkröten, die in 2 Kilometer Entfernung an den Strand kommen und ihre Eier vergraben, auch der Laser, der für Lichtstimmung sorgt, muß ausgeschalten werden. Die Musik ist ihnen egal, nicht aber der Nachbarin von der Pension nebenan, die dann um Mitternacht kommt und mit der Polizei droht, weil ihr Sohn am nächsten Morgen eine Schularbeit hat.... Ihre Gäste haben sich nicht aufgeregt, es war auch nicht so laut. So feiern die Overlander noch im 508er Bus bis in den frühen Morgen hinein und keinen stört es mehr.

Wir unternehmen noch einen Ausflug nach Colva und Benaulim. 27 Kilometer feinster Muschelsandstrand erwartet uns und dazu jede Menge Leute. Hier könnte man stundenlang mit dem Fahrrad den Strand entlang radeln. Wir wollen aber nicht den Trubel und fahren nach Cabo de Rama. Hier gibt es eine steile Felsklippe und einen Traumstrand mit dazu. Danach schauen wir noch am Khola Beach vorbei. Hier waren wir vor 4 Jahren und von den Zelt Bungalows, die sie hier unter die Palmen gebaut haben, voll begeistert. In 4 Jahren verändert sich aber vieles. Mittlerweile haben Inder das Resort übernommen und so einiges ist nun anders.

Es ist Montag. Eigentlich wollen wir heute fahren, wir erfahren aber, dass unsere holländischen Nachbarn eine Daylight-party starten. Da es am Abend zuviel Stress mit den Behörden gibt, wird einfach tagsüber gefeiert. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen - also bleiben wir doch noch bis morgen. Jeder bereitet einen Snack zu. Es werden typische holländische Spiele gespielt, getanzt und geplaudert. Ein schöner Abschluß für 2 wunderbare Monate Strand.

Heute ist es wirklich so weit: Wir verlassen diesen schönen Platz unter Palmen am blauen Meer mit der netten Overlandercomunity im kleinen, gemütlichen Agonda. Wir verlassen die gewohnte Umgebung und stürzen uns wieder ins Ungewisse - ins Abenteuer.....................

Goa - bye bye!!!

 

Südindien

Wir zirkeln durch das enge Agonda bis auf die Hauptstraße, die NH 17. In Karnataka fahren wir erst der Küste entlang und biegen bei Honavar ins Landesinnere ab. Ein in Indien lebender Bayer hat uns die Route über die Jogg-Falls nach Shimoga und runter nach Chikmagalur als besonders reizvoll empfohlen und wir sind schon neugierig. Durch den Dschungel führt eine schöne Straße in die Western Ghats hinauf. Knapp vor den Jogg-Falls finden wir einen wunderschönen Stellplatz neben einem Fluß. Hier schlagen wir erstmals unser Lager auf und lassen den Tag revue passieren.
Als wir von Agonda wegfahren, ist es ein etwas komisches Gefühl. Dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist, stimmt ganz sicher. Nur zu schnell gewöhnt man sich an die selbstverständlichen Dinge, die Bequemlichkeiten, die Gespräche mit den anderen Overlandern, das Zusammensitzen am Lagerfeuer. Nicht zu vergessen unser guter Freund Old Monk ;-) ob im Glas mit Cola, oder in der Wasserpfeife - er hat manchen Abend mit uns gefeiert.

Zu guter letzt noch eine kleine Nebensache: Auch wenn der Verkehr heutzutage in Indien bei weitem nicht mehr so schlimm ist, als wie vor 7 Jahren, so ist doch andauernde Konzentration erforderlich, denn man muß immer und überall mit ALLEM rechnen. Dazu kommt noch, dass einer der Overlander einen Motorradfahrer angefahren hat und der sich das Bein gebrochen hat. Wer wirklich Schuld war, weiß keiner, der Autofahrer mußte vor dem Schnellrichter seine Schuld eingestehen, um einen Prozess zu vermeiden der in einigen Monaten stattfinden würde. Zum Glück war er versichert.
So nun genug mit diesen Gedanken, der Sonnenuntergang ist zu schön, um ihn mit solchen Gedanken zu mindern. Holz für ein kleines Campfeuer ist auch schon bereit und so sitzen wir noch eine zeitlang vor dem Amigo und genießen einen herrlich, warmen Abend.
Die Jogg-Falls schauen wir uns gar nicht an, zu verschmutzt sollen sie sein und nebenbei fast kein Wasser führen. Das ist keine Werbung und so fahren wir weiter, durch die herrliche Berwelt von Karnataka. Es wurde uns nicht zu viel versprochen, sehr schöne Landschaft und ein ländliches, nicht überlaufenes Indien.

Eines unserer Ziele ist, die angeblich größte freistehende (aus einem Stein gehauene) Statue der Welt. In Shravanabelagola, einem der bedeutendsten Jain-Heiligtümer, befindet sie sich auf einem Granit Monolithen. Dieser ragt aus der durchwegs flachen Landschaft empor. 620 Stufen sind in den Stein gehauen und diese müssen wir raufsteigen. Im 6. Jh. vor Christus hat sich an dieser Stelle der heilige Bhadrabahu zu Tode gefastet. Alle 12 Jahre gibt es hier ein riesiges Fest, wobei die Statue mit Milch, Honig, Safran und vielerlei anderen Zutaten und obendrein noch Goldstaub übergossen wird. Kostenpunkt: Mehrere Milionen Dollar. Wir werden die Inder nie verstehen!!!

Über Nebenstraßen fahren wir weiter Richtung Süden. Hier spielen wir wieder einmal Dreschmaschine, denn die Bauern haben ihre Reisernte auf die Straße geschlichtet und die vorbeifahrenden Fahrzeuge tun ihr Bestes, um den Reis aus den Ähren zu drücken. Gleich dahinter stehen die Frauen und trennen den Spreu vom Korn, mit Hilfe des Luftzuges den die Lkw´s verursachen. Jahrhundertelang gewachsene Reisterrassen werden nur durch Palmwälder abgelöst.

In Somnathpur steht der nächste Tempel, den wir uns ansehen wollen. Eine wunderbare Steinmetzarbeit erwartet uns und eine Gruppe von Fotofreunden. Ein Wahnsinn, was die Menschen hier mit Hammer und Meißel geschaffen haben.

2 Tage "anstrengendes Sightseeing" erfordert nun etwas Ruhe und wir fahren nach Mysore. Hier waren wir 2005 schon und haben uns rundum wohl gefühlt. Auf Anhieb finden wir wieder zum Chamundi Guesthouse, wo wir einen Parkplatz bekommen. Ist ja nicht so einfach in den Städten Indiens, mit unserem Gefährt, einen angenehmen Platz zu finden. Na Bumm, auch hier hat sich was getan, die Straße, die uns ins Zentrum führt, ist gepflastert mit Shops aller Art. Viele Top Marken aus der westlichen Welt sind hier vertreten - und die Inder fleißig am Shoppen. Das Restaurant, das wir besuchen, ist gut besucht und verbraucht jeden Tag 100 Kg Zwiebeln. Na da kann man über Frische ja nicht meckern. Onion-Dosa und ein Marsala-Dosa werden gereicht. Der Mensch an der Kassa empfiehlt uns ein Rava-Idly und so essen wir auch das. Schmeckt sehr gut, ähnlich wie ein pikanter Grießbrei mit Pfiff. Danach gibt es noch 2 große Kaffee vom Allerfeinsten. 4 Hauptspeisen und 2 Kaffee ist gleich 2 €uro, dafür gibt es keine Servietten und keine Zahnstocher.

 

Jeden Sonntag-Abend wird der Stadtpalast von Mysore angezündet, zumindest seine über 50.000 Gühbirnen. Zu diesem Spektakel kommen sie aus Nah und Fern. Langsam wird es dunkel und die Spannung steigt, wird er heute wieder brennen? Vorsichtshalber werden nacheinander Beleuchtungsteile eingeschalten, entweder um die Stimmung anzuheizen, oder um einen totalen Stromausfall von Mysore vorzubeugen. Pünktlich um 19.00 Uhr wird der Hauptschalter betätigt und promt brennen alle Glühbirnen. Ein großes OHHHH geht durch die Menge - es ist auch wirklich toll anzusehen. Die Stadt im Hintergrund kann man nicht mehr sehen, ob nun wegen der blendenden Beleuchtung des Palastes oder weil wirklich ganz Mysore finster ist. Wenn wir das nächste Mal hierher kommen, werden wir Sonntags um 19.00 Uhr im Zentrum bleiben, um zu sehen was Sache ist.

Am Markt versorgen wir uns mit allem was wir so brauchen, um nicht zu verhungern. Gleich daneben ist ein Bäcker, der verkauft ein gutes Brot und nebenbei noch eine Art Apfelstrudel. Zwar sind keine Äpfel im Blätterteig, dafür aber jede Menge kandierte Früchte und Kokosraspel. Der Meister von den Schlüsseln feilt uns aus einem TATA Rohling einen Reserveschlüssel für den Amigo und nach einmaligen Nachbessern schließt er auch.

Raus aus der Stadt und wieder ab in die Berge, die Nilgiri Hills rufen und wir kommen. Zuerst queren wir die Grenze von Karnataka zu Tamil Nadu auf einer Straße die mitten durch den Bandipur Nationalpark führt. Neben der Straße sind viele Hirsche, Pfaue, einige Elefanten und ein Schakal zu sehen. An einem Fluß sehen wir noch eine zeitlang beim Baden der Elefanten zu, bevor wir den Park verlassen.

Eine steile, enge Straße windet sich in Serpentinen den Berg hinauf und bringt uns direkt zu den endlosen Kaffe und danach Tee-Pantagen. Die Nacht verbringen wir, mangels besserem Stellplatz in einer Zufahrt zu einem Tee-Gut. Kaum ist er Amigo abgestellt, fährt schon der erste Wagen den Weg herunter. Es soll nur mehr der Lkw kommen, der den Tee wegbringt, danach sei Ruhe und wir könnten hier stehenbleiben, meint der Fahrer. So ist es auch und wir werden erst wieder in der Früh munter. Draußen hat es 10°C, zum Glück ist der Koffer gut isoliert und wir frühstücken im wohlig warmen. Der Apollo bleibt auch nicht allzulange draußen - auch gut, sonst bekommt er vielleicht schon sein Winterfell und wir wollen ja noch an die Küste. Vorher fahren wir über Ooty und Connor wieder von den Nilgiri Hills hinunter. Eigentlich wollten wir ja ein paar Tage hier oben verbringen, aber die Inder kennen sich mittlerweile schon sehr gut aus mit dem "zäunen". Fast so schlimm wie bei uns in Mitteleuropa, links und rechts der Straße ein Zaun, oder ein bebautes Feld. Hoffentlich ist es in den Cardamom Bergen nicht genauso. Irgendwann finden wir dann doch ein Platzerl in der Ebene, neben einem Kokospalmenbauern und einem Hühnerbauern. Vor uns unzählige Windräder und der Wind weht für uns sehr günstig, so bekommen wir von den Mästhühnern nichts mit. Am Abend bekommen wir Besuch von den beiden Brüdern, denen das Land gehört. Als sie sehen, dass Verena Reis mit Gemüse kocht, sind sie zufrieden - es ist also auch in Europa nicht anders wie zuhause. Die Männer quatschen vor dem Wohnmobil und die Frau steht am Herd. Eine Führung durch seine Hühnerställe lehne ich dankend ab. Wer weiß, ob ich sonst jemals wieder Hühnchen esse.

Auf dem Weg nach Munnar fahren wir wieder durch einen Nationalpark, der auf den Anaimalai Hills liegt. Eine afrikanischen Steppenlandschaft gleich, ist die Gegend voll mit den Schirmakazien, fehlen nur noch die Giraffen. Leider sehen wir außer einer Kuh, Affen und Wildschweinen nichts tierisches.

Dafür eine herrlich kurvenreiche Straße mit wenig Verkehr. Wieder ist mitten im Park eine Grenze zwischen 2 Bundesstaaten, Tamil Nadu und Kerala. Die Beamten aus Kerala wollen das Auto kontrollieren, was wir aber dankend ablehnen. Weiter geht es durch die Berge bis wir wieder auf eine Hauptstraße treffen. Wir befinden uns in einer indischen Touristen-Hochburg. Die Gegend um Munnar ist sehr beliebt, besonders wenn es unten in der Ebene 40°C hat, flüchten die Inder in die Berge. Es geht wieder durch eine tolle, vom Teeanbau kultivierte, Landschaft.

An ein ruhiges Platzerl ist nicht zu denken, da man nicht von der Straße wegkommt. In einer Kurve dann sehen wir endlich etwas Platz und sogleich fahren wir hin, um zu parken. Aber daraus wird erst mal nichts, denn plötzlich ist das linke Vorderrad einen halben Meter tiefer gelegt. Heute brauchen wir zum ersten Mal die Sperre, um aus dem Loch wieder rauszufahren. Na dann fahren wir das Platzerl halt von der anderen Seite an. Als wir so gemütlich auf unserer Treppe sitzen, kommen unzählige Enfields vorbeigeknattert. Einige bleiben bei uns stehen und erzählen von einer Charity Motorradreise, auf der sie Geld für Kinder sammeln und vorort übergeben. Danach fahren noch einige Ambassador vorbei, auch auf einer Südindien-Tour. Am frühen Abend bekommen wir wieder Besuch - vom Manager. Er steigt von seinem Moped und erklärt, dass er der Manager von dieser Tee-Estate ist und wir können hier nicht parken. Wir stehen aber nicht auf seinen Teebüschen, die sind doch erst hinter dem Zaun versuchen wir zu argumentieren. Macht nix, es ist sein Grund und wir sollen weg von hier, sonst kommt die Polizei. So ein Wichtwind, wir sind gerade beim Kochen vom Abendessen und überhaupt - zu mit der Tür. Unterhalte dich mit dir selbst. Als wir dann beim Abendessen sind, kommt ein Arbeiter vom Estate und fragt, was wir hier tun. Wir parken hier bis morgen und dann fahren wir weiter. Aha!! Ein Telefonat mit seinem Boss regelt dann alles - auch gut.

Hier dreht sich alles um den Tee. Damit wir den vollen Durchblick haben, besuchen wir eine Teefabrik, wo wir vom Anbau, der Ernte, dem Fermentieren und trocknen bis zum richtigem Teekochen alles erklärt bekommen. Bleiben aber trotzdem Kaffee-Trinker!!!

Über die Kardamom-Hills geht es noch, dann soll es wieder ein Ende haben mit den Bergen. Aber zuvor fahren wir noch durch den Gewürzgarten Südindiens. Neben der Straße wächst Pfeffer, Kardamom, Zimt, Vanille und Kaffee. Hier wird auch anständig Holz gemacht, manchmal auch etwas zuviel davon verladen, aber wenn der Lkw erstmal auf der ebenen Straße ist, dann ist es ja kein Problem mehr....

Im Reiseführer lesen wir von einem fast menschenleerem Strand. Hier in Indien, wo mittlerweile 1,3 Milliarden Menschen leben? Soll es hier so etwas wirklich noch geben? Und tatsächlich finden wir diesen Strand. Kilometerlanger feiner Muschelsand, gesäumt von Palmen, nur ganz wenige Touristen (es gibt hier 3 kleine Resorts) und einige Fischer Familien. Runter von der Straße und rauf auf den Strand, bis wir zwischen den Palmen in der ersten Reihe stehen. Diese Woche sind wir Mitglieder eines Fischerdorfes, denn hinter uns wohnen die Fischer mit ihren Familien in ihrem Dorf. Wenn so etwas, in ihren Augen "Außerirdisches", hier anlandet, muß man natürlich schauen kommen. Aber das legt sich relativ schnell, als sie sehen, dass auch wir Reis kochen müssen, um satt zu werden.

Jeden Morgen um 5.00 Uhr fahren die Fischer mit ihren Booten aufs Meer raus. Wenige haben ein Holzboot, die meisten besitzen einen bootsähnlichen Schwimmkörper, gemacht aus Styropor und mit Nylon überzogen. Mit bis zu einem 800 m langem Netz an Board, rudern sie auf den Ozean hinaus. Immer, wenn wir am Frühstücken sind, kommen sie zurück, oft mit gut gefüllten Netzen. Die Ehefrauen der Fischer kommen angerannt, um beim Rauslösen der Fische aus den Netzen zu helfen. Jeden Tag fangen sie die gleichen Fische - kleine Sardellen, kleine Seezungen, kleine Shrimps, manchesmal Krabben und viele Meeresspinnen, die sie aber nicht essen, sondern wegwerfen. Für 1 kg Sardinen bekommen sie 40 Rupies ( ca. 0,70 Euro). Unser Nachbar ist zufrieden und teilt uns lächelnd mit, dass er heute 400 R verdient hat. Leider sind nur einige wenige dabei, die Englisch sprechen, Malayalam - ihre Sprache, verstehen wir nicht. So bleiben unsere Konversationen auf Händen und Füßen beschränkt und die meisten von unseren neugierigen Fragen, unbeantwortet.

 

Am späten Nachmittag kommen einige Inder zum Sonnenuntergang schauen. Als sie uns sehen, ist die Sonne nicht mehr so interessant, wie Amigo, Wolfi und Apollo. Die Fragen laufen immer gleich ab:
what`s your godname? - Wolfi
countryname? Austria, ahhh Australia
profession? salesman

dogname? Franz
Franz, Franz, Franz rufen sie nun alle - Apollo hört nicht, komisch wieso denn das? Wir müssen uns bemühen, dass wir nicht zu Lachen beginnen. Die Aussprache von Franz klingt so komisch. Würden wir ihnen den richtigen Namen nennen, hört man die nächste halbe Stunde nur noch Apollo rufen - und das wollen wir unserem Hund nicht antun.

Die Fischermänner versammeln sich am Strand, hocken in Gruppen zusammen und tratschen, manche beobachten uns. Auch die Mädchen sind neugierig. Sie lächeln schüchtern, lächle ich zurück, kommen sie 1 Meter näher, der nächste Augenkontakt, lächle ich noch immer, rücken sie wieder ein Stück näher bis sie verlegen die erste Frage stellen. Dann geht alles sehr rasch. Ich bin mittendrin zwischen Tanten, Cousinen, Schwestern und Brüdern. Schnell verliere ich die Übersicht, wer mit wem, wie verwandt ist. Die Mädels sind fröhlich, singen mir Lieder vor und zeigen mir stolz ihren aus Kalendern selbstgebastelten Drachen, den sie sehr hoch steigen lassen - die Stimmung ist ausgelassen. Nach dem Sonnenuntergang gehört der Strand uns alleine, die Einheimischen sind nach Hause gegangen, die paar Touristen haben sich in ihre Resorts zurückgezogen. Wir sitzen vor dem Amigo und lauschen dem Rauschen der Wellen.

 

Eines Abends sehen wir ein Leuchten über den Palmen im Landesinneren, zuerst denken wir an ein entferntes Feuerwerk, doch als es nicht enden will, wird es wohl ein Gewitter sein. Spät am Abend hören wir dann den ersten Donner und langsam kommt das Gewitter näher, bis es wie aus Eimern schüttet. Eine Abkühlung kann nicht schaden, denn es ist ohnehin etwas warm. Plötzlich sehen wir einige Tropfen am Kühlschrank runterrinnen. Was ist denn nun schon wieder los? Ein Blick hinter die Lüftungsbleche zeigt das Elend, von den Kabeln tropft es runter. Als ich die Solarpaneele in Goa montiert habe, werde ich wohl an der Verteilerdose was gelockert haben..... Erstmals eine Müsli-Schüssel drunter stellen und abwarten.

Am nächsten Tag ist es bewölkt und windstill. Seit wir hier sind, wehte stets ein schönes Lüfterl. Wenn aber kein Wind geht, stinkt es hier ganz schön, denn alles vom Fang, was für die Fischer nicht brauchbar ist, wird rund um einige Palmen geworfen. Sogar dem Apollo graust es. Also beginnt Verena mit der Innenreinigung und kehrt "hunderte Kilo Sand" aus unserem Amigo, während ich draußen soweit alles klar mache. Es war eine schöne Zeit hier, aber alles hat einmal ein Ende.

Kollam ist unser nächstes Etappenziel und nach einer endlos langen Umleitung, bei der wir einen kompletten See umrunden, erreichen wir am Nachmittag das Gouverment Guesthouse, ein alter Kolonialbau. Am nächsten Tag ist super Wetter, das wird ausgenützt. Wäsche waschen und den Wassertank auffüllen. Abends gehen wir in die Stadt. bummeln, ein wenig shoppen und hungrig sind wir auch. Hier in Kollam ist die Hölle los, denn die CPI - die indischen Kommunisten, haben Parteitag. Sie stecken Jung und Alt in Uniform, braune Hose, rotes Hemd und rotes Barrett. Im Stechschritt marschieren sie auf die Innenstadt zu. Die Straße ist gesperrt und so haben wir eine Seite für uns und die CPI die andere. Die jüngsten gehen noch in die Grundschule, die älteren sind schon Teenager und dürfen einen Bambusstock mitführen. Wofür sie den wohl brauchen? Vielleicht um ihren Lohnforderungen Nachdruck zu verleihen?? Wir wollen es gar nicht wissen, biegen von der Hauptstraße ab und besuchen einen Supermarkt. Es wird schon finster, als wir aus dem Restaurant kommen und Blitze zucken am Himmel. Leider ist nie eine Rikscha da, wenn man eine braucht, so laufen wir stadtauswärts zum Amigo, denn dessen Fenstern stehen sperrangelweit offen. Unterwegs schnappen wir uns eine Rikscha und als wir noch etwa 200 Meter vom Auto entfernt sind, öffnet der Himmel seine Schleusen. Als wir im Amigo sind, können wir unsere Klamotten ausdrehen, bis auf die Knochen sind wir nass. Der Wasserschaden ist zum Glück nicht zu tragisch, aber es tropft wieder auf den Kühlschrank... wer hätte an so einem Tag Regen erwartet?? Auf jedem Fall steht die Müslischüssel wieder am Kühlschrank ;-) . In der Nacht werden wir noch dreimal vom Regen geweckt und auch die Luftfeuchtigkeit tut ihr übriges dazu, dass unser Schlaf nicht sehr erholsam ist. Wir reisen ab.

Raus an den Strand wollen wir, wo wenigstens ein Lüfterl weht und da Varkala nicht weit ist, erreichen wir es bald. Wir schlagen uns zum "Helipad" durch und stehen plötzlich am Rand der berühmten roten Klippen von Varkala. Am Rande eines großen asphaltierten Platzes parken wir und warten mal ab, was denn hier so passiert. Nichts - und auch nachts ist es herrlich ruhig, es weht eine schöne Brise durch die Fenster und sorgt für angenehmen Nächte. Die Strandpromenade von Varkala ist in Sichtweite und so auch der Strand, eigentlich wohnen wir hier besser als in den Hotels unter den Palmen, die keinen Wind mehr abbekommen. Fast alle Zimmer haben Klimaanlagen.

Vormittags spazieren wir am Strand entlang, an einer Kolonie Italiener vorbei, zu einem ruhigeren Abschnitt. Es gefällt uns hier sehr gut. Jeden Tag kommen Reisende aus den verschiedensten Ländern und stellen Fragen zu unserer Art von Reisen. Ob und wie es denn überhaupt möglich sei, mit dem eigenen Auto nach Indien zu fahren, wie lange wir schon unterwegs sind und wie lange wir noch reisen wollen..... Meist sind es Menschen, die auch wenigstens 3-6 Monate unterwegs sind. Gisela reist sogar schon seit 25 Jahren!!

Wir wollen aber noch weiter in den Süden und sind schon neugierig auf Kovalam, von dem wir schon einiges gehört haben. Wir versorgen uns unterwegs mit allem, was man so für eine Woche Strandleben braucht und rauschen in Kovalam ein. Ein gut gefüllter Supermarkt begrüßt uns und für Apollo hat er einen 15kg Sack Hundefutter. Frisch gebackenes russisches Brot und andere Leckereien für uns. Der Versuch ein lässiges Platzerl für unser Womo zu finden, ist nicht von Erfolg gekrönt. Wir können auswählen, zwischen einem dreckigen, staubigen Parkplatz, oder dem Hafen. Als wir dann noch den Beach mit seiner Umgebung sehen, drehen wir um und verlassen Kovalam. Wir wundern uns, warum überhaupt irgendein Tourist hierherkommt.
Aber wie immer gilt: Die Wege des Herrn sind unergründlich.


So fahren wir noch die verbleibenden Kilometer bis nach Kanniyakumari, denn auch unterwegs finden wir keine Möglichkeit an einen ruhigen Strandabschnitt zu kommen. Schade, dass wir nun Kerala verlassen, ist er doch einer der schönsten, saubersten und entwickeltsten Bundesstaaten. Er ist nicht umsonst der "Vorzeige-Staat" Indiens.

Früher als geplant erreichen wir den südlichsten Punkt Indiens, das Kap Comorin. Im Kerala House gewährt man uns einen Parkplatz und so stehen wir genau über dem Ghandi Denkmal und können das bunte Treiben, welches hier herrscht, sehr gut beobachten. Tausende indischer Touristen strömen busweise jeden Tag hierher um 2 Tempel und 2 Gedenkstättten zu besuchen.

Dann wird noch der Sonnenaufgang und der -untergang bestaunt. Ein Rundgang durch diese nicht unbedingt saubere Stadt, bringt uns zum Ursprung des erbärmlichen Geruchs, der bei flauem Wind über dem Ort liegt. Die Fischer, die hier ihre Netze leeren und reinigen, werfen den Abfall hinter die Kaimauer. Dort ist aber kein Wasser und so landen die zu kleinen Fische und anderes Meeresgetier auf den Steinen und verwesen so langsam vor sich hin. Wir haben Wetterglück!

Nach 2 Tagen haben wir alles gesehen, was es zu sehen gibt und wenden uns nördwärts. Auf der Landspitze die zu Sri Lanka hinzeigt, wurde uns von einem schönen, ruhigen Beach berichtet - dort wollen wir noch hin, um dann mit dem Strandleben von Indien abzuschließen. Es geht durch eine sehr schöne Landschaft, die Verena sofort an Rajasthan erinnert. Überall sind Tamarisken-Büsche, die für die Ziegen zurückgestutzt werden, so dass sich die Viecher an den grünen Blättern laben können. Sanddünen, die sich entlang vom Meeresufer auftürmen, werden immer wieder von Palm-Plantagen abgelöst. Mittendrin ragen unzählige Windräder zur Stromgewinnung heraus.

 

Rameshwaram ist ein indischer Pilgerort und gehört zu den heiligsten von ihnen. Wir fahren durch die Stadt und wollen bis zum Ende der Landzunge, werden aber in einem kleinen Dorf eines besseren belehrt. Hier ist die Straße zu Ende, ab hier nur noch Sanddünen, die von vielen Indern beklettert werden, die noch etwas näher an Sri Lanka heran wollen.

Nein, hier fahren wir nicht auch noch mittendurch, wir drehen um und stellen uns einige Kilometer entfernt ans Meer. Durch Dornengestrüpp geht es mit dem Amigo hindurch auf den Strand, wo wir schließlich ein schönes Fleckerl finden. Dieser Strand ist der ultimative Traum für jeden Muschelsammler, denn er ist übervoll mit den schönsten Muscheln und Schneckenhäusern. Das Wasser ist herrlich klar und der Meeresgrund so sauber wie ein Pool. Grund sind die Fischer, die einmal am Tag ein gewaltig langes Netz mit dem Boot rausfahren und dann händisch ans Ufer ziehen. So fischen sie nicht nur die Fische, sondern auch Muscheln aus dem Wasser. Schatten gibt es keinen, aber dafür haben wir ja unsere Markise. Ein Lüfterl weht angenehm durch das Haus, so kann man nicht schimpfen.

 

Indien die Ostküste

 

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