Wir verlassen den Iran über Bam und Zahedan. An der Zoll-Kontrollstelle vor Zahedan wird uns schließlich eine Polizei-Eskorte verpasst, die sich alle 40-50 km abwechselt. Bei jedem Wechsel müssen wir warten, bis die nächsten Polizisten da sind. So vergeht die Zeit und wir erreichen den Grenzort Mirjaveh zu spät. Freitags schließen die Iranis den Grenzübergang um 14.00 Uhr und so müssen wir in dem Schmugglerkaff Mirjaveh beim Tourist Hotel nächtigen. Irgendwie unverständlich das Ganze.
Zuerst wird eine Eskorte bereitgestellt, die einen begleitet,
die letzten 100 km sitzt ein junger Soldat bei uns im Auto,
auf dem Gelände vom Zollhof (direkt an der Grenze) ist es zu gefährlich,
auf dem Areal der Polizeistation darf man nicht nächtigen,
ABER, im Tourist-Hotel, wo Tür und Tor die ganze Nacht offen stehen und jedermann jederzeit reinfahren kann,
HIER ist es sicher für uns!

Am nächsten Morgen steht dann wieder ein Polizei-Pickup bereit, der uns zum 5 km entfernten Checkpost der Armee begleitet. Dort darf er dann nicht weiter und die Armee setzt uns für die weiteren 5 km bis zur Grenze einen jungen Soldaten ins Auto. Der begleitet uns durch alle Formalitäten und das in nicht einmal einer halben Stunde. So schnell haben wir noch nie eine iranische Grenze passiert. In der Abfertigungshalle warten sicher 200 Pakistani auf ihre Passkontrolle, unser Soldat geht schnurstraks auf die Glaskabine zu, wo eine Person die Pässe stempelt. 5 Minuten später sind wir wieder draußen und gehen zum Zoll, dort das gleiche Spiel. Einzig ein Zöllner direkt am Grenztor will noch ins Innere vom Amigo sehen, als er dann aber Apollo an der Tür stehen sieht, ist schon alles kontrolliert.

Das war es diesmal mit dem Iran. Wir haben, durch unsere gewählte Route, ein ganz anderes Land gesehen, als die Reisen zuvor.


Pakistan, Oktober 2011

 

Mit dem Überfahren der Grenze beamt es uns um gefühlte 100 Jahre zurück. Staub, Dreck, eine mit Schlaglöchern übersähte Piste, die Polizei hat statt Schlagstöcken zusammengedrehte Elektrokabel... Aber sie sind unkompliziert, nett und zuvorkommend, zumindest uns gegenüber. Der Zoll ist in einem Gebäude, welches vom ummauerten Zollhof umgeben ist. Hier warten wir einige Zeit, denn es ist Mittag. Den Amigo will keiner sehen, auch gut. Zu unserer Sicherheit soll uns ein Gunman die nächsten 250 km begleiten, er würde in unserem Auto mitfahren und wir sollten dann seine Rückfahrkarte mit der Eisenbahn bezahlen. Solche Schurken, die Eisenbahn fährt alle 2 Wochen und das Ticket kostet 350,- Rupee. Wollen sie uns vielleicht ein wenig Geld abnehmen und ihm eine Woche Urlaub geben?

Wir lehnen dankend ab und so gibt es erneute Verhandlungen. Genau in diesem Moment fährt ein Suzuki Jeep aus England auf den Zollhof. Nun sind wir zu zweit und ein Pickup der Polizei steht schon bereit, um uns zu begleiten, denn keiner von uns will einen Gunman im Auto haben. Wir müssen unbedingt bis Quetta durchfahren und dort in ein Hotel gehen, wird von uns gefordert. Von hier bis nach Quetta sind es aber ca. 600 km. Unser Vorschlag in Dalbandin, ca. in der Mitte der Strecke, zu übernachten wird abgelehnt. Sie wollen es doch wie jedesmal versuchen uns in Bewegung zu halten, nur nicht stehen zu bleiben. So vereinbaren wir mit dem Briten, eigentlich ein gebürtiger Pakistani, dass wir langsam fahren, um bis zum Einbruch der Nacht in Dalbandin zu sein. Wenn es finster ist fahren wir nicht mehr, punktum!

So fährt unser Konvoi nun los, vorne der Pickup, dann der kleine Suzuki, zum Schluß wir. Immer wieder deuten sie uns doch schneller zu fahren, wir aber behalten unsere 60 km/h bei und das reicht auch für diesen Straßenzustand. Sie haben verstanden, dass wir nicht schneller fahren und reihen sich am Ende ein. Keine 50 km später überholt uns der Polizei-Pickup. Sie wenden ein paar hundert Meter vor uns , winken noch zum Abschied und fahren wieder zurück zur Grenze. Nun sind wir alleine.

In Dalbandin haben wir schon zweimal beim Gouvernment-Guesthouse geparkt und das wird hoffentlich noch stehen. Als wir Dalbandin erreichen ist es bereits stockfinster. Es ist verdammt gefährlich hier in der Dunkelheit zu fahren. Wir sind heilfroh, dass wir das Guesthouse ohne Zwischenfälle erreichen und uns bei ihnen einparken können. Verena macht Spaghetti Bolognese und Rajeev geht zum Markt um sich Essen für sich und seine Familie zu besorgen. Als er zurück kommt, erzählt er von einem Unfall der sich soeben vor seinen Augen ereignete. Ein Autofahrer hat einen Radfahrer richtig abgeschossen und das mitten im Ortsgebiet. Zum Glück hat der Radfahrer überlebt.

 

Rajeev ist mit seiner Frau und seinen 2 Kindern unterwegs. Sie sind vor 2 Wochen in England weggefahren und wollen bis Jänner unterwegs sein. Die Scheiben vom Suzuki sind mit Vorhängen ausgestattet, dass man gar nicht sieht was sich drinnen verbirgt. Er spricht mit den pakistanischen Polizisten nur englisch, denn wenn sie erfahren würden, dass er ein Landsmann sei, würde der Zirkus so richtig losgehen. Niemals würde am Auto, oder an den Papieren etwas in Ordnung sein, aber mit einem entsprechenden Betrag würde sich wieder alles glatt biegen lassen. 11 mal ist er schon mit Fahrzeugen nach Karachi gefahren und kann daher einiges erzählen.

Wir beschließen in aller Früh loszufahren und irgendwo unterwegs zu frühstücken. Seine Kinder sind dann schon fit und wir aus der Stadt draußen, bevor der Trubel losgeht. In der Dunkelheit machen wir uns aus dem Staub und nur die Allerersten, die von der Moschee nach Hause gehen, sehen uns wegfahren. Beim ersten Checkpoint ist aber schon Schluß, zumindest für eine halbe Stunde. Da sie keine Eskorte auftreiben können, fahren wir los, denn wir wollen bis nach Quetta durchfahren. Quetta ist derzeit ein heißes Pflaster und da müssen wir nicht übernachten, lieber runter bis zur nächsten Stadt, Sibi. Ein paar Minuten später, erleben wir einen schönen Sonnenaufgang. Als es etwas wärmer wird bleiben wir dann stehen um zu frühstücken.

Die Straße ist schlecht, aber bei weitem nicht mehr so, wie sie vor 4 Jahren noch war. Es tut sich was hier in Belochistan, denn auf unserem Weg durchs Land sehen wir viele neugebaute Häuser. Einige Brunnen wurden gebohrt und sie fördern das Wasser von sehr tief nach oben, um die Felder zu bewässern. Irgendwo fällt es dann einem Checkpost ein, dass wir alleine unterwegs sind und sie geben uns einen Pickup mit Gunman mit. Als der dann prompt mit uns zu rasen beginnen will, bleibt Rajeev an einem Brunnen stehen und fragt uns, ob es uns was ausmachen würde, wenn er sich und seine Jungs baden würde. Wir haben damit kein Problem und so stellen wir uns an den Straßenrand, während die Kids eingeseift und gewaschen werden.

Die Polizisten verstehen die Welt nicht mehr. Denn immer wieder bekommen wir seit der Grenze zu hören, dass hier "Problem, Problem - dangerous area" sei, zu mehr reicht ihr englisch nicht aus.

Überall werden wir freundlich empfangen und uns fallen vom Winken fast die Arme ab. Es kommen uns hunderte, wunderschöner pakistanischer LKW´s entgegen und aus den Fahrerhäusern winken oft an die 10 Hände zum Gruß.

An den unzähligen Checkposts winken sie auch - zum Stehenbleiben. Irgendwann winken wir auch nur mehr - und fahren durch. Sie machen sich hier einen Sport mit dem Eintragen in ihre Bücher, die dann irgendwo in einer Ecke verstauben. Jede Reise werden von uns mehr Checkposts gezählt. Irgendwann sind wir dann wieder alleine, ohne Eskorte. Wahrscheinlich gehen ihnen die Autos auf diesen großen Distanzen aus. Kurz vor Quetta gibt es einen großen Checkpost und dort ist Schluß. Ab hier geht nichts mehr ohne Begleitung. Wir müssen warten bis die Eskorten kommen, denn wir brauchen nun zwei. Rajeev muß nach Quetta und wir wollen in den Süden, über den berühmten Bolan-Pass nach Sibi runter. Als nach geraumer Zeit noch immer nichts zu sehen ist von ihnen, starte ich den Amigo und alle laufen zu mir, das nützt Rajeev und fährt seelenruhig mit seinem Suzuki nach Quetta, das ja schon in Sichtweite ist. Irgendwann kommt dann unsere Eskorte und bringt uns zum Bolan Pass. Auf dem Weg dorthin sehen wir einige ausgebrannte Tanklastzüge. Im August haben sie hier einen Nachschubskonvoi für die Nato-Truppen in Afghanistan angegriffen und die Tanker in Brand geschossen.

Am Bolan Pass winken uns die Polizisten zum Abschied und wir sind wieder alleine. So ein Theater, einmal Eskorte - dann wieder keine. Durch eine tolle Kulisse fahren wir Richtung Sibi.

Aber durch die vielen Stops wird die Zeit wieder knapp und wir erreichen Sibi nicht mehr, so stellen wir uns kurz vor Einbruch der Dunkelheit zu einem Trucker Resti auf den Parkplatz. Der erste kommt uns gleich begrüßen, natürlich könnten wir hier bei ihnen schlafen, war seine Antwort auf unsere Frage. Er legt uns noch einen Stein vor den Vorderreifen, damit der Amigo in der Nacht nicht wegrollen kann... Als wir beim Essen sitzen kommen schon 2 Polizisten auf einem Motorrad daher, aber sie sprechen uns nicht an. Sie sitzen nur auf Hockern und trinken Chai. Nach dem Abendessen fallen wir müde ins Bett, es war ein langer Tag.

Keine 2 Stunden später......... es klopft an der Tür. Schlaftrunken schauen wir aus dem Fenster, ca. 15 Polizisten einer Spezialeinheit stehen vor unserem Amigo und wollen die Pässe sehen. "It`s too dangerous to sleep here." Der erste kompetente Polizist, den wir hier in Pakistan treffen. Ein Oberst, der hervorragend englisch spricht, erklärt uns, dass in 200 m Entfernung eine Polizeistation sei. Wir sollen ihnen zum Posten folgen, dort könnten wir schlafen und vor allem wären wir bei ihnen in Sicherheit. Wenn die 2 vorher im Restaurant etwas gesagt hätten, wären wir schon seit 2 Stunden dort und könnten durchschlafen...

Auf der Polizeistation findet Wolfi auch einen neuen Freund :-)

 

 

Die Straße zwischen den Bundesstaaten Sindh und Balochistan ist in einem erschreckendem Zustand. Schlaglöcher, Dreck, Staub, viel Verkehr.............

Die Polizei-Eskorte zieht sich über 2.000 km hin. Sindh und Punjab bringt man eigentlich nie mit Taliban in Verbindung, aber auch dort werden wir begleitet. Ich bin der Meinung, dass man mit Eskorte gefährlicher unterwegs ist, als ohne. Man muss sich das so vorstellen: Die Eskorte fährt mit Blaulicht und Gehupe voran. Der Copilot jagt die ganzen Verkehrsteilnehmer von der Straße, damit wir Platz haben. Die beiden Kollegen auf der Ladefläche helfen ihm dabei, unterstützt von ihren Waffen. Traut sich dennoch ein Fahrzeug zwischen die Eskorte und uns, bleiben sie stehen und schimpfen diesen Verkehrsteilnehmer. Am Ende ihres Bezirkes wartet schon die nächste Eskorte auf uns, so geht es nahtlos weiter.

Mich wundert es, dass die Einheimischen trotzdem noch so nett und freundlich zu uns sind, hätten sie doch allen Grund ärgerlich zu sein. Die Eskorte weicht nicht von unserer Seite, egal ob wir Essen kaufen gehen, oder nur schnell aufs Klo - sie sind immer dabei. Nachts, schlagen sie vor dem Amigo ihr Lager auf und patroulieren die ganze Nacht.

Am Anfang hat Wolfi konsequent bei jedem Wechsel SEINE Spielregeln erklärt:
1. Die Eskorte fährt hinter uns
2. kein Gehupe und kein Wegschubsen von anderen Verkehrsteilnehmern
3. die Schnelleren überholen lassen und nicht die 2. Spur blockieren.

Aber nach dem 20. Wechsel ist Wolfi einfach die Energie ausgegangen.

Wir erinnern uns an die Flutkatastrophe 2011. Noch immer, oder schon wieder - steht das Wasser. Noch immer wohnen viele Menschen in Zelten - die Menschen sind in Vergessenheit geraten. Es gibt dringlichere Probleme hier.

Zum Beispiel die Wirtschaft. Angeblich soll diese so schlecht sein, wie seit schon Jahrzehnten nicht mehr. Wir merken davon nicht sehr viel, außer dass Treibstoff sehr teuer geworden ist. Die meisten Privat-PKW sind auf Gas, das auch teuer, aber noch leistbar ist, umgerüstet worden.

Durch die Städte ist es einerseits immer sehr aufregend, weil es so quirllig zugeht, aber andererseits auch sehr gefährlich. In Pakistan herrscht Linksverkehr und so ist der Co-Pilot auch immer gefordert.

Es überholt uns die Highway-Petrol und fordert uns zum Stehenbleiben auf. Der Sheriff steigt aus, rückt seine Sonnenbrille zurecht, ihm fehlen nur die Cowboy Stiefel. Er geht zuerst auf die Beifahrerseite (die eben hier in Pakistan die Fahrerseite ist), sieht dann aber dort eine Frau sitzen. So entschließt er sich, zur Beifahrerseite (so meint er) zu gehen. Wolfi ist inzwischen ausgestiegen. Der Sheriff schnauzt Wolfi an: "Show me the driverlicence from the lady!" Wolfi: "Why?" der Polizist darauf: "I`m here the officer." Wolfi: "But i ask you - why!!" Officer: "She is driving a truck!" "Depperter Orsch, du Vollidiot du depperter!!" Wolfi platzt der Kragen, er dreht sich um, steigt ein und fährt los, während der zweite Polizist den Sheriff aufklärt, dass das Lenkrad auf der anderen Seite ist.

Endlich erreichen wir Islamabad. Wie gewohnt, stellen wir uns dort auf den Campingplatz. Wir sind ganz alleine und so haben wir 6 Mann Personal für uns alleine. Trotzdem müssen WIR kochen, Wäsche waschen, Rasenmähen - zumindest unsere "Parzelle" (die Mosquitos verstecken sich im langen Gras)..........also die ganze Arbeit alleine machen ;-) . Währenddessen sitzt das Personal auf den Bänken und tut...............nichts! Mr. Money, den wir schon von den anderen Besuchen kennen, ist mittlerweile schon zum Stinken zu faul. Unverständlich, wie man das gesamte Jahr nur rumsitzen und mit seinen Kollegen händchenhalten kann. Er will uns weißmachen, dass auf den Stellplätzen kein Strom ist, weil der Trafo vor dem Garten abgebrannt sei. Warum aber in den Toiletten das Licht brennt kann er sich auch nicht erklären. Wir wären über ein wenig Strom sehr erfreut, da die Sonne nur kurz zwischen den Bäumen durchkommt. Mezed, der einzige Nette von den Angestellten, sucht den Fehler, repariert ein schadhaftes Kabel und schon sind wir am Netz.

Gleich am nächsten Tag besuchen wir die indische Botschaft, um für die Visa anzusuchen. Nach ca. 3 Stunden Warten, dürfen wir in die Halle. Die Antragsformulare suchen wir hier aber vergeblich. Man muss diese nun online ausfüllen, in Ariel 9 ausdrucken und in 2 facher Ausfertigung vorlegen. Also war die ganze Warterei umsonst. Morgen ist Freitag und da hat die Botschaft schon Wochenende. So haben wir nun Zeit uns vorzubereiten. Stress haben wir ja keinen, aber der Camping ist heuer voll mit Moskitos und damit nicht sehr heimelig. Es treffen Holländer ein, die mit dem Motorrad zum Kunjerab Pass wollten, aber von der Polizei aufgehalten wurden. Sie brauchen von ihrer Botschaft ein Schreiben, dass sie den Karakorum Highway befahren dürfen. Es wird immer bunter.

Jeden Sonntag ist Markttag. Er beginnt schon weit vor dem Marktgelände, mit jeder Art von fliegenden Händlern. Zwischen den parkenden Autos wird frisches Kuttelfleck-Masala zubereitet, sitzen kann man am Gehsteig.

Hendl kaufen die Pakistani so: Ein Blick ins Hühnergehege, man gibt seinen Kilogramm-Wunsch preis. Die Hühner kommen auf die Waage, manchmal auch unters Volk, dann dauert es ein wenig, bis man die Tiere eingefangen hat. Nun steht man vor der Entscheidung, ob man das Huhn selbst tötet und rupft, oder zum Stand nebenan bringt. Zimperlich wird hier nicht umgegangen, aber mangelnde Frische kann man ihnen nicht vorwerfen.

Die Menschen in Islamabad sind nett, aber reserviert, wir interessieren keinen. Wie eben in unseren Großstädten auch. Soll auch gut sein. Nach einer Woche in Islamabad werden wir aber schon von sehr vielen begrüßt, wenn sie uns im Aapara Market erblicken und ein Lächeln huscht über ihre Gesichter. Wer kann ihnen das anfängliche Misstrauen, vorwerfen? Wir nicht, wir wissen in welch schwieriger Lage sich dieses Land befindet und erst recht seine Bewohner. Nicht alle, der ca. 160 Millionen Einwohner, sind Terroristen. Aber sie haben leider doch mehr als genug davon. Mukti, aus Oberösterreich, treffen wir auch am Camping. Er wird in Rawalpindi seinen VW-Syncro bemalen lassen. Seit dem Sommer ist er in Pakistan und hat die Zeit in den Bergen verbracht, aber nun geht es wieder zurück nach Österreich.

Wir probieren einige Restaurants, oder besser gesagt Essensstände durch, von denen es in Islamabad genug gibt. Verenas Favorit ist das Chicken-Tikka, gegrilltes Hühnchen scharf gewürzt. Mein Favorit ist MUTTON KARAI, ein Traum. Lammfleisch, Tomaten Zwiebel und Fett, dazu noch ein paar Gewürze, das ganze in einen Stahlwok und für ca. eine Stunde auf die Gasflamme, das war´s. Dazu ein paar Roti, oder Naan. Sehr lecker war auch das Brain Masala (Hirn), von der Kuh.

 

Am Montag stehen wir um 09.00 Uhr bei den Indern auf der Matte und kommen als erste an die Reihe. Sie geben uns 6 Monate Visum und am Donnerstag können wir die Pässe abholen kommen. Na das geht ja wunderbar, wir sind voll happy!! Haben wir doch schon des öfteren gehört und gelesen, dass die Inder nur mehr selten 6 Monate Visa erteilen. Ab und zu muß man auch Glück haben. Ein Franzose und ein Russe, die auch am Camping wohnen, bekommen leider nur 3 Monate.

Wir drehen noch eine Runde mit unseren Fahrrädern durch das Botschaftsviertel. Danach noch ins Regierungsviertel, hier radeln wir auf einer 4 spurigen Prachtstraße dahin. Ganz untypisch für das Land, haben wir hier mindestens eine Spur für uns alleine. Im restlichen Pakistan muß man immer mit dem Schlimmsten rechnen, wenn man mit dem Radl unterwegs ist. Es gibt aber nicht allzu viel zu sehen hier in Islamabad, wahrscheinlich hat Österreich deshalb keine Botschaft hier. Wir wollten uns am 26. Oktober (österr. Nationalfeiertag) auf Schweinsbraten mit Knödel und Sauerkraut in der Botschaft einfinden, aber leider...

Statt dessen radeln wir auf den Aussichtspunkt, wo sich der ehem. Präsident ein schönes Denkmal erbaut hat. Es ist hier nicht üblich, dass Frauen auf Fahrrädern sitzen und so verursachen wir so manche brenzlige Situation...

Es wird nun Zeit, dass wir hier wegkommen, alle Arbeiten sind erledigt. Den Amigo abschmieren, die Öle kontrollieren, Tankgeber nochmals einkürzen - passt nun hoffentlich, Fenster putzen und innen alles durchreinigen. Wasser wird noch vollgetankt und auf geht´s, wir wollen uns das Rothas Fort ansehen. Als wir dort eintreffen gibt schon ein Angestellter unser Kennzeichen über Telefon weiter, wir haben schon so eine Vorahung. Am nächsten Morgen wollen wir das riesige Fort besichtigen. Als es zu dämmern beginnt, treffen 2 Gestalten (eine Uniform haben die wenigsten an) auf dem Platz ein.
Police: "Police - only one minute, please show me your ID.
Wolfi: "Why?"
P: "We want check your visa"
W: "Do you think i would drive trough hole pakistan without visa?""Where is your uniform?"
P: "We are from special branch"
"AHA"
So hole ich meinen Pass und der schlauere der Beiden beginnt zu schreiben. Es dauert eine geraume Zeit - er ist nicht sehr geübt. Als er noch den Teil abschreiben will, der nur für den Computer gedacht ist, nehme ich ihm den Pass weg.
P: "Lady passport?"
W: "I´ll write her passportnumber, cause i wrote allready hundred times"
P: "you have email-adress?"
W: "No"
P:"Why not?"
W:"Don´t need it"
P: "Can i see your mobile?"
W: "We don´t have mobile"
P: "No mobile?"
W: "Yes, no mobile"
P: "Everybody has mobile!"
W: "We don´t have!"
P: "You have camera?"
W: "Yes, we have camera"
P:
" I want to see it!"
W: "No!"
P: "Why not?"
W: "Because it is privat, it is my camera and i will not show you!" "Anything else, the minute is gone?"

P: "Here is very dangerous place!"
W: "Here beside the village? We don´t believe, it is fine here. We´ll visit Fort Rothas tomorrow and than we leave to lahore. OK?"
P: "OK"

Das wars, oder doch nicht? Bis jetzt sind immer mehrere Streifen gekommen, die neugierig waren und nichts lieber tun, als in den Pässen zu blättern. Mittlerweile ist es dunkel und es spazieren einige Leute vom naheliegenden Dorf zum Fort und zurück. 2 Männer setzen sich zu mir, einer spricht gut englisch und so quatschen wir drauflos. Er dient bei der pakistanischen Armee, so wie sein Vater auch schon, und hat nun Urlaub. Der andere fährt Lkw und ist seit 2 Jahren verheiratet, er wohnt gleich nebenan. Irgendwann kommen wir dann auf Cricket zu sprechen, das ja der National Sport ist. Was wir denn in Austria spielen? Fußball, aber auch nicht berühmt. Sie meinen dann, dass die Pakistani keine Fußballer seien, weil sie vom vielen rumsitzen keine g´scheiden Oberschenkel hätten... Es ist sehr unterhaltsam und wir scherzen noch eine Weile rum, bis das Essen fertig ist.

Nach dem letzten Bissen, klopft es erneut an der Tür? W: "YES?"
P: "Police, open the door"
W: "We don´t wont police, chello!"
UPPS, es ist ruhig draußen. Mit dem haben sie nicht gerechnet, denn normalerweise sagen SIE zu allen "chello - verschwindet".
P: "We want to check your passport!"
W: "No, special branch checked allready, thank you, see you tomorrow"

Tatsächlich haben sie uns verlassen. Nach dem Abwasch setzten wir uns noch raus auf die Treppe und genießen wieder einmal einen Platz ohne Moskitos, auch ist es noch angenehm warm hier. Wir lauschen einem entfernten Trommeln, hören ein Singen und glauben einer Hochzeitsfeier zu lauschen. Es ist aber ein Sufi-Abend in einem Mausoleum in der Nähe, wie wir am nächsten Tag erfahren...Wir wollen gerade ins Bett gehen, da bekommen wir wieder Besuch. Ja, es ist wieder unser Freund und Helfer. Diesmal sind sie zu viert und wollen, dass wir mit ihnen in die Stadt fahren, denn hier ist eine "special dangerous area." Höflich, aber bestimmt teilen wir ihnen mit, das wir nicht in der Nacht auf den kaputten Straßen fahren werden, denn das ist ja viel gefährlicher, als hier im Dorf zu Campieren. Sie könnten ja die 2 Kollegen mit dem Motorrad hier lassen, denn ob sie hier Wache schieben und auf uns aufpassen, oder in der Stadt, ist schon egal. Wir schreiben noch unsere Daten in ihr Buch und wünschen ihnen eine gute Nacht und uns keine Störungen mehr bis morgen. In Freundschaft verabschieden wir uns alle. 2 Wachen werden auf dem Platz gelassen und irgenwann ist dann endlich Ruhe.

Das Rothas Fort ist eine riesige Anlage, die angeblich nie eingenommen wurde. Zum Schutz für den Handelsweg zwischen Peshawar und Kalkutta wurde es strategisch günstig erbaut. Es wurde aber aufgegeben, weil sich die Grenzen verschoben hatten und ein neues Fort gebaut wurde, seitdem verfällt es langsam. Bis zu 18 m hohe Mauern mit vielen Türmen, Toren und Bastionen gibt es zu sehen. Mitten im Fort steht heute ein Dorf.

Das letzte Ziel und auch unsere letzte Nacht in Pakistan verbringen wir in Lahore. Wir wollen uns die berühmten Shalimar Gärten ansehen. Einst waren es drei Gärten, die über die Stadt verteilt angelagt waren - einer ist übrig geblieben. Von einer hohen Mauer umgeben ist er auf 3 Etagen angelegt und ca. 10 Hektar groß. Er muß einmal wunderschön gewesen sein, man kann es aber nur mehr erahnen. Seit vielen Jahren ist es ein "Weltkultur-Erbe". Die Renovierungsarbeiten gehen nur sehr schleppend voran und viele Besucher des Gartens tun ihr übriges dazu.

Die Grenze zu Indien ist nicht weit entfernt und durch etwas "Geldwechseln" beim Zöllner brauchen wir keine halbe Stunde für die Ausreise.

Noch eine Anmerkung zu Pakistan:

Aus den Medien kennt man Pakistan nur durch negative Berichte. Die meisten werden dieses Land nur mit Taliban, Terrorismus, Entführungen und Anschlägen in Verbindung bringen. Es stimmt ja auch zu einem gewissen Teil. Seit Jahrhunderten ist diese Region umkämpft, das hat sich bis heute nicht geändert und es wird sich so schnell auch nicht ändern. Man sollte wissen, das die pakistanische Regierung nicht im ganzen Land die Kontrolle über hat - und das ganz offiziell. Es gibt einige sogenannte "Tribal areas", das sind Gebiete, in denen die Clan-Führer seit Generationen die Macht ausüben, die Polizei hat hier nichts zu melden. Diese Gebiete befinden sich entlang der Grenze zu Afghanistan. Es ist größtenteils eine schlecht zugängige Bergregion, das kommt den Taliban zugute. Von hier aus führen sie ihre Operationen durch. So passiert es auch, dass Touristen gekidnappt werden. Heuer im Sommer wurde ein schweizer Pärchen von den Taliban entführt, sie sind leider noch immer in deren Gewalt. Man muß dazu sagen, dass sie in einer der "Tribal areas" unterwegs waren. Wir verstehen nicht, warum sie dorthin fahren durften.
>>Anfang 2012 konnten die beiden Schweizer flüchten.<<
Einerseits ist es verständlich, dass die Touristen eskortiert werden, vor allem in der Provinz Balochistan. Balochistan ist wild und rauh, fast alle sind bewaffnet. Diese Provinz ist so ganz anders als das übrige Pakistan. Seit Jahren wollen sie sich abspalten und dementsprechend "vernachläßigt" werden sie auch. Die Balochen sind ein sehr stolzes Volk, Gastfreundschaft hat oberste Priorität. Für uns sind diese Menschen eine der freundlichsten in ganz Pakistan. Nicht die Balochen sind der Grund weshalb wir eskortiert werden, sondern weil sich hier die Taliban verstecken. Genau in dieser Gegend hatten wir aber nur einige wenige Eskorten.... keiner weiß wieso.
Andererseits verstehen wir nicht, dass wir in den anderen Provinzen, die von den ganzen Problemen auch nur aus den Medien erfahren, rund um die Uhr eskortiert werden. Hier zeigt sich Pakistan von einer ganz anderen Seite. Die Hauptstraßen sind im ordentlichen Zustand, überall wird gebaut. Die Menschen sind beschäftigt mit ihrer Arbeit und wir werden beim Durchfahren eigentlich nicht so sehr wahrgenommen. Nun kommen wir aber mit einer Polizei-Eskorte daher, die alle anderen Verkehrsteilnehmer von den Straßen scheucht. Sie düsen mit uns mit Vollgas durch die Dörfer und Städte, um uns und allen Pakistani ihre Macht zu demonstrieren. Sie begleiten uns überall hin mit, auch in die Küchen der Restaurants. Während wir uns das Essen aussuchen, greifen sie unverschämt zu und "fressen" die besten Stücke direkt aus den Kochtöpfen. Bezahlen ist für sie ein Fremdwort. Deshalb ist es für uns ein Greuel, wenn sie uns auf einen Tschai, oder ein Essen einladen wollen - bezahlen muß der Besitzer vom Restaurant. Eigentlich sind genau diese Polizisten das Problem hier im Land. Sie und die vielen korrupten Politiker, die allesamt eskortiert werden, von bis zu 3 Polizeiautos. Je größer der Gauner, desto mehr Schutz braucht er.
Wie ein altes Sprichwort sagt: Gleich und Gleich gesellt sich gern!
Noch ein Extra: Wir haben gehört, das die pakistanischen Polizisten eine Zulage bekommen, wenn sie mit Ausländern Kontakt haben, bzw. für ihren Schutz sorgen (ist ja auch OK und gerechtfertigt). Das sich dann aber jeder Posten eine Schranke und 2 Speedbreaker aufbaut, um die Ausländer zum Anhalten und Ausfüllen von einer Zeile in ihrem Buch zu bewegen, geht wohl ein wenig zu weit. Deshalb auch der sich immer mehr aufschaukelnde Ärger über diese uniformierten Abzocker, unsererseits und von vielen anderen Reisenden. Wir fahren nun zum fünften Mal durch Pakistan, interessanterweise haben wir immer von West nach Ost eine Eskorte, auf der Heimreise vom Osten kommend, hat uns noch nie jemand begleitet.

Momentan kann man sich im Land nur sehr eingeschränkt fortbewegen, was wir sehr schade finden, denn dieses Land hat landschaftlich wie auch gastfreundschaftlich sehr viel zu bieten.

 

Zur Aufheiterung nach den trüben Gedanken und Worten: Wir machten uns zuhause Gedanken, WIE wir unsere Abschleppstange WO anbringen. WELCHEN Durchmesser die Augen haben sollten, WELCHE Wandstärke und WIE lang das Formrohr sein sollte. Hier in Pakistan finden wir die ultimative Lösung!!


Den Abschlepp-Reifen!!

 



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